Bundestagswahl 2021 Tipp

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Voigt
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Voigt »

Also Linke hilft Maaßen sicher nicht zum Sieg, das machen schon die Wähler selbst in dem Kreis.
Fände beide Sachen ok, entweder seine eigene Position aufgeben und Konkurenten empfehlen oder auch bei seiner Position bleiben und halt den Wähler entscheiden lassen.
Finde beides valide Opitionen.
Zoiglbier
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Vinter hat geschrieben: 25. Sep 2021, 14:53 Da hat man dann tatsächlich nur noch die Wahl zwischen Pest und Cholera.

Sehr nervig finde ich da etwa auch den (chancenlosen) linken Direktkandidaten im thüringer Wahlkreis, in dem auch Maaßen antritt und der partout nicht zur Unterstützung des aussichtsreichen SPD Kandidaten aufrufen will. Maaßen hat keinen Listenplatz, kann also nur über das Direktmandat ins Parlament und links will einer aus Stolz nicht auf seine 5% Stimmenanteile verzichten und hilft ihm gerade dadurch gegebenenfalls über die Ziellinie 🙄
Ich bin definitiv kein Freund von Maaßen, aber solche Gebaren finde ich in einer Demokratie unmöglich. Es soll sich doch jeder bewerben und kandidieren können wie er will, der Wähler entscheidet. Dazu folgendes Statement von Bodo Ramelow, dem ich voll zustimmen würde:
Worüber beschwert man sich dann über die aktuellen Wahlen in Russland, dass es dort keine freien Wahlen gäbe, wenn die Putin Partei gewinnt, aber der Staatsapparat vorher andere Kandidaten zur Wahl erst gar nicht zugelassen hat. Jetzt würde man ähnliche Methoden von mir als Amtsperson verlangen.
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Vinter hat geschrieben: 25. Sep 2021, 10:12 Erststimme definitiv taktisch. Habe mir die Historie hier im Wahlkreis angesehen und es war immer ein Duell SPD gegen CDU. Es macht keinen Sinn, einen abgeschlagenen Grünen zu wählen, der am Ende keine 10% erreicht. Also bestätige ich unsere übliche SPD Kandidatin, weil das immer noch das kleinere Übel ist.
Der SPD-Kandidat bei uns im Wahlkreis hat vor einen Jahr bei den Kommunalwahlen noch für die Freien Wähler kandiert und fragwürdige Sprüche gegen Linke und Grüne gepostet. Sein Vater ist Vorsitzender der Freien Wähler im Kreis und ein hohes Tier bei RWE. Von seinem ganzen Habitus und Gestus würde er viel besser zu den Julis passen, ist auch erst 24 Jahre jung. Leider haben die Grünen auch keinen besonders erfolgsversprechenden Kandidaten aufgestellt, aber dem CDU-Kandidaten kann ein kleiner Denkzettel nicht schaden. Mit der Zweitstimme hab ich wie vor vier Jahren die Grünen gewählt, aber hab keine Hoffnung mehr, dass da am Ende ein Ergebnis >20% bei rumkommt.

Mein Worst-case-Szenario wäre eine Deutschland-Koalition (CDU, SPD, FDP) mit Laschet als Kanzler. Mein Best-case-Szenario wäre Rot-Grün. Bei Allensbach liegt die Linke nur bei 5%. Wenn sie nicht in den Bundestag einziehen sollte, dann reichen SPD und Grüne zusammen 44%. Wobei ich das mit den ganzen Überhang- und Ausgleichsmandaten noch nicht ganz durchblickt habe. Wenn die CSU alle 46 Wahlkreise gewinnen sollte, dann wächst der Bundestag möglicherweise auf über 1000 Sitze an.

Hoffentlich steigt die Wahlbeteiligung unter den Jungen. Auf die Straße gehen ist ja schön und gut, aber echte Veränderungen kann man nur in den Parlamenten bewirken. Und auch wenn einem die Ziele der Grünen nicht ehrgeizig genug sind, ist es immer noch besser die Grünen zu wählen als eine Öko-Partei ohne Chance auf 5%.
Vinter hat geschrieben: 25. Sep 2021, 14:53 Sehr nervig finde ich da etwa auch den (chancenlosen) linken Direktkandidaten im thüringer Wahlkreis, in dem auch Maaßen antritt und der partout nicht zur Unterstützung des aussichtsreichen SPD Kandidaten aufrufen will. Maaßen hat keinen Listenplatz, kann also nur über das Direktmandat ins Parlament und links will einer aus Stolz nicht auf seine 5% Stimmenanteile verzichten und hilft ihm gerade dadurch gegebenenfalls über die Ziellinie 🙄
Immerhin ruft der ebenfalls chancenlose AfD-Kandidat nicht zur Wahl von Maaßen auf und auch von Höcke habe ich noch keine klare Wahlempfehlung für Maaßen gelesen. Da muss man einfach abwarten, ob die AfD-Wähler am Sonntag taktisch wählen und sich gegen den AfD-Kandidaten entscheiden.
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Zoiglbier hat geschrieben: 25. Sep 2021, 16:44

Ich bin definitiv kein Freund von Maaßen, aber solche Gebaren finde ich in einer Demokratie unmöglich. Es soll sich doch jeder bewerben und kandidieren können wie er will, der Wähler entscheidet. Dazu folgendes Statement von Bodo Ramelow, dem ich voll zustimmen würde:
Was denn für Gebaren? Er kandidiert doch.

Aber man muss auch den Modus der Erststimme verstehen: Der mit den meisten Stimmen gewinnt, alle anderen Stimmen verfallen. Wenn sich die Maaßengegner auf drei Kandidaten mit 15% aufteilen, zieht Maaßen mit 15% plus einer Stimme ins Parlament ein. Warum das "demokratischer" sein soll, erschließt sich mir nicht.

Dann wäre es auch undemokratisch, dass ich die SPD Kandidatin wähle, weil der von den Grünen chancenlos ist.

Wenn Ramelow in dem Zusammenhang tatsächlich von "Staatsapparat" gesprochen haben sollte, dann ist er weniger clever als ich bisher gedacht habe. Mit "Staatsapparat" hat es nämlich herzlich wenig zu tun, wenn jemand seine Kandidatur zurückzieht, der eh chancenlos ist. Und in Russland werden die Urnen direkt mit gefälschten Stimmen gefüllt, auch davon sind wir weit entfernt. Da solche Begriffe zu nutzen ist eher AfD-Sprech...
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Santiago Garcia
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Santiago Garcia »

Die Aussage von Ramelow kannte ich noch gar nicht. Die ist aber wirklich sagenhaft dämlich.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rince81 »

Ramelow hat den Begriff Staatsapparat in Bezug auf Russland verwendet:
Worüber beschwert man sich dann über die aktuellen Wahlen in Russland, dass es dort keine freien Wahlen gäbe, wenn die Putin Partei gewinnt, aber der Staatsapparat vorher andere Kandidaten zur Wahl erst gar nicht zugelassen hat«.
Im kern hat er Recht, Campact hat dazu aufgerufen, per Mails und Anrufen Druck auf den thüringischen Ministerpräsidenten auszuüben, damit dieser Druck ausübt, dass ein Bundestagskandidat seiner Partei zurückzieht.
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Dennoch ist das Quatsch. Das ergibt ja nur Sinn, wenn man a) davon ausgeht, dass alle Parteien eigentlich zusammengehören ("Einheitspartei") und b) diese Partei und der Staat im Prinzip deckungsgleich sind. Das wäre eine Erzählung über Deutschland, die ich sonst nur aus der anderen Richtung kenne...

Das auf Ramelow Druck ausgeübt wird, ist allerdings auch Quatsch. Parteien müssen ja demokratisch organisiert sein. Er kann da überhaupt nichts machen. Wenn, dann muss man direkt im Wahlkreis eine unabhängige Kampagne organisieren, die den aussichtsreichsten Gegenkandidaten fördert. Das ist imho völlig legitim.
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Santiago Garcia hat geschrieben: 25. Sep 2021, 17:37 Die Aussage von Ramelow kannte ich noch gar nicht. Die ist aber wirklich sagenhaft dämlich.
Der hat in den letzten anderthalb Jahren ziemlich viel Quatsch erzählt. Im Vergleich zu manchen Linken im Bundestag ist er aber trotzdem in Ordnung. Ich denke da an Diether Dehm, der mit Ken Jebsen und den Machern der "Friedensmahnwachen" gemeinsam demonstrieren gegangen ist. Oder an Leute wie Andrej Hunko, der kein Problem dabei hatte, in der Ostukraine mit Nationalisten zu posieren oder die KPRF in Russland (System-Oppositionspartei, nationalbolschewistisch eingestellt) als "linke Opposition" abzufeiern. Wenn die Linke - wie üblich - ihre drei Direktmandate in Berlin und Halle holt, kommen sie übrigens auch rein. Dann gilt nämlich die Fünf-Prozent-Hürde nicht mehr. Hatte ich gar nicht mehr auf den Schirm. Gilt natürlich auch für die CSU, die ja ebenfalls unter 5% landen könnte, weil sie nur in Bayern antritt.

https://www.wahlrecht.de/umfragen/index.htm

Allensbach hat unter allen Meinungsforschungsinstituten ein Alleinstellungsmerkmal: Die Umfragen werden ausschließlich in persönlichen Gesprächen Face to Face erhoben. Ganz klassisch, ohne große Technik, es gibt keine Online-Panels und keine Telefonate. Das führt nicht zwangsläufig zu besseren Resultaten: Bei der Bundestagswahl 2017 hatte sich Allensbach bei der Union um 3,1 und bei der SPD um 1,5 Prozentpunkte nach oben verschätzt, während die AfD um 2,6 Prozentpunkte unterschätzt wurde. Bei der AfD und bei der Union lag Allensbach sogar außerhalb des selbst definierten statistischen Toleranzbereichs.

Bei der Bundestagswahl 2021 ist Allensbach nun das einzige Institut, das noch ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Union und SPD sieht. Deswegen wird sich am Sonntag auch zeigen, ob Allensbach zum zweiten Mal hintereinander deutlich daneben liegt, oder ob die technologiefreien Umfragemethoden dieses Mal die Stimmung richtig eingefangen haben.
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Zoiglbier
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Vinter hat geschrieben: 25. Sep 2021, 17:06
Aber man muss auch den Modus der Erststimme verstehen: Der mit den meisten Stimmen gewinnt, alle anderen Stimmen verfallen. Wenn sich die Maaßengegner auf drei Kandidaten mit 15% aufteilen, zieht Maaßen mit 15% plus einer Stimme ins Parlament ein. Warum das "demokratischer" sein soll, erschließt sich mir nicht.
Das sind aber zwei verschiedene paar Schuhe. Über diesen Modus, dass jemand mit 15% Stimmenanteil vor anderen mit jeweils vielleicht so 12/13% einziehen kann können wir ja gerne diskutieren. Also ob das eine gute Form der demokratischen Wahl ist oder nicht.

Wenn du aber forderst, jemand solle doch bitte nicht mehr regulär kandidieren. Also im Sinne von: seine Unterstützung für jemand anders aussprechen, und somit seine Kandidatur faktisch beenden. Dann finde ich sowas halt daneben, weil es einfach aus meiner Sicht eine Bevormundung des Wählers andeutet. Damit geht man davon aus, dass schon von vornherein Kandidaturen "schlecht" oder "gut" sind, obwohl genau das eigentlich niemand zu entscheiden hat. Es entscheidet am Schluss der Wähler mit seiner Stimme.
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Zoiglbier hat geschrieben: 25. Sep 2021, 19:19
Das sind aber zwei verschiedene paar Schuhe. Über diesen Modus, dass jemand mit 15% Stimmenanteil vor anderen mit jeweils vielleicht so 12/13% einziehen kann können wir ja gerne diskutieren. Also ob das eine gute Form der demokratischen Wahl ist oder nicht.

Wenn du aber forderst, jemand solle doch bitte nicht mehr regulär kandidieren. Also im Sinne von: seine Unterstützung für jemand anders aussprechen, und somit seine Kandidatur faktisch beenden. Dann finde ich sowas halt daneben, weil es einfach aus meiner Sicht eine Bevormundung des Wählers andeutet. Damit geht man davon aus, dass schon von vornherein Kandidaturen "schlecht" oder "gut" sind, obwohl genau das eigentlich niemand zu entscheiden hat. Es entscheidet am Schluss der Wähler mit seiner Stimme.
Aber grade wenn ein Mann wie Maaßen mit knapp 20 Prozent einziehen sollte und SPD-, Grüne- und LINKE-Kandidat:innen zusammen knapp 60 Prozent haben sollten, dann ist grade NICHT der Mann im Parlament, den "die Wähler" für "den besten" gehalten haben. Das ist in der Tat ein grundsätzliches Problem beim einfachen Mehrheitswahlrecht - aber es wird sehr spezifisch, wenn ein absoluter Rechtsaußen dieser Mann mit den knapp 20 Prozent ist.

Dass sich andere Parteien im Zweifel auf gemeinsame Kandidaten verständigen, ist im übrigen keine demokratische Seltenheit - bei Bürgermeisterwahlen kommt das dauernd vor.

Was tatsächlich kritisch zu sehen ist, ist der Aufruf an Ramelow, sich da einzumischen. Aber nicht das Taktieren, um Maaßen zu verhindern, an und für sich.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Felidae hat geschrieben: 25. Sep 2021, 19:31 Aber grade wenn ein Mann wie Maaßen mit knapp 20 Prozent einziehen sollte und SPD-, Grüne- und LINKE-Kandidat:innen zusammen knapp 60 Prozent haben sollten, dann ist grade NICHT der Mann im Parlament, den "die Wähler" für "den besten" gehalten haben. Das ist in der Tat ein grundsätzliches Problem beim einfachen Mehrheitswahlrecht - aber es wird sehr spezifisch, wenn ein absoluter Rechtsaußen dieser Mann mit den knapp 20 Prozent ist.

Dass sich andere Parteien im Zweifel auf gemeinsame Kandidaten verständigen, ist im übrigen keine demokratische Seltenheit - bei Bürgermeisterwahlen kommt das dauernd vor.

Was tatsächlich kritisch zu sehen ist, ist der Aufruf an Ramelow, sich da einzumischen. Aber nicht das Taktieren, um Maaßen zu verhindern, an und für sich.
Ja genau das meine ich. Dass jemand mit 20% einziehen kann und dann quasi 80% des Wählerwille einfach verfällt finde ich ehrlich gesagt auch daneben. Das hat denk ich durchaus Reformbedarf.

Ich beziehe mich lediglich auf die Forderung, jemand solle irgendwen aus irgendwelchen Gründen unterstützen. Wenn Kandidaten von sich aus taktieren aus speziellen Gründen und genau vor dem Hintergrund des aktuellen Wahlrechts, dann habe ich da auch nichts dagegen.
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Textsortenlinguistik
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Vinter hat geschrieben: 25. Sep 2021, 17:06 Aber man muss auch den Modus der Erststimme verstehen: Der mit den meisten Stimmen gewinnt, alle anderen Stimmen verfallen. Wenn sich die Maaßengegner auf drei Kandidaten mit 15% aufteilen, zieht Maaßen mit 15% plus einer Stimme ins Parlament ein. Warum das "demokratischer" sein soll, erschließt sich mir nicht.
Aber doch ohne Einfluss auf die mit der Zweitstimme erwählten Mehrheitsverhältnisse? Insofern kommt er mit dem Direktmandat ins Parlament, aber "nur" für einen anderen CDU-Listenkandidaten.
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Zoiglbier hat geschrieben: 25. Sep 2021, 19:35

Ja genau das meine ich. Dass jemand mit 20% einziehen kann und dann quasi 80% des Wählerwille einfach verfällt finde ich ehrlich gesagt auch daneben. Das hat denk ich durchaus Reformbedarf.

Ich beziehe mich lediglich auf die Forderung, jemand solle irgendwen aus irgendwelchen Gründen unterstützen. Wenn Kandidaten von sich aus taktieren aus speziellen Gründen und genau vor dem Hintergrund des aktuellen Wahlrechts, dann habe ich da auch nichts dagegen.
Okay, dann sind wir ja im großen und ganzen wohl einer Meinung. :)

In Irland gibt es übrigens ein Wahlsystem, das dieses Problem löst - in dem jede:r Wähler:in bei Personenwahlen zwei Stimmen hat. Grade bei OB-Wahlen werden so Stichwahlen verhindert. Das ganze funktioniert so, dass ich meine:n Wunschkandidat:in ankreuze - und dann noch einen "Plan B", wenns für keinen Kandidaten mit den Erststimmen über 50 % reicht. In dem Fall werden die Zweitstimmen dazugerechnet - und es kommt wohl regelmäßig vor, dass plötzlich Kandidat:innen dadurch die meisten Stimmen erhalten, die bei den reinen Erststimmen auf dem dritten oder vierten Platz gelandet sind. Sprich: Die sind durchaus geeignet, als beste Kompromisslösung zu dienen - wären bei einer reinen Stichwahl im zweiten Wahlgang aber gar nicht mehr auf dem Wahlzettel.

Ich hoffe, die Erklärung war halbwegs verständlich. Das ganze ist aus deutscher Wahl-Sicht etwas kompliziert - aber hat eine bestechend demokratische Logik. Das wäre für die Bundestagswahl-Erststimme durchaus eine Option. (Die andere wäre natürlich, Erststimmen einfach komplett abzuschaffen. Damit würde man auch gleichzeitig das Sitz-Problem lösen.)

Edit: Rechenbeispiel zur Verdeutlichung - nehmen wir mal Maaßen.
Angenommen, er bekommt 19 % und die SPD-LINKE-Grüne-Kandidat:innen jeweils 18 %. Damit ist Maaßen durch. Gäbe es jetzt aber die Möglichkeit der zweiten Stimme, könnte es so aussehen, dass Maaßen beim zweiten Durchzählen auf irgendwas zwischen 20 und 35 käme (FDP- und AfD-Wähler werden ihn wohl als zweite Wahl nehmen) - aber ein:e Kandidat:in von SPD/Grüne/Linke ihn dann locker überholen könnte. Denn wenn Erststimmen-SPD-Wähler:innen mit der zweiten grün oder links wählen, Erststimmen-Grüne mit der Zweitstimme links oder SPD und Erststimmen-Linke mit der zweiten SPD oder grüne, dann wird eine:r dieser Kandidat:innen auf jeden Fall mehr Stimmen erhalten als Maaßen in der zweiten Auszählung. Das würde dem Wählerwillen deutlich mehr entsprechen - UND das blöde taktisch wählen müssen fiele weg.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von biaaas »

Zoiglbier hat geschrieben: 25. Sep 2021, 19:35

Ja genau das meine ich. Dass jemand mit 20% einziehen kann und dann quasi 80% des Wählerwille einfach verfällt finde ich ehrlich gesagt auch daneben. Das hat denk ich durchaus Reformbedarf.
Aber deswegen gibt es doch die Zweitstimme.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

biaaas hat geschrieben: 25. Sep 2021, 20:28
Aber deswegen gibt es doch die Zweitstimme.
Klar, aber deswegen sollte man meiner Ansicht nach trotzdem mal über diese Verhältnisse diskutieren. Der eigentliche Zweck der Direktwahl ist ja, dass ein Kandidat den Wahlkreis direkt in Berlin vertritt. Aber wenn er nur zu 20% gewählt und von 80% aktiv nicht gewählt wird, ist halt die Frage ob das Ziel wirklich erreicht ist. Also ob so jemand wirklich den Wahlkreis repräsentiert, wenn er von 80% gar nicht gewollt war. Darüber gilt es denk ich schon zu diskutieren. Aber verstehe auch, dass man da andere Ansichten haben kann, wenn man berücksichtigt, dass die Zweitstimme evtl. eine Art "ausgleichende" Wirkung haben kann.

Felidaes Vorschlag hört sich ja ganz interessant an, sodass man da mal drüber sprechen kann. Oder man könnte natürlich auch einfach zwei Wochen nach der Wahl nochmal eine Stichwahl machen, zwischen den beiden mit den meisten Stimmen. Alternativ schafft man das Erststimmen-System in der Form komplett ab und versucht anderweitig regionale Belange über die Listen einzubringen. Letztendlich ist es definitiv interessant mal darüber zu sprechen, was aus Demokratie-Sicht sowie zur Gewährleistung der Arbeitsfähigkeit des Parlaments das beste wäre :)
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Mittlerweile wünsche ich mir als nächste:n Kanzler:in einfach jemand, der einen Zettel richtig falten kann.

Ja, die Ansprüche werden im Lauf der Zeit niedriger.
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HerrReineke
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von HerrReineke »

Felidae hat geschrieben: 26. Sep 2021, 15:03 Mittlerweile wünsche ich mir als nächste:n Kanzler:in einfach jemand, der einen Zettel richtig falten kann.
Immerhin gab es in seinem Wahllokal noch Wahlunterlagen vorrätig, die er falsch falten konnte... :?
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

HerrReineke hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:41
Immerhin gab es in seinem Wahllokal noch Wahlunterlagen vorrätig, die er falsch falten konnte... :?
Was hab ich verpasst?
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HerrReineke
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von HerrReineke »

Felidae hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:45
HerrReineke hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:41
Immerhin gab es in seinem Wahllokal noch Wahlunterlagen vorrätig, die er falsch falten konnte... :?
Was hab ich verpasst?
In Berlin klappt wohl so manches nicht. Teilweise lange Warteschlangen und in manchen Fällen wohl Wahllokale, denen die Wahlzettel ausgegangen sind... Im RBB-Ticker gibt es diverse Meldungen dazu.
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Domi-Wan Kenobi
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Domi-Wan Kenobi »

HerrReineke hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:50
Felidae hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:45
HerrReineke hat geschrieben: 26. Sep 2021, 16:41
Immerhin gab es in seinem Wahllokal noch Wahlunterlagen vorrätig, die er falsch falten konnte... :?
Was hab ich verpasst?
In Berlin klappt wohl so manches nicht. Teilweise lange Warteschlangen und in manchen Fällen wohl Wahllokale, denen die Wahlzettel ausgegangen sind... Im RBB-Ticker gibt es diverse Meldungen dazu.
Da habe ich wohl Glück gehabt. 😅 Habe auch Berlin gewählt.
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