bluttrinker13 hat geschrieben: ↑26. Mai 2020, 19:32
So! Klingen-Trilogie von Joe Abercrombie abgeschlossen. Und es hat mir sehr gefallen!
Den Vergleich mit George RR Martin und GoT finde ich unpassend, das ist noch mal ne andere Liga. Aber Abercrombies Stil, und vor allem seine (Anti-)Helden-Charaktere haben es mir sehr angetan. Das Ende im 3ten Band fand ich etwas unbefriedigend und teilweise konstruiert (zumindest der "showdown" war irgendwie auf der einen Seite zu aufgeblasen, auf der anderen dann sehr antiklimaktisch), aber es hatte auch tolle und mutige Seiten und Wendungen.
Dringendste Frage: Was lese ich denn jetzt von ihm, Joe Abercrombie, weiter? Gibt es noch andere Bücher in denen evt auch die Charaktere wieder auftauchen? Das was Amazon mir als "Band 4 und 5"vorschlägt, scheint jedenfalls etwas ganz anderes oder neues zu sein.
Vielen Dank für jegliche Tipps!
Bei Abercrombie solltest du die drei Standalones in der Reihefolge ihres Erscheinens lesen, also Racheklingen, Kriegsklingen und Blutklingen. Die Bücher haben zwar teilweise bisher unbekannte Hauptcharaktere, bauen aber immerwieder Charaktere aus der Klingentrilogie ein und bauen Nebencharaktere der Haupttrilogie teilweise stark (und sehr gelungen) aus - teilweise über alle drei Bände.
Zwar kann man alle drei Bände wohl als Einzelromane lesen aber sie bauen in Hinblick auf die Charakterentwicklung der Figuren aufeinander auf und spielen auch chronologisch aufeinander auf. Als Standalones werden sie angesehen weil die Haupthandlung der jeweiligen Bände für sich steht und abgeschlossen ist und alle drei Roman sehr unterschiedlich in Szenario auf Aufbau sind.
1. Racheklingen (before they were hanged) erzählt eine klassische Rachegeschichte. Ausgangspunkt ist eine Söldnerin, die den tot ihres Bruders rächen will. Zwei Nebenfiguren der ersten Trilogie spielen eine zentrale Rolle. (Cosca und Kaul Espe) Mir war der Roman etwas lang für seine Geschichte aber mir hat das Ende sehr gut gefallen. Insgesamt wird der Roman ziemlich gut rezipiert.
2. Kriegsklingen(heroes) steht in der Tradition von Kriegsromanen und wählt dabei einen recht innovativen Ansatz, da lediglich der Verlauf einer Schlacht, die sich über ca. drei Tage erstreckt, aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird. Für mich ist der Roman Abercrombies bestes bisheriges Buch, weil ich den Ansatz des Romans liebe eine Schlacht auf beiden Seiten und mit ganz unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Der Fokus auf ein begrenztes Szenario passt dabei sehr gut zu Abercrombie schreibstil und kaschiert seine Schwächen am besten.
Eine Erzählperspektive hat mit Bremer dan Gorst eine bekannte Hauptfigur. Es treten sowohl Hauptfiguren aus der Haupttrilogie als auch Figuren die in Racheklingen ausgebaut wurden auf. Der schwarze Dau als Anführer der Nordmänner spielt eine recht prominente Rolle.
Blutklingen (red country) ist der letzte Teil der Standalone-Trilogie und nimmt sich des Westerngenres an. Der Roman wird jedenfalls im Fantasyreddit am schlechtesten aufgenommen. Mir hat die Verknüpfung zwischen Western und Fantasy insgesamt gut gefallen, da er sehr kauzige und unterhaltsame neue Charaktere hat und ich würde den Roman keinesfalls auslassen zumal Abercrombie für Leser der Klingentrilogie ein interessantes Schmankerl bereithällt.
Vor kurzem hat Abercrombie eine neue Trilogie in der First Law Welt begonnen, die in der Industrialisierung der First Law Welt angesiedelt ist, wohl wieder in klassischer Trilogieform mit fortlaufender Handlung daherkommt und wohl auch Bezüge zur ersten Trilogie enthällt. Ich warte sehnsüchtig auf die deutsche Hörbuchversion und habe Spoiler daher bisher gemieden und weiß daher auch nichts über die Rezeption in englischsprachigen Foren.
Ich glaube aber nicht, dass es sinnvoll ist, direkt mit der neuen Trilogie weiterzumachen, da zu viele wichtigen Charaktere in den Standalone auftauchen, wenn auch oft nicht als Hauptpersonen. Außerdem denke ich, dass Abercrombie sich schriftstellerisch in den Standalone weiterentwickelt hat und sie teilweise besser sind als die erste Trilogie.
Natürlich erkennt wie bei allen Fantasyautoren mit vielen Werken zum Teil ein gewisses Muster zur Gestaltung der Geschichten aber trotzdem sehe ich Abercrombie immernoch als einen der besten jungen Fantasyautoren an und kann den Vergleich zu Martin deshalb nachvollziehen, weil Abercrombie teilweise eine ähnliche Tonlage triftt - sehr dunkel aber nicht komplett hoffnungslos und dazu mit humoristischer Auflockerung auch wenn ich dir zustimme, dass Martin noch eine Liga höher spielt und literarischer schreibt - dafür hat Abercrombie gute Karte seine Projekte auch zu beenden