Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

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Heretic
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Heretic »

The Grudge (2020)

Ich mag die japanische Originalreihe sowie das US-Remake mit Sarah Michelle Gellar. Die gefühlt drölfzigste Neuauflage aus dem Jahr 2020 verlagert das Geschehen in die USA. Dort hat sich der aus Japan importierte Fluch ein neues Heim gesucht und malträtiert und metzelt seitdem munter Bewohner und Besucher des Anwesens. So weit, so altbekannt. Und da liegt das erste Problem des Films: Regisseur Nicholas Pesce kann dem Szenario keine neuen Facetten hinzufügen. Stattdessen recycelt er bereits in den Vorgängern vorhandene Szenen auf unspektakuläre Weise. Das zweite Problem ist die verschachtelte, aber nicht wirklich komplexe Story, die zu oft zwischen teils kaum eingeführten und daher blassen Charakteren hin und herspringt. Daher war es mir ziemlich egal, wer von diesen fremden Leuten als nächstes ins Gras beißen muss. Problem Nummer drei: In den gut 90 Minuten kommt nur selten Spannung auf, stattdessen gibt's mal wieder laue Jumpscares, die nicht zum Erschrecken taugen, sondern eher genervtes Augenrollen provozieren. Es wäre wohl besser, den Rachegeistern endlich ein One Way-Ticket ins Jenseits zu bescheren und sie in Frieden ruhen zu lassen.
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LegendaryAndre
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von LegendaryAndre »

Archive

Habe ich mir um 99 Cent bei Amazon Prime geliehen. Es geht um eine dystopische Zukunft in der die Entwicklung von Robotern mit künstlicher Intelligenz eine wichtige Rolle spielt. Mehr muss man eigentlich nicht wissen, da die Handlung bewusst langsam vorangetrieben wird und relevante Infos erst spät preisgegeben werden. In den ersten Minuten funktioniert der Film noch halbwegs, danach war ich verblüfft darüber wie schlecht der Regisseur den Film inszeniert hat. Das Drehbuch gibt mit seiner dünnen Handlung und denkbar uninteressanten Szenen nicht viel her, aber der Regisseur schafft es dennoch diese Szenen noch langweiliger zu machen und das Gegenteil dessen zu zeigen, was man sich als Zuschauer für den weiteren Handlungsverlauf wünscht. Der Hauptprotagonist wird zunehmend unsympathischer, aber ich weiß nicht ob das beabsichtigt war. Sicher nicht in dem Ausmaß wie es bei mir der Fall war. Die schauspielerischen Leistungen verkommen im Mittelmaß, die anfangs noch gut wirkende Optik lässt bald massive Einbußen eines doch nicht so hohen Budgets (?) erkennen.
Wohlwollende Kritiker setzen den Film wertungstechnisch irgendwo im Mittelmaß an. Ich finde ihn nicht gut und würde höchstens zwei von fünf Sternen vergeben, weil doch eine gewisse Bemühung vorhanden ist. 99 Cent sind aber auch dafür zu viel, denn Lebenszeit ist kostbar und niemand will sie verschwenden. Inhaltlich wird dem Thema K.I. nämlich auch nichts Neues hinzufügt. Kaufwarnung!
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Beginnen wir mit einem absoluten Klassiker der Filmgeschichte:

Lawrence von Arabien

1.Weltkrieg: Der englische Soldat Thomas Edward Lawrence wird damit beauftragt arabische Beduinenstämme für den Kampf gegen das Osmanische Reich zu einen und zu mobilisieren. Er findet schnell gefallen an Land und Leuten und sieht sich schnell als Teil dieser an. Weil er die Souveränität der Araber respektiert und gegen eine Kolonialisierung des Nahen Ostens durch das Britische Empire ist, bringt ihn das in Konflikt mit seinen eigenen Vorgesetzten.
Ohne Frage... es wird sich viel Zeit gelassen (227 Minuten) und das Erzähltempo ist langsam, aber ich konnte mich dem Film kaum entziehen. Grandiose Landschaftsaufnahmen, unfassbar aufwendige Inszenierung mit nachgebauten Städten und tausenden Statisten (Menschen, Kamele, Pferde), eine erhabene Musik und die unfassbare Präsenz und der androgyne Charme von Peter O'Toole.
Historisch nicht ganz akkurat, aber die ihm vorgeworfene Romantisierung von Lawrence kann ich nicht ganz erkennen. Es wird sich Mühe gegeben dem Charakter eine gewisse Ambivalenz zu verleihen.
Was einen aus heutiger Sicht auffällt ist natürlich das "Brownfacing" von Alec Guiness, der Faisal spielt oder Anthony Quinn, der ebenfalls einen Araber spielt. Aber man sollte Filme im Zeitkontext betrachten. Je nachdem wie man es auslegen will enthält der Film auch einen Kommentar zum Thema "Cultural Appropriation" oder eben zum Ethnopluralismus.

https://letterboxd.com/film/lawrence-of-arabia/

4,5 von 5 Sternen

Dann habe ich mir den MGM-Channel auf Amazon mal probeweise abonniert:

When Harry met Sally...

Können Männer und Frauen nur Freunde sein... oder läuft am Ende alles auf Sex hinaus? Darüber streiten Harry und Sally bei ihrem ersten flüchtigen Treffen. Als sie im Leben immer wieder schicksalhaft aufeinander treffen, beginnen sie sich näher kennen zu lernen... als Freunde. Aber ob das klappt?
Billy Crystal und die zuckersüße Meg Ryan haben eine tolle Chemie. Witzig ist der Film auch und schön flott erzählt. Die Orgasmus-Szene hat Filmgeschichte geschrieben. Den Klassikerstatus kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil der Film zu keinem einzigen Zeitpunkt überraschend ist und haargenau so verläuft, wie ich es von Anfang an erwartet habe.

https://letterboxd.com/film/when-harry-met-sally/

3,5 von 5 Sternen

Thelma & Louise

Die beiden Freundinnen Thelma und Louise wollen dem grauen Alltag entkommen und am Wochenende einen drauf machen und Angeln gehen. Gleich am ersten Abend versucht ein Mann Thelma auf dem Parkplatz einer Bar zu vergewaltigen und Louise erschießt ihn. In Panik beschließen sie nach Mexiko zu fliehen.
Und so entspinnt sich ein spannendes Roadmovie über die Emanzipation zweier Frauen. Susan Sarandon und Geena Davis sind echt toll und Harvey Keitel ist als Polizist zwar der Antagonist, aber kein Bösewicht. So wird das Schwarz-Weiß-Schema schön aufgebrochen. Ein junger Brad Pitt darf auch seinen Sixpack in die Kamera halten.
Aufgewertet wird der Film natürlich durch sein legendäres Finale, das jeder, der sich mit Film beschäftigt kennen dürfte. Es kommt überraschend, ist konsequent, aber dennoch nachvollziehbar und dadurch wirklich sehr berührend.

https://letterboxd.com/film/thelma-louise/

4 von 5 Sternen

Rain Man

Charlie ist ein karriere- und geldgeiler Autohändler, der nach dem Tod seines Vaters erfährt, dass fast das gesamte Erbe an seinen autistischen Bruder Raymond geht, von dem er bisher noch nie etwas gehört hat. Kurzerhand kidnapped er ihn aus der Anstalt um sein Anteil am Erbe zu erzwingen. Das Problem: Raymond will partout nicht fliegen und so geht es mit dem Auto quer durch die USA von Cincinatti nach L.A.. Charile ist mit Raymond natürlich vollkommen überfordert.
Also noch ein Roadmovie. Auch wenn der ständig kurz vor dem Nervenzusammenbruch stehende Tom Cruise sicherlich sehenswert ist, wird hier natürlich alles von der großartigen und oscarprämierten Performance von Dustin Hoffmann überstrahlt. Er macht den Film sehenswert, indem er zwar sehr lustige, aber ebenso ergreifende Momente kreiert. Sein panisches Schreien geht durch Mark und Bein.

https://letterboxd.com/film/rain-man/

4 von 5 Sternen

Die glorreichen Sieben (1960)

Zu Zeiten des Wilden Westens: Ein Bauerndorf in Mexiko wird von einer Gruppe von Banditen terrorisiert und ausgebeutet. Die Bewohner entschließen Männer zu rekrutieren, die sie beschützen und an Waffen ausbilden sollen.
Ja, der Film ist "nur" ein Remake von einem noch größeren Meisterwerk, nämlich Akira Kurosawas' "Seven Samurai". Dennoch funktioniert die Geschichte der 7 Einzelgänger, die sich untereinander und mit dem Dorfleben anfreunden halt einfach. Ich bin eigentlich kein großer Fan von klassischen Western, weil sie oft idealisieren und verklären. Hier wird sich aber in ruhigen Momenten immer wieder Zeit genommen mit dem Leben als "Gunslinger" abzurechen. Wenn man feststellt, dass man die Namen hunderter Wirte in Saloons kennt, aber weder Frau noch Kinder noch einen festen Schlafplatz hat... das geht einfach unter die Haut. Sogar PTSD wird kurz thematisiert.
Und natürlich ist es immer wieder toll die alte Garde von Hollywood zu sehen, die noch richtige Typen waren, u.A. Yul Brunner (man hat der eine geile Stimme), Steve McQueen, Charles Bronson, Eli Wallach und James Coburn.

https://letterboxd.com/film/the-magnificent-seven/

4 von 5 Sternen

Dann der obligatorische Anime-Teil:

Der Junge und das Biest

Ren ist neun Jahre alt als seine Mutter bei einem Autounfall stirbt. Zu seinem Vater hat er keinen Kontakt. Er reißt aus und lebt fortan auf den Straßen Tokios, vorwiegend in Shibuya. Als er eines Nachts vor der Polizei flieht trifft er auf eine eigenartige Gestalt, die wie ein Bär aussieht und folgt ihr in eine Gasse. Dort stolpert er in eine fremde Welt aus Tiermonstern der Bär stellt sich als der Kämpfer Kumatetsu heraus, der gerne König dieser Welt werden würde, aber dafür einen Schüler braucht. Der cholerische Kumatetsu und der bockige Ren sind sich jedoch gar nicht grün.
Narnia trifft auf Karate Kid... zumindest auf den ersten Blick. Und gerade wenn man meint zu wissen, wohin die Reise storytechnisch geht, weil man solche Geschichten von Meistern und Schülern die in gleichen Teilen voneinander lernen schon oft gesehen hat, hält der Film einige überraschende Kniffe bereit und ist dann am Ende viel mehr. Unter anderen ein schönes Plädoyer dafür wie wichtig es ist Eltern zu haben und wie schlimm es ist keine Eltern zu haben. Dafür findet er sehr phantasivolle und treffende Metaphern.

https://letterboxd.com/film/the-boy-and-the-beast/

4 von 5 Sternen

Das Schloss im Himmel (OV-Rewatch)


Dem jungen Minenarbeiter Pazu fällt eines Tages ein Mädchen in seinem Alter aus dem Himmel vor die Füße. Den Fall abgebremst hat ein seltsamer Stein, der offenbar magische Kräfte besitzt. Schnell müssen die beiden flüchten, weil Piraten, die Armee und Geheimagenten auf der Jagd nach dem Stein sind. Er soll den Weg zu einem geheimnisvollen Schloss in den Wolken zeigen.
Der erste offiziell von Studio Ghibli produzierte Film ist ein sehr actionreiches Abenteuer mit hohem Tempo. Besonders gefällt mir das Setting das einen Industrialisierungsflair hat und ganz leicht Anleihen an Steampunk. Ansonsten ist wieder alles drin, was Ghibli aus macht: Umweltbotschaft, schöne Zeichnungen, verschrobene Charaktere (die Piraten sind super :-D) und kreative Ideen. Und mich machen diese Geschichten einfach an, wo es um vergessene Orte mit einer großen Geschichte geht.

https://letterboxd.com/film/castle-in-the-sky/

4,5 von 5 Sternen
Zuletzt geändert von Andreas29 am 1. Feb 2021, 16:57, insgesamt 1-mal geändert.
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derFuchsi
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von derFuchsi »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben: 29. Jan 2021, 11:42 Ich hab die letzten Tag diverse Hip Hop Sendungen auf Netflix durchgebinged und such gerade noch nach mehr :D

Hip Hop Evolution
In (bisher) vier Staffeln macht sich ein MC auf die Suche nach den Wurzeln und der Geschichte des amerikanischen Hip Hop. Wie ist er überhaupt entstanden (mit so wirklich geilen Details wie warum Breakdancer Breakdancer heißen), wie hat er sich weiterentwickelt, was waren die Einflüsse und wie haben bestimmte neu entstandene Richtungen und Ereignisse (wie z.B. East vs. West Coast) die Musik und Szene nachhaltig beeinflusst haben.

Am für mich augenöffnendsten fand ich allerdings, wie sehr die Hip Hop Kultur mit den Lebensrealitäten der schwarzen Bevölkerung in Amerika verwoben ist, warum vieles ist, wie es ist. Das war mir in der Form und Tiefe vorher nicht bewusst und alleine dafür bin ich unfassbar froh die Serie gesehen zu haben. Sie ist zwar manchmal unnötig überdramatisierend (am häufigsten hört man den Satz "... that changed everything!" in diversen Variationen), aber der Host ist total sympathisch und die Erzählung ist ingesamt sehr interessant.

Für solche Dokus liebe ich es, dass es Angebote wie Netflix gibt (ist eine Netflix-Doku)
Ist das so gut wie Metal Evolution damals (falls du das kennst)? Das fand ich super lehrreich.
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bluttrinker13
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Lawrence von Arabien, ganz toller Klassiker. Und nebenbei eine der interessantesten Begebenheiten in punkto nachrichtendienstlicher Arbeit / inside jobs der neueren Zeit. Und ja, historisch äußerst kontrovers, zumal er von fast jeder Seite mal als Verräter bezeichnet wurde (typisch, letztlich, für intelligence work).

Das mit dem "brownfacing" würde ich ebenfalls als niederrangig ansehen, bzw. auch hier wie so oft in der modernen Filmindustrie ein typisches Nicht-Thema, das man einfach ruhen lassen kann. Mal ein Vergleichsbild: https://i.imgur.com/4wdaPlx.jpg

Viel interessanter ist doch die Darstellung von TE Lawrence als weißem, blauäugigem Heilsbringer, und der letztliche Ausgang bzgl des Traums vom panarabischen Staat.
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Dicker
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dicker »

Da mein Disney Plus bald ausläuft, hab ich noch meine Watchlist abgearbeitet

Free Solo
Tolle Doku über einen Kletterer, der als erster El Capitan ohne Seil und Sicherung bezwungen hat. Und das ist nicht nur irgendeine Wand. Die geht quasi senkrecht nach oben. Mit so glatten Wänden, dass man z.T. nur auf einem Zeh steht und sich mit einer Fingerspitze hält. Das glaubt man nicht, dass sowas geht, wenn man es nicht gesehen hat. Also schon mit Seil eine riesige Herausforderung. Aber ohne? Wahnsinn!
Auch wenn man weiß, dass er es am Ende schafft, bleibt die eigentliche Klettertour spannend und auch der Weg dahin ist interessant. Was muss man für ein Mensch sein, der sein Leben so aufs Spiel setzt? Und wie redet man darüber mit seiner Freundin? Echt krasse Einblicke in das Seelenleben solcher Leute. Und tolle Bilder.
https://www.youtube.com/watch?v=urRVZ4SW7WU

Coco
Ich habe bei dem Film nur einmal schmunzeln müssen. Man schaut ihn also nicht, weil er so lustig ist. Wobei ich das von Pixar Filmen eigentlich erwarte. Die Geschichte ist nett, die Darstellung des Reichs der Toten bunt und verrückt und handwerklich sowieso über jeden Zweifel erhaben. Und trotzdem, so richtig hat mich der Film nicht gekriegt. Wirklich schlecht ist er nicht,auf keinen Fall. Aber imo (!) nicht einer von Pixars stärksten.

Zoomania
Ich war echt überrascht, wie politisch dieser Film ist. Eine klassische Fabel, die die Probleme unserer Welt auf das Tierreich überträgt. Dabei weiß die Geschichte zu überraschen, bietet einige urkomische Szenen und auch was zum Nachdenken. Die Botschaft ist zwar etwas zu sehr mit dem Holzhammer, aber das kann ich verschmerzen. Dafür macht der Film einfach zu viel richtig.
Aber die Szene, in der Judy Hopps einen Tiger darauf hinweist, dass nur andere Hasen "süß" zu einander sagen dürfen (Anspielung auf das N-Wort), war echt etwas cringy und besserwisserisch (aber vielleicht geht auch nur mir da so).

Fluch der Karibik 5
Was ein Dreck. Hab nur gelesden, dass die Reihe hinten raus wieder besser werden soll. Und nachdem mit Teil 1 vor ein paar Wochen im Rewatch immer noch so gut gefallen hat, habe ich dem hier mal eine Chance gegeben... und nach 40 min entnervt aufgegeben. Jonny Depp hat es nicht mehr drauf. Das liegen im direkten Vergleich zu Teil 1 Welten dazwischen. Und er ist auch sichtbar älter geworden (wen wundert es, 13 Jahre nach Teil 1). Aber es ist nicht nur er. Der neue Bösewicht, langweilig, die neuen Charakter, blass, die Geschichte, gabs die nicht schon mal in einem der anderen Teile?
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Jon Zen
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Jon Zen »

The Place Beyond the Pines (2012)

Unter anderem mit Ryan Gosling, Bradley Cooper und Eva Mendez ist ein empfelenswertes Drama im weitesten Sinne über Schuld und die Konsequenzen von Taten.
Ich empfehle den Film mit möglichst wenig Vorwissen zu Schauen, damit er am besten wirkt. Alles andere im Spoiler.
Empfehlung, 7,5/10.
SpoilerShow
The Place Beyond the Pines wird in 3 Kapiteln erzählt: 1. Luke Glanton (Ryan Gosling), der Jahrmarkt-Motorradfahrer, der zum Bankräuber wird, um seinem unverhofftem Sohn und dessen Mutter (Eva Mendez) ein gutes Leben zu ermöglichen, er aber abgewiesen wird, um dann in einem instinktiv ausgeführten, schlecht vorbereiteten Banküberfall vom Polizisten Avery Cross (Bradley Cooper) erschossen zu werden - wobei der Polizist zuerst schießt und Luke nur den Telefonhörer in der Hand hielt.
2. Zu Averys Glück schießt der getroffene Luke zurück. Avery wird als Held gefeiert, aber die Schuld einem kleinem Sohn den Vater genommen zu haben, trifft ihn persönlich, denn er ist Vater eines gleichaltrigen Kindes. Weil er durch die Schusswunde nicht mehr im normalen Polizeidienst verwendet werden kann, wird er in die Aservatenkammer versetzt. Obwohl er mit einem Juraabschluss bestens ausgebildet ist, wird er bei Beförderungen übergangen, während seine korrupten ehemaligen Kollegen im Revier in den nächsten 2 Jahren aufsteigen.
Als er von diesen bedroht wird, entscheidet er sich Beweise gegen sie zu sammeln, um damit zum stellvertrendenden Bezirksstaatsanwalt aufzusteigen.
3. 15 Jahre später. Averys kandidtiert, um Generalbundestaatsanwalt zu werden, hat eigentlich keine Zeit, aber sein Sohn AJ, der bei seiner geschiedenen Frau lebt, möchte zu ihm ziehen.
So lernt A.J. Jason kennen. Beide sind einsam, beide mögen Drogen, wobei A.J. der reiche Frauenschwarm ist und Jason der unbeachtete Kiffer ist.
Jason ist Lukes Sohn, weiß aber nichts über sein Schicksal. Er beginnt nachzuforschen und erfährt, dass sein Vater bei einem Banküberfall erschossen wurde. Avery verbietet seinem Sohn, dass er mit Jason Kontakt hält (nachdem beide zusammen verhaftet wurden), dieser hält sich aber nicht daran. Als Jason bei einer Feier von A.J. das Bild von Avery an der Wand sieht, erkennt er den "Mörder seines Vaters".
Jason besorgt sich eine Waffe, überwältigt A.J. in dessen Haus und entführt seinen Vater. Als er ihn im Wald erschießen möchte, fängt Avery an - vor Schuld - zu weinen. Jason klaut Averys Brieftasche und läuft weg. In der Brieftasche befindet sich ein Familienbild von ihm als Baby, seinem toten Vater und seiner Mutter. Avery erhielt es von den Polizisten 15 Jahre zuvor und konfrontierte sich so jeden Tag seine Schuld: er machte ein Kind zum Waisen. Aber auf der anderen Seite war dies der Auslöser seiner erfolgreichen Karriere als Staatsanwalt.

Ryan Goslings und Bradley Coopers Rollen weisen paralellen zu ihren anderen Filmen auf. Luke erinnert an den ebenfalls wortkargen Officer K aus "Bladerunner 2049". Ohne jede Perspektive, versucht er das Leben anderer zu verbessern. Beide Rollen nehmen ein tragisches Ende.
Bradley Cooper verkörpert dagegen eine ähnliche Figur, wie sein Eddie Morra in "Ohne Limit": Hochintelligent, durchtrieben, besitzt aber trotzdem ein gutes Herz. Beide Figuren waren gescheitert, um dann doch noch sehr erfolgreich zu werden.

The Place Beyond the Pines bietet Raum für Diskussionen und Spekulationen: Ist es gerechtfertigt in einer solchen Situation einen bewaffneten Bankräuber zu erschießen? Tat Avery dies sogar extra, um als Held darzustehen, oder handelte er aus der Gefahr heraus derart unbedacht?
Was hätten wir in Lukes Situation getan, als er erfuhr, dass er Vater wurde, aber das Kind bereits einen Vater hat?
Wie hätte Avery handeln sollen, als er mit den Kollegen zum Haus von Lukes Kind fuhr? (das ganze Polizeirevier war ja mehr oder minder korrupt)
Stellt sich der Film gegen übermäßige Poliezeigewalt und Hinterzimmerpolitik?
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Dr. Zoidberg [np]
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dr. Zoidberg [np] »

derFuchsi hat geschrieben: 1. Feb 2021, 16:26 Ist das so gut wie Metal Evolution damals (falls du das kennst)? Das fand ich super lehrreich.
Da ich das nicht gesehen habe, kann ich das leider nicht beantworten. Von der Kurzbeschreibubg her scheinen sich die Serien aber recht ähnlich zu sein
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von echtschlecht165 »

Dr. Zoidberg [np] hat geschrieben: 29. Jan 2021, 19:39
biaaas hat geschrieben: 29. Jan 2021, 16:31 Muss Dir da zustimmen. Mir ist dabei mal so richtig bewusst geworden, welche extremen Gegensätze es in den USA gab und gibt.
Da sieht man wie Teile der Bronx in den Siebzigern ausehen wie deutsche Großstätte nach dem Krieg, gleichzeitig hüpfen Astronauten auf dem Mond rum.
Ich fand das so krass das zu sehen, wie kaputt teilweise die amerikanische Gesellschaft war und in vielen Teilen immer noch ist. Und dann aber auch zu sehen, wie für viele Hip Hop und dessen Kultur ein Ventil ist
für dieses Thema empfehle ich noch Wattstax. Den gibts inzwischen auf Youtube
Das "Schwarze Woodstock" in den 70ern. Es ist ein Dokufilm über dieses Ereignis.

https://www.youtube.com/watch?v=A_P6ZWUJIa0

https://de.wikipedia.org/wiki/Wattstax
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HerrReineke
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von HerrReineke »

Jon Zen hat geschrieben: 2. Feb 2021, 01:06 The Place Beyond the Pines (2012)
Hab den Film damals im Kino gesehen und fand den auch echt sehenswert. Würde ich auch weiterempfehlen:D

Ich selbst hab zuletzt Suburbicon von George Cloony gesehen. Anfangs weiß man nicht so genau, wo der Film mit einem hin will. Erst nach einer gewissen Zeit erkennt man, dass es ein Kriminaldrama wird. Hat mich dabei - gerade in den einleitenden Szenen der Hauptstory - ein wenig an die Stimmung eines "An einem Tag wie jeder andere" mit Humprey Bogart erinnert (vermutlich auch deshalb, weil ich den auch erst vor knapp einem Monat gesehen habe :ugly:). Allerdings hat Suburbicon hin und wieder fast schon schwarzhumorig zynische Szenen, die die Anspannung insgesamt etwas aufbrechen. Da merkt man auch noch ein wenig, dass das Originaldrehbuch (vor einigen erheblichen Änderungen) mal von den Coen-Brüdern stammte :lol: Sobald der Film eine gewisse Fahrt aufnimmt weiß man dann leider zugleich recht schnell, wo der Zug denn hinfahren wird. Insgesamt daher kein Meisterwerk der Überraschungen, aber gute Unterhaltung.
6,5/10
Quis leget haec?
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

bluttrinker13 hat geschrieben: 1. Feb 2021, 16:46 Das mit dem "brownfacing" würde ich ebenfalls als niederrangig ansehen, bzw. auch hier wie so oft in der modernen Filmindustrie ein typisches Nicht-Thema, das man einfach ruhen lassen kann. Mal ein Vergleichsbild: https://i.imgur.com/4wdaPlx.jpg
Das hat jetzt nichts daran geändert, wie ich den Film wahrnehme. Nur es ist eben KEIN Nicht-Thema, sondern wegen den Debatten u.A. um die Neuauflage von Kleopatra ein sehr großes und relevantes Thema in Hollywood. Deswegen ist mir das einfach aufgefallen mit dem Gedanken "Das würde heutzutage bestimmt Ärger geben".

Ich werde übrigens dieses Wochenende die Kleopatra-Verfilmung mit Elizabeth Taylor schauen. Wo man ja fast konsequent nur weiße Schauspieler eingesetzt hat.

Ich finde man sollte in modernen Produktionen schon darauf achten, dass man Ethnien auch richtig besetzt. Wenn das in alten Produktionen vorkommt, dann muss man es - wie ich ja bereits geschrieben habe - im Zeitkontext sehen.
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bluttrinker13
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von bluttrinker13 »

Andreas29 hat geschrieben: 2. Feb 2021, 12:10 Ich finde man sollte in modernen Produktionen schon darauf achten, dass man Ethnien auch richtig besetzt. Wenn das in alten Produktionen vorkommt, dann muss man es - wie ich ja bereits geschrieben habe - im Zeitkontext sehen.
Sehe ich nach wie vor anders, und halte diese Debatte für sehr oberflächlich. Sollte man nicht, bspw., in modernen Produktionen mehr darauf achten, auch historisch korrekte(re) und Kontroversen zulassende Darstellungen und Wertungen (!) historisch einflussreicher Protagonisten zu etablieren, statt sich nur um Ethnien und die Besetzung der richtigen Hautfarbe Gedanken zu machen?

Beides schließt sich natürlich nicht aus, nur sehe ich über das eine total viel Aufregung, über das andere nur wenig. Obwohl es eben gerade bei der heroisierten Darstellung von Figuren wie TE Lawrence deutliche Kritik aus dem (hier arabischen) Meinungsspektrum der dargestellten Kultur gibt.
(Bsp: https://www.newstatesman.com/world/midd ... nce-arabia)

Fände ich persönlich viel interessanter und relevanter, und das es geht zeigen ja moderne Produktionen wie bspw The Crown (wobei ich bei Crown nicht historische Akuratesse unterstellen will, sondern den Willen, auch unschöne und ambige Seiten des Ganzen schonungslos zu zeigen).
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

bluttrinker13 hat geschrieben: 2. Feb 2021, 12:28 Beides schließt sich natürlich nicht aus,


Damit gibst Du ja eigentlich schon die Antwort. Es scheinen Leute daran Anstoß zu nehmen, die das betrifft, also sollte man denen zuhören. Das, was Du forderst und wo ich Dir zustimme kann mit dem überein gehen.

Wenn ich jetzt sage: Es schadet ja keinen die Rollen ethnisch korrekt zu besetzen, wird man sagen können: Doch, tut es, weil weiße Schauspieler für den immer noch wichtigsten Markt - die USA und Europa -, aber sogar in China bekannter sind als wenn man jemanden mit dem entsprechenden Background besetzt.

Aber fängt da nicht die Marginalisierung und wenn man ganz hart ist der Rassismus schon an? Und wenn man immer so weiter macht, wie soll sich dann was ändern? Stärker Frauen in den Hauptrollen zu besetzen geht ja mittlerweile auch, es muss nur mal jemand damit anfangen.

Und da ist noch eine Frage, die sich stellt: Wenn man - wie hoffentlich alle mittlerweile - Blackfacing für inakzeptabel hält, warum sollte dann Brownfacing etc.. OK sein? Ja, Blackfacing hat eine historische Geschichte, die von Rassismus geprägt ist, aber im Grunde unterscheidet sich der Vorgang ja nicht.

bluttrinker13 hat geschrieben: 2. Feb 2021, 12:28nur sehe ich über das eine total viel Aufregung, über das andere nur wenig.


Einerseits würde das eine das andere nicht besser machen und andererseits ist das etwas Äpfel und Birnen. Historische und politische Gegebenheiten der Dramaturgie unterzuordnen ist ein zwar oft ärgerlicher aber leider auch genauso oft nötiger Schritt um den Film einfach besser zu machen.

Ich mache es an Lawrence of Arabia mal fest: In Wirklichkeit war die Erstürmung Akabas wesentlich leichter als im Film. Es gab nur leichte Kämpfe weit vor der Stadt und die britische Marine hat Akaba sogar beschossen. Im Film gibt es einen spektakulären Sturmangriff und von den Briten ist nichts zu sehen. 1. Um die Erstürmung spektakulärer zu machen und 2. um die Fallhöhe noch krasser zu machen, indem man Lawrence noch mehr zum Außenseiter macht, den die Briten nicht unterstützen. Im Film wissen die nicht einmal, dass Akaba erstürmt wurde als Lawrence entkräftet im Hauptquartier ankommt.

Das kann man filmisch rechtfertigen.

Warum Alec Guiness und kein Araber Faisal spielen muss, lässt sich nur mit dem höheren Bekanntheitsgrad rechtfertigen. Das mag damals in Ordnung gewesen sein, aber für viele Menschen ist es das heute eben nicht mehr.

PS: Bei mir hat das übrigens auch nicht den größten Stellenwert; ich boykottiere keine Filme oder bewerte die schlechter, weil eine Roll nicht ethnisch korrekt besetzt wird.
Grumbledook
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Grumbledook »

In der Hoffnung, den Thread nicht aufs falsche Gleiß zu setzen, aber weil ich die Diskussion spannend finde:

Ich erkenne die guten Absichten dahinter, aber man sollte, glaube ich, vorsichtig sein, dass man hier nicht einer inhärent problematischen Erzählung auf den Leim geht, die eine ohnehin schon schwammige Definition von Ethnie dermaßen in den Vordergrund rückt. Und es geht ja nicht nur um Ethnie, sondern auch um Vorstellungen von kultureller Identität und Nationalität bzw. eigentlich wird alles in einen großen Kessel gegossen und kräftig umgerührt.

Bei Lawrence von Arabien find ich's noch nachvollziehbar, weil das nicht ganz so weit in der Vergangenheit liegt, ansonsten finde ich bei vielen Historienfilmen die ganze Debatte und die ihr zugrundeliegenden Konzepte anachronistisch.

Das heißt nicht, dass ich es cool finde, wenn Rollen, die nicht blond und hellhäutig sind oder es sein müssten, ständig so gecastet werden, aber das ist meines Erachtens nur ein Nebenkriegsschauplatz eines größeren Problems, nämlich daß es immer auf eine Sache hinausläuft: Weiße Leute erzählen anderen weißen Leuten Geschichten über fiktive oder tote weiße Leute.

Und auch das ist global betrachtet wahrscheinlich auch ein bisschen ein Warnehmungsproblem, wenn man mal den Output des indischen oder meinetwegen chinesischen Films berücksichtigt, was natürlich nicht getan wird. Aber das ist ein anderes Thema.
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Dicker
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Dicker »

Gibt einen Thread zu übergreifenden Filmthemen
viewtopic.php?f=5&t=6424
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Stimmt. Den habe ich sogar selbst aufgemacht :-D Kann ein Mod ja verschieben.
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tsch
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von tsch »

Habe mal weitergemacht, Denis Villeneuve-Filme nachzuholen, und jetzt gestern Prisoners geschaut.

Super Film. Hab den Namen des Regisseurs schon so oft gehört, aber meistens nur im Zusammenhang mit Arrival und Blade Runner, die ich beide gut fand, aber auch nicht herausragend. Durch die Besprechung zu seinem neuen Film Dune, auf den ich auch schon sehr gespannt bin, bin ich dann aber erst auf seine vorherigen Filme aufmerksam geworden.

Prisoners und Incendies schlagen easy die beiden vorherigen Filme, die ich gesehen habe. Tolle Twists, durchgehend spannend und haben kein Problem damit tragisch zu sein. Arrival ging dann z.B. viel mehr in den Mainstream, wo auf einmal Effekte eine große Rolle spielen usw. War absolut nicht schlecht, aber den Hype darum kann ich jedenfalls weniger nachvollziehen als zu seinen vorherigen Werken.
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Feamorn
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Feamorn »

tsch hat geschrieben: 3. Feb 2021, 15:51 Habe mal weitergemacht, Denis Villeneuve-Filme nachzuholen, und jetzt gestern Prisoners geschaut.

Super Film. Hab den Namen des Regisseurs schon so oft gehört, aber meistens nur im Zusammenhang mit Arrival und Blade Runner, die ich beide gut fand, aber auch nicht herausragend. Durch die Besprechung zu seinem neuen Film Dune, auf den ich auch schon sehr gespannt bin, bin ich dann aber erst auf seine vorherigen Filme aufmerksam geworden.

Prisoners und Incendies schlagen easy die beiden vorherigen Filme, die ich gesehen habe. Tolle Twists, durchgehend spannend und haben kein Problem damit tragisch zu sein. Arrival ging dann z.B. viel mehr in den Mainstream, wo auf einmal Effekte eine große Rolle spielen usw. War absolut nicht schlecht, aber den Hype darum kann ich jedenfalls weniger nachvollziehen als zu seinen vorherigen Werken.
Für mich sind Arrival und Blade Runner die Villeneuve Favoriten. ;) Allerdings fand ich alles, was ich von ihm bislang gesehen habe, großartig. (Das wären bei mir Polytechnique, Prisoners, Enemy, Sicario, Arrival, Blade Runner 2049.) Am wenigsten mag ich vermutlich Sicario, auch wenn der ebenfalls ganz großes Kino im wörtlichen Sinne ist, da ist es eher der Inhalt, der mich tatsächlich am meisten verstört. Richtig bemerkenswert finde ich, dass Prisoners und Enemy beide im gleichen Jahr erschienen sind. Zwei Filme von dem Kaliber quasi parallel zu Entwickeln ist auch eine Leistung...
Für mich ist er vermutlich mein liebster zeitgenössischer Regisseur.

Wo, bzw. mittels welchen Mediums, hast Du Incendies denn gesehen? Wollte eigentlich gerne eine BluRay, aber das scheint vergeblich zu sein, die ist lange nicht mehr verfügbar. Werde evtl. doch irgendwann auf die DVD zurückgreifen müssen.

edit: Eventuell wäre noch anzumerken, dass Arrival und BR2049 auch die beiden Filme sind, die ich im Kino gesehen habe... Kann, muss aber keinen Zusammenhang geben. ;)
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tsch
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Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von tsch »

Feamorn hat geschrieben: 3. Feb 2021, 16:24 Für mich sind Arrival und Blade Runner die Villeneuve Favoriten. ;) Allerdings fand ich alles, was ich von ihm bislang gesehen habe, großartig. (Das wären bei mir Polytechnique, Prisoners, Enemy, Sicario, Arrival, Blade Runner 2049.) Am wenigsten mag ich vermutlich Sicario, auch wenn der ebenfalls ganz großes Kino im wörtlichen Sinne ist, da ist es eher der Inhalt, der mich tatsächlich am meisten verstört. Richtig bemerkenswert finde ich, dass Prisoners und Enemy beide im gleichen Jahr erschienen sind. Zwei Filme von dem Kaliber quasi parallel zu Entwickeln ist auch eine Leistung...
Für mich ist er vermutlich mein liebster zeitgenössischer Regisseur.

Wo, bzw. mittels welchen Mediums, hast Du Incendies denn gesehen? Wollte eigentlich gerne eine BluRay, aber das scheint vergeblich zu sein, die ist lange nicht mehr verfügbar. Werde evtl. doch irgendwann auf die DVD zurückgreifen müssen.

edit: Eventuell wäre noch anzumerken, dass Arrival und BR2049 auch die beiden Filme sind, die ich im Kino gesehen habe... Kann, muss aber keinen Zusammenhang geben. ;)
Stimmt, Sicario habe ich auch gesehen. Der liegt aber eher auf einer Ebene mit Arrival und Blade Runner, was man schon daran erkennt, dass er mir nicht direkt einfällt :D . Aber ja, im Detail unterscheiden sich unsere Meinungen zwar, aber ich mochte bisher auch alle Filme richtig gerne. Bin umso mehr gespannt auf Dune, was für mich vom Setting noch ein wenig interessanter ist als Arrival/Blade Runner.

Bei Incendies und Prisoners mochte ich die Twists einfach unglaublich gerne. Kann manchmal ein wenig billig sein (was ich hier nicht finde), aber mit Twists bekommt man mich meistens, weswegen ich auch sowas wie Oldboy fantastisch finde. :)

Ich habe alle Filme über Apple TV im amerikanischen iTunes Store geliehen. Habe aber gerade am Handy geschaut, wo der deutsche Store eingestellt ist, und darüber kann man es auch für 3,99 € leihen.
Andreas29

Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?

Beitrag von Andreas29 »

Das brandneue Testament

Gott lebt in Brüssel mit seiner Frau und seiner Tochter in einer Wohnung. Er ist ein Misanthrop, der säuft, cholerische Ausbrüche hat, seine Frau unterdrückt und seine Tochter schlägt. Seine Macht bzw. viel mehr seine Gemeinheiten - wie Krankheiten, Unglücke und Katastrophen - lässt er mit sadistischer Freude von einem Computer aus über die Menschheit ergehen.
Eines Tages hat seine Tochter genug davon und hackt den Computer. Sie schickt allen Menschen den Tag auf ihre Smartphones, an dem sie sterben. Diese verlieren daraufhin ihren Glauben. Dann klettert sie durch die Waschmaschine in die Freiheit, um 6 Apostel zu suchen, mit denen sie zusammen mit den 12 Aposteln ihres Bruders ein neues, besseres Testament schreiben will.
Gott möchte das jedoch verhindern.

Wer hat lust auf eine gepflegte Runde Blasphemie? Ich gestern Abend und so habe ich mir diesen Film mal angeschaut. Gleich vorweg: Er wird nicht jeden Gefallen... und damit meine ich nicht mal sehr gläubige Menschen; die Machart ist sehr eigenartig. Die Charaktere reden gerne mal direkt zum Zuschauer und der Film ist einfach sehr sprunghaft und wirkt dadurch nicht immer kohärent. Außerdem hat er eine sehr melancholische Grundstimmung, die aber immer wieder durch Albernheiten unterbrochen wird. Tonal ist er damit teilweise "all over the place". Man muss aber zugestehen, dass mich die Melancholie irgendwie sehr erreicht hat und die meiner Meinung nach wirklich witzigen Dinge auch ein Anker sein können, damit der Film einen nicht ganz runter zieht.
Außerdem kann man den Film angreifen, weil seine Religionskritik natürlich mit dem Dampfhammer kommt und seine Botschaft - wenn das Testament nur von Menschen aus dem richtigen Leben geschrieben werden würde, die ein echtes Leben leben und echte Schicksale hätten, also der ganze Hokospokus weg wäre, wäre alles gut - ziemlich naiv ist.
Dennoch packen einen diese Schicksale der 6 neuen Aposteln, weil sie sehr tragisch sind, aber es einen Ausweg gibt.
Also wer kein Problem damit hat, wenn man sich über Religion lustig macht, auf absurden Humor steht, gerne melancholisch ist und einfach Filme mag, die etwas anders sind, wird hier Spaß haben.

3,5 von 5 Sternen

https://letterboxd.com/film/the-brand-new-testament/
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