Für mich ist das jetzt schon ein moderner Sci-Fi-Klassiker. Ein Film, der sich jedem Klischee von Alien-Invasionsfilmen entzieht und somit zur Antithese von Filmen wie "Independence Day" (no Offense, den mag ich auch, aber anders...) wird. Anstatt um Geballer geht es hier 2 Stunden lang um Kommunikation. Um Sprache und wie das Erlernen anderer Sprachen uns verändert und wenn eine Sprache so grundlegend anders ist - wie die von Außerirdischen -wie sie uns selbst in unserem Sein verändern könnte.
Das Ganze brachial atmosphärisch erzählt mit einem dröhnenden Soundtrack und einer erzählenden Kamera, die dicht bei unserer Heldin bleibt. Grandios zurückhaltend und realistisch gespielt von Amy Adams.
Der Film lässt sich Zeit und man kann ihm seine Gemächlichkeit vorwerfen, aber ich war so absorbiert, dass mir die Laufzeit wesentlich kürzer als angegeben vorkam.
Meiner Meinung nach hat er ebenfalls eine der besten Wendungen - ich schreibe bewusst nicht "Twist" - der Filmgeschichte und ich erinnere mich bis heute an das laute Aufstöhnen im Kinosaal, als der Groschen fällt.
Wenn es minimale Kritikpunkte gibt, die mich zögern lassen die volle Punktzahl zu geben, dann die zwar sensationell inszenierten, aber generischen Cthulu-Aliens und den ebenfalls generischen Feindbildern Russland und China, während man sich - also die USA - als fast schon pazifistisch darstellt.
Wenn man mit der richtigen Erwartungshaltung herangeht, ist das ein echtes Erlebnis und es kann einen wirklich verändern. Es ist ein Marketing-Begriff und auch total ausgelutscht, aber wenn ein Film das Siegel "Thought Provoking" verdient hat, dann "Arrival".
4,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/arrival-2016/
Waves
Tyler ist Ringer und ein vielversprechendes Talent bis ihm eine Schulterverletzung komplett aus der Bahn wirft. Hinzu kommt, dass er seine Freundin geschwängert hat und sie nicht abtreiben will.
Hartes Drama, das sehr stilisiert inszeniert wird. Alles ist in rote und blaue Neonlichter getaucht und es ertönt ein stellenweise an der Aufdringlichkeit kratzender Hip-Hop-Soundtrack. Ohne zuviel verraten zu wollen, bricht der Film aber irgendwann komplett damit. Ebenso spielt er mit seinem Bildschirmformat, das mehrfach wechselt.
"Waves" hat zwei getrennte Hälften von denen die erste einen komplett aufpumpt und die zweite bewusst auf die Bremse tritt. Das ist ein interessantes Experiment, aber bei mir ist es nicht ganz aufgegangen, weil das Adrenalin einfach nach dem furiosen Start bei mir zu sehr absackt. Das ist wohl das berühmte "Pacing", was mir da nicht gefällt.
Was bleibt ist großes Schauspielkino mit einem wirklich erstklassigem Ensemble.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/waves-2019/
The King of Staten Island
Judd Apatow macht Stoner-Comedys; sie sind manchmal platt, oft zu lang, aber sie haben eben auch meistens das Herz am richtigen Fleck.
So ist es auch bei "The King of Staten Island", der semi-autobiografisch die Geschichte von Pete Davidson verfilmt, der Writer und Teil des Ensembles bei "Saturday Night Life" ist. Ebenjener Pete Davidson spielt auch selber die Hauptrolle.
Pete heißt im Film Scott und lebt mit Mitte 20 immer noch bei seiner Mutter. Sein Vater war Feuerwehrmann und ist im Einsatz gestorben, als er noch ein Kind war. Er möchte ein Tattoo-Restaurant (

So wie ich es vernehme wird nicht jeder mit der Figur von Scott warm... ich mochte ihn gleich von der ersten Szene an. Das ist wohl ein Knackpunkt bei dem es sich entscheidet , ob man den Film mag oder nicht. Untypisch für Apatow ist, dass hier die Kiffer-Clique das schwächste Element ist, die sehr oberflächlich bleibt und nur als Comic Relief dient. Hier vermisst man das Herz, das der Film sonst fast jeder Figur zukommen lässt. Es gibt viele gute Lacher, aber eben auch sehr ehrliche Momente. Der Comedian Bill Burr darf zudem zeigen, dass er schauspielerisch durchaus eine Range hat.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-king-of-staten-island/
Die Brücke am Kwai
Der hat mich geradezu kalt erwischt. Bei älteren Kriegsfilmen besteht für mich immer die Angst, dass es zu viel Pathos und Heroisierung gibt, aber "Die Brücke am Kwai" qualifiziert sich durchaus mit einigem Recht für einen echten ANTIkriegsfilm.
In einem japanischen Kriegsgefangenenlager in Burma soll ein Bataillon britischer Kriegsgefangener für die Japaner eine Eisenbahnbrücke über den Kwai bauen. Doch zwischen dem Lagerkommandanten und dem Colonel der Briten entsteht ein Machtkampf darum, ob die Offiziere nicht nur die Bauarbeiten leiten, sondern auch körperlich arbeiten müssen, was den Genfer Konventionen widerspricht. Soweit bewundert man den Colonel in seinem Bemühen und dem Kampf die Würde und das Recht zu bewahren, bis einem der Film auf eine ganz andere Fährte führt... Währenddessen wird ein aus dem Lager geflohener US-Navy-Soldat damit beauftragt die Brücke mit einem Sonderkommando zu sprengen.
"Die Brücke am Kwai" ist in gewissen Teilen seiner Zeit voraus würde ich behaupten, weil er - sogar manchmal zynisch - Militarismus, Ehrgefühl, Überlegenheitsdenken und natürlich auch große Egos infrage stellt. Dabei ist er sehr aufwendig produziert und gefilmt, grandios gespielt - gerade Alec Guiness - und besonders im Finale brutal spannend.
Ein kleiner Spoiler-Teil, weil ich es einfach mal herausstellen muss:
4,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-bridge- ... iver-kwai/
Ghost in the Shell
Ein Klassiker des Anime-Kinos, der maßgeblich zur Popularität des Genres im Westen beigetragen hat und zu der Erkenntnis, dass Animes sich auch an Erwachsene richten.
Die Atmosphäre ist durch das Design der Stadt und die coole Musik sehr dicht. Knackig und spannend inszeniert ist der Verschwörungsplot um einen Hacker auch. Emotional konnte mich der Film aber irgendwie nicht erreichen und er behandelt ein uraltes und zigfach verhandeltes Thema der Sci-Fi: Ab wann wird die Maschine lebendig? Oder ab wann wird der Mensch so maschinell, dass er kein Lebewesen mehr ist (Transhumanismus)? Der Film hat eben das Problem, dass z.B. ein Blade Runner vorher da war. Natürlich ist er für sich genommen philosophisch interessant, aber er stellt weder neue Fragen noch gibt er neue Antworten.
Ich bin mir der Bedeutung des Films bewusst, aber persönlich kommt er nicht über "gut" hinaus.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/ghost-in-the-shell/
Nausicaä aus dem Tal der Winde (OV-Rewatch)
Ich bin gerade dabei alle Ghiblis nochmal in der OV nachzuholen und habe jetzt mal den ersten Film (ja ich weiß, technisch ist das kein Ghibli) angeschmissen. Und der ist - natürlich, warum auch nicht - in der OV immer noch genauso großartig. Actionreich, spannend, gefühlvoll und natürlich im Design der Welt und Kreaturen sehr kreativ.
Die Öko-Allegorie ist bei Ghibli quasi ja Standard und wurde auch im ersten Film natürlich nicht ausgelassen... vielmehr ist der ganze Film ein Appell. Ein auch heute noch sehr wichtiger.
4,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/nausicaa-of ... -the-wind/
Das war eine ziemlich gute Ausbeute dieses Wochenende.