Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

[Ironic Maiden]

Boys From County Hell klingt nach einer albernen Kiffer-Horrorkomödie und auch der unsägliche, viel zu spoilerige Trailer wirkt so. In Wirklichkeit ist das aber ein ziemlich guter irischer Vampirfilm mit Komödienanteil.

Die Prämisse ist recht einfach: in einem winzigen irischen Kaff sind die einzige Einnahmequelle die verstreuten Touristen, die in den Ort kommen, um sich das Grab eines sagenhaften Vampirs anzuschauen, der angeblich Bram Stoker zu "Dracula" inspiriert haben soll. Dass dieses Grab nun einer Umgehungsstraße weichen soll, führt dementsprechend zu Spannungen. Als der versoffene Protagonist und sein Vater, ein miesepetriger Bauunternehmer, das Grab umbaggern, passieren schreckliche Dinge.

Ja, wirklich originell ist das nicht und die Anleihen an Shawn of the Dead sind teilweise sehr offensichtlich. Nicht alle Ideen funktionieren so richtig und an vielen Stellen sieht man das knappe Budget. Aber ansonsten ist der Film spannend und unterhaltsam, die Mythologie ist originell, die Figuren sind sympathisch und gegen Ende ist auch der Gore-Faktor recht hoch. Ich fand es besonders nett, wie der Film die Balance zwischen dem normalen Alltag und dem plötzlichen Einbruch des Phantastischen hinbekommt.
Ich bin mir nicht sicher, ob man die fünf Euro auf Amazon dafür hinlegen muss, aber wenn man Spaß auch an etwas abseitigeren Horrorfilmen hat, ist "Boys From County Hell" echt keine schlechte Wahl.

[Desotho]

Spider-Man: Far From Home
Konnte man schauen, aber was für eine Ladung Bullshit von der Story her. So was hart Dummes habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das einzig nette waren die Darsteller aus den letzten Filmen (und bei einem musste ich nachsehen, denn ich konnte mich nicht an ihn erinnern).
Ja, für hirnlose 2 Stunden ok, aber wie das DIng 4.5 Sterne auf filmstarts bekommen konnte ist mir ein Rätsel. Hat da ev. der Drehbuchautor die Rezension gemacht?

[Cthalin]

Spider-Man: Far From Home
Konnte man schauen, aber was für eine Ladung Bullshit von der Story her. So was hart Dummes habe ich schon lange nicht mehr gesehen. Das einzig nette waren die Darsteller aus den letzten Filmen (und bei einem musste ich nachsehen, denn ich konnte mich nicht an ihn erinnern).
Ja, für hirnlose 2 Stunden ok, aber wie das DIng 4.5 Sterne auf filmstarts bekommen konnte ist mir ein Rätsel. Hat da ev. der Drehbuchautor die Rezension gemacht?

Ich kannte Mysterio aus den Comics nicht (fand Spidey immer doof ), daher war ich erst total gehyped als der Typ erzählte er kommt von Erde-soundso wegen Multiversum etc pp. Als dann sein Twist kam, fiel der ganze Film für mich irgendwie zusammen. Das war alles so lahm und für mich nicht glaubwürdig genug dass am Ende Spidey da so als das Übel hingestellt wird. Hm, naja. Den nächsten No Way Home fand ich dann wieder wesentlich besser, der hat aber auch echt 90% Fanservice...

[Dicker]

The Dirt
Wie gut der Film als Biopic von Mötley Crüe funktioniert, kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich die Band zu wenig. Immerhin wird an einer Stelle sogar aktiv angesprochen, dass man von der Realität abweicht, weil diese viel zu langweilig gewesen wäre. Aber als Film über das Leben einer Glam Rock Band funktioniert er recht gut. Das Pacing könnte an der einen oder anderen Stelle besser sein. Einige Szenen sind vermutlich vor allem Fan-Service, da sie nicht viel zum Film beitragen. Aber die Drogen und Sex-Exzesse der Bandmitglieder sind gut eingefangen worden, auch wenn man sich ganz bewusst die wirklich harte Realität spart und z.B. den Aufenthalt in der Entzugsklink mit den Wort abhandelt, dass es eh nicht interessant sein (was vermutlich stimmt). Auch wird der Drogenkonsum zwar ausführlich gezeigt, aber auch verharmlost, denn im Endeffekt ist alles bis auf Heroin ok.
Wenn man mit der Band aufgewachsen ist, die Songs kennt oder in nur irgendeine Beziehung zur Band steht, funktioniert der Film vermutlich besser. Ich hatte trotzdem meinen Spaß. Mit Bohemian Rhapsody will ich ihn jetzt gar nicht vergleichen, auch wenn die Filme zur gleichen Zeit erschienen und eine Band in einer ähnlichen Zeit porträtieren. Er funktioniert auch für sich alleine und ich würde ihn aufgrund der angesprochenen Pacingprobleme und weniger wegen der fehlenden kritischen Auseinandersetzung mit einigen Themen etwas schlechter einordnen. 6/10

[MaxDetroit]

The Dirt
Wie gut der Film als Biopic von Mötley Crüe funktioniert, kann ich nicht beurteilen, dafür kenne ich die Band zu wenig. Immerhin wird an einer Stelle sogar aktiv angesprochen, dass man von der Realität abweicht, weil diese viel zu langweilig gewesen wäre. Aber als Film über das Leben einer Glam Rock Band funktioniert er recht gut. Das Pacing könnte an der einen oder anderen Stelle besser sein. Einige Szenen sind vermutlich vor allem Fan-Service, da sie nicht viel zum Film beitragen. Aber die Drogen und Sex-Exzesse der Bandmitglieder sind gut eingefangen worden, auch wenn man sich ganz bewusst die wirklich harte Realität spart und z.B. den Aufenthalt in der Entzugsklink mit den Wort abhandelt, dass es eh nicht interessant sein (was vermutlich stimmt). Auch wird der Drogenkonsum zwar ausführlich gezeigt, aber auch verharmlost, denn im Endeffekt ist alles bis auf Heroin ok.
Wenn man mit der Band aufgewachsen ist, die Songs kennt oder in nur irgendeine Beziehung zur Band steht, funktioniert der Film vermutlich besser. Ich hatte trotzdem meinen Spaß. Mit Bohemian Rhapsody will ich ihn jetzt gar nicht vergleichen, auch wenn die Filme zur gleichen Zeit erschienen und eine Band in einer ähnlichen Zeit porträtieren. Er funktioniert auch für sich alleine und ich würde ihn aufgrund der angesprochenen Pacingprobleme und weniger wegen der fehlenden kritischen Auseinandersetzung mit einigen Themen etwas schlechter einordnen. 6/10

Ich fand nur die Szene mit Ozzy Osborne am Pool richtig geil. Hab damals Tränen gelacht. Dem Rest stimm ich sonst zu.

[Dicker]

Die Szene mit Ozzy, die Eingangsszene, wo die 4 vorgestellt werden und später noch die Szene mit dem Tag von Tommy Lee, der damit endet, wie sein Manager ihn ans Bett kettet. Das waren die besten Szenen.

[Dicker]

The Green Knight
Ich wusste von diesem Film nur, dass er auf der Arthur Saga basiert, eher langsam erzählt ist und von diversen Leute in höchsten Tönen gelobt wurde. Jetzt gibt es ihn auf Amazon Prime, und ich konnte mir selbst ein Bild machen.
Zuerst das positive, dieser Film hat einige wirklich sehr schön gestaltete atmosphärische Szenen, der Soundtrack ist stimmungsvoll und insgesamt ist alles recht stylisch. Die langsame Erzählweise hat mich auch gar nicht so sehr gestört, wie erwartet, wird aber einige Zuschauer sicher auf eine Geduldsprobe stelle. Was mich viel mehr gestört hat, war die Geschichte. Deren Zweck, Moral, was auch immer, hat sich mir erst nach Videos der Sorte "The Green Knight explained" erschlossen. Ohne das war sie für mich nur eine Ansammlung netter Szenen, die nicht in einen größeren Zusammenhang gebracht werden , für sich alleine aber mal besser und mal schlechter funktionieren. Und selbst mit der Erklärung findet man dort keine zweite Metaebene, sondern nur eine Parabel auf die Tugend.
Man könnte es kurz machen, Style over Substance und die Substance, die da war, hat mich nicht abgeholt. Da der Film aber trotzdem einen gut Flow hat, gibt es noch 6/10.

[Desotho]

Stumpfer Humor, der die Erwartungen bedient. Kann man so sicherlich nicht gucken, aber mit der Nostalgie Brille eigentlich vollkommen in Ordnung.
I miss my youth...

Ich fand den ersten schon Stumpf damals und das war 1999. Das muss so sein

[Smutje187]

Drive My Car

Ich kann verstehen, warum der Film bei den Oscars so gut ankam - die Trauerbewältigung im Rahmen eines Theaterstücks ist schon ziemlich Meta - dazu lange Bilder wie man sie aus alten Western kennt, ein ebenfalls minimalistischer Soundtrack und eine Darstellerin kommuniziert ausschließlich mittels Korean Sign Language.

Ob ich mir den Film im Kino allerdings angetan hätte, kann ich schwer sagen: Mit fast 3h Laufzeit liefen nach 40min erst die Credits des Vorspanns und ich hatte ein paar Trink- und eine Essenspause eingelegt - perfekt für einen Sonntagvormittag allerdings! Gelangweilt habe ich mich nämlich nicht.

[gwei1984]

Die Firma
Recht zufällig beim durchswipen entdeckt und nach gefühlt 20 Jahren mal wieder gesehen. Als Jugendlicher fand ich den natürlich eher lahm, bzw. hab vieles nicht verstanden. Umso mehr hat er mich jetzt gepackt. Und irgendwie hab ich jetzt Lust "Wall Street" mal wieder anzuschauen

[Heretic]

Hanau

Uwe Bolls Verfilmung des rechtsradikal motiverten Amoklaufs eines psychisch reichlich angeknacksten Einzeltäters fällt ziemlich unspektulär aus. "Hanau" besteht zum Großteil aus Monologen des Täters, die auf dem von ihm verfassten Manifest beruhen. Dieses Geschreibsel beinhaltet neben rassistischem Gedankengut, Misogynie, Verfolgungs- und Größenwahn noch diverse QAnon-Verschwörungstheorien und ist dementsprechend schwer erträglich. Die Tat an sich wird innerhalb von ein paar Minuten inklusive einiger blutiger, aber glücklicherweise nicht allzu effekthascherischer Darstellungen abgehandelt. Hintergründe über die Opfer gibt's keine. Trotz der kurzen Laufzeit von 60 Minuten (plus einer völlig unnötigen Viertelstunde, wo man Boll beim Abklappern der Tatorte in Hanau beobachten darf) kommt es zu Wiederholungen, der Film wirkt gestreckt und langatmig. Zudem agieren die Darsteller - abgesehen von ein paar gelungenen Momenten des Hauptdarstellers Steffen Mennekes - stellenweise arg hölzern.

Von mir gibt's keine Empfehlung für "Hanau". Ähnlich gelagerte Psychogramme gestörter Täter wie z. B. "Der Totmacher" oder "Der goldene Handschuh" spielen in Sachen Intensität und Qualität in einer ganz anderen Liga.

[Desotho]

Das kam überraschend.

[Smutje187]

"Hanau" besteht zum Großteil aus Monologen des Täters, die auf dem von ihm verfassten Manifest beruhen. Dieses Geschreibsel beinhaltet neben rassistischem Gedankengut, Misogynie, Verfolgungs- und Größenwahn noch diverse QAnon-Verschwörungstheorien und ist dementsprechend schwer erträglich.

Nur so interessehalber (ich erwarte eigentlich nichts), aber wird das irgendwie eingeordnet oder kommentiert, oder einfach nur plump vorgetragen?

Die Beschreibung klingt ja nach zweiterem - als Nächstes lässt Uwe Boll dann das Breivik-Manifest oder gleich Mein Kampf vorlesen oder wie?

[Heretic]

Nur so interessehalber (ich erwarte eigentlich nichts), aber wird das irgendwie eingeordnet oder kommentiert, oder einfach nur plump vorgetragen?

Man beobachtet den Täter, wie er zu Hause an seinem Manifest arbeitet (und es dabei vorliest). Dazu unterhält er sich beim Autofahren mit einem imaginären Begleiter. Dabei entsteht schon der Eindruck, dass er komplett einen an der Waffel hat, kommentiert wird das Geschehen aber nicht. Zum Ende hin gibt's noch ein paar Ausschnitte von Trump, Breivik oder dem Sturm aufs Kapitol in Washington plus eine Auflistung aller Opfer rechtsradikaler Gewalt in Deutschland in den letzten Jahrzehnten. Und eben den nichtssagenden Kurztripp nach Hanau von Boll himself.

[Axel]

Nur so interessehalber (ich erwarte eigentlich nichts), aber wird das irgendwie eingeordnet oder kommentiert, oder einfach nur plump vorgetragen?

Einfach selber gucken! Denn: Es muss nichts eingeordnet oder kommentiert werden. Das Manifest ist grausam genug. Wirklich grausam!

Und genau DESWEGEN ist der Film auch so wichtig. Weil in Deutschland vor solcher Radikalisierung seit Jahrzehnten die Augen verschlossen werden. Und dann ist die Bestürzung groß wenn es Morde wie an Walter Lübcke oder solche Amokläufe wie in Hanau gibt. Aber präventiv dagegen vorgegangen wird in Deutschland nicht.

Deswegen ist der Film auch so wichtig. Weil er das Ziel hat aufzuzeigen, WARUM solche Taten geschehen. Denn heute werden die Menschen online radikalisiert. Menschen, die allein in ihrer Wohnung sitzen und die nie jemanden auffallen. Und das ist ja das perfide. Und genau das zeigt der Film in seiner ganzen trostlosen, entrückten Grausamkeit. In der Medienberichterstattung nach Hanau wurde gerne kolpotiert, dass der Täter nicht in einer "rechtsradikalen Gemeinschaft" aktiv wäre und somit ja "nur" ein Einzeltäter. Aber diese ganze Mechanik wie Menschen online durch QAnon u.ä. radikalisiert werden, wurde eben nicht thematisiert. Der Film von Uwe thematisiert das.

Vor kurzem gab es eine Allensbacher Umfrage, die zeigt, dass rund ein Drittel der Bevölkerung der festen Ansicht ist, dass wir in einer Scheindemokratie leben. Rund die Hälfte der Bevölkerung in Ostdeutschland und auch etwas über ein Viertel der Bevölkerung in Westdeutschland. Das ist ein irrsinnig hoher Wert. Kommt aber nicht überraschend, das zeichnet sich seit vielen Jahren ab und hat komplexe Gründe, die politisch und gesellschaftlich nie angegangen wurden. Auch deswegen treffen Ideologien wie QAnon auf äußerst fruchtbaren Boden in der Mitte der Gesellschaft.

Das was Uwe mit seinem Film macht ist folgendes: Er zeichnet ein Psychogramm eines Menschen, der am Ende dieser Radikalisierung angekommen ist. Und das eben nicht unterhaltend, sondern äußerst kalt und bedrückend - auch deswegen braucht es keine "Einordnung". Die Bilder, die Sätze sind einordnend genug und keineswegs plump.

Ich bleibe dabei: Uwe hat mit Hanau einen ganz, ganz wichtigen Film gedreht. Übrigens: Mal wieder mit eigenen Finanzen, weil ihm das Thema wichtig ist. Und weil er nicht ertragen kann, wie in Deutschland immer wieder die Augen vor solchen Themen verschlossen werden. Dafür bin ich Uwe sehr dankbar. Und es sagt viel über diese Gesellschaft, dass Uwe mal wieder gehatet wird.

[Heretic]

Mir ist nach wie vor völlig egal, dass der Regisseur des Films Uwe Boll heißt. Ein schlechter Film ist nunmal ein schlechter Film - ganz egal, wer ihn gedreht hat. "Hanau" ist schlicht dünn und belanglos. Für einen Film, der sich auf den Täter konzentriert, erfährt man so gut wie nichts über seine Person und seinen Werdegang. Von der Mutter erfährt man minimale Infos über seine psychiatrische Behandlung, der anscheinend stark prägende Vater bleibt völlig außen vor. Man bekommt quasi ein mit Bildern versehene vertonte Fassung des Täter-Manifests plus etwas Geballer. Da wäre eine echte Doku sinnvoller und angebrachter. Auf Unterhaltung ist bei diesem Thema eh kein normaler Mensch aus.

Wie man psychische Erkrankungen und Wahnvorstellungen filmisch hervorragend und weit abseits vom Mainstream-Kino darstellen kann, zeigt z. B. Lodge Kerrigans "Clean, Shaven" mit einem exzellent aufspielenden Peter Greene in der Hauptrolle. Der geht echt unter die Haut.

[Axel]

Für einen Film, der sich auf den Täter konzentriert, erfährt man so gut wie nichts über seine Person und seinen Werdegang.

Soll ja auch nicht, denn dann würde die Figur ja plötzlich nahbar und vielleicht sogar sympathisch wirken. Aber genau DAS vermeitet der Film kategorisch - und das ja aus gutem Grund. Dann wäre der Shitstorm gegenüber den Film nämlich gerechtfertigt. Das Ziel ist ja zu zeigen, dass diese Art der Radikalisierung still und leise, ganz unbemerkt von der Gesellschaft, stattfinden kann. Und dass das Menschen sind, denen man das optisch nicht ansieht. Hätte der Film gezeigt, wo der Täter herkommt, seinen Background, usw. DANN wäre es sehr schnell eine Stilisierung dem Täter gegenüber gegeben. Es geht um das Psychogramm eines Menschen, der im Endstadium solch einer Radikalisierung angekommen ist.

Wie man psychische Erkrankungen und Wahnvorstellungen filmisch hervorragend und weit abseits vom Mainstream-Kino darstellen kann, zeigt z. B. Lodge Kerrigans "Clean, Shaven" mit einem exzellent aufspielenden Peter Greene in der Hauptrolle. Der geht echt unter die Haut.

Das kann man doch nun echt nicht vergleichen. In Clean Shaven geht es um Schizophrenie, um eine psychische Erkrankung also. Das ist etwas komplett anderes als eine politische Radikalisierung, die zu einem Amoklauf führt.

[Heretic]

Soll ja auch nicht, denn dann würde die Figur ja plötzlich nahbar und vielleicht sogar sympathisch wirken. Aber genau DAS vermeitet der Film kategorisch - und das ja aus gutem Grund. Dann wäre der Shitstorm gegenüber den Film nämlich gerechtfertigt. Das Ziel ist ja zu zeigen, dass diese Art der Radikalisierung still und leise, ganz unbemerkt von der Gesellschaft, stattfinden kann. Und dass das Menschen sind, denen man das optisch nicht ansieht. Hätte der Film gezeigt, wo der Täter herkommt, seinen Background, usw. DANN wäre es sehr schnell eine Stilisierung dem Täter gegenüber gegeben. Es geht um das Psychogramm eines Menschen, der im Endstadium solch einer Radikalisierung angekommen ist.

Sehe ich anders. Wenn man sich schon auf den Täter fixiert, sollte man etwas mehr Background bieten als allein das Verlesen seines Manifests. Seinen Hintergrund musste ich im Internet nachlesen. Ich denke auch nicht, dass der Mann dadurch Sympathien gesammelt hätte, sondern eher als die arme Wurst enttarnt würde, die er offensichtlich war. "Arm" nicht im Sinne von "bedauernswert".

Das kann man doch nun echt nicht vergleichen. In Clean Shaven geht es um Schizophrenie, um eine psychische Erkrankung also. Das ist etwas komplett anderes als eine politische Radikalisierung, die zu einem Amoklauf führt.

Zum einen war wohl auch der Hanau-Täter psychisch krank und kein "stinknormaler" Rechtsradikaler (das wurde im Film sogar angesprochen, auch von Boll), zum anderen ging es mir um die inszenatorischen Mittel, eine psychische Erkrankung im Film darzustellen und rüberzubringen. Mennekes macht seine Sache nicht schlecht, aber eben auch nicht oscarverdächtig gut. Da geht wesentlich mehr.

Kennst du eigentlich "Utøya 22. Juli" von Erik Poppe? Der geht ja den umgekehrten Weg und lässt den Täter komplett außen vor. Finde ich einen interessanten Ansatz, aber so richtig funktioniert hat er bei mir auch nicht. Filme zu derartigen Themen sind halt immer eine Gratwanderung, das kann schnell komplett in die Hose gehen...

[Rince81]

Das sind auch allesamt typische Fox Produktionen, mal sehen ob Disney an sowas zukünftig überhaupt Interesse hat...

Klar. Aber aktuell kann man ja nur das beurteilen, was da ist und das finde ich schon überzeugend (The Last Duel fand ich z.B. auch noch klasse). Von den letzten zehn Filmen waren es bei mir acht bei Disney+ sowie jeweils einer bei Amazon (A Quiet Place 2) und Netflix (Don't Look Up). Anfangs war ich noch extrem skeptisch, was Disney+ betrifft, eben weil ich mit dem Marvel-Zeug nur wenig anfangen kann, aber letztes Jahr hat es bei mir alle anderen überholt und auch bei den Serien mit Dopesick mein Jahres-Highlight gezeigt.

Kurzer Nachklapp zu Disney+. Bin gerade in den US und wollte bei Disney+ was schauen. Ich bin davon ausgegangen, dass gerade bei Disney der Content weitgehend identisch ist, ist ja primär Disney Zeug, an dem Disney weltweit die Rechte hat. Hier in den USA fehlt der gesamte Star Bereich. Kein Nomadland, Nightmare Alley, Last Duel und nichts vom "alten" Fox Katalog. Nicht einmal New Girl oder Scrubs gibt es.

Wir Europäer bekommen da von Disney wesentlich mehr fürs Geld...

[MaxDetroit]

Habe letztes Wochenende Saint Maud geschaut, ein ganz anständiger Horrorfilm und interessantes Charakterportrait. Man sinkt da tief in die Psyche und den Wahnsinn einer Person ein. Nicht alles hat in dem Film funktioniert, aber an den entscheidenden Stellen hat es mich gut gepackt. Für mich ein überzeugendes Erstlingswerk und ich bin gespannt was der Regisseur als nächstes so machen wird, mit oder ohne mehr Budget.