diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

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Crenshaw
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diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Crenshaw »

Hallo,

es boykottieren ja immer mehr Politiker die Olympischen Winterspiele in Peking 2022, was haltet ihr davon?

ich finde den irgendwie sinnlos, gut es gibt keine Fotos von (hochrangigen) Politikern mit Xi Xiping, das entscheidende bei den Spielen sind ja die Wettkämpfe und da wollen die Länder trotzdem glänzen.
Und auch sonst hat ja kaum einer Probleme mit den Menschenrechtsverletzungen bzw. Unterdrückungen von bestimmten Volksgruppen, aber Kritik beschränkt sich ja praktisch immer auf leere Worthülsen und nie etwas, was Folgen (für China und danach für den Kritiker) hat.

und gerade bei der aktuellen Coronasituation weltweit könnte man auch sagen, ein schöner Grund, um sich vor Reisen und Anwesenheit zu drücken.

Für mich unterm Strich wieder die typische Geschichte, mit minimalem Einsatz gegen China zu schiessen und wenig bis keine keine Folgen befürchten zu müssen

Was habt ihr für eine Meinung dazu?

Crenshaw
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lipt00n
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von lipt00n »

Ich warte noch auf die massenhaften Absagen nationaler Fussballverbände für die WM in Katar, wenn das passiert ist, mache ich mir Gedanken über Peking...

:\
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Crenshaw
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Crenshaw »

Katar wird stattfinden und es wird kein Fussballverband absagen, das kann ich mir nicht vorstellen, dafür geht es um zu viel, keine Ahnung was man da an Geld rausholen kann, aber egal wer den Titel gewinnt, da fragt später keiner nach, wo man den Titel gewonnen hat
aber interessanter Weise hat da noch kein Politiker seine Teilnahme abgesagt, wahrscheinlich weil die zuviele Anteile von den großen Firmen dieser Welt haben
und ich kann mir auch gut vorstellen, das die Fans, zumindest solange die eigene Mannschaft nicht rausfliegt, sehr zurückhaltend mit Kritik sein werden
saranstover
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von saranstover »

Nun können die Sportler selbst entscheiden ob ihnen die Menschenrechte oder ihre Karriere wichtiger ist.
GoodLord
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von GoodLord »

Eine Frage ist ja, warum Politiker überhaupt zu den Olympischen Spielen fliegen sollten.

Meine Vermutung: Wenn ein Politiker zu den Olympischen Spielen fliegt tut er das doch wahrscheinlich ohnehin hauptsächlich aus PR Gründen und zum Networking.
Wenn abzusehen ist, dass es in diesem Fall wenn überhaupt negative PR gibt, dann ist wahrscheinlich die Cost/Benefit ratio schlicht zu schlecht.

Muss dazu sagen, dass ich aber eh kein großer Sportfan bin und noch nie verstanden habe warum Leute lieber zu einer Veranstaltung vor Ort fahren, als sich das ganze im Fernsehen mit optimalem Blickwinkel, Analysen und Kommentaren anzusehen. Von daher unterschätze ich vielleicht das Privatinteresse an so einer Reise
Tripster
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Tripster »

Crenshaw hat geschrieben: 8. Dez 2021, 20:04
Für mich unterm Strich wieder die typische Geschichte, mit minimalem Einsatz gegen China zu schiessen und wenig bis keine keine Folgen befürchten zu müssen

Was habt ihr für eine Meinung dazu?

Crenshaw
Sehe ich ganz genauso. Wenn man tatsächlich ein Problem mit der Politik hätte, gäbe es deutlich wirkungsvollere Methoden.

Und auch ich halte die WM in Katar für untragbar. Aber leider interessiert sich ja kaum einer dafür.
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Jon Zen
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Jon Zen »

saranstover hat geschrieben: 9. Dez 2021, 03:39 Nun können die Sportler selbst entscheiden ob ihnen die Menschenrechte oder ihre Karriere wichtiger ist.
Naja, die paar Sportler sollen alles dafür opfern, während der Rest der Welt normal weiterlebt? Das ist unfair. Ein Großteil ihrer Förderungen resultiert aus den olympischen Erfolgen. Bei Fußballern ist das etwas anderes (aber auch sie können von ihren Verbänden gezwungen werden), weil sie viel Geld verdienen. Das hier wäre ein Kampf hauptsächlich auf dem Rücken von Nischensportlern und Nischensportlerinnen.

Olympia war immer ein Ort, wo sich Menschen unterschiedlicher Systeme näher kommen konnten und sich besser verstehen lernten. Der Gedanke geht auf die Völkerverständigung zurück und als Ersatz für Krieg (vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Pierre_de_Coubertin).
Ein Sportlerboykott ist bei den olympischen Spielen daher eher ein aggressiver Akt, als dass es etwas zum Frieden und zur Besserung beitragen könnte.

Der Fehler liegt hierbei bei der Vergabe solcher Veranstaltungen. Autokratien haben dafür immer mehr Geld zur Verfügung als Demokratien.
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Leonard Zelig
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Leonard Zelig »

saranstover hat geschrieben: 9. Dez 2021, 03:39 Nun können die Sportler selbst entscheiden ob ihnen die Menschenrechte oder ihre Karriere wichtiger ist.
Finde es unfair die Sportler:innen für die Menschenrechtsverletzungen in China verantwortlich zu machen. Das ist die gemeinsame Aufgabe der 1,4 Milliarden Einwohner:innen Chinas, nicht die der Athlet:innen. Aufgrund der westlichen Kolonialgeschichte sehen es die Chinesen wahrscheinlich auch nicht so gerne, wenn der Westen da mit dem erhobenen Zeigefinger wedelt. Der Export westlicher Werte ist schon im Irak grandios schief gegangen. Der Wandel muss von innen kommen. Gemeinsame Herausforderungen wie den Klimawandel wird man nur bewältigen können, wenn man mit den Chinesen zusammenarbeitet. Problematischer sehe ich da schon das Verhältnis zu Russland. Da wäre ein härterer Konfrontrationskurs vielleicht notwendig, weil sich diese wiederholt in westliche Wahlkämpfe eingemischt und Fake News verbreitet haben. Dabei hätte Russland Kooperation bitter nötig, das Land finanziert sich zu zwei Dritteln über seine Rohstoffexporte. Die Industrie ist hoffnungslos veraltet.
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Felidae
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Felidae »

Jon Zen hat geschrieben: 11. Dez 2021, 18:42

Der Fehler liegt hierbei bei der Vergabe solcher Veranstaltungen. Autokratien haben dafür immer mehr Geld zur Verfügung als Demokratien.
Aber grade deshalb wäre ein Boykott durch die Sportler:innen wirkungsvoll. Denn ohne Sportler keine Spiele. Somit das wirkungsvollste Instrument, um auf zukünftige Vergaben Einfluss zu nehmen.
SteelPig
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von SteelPig »

Crenshaw hat geschrieben: 8. Dez 2021, 20:04 Hallo,

es boykottieren ja immer mehr Politiker die Olympischen Winterspiele in Peking 2022, was haltet ihr davon?

ich finde den irgendwie sinnlos, gut es gibt keine Fotos von (hochrangigen) Politikern mit Xi Xiping, das entscheidende bei den Spielen sind ja die Wettkämpfe und da wollen die Länder trotzdem glänzen.
Und auch sonst hat ja kaum einer Probleme mit den Menschenrechtsverletzungen bzw. Unterdrückungen von bestimmten Volksgruppen, aber Kritik beschränkt sich ja praktisch immer auf leere Worthülsen und nie etwas, was Folgen (für China und danach für den Kritiker) hat.

und gerade bei der aktuellen Coronasituation weltweit könnte man auch sagen, ein schöner Grund, um sich vor Reisen und Anwesenheit zu drücken.

Für mich unterm Strich wieder die typische Geschichte, mit minimalem Einsatz gegen China zu schiessen und wenig bis keine keine Folgen befürchten zu müssen

Was habt ihr für eine Meinung dazu?

Crenshaw
Wäre der diplomatische Boykott derart unbedeutend, wäre die Reaktion seitens Chinas nicht derart scharf ausgefallen.
Grade für China, das stets darum bemüht ist das Bild eines verantwortungsvollen, geachteten Mitglieds der internationalen Gemeinschaft zu zeichnen ist derlei sehr problematisch. Vor allem weil die USA mit diesem diplomatischen Boykott nicht allein sind. Wären sie das hätte China noch die Option das alte Narrativ von den USA, die dem chinesischen Volk ihren Willen aufdrücken wollen und damit international alleine da stehen zeichnen können. Je mehr Staaten sich jedoch anschließen, desto schwieriger wird es im Inland zu verschleiern das die Zahl derer, die die chinesische Politik kritisch sehen, deutlich größer ist.
Was China braucht sind Bilder, die vorgaukeln das alles im Land ganz normal ist. Hier gibt es nichts zu sehen, gehen sie weiter.
Genau dazu will man nicht weiter beitragen.
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Jon Zen
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Jon Zen »

Felidae hat geschrieben: 11. Dez 2021, 20:16
Jon Zen hat geschrieben: 11. Dez 2021, 18:42

Der Fehler liegt hierbei bei der Vergabe solcher Veranstaltungen. Autokratien haben dafür immer mehr Geld zur Verfügung als Demokratien.
Aber grade deshalb wäre ein Boykott durch die Sportler:innen wirkungsvoll. Denn ohne Sportler keine Spiele. Somit das wirkungsvollste Instrument, um auf zukünftige Vergaben Einfluss zu nehmen.
Die zukünftigen Vergaben würden dadurch beeinflusst werden, aber man würde damit China brüskieren.
Das würde den Menschen dort nicht helfen, sondern eine Wir-gegen-die-Mentalität fördern und die bereits aufgeheißte diplomatische Stimmung weiter eskalieren lassen.
Eine positive, langfristige Veränderung kann nur von Innen heraus entstehen und hierfür sind olympische Spiele für die Sportler und Sportlerinnen hervorragend. Gleiches gilt für Schüler- und Studentenaustausche und für Städtepartnerschaften.

Von daher ist der diplomatische Boykott ein geeignetes Mittel in diesem Fall (aber nicht unbedingt das Beste). Man lässt die positiven Faktoren zu, bietet den Autokratien aber keine politische Zuschaustellung mit anderen Staatsvertretern an.

Ausgelöst wurde das "Problem" durch die Vergabe des IOCs. Wie man solche Vergaben in Zukunft lösen kann, weiß ich nicht. Wenn man nach Einwohnern abstimmen lassen würde, hätte man vermutlich ähnliche Ergebnisse. Wenn der IOC seine Statuten ändern würde (z.B. Gastgeberland muss nach Klassifikation XYZ eine Demokratie sein), würden benachteiligte Länder mit dem Austritt drohen und so sich in die ungewünschte Isolation begeben (und evtl. eine Konkurrenzveranstaltung gründen). Klar ist aber auch, dass Herr Bach (wie auch viele seiner Vorgänger) dem Amt nicht gewachsen ist und Propagandaveranstaltungen ermöglicht.
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Tengri Lethos
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Tengri Lethos »

Ich finde das Thema auch sehr schwierig. Auf der einen Seite sehe ich die Sportler*innen, die jahrelang auf Olympia hinarbeiten und größtenteils gerade in den Nicht Mainstream-Sportarten auch große Entbehrungen auf sich nehmen müssen und nicht finanziell gut ausgestattet sind…die machen das aus Idealismus und durch einen Boykott würden sie um jahrelange harte Arbeit gebracht werden.
Auf der anderen Seite kommt mir bei den „Boykott bringt ja auch nichts“ Argumenten immer wieder das Wort Appeasement Politik in meine Gedanken. Wenn wir immer wieder China entgegenkommen (Wirtschaft, Politik) wird sich doch auch nichts ändern oder?
Etwas anders sehe ich es übrigens bei der Fußball WM in Katar: hier ist alleine schon die Vergabe dorthin ein so klarer Akt der Korruption gewesen, der im Nachhinein durch die Teilnahme legitimiert wird. Undenkbar mit meinem Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden. Da hätte ich mir von allen nationalen Fußballverbänden ein klares Zeichen erwartet. So ist für mich als Zuschauer jetzt klar: keine WM für mich im nächsten Jahr. Was aber zugegebenermaßen nicht das größte Opfer ist da mein Interesse an Fußball sich auf einem all time low befindet.
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Crenshaw
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Crenshaw »

Tengri Lethos hat geschrieben: 12. Dez 2021, 10:12 Ich finde das Thema auch sehr schwierig. Auf der einen Seite sehe ich die Sportler*innen, die jahrelang auf Olympia hinarbeiten und größtenteils gerade in den Nicht Mainstream-Sportarten auch große Entbehrungen auf sich nehmen müssen und nicht finanziell gut ausgestattet sind…die machen das aus Idealismus und durch einen Boykott würden sie um jahrelange harte Arbeit gebracht werden.
das ist leider in vielen Bereichen so, die die am effektivsten etwas tun könnten, sind in der Regel auch die, die darunter dann am meisten leiden
Tengri Lethos hat geschrieben: 12. Dez 2021, 10:12 Auf der anderen Seite kommt mir bei den „Boykott bringt ja auch nichts“ Argumenten immer wieder das Wort Appeasement Politik in meine Gedanken. Wenn wir immer wieder China entgegenkommen (Wirtschaft, Politik) wird sich doch auch nichts ändern oder?
da ist halt das Hauptproblem, das die viele gern kritisieren, aber nichts machen wollen/werden, wenn sie dann vom Ergebnis (negativ) betroffen sind, wir sind halt wirtschaftlich (in)direkt abhängig, es will aber auch keiner was aktiv tun um die Abhängigkeit zu reduzieren, lieber mal kritisieren, die Gegenkritik annehmen und später hat man sich wieder lieb und das ganze geht von vorne los, wenn es wieder nen ANlass gibt
Tengri Lethos hat geschrieben: 12. Dez 2021, 10:12 Etwas anders sehe ich es übrigens bei der Fußball WM in Katar: hier ist alleine schon die Vergabe dorthin ein so klarer Akt der Korruption gewesen, der im Nachhinein durch die Teilnahme legitimiert wird. Undenkbar mit meinem Rechts- und Gerechtigkeitsempfinden. Da hätte ich mir von allen nationalen Fußballverbänden ein klares Zeichen erwartet. So ist für mich als Zuschauer jetzt klar: keine WM für mich im nächsten Jahr. Was aber zugegebenermaßen nicht das größte Opfer ist da mein Interesse an Fußball sich auf einem all time low befindet.
wobei inzwischen ja viel behauptet wird die großen Veranstaltungen kriegt man a) nur durch Korruption oder b) man muss bereit jede Menge Geld reinzustecken, was man in der Regel nicht wieder reinbekommt, da haben es die kapitalstarken/Nichtdemokratien natürlich einfacher

ich bin wirklich gespannt wie die WM/Olympia laufen wird, aber ich befürchte es wird wie so oft sein, geredet wird viel, getan wird was anderes (zumindest solange der Erfolg stimmt, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in der Vorrunde rausfliegt, wird die WM zumindest medial tot sein)
Wolfgang
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Wolfgang »

Crenshaw hat geschrieben: 12. Dez 2021, 12:08
ich bin wirklich gespannt wie die WM/Olympia laufen wird, aber ich befürchte es wird wie so oft sein, geredet wird viel, getan wird was anderes (zumindest solange der Erfolg stimmt, wenn die deutsche Nationalmannschaft bei der WM in der Vorrunde rausfliegt, wird die WM zumindest medial tot sein)
So wird es leider sein.

Einerseits gibt es genügend kritische Berichterstattung, die aber viele Menschen nicht erreicht.

Anderseits ist es ein No Go, dass ARD/ZDF dies überträgt und damit finanziert. 221.5m für 4 Olympiaden. Dabei steigen die Kosten für Peking 2022 noch um 46% im Vergleich zur vorherigen Olympiade! Und aufgrund der schlechten Übertragungszeiten ist diese Olympiade nicht nur aufgrund des Austragungsortes sehr unattraktiv.

WM 2018 Russland 218m
WM 2022 Katar 214m

Geht halt gar nicht.

Am schlimmsten ist aber die Legitimation der Diktaturen weil sich die demokratischen Politiker da blicken lassen.

Deswegen wie schön oben von Jon Zen geschrieben, politischer Boykott bringt viel und kostet wenig.
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Felidae
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Felidae »

Wolfgang hat geschrieben: 12. Dez 2021, 13:21 Einerseits gibt es genügend kritische Berichterstattung, die aber viele Menschen nicht erreicht.
Das wird aber noch von denen getoppt, die - im Fall der WM - dann tatsächlich schreiben, "Grade jetzt muss die WM stattfinden, damit die Arbeiter wenigstens nicht umsonst gestorben sind". (Häufig auf Facebook gelesen.)

Für die Freiheit "nicht umsonst" sterben? Unter Umständen. Für seine Überzeugungen "nicht umsonst" sterben? Eventuell. Aber für n durchkommerzialisiertes Unterhaltungsevent? Come on...
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Crenshaw
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Crenshaw »

Felidae hat geschrieben: 13. Dez 2021, 08:59
Wolfgang hat geschrieben: 12. Dez 2021, 13:21 Einerseits gibt es genügend kritische Berichterstattung, die aber viele Menschen nicht erreicht.
Das wird aber noch von denen getoppt, die - im Fall der WM - dann tatsächlich schreiben, "Grade jetzt muss die WM stattfinden, damit die Arbeiter wenigstens nicht umsonst gestorben sind". (Häufig auf Facebook gelesen.)

Für die Freiheit "nicht umsonst" sterben? Unter Umständen. Für seine Überzeugungen "nicht umsonst" sterben? Eventuell. Aber für n durchkommerzialisiertes Unterhaltungsevent? Come on...
ok, die Argument ist wirklich unter aller Sau

Aber mal ne blöde Frage, wieviel "mehr" Tote gab es eigentlich? Das auf dem Bau überdurchschnittlich viele Unfälle auch tödlich ist ja bekannt, aber weis man mit wieviel "zu rechnen" war und wie viele jetzt gestorben sind? Wird nirgends eingeordnet
meieiro
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von meieiro »

Nach ZDF-Informationen sind seit der WM-Vergabe 2010 15.000 Gastarbeiter in Katar gestorben. Das heißt jetzt glaub ich nicht, dass die alle im Zusammenhang mit dem Bau der WM-Stadien gestorben sind, aber trotzdem eine sehr große Zahl.
https://twitter.com/sportstudio/status/ ... 2613480455

Im Vergleich dazu sind in Dtl. im Jahr 2020 97 Menschen(2019: 70 Menschen) bei Unfällen auf dem Bau ums Leben gekommen. Da sind auch Verkehrsunfälle bei der Anfahrt mit gerechnet.
https://www.mdr.de/nachrichten/deutschl ... n-100.html

Also sterben in Katar pro Jahr ca 15 mal so viele Menschen auf Baustellen wie in Deutschland.

Und in der Berichterstattung über Katar wird immer mal erwähnt, dass sich die Bedinungen seit der WM-Vergabe schon um einiges verbessert haben
Dr_Hasenbein
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Wer an Olympia oder der Fußball WM teilnimmt, als Politiker oder Sportler, legitimiert was dort passiert. Das gleiche gilt natürlich auch für das Konsumverhalten der Konsumenten, allerdings ist das noch einmal eine andere Dimension.
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Jochen Gebauer
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Jochen Gebauer »

Floki hat geschrieben: 13. Dez 2021, 11:35 Das und vergleichbare Themen erinnern mich immer an den FC Bayern München und Katar.
Rummenigge sagte dazu vor kurzem in einem Podcast sinngemäß: Wenn man da nicht im Gespräch bleibt und darauf (gemeint sind da Menschenrechtsverletzungen, etc.) hinweist, ändert man gar nichts
Es ist immer wieder erstaunlich, was sich Menschen alles einreden können, damit sie sich abends noch im Spiegel angucken können.
Dr_Hasenbein
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Re: diplomatischer Boykott der Olympischen Winterspiele in Peking

Beitrag von Dr_Hasenbein »

Floki hat geschrieben: 13. Dez 2021, 15:26
Dr_Hasenbein hat geschrieben: 13. Dez 2021, 12:14 Wer an Olympia oder der Fußball WM teilnimmt, als Politiker oder Sportler, legitimiert was dort passiert. Das gleiche gilt natürlich auch für das Konsumverhalten der Konsumenten, allerdings ist das noch einmal eine andere Dimension.
Bei den Politikern würde ich Dir Recht geben. Bei den Sportlern sehe ich es anders. Diesen nehmen primär an einem Wettkampf teil, wo dieser stattfindet, darauf haben sie überhaupt keinen Einfluss.
Diese Meinung teile ich absolut nicht. Sie haben keinen Einfluss darauf wo dieser stattfindet, weil es ihnen primär egal ist. Teilnehmende Sportler machen die olympischen Spiele überhaupt erst möglich.
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