Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

[meisterlampe1989]

Crazy Heart

Oscarrolle von Jeff Bridges. Und ja, man muss sagen, dass er den abgeranzten Countrysänger, der die beste Zeit hinter sich hat und nur noch in Bars und Bowling-Centern spielt, wirklich sehr gut und glaubwürdig darstellt. Alkoholiker ist er natürlich auch. Allerdings plätschert der Film so ein wenig dahin, es kommt kaum Spannung auf. Er verliebt sich in eine junge Journalistin, die von Maggie Gyllenhaal gespielt wird, aber da stimmt die Chemie nicht so ganz.
Highlight sind die Szenen, in denen Jeff Bridges tatsächlich auf der Bühne steht und singt.

Die Themen des Films, also ob man etwas abhaken kann, über seinen eigenen Schatten springt, sein Ego runterschluckt. Das alles wird nur oberflächlich angekratzt.

Kann man machen, aber muss man nicht.

Rush

Bis auf einige Jahre Anfang der 2000er, war ich nie ein großer Fan der Formel 1. Ehrlich gesagt interessiert mich die Formel 1 seit Schuhmacher nicht mehr bei Ferrari fährt überhaupt nicht mehr. Allerdings habe ich über diesen Film so viel gutes gehört, dass ich ihn nachholen musste. Und: Es hat sich gelohnt!
Es wird die Rivalität der Rennfahrer Niki Lauda, der von Daniel Brühl gespielt wird und James Hunt, der von Chris Hemsworth gespielt wird beleuchtet. Angefangen von ihren ersten Begegnungen 1970 in der Formel 3 und dann mit besonderen Fokus auf die Formel 1 Saison 1976, in der Lauda seinen schweren Unfall hatte.
Zu meiner großen Überraschung geht der Film weit über einen Sportfilm hinaus und schafft ein universelles Drama darüber, wie weit man gehen kann und sollte, um seine Ziele zu erreichen.
Ich fand es hochspannend, obwohl der Ausgang, weil es sich ja um Geschichte handelt, von vorneherein klar ist. Die schauspielerischen Leistungen, besonders Daniel Brühl, sind ausgezeichnet. Obwohl ein mit österreichischen Akzent englischsprechender Brühl anfangs gewöhnungsbedürftig ist.
Es wird auch keine Seite eingenommen, beide Fahrer werden respektiert, es wird kein (wie so oft in Sportfilmen) Underdog schlägt Favoriten Pathos aufgebaut. Es geht um zwei Menschen, die sich zwar in großer Antipathie, aber auf Augenhöhe begegnen und sich dann letztendlich auch respektieren.

Besonders der Unfall wird wirklich beklemmend dargestellt und bei der Tortur danach im Krankenhaus, bei der bei vollem Bewusstsein verbrannte Teile der Lunge abgesaugt werden, krümmt man sich vor dem Bildschirm selbst zusammen.

Ich habe mich mit dem Leben der beiden nie beschäftigt, deswegen kann ich nicht die Authentizität abschließend beurteilen.War Lauda wirklich der professionelle Perfektionist, das Ingenieurs-Genie und der gute Geschäftsmann? Der treue Ehemann? War Hunt wirklich der rauchende, saufende Lebemann, der alles eher nach Gefühl macht? Aufgrund der hohen Qualität des Films vertraue ich aber darauf, dass hier nicht zu viel Legendenbildung betrieben wurde.

Absolute Empfehlung.

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Der lief bei mir lange unter "Finchers schwarzes Schaf" und "Oscar-Bait". Aber ich dachte mir: Den musst du auch mal gesehen haben. Und ja, es ist kein Meisterwerk, aber es ist ein guter Film. Natürlich muss man die visuellen Effekte hervorheben, die auch heute noch ziemlich klasse sind. Allein die Prämisse eines Mannes, der alt geboren wird und dann immer jünger wird darzustellen, ohne dass es lächerlich wird, ist bereits eine große Leistung.
Über die Schauspielleistungen eines Brad Pitt, einer Cate Blanchett oder Tilda Swinton brauchen wir nicht reden; das ist höchstes Niveau.
Der Film ist aber zu lang und hat somit deutliche Längen. Außerdem schafft er den Spagat zwischen Unter- und Übererklärung nicht. Es trifft nämlich eher ersteres ein. Die Metapher einer rückwärts laufenden Bahnhofsuhr ist zwar poetisch, aber warum reagiert man so wenig auf sowas unfassbares wie ein Mensch, der immer jünger wird? Die wissenschaftliche Seite, wird zugunsten der Liebesgeschichte komplett ausgeblendet. Fincher will hier die Magie bewahren, aber macht das zum Preis der Glaubwürdigkeit seiner Figuren. Und in diesem Film wird an einigen stellen zu deutlich versucht Emotionen zu wecken.Es ist fast schon ein wenig kitschig.
Ich bin allerdings ein Sucker für Kriegen-Sie-Sich Liebesgeschichten, deswegen hat der Film bei mir trotzdem funktioniert. Und allein die Prämisse verpflichtet ja zu einer Konsequenz am Ende.

Ich kann schon verstehen, dass manche Kritiker dem Film das Prätentiöse vorhalten, er suggeriert an manchen Stellen deutlich mehr Gewicht, als er eigentlich hat. Aber ich finde ihn sehenswert.

[flowseven]

The Disaster Artist

Niemand guckt "The Room" und vergisst den Film. Der beste schlechteste Film ever (oder vice versa) ist im Jahr 2018 schon kult, aber die Entstehungsgeschichte ist wohl weniger bekannt. Klar gibt es teilweise recht typischen Franco/Rogan Humor, aber "The Disaster Artist" ist viel mehr als ein gut aufgelegter Franco der Overacting betreibt und sich über den skurrilen Schöpfer Tommy Wiseau lustig macht. Im Kern ist es ein Film über Freundschaft und Träume. Franco versucht gar nicht die Vergangenheit von Wiseau aufzurollen und lässt Wiseau eine mystische Figur sein, welche nicht viel mit einem Otto Normalbürger zu tun hat. Tommy ist nicht greifbar und gleichzeitig liebenswert und furchterregend. Franco spielt die gesamte Palette überragend. Auch sein Bruder mit dem er das erste mal vor der Leinwand steht, macht seinen Job hervorragend. Es ist eine Geschichte wie sie eigentlich nur im Kino existieren kann und all jenen Mut macht, die gescheitert sind im ersten Anlauf bei was auch immer...

Unbedingt den Abspann anschauen

8.5-10

[mausdoadschmatza]

Blade of the Immortal

Der hundertste Film von Takashi Miike ist nach 13 Assassins wieder einmal eine Adaption im Samurai Setting. Diesmal von einer langlaufenden Manga-Vorlage, die bereits als Anime umgesetzt worden war. Ein unsterblicher Krieger, verschrien als Hundertmann-Mörder, wird von einem Mädchen angeheuert, die Mörder ihres Vaters zu finden und zu töten. Der Film ist irgendwie kurzweilig und langatmig zugleich. Die Story ist simpel. Die übernatürliche Prämisse wird früh offen gelegt, aber der Funke will nicht so ganz überspringen.

Das Problem ist, dass sich die Massenschlachten am Anfang und Ende relativ schnell abnutzen. So werden zwar verschiedene Varianten von Schlagwaffen verwendet, aber wenn sich der Protagonist 20 Minuten durch 100 Angreifer schnetzelt wird es schnell ermüdend. Es wirkt einfach seltsam, wenn die Gegner trotz ihrer Überzahl nie einen Stich landen können. Die Kämpfe dazwischen sind gut inszeniert, aber es fehlt einfach das Besondere. Eine emotionale Bindung ist nicht wirklich vorhanden, die Synchro des Mädchens nervt (wobei eh nicht so viel geredet wird).

Der ganze Film wirkt handwerklich sauber und routiniert inszeniert, wie man es von einem Regisseur, der 100 Filme gemacht hat erwarten kann, aber auch nicht mehr.

[Brahlam]

Blade of the Immortal
...
Der ganze Film wirkt handwerklich sauber und routiniert inszeniert, wie man es von einem Regisseur, der 100 Filme gemacht hat erwarten kann, aber auch nicht mehr.

Hätte mal wieder Lust auf so einen Film, aber empfehlenswert scheint der nicht zu sein. Kannst du etwas anderes in der Richtung empfehlen das man im "Mainstream" vielleicht nicht kennt?

[Pommesbudenpate]

Blade of the Immortal
...
Der ganze Film wirkt handwerklich sauber und routiniert inszeniert, wie man es von einem Regisseur, der 100 Filme gemacht hat erwarten kann, aber auch nicht mehr.

Hätte mal wieder Lust auf so einen Film, aber empfehlenswert scheint der nicht zu sein. Kannst du etwas anderes in der Richtung empfehlen das man im "Mainstream" vielleicht nicht kennt?

Eine Empfehlung die ich hier äußern könnte wäre Sword of Doom von Kihachi Okamoto.
Ist zwar ein etwas älterer Film, aber meiner Meinung nach ist er super gealtert und ein Muss für jeden der Samurai Filme mag. Es gibt dort auch zwei Kampfszenen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie Chan Wook Park bei seiner ikonischen Kampfszene in Oldboy inspiriert haben.

[mausdoadschmatza]

Blade of the Immortal
...
Der ganze Film wirkt handwerklich sauber und routiniert inszeniert, wie man es von einem Regisseur, der 100 Filme gemacht hat erwarten kann, aber auch nicht mehr.

Hätte mal wieder Lust auf so einen Film, aber empfehlenswert scheint der nicht zu sein. Kannst du etwas anderes in der Richtung empfehlen das man im "Mainstream" vielleicht nicht kennt?

Um das einzuordnen, ich schaue halt teils 1-3 Filme dieser Art im Monat an und entsprechend hat mich der Film nicht so sehr begeistern können. Das ist dann aber auch ein gewisser Abnutzungseffekt. Wenn man eher weniger anschaut kann man sich den schon geben, er ist ja beileibe nicht schlecht. Wenn dir der Trailer zusagt machst du bestimmt nichts falsch. Alternative Meinung dazu wäre z.B. hier https://www.youtube.com/watch?v=Q0RXH18KZZA

Was mir in der letzten Zeit ganz gut gefallen hat, war z.B. Mulan von 2009 oder auch die Rurouni Kenshin Triologie. War of the Arrows hat mehr den Fokus auf Bogenschützen. Im Zweifelsfall würde ich 13 Assassins von 2010 vorschlagen.

[Rince81]

The Disaster Artist

Niemand guckt "The Room" und vergisst den Film. Der beste schlechteste Film ever (oder vice versa) ist im Jahr 2018 schon kult, aber die Entstehungsgeschichte ist wohl weniger bekannt.

Bei mir gab es am Wochenende tatsächlich The Room in einer Mitternachtsvorstellung und es war unvergesslich. Den Film im Kino unter begeisterten Fans zu sehen ist ein einmaliges Erlebnis. Disaster Artist folgt am Ende der Woche.

[Brahlam]

...

Ok, danke für die Tipps. Mal schauen was ich davon am Wochenende auftreiben kann.

[flowseven]

The Disaster Artist

Niemand guckt "The Room" und vergisst den Film. Der beste schlechteste Film ever (oder vice versa) ist im Jahr 2018 schon kult, aber die Entstehungsgeschichte ist wohl weniger bekannt.

Bei mir gab es am Wochenende tatsächlich The Room in einer Mitternachtsvorstellung und es war unvergesslich. Den Film im Kino unter begeisterten Fans zu sehen ist ein einmaliges Erlebnis. Disaster Artist folgt am Ende der Woche.

Cool Bin gespannt wie dir Disaster Artist gefallen wird

Three Billboards Outside Ebbing Missouri

Einfach nur WOW! Vor der Zweitsichtung im Heimkino sollte ich den Superlativ eigentlich nicht verwende, aber für mich ist es einer der besten Filme der Dekade! In Bruges ist einer meiner Lieblingsfilme und 7Psychos hat mich damals sehr enttäuscht. Hab McDonagh schon abgeschrieben und lag damit komplett falsch. Three Billboards schafft es in jedem Moment, egal ob in den Lustigen oder in den Emotionalen absolut perfekt zu sein. Ich hab keine Ahnung wie er der Spagat hinbekommen hat, aber nicht ein Joke oder eine ruhige Szene wirkt gekünstelt. Die Charaktere sind so gut ausgearbeitet wie kaum in einem anderen Film und kein einziger Twist im Film wirkt "Nolanisch" konstruiert. Auch die musikalische Untermalung ist wie auch die schauspielerische Leistung absolut superb!

10-10

[bluttrinker13]

Geht man auf Netflix - auf einmal ist dort Cloverfield 3 groß zu sehen! Yay!

Jetzt muss nur noch das blöde Superbowlgame endlich zuende gehen, dann kann man sich gleich den nächsten Teil der "Reihe" reinziehen. Ich bin gespannt...

[meisterlampe1989]

Geht man auf Netflix - auf einmal ist dort Cloverfield 3 groß zu sehen! Yay!

So sollte das Valve auf Steam auch mit HL 3 machen

Tschick

Nach "Der Nachtmahr", "Toni Erdmann" und "Einsamkeit, Sex und Mitleid", hatte sich das deutsche Kino in meinem Ansehen deutlich rehabilitiert. Da dachte ich mir, ich schaue mir mal "Tschick" an. Ich kenne die äußerst beliebte Buchvorlage leider nicht. Allerdings kann das manchmal dazu führen, dass man den Film einer Buchvorlage etwas mehr genießen kann, weil man nicht ständig Vergleiche zieht

Ich fand den Film - und das muss ich leider so deutlich sagen - ziemlich mies. Ich war richtig enttäuscht.

Es geht um einen jugendlichen Außenseiter, Tristan, an einem Berliner Gymnasium, der sich in ein Mädchen verliebt hat. Aber keiner nimmt ihn so richtig wahr und er wird meist als "Psycho" bezeichnet. Eines Tages bekommt er einen neuen Mitschüler namens Tschick, ein Deutsch-Russe. Dieser ist der totale Asi und kommt meistens stockbesoffen zur Schule. Er wird sein Sitznachbar und die beiden Freunden sich, da sie beide das Außenseitertum gemeinsam haben, an. Tschick klaut in den Sommerferien einen Lada und die beiden beginnen einen Road Trip voller absurder Ereignisse.

Zunächst einmal das Positive: Der Film ist sehr gut gedreht. Ziemlich satte Farben, schöne Naturaufnahmen. So... und das war es auch schon mit dem Positiven.

Ich finde zwei Sachen wirklich richtig schlecht.

1. Das Drehbuch. Und das überrascht mich sehr, weil mit Fatih Akin jemand mit am Drehbuch saß, der das eigentlich kann. Das Pacing ist eine Katastrophe. Der Anfang zu lang für die kurze Laufzeit, der Mittelteil würde gehen, wenn das Ende nicht so abgehackt wäre.
2. Die darstellerische Leistung der beiden Jungs ist einfach nicht gut. Außerdem stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht. Alles wirkt sehr sehr hölzern, als wenn die beiden einfach nur Sätze nebeneinander aufsagen.
Für sich betrachtet sind die Sätze, die die beiden sprechen schön natürlich geschrieben und manchmal sogar ziemlich kreativ. Aber die beiden spielen eben nicht miteinander, sie sagen auf.

An manchen Stellen sind sie sogar richtig unglaubwürdig, weil z.B. als viel zu dumm dargestellt werden. Welcher 15-Jährige Gymnasiast ist so blöd eine Pizza mit einem Feuerzeug zu erhitzen?

Man merkt auch, dass Akin nicht schafft Eigenarten der Charaktere aus dem Buch zu übernehmen. Tschick sagt nach vielen Sätzen seines Gegenübers laut "UNNÖTIG!", wenn ihm das Gesagte missfällt. Das kann man in einem Buch machen, im Film nervt es irgendwann.

Der Film schafft es nicht emotionale Spannung aufzubauen. Ich weiß absolut nicht, warum die beiden jetzt auf einmal so dicke Freunde sind.

Es gibt genau eine einzige Figur, die mich berührt hat und die wird auch noch als Plotdevice missbraucht. Nämlich Isa, hervorragend gespielt von Mercedes Müller. Sie lebt auf einem Schrottplatz und schließt sich den beiden für eine kurze Zeit an. Ihr Charakter darf dafür herhalten, dass Tristan seine ersten zarten sexuellen Erlebnisse hat. Dann ist sie samt ihrer Backstory (sie will zu ihrer Halbschwester in Tschechien) einfach wieder aus der Story raus und wird nie wieder erwähnt. WTF?!

Vielleicht ist das Buch besser. Das werde ich sicher auch noch irgendwann lesen, es soll ja ein moderner deutscher Klassiker sein. Aber den Film kann ich nicht weiterempfehlen.

[bluttrinker13]

So sollte das Valve auf Steam auch mit HL 3 machen

Des wär so schön... Obwohl ich es dann aufgrund Beinahe-Herzinfarkts eventuell gar nicht mehr genießen könnte.

[akaTwoFace2309]

Geht man auf Netflix - auf einmal ist dort Cloverfield 3 groß zu sehen! Yay!

So sollte das Valve auf Steam auch mit HL 3 machen

Tschick

Nach "Der Nachtmahr", "Toni Erdmann" und "Einsamkeit, Sex und Mitleid", hatte sich das deutsche Kino in meinem Ansehen deutlich rehabilitiert. Da dachte ich mir, ich schaue mir mal "Tschick" an. Ich kenne die äußerst beliebte Buchvorlage leider nicht. Allerdings kann das manchmal dazu führen, dass man den Film einer Buchvorlage etwas mehr genießen kann, weil man nicht ständig Vergleiche zieht

Ich fand den Film - und das muss ich leider so deutlich sagen - ziemlich mies. Ich war richtig enttäuscht.

Es geht um einen jugendlichen Außenseiter, Tristan, an einem Berliner Gymnasium, der sich in ein Mädchen verliebt hat. Aber keiner nimmt ihn so richtig wahr und er wird meist als "Psycho" bezeichnet. Eines Tages bekommt er einen neuen Mitschüler namens Tschick, ein Deutsch-Russe. Dieser ist der totale Asi und kommt meistens stockbesoffen zur Schule. Er wird sein Sitznachbar und die beiden Freunden sich, da sie beide das Außenseitertum gemeinsam haben, an. Tschick klaut in den Sommerferien einen Lada und die beiden beginnen einen Road Trip voller absurder Ereignisse.

Zunächst einmal das Positive: Der Film ist sehr gut gedreht. Ziemlich satte Farben, schöne Naturaufnahmen. So... und das war es auch schon mit dem Positiven.

Ich finde zwei Sachen wirklich richtig schlecht.

1. Das Drehbuch. Und das überrascht mich sehr, weil mit Fatih Akin jemand mit am Drehbuch saß, der das eigentlich kann. Das Pacing ist eine Katastrophe. Der Anfang zu lang für die kurze Laufzeit, der Mittelteil würde gehen, wenn das Ende nicht so abgehackt wäre.
2. Die darstellerische Leistung der beiden Jungs ist einfach nicht gut. Außerdem stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht. Alles wirkt sehr sehr hölzern, als wenn die beiden einfach nur Sätze nebeneinander aufsagen.
Für sich betrachtet sind die Sätze, die die beiden sprechen schön natürlich geschrieben und manchmal sogar ziemlich kreativ. Aber die beiden spielen eben nicht miteinander, sie sagen auf.

An manchen Stellen sind sie sogar richtig unglaubwürdig, weil z.B. als viel zu dumm dargestellt werden. Welcher 15-Jährige Gymnasiast ist so blöd eine Pizza mit einem Feuerzeug zu erhitzen?

Man merkt auch, dass Akin nicht schafft Eigenarten der Charaktere aus dem Buch zu übernehmen. Tschick sagt nach vielen Sätzen seines Gegenübers laut "UNNÖTIG!", wenn ihm das Gesagte missfällt. Das kann man in einem Buch machen, im Film nervt es irgendwann.

Der Film schafft es nicht emotionale Spannung aufzubauen. Ich weiß absolut nicht, warum die beiden jetzt auf einmal so dicke Freunde sind.

Es gibt genau eine einzige Figur, die mich berührt hat und die wird auch noch als Plotdevice missbraucht. Nämlich Isa, hervorragend gespielt von Mercedes Müller. Sie lebt auf einem Schrottplatz und schließt sich den beiden für eine kurze Zeit an. Ihr Charakter darf dafür herhalten, dass Tristan seine ersten zarten sexuellen Erlebnisse hat. Dann ist sie samt ihrer Backstory (sie will zu ihrer Halbschwester in Tschechien) einfach wieder aus der Story raus und wird nie wieder erwähnt. WTF?!

Vielleicht ist das Buch besser. Das werde ich sicher auch noch irgendwann lesen, es soll ja ein moderner deutscher Klassiker sein. Aber den Film kann ich nicht weiterempfehlen.

Fand den Film im Vergleich zum Roman auch eher schwach. Gerade das Pacing und das viel zu schnelle Ende haben mich echt gestört, das klappt im Buch deutlich besser. Normalerweise kritisiere ich häufig an Filmen, gerade im Hollywood-Blockbuster Kino, dass sie zu lang sind und dass ihnen 15-20 Minuten weniger gut tun würden. Bei Tschick haben aber 15-20 Minuten ab der Stelle mit Isa meiner Meinung nach gefehlt.

[Heretic]

The VVitch: A New-England Folktale

Definitiv eine intensive Erfahrung, diese Mischung aus Familiendrama und stimmungsvoll inszeniertem, sich von hinten anschleichenden Grusel. Da traut man sogar dem gemeinen Feldhasen plötzlich nicht mehr über den Weg. Wer allerdings eine hektisch geschnittene Jumpscare-Orgie oder eine Gekröseschlacht erwartet, der dürfte enttäuscht werden.

[Rince81]

Cool Bin gespannt wie dir Disaster Artist gefallen wird

Den gab es nun am Sonnabend. Toller Film. Es ist wirklich gut, sich The Room vorher anzusehen. Es war wirklich angenehm, dass sich der Film nicht über seine Charaktere lustig macht - auch wenn das wirklich einfach gewesen wäre sondern einem schräge Typen wie Tommy weitgehend sympathisch rüber bringt.

Ein Großteil der darstellerischen Leistung von Franco ist mit der Stimme - wenn ich mir den deutschen Trailer ansehe kann man nur schreiend wegrennen - wenn dann unbedingt im Original sehen.

[mausdoadschmatza]

Die verborgene Festung (1958)

Der Film hat mich gemessen an meine Erwartungen enttäuscht. Das lag im Nachhinein aber eher daran, dass ich falsche Erwartungen an den Inhalt hatte. Auf den Film bin ich gestoßen, weil er immer wieder von George Lucas als starken Einfluss auf Star Wars hervorgehoben wurde. Ja, man kann Elemente erkennen, die übernommen wurden. Wüsste man davon nichts würde es aber auch nicht auffallen.

Im Kern ist der Film eine Kritik an der japanischen Gesellschaft und die Verrohung der Sitten. Die zwei Protagonisten agieren fast wie Laurel und Hardy, teils slapstickhaft, aber selten wirklich komisch. Sie agieren wie Tölpel vom Land, ungebildet und nur auf den eigene Vorteil bedacht, zugleich aber auch feige und gierig. Manche Szenen erinnern hier in ihrer Machart an Stummfilme.

Zugleich behandelt der Film aber auch die Entwicklung einer recht eigenständigen Prinzessin, die auf ihrer Flucht ihre Bevölkerung besser kennen lernt. Man merkt diesem Film immer an, dass Akira Kurosawa eine hervorragende Bildsprache hat und einen für diese Zeit handwerklich einwandfrei inszenierten Film liefert. Immer wieder gibt es Szenen, bei denen gerade dem Schwarz-Weiß des Films Rechnung getragen wird und die Ausstattung entsprechend gewählt wurde, sodass beeinflusst beindruckende Bilder entstehen. Bei Gelegenheit werde ich mir demnächst einmal das 2008er Remake anschauen. Interessierte finden es beim Netzkino auf YouTube.
Heutzutage ist dieser Film sicherlich etwas ungewohnt. Man muss sich schon etwas auf die japanische Kultur einlassen können und sollte nicht zu viele Kampfszenen erwarten. Die Geschichte ist sehr einfach gehalten besitzt aber einen durchaus kritischen Subtext ohne ins Philosophische abzudriften. Was ein wenig fehlt ist ein richtiger Höhepunkt. Generell wirkt der Film stellenweise recht belanglos und langsam, man könnte ihn ohne Probleme auch nebenher schauen ohne die volle Aufmerksamkeit zu benötigen. Das ist eine Stärke und Schwäche zu gleich. Was bleibt ist ein solider Film, den man mit etwas mehr filmhistorischen Kontext besser wertschätzen könnte, bei dem man aber auch nichts verpasst, wenn man ihn nicht gesehen hat. Außer man möchte den Ursprung von C3PO, neben dem Zauberer von Oz sehen und das Vorbild von Leias Charakter...

[meisterlampe1989]

The VVitch: A New-England Folktale

Definitiv eine intensive Erfahrung, diese Mischung aus Familiendrama und stimmungsvoll inszeniertem, sich von hinten anschleichenden Grusel. Da traut man sogar dem gemeinen Feldhasen plötzlich nicht mehr über den Weg. Wer allerdings eine hektisch geschnittene Jumpscare-Orgie oder eine Gekröseschlacht erwartet, der dürfte enttäuscht werden.

Ich habe ihn noch nicht gesehen. Allerdings amüsiert mich irgendwie, wie schlecht der vermarktet wurde. Allein die Amazon-Bewertungen Fast jeder zweite ist enttäuscht vom Film.

Wieso hat man den als Horrorfilm vermarktet?

[Maulwuerfel]

The VVitch: A New-England Folktale

Ich habe ihn noch nicht gesehen. Allerdings amüsiert mich irgendwie, wie schlecht der vermarktet wurde. Allein die Amazon-Bewertungen Fast jeder zweite ist enttäuscht vom Film.
Wieso hat man den als Horrorfilm vermarktet?

Ich würde schon sagen dass es ein Horrorfilm ist. Es ist halt eher ein gruseliger Film mit einer bedrückenden Stimmung in der sich die Familie immer mehr gegenseitig misstraut. Für Fans des aktuellen Popcorn Jump-Scare Horrors vermutlich einfach zu subtil. Wenn man sich aber darauf einlässt finde ich diese Art Horror viel wirkungsvoller. Plötzlicher Schnitt und lautes Geräusch kann halt jeder.

[meisterlampe1989]

Plötzlicher Schnitt und lautes Geräusch kann halt jeder.

Die Frage ist, warum er dann als solcher vermarktet wurde. Man schimpft immer ziemlich gerne und schnell auf das "dumme Publikum". Aber ich mag z.B. keine Musicals und wenn ich in einen Film gehe in dem ständig gesungen wird und das vorher nicht ersichtlich war, bin ich nicht daran schuld, dass mir der Film nicht gefällt.

[Maulwuerfel]

Hmm vermutlich hat da halt jemand entschieden es wäre lukrativ die Babadook und Conjuring Zielgruppe mit abzugreifen, auch auf Kosten der Rezeption des Films. Ähnliches Beispiel war ja auch Mother letztes Jahr. Toller Film, Trailer haben aber ganz andere Erwartungen erzeugt und deshalb waren viele wohl enttäuscht.