Umgang mit Querdenkern und Co

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Dicker
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Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Dicker »

Ich will von euch mal wissen, wie ihr mit Querdenkern, Verschwörungserzählungen und allem, was damit zusammen hängt in eurem nähren Umfeld (Freunde und Verwandte) umgeht? Habt ihr Wege gefunden, wie ihr mit diesen Menschen reden oder vielleicht sogar überzeugen könnt? Oder habt ihr euch irgendwann dazu entscheiden das entsprechende Thema zu meiden?

Eigentlich wollte ich das Thema im COVID 19 Thread posten. Aber da es deutlich mehr Bereich betrifft, mach ich dafür mal einen eigenen Thread auf.

Ich muss mich damit immer wieder auseinandersetzen, da mein Vater an diverse Verschwörungserzählungen glaubt. Ein paar Beispiele:
SpoilerShow
  • Er glaubt an eine Weltverschwörung und die harmlose Grippe Corona ist nur das Mittel zum Zweck, um uns alle mürbe zu machen, um Gesetze und Änderungen umzusetzen, die man nur in so einer künstlich herbeigeführten Notlage durchsetzen kann (so oder so ähnlich). Und natürlich ist er nicht geimpft. Warum auch, wenn nach einer Impfung 15-jährige Mädchen sterben. Was für ein Gift wird uns hier eigentlich verabreicht?
  • Die Staatsmedien berichten ebenfalls alle nur einseitig, verunglimpfen Corona Skeptiker als Corona-Spinner oder Covidioten (heute Show, wobei man das tatsächlich kritisieren könnte) oder allgemeiner gesagt diskreditiert alle abweichende Meinungen als Verschwörungserzählungen und Was-auch-immer-Leugner. Seiner Meinung nach Totschlagargumente, womit er natürlich nicht ganz unrecht aber auch unterschlägt, dass sich sehr wohl mit diesen Meinungen auseinander gesetzt wird, auch in den "Staatsmedien". Damit stellt er sich in die Opfer Ecke ohne zu reflektieren, woher die Anschuldigungen kommen.
  • Der Klimawandel ist natürlich nicht menschengemacht und sowieso nicht so schlimm und die dadurch beförderte "grüne Diktatur" soll nur dazu dienen die Gesellschaft auf dem Weg zu Weltregierung umzugestalten, Stichwort "Great Reset".
  • Die Politik von Donald Trump erachteter für in Teilen sehr gut, weil er sich nicht dem Mainstream beugt, für "seine" Leute einsteht und vor allem gegen die "Linken" ist, die nach seiner Meinung für die Zerstörungen der "natürlichen Menschenordnung" verantwortlich sind.
Ich habe wirklich schon oft mit ihm über diverse Themen diskutiert. Aber letztens kam die absolute Bankrotterklärung und ich weiß echt nicht, wie ich mit ihm reden soll. Insbesondere, da es um das Thema Corona, bzw. die Impfung geht und er schon alt ist.
Im Endeffekt hat er auf meine letzten Einwände zu Corona (Impfstoff ist nicht sicher, da zu schnell entwickelt und sowieso nur vorläufig zugelassen, die Impfung wirkt nicht, etc.) mit einem Satz geantwortet nach dem Motto: "Wir sind alle keine Experten und kauen nur das wieder, was uns von diejenigen, die man öffentlich zu Wort kommen lässt, vorlegt wird." Entsprechend mache er das, was er als Laie kann, er prüft die Verhältnismäßigkeit der Maßnahmen und die Methoden, mit denen diese Maßnahmen durchgesetzt werden und kommt zu dem Schluss, dass die aktuellen Maßnahmen unverhältnismäßig sind. Wobei er sich selbst z.B. gerne im Reitschuster Blog als Gegenpol zu den Mainstream Medien informiert.

Wie soll man auf sowas reagieren? Wenn ihn Fakten nicht mehr erreichen, da es immer andere, alternative Fakten gibt, ist alles nur noch Glaube und den hat man oder eben nicht. Ist schon alles verloren oder soll ich weiter versuchen mit ihm zu reden?
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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von HerrReineke »

Ich habe zum Glück, niemanden im näheren Umfeld, der solche Ansichten vertritt. Stelle mir den Umgang damit sehr schwer vor. Ich weiß aber von verschiedenen Beratungsangeboten, insb. veritas ist in diesem Bereich sehr aktiv. Dort gibt es auch kurze generelle Tipps für den Umgang mit Verschwörungsgläubigen und natürlich ein persönliches und kostenloses Beratungs- und Hilfeangebot. Vielleicht hilft dir sowas nötigenfalls weiter.
Quis leget haec?
Rigolax
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

Dicker hat geschrieben: 26. Nov 2021, 13:31 Wie soll man auf sowas reagieren? Wenn ihn Fakten nicht mehr erreichen, da es immer andere, alternative Fakten gibt, ist alles nur noch Glaube und den hat man oder eben nicht. Ist schon alles verloren oder soll ich weiter versuchen mit ihm zu reden?
Mein Beileid, ist wohl so ähnlich wie bei meiner Mutter: Die COVID-Pandemie sei geplant und Teil eines Wirtschaftskriegs von China ausgehend, Merkel mische dort mit und würde sich demnächst nach Paraguay absetzen (wie ein Nazi-Kriegsverbrecher), die Rothschild-Familie würde die Medien kontrollieren, die Impfungen seien "Gift" (Zitat) mit dem Ziel die "einheimische" Bevölkerung zu reduzieren (vor allem die Älteren) und einen "Austausch" herbeizuführen im Kontext mit der Flüchtlingspolitik, George Soros ist dann auch noch eine Hassfigur usw. -- Da komm ich mir schon teils vor wie in einem Horrorfilm.

Das ist ein an sich recht typisches sogenanntes geschlossenes Weltbild, hier rechtsextremer Ausprägung. Dagegen kann man nur noch sehr schwer argumentativ ankommen, da es eben "geschlossen" ist -- ich verstehe das Adjektiv mehrdeutig; ein solches Weltbild ist nicht mehr offen für Input von außen, in dem Sinne "abgeschlossen", und auch holistisch im Denken, so dass "alles" vermeintlich schlüssig erklärt werden kann. Menschen, die so denken, glauben dann, eine "letzte" Wahrheit zu kennen, und das wird teils mit einem regelrecht religiösen Eifer vertreten. Damit einher gehen diskursive Hermetisierungs- bzw. Immunisierungsstrategien (pun not intended), d.h. jemand mit einem solchen Mindset findet tendenziell immer einen Weg, rationale Argumente abzublocken, in dem Sinne ein übelster Wahrheitsrelativismus.

Realistisch gesehen könnte nur imho etwas sich ändern, wenn im Umkreis eine Person, der man vertraut, ihre Meinung radikal ändert, also etwa weil sie (stark) unter einer COVID-Infektion leidet, wobei selbst dann ggf. die Person einfach ausgestoßen wird, im Sinne dieses regelrecht kultischen Denkens. -- Diese (Selbst-)Ausgrenzung dürfte auch allgemein ein großes Problem sein, über kurz oder lang kann man nur depressiv werden als solch denkender Mensch, mit solch einem Weltbild. -- Gefährlich besonders auch, wenn ein Missionierungs/"Aufklärungs"-Bedürfnis dazukommt, sich der Wahn somit noch verbreiten soll.

Interessanterweise hat meine Mutter mit großem Interesse letztens diese Hart-aber-Fair-Sendung geguckt, in der Svenja Flaßpöhler auftrat. Ich weiß aber nicht sicher, ob das netto einen positiven oder negativen Effekt auf sie hatte (ich habe die Sendung selbst nicht gesehen, ich spar's mir lieber). Grundsätzlich sehe ich aber eine Aufgabe von Intellektuellen darin, zu versuchen, diejenigen zu verstehen, die nicht verstanden werden und für diejenigen zu übersetzen, die nicht verstehen. Das kann durchaus auch mal bedingen, dass man sich als (vermeintliches) Sprachrohr entsprechender Gruppen betätigt, jedenfalls muss ein Gefühl von "gehört-werden" nicht per se verwerflich sein, kann Brücken bauen und Empathie bedingen.

EDITGRUND: "Input von außen", nicht "Output von außen". Ugh.
Zuletzt geändert von Rigolax am 26. Nov 2021, 16:55, insgesamt 1-mal geändert.
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tanair
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von tanair »

Meine Eltern gehen zum Glück nicht soweit, dass sie nicht an die Impfung glauben oder Corona leugnen. Allerdings sind sie leider auch anfällig für Verschwörungstheorien und glauben, dass dieses Virus absichtlich von Amerika in die Welt gebracht wurde um die Weltbevölkerung zu reduzieren :D
Grumbledook
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Grumbledook »

Krass, ich kann das sehr gut nachvollziehen, weil ich in meinem familiären Umfeld und erweiterten Bekanntenkreis auch so Spezialisten habe und die mittlerweile gefühlt in der Überzahl sind.

Ich glaube nicht, dass man da pauschale Ratschläge geben kann, habe aber selbst die Erfahrung gemacht, dass man Leute oft auf dem falschen Fuß erwischen kann, wenn man nicht sofort vorhersehbar den Schützengraben zur Verteidigung bezieht. Diejenigen, die ich kenne, sind Gegenrede gewohnt und ziehen da raus schier unendlich Kraft und Energie. Die kriegst du nicht geknackt, die sind auch nicht per se uninformiert und wenn du ihnen mit Fakten und Argumenten kommst, schalten sie auf stur.

Ich suche dann immer nach "common ground", man muss sich da nicht komplett verstellen und unehrlich sein, aber ein bisschen Flexibilität schadet auch nicht. Das tumbe Covidioten-Gebashe finde ich zum Beispiel ganz ehrlich nicht cool und man kann ja auch legitim die Berichterstattung kritisieren. Man muss nicht von Gleichschaltung sprechen, aber natürlich haben viele Journalisten zumindest einen ähnlichen sozioökonomischen Background und das prägt halt den Blick auf die Welt usw...
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Felidae
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Felidae »

Ich merke grade mal wieder, was für ein Glück ich habe, dass der einzige Mensch, den ich kenne und der je an Verschwörungstheorien geglaubt hat, ich selber bin. (Hey, 9/11 war ZU verlockend, come on. Und ja, bei JFK bin ich immer noch skeptisch.)

Ich kann Dir (und anderen, die es betrifft) nur den Tip geben, Dich bei Hoaxilla/den Ferngesprächen von Tommy Krappweis schlau zu machen. Die haben seit anderthalb Jahren immer wieder das Thema "Wie geh ich mit Geschwurbel in meiner Umgebung um?". Ganz aktuell hatten sie grade erst eine Sendung zu "Fakt und Vorurteil" (ein Buch, wo es genau darum geht) - aber auch schon ganz am Anfang Themen wie "Hilfe mein Onkel schwurbelt" oder "Ist Tante Inge ein Nazi?". Tommy selbst hat keine Ahnung - und redet deshalb einmal in der Woche mit denen, die welche haben. Molekularbiolog:innen, Physiker:innen, Psycholog:innen - durchaus auch Expert:innen, die man auch öfter mal im TV sieht (Carsten Watzl ist so einer zB.).

Live machen die das immer dienstags um 20 Uhr auf Twitch bei den Wildmics. Danach gibts das ganze ein paar Wochen lang auf Twitch bei den WildMics zum Nachschauen, später dann auf youtube. Außerdem ebenfalls ein paar Wochen zeitversetzt als Podcast über den Hoaxilla-Stream. Ich persönlich bevorzuge (wenn ichs nicht Dienstag abends direkt gucke) die Podcast-Variante - man muss die Herrschaften nicht unbedingt sehen, hören reicht in der Regel völlig.

Das gute an den Ferngesprächen ist - sie sind nicht nur wahnsinnig informativ sondern auch noch absolut unterhaltsam, weil die (fast) immer doch noch mit Humor bei der Sache sind.

Ich wünsch Dir auf jeden Fall viel Glück und gute Nerven. Ich bin unglaublich froh, dass ich so Leuten nur auf Facebook begegne, wo ich sie auslachen, beleidigen und danach ignorieren kann... :ugly:
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Axel
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Axel »

Die Gesellschaft hat nichts, aber auch garnichts aus 2015 gelernt! Als damals die Menschen hier im Osten auf die Pegida-Demos gingen, ging es den wenigsten wirklich um eine "Islamisierung des Abendlandes". Am Ende lag der Frust bei den Menschen tiefer. Angefangen bei den Erlebnissen und Demütigungen der Nachwendezeit. Zusammengenommen mit den Erfahrungen aus der DDR liegt in der Nachwendezeit der Grund für das große Misstrauen der Politik gegenüber. Nach dem Motto: "Die Politiker im Westen sind genau solche korrupten Verbrecher wie die in der DDR es waren." Und wenn man sich die Politik der letzten 30 Jahre so anschaut: Wer kann diese Denkweise ernsthaft bestreiten?

Solche Verschwörungstheorien sind da meiner Ansicht nach nur ein Symptom eines eh schon riesigen Misstrauens in den Staat und der Politik gegenüber. Ich habe beispielsweise eine gute Freundin die ist Krankenpflegerin und ungeimpft. Aus anfänglichen Schimpfen über die Corona-Politik wurde bei ihr mittlerweile: "Die Politiker wollen das mit Absicht, damit die ganzen Alten sterben und die Kosten für die Rente nicht mehr so hoch sind. Corona ist zudem ein Vorwand für den Great Reset, die extrem gestiegenen Energiepreise und der angebliche Ressourcenmangel sind ein Beweis dafür." .... Am Ende glaubt sie das nicht wirklich, denke ich. Sie ist einfach nur extrem sauer und gefrustet, dass die Politik ihren Job seit Jahren abwertet und das ganze Gesundheitssystem kaputt macht. Früher hatte sie sich mal engagiert mit Demos und Co. Das über JAHRE hinweg alles seitens der Politik ignoriert wurde, hat sie jetzt in den Corona-Zeiten empfänglich für solche Theorien gemacht. Sozusagen als Ausflucht um nicht komplett zu resignieren und aufzugeben.

Und ich gehe jede Wette ein, dass das bei 95% der Leute so ist, die solchen Theorien aufsitzen. Da ist das Vertrauen schon lange vorher kaputtgegangen. Und solche Theorien sind da nur die Symptome. Richtiger extremer Glaube an sowas, denke ich, ist bei den wenigsten vorhanden. Viele nutzen das wohl nur als Bewältigungsstrategie.
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Felidae
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Felidae »

Axel, mit Verlaub, wer tatsächlich aufgrund dieser Gründe Antisemiten, Neonazis, Rechtsextremen etc nachlaufen sollte und das auch noch in dem Wissen, dass es eigentlich Schwachsinn ist, der hat nun wirklich nicht alle Tassen im Schrank.
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Axel
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Axel »

Felidae hat geschrieben: 26. Nov 2021, 17:31 Axel, mit Verlaub, wer tatsächlich aufgrund dieser Gründe Antisemiten, Neonazis, Rechtsextremen etc nachlaufen sollte und das auch noch in dem Wissen, dass es eigentlich Schwachsinn ist, der hat nun wirklich nicht alle Tassen im Schrank.
Versuch Dich mal reinzuversetzen: Jahrzehntelang wird man aus dem Westen als "Jammerossi" beschimpft. Sehr viele Menschen haben nach der Wende alles verloren aufgrund der Verbrechen der Treuhand und der Deindustrialisierung. Das hat ein riesiges Trauma hervorgerufen, was seitens der Westdeutschen nie gesehen wurde ("Ihr habt doch jetzt die Straßen schön, was wollt ihr denn noch?"). Oder mit Sprüchen a la "Jammerossi" quittiert wurde. Bis heute wurde das Trauma auch nie wirklich aufgearbeitet. Seit den 90ern, insbesondere mit Gysi und Wagenknecht als Identifikationsfiguren, war die PDS und spätere Linke DIE Partei, die dieses Trauma ernstgenommen und dem eine Stimme gegeben hat. Und was passierte? Kipping hat mit ihrer Truppe die Partei lieber auf irgendwelche urbanen Akademiker ausgerichtet und die Ostfragen komplett ignoriert. Wieder wurden sehr viele Menschen enttäuscht und wieder wurde Vertrauen in die Politik zerschlagen.

Und dann kamen AfD, Pegida & Co. und hatten dementsprechend ein wirklich leichtes, sehr, sehr leichtes Spiel. Oder wie es Dirk Neubauer, Bürgermeister von Augustusburg, mal so schön formulierte: "Viele Menschen wählen AfD als Protest um es Berlin mal zu zeigen. Die AfD hat aber noch nie irgendeine Bürgermeisterwahl gewonnen. Als Schreckgespenst funktioniert diese Partei gut, aber von den direkt regiert zu werden? Das wollen dann doch nur die wenigsten."
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Guthwulf
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 17:27Solche Verschwörungstheorien sind da meiner Ansicht nach nur ein Symptom (...) Da ist das Vertrauen schon lange vorher kaputtgegangen. (...) Richtiger extremer Glaube an sowas, denke ich, ist bei den wenigsten vorhanden. Viele nutzen das wohl nur als Bewältigungsstrategie.
Und was ändert das? Es ist egal, ob jemand wirklich an die Verschwörungstheorie glaubt. Sobald er danach handelt (vielleicht sogar wieder besseren Wissens) muss er auch mit den Konsequenzen leben. Ne Entschuldigung gibts da nicht und Verständnis hat nunmal auch seine Grenzen, sobald durch diese Taten andere Menschen oder das Gemeinwohl gefährdet wird...
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Wudan
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Wudan »

Schwierig, sehr schwierig.
Also wenn es wirklich den engsten Familienkreis wie Vater, Mutter, Geschwister betrifft, würde ich wahrscheinlich versuchen das Thema zu meiden wenn die Ansichten tatsächlich so einbetoniert sind dass vernünftiges argumentieren nichts mehr hilft. Zumindest bei bestimmten Zusammenkünften. Eventuell mit vorheriger Abmachung das bei den Weihnachts- oder Geburtstagszusammenkünften bestimmte Themen tabu sind, des Friedens willen. Weil ich es immer sehr schlimm und traurig finde wenn sich Familien wegen sowas entzweien und tiefe Gräben entstehen. Mit seinen Eltern, gerade wenn sie schon älter sind, sollte man lieber versuchen die Zeit die man noch zusammen hat friedlich und gut miteinander zu verbringen. Da würde ich einfach sagen: Es gibt wichtigeres.

Bei entfernteren Freunden und Bekannten bin ich mitlerweile relativ strikt geworden und breche einen Kontakt auch mal, zumindest temporär, ab. Da ist es mir auch die Mühe und Nerven nicht wert immer wieder zu argumentieren oder Fakten rauszusuchen. Das ist meist eh verschwendete Liebesmüh.

Bei engeren Freunden würde ich schon zumindest versuchen dagegen zu argumentieren und zu überzeugen. Und wenn man da auf Granit stößt womöglich auch das Thema meiden.

Was ich halt wirklich versuche zu vermeiden ist auf diesen Hatetrain aufzuspringen und sich anzufeinden. Das ist eine der Sachen die mir gerade am meisten zu schaffen macht - das es überall nur noch Hass und Häme und Beschuldigungen gibt. Das führt uns ja auch nirgendwo hin, ausser zu noch tieferen Gräben. Ich klammer mich an die Hoffnung das wir uns irgendwann, wenn die Pandemie endlich wirklich unter Kontrolle ist, alle wieder vertragen können. Und bis dahin muss man vielleicht auch anderen einfach mal das Schneckenhaus lassen in das sie sich flüchten.

Ich habe im übrigen mitlerweile auch gar nicht mehr die Kraft und die Nerven immer wieder die selben Sachen durchzudiskutieren und gegen Wände zu reden. Ich habe insofern einfach auch ein bisschen resigniert. Aber ich hab natürlich auch das Glück das meine Familie ziemlich frei von sowas ist, wir sind eigentlich alle mehr oder weniger der selben Ansicht zu diesem Thema.

@Axel: Bitte lass mal dieses Derailing mit deinen typischen Anekdoten und Relativierungen. Es geht hier nicht um Pegida und "Jammerossis". Zudem gibt es an den Nazi-Aufmärschen nichts zu relativieren. Und für deine ungeimpfte Krankenpfleger-Freundin (du hast wirklich zu jedem Thema einen Freund/Freundin mit Anekdote parat) gibt es auch kein Verständnis. Sie gefährdet mutwillig das Leben der ihr anvertrauten Patienten und sollte imho von der Station entfernt werden - egal wie ihre Ansichten zustande kommen.
Rigolax
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Rigolax »

Guthwulf hat geschrieben: 26. Nov 2021, 18:11
Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 17:27Solche Verschwörungstheorien sind da meiner Ansicht nach nur ein Symptom (...) Da ist das Vertrauen schon lange vorher kaputtgegangen. (...) Richtiger extremer Glaube an sowas, denke ich, ist bei den wenigsten vorhanden. Viele nutzen das wohl nur als Bewältigungsstrategie.
Und was ändert das? Es ist egal, ob jemand wirklich an die Verschwörungstheorie glaubt. Sobald er danach handelt (vielleicht sogar wieder besseren Wissens) muss er auch mit den Konsequenzen leben. Ne Entschuldigung gibts da nicht und Verständnis hat nunmal auch seine Grenzen, sobald durch diese Taten andere Menschen oder das Gemeinwohl gefährdet wird...
Und was sollen die "Konsequenzen" sein, Ostrazismus? Vor allem ist es nicht so einfach im Falle der Nicht-Impfung, solange die Leute jedenfalls nicht noch aktiv andere anhusten gehen, womöglich durchaus Maske tragen und Abstand halten und in keinen Risikoberufen arbeiten. Es geht ja eher um abstrakte Gefährdungsmomente, die auch nicht jeder trivial nachvollziehen kann (ist auch eine Bildungsfrage imho, vor allem Umgang mit Wahrscheinlichkeiten/Statistik/Unsicherheit) -- auch unabhängig von einer Ideologisierung. Natürlich sind jedoch etwa antisemitische Verschwörungstheorien davon ab gefährlich.

Hinwendung zu Verschwörungsverklärungen dürften häufig "Bewältigungsstrategien" sein, etwa wenn depressive Verstimmungen vorliegen, wenn Menschen frustriert sind, sich ausgeschlossen, nicht akzeptiert, ignoriert fühlen. Wenn Verschwörungen eine Welt erklären, die scheinbar keinen Sinn mehr ergibt.
Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 17:27 Ich habe beispielsweise eine gute Freundin die ist Krankenpflegerin und ungeimpft. Aus anfänglichen Schimpfen über die Corona-Politik wurde bei ihr mittlerweile: "Die Politiker wollen das mit Absicht, damit die ganzen Alten sterben und die Kosten für die Rente nicht mehr so hoch sind. Corona ist zudem ein Vorwand für den Great Reset, die extrem gestiegenen Energiepreise und der angebliche Ressourcenmangel sind ein Beweis dafür." .... Am Ende glaubt sie das nicht wirklich, denke ich. (...)
Da würde ich aufpassen. Auch wenn sie es jetzt nicht wirklich glaubt, könnte sich das weiterentwickeln. Ich dachte bei meiner Mutter auch, dass sie nur harmlos rumspinnt und dann wurde es immer extremer. Es ist jedoch wohl nicht einfach zu sagen, wie man intervenieren könnte, vermutlich geht das allerdings noch eher anfänglich, wenn Leute noch einigermaßen empfänglich sind. Interventionsversuche könnten halt backfiren, also verstärkend wirken.

Ich kenn übrigens online jemanden, der eher ein sehr radikaler Skeptiker ist und alle denkbaren Verschwörungen zumindest für beachtenswert hält. Der hat sich dann am Ende für die Impfung entschieden, weil der meinte, dass selbst wenn gewisse Verschwörungsnarrative korrekt seien, er nicht überbleiben wolle mit den vermeintlich "Aufgeklärten". So ähnlich argumentierte auch mal Bill Burr bei Conan: https://www.youtube.com/watch?v=znI046F4FKg Allerdings ist das sicherlich auch nicht unbedenklich. Fraglich aber, ob man wirklich Leute damit überzeugen könnte, so quasi subversiv.

(By the way, Hoaxilla hörte ich früher sehr gerne, im Kontext der Auseinandersetzung mit Kreymeier habe ich aber den Eindruck gewonnen, dass es da auch eher um Wohlfühl-Unterhaltung und Echo-Kammern geht. "False Balance" hin oder eher, da scheint mir ein wünschenswerter Skeptizismus und ein Aufeinanderzugehen eher flöten gegangen zu sein. Zugegeben weiß ich aber nicht, was die so aktuell machen. Und Kreymeier ist imho ein durchaus qualitätsmäßig eher durchwachsener, fahrlässiger und boomer-mäßig denkender Journalist.)
toxic_garden

Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von toxic_garden »

Dicker hat geschrieben: 26. Nov 2021, 13:31 Ich will von euch mal wissen, wie ihr mit Querdenkern, Verschwörungserzählungen und allem, was damit zusammen hängt in eurem nähren Umfeld (Freunde und Verwandte) umgeht? Habt ihr Wege gefunden, wie ihr mit diesen Menschen reden oder vielleicht sogar überzeugen könnt? Oder habt ihr euch irgendwann dazu entscheiden das entsprechende Thema zu meiden?
persönliche Zwischenlösung: solange ich die Meinung meines Gegenübers nicht teile, aber zumindest in Grundzügen tolerieren kann (Angst vor unerforschen Langzeitschäden bei den Impfungen, Skepsis gegenüber der sehr schnellen Marktfreigabe, wasweissich...), versuche ich, die Themen im persönlichen Gespräch einfach zu vermeiden. Wenn jemand Entsprechendes auf social media schreibt, wird er dort einfach entfernt. Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass die social media-Persönlichkeit in 95% der Fälle einen negativeren Eindruck bei mir hinterlässt, als der persönliche, reelle Kontakt. Also lieber einen Kontakt weniger im Newsfeed, anstatt sich wegen sowas mit jemandem reell zu streiten.

Das hat natürlich da seine Grenze, wo die Meinungen zu abstrus werden. Ein Bekannter, der vor einiger Zeit tatsächlich mit solchen Sachen um die Ecke kam wie "die Uniform der Polizei in Hamburg ist schwarz, weil die von Blackwater sind und der Staat die Polizeirechte abgetreten hat", war einfach der Ofen aus. Da hilft kein gutmütiges Umdeuten mehr, da war einfach Schluss. Das ist natürlich bei engen Verwandten nicht ganz so einfach. Vor allem, wenn man ansonsten weiterhin den Kontakt zu ihnen aufrecht erhalten will. Grundsätzlich versuche ich in diesen Fällen, die Leute nicht sofort als komplette Vollidioten abzustempeln, sondern mindestens einen grob wahren Kern ihrer Aussage zu finden, auf dem man die Diskussion aufbauen kann.

Um die Beispiele von deinem Vater mal zu nehmen:
Er glaubt an eine Weltverschwörung und die harmlose Grippe Corona ist nur das Mittel zum Zweck, um uns alle mürbe zu machen, um Gesetze und Änderungen umzusetzen, die man nur in so einer künstlich herbeigeführten Notlage durchsetzen kann (so oder so ähnlich). Und natürlich ist er nicht geimpft. Warum auch, wenn nach einer Impfung 15-jährige Mädchen sterben. Was für ein Gift wird uns hier eigentlich verabreicht?
jede Situation, in der sich Gesetze und Regelungen aufgrund einer Ausnahmesituation schnell ändern lassen, kann und sollte kritisch hinterfragt werden. Es ist also nicht zu 100% von der Hand zu weisen, dass eventuell jemand den Plan hat, aus dieser aktuellen Lage heraus einen Vorteil zu ziehen. Die Frage wäre allerdings: wer ist das (also in etwas mehr Detailtiefe als "die da oben"), welches Ziel wollen "die" genau erreichen und warum sollte eine Krankheit, die einen sehr großen Teil der Wirtschaft weltweit lahm legt, das beste Mittel dazu sein? Und traurigerweise hat ja fast immer jemand heutzutage einen Freund oder Bekannten, der eine Corona-Infektion mitgemacht hat und bei Bedarf mal davon erzählen kann, wie sich diese "harmlose Grippe" so angefühlt hat.
Die Staatsmedien berichten ebenfalls alle nur einseitig, verunglimpfen Corona Skeptiker als Corona-Spinner oder Covidioten (heute Show, wobei man das tatsächlich kritisieren könnte) oder allgemeiner gesagt diskreditiert alle abweichende Meinungen als Verschwörungserzählungen und Was-auch-immer-Leugner. Seiner Meinung nach Totschlagargumente, womit er natürlich nicht ganz unrecht aber auch unterschlägt, dass sich sehr wohl mit diesen Meinungen auseinander gesetzt wird, auch in den "Staatsmedien". Damit stellt er sich in die Opfer Ecke ohne zu reflektieren, woher die Anschuldigungen kommen.
stimmt. Es wird in der aktuellen Aufregungs-Kultur sehr schnell jeder, der nicht zu 100% auf Linie ist, als "Leugner" oder "Schwurbler" abgetan. Da steckt man sehr, sehr viele Menschen mit sehr, sehr unterschiedlichen Gründen in einen großen Sack und sagt "ihr seid alle Volltrottel". Problematisch, denn die daraus gebildete Gruppe von Leidensgenossen wird sich natürlich gegenseitig in ihren Ansichten stärken und ein supi-dupi klassisches "wir gegen die"-Szenario erschaffen.
Der Klimawandel ist natürlich nicht menschengemacht und sowieso nicht so schlimm und die dadurch beförderte "grüne Diktatur" soll nur dazu dienen die Gesellschaft auf dem Weg zu Weltregierung umzugestalten, Stichwort "Great Reset".
stimmt. Der Mensch ist nicht alleiniger Verantwortlicher für den Klimawandel. Bestreitet er denn generell jegliche Art von menschlichem Einfluss auf das Klima? Und falls nicht (was ich einfach mal hoffe), bis zu welchem Grad wäre ein menschlicher Einfluss denn "realistisch" für ihn? Ist das Ozonloch menschgemacht? Oder die Smog-Problematik in vielen Großstädten?
Außerdem: auch hier wieder, welche "Weltregierung" soll es denn geben? Manchmal hilft es tatsächlich schon, die Leute ihre Gedanken einfach mal weiter verfolgen zu lassen. Nach 3-4 Sätzen des freien Gedankenäußerns merken Viele plötzlich selbst, dass sich das ja schon irgendwie ein bisschen dämlich anhört. Also auch ohne, dass man es ihnen direkt sagen muss.
Ist schon alles verloren oder soll ich weiter versuchen mit ihm zu reden?
diese Frage kannst wohl nur du selbst beantworten. Grundsätzlich wäre für mich die Frage "schadet er mit seiner Meinungen jemandem?". Wenn er diese Ansichten hat und nicht gewillt ist, sie in irgendeiner Form auch nur ansatzweise in Frage zu stellen, würde ich mir die Unterhaltung sparen. Wenn er aber auch andere mit diesen Worten von "seiner" Sache überzeugen will, dann wird's halt schon unangenehmer....



* und das Beispiel mit Trump habe ich bewusst nicht aufgegriffen, weil da ist meine persönliche Schmerzgrenze. Wer diesen Volltrottel in irgendeiner Weise als ernstzunehmenden Politiker betrachtet, sollte um Himmels Willen nicht mit mir über Politik diskutieren.
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Heretic
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Heretic »

Ein alter Kumpel aus Sandkastenzeiten vertritt seit ein paar Jahren in meinem Augen seltsame Ansichten, die ich immer als harmlose Spinnereien abgetan habe. Letztes Jahr war er - übrigens aus Überzeugung ungeimpft, nicht nur was Corona betrifft - auf diversen Anti-Corona-Demos unterwegs. Ich habe ihm dann mitgeteilt, aus welchen Gründen man solche Demos eher meiden sollte (Ansteckungsgefahr, Verschwörungsspinner, Nazis), selbst wenn man mit manchen Anti-Corona-Maßnahmen nicht einverstanden sein sollte. Hat er nicht eingesehen. Er leugnet die Existenz von Corona zwar nicht, ist sich aber sicher, dass er sich nicht infizieren würde. Da hab' ich's dann aufgegeben und das Thema ruhen lassen. :ugly:

Da er nicht mehr in meiner Nähe wohnt und ich ihn deshalb maximal ein, zweimal pro Jahr (wenn überhaupt) sehe, ist das kein großes Problem. Wäre er aber noch mein Nachbar, würde ich weiter versuchen, ihn von der Unsinnigkeit einiger seiner Ansichten zu überzeugen. Und wenn das nicht fruchten sollte, würde ich auf Abstand gehen.
Zuletzt geändert von Heretic am 26. Nov 2021, 21:34, insgesamt 1-mal geändert.
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Jochen Gebauer
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Jochen Gebauer »

Ich habe lediglich eine Person im engeren Familien- und Freundeskreis, die stark in diese Richtung tendiert, und zu der habe ich den Kontakt eingestellt. Ist nicht einfach, aber noch schwieriger ist es für mich, Lügen, Propaganda, Falschmeldungen usw. auszuhalten und am Ende noch so zu tun, als könne ich das gar respektieren. Das ist eine Form der Selbstverleugnung wider besseren Wissens, die ich beinahe als psychische Gewalt empfinde. Will ich nicht, kann ich nicht und ist auch nicht meine moralische Verpflichtung.

Das Thema komplett auszuklammern, funktioniert zumindest in meinem Fall nicht, und bevor ich mit einer einst lieben Person die ganze Zeit über Eierschalen laufe und mich ständig frage, wann wohl der nächste unvermeidliche Knall folgt, beende ich lieber den Kontakt. Hätte ich den Eindruck, da wäre irgendwas zu erreichen, wäre das womöglich anders. Aber wer sich bis zu einem bestimmten Punkt von Wahrheit, Einsicht und Logik verabschiedet hat, bei dem ist extern nichts mehr erreichbar. Den enabled man dadurch nur noch. Und auf Co-Abhängigkeit kann ich verzichten.
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Guthwulf
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Wenn jemand mit diesen Verschwörungstheorien argumentiert, dürfte er mit Sachargumenten oder Fakten leider nicht mehr erreichbar sein. Das wird man akzeptieren müssen. Da bleibt nur noch: Grenzen zu setzen und den eigenen Kontakt mit demjenigen einzuschränken ("ich akzeptiere, das du eine andere Meinung hast, aber ich werde dich weder Besuchen noch dich in meine Wohnung lassen, solange du ungeimpft bist und/oder dich an folgende Maßnahmen hälst"). Jeder ist am Ende für sich selbstverantwortlich und hier solltet ihr dann schon allein aus Eigenschutz so handeln.

Wenn ihr Depression oder psychische Störungen vermutet, kann man immer unabhängig von diesem Thema vorsichtig auf Möglichkeiten wie Gespräch mit einem Therapeuten hinweisen und Hilfe beim Suchen anbieten. Das wird aber nur klappen, wenn derjenige sich auch helfen lassen will oder überhaupt die Einsicht vorliegt, das ein entsprechendes Problem bestehen könnte. Ohne diesen Willen bzw. die Einsicht ist das aussichtslos. Und wenn wir auf Ebene Verschwörungstheorien gelandet sind, wird es die nicht geben.

Was die Gesellschaft als ganzes angeht: Wenn es aus wissenschaftlicher Sicht für das Bezwingen der Pandemie notwendig ist, dass wir eine bestimmte Impfquote erreichen und dies auf freiwilliger Basis nicht funktioniert, dann wird zum Schutz der Menschen vor sich selber und voreinander kein Weg an einer gesetzlich vorgeschriebenen Impfpflicht vorbeiführen. So wie wir auch in anderen Bereichen der Gesellschaft Regeln des Zusammenlebens zum Schutz aller erzwingen, die einen Eingriff in die individuelle persönliche Freiheit darstellen (z.B. Sicherheitsgurt im Auto).
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Axel
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Axel »

Rigolax hat geschrieben: 26. Nov 2021, 18:54 Da würde ich aufpassen. Auch wenn sie es jetzt nicht wirklich glaubt, könnte sich das weiterentwickeln. Ich dachte bei meiner Mutter auch, dass sie nur harmlos rumspinnt und dann wurde es immer extremer. Es ist jedoch wohl nicht einfach zu sagen, wie man intervenieren könnte, vermutlich geht das allerdings noch eher anfänglich, wenn Leute noch einigermaßen empfänglich sind. Interventionsversuche könnten halt backfiren, also verstärkend wirken.
Mag sein. Ich rede mit ihr jetzt auch nicht unbedingt darüber. Aber: Irgendwann ist die scheiße auch mal vorbei. Warum soll ich da ne über 10 Jahre bestehende gute Freundschaft wegen so nen Käse aufgeben? Darüberhinaus verstehen wir uns ja super und haben auch viel miteinander erlebt.

Zudem: Wenn man wegen sowas Freundschaften aufkündigt, DANN gibt man ja den Scharfmachern im Netz recht. Dann treibt man die immer weiter in diese Sekten. Denn so funktionieren diese Communities ja am Ende, wie Sekten. Das ist der gleiche Ablauf und die gleichen Trigger die da geschaltet werden. Und ich bin überzeugt: Genauso wie bei Sekten kann man die Leute auch wieder "zurückholen", wenn die Pandemie wieder vorbei ist.

Auch treibt man durch so ein Verhalten betreffende Menschen in die Vereinsamung. Darauf folgend Depressionen und Selbstmord. Gerade vor wenigen Wochen einen guten Kumpel deswegen verloren. Der sich und seine Probleme nicht mehr ernstgenommen fühlte und als dann seine langjährige Freundin die Beziehung beendet hatte, ging es schnell bergab. Man kam dann von außen auch nicht mehr an ihn heran ab einen bestimmten Zeitpunkt. Leider hatte er bei sich im Wohnumfeld nur wenige gute Freunde, die meisten (wie ich) waren hunderte Kilometer weit weg.

Ich denke, um sowas zu verhindern ist es wichtig diese Menschen ganz nah bei sich zu halten. Auch wenn die einem was vom Pferd erzählen. Das legt sich irgendwann wieder. Ich meine, ich hatte vor rund 7-8 Jahren auch mal eine Zeit wo ich extremst paranoid war und hinter ALLEM eine Verschwörung und ähnliches gesehen habe. War für die Leute in meiner direkten Umgebung bestimmt auch nicht immer ganz easy. Aber schau: Hätten die mich damals fallen gelassen, ich bin überzeugt, ich wäre heute nicht mehr am Leben.
Guthwulf hat geschrieben: 26. Nov 2021, 19:45 Wenn ihr Depression oder psychische Störungen vermutet, kann man immer unabhängig von diesem Thema vorsichtig auf Möglichkeiten wie Gespräch mit einem Therapeuten hinweisen und Hilfe beim Suchen anbieten. Das wird aber nur klappen, wenn derjenige sich auch helfen lassen will oder überhaupt die Einsicht vorliegt, das ein entsprechendes Problem bestehen könnte. Ohne diesen Willen bzw. die Einsicht ist das aussichtslos. Und wenn wir auf Ebene Verschwörungstheorien gelandet sind, wird es die nicht geben.
Geh mal von folgendes aus: Jemand, der Verschwörungstheorien anhängt und empfänglich für entsprechende Sekten im Internet ist, wird höchstwahscheinlich psychische Probleme haben. Das kann man nicht voneinander trennen. Und Therapie ist ja schön und gut: Hast Du dir mal angeschaut wie katastrophal der ganze Bereich organisiert ist? Dass man gut und gerne zwei Jahre mindestens auf eine Therapie wartet? Was machst Du in der Zwischenzeit?

Wie eben schon geschrieben: Gerade in diesem Stadium ist es extrem wichtig den Kontakt NICHT abzubrechen.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 21:09Geh mal von folgendes aus: Jemand, der Verschwörungstheorien anhängt und empfänglich für entsprechende Sekten im Internet ist, wird höchstwahscheinlich psychische Probleme haben. Das kann man nicht voneinander trennen. Und Therapie ist ja schön und gut: Hast Du dir mal angeschaut wie katastrophal der ganze Bereich organisiert ist? Dass man gut und gerne zwei Jahre mindestens auf eine Therapie wartet? Was machst Du in der Zwischenzeit? Wie eben schon geschrieben: Gerade in diesem Stadium ist es extrem wichtig den Kontakt NICHT abzubrechen.
Ich bin selber in Therapie und kenne genug Leute, die ebenfalls in Therapie sind. Das geht schon. Spielt hier eh keine Rolle. Therapie macht nur Sinn, wenn derjenige die Hilfe selber will und anerkennt, dass es ein Problem gibt. Das dürfte bei Verschwörungstheoretikern eher nicht der Fall sein.

Du machst grad schon wieder wilde Gedankensprünge ins Abseits. Es geht hier nicht um Menschen mit Depression sondern um Menschen im eigenen Bekanntenkreis, die sich mit wilden Verschwörungstheorien (Beispiele siehe im Thread) in der Pandemie einem sozial verantwortungsvollen Verhalten wie dem Impfen oder Schutzmaßnahmen (wie Masketragen, Abstand halten, Kontakte beschränken) verweigern und wie man selber damit umgehen kann.

Vielleicht ist derjenige auch einfach ein Idiot oder zu dumm oder zu stur oder zu egoistisch oder zu faul oder zu anti autoritär oder hat fragwürdige Wertevorstellungen, die sich bei dieser Gelegenheit offenbaren. Kann tausend Gründe geben. Gibt es darunter auch einige Menschen, die aufgrund behandlungsbedürftiger psychischer Krankheiten in Verschwörungstheorien rutschen? Möglich. Bist du für deren Lösung verantwortlich? Nein. Verständnis und Empathie ist gut bis zu einem gewissen Grad. Am Ende ist aber jeder für sich selbst verantwortlich und darf die eigene psychische wie körperliche Gesundheit auch nicht aus den Augen lassen. Das Verhalten des Anderen kann man nicht kontrollieren, Hilfe nicht aufzwingen und mit Sachargumenten überzeugen ist bei Verschwörungstheoretikern unwahrscheinlich. Deshalb muss man hier im Zweifel leider aus Eigenschutz Grenzen ziehen und Kontakt einschränken oder abbrechen.
Zuletzt geändert von Guthwulf am 26. Nov 2021, 22:59, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Axel »

Guthwulf hat geschrieben: 26. Nov 2021, 22:54 Bist du für deren Lösung verantwortlich? Nein. Verständnis und Empathie ist gut bis zu einem gewissen Grad. Am Ende ist aber jeder für sich selbst verantwortlich und darf die eigene psychische wie körperliche Gesundheit auch nicht aus den Augen lassen.
Im Freundes- und Familienkreis: Doch! Gerade in diesem Kreis muss der Grundkonsens heißen: Verantwortung füreinander und für den anderen - selber auch mal zurückstecken. Wie gesagt: Hätten meine besten Freunde damals nach dem Mantra gehandelt "Jeder ist für sich selbst verantwortlich" hätte ich wahrscheinlich 2014 oder so Suizid begangen. Ich bin denen bis heute scheiß dankbar, dass sie mich nicht aufgegeben haben. Dass sie selber eben auch zurückgesteckt haben. Und das selbe tu ich eben auch.

Meine Grundüberzeugung ist: Im Freundes- und Familienkreis ist man für den Anderen immer mitverantwortlich. Was hätte Freundschaft denn sonst für einen Wert? Gerade in solchen Zeiten entscheidet sich doch, wer der wirkliche Freund ist und wer solidarisch zusammensteht.

Ich will die Arbeit vom Therapeuten nicht abwerten. Diese können aber immer nur begleitend agieren, das habe ich in diversen Therapien gelernt. Das Fundament bleibt ein solidarischer, fester Familien- und Freundeskreis. Und da muss schon sehr viel mehr passieren aus dieser Bande bei uns ausgeschlossen zu werden als Verschwörungstheorien.
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Re: Umgang mit Querdenkern und Co

Beitrag von Guthwulf »

Axel hat geschrieben: 26. Nov 2021, 23:26Gerade in solchen Zeiten entscheidet sich doch, wer der wirkliche Freund ist und wer solidarisch zusammensteht.
Zum letzten Mal: Es geht hier nicht um Menschen mit Depression sondern um Menschen im eigenen Bekanntenkreis, die sich mit wilden Verschwörungstheorien (Beispiele siehe im Thread) in der Pandemie einem sozial verantwortungsvollen Verhalten wie dem Impfen oder Schutzmaßnahmen (wie Masketragen, Abstand halten, Kontakte beschränken) verweigern und wie man selber damit umgehen kann.
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