Cthalin hat geschrieben: ↑23. Sep 2021, 12:41
HdR steht und fällt für mich genauso mit dem Gesamtwerk und nicht jeder Film für sich allein.
Mal abgesehen davon, dass ich Teil 2 gut-ish und 3 schlecht-ish finde und das Gesamtwerk HdR daher eher nur "schon ganz gut". Teil 1 ist absolut hervorragend, danach geht es bergab:
HdR 1 hat aber einen viel dramaturgisch befriedigenderen Schlusspunkt. Strukturell sind die beiden Filme sich da sogar in ihren Enden sehr ähnlich - vielleicht kommen daher die sonst eher seltsamen Vergleiche. Aber das etwas erzwungen wirkende Fremen-Duell ist halt kein Kampf gegen den Balrog inkl. abstürzenden Gandalf. Da liegen Meilen dazwischen. Auch weil Peter Jackson & Drehbuchschreiber ihr Ensemble erheblich besser managen und die Darstellerleistungen dank besserem Drehbuch auch einfach insgesamt besser sind (würde sagen, im ersten HdR ist sogar Frodo besser als Paul Atreides - da hat er ja noch seinen Arc vom fröhlichen Hobbit zum Ringträger. In das andauernde Leiden Christi verfällt er ja erst ab Teil 2). Ich habe da ein halbes Dutzend interessanter Charaktere, die alle gut eingeführt wurden und die vor allem über weite Strecken zusammen unterwegs sind und deswegen immer wieder interagieren und sich weiter entfalten können. Dune fokussiert so stark auf Paul Atreides, dass jeder andere Charakter der nicht neben ihm steht sofort absäuft. Die kriegen keine B-Plots oder dergleichen. Wenn mal weggeschaltet wird, dann rein funktional: Das sind die Harkonnen. Das sind die Serdukar. Der Berater von Baron Harkonnen erschien dadurch fast sogar als eine der zentralsten Figuren auf deren Seite, einfach weil er wenigstens eine eigene Szene beim Söldneranheuern bekam - aber dann stellt sich raus: nope. Dune hat seinen Höhepunkt mit dem Angriff der Harkonnen und danach plätschert es so aus.
Und "Weil's in der Vorlage eben auch genauso startet." ist ja absolut kein zwingendes Argument, sondern nur exakt auch mein Erklärungsansatz für die (aus meiner Sicht schlechten) Eintscheidungen im Drehbuch. In "Jurassic Park" fehlen ganze Szenen aus dem Buch, Menschen leben, die im Buch eindeutig sterben (und dann im zweiten Buch ge-retconned werden) etc. Ein Spielberg kam nie auf die Idee zu sagen: "Tja, ist im Buch halt so...dann muss ich wohl".
Und auch bei Dune wird es ja zig Auslassungen geben. Wüsste nicht, warum das also an der Stelle dadurch notwendig wäre.
Und nur als Disclaimer: Ich fand den Film nicht scheiße. Das ich hier ellenlang negatives drüber schreibe ist nur der Erläuertung meiner Position geschuldet. Eine Fortsetzung schaue ich mir schon gerne an und hoffe, dass das große Ganze dann auch insgesamt cooler wirkt. Allein wegen der Visuals geh ich da gern nochmal rein. Aber so als Film, wie er bisher notwendigerweise für sich allein existiert: Ein vorläufiges "meh".
Andre