Andre Peschke hat geschrieben: ↑18. Aug 2021, 00:33
Oh, ja. Wir sind totally fucked. Null Hoffnung, dass da irgendwas gemacht wird. Ich hab mehr Hoffnung, dass sich die Klimaforscher bei diesem immens komplexen Ding doch irgendwie vertun und es glimpflicher ausgeht, als das die globale Politik rechtzeitig handelt.
Genau deswegen interessieren mich aber auch Prognosen inzwischen mehr, um mal ein besseres Gefühl zu bekommen, worauf man sich hier einstellen sollte, in welchen Zeiträumen. Muss ich jetzt schon den Prepperbunker in Norwegen anlegen, oder später? Welche Urlaubsziele jetzt noch abhaken, um später zu sagen „ich war damals noch vor den Verwüstungen dort, ist echt schade drum!“? Kann ich mein Geld bis 70 verpassen, weil danach macht es eh keine Spaß mehr? Das sind die Fragen.
André
Exakt so geht es mir auch. Mit einer Portion mehr Verunsicherung und Pessimismus und etwas weniger pragmatischer Zieladaption.
Mir scheint, es lohnt sich aber gerade bei diesem Thema, die individuelle von der gesellschaftlichen Ebene zu unterscheiden, sowohl was die Beurteilung der Aussichten als auch der nötigen Schritt betrifft.
Global betrachtet (bzw. kollektiv, weil es letztlich wohl auch für die Nationen im Westen zutrifft) bin ich durchaus pessimistisch und schätze meine eigene Macht, etwas grob zu verändern - bzw. das schlimmste noch irgendwie zu verhindern - als gering ein. Alles, was wir in dieser Hinsicht tun können ist, die richtigen Parteien zu wählen (also die, die nicht komplett scheiße sind), evtl. diverse Initiativen unterstützen, die Druck auf die Politik erzeugen; mit unseren bescheidenen Mitteln zumindest nicht ganz viele, ganz falsche Entscheidungen treffen (immerhin kommt es ja doch auch auf das Aggregat der Individualentscheidungen an, selbst wenn diese nur ein Teil des übergreifenden Richtungswechsels und jener Aktivitäten und Prozesse sind, die es letztlich braucht). Auch, was die Möglichkeit und den Erfolg auf dieser kollektiven Ebene betrifft, bin ich äußerst skeptisch. Also ja, totally fucked.
Die Frage ist nun aber, was das für das eigene Leben bedeutet. Hinter mir die Sintflut, weil eh scho olles wurscht? Könnte man machen - weil wahrscheinlich wirklich am Ende wurscht; man ist dann halt Mitläufer der Resignierten, die auch nicht besser oder schlimmer sind als die nicht böswillig Ignorierenden oder die zur Veränderung zu Schwachen. Aber letztlich auch nur dann eine Option, wenn man sich super drauf versteht, das eigene Gewissen soweit zum Erstummen zu bringen, dass das ungezügelte Leben noch genussvoll bleibt. Mit dieser Fähigkeit bin ich auch nicht ganz ausgestattet. Leider aber auch nicht mit jener, die nötig wäre, um wirklich viel an Entscheidendem zu unternehmen, sodass wirklich ein relevanter Beitrag über jenes oben beschriebene Maß hinaus geleistet würde.
Damit bleibt schließlich - für mich, und wenig verwunderlich - nur der traditionell österreichische Kompromiss, der keinen so richtig glücklich macht, aber zumeist dann irgendwie doch ein durchwurschteln erlaubt. Also ein bissl Moral und ein bissl Genuss.
Ich träume schon immer noch von ausgedehnten Reisen in entlegende Weltgegenden. Aber mir scheint, es gibt zumindest dafür noch Mittel und Wege, das auch auf halbwegs klimafreundliche Art und Weise zu tun. Reisen müssen nicht immer viel Geld kosten oder mit zig Flügen einhergehen - das setzt freilich aber wiederum ein Level an Genügsamkeit und eine Lebenssituation voraus, die nicht unbedingt dem klassischen 9to5, 5-Wochen-Urlaubsmodell entspricht.
Darüber hinaus hab ich weniger luxuriöse Ansprüche. Teure Autos, immer die neuesten Unterhaltungsprodukte, Kinder (denn die sind ja nicht nur jene Menschen, für die wir das alles am Ende tun sollten, sondern auch jene, die - etwas zynisch betrachtet - letztlich auch die nächsten größten Brandbeschleuniger sein werden - einfach weil wir ihnen einen Lebensstandard vererben werden, der Ressourcen verschlingt; ein kinderloses Leben ist dann nicht nur egoistisch, sondern in anderer Hinsicht auch mit einer positiven gesellschaftlichen Bilanz versehen - ohne, dass das die kinderlosen Eltern sich freilich persönlich auf ihre moralische Fahne heften könnten; schlicht ein Nebenprodukt); all das brauch ich nicht. Aber gut, der Alltag ist schon Verursachung genug.
Bzgl. Altersvorsorge habe ich auch hier einen Kompromiss gewählt. Kleine Eigentumswohnung muss reichen (zugegeben, keine Entscheidung, die wirklich meine war, sondern eine, die mir meine Eltern erst ermöglicht haben). Egal wie mickrig die Pension/Rente ausfallen mag, zumindest eine halbwegs leistbare Bleibe hätte ich wohl (außer all goes to shit). Den Rest vorher verprassen. Warum auch nicht?
Preppen oder anderweitig vorbereiten halte ich schließlich aber für so unnötig wie unplanbar. Wer weiß schon, wo wir in 30 Jahren am besten auf welche Art und Weise darauf vorbereitet sein werden, dass die Klimamigration unsere Gesellschaften zerbrechen lässt, neue Kriege neue und ungeahnte Verwerfungen und Verwüstungen zeitigen, Hunger und Durst vielleicht auch hier zum Alltag gehören, und der einzige Trost vielleicht ein paar Wochen mehr an echtem Sommer sein könnten? Diese Investition kostet, meines Erachtens, viel zu viele gedankliche und finanzielle Ressourcen und Energien, ohne, dass wir dafür irgendwas anderes bekommen würden als ein Szenario wie in "I am Legend". Was bringt mir der beste Prepbunker, wenn ich dann alleine auf der Welt bin? Lieber Händchenhaltend und Michael Jackson singend auf den Kometen warten als einsam auf einem ausgestorbenen Planeten wandeln...