Re: Welche Filme habt ihr zuletzt geschaut?
Verfasst: 19. Apr 2021, 16:03
The Constant Gardener (Der ewige Gärtner)
2005; Regisseur: Fernando Meirelles; SchauspielerInnen: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Bill Nighy; Genre: Politthriller
Justin Quayle ist englischer Diplomat und zuständig für das afrikanische Land Kenya. Bei einem Vortrag in London wird er lautstark von der Aktivistin Tessa angegriffen. Die beiden kommen danach ins Gespräch, verlieben sich und er nimmt sie daraufhin nach Nairobi mit. Während er sich um seine Pflanzen kümmert und den typischen Geschäften eines Diplomaten ganz angepasst an Sachzwängen und Realitäten nachgeht, engagiert sich Tessa weiterhin für die Menschen im Land. Das geht nur so lange gut, bis sie auf etwas stößt, dass den Interessen Englands und somit dem politischen Umfeld ihres Mannes in die Quere kommt. Eines Tages erreicht Justin die erschütternde Nachricht, dass sie – mittlerweile Schwanger - ermordet wurde. Er gibt sich mit der Erklärung, die ihm dargeboten wird, nicht zufrieden und ermittelt auf eigene Faust.
Den Film hatte ich komplett anders in meinem Gedächtnis abgespeichert und deswegen nie gesehen. Zum einen wäre da der Name: "Der ewige Gärtner". Man muss sich wirklich fragen, was man sich in der Vermarktung gedacht hat. Es ist eine Romanverfilmung und das Buch hieß auch so. Aber in Verbindung mit dem zweiten Punkt, dass er oft beim Genre auch unter Romanze läuft, habe ich den unter "Schmalz" abgespeichert und nie weiter beachtet. Bei einem Streamingdienst bin ich aber auf eine Inhaltsangabe gestoßen und da stand dann was von einem Politthriller, also habe ich den kurzerhand mal angeworfen. Und natürlich weil der Regisseur Fernando Meirelles ist, der mit "City of God" für viele Kritiker und auch Cineasten einen der besten Filme aller Zeiten gedreht hat.
Meirelles merkt man auch sofort an der Ästhetik, da er - wie auch in seinem Magnum Opus - in "The Constant Gardener" ruhige und entsättigte Bilder mit hektischen abwechselt, bei denen der Kontrast fast schon in die Übersättigung gedreht wurde. Das ist Gewöhnungsbedürftig, zeigt aber sofort seine eigenwillige Handschrift und wirkt rastlos und aufregend ohne zu unruhig zu sein.
Dann wären da natürlich die absoluten Top-Schauspieler Ralph Fiennes und Rachel Weisz. Weisz ist meine absolute Lieblingsschauspielerin und ich war etwas enttäuscht, dass sie aufgrund ihrer Rolle leider eine nicht so lange Screentime hat. Das ist übrigens kein Spoiler, denn es beginnt bereits der Nachricht ihres Todes. Sie wurde für diese Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet und macht das auch sehr gut. Man ist natürlich aufgrund des Themas sofort auf ihrer Seite. Sie spielt allerdings auch wirklich sehr greifbar und man fühlt ihre Wut und die Empörung. Ob das jetzt die beste Leistung ihrer Karriere ist, weiß ich nicht. In "The Lobster" oder "The Favourite" ist sie mindestens genauso gut. Dass Ralph Fiennes den Streifen schultern kann ist natürlich keine große Überraschung. Trotz allem, was er mitmachen muss, spielt er relativ zurückhaltend. Und auch wenn der Film wirklich die Form eines Politthrillers annimmt und er in Gefahr für Leib und Leben gerät, strahlt er immer eine Ruhe und Souveränität aus ohne distanziert zu wirken. Ein richtiger Anti-Bourne. Und somit ist auch klar, dass man sich hier keine großen Hoffnungen auf Action machen sollte.
Es geht vor allem darum eine Verschwörung aufzudecken und hier macht "Der ewige Gärtner" wieder etwas sehr richtig: Es ist kein überkonstruiertes und kompliziertes Netz mit zig Wendungen und Whiteboards mit Fotos, auf denen man Verbindungen mit Fäden zieht. Es ist eigentlich ein sehr einfacher Vorgang, der vollkommen logisch und authentisch ist und man kann sich gut vorstellen, dass Justin auch tief im inneren wusste, dass es genauso läuft. Nur sein Blick war eben versperrt von dem Unwort "Realpolitik", mit dem jede kleine Schweinerei durch "Sachzwänge", "Arbeitsplätze" und "gute Beziehungen" gerechtfertigt wird. Tessa bringt mit ihrem Tod diese Blase zum Platzen, denn sie ist eben auf so eine Schweinerei gestoßen und wurde zum Schweigen gebracht. Ich möchte nur so viel verraten, dass es um die zwielichtige Welt der Pharmakonzerne und deren Treiben in Drittländern geht.
Das ist sehr spannend und immer wieder auch berührend gefilmt, obwohl man sich – nicht nur weil ich gerne mehr von Rachel Weisz gesehen hätte – etwas mehr Zeit mit Tessa und Justin wünschen würde. Aber da schlägt wohl zu Buche, dass es sich um eine Romanverfilmung handelt und man unweigerlich straffen muss.
In der Mitte des Films wird dann doch auch etwas die Suspension of Disbelief getriggert, denn dass man einen gewissen Kommunikationsweg von Tessa bzw. Justin nicht überwacht hat, ist wenig glaubwürdig. Es beißt sich einfach mit dem in Verschwörungsfilmen gern gewählten Stilmittel, dass die Antagonisten immer einen Schritt voraus sind. Aber vielleicht ist das auch einfach authentisch, dass die Geheimdienste nicht immer alles richtig machen.
Am Ende wird es kurz mal sehr pädagogisch und das hätte es gar nicht gebraucht, weil es sonst so authentisch wirkt und man sich gut vorstellen kann, dass es genauso abläuft mit der Entwicklungspolitik. Die Empörung kommt von ganz allein.
Gedreht wurde auch in Berlin und man hört Ralph Fiennes in einer Sequenz im Film erstaunlich gutes Deutsch sprechen. Da hat auch die deutsche Schauspielerin Anneke Kim Sarnau einen kleinen und memorablen Auftritt.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-constant-gardener/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1l1lzzfpWFU
Ghibli der Woche:
Chihiros Reise ins Zauberland (Rewatch)
2001; Regisseur: Hayao Miyazaki; SprecherInnen: Rumi Hiiragi, Miyo Irino, Mari Natsuki; Genre: Anime
Die junge Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine andere Stadt. Am Tag ihrer Ankunft verfahren sie sich mit dem Auto und stoßen in einem Wald auf einen seltsamen Tunnel. Sie hat Angst, aber ihre Eltern sind neugierig und gehen mit ihr hindurch. Auf der anderen Seite stehen mehre verlassene Fressbuden. Weit und breit ist niemand zu sehen, aber das Essen ist frisch und so schlagen Mama und Papa sich den Wanst voll. Chihiro wird ungeduldig und muss schockiert feststellen, dass sich ihre Eltern in Schweine verwandeln. Als die Betreiber der Buden als geistartige Wesen zurückkehren und sie in Panik gerät, trifft sie auf Haku, der sie in ein Badehaus bringt. Dort gehen eigenartige Fantasiewesen als Gäste ein- und aus. Sie begreift in einer Parallelwelt gefangen zu sein. Die einzige Möglichkeit aus dieser zu entkommen ist für die Hexe zu arbeiten, die das Badehaus betreibt.
"Chihiros Reise ins Zauberland" ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Animes aller Zeiten. Er war lange Zeit der finanziell erfolgreichste Film seines Genres und erst "Your Name" konnte ihn vom Thron stoßen. Er wurde mit Preisen hoch dekoriert – u.A. der Oscar als "Best Animated Picture" und der "Goldene Bär" der Berlinale–, bildet für viele den Einstieg in den japanischen Zeichentrick und weckt nostalgische Gefühle bei einer großen Gruppe von Menschen.
Obwohl ich alleine durch die Serien bei RTL2 und Tele 5 von Kindesbeinen an eine große Affinität zu Animes hatte, ist "Chihiro" jedoch bis ins Erwachsenenalter immer an mir vorbeigegangen. Ich kann das auch nicht richtig erklären, aber so ist es nun einmal gelaufen. Vielleicht klang das für einen Teeny wie mich damals zu kindisch oder zu sehr nach "Mädchenzeug". Ich entdeckte nämlich gerade die verbotene Frucht der Horror- und Actionilme.
Und so war ich etwas enttäuscht, als ich ihn das erste Mal gesehen habe und auch jetzt bei der letzten Sichtung. Erstens hatte ich eine EXTREM hohe Erwartungshaltung aufgrund der ganzen Rezeption, die natürlich nicht an mir vorbeigegangen ist. Zweitens habe ich einen komplett anderen Film erwartet. Drittens entfallen bei mir natürlich die nostalgischen Gefühle. Ich dachte es würde sich bei "Chihiros Reise ins Zauberland" um eine epische Heldenreise á la "Herr der Ringe" handeln. Also um einen Fantasyepos. Was ich bekommen habe ist eine relativ kleine und intime Episode, die sich zu 80% im erwähnten Badehaus abspielt.
Auch die Geschichte die erzählt wird ist ziemlich unspektakulär und viele Konflikte lösen sich viel zu leicht oder auch gar nicht auf und haben keine Konsequenzen. Natürlich berücksichtige ich, dass es sich hier um einen Film handelt, der sich vorwiegend an Kinder richtet. Deswegen kann er natürlich nicht allzu dramatische Formen annehmen. Aber ich bin nun einmal erwachsen und mich holt sowas dann nicht mehr ganz ab. Ich denke da schlägt einfach zu, dass ich hier keinerlei nostalgische Verbindung habe, die mich über sowas hinwegsehen lassen könnte - oder ich bin einfach zu zynisch geworden. Besonders am Ende wird mir die Motivation einer Figur überhaupt nicht klar, was ich jetzt aus Spoilergründen nicht vertiefe. Aber ab da verstehe ich auch nicht, wo die Geschichte eigentlich hin will und dann ist es auch schon vorbei.
Ich mochte auch – und jetzt alle Fans ganz tapfer sein – Chihiro als Hauptfigur nicht. Sie wirkt durch den ganzen Verlauf sehr passiv, fast schläfrig und reagiert nur. Ich erwarte nicht von einem kleinen Mädchen überhaupt nicht von so einer Erfahrung überfordert zu sein, aber es findet im Film wirklich kaum Entwicklung statt.
Klar... auch ich verstehe den Subtext, dass es hier um Coming of Age geht, Emanzipation von den Eltern, das erste Mal auf sich allein gestellt sein und seine eigenen Abenteuer zu erleben bzw. seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn wir uns an den Anfang des Films zurückerinnern, zieht Chihiro ja auch in eine neue Umgebung, in der sie sich auch fremd fühlt. Auch da kann man ihr Abenteuer metaphorisch lesen. Aber das ist nichts sonderlich neues und wurde meines Erachtens und zuletzt auch durch Ghibli selbst schon besser, greifbarer und zwingender erzählt. So konnte mich das alles nicht berühren und hat mich weitgehend kalt gelassen.
Trotzdem hat es mir im Großen und Ganzen gefallen! Ihr könnt den Wetzstein für eure Messer also wieder einstecken und die Fäuste aus den Taschen holen. Das ist alles eine Kreativitätsexplosion und für mich waren die Highlights eindeutig die vielen Wesen, die Myazaki hier hingezaubert hat. Das "Ohngesicht", der "Flussgeist", die "Rußgeister" und die vielen Gäste des Badehauses und dessen Mitarbeiter sind fantastisch. Von allen Ghiblis ist das meiner Meinung nach der am schönsten
gezeichnete. Auch diese Parallelwelt an sich ist sehr schön, denn deren Ausmaße und Gesetzmäßigkeiten bleiben im Verborgenen. Trotzdem schafft man es mit wenig Mitteln World Building zu betreiben. Das baut eine schöne Mystik auf ohne ganz im Dunkeln zu tappen.
Auch die schrulligen und absurden Charaktere sorgen für einige gute Lacher.
"Chihiro" steht auf vielen Bestenlisten unter den Top 10 der besten Filme aller Zeiten und kassiert fast durchgehend Höchstwertungen. Man fühlt sich immer irgendwie schlecht, wenn man nicht mit einstimmen kann. Aber ich bin eben niemand, der bei sowas mitschwimmt, nur weil es sich "eben so gehört". Ich persönlich (!) konnte diesen Status des Films nicht nachfühlen und nachvollziehen.
So erging es mir auch z.B. mit "Mein Nachbar Totoro", der ähnlichen Legendensatus hat und für mich zwar ein Wohlfühlfilm war, aber mich auch nicht so wie viele andere Menschen erreichen konnte.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/spirited-away/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=CHCUkXUPkFM&t=66s
2005; Regisseur: Fernando Meirelles; SchauspielerInnen: Ralph Fiennes, Rachel Weisz, Bill Nighy; Genre: Politthriller
Justin Quayle ist englischer Diplomat und zuständig für das afrikanische Land Kenya. Bei einem Vortrag in London wird er lautstark von der Aktivistin Tessa angegriffen. Die beiden kommen danach ins Gespräch, verlieben sich und er nimmt sie daraufhin nach Nairobi mit. Während er sich um seine Pflanzen kümmert und den typischen Geschäften eines Diplomaten ganz angepasst an Sachzwängen und Realitäten nachgeht, engagiert sich Tessa weiterhin für die Menschen im Land. Das geht nur so lange gut, bis sie auf etwas stößt, dass den Interessen Englands und somit dem politischen Umfeld ihres Mannes in die Quere kommt. Eines Tages erreicht Justin die erschütternde Nachricht, dass sie – mittlerweile Schwanger - ermordet wurde. Er gibt sich mit der Erklärung, die ihm dargeboten wird, nicht zufrieden und ermittelt auf eigene Faust.
Den Film hatte ich komplett anders in meinem Gedächtnis abgespeichert und deswegen nie gesehen. Zum einen wäre da der Name: "Der ewige Gärtner". Man muss sich wirklich fragen, was man sich in der Vermarktung gedacht hat. Es ist eine Romanverfilmung und das Buch hieß auch so. Aber in Verbindung mit dem zweiten Punkt, dass er oft beim Genre auch unter Romanze läuft, habe ich den unter "Schmalz" abgespeichert und nie weiter beachtet. Bei einem Streamingdienst bin ich aber auf eine Inhaltsangabe gestoßen und da stand dann was von einem Politthriller, also habe ich den kurzerhand mal angeworfen. Und natürlich weil der Regisseur Fernando Meirelles ist, der mit "City of God" für viele Kritiker und auch Cineasten einen der besten Filme aller Zeiten gedreht hat.
Meirelles merkt man auch sofort an der Ästhetik, da er - wie auch in seinem Magnum Opus - in "The Constant Gardener" ruhige und entsättigte Bilder mit hektischen abwechselt, bei denen der Kontrast fast schon in die Übersättigung gedreht wurde. Das ist Gewöhnungsbedürftig, zeigt aber sofort seine eigenwillige Handschrift und wirkt rastlos und aufregend ohne zu unruhig zu sein.
Dann wären da natürlich die absoluten Top-Schauspieler Ralph Fiennes und Rachel Weisz. Weisz ist meine absolute Lieblingsschauspielerin und ich war etwas enttäuscht, dass sie aufgrund ihrer Rolle leider eine nicht so lange Screentime hat. Das ist übrigens kein Spoiler, denn es beginnt bereits der Nachricht ihres Todes. Sie wurde für diese Rolle mit dem Oscar ausgezeichnet und macht das auch sehr gut. Man ist natürlich aufgrund des Themas sofort auf ihrer Seite. Sie spielt allerdings auch wirklich sehr greifbar und man fühlt ihre Wut und die Empörung. Ob das jetzt die beste Leistung ihrer Karriere ist, weiß ich nicht. In "The Lobster" oder "The Favourite" ist sie mindestens genauso gut. Dass Ralph Fiennes den Streifen schultern kann ist natürlich keine große Überraschung. Trotz allem, was er mitmachen muss, spielt er relativ zurückhaltend. Und auch wenn der Film wirklich die Form eines Politthrillers annimmt und er in Gefahr für Leib und Leben gerät, strahlt er immer eine Ruhe und Souveränität aus ohne distanziert zu wirken. Ein richtiger Anti-Bourne. Und somit ist auch klar, dass man sich hier keine großen Hoffnungen auf Action machen sollte.
Es geht vor allem darum eine Verschwörung aufzudecken und hier macht "Der ewige Gärtner" wieder etwas sehr richtig: Es ist kein überkonstruiertes und kompliziertes Netz mit zig Wendungen und Whiteboards mit Fotos, auf denen man Verbindungen mit Fäden zieht. Es ist eigentlich ein sehr einfacher Vorgang, der vollkommen logisch und authentisch ist und man kann sich gut vorstellen, dass Justin auch tief im inneren wusste, dass es genauso läuft. Nur sein Blick war eben versperrt von dem Unwort "Realpolitik", mit dem jede kleine Schweinerei durch "Sachzwänge", "Arbeitsplätze" und "gute Beziehungen" gerechtfertigt wird. Tessa bringt mit ihrem Tod diese Blase zum Platzen, denn sie ist eben auf so eine Schweinerei gestoßen und wurde zum Schweigen gebracht. Ich möchte nur so viel verraten, dass es um die zwielichtige Welt der Pharmakonzerne und deren Treiben in Drittländern geht.
Das ist sehr spannend und immer wieder auch berührend gefilmt, obwohl man sich – nicht nur weil ich gerne mehr von Rachel Weisz gesehen hätte – etwas mehr Zeit mit Tessa und Justin wünschen würde. Aber da schlägt wohl zu Buche, dass es sich um eine Romanverfilmung handelt und man unweigerlich straffen muss.
In der Mitte des Films wird dann doch auch etwas die Suspension of Disbelief getriggert, denn dass man einen gewissen Kommunikationsweg von Tessa bzw. Justin nicht überwacht hat, ist wenig glaubwürdig. Es beißt sich einfach mit dem in Verschwörungsfilmen gern gewählten Stilmittel, dass die Antagonisten immer einen Schritt voraus sind. Aber vielleicht ist das auch einfach authentisch, dass die Geheimdienste nicht immer alles richtig machen.
Am Ende wird es kurz mal sehr pädagogisch und das hätte es gar nicht gebraucht, weil es sonst so authentisch wirkt und man sich gut vorstellen kann, dass es genauso abläuft mit der Entwicklungspolitik. Die Empörung kommt von ganz allein.
Gedreht wurde auch in Berlin und man hört Ralph Fiennes in einer Sequenz im Film erstaunlich gutes Deutsch sprechen. Da hat auch die deutsche Schauspielerin Anneke Kim Sarnau einen kleinen und memorablen Auftritt.
4 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/the-constant-gardener/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=1l1lzzfpWFU
Ghibli der Woche:
Chihiros Reise ins Zauberland (Rewatch)
2001; Regisseur: Hayao Miyazaki; SprecherInnen: Rumi Hiiragi, Miyo Irino, Mari Natsuki; Genre: Anime
Die junge Chihiro zieht mit ihren Eltern in eine andere Stadt. Am Tag ihrer Ankunft verfahren sie sich mit dem Auto und stoßen in einem Wald auf einen seltsamen Tunnel. Sie hat Angst, aber ihre Eltern sind neugierig und gehen mit ihr hindurch. Auf der anderen Seite stehen mehre verlassene Fressbuden. Weit und breit ist niemand zu sehen, aber das Essen ist frisch und so schlagen Mama und Papa sich den Wanst voll. Chihiro wird ungeduldig und muss schockiert feststellen, dass sich ihre Eltern in Schweine verwandeln. Als die Betreiber der Buden als geistartige Wesen zurückkehren und sie in Panik gerät, trifft sie auf Haku, der sie in ein Badehaus bringt. Dort gehen eigenartige Fantasiewesen als Gäste ein- und aus. Sie begreift in einer Parallelwelt gefangen zu sein. Die einzige Möglichkeit aus dieser zu entkommen ist für die Hexe zu arbeiten, die das Badehaus betreibt.
"Chihiros Reise ins Zauberland" ist wohl einer der bekanntesten und beliebtesten Animes aller Zeiten. Er war lange Zeit der finanziell erfolgreichste Film seines Genres und erst "Your Name" konnte ihn vom Thron stoßen. Er wurde mit Preisen hoch dekoriert – u.A. der Oscar als "Best Animated Picture" und der "Goldene Bär" der Berlinale–, bildet für viele den Einstieg in den japanischen Zeichentrick und weckt nostalgische Gefühle bei einer großen Gruppe von Menschen.
Obwohl ich alleine durch die Serien bei RTL2 und Tele 5 von Kindesbeinen an eine große Affinität zu Animes hatte, ist "Chihiro" jedoch bis ins Erwachsenenalter immer an mir vorbeigegangen. Ich kann das auch nicht richtig erklären, aber so ist es nun einmal gelaufen. Vielleicht klang das für einen Teeny wie mich damals zu kindisch oder zu sehr nach "Mädchenzeug". Ich entdeckte nämlich gerade die verbotene Frucht der Horror- und Actionilme.
Und so war ich etwas enttäuscht, als ich ihn das erste Mal gesehen habe und auch jetzt bei der letzten Sichtung. Erstens hatte ich eine EXTREM hohe Erwartungshaltung aufgrund der ganzen Rezeption, die natürlich nicht an mir vorbeigegangen ist. Zweitens habe ich einen komplett anderen Film erwartet. Drittens entfallen bei mir natürlich die nostalgischen Gefühle. Ich dachte es würde sich bei "Chihiros Reise ins Zauberland" um eine epische Heldenreise á la "Herr der Ringe" handeln. Also um einen Fantasyepos. Was ich bekommen habe ist eine relativ kleine und intime Episode, die sich zu 80% im erwähnten Badehaus abspielt.
Auch die Geschichte die erzählt wird ist ziemlich unspektakulär und viele Konflikte lösen sich viel zu leicht oder auch gar nicht auf und haben keine Konsequenzen. Natürlich berücksichtige ich, dass es sich hier um einen Film handelt, der sich vorwiegend an Kinder richtet. Deswegen kann er natürlich nicht allzu dramatische Formen annehmen. Aber ich bin nun einmal erwachsen und mich holt sowas dann nicht mehr ganz ab. Ich denke da schlägt einfach zu, dass ich hier keinerlei nostalgische Verbindung habe, die mich über sowas hinwegsehen lassen könnte - oder ich bin einfach zu zynisch geworden. Besonders am Ende wird mir die Motivation einer Figur überhaupt nicht klar, was ich jetzt aus Spoilergründen nicht vertiefe. Aber ab da verstehe ich auch nicht, wo die Geschichte eigentlich hin will und dann ist es auch schon vorbei.
Ich mochte auch – und jetzt alle Fans ganz tapfer sein – Chihiro als Hauptfigur nicht. Sie wirkt durch den ganzen Verlauf sehr passiv, fast schläfrig und reagiert nur. Ich erwarte nicht von einem kleinen Mädchen überhaupt nicht von so einer Erfahrung überfordert zu sein, aber es findet im Film wirklich kaum Entwicklung statt.
Klar... auch ich verstehe den Subtext, dass es hier um Coming of Age geht, Emanzipation von den Eltern, das erste Mal auf sich allein gestellt sein und seine eigenen Abenteuer zu erleben bzw. seinen eigenen Weg zu gehen. Wenn wir uns an den Anfang des Films zurückerinnern, zieht Chihiro ja auch in eine neue Umgebung, in der sie sich auch fremd fühlt. Auch da kann man ihr Abenteuer metaphorisch lesen. Aber das ist nichts sonderlich neues und wurde meines Erachtens und zuletzt auch durch Ghibli selbst schon besser, greifbarer und zwingender erzählt. So konnte mich das alles nicht berühren und hat mich weitgehend kalt gelassen.
Trotzdem hat es mir im Großen und Ganzen gefallen! Ihr könnt den Wetzstein für eure Messer also wieder einstecken und die Fäuste aus den Taschen holen. Das ist alles eine Kreativitätsexplosion und für mich waren die Highlights eindeutig die vielen Wesen, die Myazaki hier hingezaubert hat. Das "Ohngesicht", der "Flussgeist", die "Rußgeister" und die vielen Gäste des Badehauses und dessen Mitarbeiter sind fantastisch. Von allen Ghiblis ist das meiner Meinung nach der am schönsten
gezeichnete. Auch diese Parallelwelt an sich ist sehr schön, denn deren Ausmaße und Gesetzmäßigkeiten bleiben im Verborgenen. Trotzdem schafft man es mit wenig Mitteln World Building zu betreiben. Das baut eine schöne Mystik auf ohne ganz im Dunkeln zu tappen.
Auch die schrulligen und absurden Charaktere sorgen für einige gute Lacher.
"Chihiro" steht auf vielen Bestenlisten unter den Top 10 der besten Filme aller Zeiten und kassiert fast durchgehend Höchstwertungen. Man fühlt sich immer irgendwie schlecht, wenn man nicht mit einstimmen kann. Aber ich bin eben niemand, der bei sowas mitschwimmt, nur weil es sich "eben so gehört". Ich persönlich (!) konnte diesen Status des Films nicht nachfühlen und nachvollziehen.
So erging es mir auch z.B. mit "Mein Nachbar Totoro", der ähnlichen Legendensatus hat und für mich zwar ein Wohlfühlfilm war, aber mich auch nicht so wie viele andere Menschen erreichen konnte.
3,5 von 5 Sternen
https://letterboxd.com/film/spirited-away/
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=CHCUkXUPkFM&t=66s