Bundestagswahl 2021 Tipp

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Maestro84
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Maestro84 »

Felidae hat geschrieben: 30. Sep 2021, 16:16
VikingBK1981 hat geschrieben: 30. Sep 2021, 15:28 Und was am konservativen Denken so falsch sein soll kann ich nicht verstehen.
Hm, dass wir - überspitzt formuliert - immer noch auf den Bäumen hocken würden, wenn alle immer nur konservativ gedacht hätten? :)
Nicht wirklich, denn conservare bedeutet bewahren und nicht vor Fortschritt verschließen. Ich bin so ein Liberalkonservativer und meine, dass Menschen, die lange Zeit, gerade mit Kindern, zusammenleben, durchaus heiraten sollten. Ob dies nun Menschen in homo- oder heterosexueller Beziehung und und ob eine Trauung kirchlich stattfinden muss - meine fand nur am Standesamt statt -, ist eine andere Frage. Ich halte so u.a. die Ehe für ein wichtiges Zeichen, bin aber dennoch auch homosexuellen Ehen gegenüber aufgeschlossen. Mir sind als Konservativer sogar solche Ehen lieber als wilde Ehe heterosexueller Menschen, die sich nie trauen.
So gut wie alle "alten Dinge, an denen man festhalten möchte", waren ursprünglich mal "abgedrehte Ideen", denen nur ein paar Revoluzzer hinterhergelaufen sind. Siehe Christentum, Romane, Musik von Mozart/Beethoven/Wagner.
Gerade das Christentum war in seinem Aufstieg so ab dem 4. Jahrhundert eine massiv intolerante und zerstörerische Religion, quasi die Taliban oder der IS der damaligen Zeit. Von der kulturellen, aber auch sexuellen Toleranz anderer Religionen zu der Zeit - sofern man offiziell dem Gottkaiser gehuldigt hat - waren diese frühen Christen Welten entfernt. Das Ende der Antike war auch kulturell ein interolerantes, christliches Leichenfeld. Aber gut, so betrachtet bringen IS und Taliban auch progressiv Fortschritt.
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

BlackSun84 hat geschrieben: 2. Okt 2021, 14:53
Gerade das Christentum war in seinem Aufstieg so ab dem 4. Jahrhundert eine massiv intolerante und zerstörerische Religion, quasi die Taliban oder der IS der damaligen Zeit. Von der kulturellen, aber auch sexuellen Toleranz anderer Religionen zu der Zeit - sofern man offiziell dem Gottkaiser gehuldigt hat - waren diese frühen Christen Welten entfernt. Das Ende der Antike war auch kulturell ein interolerantes, christliches Leichenfeld. Aber gut, so betrachtet bringen IS und Taliban auch progressiv Fortschritt.
Okay, ich meinte tatsächlich das, was Jesus selbst gelehrt hat. Nicht das,was später paar Fanatiker draus gemacht haben. Und Jesus war für seine Zeit extremst progressiv. Deswegen musste er ja weg.
Santiago Garcia
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Santiago Garcia »

Nach Tilman Kuban hat sich nun auch ein weiterer Unionspolitiker dafür ausgesprochen, sich die ÖVP unter Sebastian Kurz zum Vorbild zu nehmen.
Maestro84
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Maestro84 »

Ich sage es ja immer wieder: So sehr ich Preußen mag, aber eine großdeutsche Lösung mit einer schönen Hauptstadt und einem kompetenten Kanzler Kurz wäre mir seit Jahren lieber. Die Regierung Kurz hat auch erkannt, dass Klimasteuern auch und gerade den Menschen zu Gute kommen müssen, die in der Mehrheit auf dem Land in Gemeinden und Kleinstädten leben und dort jeden Tag ein Auto benötigen.
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Gonas
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Gonas »

BlackSun84 hat geschrieben: 4. Okt 2021, 12:53 Ich sage es ja immer wieder: So sehr ich Preußen mag, aber eine großdeutsche Lösung mit einer schönen Hauptstadt und einem kompetenten Kanzler Kurz wäre mir seit Jahren lieber. Die Regierung Kurz hat auch erkannt, dass Klimasteuern auch und gerade den Menschen zu Gute kommen müssen, die in der Mehrheit auf dem Land in Gemeinden und Kleinstädten leben und dort jeden Tag ein Auto benötigen.
Bitte nicht, ich hätte meine Demokratie ganz gerne noch etwas länger ...

Empfinde das als ganz gute Aufarbeitung, auch wenn man über Humor natürlich streiten kann: https://www.youtube.com/watch?v=b8ghF63cL3g&t=1508s
Rince81
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rince81 »

Nach Österreich gucken und als Vorbild eine Partei mit integriertem Führerprinzip als Vorbild finden. Genau das, was ich von der Jungen Union erwarte...
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lipt00n
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von lipt00n »

Santiago Garcia hat geschrieben: 4. Okt 2021, 12:45 Nach Tilman Kuban hat sich nun auch ein weiterer Unionspolitiker dafür ausgesprochen, sich die ÖVP unter Sebastian Kurz zum Vorbild zu nehmen.
Dann kann man sich ja noch mehr von der ÖVP als Vorbild nehmen und sich mit der AfD an den Verhandlungstisch setzen.... :roll:
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Cthalin
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Cthalin »

"Durchgestochene Informationen: Grüne werfen der CDU "Kommunikation über die "Bild"-Zeitung" vor"
""Das fällt auf, liebe Union" - Indiskretion in Sondierungen erbost die FDP"

Das Herumstolpern und Kaputtmachen des eigenen Geschirrs geht fröhlich weiter bei der CDU. :ugly: Ich muss sagen, die Headlines über die Tage so zu überfliegen ist schon immer für einen Lacher gut.
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Tempest
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tempest »

Cthalin hat geschrieben: 5. Okt 2021, 13:46 "Durchgestochene Informationen: Grüne werfen der CDU "Kommunikation über die "Bild"-Zeitung" vor"
""Das fällt auf, liebe Union" - Indiskretion in Sondierungen erbost die FDP"

Das Herumstolpern und Kaputtmachen des eigenen Geschirrs geht fröhlich weiter bei der CDU. :ugly: Ich muss sagen, die Headlines über die Tage so zu überfliegen ist schon immer für einen Lacher gut.
Ja Söder will halt in 4 Jahren Kanzler werden. Deswegen haut die CSU alles raus. Für besonders clever halte ich das nicht.
Voigt
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Voigt »

Ich habe gerade Forsa Umfrage zu Süßwaren gemacht, wenn man fertig ist wird man immer auf Hauptseite geschmissen mit einem aktuellen anderen Umfrageergebnis.
Da schön, wer sollte Bundeskanzler bei einer Jamaika Koalition werden? Bei 1007 Teilnehmer sagen 15% Laschet und 64% Söder. ^^ (21% sind weiß nich)

Ist mir bloß gerade aufgefallen.
Rince81
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Rince81 »

Santiago Garcia hat geschrieben: 4. Okt 2021, 12:45 Nach Tilman Kuban hat sich nun auch ein weiterer Unionspolitiker dafür ausgesprochen, sich die ÖVP unter Sebastian Kurz zum Vorbild zu nehmen.

Nur um diesen Post nochmal hervorzuheben. Das Timing ist wirklich großartig...
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Ich prognostiziere euch: In dem Moment, in dem der Union klar wird, dass sie langfristig (also über diese BTW hinaus) ihren Machtanspruch nicht mehr so aufrecht erhalten kann wie es zu ihrer Selbstverständnis gehört, wird sie beginnen, die AfD narrativ als Juniorpartner zu etablieren.

All die schönen Beteuerung von Paul Ziemiak (der natürlich immer auch im selben Atemzug die Linkspartei erwähnen muss, um der SPD diese Machtoption zu nehmen), man werde nicht mit der AfD koalieren, werden wie weggeweht sein, wenn die Union anders keinen Kanzler stellen kann. Und man wird dann nicht etwa in den sauren Apfel beißen und mit Rechtsextremisten koalieren, sondern viel schlimmer: Man wird erklären, dass die AfD sich etabliert habe, dass sie sich gemäßigt habe, dass es sich um eine demokratische Partei handle - und sie so erst Recht etablieren und legitimieren.

Diese ganze Verehrung von Sebastian Kurz, die ihnen hoffentlich gerade im Halse stecken bleibt, zielt ja bereits in diese Richtung: Ein (ehemaliger) Volksheld und Superstar, der kein Problem damit hat, mit Rechtsextremisten zu regieren. Ein konservativer Traum.
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Tempest
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tempest »

Und wie soll die CDU mit 20-25% zusammen mit der AfD, die bei 7-10% liegt regieren? Das halte ich doch für eine sehr gewagte Prognose.
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Felidae
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Felidae »

Vinter hat geschrieben: 8. Okt 2021, 17:11 Man wird erklären, dass die AfD sich etabliert habe, dass sie sich gemäßigt habe, dass es sich um eine demokratische Partei handle - und sie so erst Recht etablieren und legitimieren.
Das verunmöglicht die AfD ja zum Glück selbst, da sie von Jahr zu Jahr immer extremer wird.

Das heißt nicht, dass ich Dir nicht zustimme, was die Verkommenheit der Union in der Hinsicht angeht. Nur das mit "gemäßigt" werden sie nicht verargumentiert bekommen. Nicht, solange Bernd Höcke und Co. bei der AfD maßgeblich den Ton angeben.
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von bloody_mary »

Floki hat geschrieben:Und warum sehen CDUler, egal wie alt, eigentlich immer aus und kommen so rüber, als waren sie schon immer 60+?
Aber das stimmt doch gar nicht. Philipp Amthor sieht nicht so aus! Kommt allerdings trotzdem so rüber. :character-oldtimer: Ein Greis im Körper eines Kindes. (Der ist nicht von mir, hab aber vergessen, vom wem.) Ich korrigiere deinen Satz daher zu "...eigentlich immer so aus oder kommen so rüber...".
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Vinter
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Vinter »

Tempest hat geschrieben: 8. Okt 2021, 19:38 Und wie soll die CDU mit 20-25% zusammen mit der AfD, die bei 7-10% liegt regieren? Das halte ich doch für eine sehr gewagte Prognose.
Es geht ja nicht um die Zahlen zu dieser Bundestagswahl, sondern um eine Erzählungen und Positionierung zur nächsten oder übernächsten.

Das Glück der Union war seit langem die Linkspartei. Die hat die Macht der Union in den letzten Jahren gesichert. 2017 hatten wir zB eine Mehrheit für R2G - trotzdem gab es die Groko, weil die Linke zum Schmuddelkind gemacht wurde und es so keine Kanzleroption für die SPD gab. Nur: Mit der AfD droht der Union langfristig das selbe - eine Zersplitterung, aber diesmal auf der rechten Seite.

2021 mag man als Ausnahme begreifen, hofft auf 2025. Aber was, wenn es 2025 so ähnlich abläuft und die Union mit einem gemäßigten Kurs erneut verliert? Wie lange wird es wohl dauern, bis die Union sich nach rechts orientieren, einen noch viel hysterischeren "Kein Linksrutsch"-Wahlkampf führt? Wer ist wohl der natürliche Verbünden, um eine Gegenerzählung zum "linken Mainstream" zu etablieren, mit einer SPD oder womöglich den Grünen als Amtsinhaber?

Denn die Geschichten, mit denen konservative Parteien ohne Merkelbonus in den letzten Jahren in anderen Industrienationen erfolgreich waren, sind immer die gleichen: Hysterisches Gekreische über 'linke Umerziehung', über Politik, die sich gegen "das Volk" verschwört, darüber, dass man die Kontrolle "zurückgewinnen" müsse und natürlich über äußere Feinde, die gegen die Nation agieren. Das ist das Rezept, auf dem Trump, der Brexit, PIS und Orban basieren - und es ist die Klaviatur der AfD.

Das die Union, wenn ihr die Machtoptionen ausgehen kaum noch Scheu haben wird, mit der AfD ins Bett zu steigen, sieht man im Osten, wo bereits jetzt vor jeder Landtagswahl entsprechende Stimmen laut werden. Je länger die Union nicht regiert, desto lauter werden diese Stimmen werden. Auch im Bund.
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Tempest
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Tempest »

Das ist aber doch total unrealistisch. Eine schwache CDU hat selbst in einzelnen Bundesländern keine Regierungsoption zusammen mit der AfD bzw. selbst wenn reichen dafür "einzelne Stimmen" nicht aus. Auf Bundesebene ist eine Koaliton CDU/AfD schon alleine aufgrund der Prozente auch zukünftig nicht realistisch. Und wenn die CDU mal wieder stärker werden sollte > 30% wird sie erst recht nicht mit der AfD koalieren.

Eine Vergleichbarkeit mit Ländern wo es solche Koalitionen gibt (Ungarn - Fidesz+rechtsextremistische Jobbik, Türkei - AKP+rechtsexremistische MHP) halte ich ehrlich gesagt für sehr weit her geholt. Und die Systeme in den USA oder UK kann man mit Deutschland überhaupt nicht vergleichen
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Axel
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Re: Bundestagswahl 2021 Tipp

Beitrag von Axel »

Vinter hat geschrieben: 8. Okt 2021, 21:10 Das die Union, wenn ihr die Machtoptionen ausgehen kaum noch Scheu haben wird, mit der AfD ins Bett zu steigen, sieht man im Osten, wo bereits jetzt vor jeder Landtagswahl entsprechende Stimmen laut werden. Je länger die Union nicht regiert, desto lauter werden diese Stimmen werden. Auch im Bund.
Hier muss ich mal intervenieren:

Michael Kretschmer ist eine Koalition mit den, in der sächsischen CDU geradezu verhassten, Grünen eingegangen - nur um nicht mit der AfD auch nur zu reden. Die sächsischen Grünen sind auch nicht mit der Bundes-Grünen zu vergleichen. Da sind Leute wie Jürgen Kassek in Leipzig, der fleißig als Anwalt irgendwelche Connewitzer Autonome vor Gericht vertritt, wenn die mal wieder Ärger mit der Polizei haben. Und auch sonst jegliche Gewaltausschreitung seitens jener Autonomen fleißig verharmlost und relativiert. Die sächsischen Grünen sind sehr viel linker und radikaler als die sächsischen Linken. :ugly:

Mit so einer Partei ist die sächsische CDU ins Bett gegangen um die AfD auf der Landesebene zu verhindern. Und sie regieren sogar ziemlich geräuschlos. Und Kretschmer ist ein recht beliebter Ministerpräsident, siehe auch die letzten Wahlumfragen wo die CDU an die 40% kratzt und auf landesebene die AfD weit hinter sich lässt.

Hier mal zwei Grafiken des Sachsentrend von August des MDR:

Bild

Bild

Übrigens ist der Trend der Umfrage recht nah an dem letztlichen Ergebnis für Sachsen in der BTW.

Das zeigt sehr schön die Stimmung hier im Land: Die Stammwählerschaft der AfD liegt bei rund 20%. Das heißt, dass auch in Sachsen rund 80% nicht von der AfD regiert werden wollen. Die haben hier auch noch nie eine Kommunalwahl gewonnen und stellen auch nirgendwo einen Bürgermeister. Dirk Neubauer, Bürgermeister von Augustusburg, hat das letztens auf Facebook mal schön zusammengefasst: "Für den Bund wählen die Sachsen Protest. Aber von der AfD regiert werden? Das will dann doch nur eine Minderheit."

Insofern würde man auch in Sachsen die Wähler verschrecken, wenn man nun plötzlich seitens der CDU Avancen an die AfD senden würde. Es würde auch wirklich nicht zu Kretschmers Politik der letzten Jahre passen.

Gleichzeitig zeigen eben die ostdeutschen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer in Sachsen wie auch Reiner Haseloff in Sachsen-Anhalt der Bundes-CDU wie man es macht: volksnah sein, die Sprache der einfachen Menschen sprechen und auf inhaltlicher Ebene nicht abgehoben wirken. Damit hat Haseloff bei der LTW dieses Jahr 37,1% geholt! Und auch die Umfragen in Sachsen sehen die CDU in diesem Bereich.

Nun kann ich dir nicht sagen was Haseloff in seinem Bundesland macht, da ich dort nicht lebe. Aber ich kann Dir sagen was Kretschmer in Sachsen macht: Der geht dorthin wo es weh tut. Auch nachdem er 2019 die LTW gewonnen hat, geht er unaufhörlich und sehr regelmäßig in die kleinen Kuhkäffer von denen vorher noch keine Sau gehört hat und macht dort Bürgergespräche. Der stellt sich dort hin und hört sich das an was die Bürger und die Vereine vor Ort zu sagen haben. Da geht es ganz häufig nicht um die Bundespolitik oder Landespolitik, sondern häufig um die kleine Kommunalpolitik. Er ist in seinem ganzen Auftreten und in seiner Sprache sehr verbindend statt trennend. Und überhaupt nicht abgehoben wie seine Vorgänger. Und das krasse ist halt: Du kannst da als 08/15-Bürger wirklich hin, einfach so. Der ist auch nach so ner Veranstaltung weiter da und redet mit dem wer will.

Aber vor allem: Inhaltlich stellt Kretschmer alte christsoziale Werte in den Vordergrund. Also er beschwört nicht den kalten Neoliberalismus, sondern eher das was die CDU in der BRD in den 50ern und 60ern groß gemacht hat. Werte die auf der einen Seite die Freiheit betonen, auf der anderen Seite das Soziale aber nicht vernachlässigen.

Und all das macht den Kretschmer hier so beliebt. Und das kann man auch auf den Bund übertragen. Die CDU muss in Zukunft weg vom Neoliberalismus der letzten 40 Jahre. Also eben nicht den Merz-Weg gehen. Sondern die CDU muss wieder zu einer konservativen und christsozialen Partei werden. Auch nach außen wahrnehmbar. Ich sehe da Themenbereiche wie Pflege und Gesundheit beispielsweise. Gerade in der CDA, dem Sozialflügel der CDU, gibt es gute (bisher unbekannte) Leute, die nachrücken können. Und die Konservatismus mit christsozialen Werten verbinden können.

Hier kann man vom Erfolg der Ost-Ministerpräsidenten für den Bund lernen. Und das heißt eben nicht noch radikaler und noch krasser zu werden. Ganz im Gegenteil. Übrigens sind die "Stimmen", die in den Ostverbänden für eine Zusammenarbeit mit der AfD werben, schlicht und einfach unrelevant, da das immer irgendwelche Hinterbänkler sind. Wird gerne in den Medien hochgejazzt, aber siehe Haselhoff und Kretschmer: Wenn die wöllten, hätten die schon lange mit der AfD was machen können. Haben sie nicht und werden sie nicht.

Wie gesagt: Die CDU wird die nächsten Jahre nen Richtungsstreit haben, wie es auch die SPD in den letzten Jahren hatte. Und will sie in Zukunft erfolgreich sein, muss sie wieder christlicher und sozialer werden. Nahbarer werden. Das Personal dazu haben die auch. Eine Radikalisierung der CDU halte ich für ausgeschlossen. Dafür ist beispielsweise der CDA-Flügel zu stark innerhalb der Partei.
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