Von Stephen King habe ich neulich "Revival" als Hörbuch gehört. Kein schlechtes Buch, aber ich mag die alten Sachen immer noch am liebsten. IT war im Grunde das Buch meiner Kindheit, weshalb King auch immer einen Platz in meinem kleinen, vernknöcherten Herzen behalten wird. Zudem ist er supersympathisch. Habe ihn bei seiner Lesung im Hamburg gesehen und das war wirklich großartig.
Aber hier geht es ja um "richtige" Bücher. Da ich beruflich ziemlich viel lesen muss, fallen mir abends beim Lesen schnell die Augen zu, weshalb ich so richtig nur auf der Fähre oder am Wochenende zum Lesen komme.
Sachbuch:
Als letztes gelesen:
Laurie Penny "Unsagbare Dinge - Sex, Lügen und Revolution". In dem Buch geht es vom Label her um Feminismus, aber was nun bestimmt viele abschreckt. Aber Penny zeigt in dem Buch gut auf, dass die Geschlechterrollen derzeit fast alle Menschen benachteiligen (Ausnahme: die wenigen, die ganz oben an der Spitze der Nahrungskette landen). Liest sich insgesamt recht flüssig und ist humorvoll geschrieben. Zudem ist Laurie Penny ein Nerd.
Jetzt am lesen:
Von Roger Willemsen "Das hohe Haus - Ein Jahr im Parlament". Willemsen beschreibt die Sitzungen des Parlaments und "beschreiben" ist hier wirklich das wichtige Wort. Es geht hier weniger um eine Auseinandersetzung mit einzelnen politischen Themen als vielmehr um die Beobachtung der Mechanismen und Taktiken, die dort vorherrschen. Mag auf den ersten Blick trocken erscheinen, ist aber mit spitzer Feder und einem sehr literarischen Stil geschrieben. Macht Freude!
Romane:
Vor kurzem:
Daniel Suarez "Daemon" und "Darknet", dazwischen von Cory Doctorow "Little Brother" (gemeinfrei: sprich, im Netz legal auffindbar für kostenlos, aber nicht umsonst). Die Bücher von Suarez bauen aufeinander auf (in der englischen Version ist es glaube ich auch nur ein Buch) und es geht - sehr grob vereinfacht - um ein Netzwerk, das die Welt verändert. Das Buch von Doctorow spielt in einer nahen Zukunft in einem mit Überwachungstechnik durchzogenen Amerika, in dem ein Schüler zum Terrorverdächtigen wird. Alle drei Bücher spielen mit dem Thema der immer stärkeren Überwachung und deren Folgen.
Clive Barker "The Damnation Game". Kannte ich schon. Las ich aber nochmal, da von Barker geschrieben und ich "Das scharlachrote Evangelium" geschenkt bekommen habe. Bevor ich das lese, "muss" ich noch einmal alles lesen will, was auch nur ansatzweise als Vorgänger angesehen werden kann. Und das sind eine Menge Bücher, da im "Evangelium" Pinhead (bekannt aus Hellraiser, der mit den ganzen Nägeln im Kopf
) auf Harry D'Amour trifft (der in anderen Barker-Büchern und -Kurzgeschichten auftaucht).
Jetzt am lesen:
Barker leitet auch prima über zu dem, was ich nun lese:
Clive Barker "Jenseits des Bösen". wie gesagt, ich "muss" nochmal alle Vorgänger lesen. Allerdings handelt es sich auch hier nicht um klassische Reihen, wie Sherlock Holmes, wo ein Mensch immer wieder in neue Abenteuer gerät. Vielmehr sind es eher solche Wiedersehen wie bei King (Derry, Bangor, Sheriff Bannerman...).
Ich bin ja eh ein kleiner Horrorfreak. Als ich damals mit Horror anfing waren Stephen King, Dean Koontz und Peter Straub populär. "Es" war mit 11 mein "Einstieg" ins Horrorgenre. King war für mich immer der liebe nette Märchenonkel, der einen auf den Schoß nimmt, tröstet und dann jagt er dir einen gehörigen Schrecken ein, aber am Ende ist alles wieder gut. Peter Straub hingegen war eher der Interlektuelle, mit einem oft eher subtilen Stil. Koontz hingegen war der Wissenschaftler. Irgendwas Schreckliches passiert und am Ende ist irgendein fürchterliches Experiment daran Schuld.
Und relativ frisch - zumindest in meiner damaligen Wahrnehmung - erschien Clive Barker mit seinen Büchern des Blutes und Cabal, Hellraiser, Damnation Game, Weaveworld... Barker war der Verführer unter den Horrorschreibern. Was komisch klingt, da er damals einer DER Splatterautoren war. Bei ihm geht es aber oft um Sehnsüchte und darum wozu sie einen Menschen bringen. Und nebenbei entfesselt er Welten, die meilenweit kreativer sind als das meiste, was allgemein unter Fantasy läuft.
Btw: Fantasy ist ein reichlich bescheuerter Name für ein Genre, dass sich vor allem dadurch auszeichnet immer wieder die gleiche Geschichte zu erzählen. Gehen ein Elf, ein Zwerg und ein Mensch in eine Bar...äh... auf Reisen und am Ende stirbt der böse Feind.
Was nicht bedeutet, dass ich gar keine Fantasy mag (Markus Heitz' Zwerge sind zB großartig!), nur ist die meiste halt leider nach Schema F gestrickt.
Barker erschafft aber nicht nur Welten (zum Beispiel in einem Teppich), er hat auch eine Charakterzeichnung, die ihresgleichen sucht. Barker führt in einem Buch anfangs eine Person ein und man denkt zunächst: "Aha, dies ist also der Held!" und man beginnt mitzufühlen. Und dann entpuppt sich dieser Mensch letztlich als Totalkatastrophe. Trotzdem bleibt die Figur nachvollziehbar, in sich stimmig und nachfühlbar. Genauso wie die "Helden", niemals die typischen shiny Gestalten sind, die ohne Fehl und Tadel sind und die man einfach nur toll findet. Kurz: er hat neben einer überschäumenden Fantasie die Fähigkeit eine tolle, glaubwürdige Charakterzeichnung abzuliefern.