Dr_Hasenbein hat geschrieben: ↑12. Mär 2022, 14:12
Jon Zen hat geschrieben: ↑12. Mär 2022, 14:04
Eine legitimie Position ist es schon, wenn man hinterfragt, ob man für den Krieg so viele Menschen in den Tod schicken muss. Die jungen Männer (die u.a. an ihrer Ausreise gehindert worden sind) können nichts dafür, dass ihr Nachbarland von einem wahnsinnigen Tyrann regiert wird.
Eine Nation hat keinen Anspruch auf das Leben seiner Bevölkerung.
Es hat meinen Respekt und ich finde es gut, dass die Ukraine den Krieg gegen Russland nicht aufgibt. Dennoch sollte man nicht in Hurra-Patriotismus verfallen, oder gar die Schrecken und die Sinnlosigkeit eines Krieges verdrängen.
Und wichtig ist es, gerade in einer solchen Zeit, gegenteilige Argumentationen zu akzeptieren.
Nein, ist es nicht. Es gibt nicht ausreichend Platz auf der Welt um nur zu fliehen. Eine solche Einstellung hätte wohl auch für eine dramatisch andere Wendung in vielen Kriegen gesorgt und viel mehr Menschen unterjocht. Für die Freiheit, so eine bequeme Haltung haben zu können, sind viele Menschen gestorben. Und es ist jetzt auch kein Geheimnis, dass sich Precht in Bezug auf Putin in einer Reihe mit Wagenknecht und Max Otte sieht.
Die bequeme Haltung ist zu sagen, dass andere Menschen in den Krieg ziehen sollen. Ich habe mich auf dieses eine Argument von Precht bezogen, nicht auf seine anderen Aussagen.
Jedes Menschenleben ist sehr viel Wert, eine Abwägung dieses einzusetzen für ein höheres Ziel ist unerlässlich. Dass das Ergebnis dieser Abwägung von verschiedenen Stellen unterschiedlich ist, ist die Konsequenz, weil die heranzuziehenden Faktoren subjektiv sind.
Ich verdeutliche den Konflikt in einer Formel, was ich nicht gerne mache, weil ich es moralisch fragwürdig finde. Anderseits kann man so das Kalkül logisch aufzeigen. Es ist besser, wenn man mit Logik als mit Emotionalität argumentiert.
p*Y>n*X , damit ein Krieg "sinnvoll" ist
mit
p= Siegwahrscheinlichkeit
Y= Wert/Nutzen des Sieges (und ist dabei eine Summe der individuelle Nutzen der "Betroffenen" --> das können alle Menschen der Welt sein, oder auch nur direkt Beteiligt (hier Ukraine))
n= Anzahl zerstörte Menschenleben
X= "Wert" eines Menschen
(n*X ist stark vereinfacht, so gibt es Tote, Verletzte, Fliehende, usw. es umfasst alle Betroffenen, X ist quasi der Durchschnittswert des Leides)
n steigt, je länger ein Krieg dauert und je niedriger p ist.
Objektiv lässt sich halbwegs nur p und n bestimmen.
Durch Y kann es "sinnvoll" sein, einen Krieg "für die Welt" zu führen, der für alle direkt Beteiligte schlecht wäre, weil ihr persönlicher Nutzen negativ ist, aber durch den Nutzen der nicht direkt Beteiligten ausgeglichen wird (z.B. der Krieg wäre aus der Sicht der Ukraine nachteilig, aber aus Sicht der Welt von Vorteil), andersherum geht es auch.