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meieiro
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von meieiro »

Bei Bearbock stellt man sich die Frage, ob sie sich gegen anderen Staatsoberhäupter, wie zum Beispiel Putin, behaupten könnte.

Und bei Laschet jammert die CDU jetzt rum, wegen einer 15 jährigen Aktivistin und ein paar Kindern, die "unfaire" Fragen stellen. Ja wie will sich so ein Mann dann gegen Putin und Co. durchsetzten, wenn ihn schon Kinder aus dem Konzept bringen.
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Gestern bei ZDF Klartext hat sie einen souveränen Eindruck hinterlassen. Und ich glaube die Grünen würden sich besser behaupten gegen Putin als die SPD und CDU, denen Deals wie Nordstream 2 am Ende immer wichtiger waren.

Nichtsdestotrotz fürchte ich, dass die Sache für die Grünen gelaufen ist. Es ist jetzt ein Duell zwischen Scholz und Laschet. Die Mehrheit der Deutschen ist nicht bereit auch nur einen Cent für Klimaschutz zu opfern oder gar auf etwas zu verzichten. Mit CDU und SPD drohen ihnen keinerlei Veränderungen, die sie persönlich betreffen. Keine Kerosinsteuer, die das Fliegen teurer machen würde. Keine ökologische Landwirtschaft, die das Fleisch teurer machen würde. Nur der Benzinpreis wird auch ohne die Grünen steigen. Den Preis für diese Verweigerungshaltung beim Klimaschutz werden die Jungen zahlen. Ereignisse wie dieses Jahr im Ahrtal werden dann keine Jahrhundertereignisse mehr sein, sondern regelmäßig vorkommen. Und wenn die EU den Druck auf Deutschland erhöhen sollte, dann wird man den Strukturwandel mit der Brechstange durchführen anstatt jetzt schon die notwendigen Weichen zu stellen.
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Was den Fall Armin #Laschet so besonders macht jenseits aller politischen Differenzen: Die verstörenden Stimmungswechsel vom onkeligen Anbiedermann und jovialen Schmunzelmonster zum aufbrausenden und affektgetriebenen Bonsai-Tyrann.
https://twitter.com/shengfui/status/1438591140576563202

Das trifft den Nagel so ziemlich auf den Kopf. Ich mag nicht beurteilen, ob es am Stress liegt (was aber nicht besser wäre, der Typ will immerhin Kanzler werden!) oder ob das tatsächlich seinem Charakter entspricht, aber Laschet reagiert auf kritische Fragen extrem unsouverän. Erst versucht er sich - ich glaube, das Verb hat sich mittlerweile etabliert - durchzuonkeln und ein nettes Geschichtchen zu erzählen, aber wenn er merkt, er kommt damit nicht durch, der Fragesteller hakt nach, widerspricht ihm oder überführt ihn gar der Lüge, wird er augenblicklich aggressiv und pampig.

Hab in der ZDF Mediathek auch mal in Klartext reingeschaut, weil auf Twitter natürlich wieder extrem krawallig reagiert wurde, aber ich muss leider echt sagen: Ich kann mir das nicht ansehen. Nicht mal als Katastrophentourist, der sich über Armins große Fettnäpfchenparade freuen würde. Finde die Art und Weise, wie er mit Fragestellern umgeht sehr unangenehm. Hab dann schnell wieder ausgemacht.
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Zoiglbier
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Sep 2021, 10:08 Mit CDU und SPD drohen ihnen keinerlei Veränderungen, die sie persönlich betreffen. Keine Kerosinsteuer, die das Fliegen teurer machen würde. Keine ökologische Landwirtschaft, die das Fleisch teurer machen würde. Nur der Benzinpreis wird auch ohne die Grünen steigen. Den Preis für diese Verweigerungshaltung beim Klimaschutz werden die Jungen zahlen. Ereignisse wie dieses Jahr im Ahrtal werden dann keine Jahrhundertereignisse mehr sein, sondern regelmäßig vorkommen. Und wenn die EU den Druck auf Deutschland erhöhen sollte, dann wird man den Strukturwandel mit der Brechstange durchführen anstatt jetzt schon die notwendigen Weichen zu stellen.
Ich verstehe nicht, wieso hier so weit verbreitet der Glaube herrscht, dass nur mit den Grünen im Kanzleramt die Rettung der Welt gelingt. Ich persönlich bin auch nicht der größten Hoffnung noch die Kurve zu bekommen, man schaue sich nur an wie viele Kohlekraftwerke derzeit in anderen Ländern noch neu gebaut und in Betrieb genommen werden. Letztendlich funktioniert Klimaschutz aber nur mit der Bevölkerung und nicht gegen sie. Und bei den Grünen erkenne ich ein starkes Klientel-Denken, welches letztendlich nur zu einer Spaltung der Gesellschaft führt und uns dem Klimaschutz kein Stück weiter bringt.

Ich lebe in einer traditionell strukturschwachen Region. Seit einiger Zeit erleben wir einen kleinen Aufschwung, einige Unternehmen wollen sich bei uns erweitern und benötigen dafür Fläche. Was machen die Grünen? Sie aktivieren alle Mittel, von Parlamentsaktivitäten im Landtag bis Bürgerinitiativen und Aktionen mit überregionalen Naturschutzverbänden. Es soll um jeden Preis Flächenverbrauch verhindert werden. Und was passiert? Ein Hass wird in die Bevölkerung reingetragen, auf grüne Abgeordnete, auf die Verbände, etc. Es weht ein rauer Ton in letzter Zeit. Flächenverbrauch schön und gut. Aber wieso in einer Region, die genügend Fläche hat, vor Überalterung auszusterben droht, und sich Jahrzehnte beim Flächenverbrauch zurückgehalten hat? Und wieso startet man nicht erst einen Dialog mit den Bürgern und setzt dann die volle Palette an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen ein? In den Städten beklagen sich die Menschen über zu hohe Mieten. Bei uns kann man günstig wohnen. Nur wollen wir das anscheinend nicht ermöglichen, denn wo keine Arbeit, dort will auch keiner wohnen.

Ich bin seit einem Jahr großer Fan von Elektroautos. Und wieso? Nicht weil man mich zwingt mein jetziges Auto aufzugeben. Sondern weil ich die Einfachheit, zu Hause zu laden faszinierend finde. Ebenso wie die schnelle Beschleunigung oder das mutige Design bei neuen Modellen. Wieso begeistert man die Leute nicht für so etwas? Stattdessen wird Stimmung gegen das Auto gemacht, auf das wir hier auf dem Land einfach angewiesen sind. Jegliche Forderung von mehr ÖPNV ist hier einfach utopisch, wenn man für alle Besorgungen und Besuche in jeweils andere Städte muss.

Nun mag man sagen: aber ein Teil der Bevölkerung wird nie umsteigen, wenn man sie nicht zwingt. Sei es aufs Elektroauto oder auf weniger Fleischkonsum. Das mag stimmen. Nur wenn man so einen Fokus auf Verzicht, Steuern und Verboten legt wie die Grünen wird man das erst recht nicht schaffen. Es führt, wie ich im Beispiel oben beschrieben habe zu Reaktanz, Hass auf bestimmte Gruppen, und Wut. Und damit kommen wir bei einer Menschheitsaufgabe wie dem Klimawandel erst recht nicht weiter. Am Schluss haben wir eine gespaltene Bevölkerung und es läuft so wie in den USA: wir bekommen unseren eigenen Trump, der genau das Gegenteil von Klimaschutz betreibt.

Ich sage nicht, dass die Union und SPD da alles richtig machen. Aber: der Kohleausstieg ist beschlossen, und zwar sozialverträglich. Möglichst die Menschen mitnehmend. Und wir bekommen wahrscheinlich ab 2035 ein Verbot von Verbrennerautos, auch mit der Union und SPD. Mit den Grünen mag das kurzfristig schneller gehen, aber sicher nicht langfristig und nachhaltig beständig.
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Das Vorurteil, die Klimaschutz wäre nicht sozialverträglich möglich, ist eines der größten Kunststücke der Neoliberalen.

Beispiel CO2-Preis. Eingeführt hat ihn die Große Koalition, und zwar gerade nicht sozialverträglich. Produkte, die CO2 produzieren (Kraftstoff!) sind nun schlicht teurer. Wer gut verdient, den kümmert das kaum. Alle anderen haben das nachsehen. Es ist der Plan der Grünen, der vorsieht, dass die so generierten Mehreinnahmen über Pauschalen zurück an die Bürger fließen. Effekt: Wer viel CO2 produziert (d.h. zum Beispiel Leute mit schweren Autos und vielen Flugreisen) kriegt über die Pauschale weniger Geld zurück, als er vorher für CO2 bezahlt hat. Wer hingegen ÖPNV oder das Fahrrad nutzt, bei dem übersteigt die Pauschale die Ausgaben für CO2. Mit der Union ist sowas aber nicht zu machen, denn das wäre ja Umverteilung.

Beispiel Heizkosten: Die SPD wollte, dass sich Vermieter (tendenziell wohlhabender) und Mieter (tendenziell weniger wohlhabend) den CO2-Aufschlag auf die Heizkosten teilen. Die Begründung ist auch sinnig: Als Mieter hast du keinerlei Kontrolle darüber, ob dein Vermieter seine Wohnungen vernünftig dämmen lässt oder nicht. War mit der Immobilienlobby der Union aber nicht zu machen. Heißt: Der weniger wohlhabende Mieter zahlt nun den kompletten CO2 Aufschlag und der wohlhabende Vermieter hat keinerlei Anreiz, seine Immobilien auf Klimaschutz umzurüsten.

Beispiel Kohleausstieg: Der Kohleausstieg kommt und zwar schon vor 2038. Weshalb? Weil Kohle - wieder durch den CO2 Preis - bereits 2030 nicht mehr rentabel sein wird. Die Unternehmen selber wollen aussteigen! Statt den Leuten da reinen Wein einzuschenken und jetzt bereits den nötigen Strukturwandel anzugehen, wird aber so getan, als seien die Arbeitsplätze bis 2038 sicher. Das wird noch ein böses Erwachen geben, wenn die entsprechenden Betriebe plötzlich zu machen und kein Kohlekumpel hat je eine Umschulung bekommen.

Apropos Arbeitsplätze: Im Bergbau gibt es noch rund 15.000 Arbeitsplätze. In den erneuerbaren Energien hingegen sind in den letzten Jahren 150.000(!) Arbeitsplätze weggefallen, weil die Politik den Ausbau blockiert. Ist das etwa sozialverträglich? Oder gar zukunftssicher? Wir tauschen 15.000 Bergleute gegen 150.000 Beschäftigte in den erneuerbaren Energien und behaupten, es ginge um Arbeitsplätze.

Und diese Saga geht ja noch weiter: Die Bundesregierung zahlt Entschädigungen von über 4 Milliarden Euro an Bergbauunternehmen für den Kohleausstieg. Auf diese massive Summe kommen sie, weil sie zugunsten der Unternehmen die Rechnungen schönen. Was könnte man mit dem gesparten Geld alles an sozialverträglichem Strukturwandel bezahlen? Aber die Union schiebt die Kohle lieber den Unternehmen zu.

Und so kann man den lieben, langen Tag weitermachen. Aber ich will mal eine andere Perspektive aufwerfen. Man muss nur mal an das Wirtschaftswunder denken. Das gab es, weil durch den Neuaufbau Deutschlands eine ungeheure Wirtschaftskraft entstand. Es herrschte Vollbeschäftigung und die Löhne stiegen bis 1970 um 250%. Wir hatten soviel Arbeit, wir mussten sogar Leute aus anderen Ländern rekrutieren, um hier mitzuhelfen. Und jetzt mal in die Zukunft gedacht: Was wäre denn der komplette Umbau Deutschlands - bei der Energie, bei der Sanierung der Gebäude, bei der Modernisierung von Industrie, beim Transport und so weiter und so weiter - anderes als ein neues Wirtschaftswunder? Das könnte man sich doch gar nicht besser vorstellen.
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Zoiglbier
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 12:14 Das Vorurteil, die Klimaschutz wäre nicht sozialverträglich, ist eines der größten Kunststücke der Neoliberalen.
Like I said: Es ist definitv nicht alles toll. Und würde dir durchaus zustimmen, dass da einiges noch gemacht werden sollte. Aber dem Argument, nur die Grünen können uns retten gehe ich einfach nicht mit. Mir ging es auch eher darum wie man die Menschen mitnimmt und die Maßnahmen vermittelt sowie verkauft. Und wenn mir die Grünen vor der Haustüre ein Windrad aufzwingen wollen, ohne mich mitzunehmen, und obwohl hier vieles auch vom Tourismus lebt der die schöne Landschaft schätzt... dann ist das einfach der falsche Weg. Ein Weg der nur die Gesellschaft spaltet und uns nicht weiterbringt. Und ein Weg, der eben nicht sozialverträglich ist. Wieso bindet man die Menschen nicht ein und verkauft Windräder als etwas innovatives, das uns allen nützt? Wieso zeigt man nicht positive Folgen auf, die daraus entstehen? Das ist, was mir fehlt.

Dass sich die anderen Parteien insgesamt nicht gerade gut darin anstellen: keine Frage. Wenn wir aber langfristig als Gesellschaft mit dem Klimaschutz weiterkommen wollen, dann sind die Maßnahmen der Grünen aus meiner Sicht definitiv auch nicht die richtigen.
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 12:34 Wieso bindet man die Menschen nicht ein und verkauft Windräder als etwas innovatives, das uns allen nützt? Wieso zeigt man nicht positive Folgen auf, die daraus entstehen? Das ist, was mir fehlt.
Ja, wer beeinflusst die öffentliche Wahrnehmung des Klimaschutzes denn gezielt negativ? Zum Beispiel Astroturfing-Kampagnen der Industrie, die sich als Bürgerbewegungen ausgeben!

Du schiebst den Grünen die Schuld in die Schuhe, dass sie Klimawandel nicht positiv besetzen. Dabei ist es wie oben gezeigt unter anderem die Union, die einen sozialverträglichen Klimawandel erst verhindern und sich dann im Wahlkampf hinstellen und davor warnen, dass weniger wohlhabende Menschen sich Klimaschutz und die Grünen nicht leisten könnten. Es sind Zeitungen wie die Bild, die zwei Wochen vor der Wahl titelnIG-Metall-Chef: Klimaschutz kostet hundertausende Jobs. Was er hingegen wirklich gesagt hat war
„Ich bin überzeugt, dass wir den Wandel zu einer klimaneutralen Wirtschaft schaffen können. Aber dafür brauchen die Industrie und die dort Beschäftigten jetzt Planungssicherheit, andernfalls sind weit mehr als 100.000 Jobs in Gefahr.“
Hervorhebung von mir. Er hat nicht davor gewarnt, das Klimaschutz Jobs kostet. Er hat davor gewarnt, dass eine Politik, die beim Klimaschutz keine konsequente Linie verfolgt Jobs kostet. Das ist etwas völlig anderes.

Und das ist ja auch genau der Punkt, den ich oben genannt habe: Es wird ein wischi-waschi-Kurs beim Kohleausstieg verfolgt und gleichzeitig würgt unter anderem Armin Laschet mal eben in NRW den Ausbau von Windkraft ab. Wer soll in so einem politisch unsicheren Klima denn in Klimaschutz investieren, wo ein freidrehender Ministerpräsident auf Wahlkampftour mal eben deinem Geschäft den Boden unter den Füßen wegzieht? Eben. Oder wo ein Lindner durch jede Talkshow tingelt und was von Wasserstoff redet, nur um den Grünen zu widersprechen, obwohl der Wirkungsgrad von Brennstoffzellen um 70% niedriger ist als der von herkömmlichen Elektromotoren. Das sagt wohlgemerkt der Vorstandsvorsitzende von VW! Und genau dieses hin und her hat ja, wie oben schon vermerkt, bereits dazu geführt hat, dass in den letzten 10 Jahren bereits 150.000 Arbeitsplätze bei den Erneuerbaren weggefallen sind.
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Leonard Zelig
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Leonard Zelig »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 11:18
Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Sep 2021, 10:08 Mit CDU und SPD drohen ihnen keinerlei Veränderungen, die sie persönlich betreffen. Keine Kerosinsteuer, die das Fliegen teurer machen würde. Keine ökologische Landwirtschaft, die das Fleisch teurer machen würde. Nur der Benzinpreis wird auch ohne die Grünen steigen. Den Preis für diese Verweigerungshaltung beim Klimaschutz werden die Jungen zahlen. Ereignisse wie dieses Jahr im Ahrtal werden dann keine Jahrhundertereignisse mehr sein, sondern regelmäßig vorkommen. Und wenn die EU den Druck auf Deutschland erhöhen sollte, dann wird man den Strukturwandel mit der Brechstange durchführen anstatt jetzt schon die notwendigen Weichen zu stellen.
Ich verstehe nicht, wieso hier so weit verbreitet der Glaube herrscht, dass nur mit den Grünen im Kanzleramt die Rettung der Welt gelingt.
Das hat weniger mit Glauben zutun, als mit harten Zahlen.
Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der HTW Berlin, kommt zu dem Schluss, dass keines der Wahlprogramme ausreiche, um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen. Das liege daran, dass die Menge an CO₂, die Deutschland noch ausstoßen dürfte, selbst bei einem schnellen Rückgang der Emissionen bereits Ende der 2020er-Jahre aufgebraucht sein wird.

Die Aussage von Quaschning deckt sich mit Berechnungen des "Konzeptwerks neue Ökonomie" und Zahlen des "Sachverständigenrats für Umweltfragen" (SRU), der die Bundesregierung berät und das deutsche CO₂-Budget berechnet. Die Zahlen und Berechnungen liegen ZDFheute vor.

Demnach würde Deutschland bis zur Klimaneutralität nach den Plänen jeder Partei mehr CO₂ ausstoßen als die Wissenschaft als Obergrenze für eine Erwärmung von 1,5 Grad errechnet hat. Deutschland würde bereits im Jahr 2025 das CO₂-Budget für das 1,5-Grad-Ziel überschreiten.
...
Wichtig sei jedoch, dass diese Lücke beim deutschen Anteil zu 1,5 Grad nicht bedeute, dass auch global das 1,5-Grad-Ziel verfehlt wird, betont Lucht.

"International sind 1,5 Grad absolut noch zu erreichen, weil die meisten viel weniger emittieren als wir."
(Prof. Wolfgang Lucht, Sachverständigenrat für Umweltfragen/Potsdam Institut für Klimafolgenforschung)

Wollen die Parteien den deutschen Anteil für das 1,5-Grad-Ziel noch einhalten, wird die künftige Bundesregierung sich also noch strengere Klimaziele setzen müssen.
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/ ... l-100.html

Das Problem ist, dass selbst die Klimaziele der Grünen nicht ambitioniert genug sind und es sich die zukünftigen Koalitionspartner schon wegen dem Framing der Medien nicht leisten können in den Koalitionsverhandlungen einfach alle Klimaziele der Grünen zu übernehmen, anstatt diese mit Kompromissen abzuschwächen. Einzig Die Linke würde dabei keinen Gesichtsverlust erleiden. Im worst case bekommen wir eine Klimapolitik, die nur Alibi- und Symbolwirkung hat und vor allem zu Lasten kleinerer Einkommen geht.
Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 11:18 Stattdessen wird Stimmung gegen das Auto gemacht, auf das wir hier auf dem Land einfach angewiesen sind. Jegliche Forderung von mehr ÖPNV ist hier einfach utopisch, wenn man für alle Besorgungen und Besuche in jeweils andere Städte muss.
Auch in Großstädten wie Köln und Berlin besitzen viele Familien zwei Autos. Die Anzahl zugelassener Autos steigt mit jedem Jahr. Das Bundesverkehrsministerium vertritt vor allem die Interessen der Autoindustrie, die natürlich mehr Autos verkaufen möchte. Sicher kann man auf dem Land das Auto nicht einfach abschaffen, aber mit einer besseren Taktung des ÖPNV, Zuschüssen auf E-Bikes etc. könnte man zumindest Anreize schaffen, dass die Leute seltener ihr Auto nutzen.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Leonard Zelig hat geschrieben: 17. Sep 2021, 12:51 ...
Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 12:49 ...
Ja, jeweils volle Zustimmung. Ihr habt mit beiden Argumentationen recht. Es stimmt, dass Wasserstoffautos und Wasserstoff generell in vielen Bereichen einfach nichts bringt, aufgrund zu geringem Wirkungsgrad. Und es stimmt, dass durch die Maßnahmen wie fehlendem Ausgleich von CO2-Preissteigerungen das Ganze gar und gar nicht sozialverträglich ist. Und ja Leonhard, ich kenne die Zahlen, selbst mit dem Wahlprogramm der Grünen schaffen wir es nicht.

So. Aber von was spreche ich? Ich spreche von meiner Perspektive hier in meinem Dorf mit 1300 Einwohnern. Und ich spreche davon, wie wir genau diese Maßnahmen umgesetzt bekommen. Und da geht es weniger darum, was eine CDU auf Bundesebene verhindert. Weil das kommt hier in der breiten Bevölkerung nämlich nicht an. Dass die Union mit fehlendem Ausgleich des CO2-Preises hier keine Sozialverträglichkeit in diesem Sinne (!) ermöglicht, das ist ja schön und gut für die Leute hier. Aber wer bitte befasst sich hier vor Ort mit sowas? Die wenigsten wissen um die Mechanismen eines CO2-Preis.

Mir gehts um Handlungen, die vor Ort sichtbar sind. Nämlich, das aktive Bekämpfen von Firmenerweiterungen. Oder das Aufzwingen-Wollen von Windkraft. Oder die Blockade von Straßenausbau. Das sind Sachen, die sind sichtbar und klar von den Grünen zu verantworten. Das spaltet. Und das ist nicht sozialverträglich.

Deswegen: ja, wir brauchen die Maßnahmen die ihr beschrieben habt. Aber in einem anderen Stil als es die Grünen wollen.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Sorry, das ich da schon wieder drauf eingehen muss. Aber zum einen: Wer "zwingt" euch denn Windkraft auf? Das hat doch nichts mit den Grünen zu tun, wir haben hier doch keine Planwirtschaft. In der Regel verpachtet da ein Landwirt oder ähnliches seine freien Flächen, weil es sich für ihn lohnt und dann kommt da ein privatwirtschaftliches Unternehmen und stellt da seine Windräder auf.

Und zweitens: Ihr sagt in eurem Dorf jetzt, ihr wollt keine Windkraft. Ist ja euer Dorf. Und im nächsten Dorf sagen sie das auch. Und im übernächsten. Ich meine: Es muss doch klar sein, dass "Klimaschutz, aber nicht bei uns" keine funktionierende Strategie sein kann. In Datteln, wo ich eine Zeit lang zur Schule gegangen bin, wollen sie übrigens kein Kohlekraftwerk hinter ihrer Wohnsiedlung. Das nur mal zum Vergleich, was "keine Windkrafträder" bedeuten kann.
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Mittlerweile wohne ich in Duisburg. In Walsum, dem Stadtteil, wo meine Freundin groß geworden ist, haben sie ebenfalls so ein schönes Landschaftsdenkmal
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Direkt dahinter gibts übrigens ein gutes Fischrestaurant, der Walsumer Hof
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Gemütlich!
Und damit haben die Leute immer noch mehr Glück als die Bewohner von zum Beispiel Etzweiler. Deren Dorf sieht nämlich mittlerweile so aus:
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In dem Fall wurde übrigens tatsächlich aufgezwungen: Die Menschen wurden nämlich schlicht enteignet.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:35 Sorry, das ich da schon wieder drauf eingehen muss. Aber zum einen: Wer "zwingt" euch denn Windkraft auf? Das hat doch nichts mit den Grünen zu tun, wir haben hier doch keine Planwirtschaft. In der Regel verpachtet da ein Landwirt oder ähnliches seine freien Flächen, weil es sich für ihn lohnt und dann kommt da ein privatwirtschaftliches Unternehmen und stellt da seine Windräder auf.
Naja eben doch. Ich wohne in Bayern und hier gilt die 10H-Regel. Wenn jetzt grüne Landtagsabgeordnete durchs Land tingeln und dafür werben, dass diese doch bitte abgeschafft werden soll dann entsteht eben so ein Eindruck. Man kann von der Regel halten was man will: aber primär ist sie da um die am Land wohnende Bevölkerung erstmal pauschal zu ermöglichen, selbst zu entscheiden ob sie Windkraft will oder nicht. Weil sie dadurch nämlich einfacher zustimmen oder ablehnen kann. Anders als oft kolportiert ist diese Regel nämlich nicht in Stein gemeißelt. Denn wenn eine Gemeinde Windkraft will, dann kann sie dies auch bekommen und durch ausdrückliche Zustimmung von der 10H-Regel abweichen.
Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:35 Und zweitens: Ihr sagt in eurem Dorf jetzt, ihr wollt keine Windkraft. Ist ja euer Dorf. Und im nächsten Dorf sagen sie das auch. Und im übernächsten. Ich meine: Es muss doch klar sein, dass "Klimaschutz, aber nicht bei uns" keine funktionierende Strategie sein kann.
Ja, aber verstehst du was ich meine: Wenn ein grüner Landtagsabgeordneter aus München zu uns her kommt, und sagt wir müssen jetzt Windkraft bauen und die 10H-Regel lockern. Und wir sollen uns in unserer Gegend quasi "aufopfern". Also im Sinne von: wir haben eh schon Nachteile eines Landlebens, z.B. Entfernung von Kulturangebot in Städten. Und müssen dafür das was wir stattdessen haben, nämlich unsere schöne Natur und Landschaft, aufgeben. Dann stößt das halt auf Reaktanz.

Und dass wir mehr Windkraft brauchen habe ich auch begriffen. Aber der Weg der Grünen, den ich beschrieben habe, ist der falsche.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Zoiglbier, ich muss das jetzt mal so hart zusammenfassen: Wenn alle so denken wie Du, dann können wir das mit dem Klima wirklich vergessen. Letztlich läuft alles, was Du schreibst, auf zwei Dinge raus: "Wir hier auf dem Dorf sind zu egoistisch und zu doof". Zu egoistisch weil "jedes Dorf will selbst entscheiden dürfen, obs ein Windrad bekommt". (Bayrische Dörfer leben sehr stark vom Tourismus, wie Du selbst geschrieben hast. Klar, die Chance ist sehr groß, dass ein Dorf das will.) Und zu doof, weil "Ich seh ja ein, dass EIGENTLICH CDU und FDP das Problem sind, aber die Bevölkerung hier blickt das halt nicht, sondern wir fallen voll auf BILD und Co. rein".

Jemand wie Du könnte seine Energie eigentlich sinnvoller drauf verwenden, seinem Dorf klarzumachen, warum die Grünen doch nicht der Teufel persönlich sind. Statt uns hier zu erklären, warum Dein Dorf selbst 2021 einfach klimazerstörerisch wählen MUSS. ;)
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:58
Naja eben doch. Ich wohne in Bayern und hier gilt die 10H-Regel. Wenn jetzt grüne Landtagsabgeordnete durchs Land tingeln und dafür werben, dass diese doch bitte abgeschafft werden soll dann entsteht eben so ein Eindruck.
Weil die Grünen dich mit der Wahrheit, mit dem naturwissenschaftlichen Fakt, konfrontieren, dass wir erneuerbare Energien brauchen, während die Union dich verarscht und dir erzählt, das ginge alles schon so weiter, zwingen dir die Grünen Windräder auf?!

Was soll ich dazu noch sagen? Ich kann da eigentlich nur noch aufgeben. Und andere haben währenddessen ein Kohlekraftwerk am Gartenzaun. Dann genieß mal deine schöne Landschaft.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rince81 »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:58 Naja eben doch. Ich wohne in Bayern und hier gilt die 10H-Regel. Wenn jetzt grüne Landtagsabgeordnete durchs Land tingeln und dafür werben, dass diese doch bitte abgeschafft werden soll dann entsteht eben so ein Eindruck. Man kann von der Regel halten was man will: aber primär ist sie da um die am Land wohnende Bevölkerung erstmal pauschal zu ermöglichen, selbst zu entscheiden ob sie Windkraft will oder nicht. Weil sie dadurch nämlich einfacher zustimmen oder ablehnen kann. Anders als oft kolportiert ist diese Regel nämlich nicht in Stein gemeißelt. Denn wenn eine Gemeinde Windkraft will, dann kann sie dies auch bekommen und durch ausdrückliche Zustimmung von der 10H-Regel abweichen.
Nein, die 10H Regel ist grundsätzlich Quatsch und der feuchte Traum jeden Nimbys. Und im Endeffekt hat die Regelung das erreicht, was erreicht werden soll - der Ausbau der Windenergie in Bayern ist praktisch vorbei.

https://www.br.de/nachrichten/deutschla ... an,SeMFFBP
In Bayern ist man beim Ausbau der Windenergie an Land weit abgeschlagen. Im ersten Halbjahr entfielen nur zwei Prozent der bundesweit neu gebauten Leistung auf den Freistaat, wie aus Zahlen der Branchenverbände Bundesverband Windenergie sowie VDMA Power Systems hervorgeht. Konkret wurden im Freistaat sieben Anlagen auf und eine abgebaut. Unterm Strich stieg die Leistung in Bayern damit um 23 Megawatt. Damit liegt Bayern als größtes Bundesland auf dem elften Platz beim Zubau von Windenergie. Weniger gab es nur in den drei Stadtstaaten, dem Saarland und Sachsen.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von meieiro »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:58 Ja, aber verstehst du was ich meine: Wenn ein grüner Landtagsabgeordneter aus München zu uns her kommt, und sagt wir müssen jetzt Windkraft bauen und die 10H-Regel lockern. Und wir sollen uns in unserer Gegend quasi "aufopfern". Also im Sinne von: wir haben eh schon Nachteile eines Landlebens, z.B. Entfernung von Kulturangebot in Städten. Und müssen dafür das was wir stattdessen haben, nämlich unsere schöne Natur und Landschaft, aufgeben. Dann stößt das halt auf Reaktanz.

Und dass wir mehr Windkraft brauchen habe ich auch begriffen. Aber der Weg der Grünen, den ich beschrieben habe, ist der falsche.
Aber warum sind dann Windkraftanlagen als "Naturverschandelung" nicht ok, Firmenerweiterungen und Straßenbau aber nicht?

Bei uns wurde vor einigen Jahren in einem Nachbardorf ein großes neues Firmengelände gebaut. Das ist nicht in einem Industriegebiet entstanden, sondern mitten am Land direkt neben dem Dorf. Da waren die Bewohner auch nicht begeistert, gebaut wurde es trotzdem. Und aktuell möchte der Betreiber das Gelände wieder erweitern. Das verschandelt die Natur jetzt auch nicht weniger, als ein paar Windräder.
Glaub ich. Wissen kann ich es nicht, weil Windräder bei uns quasi nicht exitsieren, dafür kann ich auf den Bergen das gut 100km entfernte Atomkraftwerk bewundern
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

Jo Leute, ich hab meinen Standpunkt denk ich klar gemacht :) Letztendlich gehts mir um die Art und Weise wie ich mit der Gesellschaft umgehe als Partei. Dass die Union nichts macht stimmt halt so auch nicht. Dass einige Teile, wie der Armin, schlechte Entscheidungen treffen ist mir klar. Aber dass die Union als der Klimazerstörer dargestellt wird ist mir halt zu eindimensional.

Aber gut, glaub wir kommen da nicht mehr zusammen. Hab auch nicht mehr die Zeit auf alle zu antworten, deswegen klinke ich mich mal aus :)
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von eXodus »

Zoiglbier hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:58
Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:35 Sorry, das ich da schon wieder drauf eingehen muss. Aber zum einen: Wer "zwingt" euch denn Windkraft auf? Das hat doch nichts mit den Grünen zu tun, wir haben hier doch keine Planwirtschaft. In der Regel verpachtet da ein Landwirt oder ähnliches seine freien Flächen, weil es sich für ihn lohnt und dann kommt da ein privatwirtschaftliches Unternehmen und stellt da seine Windräder auf.
Naja eben doch. Ich wohne in Bayern und hier gilt die 10H-Regel. Wenn jetzt grüne Landtagsabgeordnete durchs Land tingeln und dafür werben, dass diese doch bitte abgeschafft werden soll dann entsteht eben so ein Eindruck. Man kann von der Regel halten was man will: aber primär ist sie da um die am Land wohnende Bevölkerung erstmal pauschal zu ermöglichen, selbst zu entscheiden ob sie Windkraft will oder nicht. Weil sie dadurch nämlich einfacher zustimmen oder ablehnen kann. Anders als oft kolportiert ist diese Regel nämlich nicht in Stein gemeißelt. Denn wenn eine Gemeinde Windkraft will, dann kann sie dies auch bekommen und durch ausdrückliche Zustimmung von der 10H-Regel abweichen.
Vinter hat geschrieben: 17. Sep 2021, 13:35 Und zweitens: Ihr sagt in eurem Dorf jetzt, ihr wollt keine Windkraft. Ist ja euer Dorf. Und im nächsten Dorf sagen sie das auch. Und im übernächsten. Ich meine: Es muss doch klar sein, dass "Klimaschutz, aber nicht bei uns" keine funktionierende Strategie sein kann.
Ja, aber verstehst du was ich meine: Wenn ein grüner Landtagsabgeordneter aus München zu uns her kommt, und sagt wir müssen jetzt Windkraft bauen und die 10H-Regel lockern. Und wir sollen uns in unserer Gegend quasi "aufopfern". Also im Sinne von: wir haben eh schon Nachteile eines Landlebens, z.B. Entfernung von Kulturangebot in Städten. Und müssen dafür das was wir stattdessen haben, nämlich unsere schöne Natur und Landschaft, aufgeben. Dann stößt das halt auf Reaktanz.

Und dass wir mehr Windkraft brauchen habe ich auch begriffen. Aber der Weg der Grünen, den ich beschrieben habe, ist der falsche.
Also vorweg: ich hätte nicht den Anspruch an dich, dass du bessere Ideen haben musst.

Aber naiv gefragt: Hättest du Vorschläge, wie man die Landbevölkerung ins Boot holen kann, bzw. ohne derartige Einschnitte Klimaneutralität zu erreichen?
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lolaldanee
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von lolaldanee »

Die Landbevölkerung hat nichts gegen Windräder
Die Landbevölkerung hat etwas gegen Windräder die ihnen von außen aufgedrückt werden, und von denen sie selbst nicht profitieren, sondern nur die nervigen Aspekte abbekommen. Es gibt Gemeinden die haben Windräder durch Kleinstinvestionen der Bewohner der Gemeinden gebaut, mit entsprechender Umsatzbeteiligung -> Mehr als 60% Zustimmung zum Bau, wenn ich mich recht erinnere

Es sind auch wenige Leute von endlosen Maisfeldern begeistert auf dem Land, aber damit lässt sich halt noch am meisten verdienen, deshalb wird es gemacht. Würde man besser verdienen mit mehr Vielfalt auf den Feldern, dann sähe es auch anders aus. Man muss die Leute halt beim Gelbeutel packen, dann hast du sie so schnell, so schnell kannst du gar nicht schaun ;)
Zoiglbier
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Zoiglbier »

eXodus hat geschrieben: 17. Sep 2021, 14:50
Also vorweg: ich hätte nicht den Anspruch an dich, dass du bessere Ideen haben musst.

Aber naiv gefragt: Hättest du Vorschläge, wie man die Landbevölkerung ins Boot holen kann, bzw. ohne derartige Einschnitte Klimaneutralität zu erreichen?
Ja lolaldanee beschreibts eigentlich schon gut. Meistens läuft es so ab, dass halt ein Investor kommt der Windräder hinstellen will und damit halt allen etwas aufdrückt. Wieso geht man als Staat nicht her, und ermöglicht den Leuten quasi ihren eigenen Strombedarf mit Investitionen in Windrädern zu decken. So wie es quasi bei der Installation von Solar am eigenen Haus läuft. Man bietet den Leuten im Dorf an sich an einem Windrad zu beteiligen, und sie bekommen dafür quasi den Strom des Windrads um ihren eigenen Bedarf zu decken. (Man kann natürlich auch einfach anteilig das Geld ausschütten, dass man mit dem Stromverkauf verdient. Kommt ja aufs Gleiche raus. Aber verkaufen ließe sich "das eigene Windrad für den eigenen Strom" evtl. besser). Und dann begleitet man das halt mit Kommunikations- und Beteiligungsmaßnahmen für Standort, Größe, etc..
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

lolaldanee hat geschrieben: 17. Sep 2021, 15:10 Die Landbevölkerung hat nichts gegen Windräder
Die Landbevölkerung hat etwas gegen Windräder die ihnen von außen aufgedrückt werden, und von denen sie selbst nicht profitieren, sondern nur die nervigen Aspekte abbekommen. Es gibt Gemeinden die haben Windräder durch Kleinstinvestionen der Bewohner der Gemeinden gebaut, mit entsprechender Umsatzbeteiligung -> Mehr als 60% Zustimmung zum Bau, wenn ich mich recht erinnere

Es sind auch wenige Leute von endlosen Maisfeldern begeistert auf dem Land, aber damit lässt sich halt noch am meisten verdienen, deshalb wird es gemacht. Würde man besser verdienen mit mehr Vielfalt auf den Feldern, dann sähe es auch anders aus. Man muss die Leute halt beim Gelbeutel packen, dann hast du sie so schnell, so schnell kannst du gar nicht schaun ;)
Irgendwie untermauert das meine These von oben, "egoistisch und doof"...
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