Krieg in der Ukraine

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Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Mauswanderer hat geschrieben: 23. Apr 2022, 19:14 Keine Ahnung, warum du das so auf das Militärische konzentrierst. Der Ukrainekrieg ist kein Command and Conquer.
Weil ein Krieg primär aufs militärische konzentriert werden kann.
Die Ukrainer können absolut selbst entscheiden, ob sie sich weiter militärisch verteidigen, ob sie die Krim abtreten oder ob sie sich selbst zum russischen Satellitenstaat erklären, solange das nicht mit der Waffe am Kopf sondern glaubhaft selbstbestimmt passiert.
Welcher Kompromiss oder Friedensvertrag soll in der aktuellen Lage "glaubhaft selbstbestimmt" passieren? Die Ukrainer haben nicht nur im übertragenen Sinn gerade die Waffen auf sie gerichtet.
Genauso können sie selbst entscheiden, ob sie russische Truppen direkt hinter ihrer Grenze ausschalten oder nicht, solange der Krieg andauert. Das willst du ihnen ja absprechen.
Ich spreche ihnen nichts ab. Deine "Idee" ist aber - sorry, dass ist jetzt sehr direkt - eine völlige absurde Idee aus der Sesselstrategenecke ohne eine Sekunde an die Konsequenzen zu verschwenden. Da Transnistrien trotz fehlender internationaler Anerkennung faktisch unabhängig ist, behandle ich es mal so. Du schlägst vor:
Das wäre dann jetzt der Zeitpunkt, NATO-Truppen in Moldawien zu stationieren, sofern die Regierung diese haben will. Und wenn sich der Krieg für die Ukraine günstig entwickelt, hat sie ja vielleicht irgendwann die Kapazitäten, die 1500 russischen Soldaten in ihrem Rücken zu neutralisieren. Dann müsste die Republik Moldau selbstverständlich dort wieder die Kontrolle übernehmen, ohne die russischen Truppen als "Ordnungsmacht".
1. Damit würde die Ukraine in ein Nachbarland einmarschieren. Transnistrien beteiligt sich nämlich bisher nicht am Ukrainekrieg. Damit hätten die Ukrainer nicht nur 1500 russische Soldaten gegen sich, sondern auch die transnistrische Armee und transnistrische Freiwilligenverbände, die einen Einmarsch der Ukraine zusammen mit Moldau als neue "Ordnungsmacht" bestimmt nicht super finden. Noch ein Krieg ist genau das, was die Region gerade braucht. Und eine weitere Front genau das, was die Ukrainer gerade noch dringender brauchen als westliche Waffen. :shock:

2. Wenn man Transnistrien wieder Moldau zuschlägt, hat man auf einmal in ganz Moldau eine pro-russische Bevölkerungsmehrheit. :clap: Spätestens bei der nächsten Wahl hätte man ein Land, dass mehrheitlich weder an EU noch NATO ein Interesse hat. Im Grunde will nicht einmal Moldau Transnistrien zurück, das würde das fragile Kräftegefüge im Land zerreißen.
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Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Rince81 hat geschrieben: 23. Apr 2022, 21:26
Mauswanderer hat geschrieben: 23. Apr 2022, 19:14 Keine Ahnung, warum du das so auf das Militärische konzentrierst. Der Ukrainekrieg ist kein Command and Conquer.
Weil ein Krieg primär aufs militärische konzentriert werden kann.
Mit dieser Aussage kann ich in dem Kontext nichts anfangen. Ich habe gefordert, dass man nicht mehr so unfassbar viel "Rücksicht" auf Putins Laune nimmt, sondern Russland zeigt, dass das eine echt dumme Idee war, Kriegsausgang hin oder her. Wenn du gerne wieder zum Business as usual mit Russland zurück möchtest, sobald der letzte Schuss gefallen ist, darfst du das gerne fordern. Ich halte es aber für fahrlässig und dem nächsten Krieg Vorschub leistend.

Bezüglich Moldawien ist mein Wunsch erstmal nur, dass die NATO (oder meinetwegen EU) den Stolperdraht auslegen, der eine russische Invasion dort durch Abschreckung verhindert. Was dann sonst so passiert, ist erstmal maximalhypothetisch und wird weder durch die NATO, noch die EU initiiert (auch wenn das natürlich das russische Narrativ sein wird). Ob sich sie Ukrainer dann mit der transnistrischen Bevölkerung arrangieren, ist natürlich eine Vorbedingung. Im Bürgerkrieg stand die Ukraine ja sogar noch auf der Seite Transnistriens.

Geostrategisch wäre es ein großer Gewinn für den Frieden in Europa, die russische De-facto-Besetzung dort zu beenden, da sie den russischen Imperialismusdrang ja nachweislich beflügelt. Eine gewaltlose Lösung des eingefrorenen Konflikts ist absolut erstrebenswert, m. M. n. aber nur ohne die russischen Truppen möglich. Für Transnistrien selbst wäre es wohl ebenso ein Gewinn, wenn man die richtigen wirtschaftlichen Anreize setzt. Moldawien wäre jetzt so schon nicht unbedingt mein favorisierter Lebensmittelpunkt, und in Transnistrien sind die Leute mit dem durch Russland gestützten Regime nochmal ganz erheblich schlechter dran. Hier könnte die Ukraine sogar eine erhebliche Rolle als Vermittler spielen.
Wolfgang
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Wolfgang »

https://www.nytimes.com/2022/04/23/worl ... nergy.html

Keinerlei Distanzierung von Putin durch Schröder, und auch kein kritisches Wort über Putin - im Gegenteil!
-> Das ist wohl das widerlichste Interview zum Ukraine Krieg überhaupt.

In other News:
Deutschland hat jetzt 4 Wochen fast gar nichts an die Ukraine an Militär geliefert - ist ja nicht so dass eine Osteroffensive bevorstand...

Man kann nur hoffen, dass Russland haushoch verliert, weil wenn nicht, wird Deutschland hauptverantwortlich gemacht werden.
Zuletzt geändert von Wolfgang am 23. Apr 2022, 22:25, insgesamt 2-mal geändert.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Wolfgang hat geschrieben: 23. Apr 2022, 22:04 In other News:
Deutschland hat jetzt 4 Wochen fast gar nichts an die Ukraine an Militär geliefert - ist ja nicht so dass eine Osteroffensive bevorstand...
Gibt es für solche Aussagen Quellen oder ist das eine Annahme, weil keine Lieferungen rausposaunt wurden?
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Wolfgang
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Wolfgang »

Lanz diese Woche.
Jemand mit Einblick. Wortlaut war in der Richtung kaum etwas geliefert.
Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Rince81 hat geschrieben: 23. Apr 2022, 18:53 Was ist, wenn die Ukrainer Putin etwas "gesichtswahrendes" erlauben? Das ist dein eigentlicher Take, die Ukrainer dabei bei Dir nur die Ergänzung.
Irgendwo wird am Ende ein Kompromiss sein und wenn es der Verzicht auf die Krim ist. Eine realistische Rückeroberung sehe ich da auch mit westlichen Waffenlieferungen nicht.
@Rince81 ich habe diesen Gedanken mal meinem ukrainischen Freund geschrieben, du kannst dir glaube ich denken was er dazu geschrieben hat.

Zumal, welcher Kompromiss soll es denn sein nach zehntausenden Toten, Millionen Vertriebenen, hunderttausenden entführten Ukrainern? Meinst du wirklich dann gibts nen Deal a la ok Krim und Donbass könnt ihr haben aber damit ist es dann auch wirklich gut?

Ein Zitat noch von meinem ukrainischen Kumpel, bzw eigentlich eins von Putin am 23.02. öffentlich im Staatsfernsehen:
"Ich beginne also mit der Tatsache, dass die moderne Ukraine vollständig von Russland geschaffen wurde, genauer gesagt vom bolschewistischen, kommunistischen Russland. Dieser Prozess begann praktisch unmittelbar nach der Revolution von 1917, und Lenin und seine Kameraden taten dies auf eine Art und Weise, die für Russland extrem hart war – durch die Abtrennung, die Abtrennung dessen, was historisch gesehen russisches Land ist.

Es ist anzumerken, dass die Ukraine eigentlich nie stabile Traditionen echter Staatlichkeit hatte. Deshalb entschied sie sich 1991 für die gedankenlose Nachahmung ausländischer Modelle, die nichts mit der Geschichte und den ukrainischen Realitäten zu tun haben. Die politischen Regierungsinstitutionen wurden mehrfach an die schnell wachsenden Clans und ihre eigennützigen Interessen angepasst, die nichts mit den Interessen des ukrainischen Volkes zu tun hatten."
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lipt00n
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von lipt00n »

Ich bin mir generell nicht sicher wie die ganze Welt überhaupt noch mal etwas mit einem Putin-Regime absprechen, verhandeln etc. kann. Jedes mal wenn dort jemand den Mund aufmacht, kommt eine Lüge oder ein Propagandamärchen heraus (das ist ja im Kern beides das Gleiche). Das grenzt für mich schon ans Unerträgliche.
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Crenshaw
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Crenshaw »

ich verstehe nicht, warum, der "Westen" nichts besseres zu tun hat, als die Ukrainer einen nicht gewinnbaren Krieg führen zu lassen und , anstatt beide Seiten an den Verhandlungstisch zu zwingen und im Hintergrund mit dem Gasembargo glaubhaft zu drohen

noch hätte Scholz und je nachdem wie die Wahl ausgeht Macron die Chance etwas zu reißen, aber nur abwarten und den Krieg anheizen wird nur dazu führen, das es irgendwann keine Optionen mehr gibt und man seine starke Position eingebüßt hat

das Gasembargo ist die stärkste Waffe die Deutschland hatte und sollte offensiv genutzt werden, als das man irgendwann gezwungen ist sie zu ziehen, aber nichts mehr erreichen kann (außer das Russland weniger Geld in Zukunft hat)

wenn man die US-Warnungen vor dem Einsatz von Atombomben ernst nimmt, hat man eigentlich keine andere Wahl als jetzt aktiv zu werden, spätestens wenn die Ukraine Russland soviel Schaden zugefügt hat, das Putin taktische Atombomben einsetzt, ist es deutlich zu spät und egal wieviel Waffen der Westen bereit ist zu schicken, nach einer taktischen Atombombe auf Kiew ist der Krieg vorbei

und man sollte stark aufpassen, sich von den USA so treiben zu lassen, die Folgen des Krieges werden auf dem Rücken von Europa getragen und die USA werden da höchstens ihren Nutzen draus ziehen, wie schon bei den vergangen Kriegen in Irak, Afghanistan usw.
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lipt00n
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von lipt00n »

Crenshaw hat geschrieben: 24. Apr 2022, 10:47 ich verstehe nicht, warum, der "Westen" nichts besseres zu tun hat, als die Ukrainer einen nicht gewinnbaren Krieg führen zu lassen und , anstatt beide Seiten an den Verhandlungstisch zu zwingen und im Hintergrund mit dem Gasembargo glaubhaft zu drohen
Ich sehe das als absolut unrealistisch an, da die ausgegebenen Kriegsziele und die von Putin formulierte Motivation dieses Krieges überhaupt gar keinen Spielraum für irgendwelche Verhandlungen bieten. Also wirklich exakt null.
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Crenshaw hat geschrieben: 24. Apr 2022, 10:47 ich verstehe nicht, warum, der "Westen" nichts besseres zu tun hat, als die Ukrainer einen nicht gewinnbaren Krieg führen zu lassen und , anstatt beide Seiten an den Verhandlungstisch zu zwingen und im Hintergrund mit dem Gasembargo glaubhaft zu drohen
Derzeit gehen ja durchaus einige Experten davon aus, dass die Ukraine den Krieg gewinnen kann (nicht sicher, ob ich das glaube, aber ich bin halt auch ahnungslos). Das einzige „Totschlagargument“ bzgl. eines garantierten russischen Sieges sind ja die Nuklearwaffen und deren Einsatz ist einfach extrem unwahrscheinlich, denn sie bringen Russland im Grunde keinerlei Vorteil. Im Gegenteil riskiert man damit einen direkten NATO Einsatz, Isolation auch von China/Indien und praktisch jedem außer Nordkorea, Fallout auf eigenem Gebiet, innere Unruhe / Putschgefahr etc. Der Nuklearwaffeneinsatz ist ein Bluff, den man hier nicht durchgehen lassen kann, sonst legitimiert man zu sehr solche Erpressungen in der Zukunft.

Interessant hierzu auch: https://youtu.be/4uyOLmIEIAU - ab 8:09

Es macht auch keinen Sinn zu glauben, dass Putin einerseits einen Atomschlag autorisieren würde, andererseits aber von einem Gasembargo zu Konzessionen gezwungen werden kann(das bei einem Atomschlag ja 100% sofort erfolgen würde und zwar quasi weltweit). Entweder man hält ihn für völlig irre oder nicht. Da muss man sich IMO schon entscheiden. Und dabei ist noch nichtmal angesprochen, dass die Ukraine außer einem völligen Rückzug vermutlich keine Verhandlungsbasis akzeptieren wird, solange der Krieg für sie keine dramatisch schlechtere Wendung nimmt oder sie die Verbündeten fallen lassen, indem sie drohen alle Hilfslieferungen einzustellen.

Andre
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lolaldanee
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von lolaldanee »

Zu dem Thema möcht ich mal folgendes Video da lassen, kurze Betrachtung der gegenwärtigen Ökonomischen und Militärischen Situation. Klingt alles sehr logisch, soweit.
https://www.youtube.com/watch?v=IpIWswLYAbA

Ein kurzes Fazit: Abhängig davon welche Kriegsziele man definiert, hat die Ukraine den Krieg eigentlich schon gewonnen, jetzt ist noch die Frage, wie sehr sie ihn gewinnen. Den Rest regelt dann die Zeit und die Sanktionen

Inklusive eines netten Game of Thrones Vergleichs :D

P.S: Da ich ja aktuell drei ukrainische Gäste aus Odessa in der Wohnung habe, ist jede Nachricht von Toten oder Bomben von dort zur Zeit echt übel. Das könnte jedes mal die Familie meine Gäste sein. Das Büro wo ihre Mutter arbeitet hat schon ein Loch in der Wand, weil es am von den Russen bombadierten Hafen steht. So surreal das alles. :(
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

https://www.n-tv.de/politik/Schweiz-ver ... 86375.html

Wir können keine Munition für den Marder liefern weil es die Schweiz verbietet...
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Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

DACH mal wieder in trautem Missmanagement vereint. Geschichte wiederholt sich vielleicht nicht, aber das Hauptthema bleibt von Staffel zu Staffel viel zu oft gleich.
GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

lolaldanee hat geschrieben: 24. Apr 2022, 15:55 Zu dem Thema möcht ich mal folgendes Video da lassen, kurze Betrachtung der gegenwärtigen Ökonomischen und Militärischen Situation. Klingt alles sehr logisch, soweit.
https://www.youtube.com/watch?v=IpIWswLYAbA

Ein kurzes Fazit: Abhängig davon welche Kriegsziele man definiert, hat die Ukraine den Krieg eigentlich schon gewonnen, jetzt ist noch die Frage, wie sehr sie ihn gewinnen. Den Rest regelt dann die Zeit und die Sanktionen
Ich kanns mir grad nicht ansehen, aber wenn man die Auswirkungen der Sanktionen auf Russland auf der einen Seite, mit der Zerstörung und Tot/Vertreibung in der Ukraine auf der anderen Seite vergleicht, dann klingt das ehrlich gesagt etwas übertrieben positiv.
Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

GoodLord hat geschrieben: 24. Apr 2022, 19:25
lolaldanee hat geschrieben: 24. Apr 2022, 15:55 Zu dem Thema möcht ich mal folgendes Video da lassen, kurze Betrachtung der gegenwärtigen Ökonomischen und Militärischen Situation. Klingt alles sehr logisch, soweit.
https://www.youtube.com/watch?v=IpIWswLYAbA

Ein kurzes Fazit: Abhängig davon welche Kriegsziele man definiert, hat die Ukraine den Krieg eigentlich schon gewonnen, jetzt ist noch die Frage, wie sehr sie ihn gewinnen. Den Rest regelt dann die Zeit und die Sanktionen
Ich kanns mir grad nicht ansehen, aber wenn man die Auswirkungen der Sanktionen auf Russland auf der einen Seite, mit der Zerstörung und Tot/Vertreibung in der Ukraine auf der anderen Seite vergleicht, dann klingt das ehrlich gesagt etwas übertrieben positiv.
Ich würde dir empfehlen dass Video einfach anzusehen. Es ist nicht übertrieben positiv, im Gegenteil, unsere Annahmen im Westen gegenüber der Ukraine sind einfach immer noch in der breiten Bevölkerung extrem pessimistisch wenn nicht gar ängstlich (siehe das taktische Atombomben-Gespenst was hier auch wieder erwähnt wurde).

Natürlich kann man das durch Russland konstant ausgeübte Leid am ukrainischen Volk sowie die Zerstörung der Städte im Osten nicht beziffern. Aber wenn man einen Schritt zurück geht und sich nicht von dieser bloßen Zerstörung beinflussen lässt (was übrigens auch in dem von Andre verlinkten Talk-Video von der Expertin sehr gut aufgegriffen wurde) sieht man die Dinge etwas sachlicher.

Und da ist es auf der Habenseite nun mal so:

- Die Ukraine hat die finanzielle und teilweise auch militärtechnische Unterstützung nahe des gesamten Westens, d.H. ihr Kreditrahmen ist erst mal theoretisch unendlich (Inflation im Westen mal ausgeklammert)

- Russlands Wirtschaft wird massiv sanktioniert, Schlüsselindustrien laufen nicht mehr und es bleibt nur noch die Geoschätze zu Dumpingpreisen an die verbliebenen Handelspartner wie China und Indien zu verkaufen. Militärische High-Tech-Waffen sind massiv abhängig von westlichen Schlüsseltechnologien (dazu gibts ziemlich gute Videos mit passenden Quellen, im Prinzip hat selbst die westliche Industrie massiv an aufgerüsteten Schützen- und Radpanzern mitgewirkt)

- Dazu kommt die schiere Größe der Ukraine. Selbst wenn Russland massiv sein ganzen Militär in das Land dumpen würde, das würde ihnen erst mal keinen massiven Vorteil verschaffen (siehe auch die immer wieder zerbombten Kolonnen) weil sie weiterhin eine wehrhafte Westukraine haben mit vielen Städten.

Mir scheint dass bei uns durch die Atommacht immer noch Russland mit der Sowjetunion verwechselt wird in seiner Fähigkeit als globaler Player. Angesichts der schon vorher katastrophalen Wirtschaft von Russland und der immer weiter fortschreitenden Isolation von G7 Staaten kann davon aber keine Rede sein. Bleibt das Schreckgespenst Atombombe. Aber auch hier, wie hier schon bereits erwähnt, entweder wir haben es mit einem wahnsinnigen zu tun und dann müssten wir uns fürchten (ebenso wie die gesamte russische Bevölkerung inklusive Generalstab) oder aber mit einer rationalen Strategie in der die Angst vor der Bombe genutzt wird für strategische Angriffskriege. Beides geht nicht, entweder oder.
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Dazu passt auch ganz gut ins Bild, was man sonst so aus der russischen Wirtschaft hört. Lada baut jetzt wieder PKW ohne ABS und Co. (https://motor.ru/news/lada-simplified-13-04-2022.htm), weil die Bauteile dafür bisher aus dem Westen kamen. Wenn das schon nicht kurzfristig ersetzbar ist, dann wird es bei anderer "High Tech" ähnlich schwierig sein.
Raptor 2101
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

Crenshaw hat geschrieben: 24. Apr 2022, 10:47 ich verstehe nicht, warum, der "Westen" nichts besseres zu tun hat, als die Ukrainer einen nicht gewinnbaren Krieg führen zu lassen und , anstatt beide Seiten an den Verhandlungstisch zu zwingen und im Hintergrund mit dem Gasembargo glaubhaft zu drohen
Weil wir nichts haben um Russland zu irgendetwas zu zwingen. Nichts von dem was wir haben (nicht militärisch), zwingt Russland dazu mit irgendwas aufzuhören. Man sollte immer im Hinterkopf behalten, da werden gerade Menschen in Massen hingerichtet oder deportiert. Der diplomatische Weg bedeutet leider, diesen Status Quo zu akzeptieren und diese Menschen abzuschreiben.

Davon abgesehen zwingen wir die Ukrainer zu nichts. Es ist ja eher so, dass sie um Waffen bitten. Wir ermöglichen, dass die sich verteidigen können. Ich verstehe die Logik hinter "lass dich erstmal erobern und leiste dann Widerstand" nicht. Ich kann mich an kein Ereignis in der Vergangenheit erinnern, bei dem das nicht zu massive Verluste an Menschenleben oder gar Ausrottung der Identität der "eroberten" gebracht hat.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt übrigens, der Krieg ist bei weiten nicht "nicht zu gewinnen": https://www.youtube.com/watch?v=-sbmgOiQWjc.
GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Carlos hat geschrieben: 25. Apr 2022, 00:04
GoodLord hat geschrieben: 24. Apr 2022, 19:25
lolaldanee hat geschrieben: 24. Apr 2022, 15:55 Zu dem Thema möcht ich mal folgendes Video da lassen, kurze Betrachtung der gegenwärtigen Ökonomischen und Militärischen Situation. Klingt alles sehr logisch, soweit.
https://www.youtube.com/watch?v=IpIWswLYAbA

Ein kurzes Fazit: Abhängig davon welche Kriegsziele man definiert, hat die Ukraine den Krieg eigentlich schon gewonnen, jetzt ist noch die Frage, wie sehr sie ihn gewinnen. Den Rest regelt dann die Zeit und die Sanktionen
Ich kanns mir grad nicht ansehen, aber wenn man die Auswirkungen der Sanktionen auf Russland auf der einen Seite, mit der Zerstörung und Tot/Vertreibung in der Ukraine auf der anderen Seite vergleicht, dann klingt das ehrlich gesagt etwas übertrieben positiv.
Ich würde dir empfehlen dass Video einfach anzusehen. Es ist nicht übertrieben positiv, im Gegenteil, unsere Annahmen im Westen gegenüber der Ukraine sind einfach immer noch in der breiten Bevölkerung extrem pessimistisch [...]
Mir gings speziell um den letzten zitierten Teil (hätte ich hervorheben sollen). Der klang für mich so, als würde die Zeit für die Ukraine arbeiten. Das mag rein militärisch der Fall sein, aber je länger der Krieg unter den derzeitigen Bedingungen weiter läuft, desto mehr Zivilisten sterben bzw. werden ermordet, desto mehr Schaden nimmt die ukrainische Wirtschaft und desto teurer wird der Wiederaufbau.

Auch wenn ich höre es ginge nur darum "wie sehr sie ihn gewinnt", dann klingt das für mich so, als ob die Ukraine am Ende netto noch irgendeinen Nutzen aus diesem Krieg ziehen wird und das finde ich halt schwer zu glauben. Ich meine, selbst wenn am Ende z.B. eine EU Mitgliedschaft dabei herauskommt (wahrscheinlich) und/oder sogar die Grenzen am ende wieder so wie vor 2014 verlaufen (Keine Ahnung), dann wäre der Preis immernoch viel zu hoch gewesen.

Mir ist schon klar, dass das die Formulierung höchst wahrscheinlich nicht so gemeint war und sich rein auf militärische Aspekte bezogen hat, aber dass war halt die Assoziation, die sie bei mir ausgelöst hat, daher mein Kommentar.
Carlos hat geschrieben: 25. Apr 2022, 00:04 - Die Ukraine hat die finanzielle und teilweise auch militärtechnische Unterstützung nahe des gesamten Westens, d.H. ihr Kreditrahmen ist erst mal theoretisch unendlich (Inflation im Westen mal ausgeklammert)
Im Video gings übrigens explizit um die finanzierung des Krieges. Wie groß z.B. die Wirtschaftshilfen ausfallen (werden) muss man noch sehen. Und wenn wir von Krediten reden, dann muss man die ja auch wieder zurückzahlen können.
Raptor 2101
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

GoodLord hat geschrieben: 25. Apr 2022, 09:52 Mir gings speziell um den letzten zitierten Teil (hätte ich hervorheben sollen). Der klang für mich so, als würde die Zeit für die Ukraine arbeiten. Das mag rein militärisch der Fall sein, aber je länger der Krieg unter den derzeitigen Bedingungen weiter läuft, desto mehr Zivilisten sterben bzw. werden ermordet, desto mehr Schaden nimmt die ukrainische Wirtschaft und desto teurer wird der Wiederaufbau.
Was ist die Alternative? Russland wird nicht einfach aufhören. Russland hat auch nicht gerade einen guten TrackRecord wenn es um die Behandlung gerade "eroberter Gebiete" geht. Tschetschenien ist nicht gerade ein wirtschaftliches Powerhouse oder der Ort der menschlichen Nächstenlieben... Wo kommt die Annahme her, dass das Sterben der Zivilisten oder der schaden an der Wirtschaft mit einem Sieg Russlands abgewendet werden kann?
GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Raptor 2101 hat geschrieben: 25. Apr 2022, 10:05
GoodLord hat geschrieben: 25. Apr 2022, 09:52 Mir gings speziell um den letzten zitierten Teil (hätte ich hervorheben sollen). Der klang für mich so, als würde die Zeit für die Ukraine arbeiten. Das mag rein militärisch der Fall sein, aber je länger der Krieg unter den derzeitigen Bedingungen weiter läuft, desto mehr Zivilisten sterben bzw. werden ermordet, desto mehr Schaden nimmt die ukrainische Wirtschaft und desto teurer wird der Wiederaufbau. Russland wird nicht einfach aufhören. Russland hat auch nicht gerade einen guten TrackRecord wenn es um die Behandlung gerade "eroberter Gebiete" geht. Tschetschenien ist nicht gerade ein wirtschaftliches Powerhouse oder der Ort der menschlichen Nächstenlieben... Wo kommt die Annahme her, dass das Sterben der Zivilisten oder der schaden an der Wirtschaft mit einem Sieg Russlands abgewendet werden kann?
Was ist die Alternative?
Nur um das klar zu machen, falls das so rüber kam: An keiner Stelle habe ich (soweit ich mich erinnern kann) jemals gesagt die Ukraine solle sich Russland ergeben.
Wo kommt die Annahme her ich würde denken "dass das Sterben der Zivilisten oder der schaden an der Wirtschaft mit einem Sieg Russlands abgewendet werden kann?"

Generell sehe ich mich nicht im geringsten qualifiziert irgendeine Handlungsweise der Ukraine zu bewerten oder Empfehlungen abzugeben, was sie tun sollte / was am sinnvollsten wäre.
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