Umgang mit Querdenkern und Co

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Wudan
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Wudan »

Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 23:26Gerade in diesem Kreis muss der Grundkonsens heißen: Verantwortung füreinander und für den anderen - selber auch mal zurückstecken.
Wo ist denn die "Verantwortung füreinander" wenn einer sich weder impfen lässt noch Maske aufzieht aber dann auf Kuschelkurs gehen will? Ich übernehme Verantwortung für meine Mitmenschen in dem ich mich impfen lasse. Die "Gegenseite" tut das nicht. Ich stecke schon seit 2 Jahren zurück. Die Kinder und Jugendlichen stecken zurück, und nicht nur ein bisschen. Eigentlich stecken alle zurück bis auf die Querköpfe die Fakten einfach nicht einsehen wollen.

Und wenn du schon alles mit psychischen Problemen in Verbindung bringst und teilweise rechtfertigst: Was ist eigentlich mit meiner geistigen Gesundheit? Mitlerweile hab ich auch Depressionen. Und das ist nicht zuletzt auch diesen Leuten zu verdanken. Jetzt hab ich wie gesagt zum Glück in meiner Familie nicht so Probleme. Und wenn das so wäre, würde ich wahrscheinlich versuchen das Thema weitgehend zu meiden um den Frieden zu bewahren. Es würde mich aber trotzdem seelisch sehr belasten. Insofern sollte man auch keinen verurteilen der sich dann schon aus reinem Selbstschutz distanziert. Irgendwie wird Empathie gerne von den Leuten eingefordert die selber absolut keine Empathie zeigen. Weder für die kranken, noch für die Verstorbenen, noch für die Leute die unter den sozialen Einschränkungen sehr zu leiden haben. Im Gegenteil, die werden dann noch hämisch als Schlafschafe und Systemlinge bezeichnet und über jeden Impfdurchbruch wird laut gejohlt.
Meine Grundüberzeugung ist: Im Freundes- und Familienkreis ist man für den Anderen immer mitverantwortlich. Was hätte Freundschaft denn sonst für einen Wert? Gerade in solchen Zeiten entscheidet sich doch, wer der wirkliche Freund ist und wer solidarisch zusammensteht.
Das gilt aber wenn dann in beide Richtungen.
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lipt00n
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von lipt00n »

Ich habe zum Glück niemanden in der Familie, der solchen Hirnkot verzapft, glücklicherweise. Mit anderen Leuten stelle ich den Kontakt ein. Mir ist meine Lebenszeit mittlerweile zu schade um mich mit solchen Leuten immer noch auseinanderzusetzen.
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Felidae
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Felidae »

Wudan hat geschrieben: 26. Nov 2021, 23:46
[...]
Du fasst perfekt in Worte, weshalb ich absolut keine Geduld mehr mit und keinerlei Verständnis mehr für Impfverweiger:innen, Querdenker:innen und sonstige Schwurbler:innen mehr habe. Die ständig Rücksicht, Verständnis und Solidarität einfordern - und selbst absolut ignorant und egoistisch durch die Welt rennen.

Speziell was Impfverweiger:innen angeht steh ich mittlerweile auf dem Standpunkt, "Darwin wird das schon regeln". Das einzige Problem daran ist halt, dass sie das Gesundheitssystem zum Kollabieren bringen. Aber ehrlich - würden die bei sich zuhause im Bett verrecken ohne jemandem zur Last zu fallen, wärs mir mittlerweile sowas von egal. Wer sich seit anderthalb Jahren fortwährend gegen die Gesellschaft stellt, gesellschaftliche Versuche, die Pandemie in den Griff zu kriegen torpediert und boykottiert und den Rest der Gesellschaft auch noch fortwährend beleidigt - der hat irgendwann auch keinerlei Anspruch mehr drauf, dass die Gesellschaft ihn schützt.
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Heliantha
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Heliantha »

Ich finde die These, dass Depressionen zur Anhängerschaft in Sachen Verschwörungstheorien führen könnten, ja ziemlich steil. Ich habe mich selber lange mit Depressionen rumgeschlagen (zum Glück sind sie verschwunden, als ich so Mitte 20 war) und kenne dank mittlerweile doch recht offenem Umgang im Freundes- und Familienkreis einige Menschen, die dasselbe Problem haben. Keiner von ihnen ist Verschwörungstheoretiker oder auch nur ungeimpft. ich halte es auch sonst eher für unwahrscheinlich, dass bei einem Großteil psychische Erkrankungen dahinter stehen und man deswegen nun zwingend selbst bei starkem Tobak den Kontakt halten müsste.

Die einzige ungeimpfte Person, die ich kenne, ist eine Tante - die auch schon immer etwas speziell war. Lange vor Corona hat sie in ihrem Keller mit Gleichgesinnten gegen den Weltuntergang gesungen (mein Onkel sagte dazu nur trocken "Was man halt so macht, wenn man in einer Sekte ist..."). Wir diskutieren das Thema nicht weiter - sehen uns aber auch aktuell nicht, weil sie sich auch nicht testen will und meine ältere Mutter (die bei den Treffen sonst dabei wäre), sich nicht mit ungeimpften und nicht getesteten Personen trifft. Ist ihr trotz Impfung zu riskant - das finde ich auch richtig.

Ansonsten staune ich manchmal, was Menschen noch an Diskussionsenergie aufbringen... Ich könnte mir das nur vorstellen, wenn jemand einfach Angst, z.B. vor der Impfung hat, aber mit Verschwörungstheoretikern? Nein, danke!
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Peter
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Peter »

Wudan hat geschrieben: 26. Nov 2021, 23:46 Wo ist denn die "Verantwortung füreinander" wenn einer sich weder impfen lässt noch Maske aufzieht aber dann auf Kuschelkurs gehen will?
Vor allen Dingen bin ich doch nicht nur der ungeimpften Person gegenüber verantwortet, sondern auch allen anderen. Ich gefährde doch nicht meine Familie und anderen Freunde, nur weil ein einzelner Freund irgendeinen Schwachsinn glaubt. Da wäre für mich eine Linie überschritten und ich würde mich mit dieser Person nicht mehr treffen.

Zum Glück gibts in meinem Umfeld da niemanden. Es war in Familie und Freundeskreis auch nie ein Thema, ob man sich impfen lässt. Ich glaube ich habe nicht einmal gefragt, ob sich jemand impfen lässt und wurde auch nie gefragt. Es ging immer nur um die Frage, ob man schon seinen Termin hat.
Rigolax
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

Heliantha hat geschrieben: 27. Nov 2021, 07:37 Ich finde die These, dass Depressionen zur Anhängerschaft in Sachen Verschwörungstheorien führen könnten, ja ziemlich steil. Ich habe mich selber lange mit Depressionen rumgeschlagen (zum Glück sind sie verschwunden, als ich so Mitte 20 war) und kenne dank mittlerweile doch recht offenem Umgang im Freundes- und Familienkreis einige Menschen, die dasselbe Problem haben. Keiner von ihnen ist Verschwörungstheoretiker oder auch nur ungeimpft. ich halte es auch sonst eher für unwahrscheinlich, dass bei einem Großteil psychische Erkrankungen dahinter stehen und man deswegen nun zwingend selbst bei starkem Tobak den Kontakt halten müsste.
Na ja, dass depressive Erkrankungen empfänglicher für sinnstiftende und eskapistisch funktionierende Narrative machen, scheint mir keine besonders steile These.

Vielleicht hat ja jemand Langeweile und möchte kritisch die verfügbaren Studien sichten: https://scholar.google.de/scholar?hl=de ... d+19&btnG=
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bluttrinker13
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von bluttrinker13 »

Rigolax hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:08
Na ja, dass depressive Erkrankungen empfänglicher für sinnstiftende und eskapistisch funktionierende Narrative machen, scheint mir keine besonders steile These.
Emotionale Unsicherheit / anxiety, ja, machen empfänglicher für sinnstiftende und vor allem komplexitätsreduzierende Modelle und Weltbilder.

Depressionen wiederum eher nein, die haben eher den Effekt die Leute skeptischer und zynischer zu machen. (Ist generell ein Effekt mieser / trauriger Stimmung, dass man in der Tendenz kritischer und tiefer verarbeitet) Das ist recht gut untersucht, weil diese Skepsis ein Therapiehindernis darstellen kann.

In den verlinkten Studien sehe ich auf Anhieb nur Korrelative Zusammenhänge, die bringen uns in der, absolut spannenden, Frage dann leider nicht weiter. 🤔
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Dicker
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Dicker »

Danke für die ganzen Tipps und den Zuspruch. Leider ist der Thread mittlerweile eher in die Richtung "Warum gibt es Querdenker, was bringt Menschen dazu?" Richtung abgedriftet.

Zu euren konkreten Anmerkungen muss ich eins vorausschicken. Da mein Vater nicht stark in persönlichen direkten Diskussionen ist (er braucht Zeit, um sich seine Gedanken zurecht zu legen), findet der Austausch eh nur via Mail statt. Das heißt, bei den Besuchen bei meinen Eltern werden die kritischen Themen nur selten angesprochen. Wenn dann aber mal wieder eine Mail kommt, dann triggert mich das oft direkt wieder. Mittlerweile weiß ich aber auch, dass man ihm mit Fakten nicht kommen muss. Ich mache es trotzdem, da ich seine Falschaussagen nicht unwidersprochen sein lassen will.
HerrReineke hat geschrieben: 26. Nov 2021, 14:00 Ich habe zum Glück, niemanden im näheren Umfeld, der solche Ansichten vertritt. Stelle mir den Umgang damit sehr schwer vor. Ich weiß aber von verschiedenen Beratungsangeboten, insb. veritas ist in diesem Bereich sehr aktiv. Dort gibt es auch kurze generelle Tipps für den Umgang mit Verschwörungsgläubigen und natürlich ein persönliches und kostenloses Beratungs- und Hilfeangebot. Vielleicht hilft dir sowas nötigenfalls weiter.
Danke, Veritas und auch andere hier im Thread haben mir zumindest klar gemacht, dass ich mit Fakten nicht erreichen werde
Veritas schreibt dazu
Veritas hat geschrieben:VORSICHT MIT FAKTEN
Verschwörungserzählungen mit schlüssigen und faktenbasierten Gegenbeweisen zu begegnen, scheint zwar zunächst naheliegend, wirkt aber häufig eher eskalierend und führt zu einer weiteren Distanzierung. Denn zumeist geht es für die Verschwörungsgläubigen nicht so sehr um den Inhalt der einzelnen Erzählungen, sondern um die Funktion, die sie für sie erfüllt. Doch auch, wenn man mit Fakten selten weit kommt, kann es sinnvoll sein, sich kundig zu machen, bevor man das Gespräch sucht. Wer die Mechanismen von Verschwörungs­erzählungen versteht, schützt letztlich auch sich selbst vor ihnen.
Das ist der zentrale Punkt und das ist auch etwas, das ich versuchen werde aufzugreifen. Ich kann meinem Vater noch so viele Fakten vorlegen, er hat sich über Jahre ein in sich geschlossenes Weltbild aufgebaut, in dem alles einen Funktion und einen Zweck hat und neue Ereignisse passend integriert werden. Bei ihm ist es der Aufbau der Weltregierung und die Auflösung der gegenwärtigen gesellschaftlichen Ordnung.
Rigolax hat geschrieben: 26. Nov 2021, 14:08 Das ist ein an sich recht typisches sogenanntes geschlossenes Weltbild, hier rechtsextremer Ausprägung. Dagegen kann man nur noch sehr schwer argumentativ ankommen, da es eben "geschlossen" ist -- ich verstehe das Adjektiv mehrdeutig; ein solches Weltbild ist nicht mehr offen für Input von außen, in dem Sinne "abgeschlossen", und auch holistisch im Denken, so dass "alles" vermeintlich schlüssig erklärt werden kann. Menschen, die so denken, glauben dann, eine "letzte" Wahrheit zu kennen, und das wird teils mit einem regelrecht religiösen Eifer vertreten. Damit einher gehen diskursive Hermetisierungs- bzw. Immunisierungsstrategien (pun not intended), d.h. jemand mit einem solchen Mindset findet tendenziell immer einen Weg, rationale Argumente abzublocken, in dem Sinne ein übelster Wahrheitsrelativismus.
Siehe oben, du beschreibst es sehr gut. Genau das ist das Problem, er ist nicht offen für Input von außen. Er hat schon alle Infos, die er braucht, um sich die Welt bzw. die Weltverschwörung sinnvoll zu erklären.
Grumbledook hat geschrieben: 26. Nov 2021, 16:49 Ich glaube nicht, dass man da pauschale Ratschläge geben kann, habe aber selbst die Erfahrung gemacht, dass man Leute oft auf dem falschen Fuß erwischen kann, wenn man nicht sofort vorhersehbar den Schützengraben zur Verteidigung bezieht. Diejenigen, die ich kenne, sind Gegenrede gewohnt und ziehen da raus schier unendlich Kraft und Energie. Die kriegst du nicht geknackt, die sind auch nicht per se uninformiert und wenn du ihnen mit Fakten und Argumenten kommst, schalten sie auf stur.

Ich suche dann immer nach "common ground", man muss sich da nicht komplett verstellen und unehrlich sein, aber ein bisschen Flexibilität schadet auch nicht. Das tumbe Covidioten-Gebashe finde ich zum Beispiel ganz ehrlich nicht cool und man kann ja auch legitim die Berichterstattung kritisieren. Man muss nicht von Gleichschaltung sprechen, aber natürlich haben viele Journalisten zumindest einen ähnlichen sozioökonomischen Background und das prägt halt den Blick auf die Welt usw...
Vielleicht ist das hier tatsächlich ein Ansatz, der das geschlossene Weltbild öffnen kann. Gemeinsame Themen suchen, Vertrauen aufbauen (ganz (!) wichtig, denn er hält mich und meine Geschwister für bestenfalls naiv, schlimmstenfalls linksversifft durch die bösen Staatsmedien) und von denen aus ein Gespräch, nicht mal unbedingt eine Diskussion führen. Denn Diskussionen setzten immer zwei verschiedene Positionen voraus.
Felidae hat geschrieben: 26. Nov 2021, 17:25 Ich kann Dir (und anderen, die es betrifft) nur den Tip geben, Dich bei Hoaxilla/den Ferngesprächen von Tommy Krappweis schlau zu machen.
Danke für den Tipp, schau mir mal an.
toxic_garden hat geschrieben: 26. Nov 2021, 19:04
Der Klimawandel ist natürlich nicht menschengemacht und sowieso nicht so schlimm und die dadurch beförderte "grüne Diktatur" soll nur dazu dienen die Gesellschaft auf dem Weg zu Weltregierung umzugestalten, Stichwort "Great Reset".
stimmt. Der Mensch ist nicht alleiniger Verantwortlicher für den Klimawandel. Bestreitet er denn generell jegliche Art von menschlichem Einfluss auf das Klima? Und falls nicht (was ich einfach mal hoffe), bis zu welchem Grad wäre ein menschlicher Einfluss denn "realistisch" für ihn? Ist das Ozonloch menschgemacht? Oder die Smog-Problematik in vielen Großstädten?
Außerdem: auch hier wieder, welche "Weltregierung" soll es denn geben? Manchmal hilft es tatsächlich schon, die Leute ihre Gedanken einfach mal weiter verfolgen zu lassen. Nach 3-4 Sätzen des freien Gedankenäußerns merken Viele plötzlich selbst, dass sich das ja schon irgendwie ein bisschen dämlich anhört. Also auch ohne, dass man es ihnen direkt sagen muss.
Auch hier wieder der Gedanke vom Common Ground. Worauf kann man sich einigen.
Leider bringt mich die Idee im zweiten Absatz nicht weiter, da er wie oben geschrieben über Jahre diesen Gedanken der Weltregierung verfolgt und ausdifferenziert hat. Prinzipiell aber eine gute Methode, wenn Leute mal wieder unreflektiert irgendwas übernehmen/wiederkäuen.
toxic_garden hat geschrieben: 26. Nov 2021, 19:04
Ist schon alles verloren oder soll ich weiter versuchen mit ihm zu reden?
diese Frage kannst wohl nur du selbst beantworten. Grundsätzlich wäre für mich die Frage "schadet er mit seiner Meinungen jemandem?". Wenn er diese Ansichten hat und nicht gewillt ist, sie in irgendeiner Form auch nur ansatzweise in Frage zu stellen, würde ich mir die Unterhaltung sparen. Wenn er aber auch andere mit diesen Worten von "seiner" Sache überzeugen will, dann wird's halt schon unangenehmer....
Das ist es ja, er schadet damit niemand, aber es ist eben mein Vater. Und so ganz will ich ihn nicht aufgeben.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

bluttrinker13 hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:26 Depressionen wiederum eher nein, die haben eher den Effekt die Leute skeptischer und zynischer zu machen. (Ist generell ein Effekt mieser / trauriger Stimmung, dass man in der Tendenz kritischer und tiefer verarbeitet) Das ist recht gut untersucht, weil diese Skepsis ein Therapiehindernis darstellen kann.
Vielleicht müsste man auch Depression von Dysthymie abgrenzen? Afaik ist Dysthymie ja eine Art chronische Depression und ggf. setzen dann Coping-Mechanismen irgendwann ein.

Jedenfalls denke ich, dass allgemeine Lebensunzufriedenheit grundsätzlich ein Nährboden ist, ggf. sollte man die Begriffe "Depression" (und auch "Dysthymie") dabei doch besser (erstmal) ausklammern.
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Crenshaw
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Crenshaw »

Dicker hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:43 Leider bringt mich die Idee im zweiten Absatz nicht weiter, da er wie oben geschrieben über Jahre diesen Gedanken der Weltregierung verfolgt und ausdifferenziert hat. Prinzipiell aber eine gute Methode, wenn Leute mal wieder unreflektiert irgendwas übernehmen/wiederkäuen.
was mir zumindest einmal bei einem Bekannten in Sachen Weltregierung geholfen, war die Frage wie er sich das vorstellt. Er war schon der Meinung das die Politik nur auf Sicht fährt, nicht mal ne Woche im Voraus denkt, nur Unsinn verzapft usw. Wirtschaft größtenteils genauso und er konnte mir dann nicht beantworten wie die gleichen Leute/Institutionen usw. dann Pläne verfolgen können die Jahrzehnte brauchen und das hat dann zumindest für die Saat des Zweifels gereicht und irgendwann war zumindest mit dem Thema Weltregierung Schluss.

Was auch beim Ferngespräch regelmäßig empfohlen wird, einfach mal zu fragen, was passieren müsste, das die jeweilige Person ihre ändert/korrigiert, man muss halt bei der Fragestellung etwas aufpassen
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Guthwulf
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:46
bluttrinker13 hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:26Depressionen wiederum eher nein, die haben eher den Effekt die Leute skeptischer und zynischer zu machen. (Ist generell ein Effekt mieser / trauriger Stimmung, dass man in der Tendenz kritischer und tiefer verarbeitet) Das ist recht gut untersucht, weil diese Skepsis ein Therapiehindernis darstellen kann.
Vielleicht müsste man auch Depression von Dysthymie abgrenzen? Afaik ist Dysthymie ja eine Art chronische Depression und ggf. setzen dann Coping-Mechanismen irgendwann ein. Jedenfalls denke ich, dass allgemeine Lebensunzufriedenheit grundsätzlich ein Nährboden ist, ggf. sollte man die Begriffe "Depression" (und auch "Dysthymie") dabei doch besser (erstmal) ausklammern.
Aus persönlicher Erfahrung (habe beides): Nein. Das macht diesbezüglich keinen Unterschied. Das eine verstärkt das andere. Das Ergebnis ist wie Bluttinker13 beschrieben. Ich würde es sehr stark begrüßen, wenn wir hier "Psychische Krankheiten" als (alleinigen) Erklärungsansatz für "dumme" oder "störende" Verhaltensweisen vermeiden könnten. Nicht alles ist ne psychische Störung (oder damit entschuldbar) und nicht alles ist behandlungsbedürftig. Wie schon gesagt wurde: Bei "Querdenkern", "Rechtsextremem Gedankengut" oder "Verschwörungstheoretikern" gibts so viel andere sehr viel relevantere und wahrscheinlichere Erklärungsansätze (einschl. der von dir erwähnten allgemeinen Lebensunzufriedenheit). Hier dann sofort mit ner "der arme Mensch könnte ja einfach nur psychisch krank sein" Rechtfertigung zu kommen und so jemanden als "Opfer" zu inszenieren ist nicht nur billig und manipulativ sondern wirkt auch latent beleidigend für wie Menschen wie mich, die ernsthaft unter diesen psychischen Krankheiten leiden und erweist dem wichtigen Thema psychischer Krankheiten einen Bärendienst.
Dicker hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:43Danke für die ganzen Tipps und den Zuspruch. (...) es ist eben mein Vater. Und so ganz will ich ihn nicht aufgeben.
Danke, dass du die Frage aufgeworfen hast. Ist ganz bestimmt nicht einfach. Meine grundsätzliche Empfehlung: Den eigenen Schutz und die eigene psychische Gesundheit nicht vernachlässigen und im Zweifelsfall klare Grenzen ziehen und soweit möglich Kontakt einschränken oder abbrechen ist natürlich besonders schwer, wenn es um nahe Verwandte wie Geschwister oder Eltern geht. So schmerzhaft es ist, gilt aber selbst da: Empathie sollte dort Grenzen haben, wo es die eigene Gesundheit gefährdet. Dein Vater ist erwachsen und für sich sowie sein Verhalten selber verantwortlich. Du "schuldest" ihm nicht, die Beziehung zu ihm "um jeden Preis" aufrecht zu erhalten und du wirst ihn bzw. sein Verhalten nicht kontrollieren können. Ob du ihn zumindest in gewissem Rahmen von Verhaltensänderungen "überzeugen" kannst, weiß ich natürlich nicht. Aber der Versuch sollte nicht deine eigene psychische oder körperliche Gesundheit kaputt machen. Ich hatte mal vor ner Weile nen interessantes Videos eines Psychotherapeuten gesehen, der darüber gesprochen hat, wie man vielleicht Leute mit absurden Weltbildern erreichen könnte. Muss ma gucken, ob ich das noch finde. Sachargumente waren es nicht und "Zustimmung vortäuschen" (also enablen der Weltsicht) erst recht nicht. Aber auch da gabs den Hinweis: Du bist nicht für die Überzeugungen deines Gegenübers verantwortlich und kannst eine Änderung nicht erzwingen. Im Zweifelsfall ist also, sich aus der Situation rausziehen, die einzige Möglichkeit.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:13 Ich würde es sehr stark begrüßen, wenn wir hier "Psychische Krankheiten" als (alleinigen) Erklärungsansatz für "dumme" oder "störende" Verhaltensweisen vermeiden könnten. Nicht alles ist ne psychische Störung (oder damit entschuldbar) und nicht alles ist behandlungsbedürftig. Wie schon gesagt wurde: Bei "Querdenkern", "Rechtsextremem Gedankengut" oder "Verschwörungstheoretikern" gibts so viel andere sehr viel relevantere und wahrscheinlichere Erklärungsansätze (einschl. der von dir erwähnten allgemeinen Lebensunzufriedenheit). Hier dann sofort mit ner "der arme Mensch könnte ja einfach nur psychisch krank sein" Rechtfertigung zu kommen und so jemanden als "Opfer" zu inszenieren ist nicht nur billig und manipulativ sondern wirkt auch latent beleidigend für wie Menschen wie mich, die ernsthaft unter diesen psychischen Krankheiten leiden und erweist dem wichtigen Thema psychischer Krankheiten einen Bärendienst.
Wer hat das denn gemacht?

Mir ist aber klar, dass Betroffene dann entsprechend sensibel reagieren, als ob man sie direkt angreifen würde. Komm wohl daher, weil "Depression" als Teil der Identität wahrgenommen wird. In dem Aspekt wird dann Rücksichtnahme eingefordert und die Diskussion soll tendenziell verunmöglicht werden.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Crenshaw hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:58
Dicker hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:43 Leider bringt mich die Idee im zweiten Absatz nicht weiter, da er wie oben geschrieben über Jahre diesen Gedanken der Weltregierung verfolgt und ausdifferenziert hat. Prinzipiell aber eine gute Methode, wenn Leute mal wieder unreflektiert irgendwas übernehmen/wiederkäuen.
was mir zumindest einmal bei einem Bekannten in Sachen Weltregierung geholfen, war die Frage wie er sich das vorstellt. Er war schon der Meinung das die Politik nur auf Sicht fährt, nicht mal ne Woche im Voraus denkt, nur Unsinn verzapft usw. Wirtschaft größtenteils genauso und er konnte mir dann nicht beantworten wie die gleichen Leute/Institutionen usw. dann Pläne verfolgen können die Jahrzehnte brauchen und das hat dann zumindest für die Saat des Zweifels gereicht und irgendwann war zumindest mit dem Thema Weltregierung Schluss. Was auch beim Ferngespräch regelmäßig empfohlen wird, einfach mal zu fragen, was passieren müsste, das die jeweilige Person ihre ändert/korrigiert, man muss halt bei der Fragestellung etwas aufpassen
Jap... ich frage bei der Gelegenheit gerne: Wie schaffen es die gleichen unfähigen Politiker, die nicht mal den Flughafen gebaut bekommen oder die Arbeitszahlen im Griff haben, im Geheimen eine Verschwörung mit tausenden Leuten zum Aufbau einer Weltregierung am Laufen zu halten? Am besten ist es natürlich einfach mal (vorwurfsfrei) nachzufragen und es sich erklären zu lassen, auch bei Widersprüchen. Nicht im Sinne von "ha, gotcha" sondern "interessant, du hast vorhin gesagt, das xyz bei xyz total unfähig ist. Könntest du mir dabei helfen, zu verstehen, warum er das dann hier schafft und wie das aus deiner Sicht funktioniert?" Derjenige muss beim Versuch es dir zu erklären, selber erkennen, das es Widersprüche gibt. Wenn du von außen sagst "Das ist ein Widerspruch, das kann deshalb nicht richtig sein" erzeugst du nur wieder Widerstand.
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Guthwulf
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Rigolax hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:21
Guthwulf hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:13 Ich würde es sehr stark begrüßen, wenn wir hier "Psychische Krankheiten" als (alleinigen) Erklärungsansatz für "dumme" oder "störende" Verhaltensweisen vermeiden könnten. Nicht alles ist ne psychische Störung (oder damit entschuldbar) und nicht alles ist behandlungsbedürftig. Wie schon gesagt wurde: Bei "Querdenkern", "Rechtsextremem Gedankengut" oder "Verschwörungstheoretikern" gibts so viel andere sehr viel relevantere und wahrscheinlichere Erklärungsansätze (einschl. der von dir erwähnten allgemeinen Lebensunzufriedenheit). Hier dann sofort mit ner "der arme Mensch könnte ja einfach nur psychisch krank sein" Rechtfertigung zu kommen und so jemanden als "Opfer" zu inszenieren ist nicht nur billig und manipulativ sondern wirkt auch latent beleidigend für wie Menschen wie mich, die ernsthaft unter diesen psychischen Krankheiten leiden und erweist dem wichtigen Thema psychischer Krankheiten einen Bärendienst.
Wer hat das denn gemacht?

Mir ist aber klar, dass Betroffene dann entsprechend sensibel reagieren, als ob man sie direkt angreifen würde. Komm wohl daher, weil "Depression" als Teil der Identität wahrgenommen wird. In dem Aspekt wird dann Rücksichtnahme eingefordert und die Diskussion soll tendenziell verunmöglicht werden.
Das war kein Vorwurf an dich. Die insb. von @Alex befeuerte Diskussion ging in meiner Wahrnehmung unangenehm in diese Richtung "psychische Störungen" als "Entschuldigung / Rechtfertigung" für "Verschwörungstheoretiker und Impfgegner". Und Depression ist kein Teil der Identität. Es ist ne Krankheit. Mir geht es nicht um Rücksichtnahme oder "verunmöglichen" einer Diskussion darüber. Genausowenig fühle ich mich dadurch angegriffen. Bitte verkneife dir doch einfach solche Unterstellungen. Ich finde diese Diskussion hier in diesem konkreten Kontext und "Depression" (oder andere psychische Störungen) als "Entschuldigung" oder (alleinigen) "Erklärungsansatz" für dummes Verhalten nur unpassend.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 27. Nov 2021, 13:30, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von lipt00n »

Es gibt sicherlich Umstände in der Sozialisation jeder einzelnen Person, die sowohl psychische Krankheiten und/oder Verschwörungsglauben begünstigen können. Aber deshalb hat das Eine noch nicht zwangsläufig etwas mit dem Anderen zu tun. Ich finde den Ansatz von Axel eher fatal als hilfreich. Nur weil jemand krank ist und leidet, darf er sich nicht jedweden Quatsch erlauben. Und dann muss man differenzieren: Ist der Leidensdruck und die Erkenntnis der erkrankten Person so groß, die Erkrankung als eine solche wahrzunehmen und sich Hilfe zu suchen? Prima, dann auch alles gut mit der Rückendeckung. Dann kann oder muss man aber auch aushalten, dass das eigene Weltbild vielleicht etwas quer ist bzw. andere Menschen das für quer halten können und auch dürfen.
Ist der Leidensdruck noch nicht groß genug und die entsprechende Person erkennt nicht, dass sie ein Problem hat, wieso sollte ich sie dann in Watte packen und jedweden ausgesülzten Müll abfedern, tolerieren, respektieren und, vereinfacht gesagt, lügen? Nur, damit ich die Gefühle der anderen, fragilen Person nicht verletze? Damit kreiert man doch nur eine Bubble die in keinster Weise der "Welt dort draußen" entspricht und imho kontraproduktiv ist: Wenn man sich jahrelang in dieser Bubble bewegt, in der einem immer alles recht gemacht wird, verliert man doch vollkommen den Anschluss an die gesellschaftliche Realität. In welcher Form das hilfreich oder ein Freundschaftsdienst sein soll, ist mir schleierhaft.
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Rigolax
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:26 Das war kein Vorwurf an dich. Die insb. von @Alex befeuerte Diskussion ging in meiner Wahrnehmung unangenehm in diese Richtung "psychische Störungen" als "Entschuldigung / Rechtfertigung" für "Verschwörungstheoretiker und Impfgegner". Und Depression ist kein Teil der Identität. Es ist ne Krankheit. Mir geht es nicht um Rücksichtnahme oder "verunmöglichen" einer Diskussion darüber. Ich finde sie hier in diesem konkreten Kontext und als "Entschuldigung" oder (alleinigen) "Erklärungsansatz" für dummes Verhalten nur unpassend.
Vermutlich entfernen wir auch besser weg von dem Aspekt, weil es ja auch nicht mehr der Intention des Threads entspricht. Ich wollte das jetzt nicht auch noch so auswalzen. Grundsätzlich schätze ich jedenfalls, dass der Anteil an sogenannten "psychischen Störungen" in diverser Ausprägung bei der "Querdenker"-Fraktion gehäuft vorkommt -- ich mein das rein deskriptiv, nicht wertend/urteilend.

In Bezug auf Depression als mögliche Identität: du hast ja erwähnt, dass es "latent beleidigend" wirkt, wenn auf eine bestimmte Art argumentiert wird. Beleidigt fühle ich mich vor allem, wenn es gegen mich, eben meine Identität gerichtet ist. Daher kam ich darauf.
toxic_garden

Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von toxic_garden »

könnten wir uns vielleicht darauf einigen, dass sowohl psychische Krankheiten als auch Dummheit keine binären Zustände sind?
"Jemand leidet unter X, deswegen glaubt er an Y" ist für mein Empfinden wirklich sehr stark simplifiziert. Der Schwellwert, ab dem jemand aufgrund psychischer Leiden zu Eskapismus tendiert, ist sehr, sehr unterschiedlich und genausowenig, wie jeder Depressive zum Reichsbürger wird, ist jeder Pegida-Demonstrant diagnostisch krank. Manchmal sind Leute auch einfach nur Trottel. Ganz ohne ICD-Schlüssel.
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Dicker
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Dicker »

Guthwulf hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:23
Crenshaw hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:58
Dicker hat geschrieben: 27. Nov 2021, 12:43 Leider bringt mich die Idee im zweiten Absatz nicht weiter, da er wie oben geschrieben über Jahre diesen Gedanken der Weltregierung verfolgt und ausdifferenziert hat. Prinzipiell aber eine gute Methode, wenn Leute mal wieder unreflektiert irgendwas übernehmen/wiederkäuen.
was mir zumindest einmal bei einem Bekannten in Sachen Weltregierung geholfen, war die Frage wie er sich das vorstellt. Er war schon der Meinung das die Politik nur auf Sicht fährt, nicht mal ne Woche im Voraus denkt, nur Unsinn verzapft usw. Wirtschaft größtenteils genauso und er konnte mir dann nicht beantworten wie die gleichen Leute/Institutionen usw. dann Pläne verfolgen können die Jahrzehnte brauchen und das hat dann zumindest für die Saat des Zweifels gereicht und irgendwann war zumindest mit dem Thema Weltregierung Schluss. Was auch beim Ferngespräch regelmäßig empfohlen wird, einfach mal zu fragen, was passieren müsste, das die jeweilige Person ihre ändert/korrigiert, man muss halt bei der Fragestellung etwas aufpassen
Jap... ich frage bei der Gelegenheit gerne: Wie schaffen es die gleichen unfähigen Politiker, die nicht mal den Flughafen gebaut bekommen oder die Arbeitszahlen im Griff haben, im Geheimen eine Verschwörung mit tausenden Leuten zum Aufbau einer Weltregierung am Laufen zu halten? Am besten ist es natürlich einfach mal (vorwurfsfrei) nachzufragen und es sich erklären zu lassen, auch bei Widersprüchen. Nicht im Sinne von "ha, gotcha" sondern "interessant, du hast vorhin gesagt, das xyz bei xyz total unfähig ist. Könntest du mir dabei helfen, zu verstehen, warum er das dann hier schafft und wie das aus deiner Sicht funktioniert?" Derjenige muss beim Versuch es dir zu erklären, selber erkennen, das es Widersprüche gibt. Wenn du von außen sagst "Das ist ein Widerspruch, das kann deshalb nicht richtig sein" erzeugst du nur wieder Widerstand.
Weil es gut dazu passt, hier mal meine Einwände auf die Verschwörungserzählung "Weltregierung" aus einem meiner Mail-Gespräche mit meinem Vater
SpoilerShow
Du kannst gerne an sowas glauben, aber es ist eben nicht mehr als das, Glaube. Es gibt keine Beweise für eine derartige Weltverschwörung. Nur "indizien", die sich Verschörungsthoertiker zusammenreimen und oft noch nicht mal das. Wenn man nur lange genug sucht, findet man zu so vielem eine für einen passende Erklärung. Es gibt Leute, die behaupten die Erde sein eine Scheibe (Flatearthers), dass Hillary Clinton kleine Kinder isst (QAnon) und dass Adolf Hitler noch lebt.
Was stimmt, die Welt wächst zusammen. Das ist keine neue Entwicklung und geht bestimmt 200 Jahre zurück. Durch das Internet hat sie aber einen großen Sprung gemacht. Ist das schlecht? Vielleicht. Kein Vorteil ohne Nachteil.
Aber wenn du glaubst, dass dort Regierungen/Personen, etc. zusammenarbeiten, um eine Weltregierung zu errichten, hast du Politik nicht richtig verstanden. Jeder kämpft für sich. Jeder will etwas vom Kuchen abhaben. Niemand will Macht abgeben. Und gerade, wo die negativen Auswirkungen der Globalisierung immer sichtbarer werden, kommt es vermehrt zu einer Gegenreaktion. Viele Länder konzentrieren sich wieder mehr auf sich (USA ist das beste Beispiel). Und wenn man sich die Konfikte auf der Welt gerade ansieht, insbesondere USA und China, dann sind wir weit weg von einer Weltregierung.

Er antwortet darauf:
Die Legitimierung der zukünftigen Weltregierung aber beruht genau darauf, nämlich ihre Macht nur einzusetzen, um das „Friedensreich“ zu erhalten. Natürlich, wenn man sich China und die USA anschaut, kommt einem der Gedanke, diese beiden Mächte würden sich einer Weltregierung beugen, sonderbar vor. Der Verstand sagt: nein, wie soll eine Weltregierung funktionieren? Das wissen auch die, die auf die Weltregierung hinarbeiten. Sie warten auf eine Art Initialzündung, eine globale Bedrohung solchen Ausmaßes, daß nur die vereinte Macht aller Menschen ihr begegnen kann und die Menschen, angesichts dieser Bedrohung ihre Querelen an die Seite legt, um Hand in Hand, brüderlich gesonnen, die Gefahr zu bannen.

und ein wenig später in der Mail:
Daß vom diesjährigen „Welt-Wirtschafts-Forum“ (Davos) ein „Great Reset“ geplant ist, der ein „zurück hinter Corona“ verhindern soll, ist ein Fakt. Auch dazu kannst du im Internet pro und contra Stimmen finden. Die „Große Transformation“, die auf uns zukommen soll, ist ein Wort, das Angela Merkel auf eben der Sitzung des Weltwirtschaftsforums ausgesprochen hat, auf der auch der „Great Reset“ beschlossen wurde. Da beide Begriffe auf der diesjährigen Sitzung des einflußreichen Weltwirtschaftsforums gefallen sind und der Gründer des Weltwirtschaftsforums, Klaus Schwab, im Juli dieses Jahres ein Buch mit dem Titel: “Covid-19: The Great Reset” geschrieben hat, handelt es sich nicht um eine Verschwörungstheorie, sondern um eine belegbare Tatsache.
Ihr seht, er hat auf alles eine Antwort :ugly:
Aber dank der Schriftform alles gut dokumentiert ^^
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Leonard Zelig
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Leonard Zelig »

Ich glaube auch, dass es einen kausalen Zusammenhang zwischen "Hass auf den Staat" und "Anfälligkeit für Verschwörungstheorien" gibt. Insbesondere in den neuen Bundesländern haben sich viele Menschen durch Hartz IV, Sanktionen, "1-Euro-Jobs" etc. gedemütigt gefühlt und sind dann immer mehr abgedriftet in rechte Verschwörungserzählungen. Die 40 Jahre DDR-Vergangenheit haben auch ein tiefes Misstrauen in Aussagen von staatlichen Institutionen geschürt. Die sozialen Medien haben da wie ein Brandbeschleuniger gewirkt. Zum ersten Mal aufgefallen ist es mir im US-Wahlkampf 2008 als ganz "normale" Bürger während der Town Hall Auftritte von John McCain diesen verängstigt gefragt haben, was sie machen sollen wenn dieser Muslim Barack Obama US-Präsident wird. Kein TV-Sender oder Zeitung hat jemals geschrieben, dass er Muslim sei. Diese Falschmeldung wurde in sozialen Medien verbreitet. Und wenn man auf Facebook oder Twitter nur Accounts folgt, die solche Falschmeldungen verbreiten, bekommt man eine ganz andere Sicht auf die Welt serviert als der Nachbar, der sich im Fernsehen und/oder der Tageszeitung informiert.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Dicker hat geschrieben: 27. Nov 2021, 13:51Weil es gut dazu passt, hier mal meine Einwände auf die Verschwörungserzählung "Weltregierung" aus einem meiner Mail-Gespräche mit meinem Vater (...) Ihr seht, er hat auf alles eine Antwort
Da es perfekt dazu passt, hier ein paar praktische Hinweise von einem Therapeuten: https://www.youtube.com/watch?v=8bAEuX2w2Ow

Hinweis: Ausgangsposition ist ganz ähnlich. Mutter ("radikale" Impfgegnerin) und Sohn, der sich fragt, wie er damit umgehen soll..
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