GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

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Siel
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GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Siel »

Ich weiß das sicher einige bis viele hier von den Streiks betroffen sind!
Ich möchte nur an euch appellieren, lasst euren Missmut nicht an dem Fahrpersonal aus.
Entgegen der breiten Berichterstattung geht es hier nicht um einen Machtkampf!

Hier aus der Tagesschau ein „Interview“!
Ich, um ehrlich zu sein, wäre bei den Fragen nicht so eloquent und ruhig geblieben, da sie mehr als einseitig sind!

Dennoch gibt Weselsky die richtigen und entscheidenden Antworten!


https://m.youtube.com/watch?v=Jk683HWgF ... dFo9052-co

Ps.: noch bin ich in der EVG, dass heißt ich bin an streiktagen arbeiten! Noch!
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Boris
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Boris »

Ich bin nicht betroffen, daher ist es natuerlich fuer mich leicht hier meine Unterstuetzung kundzutun. Ich verstehe auch dass man als Betroffene:r sauer sein kann, aber es ist auch meiner Meinung nach falsch immer nur auf die Gewerkschaften oder die Streikenden sauer zu sein. Wie hoch die Mitschuld des Managements ist, da kann man natuerlich im Einzelfall drueber streiten - aber ein Mindestmass an Mitschuld ist immer da und ich glaube auch dass es meistens und gerade bei der Bahn oft ein gehoeriger Anteil ist. Gerade die Bahn hofft immer noch sich irgendwie der GdL entledigen zu koennen, sicher einer der Gruende warum das immer in nem Streik endet.

Glaube das Hauptproblem ist einfach dass wir als Gesellschaft einfach mittlerweile einen viel zu niedrigen Organisationsgrad in den Gewerkschaften haben. Und ganze Bereiche des Arbeitslebens haben im Prinzip keine relevante Gewerkschaften - und da kann ich mir sicher auch persoenlich ankreiden da viel zu bequem zu sein.
Wer selber in einer Gewerkschaft ist oder schonmal gestreikt hat, kann sicher oft viel besser die Streiks anderer nachvollziehen.

Auch wenn du sagst dass du noch in der EVG bist, wuensche ich “euch” ein gutes Ergebnis und allen einen moeglichst kurzen Streik. 💪
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Desotho
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Desotho »

Wenn alle am streiken sind, ist ja eh keiner da bei dem man seinen Unmut abladen kann :ugly:
El Psy Kongroo
Rince81
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Rince81 »

Siel hat geschrieben: 21. Aug 2021, 03:45 Entgegen der breiten Berichterstattung geht es hier nicht um einen Machtkampf!
Ein Streik ist IMMER ein Machtkampf. Das liegt in der Natur eines Streikes.

Das Problem dabei, ich habe als Kunde das Gefühl, dass es sich nicht um einen Machtkampf zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeber handelt, sondern um einen Machtkampf zwischen zwei Gewerkschaften, den eine davon knallhart auf dem Rücken der eigenen Kunden durchführt. Du schreibst ja selbst:
Ps.: noch bin ich in der EVG, dass heißt ich bin an streiktagen arbeiten! Noch!
Mein Verständnis hält sich daher in sehr überschaubaren Grenzen.
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Jon Zen
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Jon Zen »

Siel hat geschrieben: 21. Aug 2021, 03:45 Entgegen der breiten Berichterstattung geht es hier nicht um einen Machtkampf!

Hier aus der Tagesschau ein „Interview“!
Ich, um ehrlich zu sein, wäre bei den Fragen nicht so eloquent und ruhig geblieben, da sie mehr als einseitig sind!

Dennoch gibt Weselsky die richtigen und entscheidenden Antworten!
Ich habe mir das Interview angesehen. Dennoch bin ich mir noch immer nicht sicher, warum gestreikt wird.

So habe ich es verstanden aus Sicht Weselskys:
Die Bahn fährt seit ihrer Bahnreform 1993/1994 einen Sparkurs. Es wir nicht mehr verbeamtet, es wird zu wenig in Strecken investiert, es gibt zu wenig Stellen für Lokführer und Bahnbegleiter, wodurch die anderen es mit Überstunden ausgleichen müssen.
Im konkreten Fall geht es besonders um die Tarifverträge, wodurch viele Bahnangestellte systematisch schlechter verdienen, bzw. schlechter behandelt werden (stimmt das?).
Außerdem wurde das Management der Bahn aufgebläht, welches keinen Mehrwert für Passagiere, sowie Anegstellte darstelle.

In der Öffentlichkeit wird das Hauptargument für die Streiks verbreitet, dass nur noch der jeweilige Tarifvertrag gelte, welcher mehr Mitglieder habe, aber dieser würde für alle gelten. Es gehe um einen internen Streit, welcher auf dem Rücken der Passagiere ausgetragen werde.

Als (ehemaliger) häufiger Passagier, der während seines Studiums fast täglich pendelte, möchte ich auch für etwas Verständnis werben, was ein Bahnstreik bedeutet:
- Man muss jemanden finden, der einen zur Uni fährt und wieder abholt (weil es vorort selten Parkplätze gibt). Meistens bleibt das dann an Mütter hängen, oder man fährt erst gar nicht zur Uni (bei mir: meistens). Besonders blöd ist das, wenn Prüfungen stattfinden, was die GDL letzte Woche noch geschafft haben müsste. Die Eltern von Schülern, die sonst mit der Bahn fahren, dürfen sich dann ebenfalls um die Fahrt kümmern, kommen dann ebenfalls später zur Arbeit.
- Als Autofahrer bedeuten Bahnstreiks Staus auf den Autobahnen. Nicht selten benötigen dadurch Hunderttausende Menschen (Bundesweit eher Millionen) täglich eine Stunde mehr für ihre Fahrt.
- Für Bahnpendler, die Arbeiten: Gilt ähnliches. Im besten Fall können sie sich zu Fahrgemeinschaften zusammenschließen, oft müssen sie sich aber ein Auto organisieren, um dann im Stau zu stehen. Termine am Morgen? :ugly:

Gerade aus den genannten Gründen kann ich die Bahn-Privatisierung nicht nachvollziehen. Der volkswirtschaftliche Schaden durch Streiks ist enorm und das ganze Volk hasst die Bahner (persönliche Angriffe sind nie akzeptabel), weil sie darunter leiden müssen.
Nichtsdestotrotz war die Bahn in ihrer verstaatlichten Form ineffizient und es lief vieles Schief. Ebenfalls ist der "freie Netzzugang" für einige Strecken gewinnbringend für den Bürger.
Aber was möchte die GDL, um das Problem der deutschen Bahner prinzipiell zu lösen? Zurück zum Beamtentum? Unrealisitisch, obwohl es viele Pendler begrüßen würden.
Sobald in diesem Fall eine kurzfristige Lösung gefunden wird, wird der nächste Streik folgen. Die Deutsche Bahn AG agiert wie ein Privatunternehmen und soll so agieren, obwohl sie ein wichtiger Teil unserer Infrastruktur darstellt.
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Rince81
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Rince81 »

Jon Zen hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:21 Aber was möchte die GDL, um das Problem der deutschen Bahner prinzipiell zu lösen? Zurück zum Beamtentum? Unrealisitisch, obwohl es viele Pendler begrüßen würden.
Damit würde sich die GDL ja selbst um die Möglichkeit bringen zu streiken. Werden die ganz sicher nicht wollen...
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Raptor 2101
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Raptor 2101 »

Jon Zen hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:21 Die Deutsche Bahn AG agiert wie ein Privatunternehmen und soll so agieren, obwohl sie ein wichtiger Teil unserer Infrastruktur darstellt.
Das fasst IMHO das gesamte Problem schön zusammen. Wenn die Bahn AG ein Privatunternehmen ist, dürfen die Mitarbeiter streiken so viel sie wollen und können (unter Einhaltung der Tarifverträge und Arbeitsrecht). Ziele: egal. Entweder das Privatunternehmen hat die Kapazitäten diese personellen Ausfälle auszugleichen oder es sollte auf die Forderungen eingehen.

Wenn die Bahn AG eine Kritische Infrastruktur ist und nicht ausfallen "darf", dann muss der Staat das Ruder übernehmen.

Von daher @Siel streikt so viel ihr wollt und wofür ihr wollt.

PS: hier in Stuttgart braucht ihr nicht streiken, dank der Baufortschritte von S21 geht hier auch so nix mehr ... :ugly:
Siel
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Siel »

Raptor 2101 hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:58
Jon Zen hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:21 Die Deutsche Bahn AG agiert wie ein Privatunternehmen und soll so agieren, obwohl sie ein wichtiger Teil unserer Infrastruktur darstellt.
Das fasst IMHO das gesamte Problem schön zusammen. Wenn die Bahn AG ein Privatunternehmen ist, dürfen die Mitarbeiter streiken so viel sie wollen und können (unter Einhaltung der Tarifverträge und Arbeitsrecht). Ziele: egal. Entweder das Privatunternehmen hat die Kapazitäten diese personellen Ausfälle auszugleichen oder es sollte auf die Forderungen eingehen.

Wenn die Bahn AG eine Kritische Infrastruktur ist und nicht ausfallen "darf", dann muss der Staat das Ruder übernehmen.

Von daher @Siel streikt so viel ihr wollt und wofür ihr wollt.

PS: hier in Stuttgart braucht ihr nicht streiken, dank der Baufortschritte von S21 geht hier auch so nix mehr ... :ugly:
Da ich gerade am IPad sitze kann ich nicht alles copy und Pasten, worauf ich jetzt ne Antwort gebe!

1. Ja, in den Betrieben wo eine Mehrheit, einer Gewerkschaft, vorhanden ist, dort gilt auch deren Tarifvertrag!
Was aber nie erwähnt wurde, in der EVG sind vom Fahrpersonal (Lokführer,Zugbegleiter,Rangierlokführer etc. also diejenigen die wirklich auf der Strecke unterwegs sind) nur ca 5% -10% Mitglied! Der Rest darin ist zum Großteil im Büro!
Deswegen hat auch die EVG kein Interesse, Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal zu verbessern! Deswegen werden Abstriche bei uns gemacht zb. Betriebsrente für Lokführer und Zugbegleiter ist seit Januar 2021 eingestellt! Fürs Büro nicht! Boni werden ans Büro bzw Teamleitern ect ausgezahlt für Pünktlichkeit und Energieeffizienz! Aber wer hat es umgesetzt? Das Fahrpersonal aber die sehen keinen Cent!
Im Prinzip bekommen die Boni für ihr : dududududu sei pünktlich und spare Strom! So als kleine Interna XD

Die GDL ist wie der Name schon sagt eine Gewerkschaft der Lokführer bzw fürs Fahrpersonal! Das sie so eine geringe Mitglieder Anzahl hat und die EVG so eine hohe sollte eventuell schon oben rauslesbar sein! Und nur wegen der GDL wurde von der „sozialistischen“ Partei Deutschlands, dass Tarifeinheitsgesetz durchgedrückt um eben solche kleine Interessen Gewerkschaften mundtot zu machen!

2. die Privatisierung war gewollt! Wir haben kein beförderungsauftrag mehr (dieser existierte zu DDR Zeiten, da dort Lokführer keine Beamte waren und in der BRD hat man sie verbeamtet) um eben die Bahn am Laufen zu halten! Die Privatisierung hatte nur einen Zweck! Rote Zahlen aus der Liste nehmen die der Bund zahlen musste! Aber lustigerweise hat sich nix geändert und es wurde nix gespart sonder wurde teurer! Denn, der Bund zahlt jetzt nicht mehr, genug Aasgeier haben sich an den Immobilien der DR gesundgestoßen und die ganzen Kosten tragen heutzutage die Länder und nicht der Bund! Und die Spitze von allem ist, da die DB zerschlagen wurde existiert heute nicht mehr nur „die Bahn“ sondern die Bahnen! Es gibt mittlerweile ca (hier muss ich echt schätzen) 6-7 DBs mit jeweils einen Riesen Wasserkopf oben dran!
Wo früher nur einer existierte! Und ja, ich sag es seit Jahrzehnten! Die Bahn ist noch nie ein Profitorientiertes Unternehmen gewesen und wird es nie sein! Es ist vielmehr eine Sozialleistungen vom Staat an die Bürger um deren Mobilität zu gewährleisten! Sehen aber Politker anscheinend anders!

So genug ausgekotzt XD das ist nur ca 10% XD

Ach ja ps.: es sitzen 3 EVG Chefs im Vorstand der DB!
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Jon Zen
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Jon Zen »

Siel hat geschrieben: 22. Aug 2021, 01:00 1. Ja, in den Betrieben wo eine Mehrheit, einer Gewerkschaft, vorhanden ist, dort gilt auch deren Tarifvertrag!
Was aber nie erwähnt wurde, in der EVG sind vom Fahrpersonal (Lokführer,Zugbegleiter,Rangierlokführer etc. also diejenigen die wirklich auf der Strecke unterwegs sind) nur ca 5% -10% Mitglied! Der Rest darin ist zum Großteil im Büro!
Deswegen hat auch die EVG kein Interesse, Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal zu verbessern! Deswegen werden Abstriche bei uns gemacht zb. Betriebsrente für Lokführer und Zugbegleiter ist seit Januar 2021 eingestellt! Fürs Büro nicht! Boni werden ans Büro bzw Teamleitern ect ausgezahlt für Pünktlichkeit und Energieeffizienz! Aber wer hat es umgesetzt? Das Fahrpersonal aber die sehen keinen Cent!
Im Prinzip bekommen die Boni für ihr : dududududu sei pünktlich und spare Strom! So als kleine Interna XD
Zur Pünktlichkeit: Ich dachte, dass zum allergrößten Teil die "Organisatoren" dafür verantwortlich seien (also, wann, wo, welche und wie viele Züge fahren, etc.) - und der einzelne Lokführer nicht viel mehr machen können als manchmal "auf's Gas" zu drücken, um etwas Verspätung auszugleichen?

Ich war bisher immer auf die sauer, wenn mich der Zug mitten im Nirgendwo ausgesetzt hat, um dann wieder umzukehren (damit er auf der Rückfahrt pünktlich ist), nicht auf die Lokführer.

Von mir aus dürfen gute Fahrdienstleister Boni bekommen und Schlechte sollten bitte schnell entlassen werden/auf eine andere Position versetzt werden.
Raptor 2101 hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:58 Von daher @Siel streikt so viel ihr wollt und wofür ihr wollt.
Es betrifft leider nicht die Politiker und Manager der DB, sondern z.B. Mütter und Väter, Ehefrauen und Ehemänner, Freundinnen & Freunde, oder Großeltern, die dann allzu oft ihre Betroffenen Familienmitglieder fahren müssen.
Der Kampf der "Kleinen" wird auf dem Rücken der Kleinen ausgetragen.
Man hat mit der Privatisierung der Bahn ein Dilemma geschaffen, wovon die Verantwortlichen nicht betroffen sind.
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Voigt
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Voigt »

Soweit ich weiß fahren Schienenfahrzeuge eh schon fast ferngesteuert. Strecken haben Maximalgeschwindigkeiten definiert die gefahren werden wenn möglich, ansonsten ist primär Einschränkung von der Leitzentrale. Zug zu Zug muss immer gewissen Abstand haben wegen Sicherheit vor Auffahrunfällen. Jeder Strecke ist in hunderte Abschnitte unterteilt und es wird immer getrackt im welchen Abschnitt ein Zug ist, das wirs da einfach durch das Streckennetz so geleitet.
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Raptor 2101 »

Jon Zen hat geschrieben: 22. Aug 2021, 07:29
Raptor 2101 hat geschrieben: 21. Aug 2021, 19:58 Von daher @Siel streikt so viel ihr wollt und wofür ihr wollt.
Es betrifft leider nicht die Politiker und Manager der DB, sondern z.B. Mütter und Väter, Ehefrauen und Ehemänner, Freundinnen & Freunde, oder Großeltern, die dann allzu oft ihre Betroffenen Familienmitglieder fahren müssen.
Der Kampf der "Kleinen" wird auf dem Rücken der Kleinen ausgetragen.
Man hat mit der Privatisierung der Bahn ein Dilemma geschaffen, wovon die Verantwortlichen nicht betroffen sind.
Ich bin selbst betroffen. Hier in Stuttgart macht es nur keinen unterschied ob die Lokführer auch noch zusätzlich streiken... Dank einer gelösten Fassade am S21/Hauptbahnhof Bau herrscht an diesem Knotenpunkt eh schon Chaos :ugly:

Das Streikrecht ist ein verbrieftes Grundrecht. So leid es mir für alle beteiligten tut. Das ist ihr (GDL Personal) gutes recht. Die DB hat in engen Grenzen die Möglichkeit den Streik zu unterbinden (rein rechtlich) und die Politik könnte das langfristig abmildern, in dem sie in der Bahn wieder eine Beamtenstamm aufbaut oder sich generell um die Bahn kümmert.

Wir als Kunden leiden so oder so. Dann lieber mit dem Streik und einer langfristigen Besserung als dieses jahrzehntelange Siechtum
Siel
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Siel »

Voigt hat geschrieben: 22. Aug 2021, 09:27 Soweit ich weiß fahren Schienenfahrzeuge eh schon fast ferngesteuert. Strecken haben Maximalgeschwindigkeiten definiert die gefahren werden wenn möglich, ansonsten ist primär Einschränkung von der Leitzentrale. Zug zu Zug muss immer gewissen Abstand haben wegen Sicherheit vor Auffahrunfällen. Jeder Strecke ist in hunderte Abschnitte unterteilt und es wird immer getrackt im welchen Abschnitt ein Zug ist, das wirs da einfach durch das Streckennetz so geleitet.
Da bist du falsch informiert bzw ist das eine Halbwahrheit!
Es gibt Systeme die da heißen LZB/ECTS. Da fährt aber der Zug nicht wirklich Ferngesteuert. Der Lokführer überwacht die Machine dabei ob der Rechner das auch richtig umsetzt! DAS ist aber auch nur im Falle von Geschwindigkeiten über 160 so! UND auf Strecken die Art rein sind!
Art rein heißt zb. Auf dieser Strecke fahren nur ICEs und nix anderes und das macht bei unserem Streckennetz eine einstellige Prozentzahl aus! Und das gesamte Netz zu automatisieren wären Investionen und Umbauten in vierstelliger Milliarden Höhe nötig.

Und verabschiedet euch bitte von der Indoktrinierten Meinung der Springer Mafia! Man sitzt nicht nur da und drückt 1 Knopf und das war’s! Dem ist definitiv nicht so!
Zuletzt geändert von Siel am 22. Aug 2021, 22:18, insgesamt 1-mal geändert.
Siel
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Siel »

Jon Zen hat geschrieben: 22. Aug 2021, 07:29
Siel hat geschrieben: 22. Aug 2021, 01:00 1. Ja, in den Betrieben wo eine Mehrheit, einer Gewerkschaft, vorhanden ist, dort gilt auch deren Tarifvertrag!
Was aber nie erwähnt wurde, in der EVG sind vom Fahrpersonal (Lokführer,Zugbegleiter,Rangierlokführer etc. also diejenigen die wirklich auf der Strecke unterwegs sind) nur ca 5% -10% Mitglied! Der Rest darin ist zum Großteil im Büro!
Deswegen hat auch die EVG kein Interesse, Arbeitsbedingungen für das Fahrpersonal zu verbessern! Deswegen werden Abstriche bei uns gemacht zb. Betriebsrente für Lokführer und Zugbegleiter ist seit Januar 2021 eingestellt! Fürs Büro nicht! Boni werden ans Büro bzw Teamleitern ect ausgezahlt für Pünktlichkeit und Energieeffizienz! Aber wer hat es umgesetzt? Das Fahrpersonal aber die sehen keinen Cent!
Im Prinzip bekommen die Boni für ihr : dududududu sei pünktlich und spare Strom! So als kleine Interna XD
Zur Pünktlichkeit: Ich dachte, dass zum allergrößten Teil die "Organisatoren" dafür verantwortlich seien (also, wann, wo, welche und wie viele Züge fahren, etc.) - und der einzelne Lokführer nicht viel mehr machen können als manchmal "auf's Gas" zu drücken, um etwas Verspätung auszugleichen?

Ich war bisher immer auf die sauer, wenn mich der Zug mitten im Nirgendwo ausgesetzt hat, um dann wieder umzukehren (damit er auf der Rückfahrt pünktlich ist), nicht auf die Lokführer.

Von mir aus dürfen gute Fahrdienstleister Boni bekommen und Schlechte sollten bitte schnell entlassen werden/auf eine andere Position versetzt werden.
Nicht alles was auf dem Papier hinhaut, klappt auch in der Praxis so!
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Leonard Zelig
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Leonard Zelig »

Jon Zen hat geschrieben: 22. Aug 2021, 07:29 Ich war bisher immer auf die sauer, wenn mich der Zug mitten im Nirgendwo ausgesetzt hat, um dann wieder umzukehren (damit er auf der Rückfahrt pünktlich ist), nicht auf die Lokführer.
Das habe ich auch immer gehasst als ich damals mit der Bahn zu Uni gependelt bin. Vor allem weil der Schienenersatzverkehr oft eine Stunde auf sich warten ließ.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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bluttrinker13
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von bluttrinker13 »

Für diesen jetzigen Streik habe ich keinerlei Verständnis mehr. Angesichts des Kontexts einer Pandemie, Naturkatastrophen im südwesten und milliardenverlusten bei der Bahn finde ich den jetzigen Streik einfach nur schlecht getimed und unmoralisch, da er auf dem Rücken von denjenigen ausgetragen wird, die eh schon unter den genannten Sachen leiden. Lokführer verdienen 44k bis 52k im jahr, eine 39h Woche zugrunde gelegt. Wo ist das Problem? Das im Ausland mehr verdient wird? Steht es dann nicht frei, dort zu bewerben?

Nee Leute, die ersten Streiks hab ich gerne mitgetragen. Das jetzt ist einfach egoistisch. Ich drücke lieber den Charité / vivantes Leuten die Daumen. Das die sich überhaupt trauen, bei ihrer Verantwortung, mal rabbatz zu machen, verdient viel mehr kudos als dass jetzt einfach wieder jeder zweite Zug ausfällt.

PS: Good point by Voigt übrigens.
Grumbledook
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Grumbledook »

Zwei Gedanken dazu:

1.) Der Streik ist ganz offensichtlich ein Machtkampf zwischen Gewerkschaften, aber warum sollte das einen Streik delegitimieren? Der Gesetzgeber sperrt zwei Gewerkschaften in einen Raum, wirft eine geladene Waffe hinterher und hat sehr deutlich gemacht, dass nur eine ihn lebend verlassen wird. Das wird schon auch die EVG sein, aber was erwartet man denn von der GDL? Sich kampflos geschlagen zu geben?

2.) Das Tarifeinheitsgesetz verfolgt ganz explizit den Zweck, kleinen, unbequemen, aber verhältnismäßig mächtigen Gewerkschaften wie der GDL oder auch Cockpit den Saft abzudrehen. Der Streik trifft nicht nicht so ganz die Falschen, weil das Handeln des Gesetzgebers durch uns demokratisch legitimiert ist.

Bin übrigens selber Berufspendler und Bahnstreiks sind die Pest.

Und doch noch ein dritter Punkt: Gerade die GDL und insbesondere Weselsky mit seiner aggressiven, selbstgefälligen Rhetorik haben sich in der Vergangenheit überhaupt keinen Gefallen getan und den Bogen so überspannt, dass sie jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen.
Raptor 2101
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Raptor 2101 »

Grumbledook hat geschrieben: 23. Aug 2021, 06:53 Zwei Gedanken dazu:

1.) Der Streik ist ganz offensichtlich ein Machtkampf zwischen Gewerkschaften, aber warum sollte das einen Streik delegitimieren? Der Gesetzgeber sperrt zwei Gewerkschaften in einen Raum, wirft eine geladene Waffe hinterher und hat sehr deutlich gemacht, dass nur eine ihn lebend verlassen wird. Das wird schon auch die EVG sein, aber was erwartet man denn von der GDL? Sich kampflos geschlagen zu geben?

2.) Das Tarifeinheitsgesetz verfolgt ganz explizit den Zweck, kleinen, unbequemen, aber verhältnismäßig mächtigen Gewerkschaften wie der GDL oder auch Cockpit den Saft abzudrehen. Der Streik trifft nicht nicht so ganz die Falschen, weil das Handeln des Gesetzgebers durch uns demokratisch legitimiert ist.

Bin übrigens selber Berufspendler und Bahnstreiks sind die Pest.

Und doch noch ein dritter Punkt: Gerade die GDL und insbesondere Weselsky mit seiner aggressiven, selbstgefälligen Rhetorik haben sich in der Vergangenheit überhaupt keinen Gefallen getan und den Bogen so überspannt, dass sie jetzt mit dem Rücken zur Wand stehen.
Den letzten Satz bring ich nicht mit den ersten beiden Punkten zusammen. Ich selbst bin in einem Bereich tätig wo ich mich von den "etablierten" Gewerkschaften nicht ordentlich vertreten Fühle und (gefühlt) nicht mal richtig Streiken kann. So jemand wie Weselsky würde ich mir für meine Interessenvertretung wünschen. Der macht sich damit keine Freunde bei Arbeitgebern, Bund oder Kunden, dass ist ja aber genau was er nicht soll bzw das was man der EVG vorwirft (vertritt nicht die Interessen der Arbeitnehmer). Die GDL (und als Sprachrohr Weselsky) vertritt eine klare Linie: "unsere Belegschaft first" - Das kann man blöd finden, dann sollte man aber folgendes nicht in das Tarifeinheitsgesetz schreiben:
"wurden beim Zustandekommen des Mehrheitstarifvertrags die Interessen von Arbeitnehmergruppen, die auch von dem nach dem ersten Halbsatz nicht anzuwendenden Tarifvertrag erfasst werden, nicht ernsthaft und wirksam berücksichtigt, sind auch die Rechtsnormen dieses Tarifvertrags anwendbar."
Quelle
Frei übersetzt: Es gibt nur einen Tarifvertrag, es sei denn, der zweite ist für die Einzelgruppe besser :ugly:

Laut Lage der Nation steht sogar im Tarifvertrag der EVG sinngemäß: "Wenn die GDL was besseres Aushandelt, ist unser Tarifvertrag ungültig" (die quelle hab ich nicht geprüft)

Die GDL muss auf maximale Konfrontation gehen sonst sind sie erledigt.
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lolaldanee
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von lolaldanee »

Das "Tarifeinheitsgesetz" ist so ein klarer Fall von: Als wir euch demokratische Grundrechte eingeräumt haben, war selbstverständlich stillschweigendes Einveständniss, dass ihr die nicht wirklich BENUTZT, wir müssen sie euch wohl wieder wegnehmen.

Für kritische Infrastruktur gibt es Beamte, die Bahn ist folgerichtig nach ansicht der Deutschen keine kritische Infrastruktur. Es sollte prinzipiell also gestreikt werden dürfen soviel die Beteiligten wollen und wofür auch immer.

P.S. Weselsky ist für einen Gewarkschaftsführer sowas wie die Idealbesetztung. Wären alle Gewerkschaften so gut organisiert wie die GDL es von außen betrachtet zu sein scheint, dann hätten wir in diesem Land eine andere arm/reich Verteilung
Rince81
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Rince81 »

Raptor 2101 hat geschrieben: 23. Aug 2021, 09:26 Frei übersetzt: Es gibt nur einen Tarifvertrag, es sei denn, der zweite ist für die Einzelgruppe besser :ugly:

Laut Lage der Nation steht sogar im Tarifvertrag der EVG sinngemäß: "Wenn die GDL was besseres Aushandelt, ist unser Tarifvertrag ungültig" (die quelle hab ich nicht geprüft)

Die GDL muss auf maximale Konfrontation gehen sonst sind sie erledigt.
Mal ganz realistisch betrachtet, wie willst du als Arbeitgeber auch nur im Ansatz den Betriebsfrieden wahren, wenn du mit unterschiedlichen Tarifverträgen mit unterschiedlichen Regelungen für die gleichen Berufsgruppen hantierst?
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Raptor 2101
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Re: GDL/Bahn Streik meine Meinung als Lokführer!

Beitrag von Raptor 2101 »

Rince81 hat geschrieben: 23. Aug 2021, 10:47 Mal ganz realistisch betrachtet, wie willst du als Arbeitgeber auch nur im Ansatz den Betriebsfrieden wahren, wenn du mit unterschiedlichen Tarifverträgen mit unterschiedlichen Regelungen für die gleichen Berufsgruppen hantierst?
Ganz ehrlich ist mir das als Arbeitnehmer grad egal. Die Arbeitgeber (ganz besonders große Firmen, wie die Bahn AG) nutzen seit Jahrzehnten alle Mittel und Möglichkeiten Gewerkschaften und Betriebsräte zu schwächen:
* Zersplitterung in kleine Firmen
* Abwandern in Niedriglohn-Regionen
* Aufsplitten der Belegschaft in unterschiedliche "Fachbereiche"
* Scheingewerkschaften
* ...

Soll die DB für die GDL organisierte Belegschaft eine eigene GmbH gründen. Auf diese Eine kommt es bei den Konglomerat auch nicht mehr an. Dann haben sie ihren "Betriebsfrieden". Mir fehlt da Mitleid und Verständnis für die Arbeitgeber. Die Lösung solcher Probleme ist ihr originäres Aufgabenfeld, dafür lassen sie sich (gerade bei der Bahn) fürstlich (einige würden sagen schamlos) Entlohnen, jetzt müssen sie halt liefern. Die ganze Situation ist die gesellschaftliche Folge, weil sich eine Berufsgruppe seit Jahrzehnten Sonderrechte gewähren lässt (ganz ohne Streik). Das der Rest irgendwann neidisch wird und auch was vom Kuchen abhaben will, ich kann es ihnen nicht verübeln (ich will ja auch was vom Kuchen ...)
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