Vorneweg: Achtung, lang!
In Vorbereitung auf die Oscars habe ich mir in den vergangenen Tagen die Nominierten in den weniger prominenten Kategorien der Kurzfilme und Dokumentationen angeschaut (zumindest alle, die online verfügbar sind). Mit Kurzfilmen habe ich mich dabei zum ersten Mal ernsthaft auseinandergesetzt und auch Dokus kommen bei mir übers Jahr eher zu kurz. Im folgenden also meine Einschätzung zu fast allen Nominierten im Schnelldurchlauf.
Animated Shorts:
Ice Merchants (Youtube, nur mit VPN)
Sehr schöner Kurzfilm über einen Vater und seinen Sohn, die auf schwindelerregender Höhe an einer Klippe leben und sich jeden Tag in die Tiefe stürzen, um ihr Eis zu verkaufen. Der Animationsstil hat mir sehr gut gefallen und auch die Story hat mich zutiefst berührt.
The Flying Sailor (Youtube, nur mit VPN)
Erzählt die wahre Geschichte eines Mannes, der nach einer Explosion in einem Hafen durch die Luft fliegt und sich an Momente aus seinem Leben erinnert. Mit nur rund sieben Minuten schnell geschaut, hat mir aber nicht wirklich etwas gegeben, die Story wirkt doch ziemlich belanglos.
The Boy, the Mole, the Fox and the Horse (AppleTV+)
Niedlicher Kurzfilm über einen Jungen, der mit der Hilfe einiger Tiere nach einem Zuhause sucht. Sehr süßer Animationsstil. Der Film ist definitiv an Kinder gerichtet. Die endlosen Lebensweisheiten und inspirational quotes, die sich durch den Film ziehen, haben bei mir überhaupt nicht funktioniert. Die fühlten sich doch sehr konstruiert und unbefriedigend an. Dennoch empfehlenswerter Kurzfilm.
My Year of Dicks (Vimeo)
Erzählt die Geschichte einer Teenagerin, die versucht ihre Jungfräulichkeit zu verlieren, dabei aber immer wieder an die falschen Typen gerät. Die Story fand ich gelungen, der Animationsstil hat mich dagegen weniger abgeholt, das ist aber natürlich Geschmacksache.
Live-Action-Shorts:
Le Pupille (Disney+)
Netter Kurzfilm über rebellische Mädchen in einem katholischen Kinderheim. Gut gemacht, auch wenn die Story alles andere als weltbewegend ist.
Nattrikken / Night Ride (Youtube, nur mit VPN)
Erzählt die Geschichte einer kleinwüchsigen Frau, die eine Straßenbahn klaut (keine Ahnung warum) und einer Transfrau in Not hilft. Gute Message in einem, für meinen Geschmack, recht schwachen Kurzfilm. Die Story wirkt sehr konstruiert und abstrus und tut der Message damit keinen Gefallen.
Documentary Shorts:
Stranger at the Gate (Youtube)
Sehr starke Geschichte eines zeitgemäßen Themas, die zeigt warum Liebe größer als Hass ist. Inhaltlich will ich eigentlich nichts vorwegnehmen, da die Doku da selbst mit einem gewissen Spannungsaufbau arbeitet. Absolute Empfehlung.
Es geht um einen Veteranen, der, zerfressen vom Hass auf Muslime, einen Bombenanschlag geplant hatte. Dann wurde er von der muslimischen Gemeinde aber so herzlich aufgenommen, dass er von seinen Plänen abrückte und sogar selbst zu dem Glauben konvertierte.
Haulout (Youtube, nur mit VPN)
Visuell sehr beeindruckende Kurzdoku über einen Forscher, der die Walrosswanderung im arktischen Meer beobachtet und dafür wochenlang in einer maroden Holzhütte fernab jeder Zivilisation lebt. Extrem starke, teils auch herzzerreißende Bilder, jedoch sparsam mit tatsächlichen Informationen. Dennoch absolut sehenswert.
The Elephant Whisperers (Netflix)
Schöne Geschichte eines indischen Paars, das erfolgreich zwei Elefanten großgezogen hat und die Tiere liebt, wie ihre eigenen Kinder. Für Fans von Tierdokus sicherlich interessant. Schöne Bilder, herzerwärmende Geschichte.
The Martha Mitchell Effect (Netflix)
Behandelt besagte Martha Mitchell, Ehefrau von John Mitchell (dem Wahlkampfleiter von Richard Nixon), und deren Einfluss auf die Aufklärung der Watergate-Affäre. Interessante Geschichte, die vor allem für diejenigen, die sich für US-Politik oder Politikgeschichte begeistern können, absolut sehenswert ist.
Documentaries:
Fire of Love (Disney+)
Sehr bildgewaltige Doku über ein französisches Vulkanologen-Paar, dessen Leben und Faszination mit den Vulkanen und schließlich ihren Tod. Schönes Porträt, das allerdings hauptsächlich von den beeindruckenden Aufnahmen lebt. Für Fans des Themas oder allgemein Naturdoku-Zuschauern definitiv zu empfehlen.
Navalny (RTL+)
Von der Aufmachung her eine recht klassische Doku. Obwohl ich mit dem Großteil des Falls Nawalny bereits vertraut war, hat es der Film geschafft mich in seinen Bann zu ziehen. Der recht schnelle Schitt- und Erzählstil hilft dabei beim Spannungsaufbau, sodass die Doku stellenweise schon fast an einen Thriller erinnert.
A House made of Splinters (Arte.tv)
Schöner Beitrag über ein Kinderheim im Donbass (vor dem russischen Angriff). Einige emotionale Momente und eine allgemein berührende Geschichte, die sich vor allem auf menschliche Schicksale fokussiert.