Bundestagswahl 2021 Tipp

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Freitag
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Freitag »

Santiago Garcia hat geschrieben: 12. Sep 2021, 09:15 Dass jetzt aber die Leiterin der CDU-Wahlkampfkommunikation daherkommt und behauptet, diese zwei Sätze seien in Wirklichkeit ein Satz mit verquerer Satzstellung und unerklärlicher Pause mittendrin gewesen, und jeder, der das anders hörte, verbreite Fake News - das ist schon ein "alternative facts" Level an Dreistigkeit. https://twitter.com/tanit/status/1436926175591419904
Die Dame kommt von der Bild, das gehört zum Handwerk.
Andreas29

Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Andreas29 »

Santiago Garcia hat geschrieben: 12. Sep 2021, 09:15 Laschet schließt ja einen Satz an mit "In der Wirtschafts- und Finanzpolitik..."
Der Satz wird dadurch nicht weniger falsch und unverschämt... übrigens gerade im Hinblick auf die Ironie, dass viele sozialstaatlichen Errungenschaften, die die SPD früher vertreten hat, heute von der CDU übernommen und für selbstverständlich erklärt werden.
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Tengri Lethos
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tengri Lethos »

Andreas29 hat geschrieben: 12. Sep 2021, 11:55
Santiago Garcia hat geschrieben: 12. Sep 2021, 09:15 Laschet schließt ja einen Satz an mit "In der Wirtschafts- und Finanzpolitik..."
Der Satz wird dadurch nicht weniger falsch und unverschämt... übrigens gerade im Hinblick auf die Ironie, dass viele sozialstaatlichen Errungenschaften, die die SPD früher vertreten hat, heute von der CDU übernommen und für selbstverständlich erklärt werden.
Der Satz und die Aufregung ist bezeichnend dafür, was die Politik nicht verstanden hat (und sicherlich auch einige Wähler*innen nicht). Entscheidend ist doch, was in der Zukunft getan wird, nicht was in der Vergangenheit getan wurde. Wir hatten hier ja schon mal die Diskussion, wie lange man selber bestimmte Sachen einer Partei, einem Menschen etc. vorwerfen will / kann. Mir ist dieses "Sie haben doch in der Vergangenheit mit ihrer Partei XY gemacht..." "Ja, aber das haben Sie doch damals auch...." einfach nur mühselig. Edit: Nur zur Klarstellung: Ich spreche niemanden ab, dass er aus Gründen der Vergangenheit eine Partei / Person für unwählbar hält. Habe ich bei bestimmten Parteien / Personen auch so für mich entschieden.
Ich will jedoch keine Geschichtsstunde (ich interessiere mich sehr für Geschichte), ich will einen Plan für die Zukunft.
Anders gesagt: Wir haben jetzt die Stelle des Wahlkampfs erreicht, die ich immer super ätzend finde. Der in Umfragen hinten liegende Mensch geht in den Angriff über; viele benehmen sich bei Twitter wie Kleinkinder und der "whataboutism" findet kein Ende mehr.
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Braincrack
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Braincrack »

Muss ja ehrlich sagen mir graut es schon vor der Wahl. Während ich vor mehreren Monaten noch dachte das Grünen in Frage kommen, da sie endlich mal nach 16 Jahren "weiter so“ ein Umdenken anregen könnten und Veränderung bewirken wird das wohl auch auf weiter so nur in schlecht raus laufen.

CDU mit Armin Laschet ist für mich unwählbar - mehr noch als sonst bei anderen Bundestagswahlen. Bei SPD mit Scholz denk ich nur ans Schlafen gehen. Die kleinen Parteien die eher in Frage kommen werden wohl verschenkte Stimmen sein, da sie unter 5% landen werden.

Wenn ich nur dran denke das einer der drei bald Bundeskanzler wird, läuft es mir eiskalt den Rücken runter. Einer mehr inkompetent als der andere. Die Jahrhundert-Wahl mit der Auswahl zwischen Pest, Cholera und Hypnotikum. :doh:
Andreas29

Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Andreas29 »

Tengri Lethos hat geschrieben: 12. Sep 2021, 12:47 (...)
Der Trend, dass sich unser Wahlkampf amerikanisiert und es es anstatt um eigene Visionen mehr um das Diffamieren und Diskreditieren der politischen Gegner geht, hat sich halt weiter fortgesetzt. Und es hat auch funktioniert, denn Baerbock ist mehr oder weniger raus aus dem Kanzlerrennen wegen Plagiatsvorwürfen und weil sie sich in Reden immer mal wieder verhaspelt. Um ihre politischen Vorstellungen ging es doch irgendwann gar nicht mehr und sie wurde zur Witzfigur gemacht.
Es ist bemerkenswert wie besorgniserregend, dass eine Kandidatin des Trios quasi abgeschossen wurde, ohne dass sich auch nur einer für ihre Politik interessiert hat.

Der Ton wird halt rauer. Das ist ein zweischneidiges Schwert, weil sich ja auch immer wieder mal beschwert wird, dass die Art der politischen Auseinandersetzung in Deutschland zu sehr auf Konsens und zu kuschelig ist. Es ist auch ein Stück weit zu begrüßen, dass es etwas hitziger wird, denn dann weiß man, dass die Demokratie und der Pluralismus noch leben. Dennoch wäre es schöner, wenn das auf der politischen Ebene stattfindet anstatt auf einer persönlichen und nicht nur in den "sozialen" Netzwerken.
Braincrack hat geschrieben: 12. Sep 2021, 15:46 Die Jahrhundert-Wahl mit der Auswahl zwischen Pest, Cholera und Hypnotikum. :doh:
Das wird mir auch zu wenig thematisiert. In Umfragen geben konstant ca. 30% der Menschen an, dass sie mit keinem der Kandidaten zufrieden sind.
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Dicker
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Dicker »

Andreas29 hat geschrieben: 12. Sep 2021, 16:14
Tengri Lethos hat geschrieben: 12. Sep 2021, 12:47 (...)
Der Trend, dass sich unser Wahlkampf amerikanisiert und es es anstatt um eigene Visionen mehr um das Diffamieren und Diskreditieren der politischen Gegner geht, hat sich halt weiter fortgesetzt.
Ist das wirklich so neu? Ich erinnere mich noch, wie die Idee "Steuererklärung auf einem Bierdeckel" damals diffamiert wurde. Professor M aus Heidelberg (oder so). Da ging es auch nicht mehr um Inhalte.
Es ist vielleicht etwas schlimmer geworden, neu ist es aber imo nicht. Und wenn man sich die Wahlkämpfe davor anschaut, haben wir gerade imo noch recht viele Inhalte.
Andreas29

Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Andreas29 »

Dicker hat geschrieben: 12. Sep 2021, 16:53 Es ist vielleicht etwas schlimmer geworden, neu ist es aber imo nicht. Und wenn man sich die Wahlkämpfe davor anschaut, haben wir gerade imo noch recht viele Inhalte.
Ich erinnere mich noch an ein Wahlplakat der CDU auf dem nur Merkel abgebildet war und darunter stand "Sie kennen mich". Wahlkampf war auch in Deutschland schon immer personenbezogen, klar. Aber ich finde eben gerade in Bezug auf Baerbock wurde dieses Mal ziemlich über die Strenge geschlagen, was das Ignorieren von politischen Absichten und das in den Vordergrund stellen von (angeblichen) persönlichen Verfehlungen anbelangt. Mit dem Gipfel, dass ihr Heuchelei vorgeworfen wurde, weil sie das N-Wort in einem Zitat verwendet hat.
meieiro
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von meieiro »

Ich sehe eher, dass wir bei den Medien auf dem Niveau des amerikanischen Wahlkampfs angekommen sind.
Als ein Beispiel ein Tweet vom 10.09. vom offiziellen Welt-Account
https://twitter.com/welt/status/1436247106738601986

Die Aussage des Tweets ist faktisch falsch. Sie hat einer amerikanischen Zeitung gesagt, dass die Angriffe auf sie, mit denen auf Clinton vergleichbar sind. Was eine komplett andere Aussage ist.
In dem Tweet geht es nur darum, die Grünen-Kanidatin schlecht zu machen. Und das von einer großen deutschen Tageszeitung/Nachrichtenseite. Das ist halt kein Journalismus.
Das ist natürlich keine große Überraschung von Springer-Verlag, aber trotzdem werden davon Millionen Wähler beeinflusst
Rigolax
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rigolax »

Na ja, Baerbock sagte in der NYT:
“My candidacy polarizes in a way that wasn’t imaginable for many women of my age,” Ms. Baerbock said, sitting in a bright wood-paneled cabin on the top level of her campaign bus between stops.

“In some ways, what I’ve experienced is similar to what happened in the U.S. when Hillary Clinton ran,” she added. “I stand for renewal, the others stand for the status quo, and of course, those who have an interest in the status quo see my candidacy as a declaration of war.”
https://www.nytimes.com/2021/09/07/worl ... ellor.html

Der letzte Satz, "I stand for renewal, the others stand for the status quo (...)", ist offenkundig eine Erläuterung dazu, warum sie denkt, dass ihre Erlebnisse vergleichbar zu denen von Clinton im Wahlkampf sind. Implizit wird m.E. deutlich, dass sie Clinton auch so charakterisiert: "stand[ing] for renewal". Da kann man m.E. schon einen weitergehenden Vergleich von Baerbock zu Clinton sehen.

Der Welt-Tweet und die Überschrift ist aber imho verkürzt und geht ins Clickbait-esque. Sie schreiben ja: "Baerbock vergleicht sich mit Hillary Clinton". Journalistisch besser wäre: "Baerbock vergleicht ihre Erfahrungen im Wahlkampf mit denen von Hillary Clinton". Das ist dann aber nicht so griffig. Wirft eher die Frage auf, wie viel Zuspitzung und Interpretation in berichterstattenden Überschriften journalistisch zulässig ist.

Ein Kommentar (!) einer Reporterin beim Spiegel folgert etwas salopp auch daraus: "Baerbock ist also quasi Clinton (...)". https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 6c2cc67a40
Andreas29 hat geschrieben: 12. Sep 2021, 17:06
Dicker hat geschrieben: 12. Sep 2021, 16:53 Es ist vielleicht etwas schlimmer geworden, neu ist es aber imo nicht. Und wenn man sich die Wahlkämpfe davor anschaut, haben wir gerade imo noch recht viele Inhalte.
Ich erinnere mich noch an ein Wahlplakat der CDU auf dem nur Merkel abgebildet war und darunter stand "Sie kennen mich".
Das war wohl Kretschmann, also die Grünen: https://taz.de/Wahl-in-Baden-Wuerttemberg/!5752419/ (als Anspielung auf Merkel)

Merkel hat die Phrase quasi im Wahlkampf schon benutzt, in einem TV Duell von 2013: https://www.tagesspiegel.de/politik/tv- ... 76596.html
imanzuel
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von imanzuel »

Tolles Triell. Bloß keine Fragen beantworten :D Kann eine lustige Zeit nach der Wahl werden.

Edit: Joa das war nichts. Scholz sicherlich mit dem solidesten Auftritt, wenn auch alles andere als überzeugend. Blöd das man der SPD halt null vertrauen kann. Kritische Themen wurden gar nicht beantworten, meistens nur mit "ja aber die anderen!!!..." abgetan. Man merkt schon, die 3 wollen bloß nicht anecken oder irgendjemand abschrecken. Absolut sinnlos das einer von denen 3 am Ende auf dem Eisernen Thron sitzen darf (muss).
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Rigolax
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rigolax »

Weil's politisch so schön unbequem ist, was ist eigentlich hiermit, beim Spiegel: "AfD-Chef Chrupalla will, dass Schüler mehr deutsche Gedichte lernen – kennt aber selbst keins" und im Lead-Absatz: "AfD-Chef Tino Chrupalla hat in einem Interview gefordert, Schülerinnen und Schüler sollten mehr »deutsche Gedichte« lernen. Doch auf Nachfrage des Kinderreporters kommt er ins Stammeln." https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 83f42d780d

Er wurde ja nach einem "Lieblingsgedicht" gefragt und wollte/konnte spontan keines benennen, wie auch im Artikel weiter hervorgeht. Vielleicht wusste er spontan überhaupt kein einziges deutsches Gedicht, das kann schon sein, vielleicht ist es sogar naheliegend, weil man sich wohl am besten aus so einer Situation zieht als Politiker, wenn man irgendwas bekanntes und unverfängliches sagt, aber es ist aus dem Interview nicht ableitbar. Ist dann so eine Spiegel-Überschrift zulässig? Was für ein Eindruck entsteht dort in einem berichterstattenden Artikel?
meieiro
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von meieiro »

Ich bin nach wie vor der Meinung, dass die Überschrift der Welt einfach falsch ist. Nicht verkürzt sondern falsch.
Man muss einiges reininterpretieren, damit das irgendwie passt. Hat aber die gewünschten Reaktionen hervorgerufen. Ist ja bekannt, dass die Welt nicht der aller größte Freunde der Grünen ist.
Den Kommentar dazu vom Spiegel dazu finde ich auch nicht gut. Ich weiß nicht genau was die Autorin damit sagen will. Ist aber ein klar als Kommentar gekennzeichnet und da kann ich ja meine Meinung schreiben. Ich muss die nicht gut finde, ist aber ganz was anderes.

Das Afd-Artikel ist auch ein bisschen reisserisch formuliert, aber ganz anderes Level. Hätte man besser formulieren können. Peinlich ist es für ihn auf alle Fälle. Er lehnt sich ja so weit aus dem Fenster, dann muss er da auch was dazu sagen können.

Und ich behaupte ja auch nicht, dass das nur ein Problem vom Springer-Verlag ist. Da ist es halt extremer und deutlicher.
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Jon Zen
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Jon Zen »

Rigolax hat geschrieben: 13. Sep 2021, 09:50 Weil's politisch so schön unbequem ist, was ist eigentlich hiermit, beim Spiegel: "AfD-Chef Chrupalla will, dass Schüler mehr deutsche Gedichte lernen – kennt aber selbst keins" und im Lead-Absatz: "AfD-Chef Tino Chrupalla hat in einem Interview gefordert, Schülerinnen und Schüler sollten mehr »deutsche Gedichte« lernen. Doch auf Nachfrage des Kinderreporters kommt er ins Stammeln." https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 83f42d780d

Er wurde ja nach einem "Lieblingsgedicht" gefragt und wollte/konnte spontan keines benennen, wie auch im Artikel weiter hervorgeht. Vielleicht wusste er spontan überhaupt kein einziges deutsches Gedicht, das kann schon sein, vielleicht ist es sogar naheliegend, weil man sich wohl am besten aus so einer Situation zieht als Politiker, wenn man irgendwas bekanntes und unverfängliches sagt, aber es ist aus dem Interview nicht ableitbar. Ist dann so eine Spiegel-Überschrift zulässig? Was für ein Eindruck entsteht dort in einem berichterstattenden Artikel?
Ich finde super, wie schlagfertig der Kinderreporter nachhakt. Das würde man sich gerne häufiger bei den Erwachsenen wünschen. Nichts habe ich mehr gehasst in der Grundschule, als (dumme) Gedichte auswendig lernen zu müssen. Das wünsche ich keinen Kind, mit so etwas seine Nachmittage verbringen zu müssen, anstatt z.B. draußen in der Sonne Fußball spielen zu können. Chrupalla darf sich damit aber gerne den Rest seines Lebens beschäftigen. :lol:
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Heretic
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Heretic »

meieiro hat geschrieben: 13. Sep 2021, 18:00 Das Afd-Artikel ist auch ein bisschen reisserisch formuliert, aber ganz anderes Level. Hätte man besser formulieren können. Peinlich ist es für ihn auf alle Fälle. Er lehnt sich ja so weit aus dem Fenster, dann muss er da auch was dazu sagen können.
Ich hätte meinen Lieblingssatz aus "Wilhelm Tell" zitiert: "Und er schiffte sich gen Süden ein." :mrgreen: :ugly:
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rigolax »

Dass die Welt-Überschrift verkürzt, zugespitzt, journalistisch fragwürdig, tendenziell irreführend, Clickbait-esque, die Zielgruppe bedienend, gewissermaßen typisch dort ist, würde ich nicht in Abrede stellen wollen. Ob die Überschrift "falsch" ist, kann ich (für mich) nicht abschließend bewerten; vielleicht denke ich arg wahrheitsrelativistisch. Ich würde sie so noch nicht bezeichnen.

Ich find die Spiegel-Überschrift mindestens genauso schlimm, ehrlich gesagt; tendenziell noch schwieriger, weil sie einen Vorwurf in der Berichterstattung ohne saubere Datenbasis in den Raum stellt (dass der Typ kein einziges deutsches Gedicht kennt bzw. in dem Moment kannte; kann natürlich aber trotzdem so sein, wäre dann halt imho kein journalistisches 'Justified True Belief'.) -- Davon unabhängig ist diese Deutschtümelei imho übel. Ich sehe keinen inhärenten Wert darin, stumpf alte Gedichte auswendig zu lernen, nur weil sie gemeinhin zum historischen deutschen Kulturgut zählen, wenn sie gerade bei jüngeren Kindern nur wenig Anklang finden, sich ihnen nur sehr schwer erschließen. Auseinandersetzung mit älterer Literatur und auch Gedichten, mit Klassikern, ist zwar schon sinnig, um das sprachliche und geschichtliche Verständnis zu erweitern und da Interesse zu wecken, bzw. vielleicht eher Vorbehalte teilweise abzubauen, aber ich würde das a) nicht so forcieren wollen und b) nicht grundsätzlich von deutschen Autoren abhängig machen, denn es kann ebenso gut Literatur aus anderen Sprachkreisen herangezogen werden, dann eben übersetzt, und man das fruchtbar machen im "Deutschunterricht"; gerade der Vergleich verschiedener Übersetzungen könnte interessant sein, insbesondere wenn diese zeitlich selbst weit auseinanderliegen. -- Und Gedichte sind imho allgemein oft schrecklich, unfassbar viel vages Rumgeblubber; sorry an alle Dichter.
Andreas29

Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Andreas29 »

Nach dem "Vierkampf", wo es traditionell etwas schärfer zugeht, sehe ich schwarz für R2G. Während Kipping bei Lanz sagt, dass das Bekenntnis zur Nato keine rote Linie sei, klingt Wissler hier ganz anders. Lindner hat keine Lust auf eine Ampel. Dafür wanzen sich CDU/CSU und FDP an die SPD ran und werben für eine "Deutschlandkoalition"...

Allerdings muss man auch sagen, dass dieser "Vierkampf" für Wissler nicht einfach war, weil Dobrindt und Lindner sie fast keinen Satz aussprechen lassen haben. Schlechte Moderation.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Smutje187 »

Mir rollen sich bei diesen „vorbeugender Gehorsam“-Aussagen immer die Fußnägel hoch ob der amateurhaftigkeit von beispielsweise den Grünen - wenn der Koalitionsrechner (zum Beispiel) sagt, dass es für RRG oder SPDFDPCDU reicht, warum schließt man dann schon vor der Wahl eine der beiden Möglichkeiten direkt aus? Denkt man, man würde damit die eigenen Wähler anstacheln oder der anderen Partei die Wähler abspenstig machen? Das kann doch nicht nur mir Politiklaien und nie gutem Pokerspieler auffallen, dass man sich alle Möglichkeiten offen hält und sich erst kurz vor Schluss in die Karten gucken lässt :ugly:

Ich meine, die SPD ist immer fein raus, die gehen im Notfall wieder in eine GroKo… :D
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rince81 »

Andreas29 hat geschrieben: 14. Sep 2021, 04:23 Nach dem "Vierkampf", wo es traditionell etwas schärfer zugeht, sehe ich schwarz für R2G. Während Kipping bei Lanz sagt, dass das Bekenntnis zur Nato keine rote Linie sei, klingt Wissler hier ganz anders.
Wenn die Linken nach der Wahl eine ernste Chance auf ein Mitregieren im Rahmen von R2G wird das ganz sicher nicht am "Bekenntnis" zur Nato scheitern. Da liegt schon der Hase im Pfeffer, sich zur Nato bekennen ist was anderes als die Auflösung/den Austritt zu fordern. Wissler ist immer noch skeptisch was eine Regierungsbeteiligung angeht - die anderen in der Parteiführung sind da deutlich weiter - die wollen R2G und im Gegensatz zu SPD und Grünen ist das ihre einzige Option.
Das wird innenpolitisch ziemlich unproblematisch, die Parteien liegen da nicht so weit auseinander und sind der gesellschaftliche Gegenentwurf zu Union und FDP, außenpolitisch müssen die Linken ihre Spinner, Sektierer und Antisemiten unter Kontrolle bringen und damit werden die viel "Spaß" haben...
Das Abstimmungsverhalten zum Rettungseinsatz in Kabul war da aber ein Richtungszeichen, fünf dafür, sieben dagegen, der Rest der Fraktion hat sich enthalten - auf ihre Stimmen kam es nicht an und normalerweise war das immer ein klares Nein zu Militäreinsätzen.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Rince81 hat geschrieben: 14. Sep 2021, 08:56
Wenn die Linken nach der Wahl eine ernste Chance auf ein Mitregieren im Rahmen von R2G wird das ganz sicher nicht am "Bekenntnis" zur Nato scheitern. Da liegt schon der Hase im Pfeffer, sich zur Nato bekennen ist was anderes als die Auflösung/den Austritt zu fordern. Wissler ist immer noch skeptisch was eine Regierungsbeteiligung angeht - die anderen in der Parteiführung sind da deutlich weiter - die wollen R2G und im Gegensatz zu SPD und Grünen ist das ihre einzige Option.
Das wird innenpolitisch ziemlich unproblematisch, die Parteien liegen da nicht so weit auseinander und sind der gesellschaftliche Gegenentwurf zu Union und FDP, außenpolitisch müssen die Linken ihre Spinner, Sektierer und Antisemiten unter Kontrolle bringen und damit werden die viel "Spaß" haben...
Das Abstimmungsverhalten zum Rettungseinsatz in Kabul war da aber ein Richtungszeichen, fünf dafür, sieben dagegen, der Rest der Fraktion hat sich enthalten - auf ihre Stimmen kam es nicht an und normalerweise war das immer ein klares Nein zu Militäreinsätzen.
Die LINKE dürfte aber auch wissen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil ihrer Stammwählerschaft sich aus denen zusammensetzt, die seit dem Kosovo-Einsatz "Nie wieder grün!!!" schreien. Abgesehen davon, dass sie die höchstwahrscheinlich dann verlieren - ich bin mir nicht sicher, wie "gesund" es für unsere Demokratie wäre, wenn diese Wähler:innen ein weiteres Mal massiv enttäuscht werden.

Es ist ne ziemlich beschissne Konstellation für die LINKE.
Andreas29

Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Andreas29 »

Smutje187 hat geschrieben: 14. Sep 2021, 08:35 Denkt man, man würde damit die eigenen Wähler anstacheln oder der anderen Partei die Wähler abspenstig machen?
Man verspricht sich davon keine Wähler zu verschrecken. Die Linke ist für viele und ja auch anscheinend teilweise hier im Forum ein Schreckgespenst, das nicht regieren sollte. Die SPD und auch die Grünen sehen es als eine vermeidbare Angriffsfläche und schweigen sich zur Linken aus. Und die bisherigen Angriffe á la "Wer die SPD wählt, bekommt die Linke" aus dem konservativen Lager geben denen ja leider recht.
So geht es in jedem anderen Lager auch. Lindner ist auch kein Fan einer Ampel, was seine Wähler und Menschen, die mit der FDP sympathisieren so verstehen sollen: "Wer die FDP wählt bekommt keine wirtschaftsfeindliche Verbotspartei namens Bündnis90/Die Grünen".
Rince81 hat geschrieben: 14. Sep 2021, 08:56 Wenn die Linken nach der Wahl eine ernste Chance auf ein Mitregieren im Rahmen von R2G wird das ganz sicher nicht am "Bekenntnis" zur Nato scheitern. Da liegt schon der Hase im Pfeffer, sich zur Nato bekennen ist was anderes als die Auflösung/den Austritt zu fordern. Wissler ist immer noch skeptisch was eine Regierungsbeteiligung angeht - die anderen in der Parteiführung sind da deutlich weiter - die wollen R2G und im Gegensatz zu SPD und Grünen ist das ihre einzige Option.
Ich glaube Du unterschätzt wie sehr Räson die Nato und besonders das transatlantische Bündnis für die SPD und Grünen sind. Die werden nur in eine Regierung eintreten, wenn die Linke keinen Zweifel daran erkennen lässt, dass sie das unterstützt. Und die Linke hat eben wie jede linke Partei das Problem, dass kein geringer Teil Idealisten sind, die es genau so und nicht anders haben wollen. Die Kompromissbereitschaft lässt zu wünschen übrig.

Baerbock und die Grünen gehen jedenfalls auf deutliche Distanz: https://www.rnd.de/politik/annalena-bae ... LHSSQ.html

Der Artikel war übrigens noch vor dem "Vierkampf" nach dem sie noch einmal gesagt hat, dass mit der Linken in außenpolitischer Hinsicht kein Saat zu machen sei.

Ich rechne mittlerweile sehr fest damit, dass es nicht zu R2G kommt. Somit können wir die Panikmache davor auch einstellen.

Interessant ist jetzt momentan für mich nur, dass Lindner eine mögliche Ampel anscheinend nicht möchte. Das macht es wieder kompliziert. Damit halte ich jetzt die "Deutschlandkoalition" tatsächlich für am wahrscheinlichsten. Das wäre ein "Weiter so!", denn es wäre nichts anderes als eine GroKo+FDP. Ziemlich grauslig...
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