Krieg in der Ukraine

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Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Ein mMn sehr guter Beitrag als Antwort auf diesen unsäglichen offenen Brief der "Intellektuellen":

https://www.spiegel.de/politik/offener- ... a661750f2a
Wenn also, wie schon bei der Ukraine, Kriegsgründe beliebig erfunden werden können, und jüdische Präsidenten als Nazis und demokratische Länder als faschistisch bezeichnet werden, wenn also die Bedrohung völlig unabhängig vom eigenen Verhalten und objektiven Realitäten existiert und weiter existieren wird, erübrigt sich die Frage, was man tun kann, um den Konflikt, der ja keiner ist, sondern eine einseitige Aggression, zu entschärfen, bzw. nicht eskalieren zu lassen. Denn die Antwort lautet: nichts. Wer die Lieferung schwerer Waffen zur reinen Landesverteidigung für Leib und Leben gegen einen übermächtigen Aggressor als Eskalation brandmarkt, hat jeden moralischen Kompass verloren.

Man darf sagen, dass man eine Heidenangst vor der eigenen Courage hat, ja. Man darf auch sagen, dass man lieber feige und lebendig als mutig und tot wäre, auch das ist nachvollziehbar und menschlich. Man sollte es aber nicht als friedliebenden Pazifismus verkaufen, denn de facto wäre das in diesem Fall ein Kotau vor dem Recht des Stärkeren, oder wie Desmond Tutu sagte: »Wenn du in Situationen der Ungerechtigkeit neutral bist, hast du die Seite des Unterdrückers gewählt.« Das kann realpolitisch manchmal notwendig sein, aber sollte ganz sicher nicht zur Handlungsmaxime erhoben werden.
Was das Thema Angst vor der Bombe angeht oder Angst vor einem Überschwappen des Krieges muss ich sagen dass ich langsam wirklich müde bin darüber zu lesen. Angst ist für mich ein schwieriges Argument und wirklich häufig nicht rational zu besprechen. Da finde ich Egoismus und das Bedürfnis den angeschafftem Wohlstand nicht verlieren zu wollen tatsächlich wenigstens ehrlicher. Denn wenn ich mir die Leute so anschaue die das fordern, dann sind sie Teil einer satten, müden Gesellschaft die generell jegliche Veränderung ablehnt, weil sie einfach nicht ins Weltbild passt.
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Cthalin
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Cthalin »

Das ganze Thema ist grausig und jeden Tag erneut schrecklich, und dennoch musste ich gerade lachen bei soviel dummer Ignoranz:
https://twitter.com/sumlenny/status/1520466096662405120
"Nothing to see here. Just Russian anti-fascist army trains for its anti-fascist parade in their fancy anti-fascist uniforms." :ugly:
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Ich weiß nicht wie der Podcast weiterging, weil ich es mir nicht antun wollte, aber in einem der letzten „Auf einen Whisky“-Podcasts ging’s auch um Feindbilder und Vorurteile (gegenüber Russland?), neuer eiserner Vorhang und so.
Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Smutje187 hat geschrieben: 1. Mai 2022, 22:50 Ich weiß nicht wie der Podcast weiterging, weil ich es mir nicht antun wollte, aber in einem der letzten „Auf einen Whisky“-Podcasts ging’s auch um Feindbilder und Vorurteile (gegenüber Russland?), neuer eiserner Vorhang und so.
Welcher konkret ist das denn? Der mit Dom?
https://podtail.com/de/podcast/spielver ... en-whisky/

Und ist der Podcast gut zu hören? Denn zum Thema Feindbilder gegenüber Russland bin ich aktuell glaube ich auch etwas dünnhäutig. Da fand ich schon Uwe Boll aktuell etwas schwierig in seinem Podcast, obwohl er auch gut Kontra bekommen hat. Und auch Olli Schulz bläst immer noch in das man solle Russland nicht zu sehr reizen Horn. Nachdem ich da schon Precht & Lanz nicht mehr unwidersprochen zuhören konnte bin ich etwas...selektiv geworden :roll: :lol:
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Wladimir: "Blyat, mittlerweile ist wohl kein Porzellan mehr übrig, das wir zerschlagen könnten!"

Sergei: "Challenge accepted!"

https://www.haaretz.com/world-news/euro ... 1.10774490

Ich wäre nicht verwundert, wenn wir demnächst mehr israelische Waffen in der Ukraine sehen.
Raptor 2101
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

Carlos hat geschrieben: 2. Mai 2022, 09:29
Smutje187 hat geschrieben: 1. Mai 2022, 22:50 Ich weiß nicht wie der Podcast weiterging, weil ich es mir nicht antun wollte, aber in einem der letzten „Auf einen Whisky“-Podcasts ging’s auch um Feindbilder und Vorurteile (gegenüber Russland?), neuer eiserner Vorhang und so.
Welcher konkret ist das denn? Der mit Dom?
https://podtail.com/de/podcast/spielver ... en-whisky/

Und ist der Podcast gut zu hören? Denn zum Thema Feindbilder gegenüber Russland bin ich aktuell glaube ich auch etwas dünnhäutig. Da fand ich schon Uwe Boll aktuell etwas schwierig in seinem Podcast, obwohl er auch gut Kontra bekommen hat. Und auch Olli Schulz bläst immer noch in das man solle Russland nicht zu sehr reizen Horn. Nachdem ich da schon Precht & Lanz nicht mehr unwidersprochen zuhören konnte bin ich etwas...selektiv geworden :roll: :lol:
Er meint wahrscheinlich den Cast mit Martin Seng: https://www.spielvertiefung.de/podcast/ ... tin-f-seng. Es geht um die Feindbilder in Fallout und die Verballhornung via "Charactere" ala Liberty prime (quotes: "Democracy is non-negotiable", "Embrace democracy, or you will be eradicated."). Das einzige was mich an dem Cast getriggert hat, war das lange schwadronieren über EldenRing. Der Rest war naja ... Fallout ist halt eine Persiflage ...
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Joa, Martin Seng - wie gesagt, nicht fertig gehört, hatte aber direkt ein ungutes Gefühl als man im Rahmen des Überfalls auf die Ukraine von alten Feindbildern sprach, da hatte ich spontan kein Interesse mehr am weiterhören nachdem in einer früheren Folge schon mal von der Wiederkehr des alten Feindbilds Russlands gesprochen wurde.
Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

Was mir YouTube letztens mal empfahl war eine "Livereportage" zun Augustcoup in der russischen Sovietrepublik 1991 https://youtu.be/LsF4c06txHM
Ganz nett das heute anzuschaun, und Hoffnungen zu machen, dass Leute doch nochma auf die Straße gehen werden, je nachdem wie Ukraine weitergeht.
Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Raptor 2101 hat geschrieben: 2. Mai 2022, 11:11
Carlos hat geschrieben: 2. Mai 2022, 09:29
Smutje187 hat geschrieben: 1. Mai 2022, 22:50 Ich weiß nicht wie der Podcast weiterging, weil ich es mir nicht antun wollte, aber in einem der letzten „Auf einen Whisky“-Podcasts ging’s auch um Feindbilder und Vorurteile (gegenüber Russland?), neuer eiserner Vorhang und so.
Welcher konkret ist das denn? Der mit Dom?
https://podtail.com/de/podcast/spielver ... en-whisky/

Und ist der Podcast gut zu hören? Denn zum Thema Feindbilder gegenüber Russland bin ich aktuell glaube ich auch etwas dünnhäutig. Da fand ich schon Uwe Boll aktuell etwas schwierig in seinem Podcast, obwohl er auch gut Kontra bekommen hat. Und auch Olli Schulz bläst immer noch in das man solle Russland nicht zu sehr reizen Horn. Nachdem ich da schon Precht & Lanz nicht mehr unwidersprochen zuhören konnte bin ich etwas...selektiv geworden :roll: :lol:
Er meint wahrscheinlich den Cast mit Martin Seng: https://www.spielvertiefung.de/podcast/ ... tin-f-seng. Es geht um die Feindbilder in Fallout und die Verballhornung via "Charactere" ala Liberty prime (quotes: "Democracy is non-negotiable", "Embrace democracy, or you will be eradicated."). Das einzige was mich an dem Cast getriggert hat, war das lange schwadronieren über EldenRing. Der Rest war naja ... Fallout ist halt eine Persiflage ...
Danke sehr, da höre ich gleich mal rein. Apropos Podcast, ich kann die aktuelle Folge vom FAZ-Podcast echt empfehlen. Ich hoffe ich komme hier nicht als FAZ Fanboy rüber, aber die haben auch einfach echt ne gute, ausgewogene Berichterstattung aktuell.

Diesmal ging es um die "German Angst":
https://www.faz.net/podcasts/f-a-z-podc ... 99725.html

Insbesondere Florence Gaub, die auch einen Artikel zum dem Thema verfasst hat erklärt ganz gut woher diese Ängste kommen und warum sich das teilweise fast ins irrationale bewegt. Ich musste mal wieder an die U-Bahn Szene aus dem Film denken, aber im Prinzip kann man auch jedes andere reale Beispiel nehmen wo unter dem Blick der Öffentlichkeit jemandem Gewalt angetan wird und die Umgebung aus Angst, selbst Opfer zu sein völlig irrational handelt bzw nicht handelt und sich das dann irgendwie auch noch im eigenen Kopf umschreibt dass es die beste Handlung war, nichts zu tun. So passen dann auch die Argumente der offenen Brief-Schreiber oder Schreihälse auf den 1. Mai Demos. Dann dreht man sich so lange das Bild bis es dann der Verteidiger oder deren Helfer sind, die den Aggressor ungebührlich reizen und die eigentlich für die Eskalation verantwortlich sind.

Aber auch der Schauspieler und Unterzeichner Edgar Selge kommt zu Wort. Das fand ich stellenweise zwar schwer erträglich aber immerhin sehr aufschlussreich im Gegensatz zu seinen schriftlichen Äußerungen in Interviews. Was ich da raushöre ist wirklich ein Generationenkonflikt, Leute die in einer Generation leben wo sie sich noch verantwortlich fühlen für die Taten der Eltern und Stalingrad gegenüber Russland, die haben es offensichtlich wirklich schwer, hier so spät in ihrem Leben noch mal neue Realitäten zu akzeptieren. Ganz im Gegenteil zu einer jüngeren Generation der EU die mit Deutschlands Vergangenheit abgeschlossen hat und einfach Demokratie will und bereit ist für Werte auch ihr Weltbild eben noch mal anzupassen (siehe auch Grüne Politiker die sich zu schweren Waffenlieferungen entschließen).

Aber am besten fasst es der Podcast-Moderator am Ende zusammen
"In was für einem Land leben wir eigentlich, in dem die Sorge um den eigenen Wohlstand größer ist als die Sorge um das Schicksal eines unserer europäischen Nachbarn. In dem Ratschläge erteilt werden wann ein berechtigter Widerstand nicht mehr berechtigt ist.
Es ist eine Gesellschaft die sich die Erfahrung mit Gewalt mit aller Kraft vom Leib halten will...die nach wie vor zu glauben scheint, dass ihr Pazifismus in Verbindung mit einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung so anziehend wirkt, dass schon keiner auf dumme Ideen kommen wird. Krieg...so war und ist offenbar die einhellige Meinung in Deutschland, Krieg ist nicht vereinbar mit unserem Leben, mit unserer Zeit...
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

„Russia accuses Israel of backing ‘neo-Nazis’ in Kyiv as diplomatic row grows
Moscow hits back at Israeli criticism of Sergei Lavrov’s claim that Adolf Hitler ‘had Jewish blood’“ (https://www.theguardian.com/world/2022/ ... -row-grows)

Hatte das jemand auf der Bingo-Karte für 2022?
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Andre Peschke hat geschrieben: 26. Apr 2022, 10:04 Kleines Update noch:
https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 2dbaaebd74

In dem Beitrag heißt es, wir würden nun u.a. doch Geparden (Flugabwehrpanzer) an die Ukraine liefern. Was ein bemerkenswerter turnaround ist, denn in dem Spiegel-Gespräch zwischen Strack-Zimmermann und Melnyk (hatte ich vor einiger Zeit hier verlinkt), waren sich beide noch einig, dass der Gepard nicht infrage kommt, da dafür keine Munition verfügbar sei. Melnyk erweckte sogar den Eindruck, man habe schon international versucht, Munitionsbestände zu kaufen und habe nur noch in Brasilien was rumliegen gefunden.

Vermutlich unterm Strich nur ein weiteres Beispiel dafür, wie ungesichert die Informationslage ist, sogar bei den Verantwortlichen.

Andre
Tja... War vielleicht doch kein Beispiel für eine ungesicherte Informationslage, sondern nur dafür, dass diese große Geparden-Lieferung ein ziemliches Trauerspiel zu werden droht. Kurz: Die ganzen Probleme, wegen denen wir vorher den Gepard ausgeschlossen haben, waren nicht überzeichnet. Munition ist knapp, die Instandsetzung wird auf 6 Monate taxiert, zusätzlich zu Monaten der nötigen Ausbildung, wie das mit der Wartung hinterher funktioniert, ist auch unklar.

Einiges wird man sicher auch mal etwas quick&dirty machen können, aber wenn das Ding noch von Nutzen sein soll, dann muss der Krieg noch ganze Weile andauern.

https://www.spiegel.de/wissenschaft/tec ... 2bc5ce9b85

Wie im Ottofilm: Da waren sie wieder, meine drei Probleme: Keine Munition, keine Ausbildung, keine Ahnung wie's weitergehen soll. ;)

Andre
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Wenn ich mir gerade die Behandlung der Bundesregierung durch die ukrainischen Offiziellen ansehe - Stichworte Merz und die beleidigte Leberwurst bin ich mir wirklich nicht sicher, was sich die Ukraine davon mittelfristig verspricht bzw. was für einem Zerrbild man hinterherläuft.

Bei Twitter und Co liest man gerade viel von fehlender "Dankbarkeit" der Ukraine gegenüber Deutschland und nö, die Ukraine und die Ukrainer müssen nicht dankbar sein, wenn sie gerade Geld, Waffen und Munition bekommen. Was man sich aber erhofft ausgerechnet die Bundesregierung am laufenden Band zu brüskieren verstehe ich aber nicht.

Ich habe den Impuls verstanden Steinmeier auszuladen, zum einen wegen der Steinmeierformel und auch weil er lediglich das repräsentative Staatsoberhaupt ist und "mit leeren Händen" kommt auch wenn ich es politisch falsch fand. Das dies einen zeitnahen Besuch des Kanzlers verhindert dürfte in Kiew hoffentlich klar gewesen sein. Nun aber den mit noch leereren Händen kommenden Merz für eine Stunde zu treffen brüskiert die Bundesregierung imho nachvollziehbar weiter.
Normalerweise trifft sich ein westliches Staatsoberhaupt nur in totalitären Regimen zuerst mit der Opposition - gleichzeitig bezeichnet der Botschafter den Kanzler fast zeitgleich als beleidigte Leberwurst. Übrigens hat Zelensky bereits Anfang Februar Baerbock demonstrativ kurzfristig ausgeladen.

Dankbarkeit ist nicht erforderlich, was sich die Ukraine aber mittel bis langfristig von der Brüskierung eines der größten Geldgebers in der Vergangenheit und vermutlich auch der Zukunft erhofft muss mir mal jemand erklären.
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GoodLord
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Will sicher nicht ausschließen, dass dahinter ein Plan steht, aber ich sag mal so: unter den gegebenen Umständen wäre ich auch nicht überrascht, wenn nicht alle Entscheidungen in Kiew 100% rational durchdacht sind.
Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Rince81 hat geschrieben: 4. Mai 2022, 08:51
Dankbarkeit ist nicht erforderlich, was sich die Ukraine aber mittel bis langfristig von der Brüskierung eines der größten Geldgebers in der Vergangenheit und vermutlich auch der Zukunft erhofft muss mir mal jemand erklären.
Ich finde es keine Brüskierung, solidarische Besuche in der Ukraine sind ja kein Thema wo es irgendwie begrenzte Plätze oder so gäbe. Ich kann auch die Argumentation nicht verstehen dass Scholz jetzt nicht mehr einreisen könne wegen Steinmeier. Ganz ehrlich, wenn Russland das selbe Theater vor Februar abgezogen hätte wäre Scholz trotzdem zu Putin gereist, selbst wenn sie vorher Baerbock oder Steinmeier nicht empfangen hätten.

Aber immerhin, diese Bilder hatte ich auch nicht auf meiner Bingo-Card, während Merz mit den Klitschkos in der Ukraine steht, chillt Scholz in Deuschland mit der schwedischen und finnischen MP. Bin mal gespannt welches Bild bei der Landtagswahl für mehr Prozente sorgt
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Vieles hängt natürlich auch vom weiteren Verlauf der Offensive ab, aber ich könnte mir vorstellen dass im Falle eines blutigen Endes in Mariupol die Bilder von Scholz eher als nicht so geil angesehen werden. Andere werden es natürlich wieder als weltmännisch und zukunftsgerichtet ansehen.... We will see
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Carlos hat geschrieben: 4. Mai 2022, 10:16 Ich finde es keine Brüskierung, solidarische Besuche in der Ukraine sind ja kein Thema wo es irgendwie begrenzte Plätze oder so gäbe.
Doch, jeder dieser Besuche ist ein Sicherheitsrisiko für Kiew und bindet entsprechend Personal und Zeit. Das ganze für etwas Nebenaußenpolitik des Oppositionsführers, der damit - wie Du selbst schreibst - wohl primär bei den nächsten Landtagswahlen punkten will. Imho tut sich die Ukraine damit keinen gefallen.
Ich kann auch die Argumentation nicht verstehen dass Scholz jetzt nicht mehr einreisen könne wegen Steinmeier.
Ein diplomatischer Affront ist ein diplomatischer Affront. Imho völlig nachvollziehbar, dass Scholz nach der Ausladung Steinmeiers nicht gleich seine Koffer gepackt hat...

PS: Ich glaube nicht, dass er ausgerechnet mit den schwedischen und finnischen MP "chillt", da dürfte das Thema Ukraine, Russland und vor allem Nato ganz oben stehen...
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben: 4. Mai 2022, 08:51 Ich habe den Impuls verstanden Steinmeier auszuladen, zum einen wegen der Steinmeierformel und auch weil er lediglich das repräsentative Staatsoberhaupt ist und "mit leeren Händen" kommt auch wenn ich es politisch falsch fand. Das dies einen zeitnahen Besuch des Kanzlers verhindert dürfte in Kiew hoffentlich klar gewesen sein. Nun aber den mit noch leereren Händen kommenden Merz für eine Stunde zu treffen brüskiert die Bundesregierung imho nachvollziehbar weiter.
Normalerweise trifft sich ein westliches Staatsoberhaupt nur in totalitären Regimen zuerst mit der Opposition - gleichzeitig bezeichnet der Botschafter den Kanzler fast zeitgleich als beleidigte Leberwurst. Übrigens hat Zelensky bereits Anfang Februar Baerbock demonstrativ kurzfristig ausgeladen.
Ja, ich hatte damals ja auch der Steinmeier-Ausladung noch das Wort geredet. Inzwischen kratze ich mich auch am Kopf. Ich vermute, man denkt damit den Druck auf Scholz weiter erhöhen zu können. Das hat Anfangs gefühlt noch ganz gut geklappt, inzwischen erscheint das Blatt langsam überreizt.

Generell verstehe ich auch nicht, warum man sich bei den Waffenlieferungen so an Gerät festbeißt, das Deutschland nur semi-effektiv liefern kann. Da sind ständig Systeme im Gespräch, bei denen sich bei genauer Betrachtung zig Probleme rausstellen. Zugleich hat die Ukraine auf ihrer offiziellen Wunschliste noch Posten wie zB ganz normale Tranport-Laster, Jeeps oder vor allem auch Tankwagen offen. Das ist Zeug, bei dem Deutschland eigentlich viele seiner Vorbehalte stecken lassen könnte. Es ist auch für die Logistik der UKR-Truppen wichtig und wir haben ja gesehen, wie entscheidend sowas sein kann. Warum sagt man nicht: "Ok, Deutschland ist für Lieferung schwerer Waffen ziemlich scheiße. Schwenken wir auf den Kram um, den vielleicht sogar zivile Organisationen spenden könnten und den wir auch dringend brauchen"? Vielleicht geht das verhandlungstaktisch nicht, weil zu viele Länder dann sofort auf diese "zivilen"-Güter umschwenken wollen, wenn man die Tür zu weit aufmacht? Das Gefühl bleibt jedenfalls, dass man da nicht alle konstruktiven Optionen ausschöpft.

Die Strategie des Stichelns befeuert stattdessen IMO inzwischen eher Debatten, die zu Anfang nur aus dem Putin-Versteher-Lager kamen. Fragen wie "Wem helfen wir da eigentlich und rüsten ihn hart auf?", "Was für ein Partner wird die Ukraine eigentlich sein, wenn das alles vorbei ist?" etc, gewinnen da an Traktion.

Andre
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: 4. Mai 2022, 10:48 Schwenken wir auf den Kram um, den vielleicht sogar zivile Organisationen spenden könnten und den wir auch dringend brauchen"? Vielleicht geht das verhandlungstaktisch nicht, weil zu viele Länder dann sofort auf diese "zivilen"-Güter umschwenken wollen, wenn man die Tür zu weit aufmacht? Das Gefühl bleibt jedenfalls, dass man da nicht alle konstruktiven Optionen ausschöpft.
Vor allem passiert das bereits unkompliziert, es sind diverse Krankenwagen und Feuerwehrtrucks an die Ukraine gespendet worden. Selbst Strack-Zimmermann sagt waffentechnisch mittlerweile, dass Deutschland deutlich mehr liefert als wir nach außen kommunizieren. Insbesondere Melnyk riskiert gerade durch das laufende undifferenzierte Beschweren und sticheln selbst wohlwollende Partner zu vergrätzen, es nutzt sich einfach ab.
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Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Bildschirmfoto 2022-05-04 um 11.08.46 Mittel.jpeg
Bildschirmfoto 2022-05-04 um 11.08.46 Mittel.jpeg (83.78 KiB) 698 mal betrachtet
Das Problem ist aber dass die Lage immer noch sehr dramatisch ist, von daher wäre es auch kein Freundschaftsbesuch von Scholz. Ich will das aber auch nicht ständig an dieser Personalie aufhängen, sondern nur einen Gegenpunkt liefern.

Während natürlich bei uns die Aufmerksamkeit in der Ukraine schwindet und wir nicht jeden Tag hören wollen von den Versäumnissen der deutschen Regierung und Außenpolitik ist es so dass die Ukrainer wirklich mit allem was sie haben versuchen, die Angriffe der Russen zurück zu schlagen.

Natürlich ist die Nato-Politik zukünftig wichtig und nicht nur der Gedanke an morgen. Umgekehrt ist es aber ein Alltag dass die Ukraine jeden Tag ein Stückchen Land im Osten verliert und diese Verluste hätte man durch eine entschlossenere Handlung unserer Regierung minimieren können.

Das hat auch die im FAZ erwähnte Konfliktforscherin gut auf den Punkt gebracht, im Prinzip ist der aktuelle Kampf im Osten die Verlängerung der danach folgenden Diplomatie. Denn wir sollten uns bewusst sein, alles was sich Russland zwischen Isjum und Melitopol einverleibt wird in zukünftigen Referenden entweder russisch gesteuerten Volksrepubliken gehören oder gar dem Land einverbleibt. Das wird dann ein Konflikt bleiben von Jahrzehnten, nicht von Jahren. Zur Not verteidigt mit schärfsten Atombomben-Drohungen.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Carlos hat geschrieben: 4. Mai 2022, 11:16 Natürlich ist die Nato-Politik zukünftig wichtig und nicht nur der Gedanke an morgen. Umgekehrt ist es aber ein Alltag dass die Ukraine jeden Tag ein Stückchen Land im Osten verliert und diese Verluste hätte man durch eine entschlossenere Handlung unserer Regierung minimieren können.
Wie? Wenn wir uns anschauen, dass Waffensysteme wie der Gepard Monate brauchen werden, eh sie einsatzbereit sind - wenn überhaupt - hätte es faktisch keinen Unterschied gemacht wenn wir die Lieferung bereits im Februar beschlossen hätten.
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Carlos hat geschrieben: 4. Mai 2022, 11:16 Das hat auch die im FAZ erwähnte Konfliktforscherin gut auf den Punkt gebracht, im Prinzip ist der aktuelle Kampf im Osten die Verlängerung der danach folgenden Diplomatie. Denn wir sollten uns bewusst sein, alles was sich Russland zwischen Isjum und Melitopol einverleibt wird in zukünftigen Referenden entweder russisch gesteuerten Volksrepubliken gehören oder gar dem Land einverbleibt. Das wird dann ein Konflikt bleiben von Jahrzehnten, nicht von Jahren. Zur Not verteidigt mit schärfsten Atombomben-Drohungen.
Ich sehe da keinen Widerspruch, wenn wir diskutieren, ob die Ukraine hier konkret im Umgang mit Deutschland kluge Außenpolitik macht. Dabei finde ich es auch nach wie vor korrekt, dass sie eine recht populistische Linie fahren - sie wollen immerhin quasi die ganze Welt für ihre Sache mobilisieren, so gut es nur geht. Ich denke auch, dass ihnen unter diesen Umständen Fehler nicht übermäßig zur Last gelegt werden sollten. Aber man kann sie ja trotzdem diskutieren und eben zB die Frage stellen, ob sie hier die richtige Balance zwischen Druck machen und Rückhalt/Sympathie erhalten gefunden haben, oder ob sie die richigen Schwerpunkte setzen.

Am Ende ist der Lastwagen, der die Munition zur Front bringt, genauso wichtig, wie die Munition und das Geschütz. Ohne jedes Glied in dieser Kette, wird kein Schuss abgefeuert. Zuletzt las ich, dass Zelensky sich 2000 Fahrzeuge aus der Kategorie Tanker, Jeeps, Transporter etc erbeten hat und davon waren gerade mal um die 100 (offiziell) erfüllt. Das hat sich seitdem garantiert schon geändert und die genauen Zahlen sind auch wurscht. Worauf ich raus will ist ja: Man kann schon debattieren, ob es diplomatisch die beste Lösung ist, Deutschland anzuzicken und weiter auf Waffenlieferungen rumzureiten, die selbst unter Idealbedingungen erst in Monaten zum Einsatz kommen können, anstatt auf ebenfalls dringend benötigtes Gerät umzuschwenken, das unmittelbar nutzbar ist und bei dem nichtmal die Friedensbewegten echte Einsprüche vorbringen können sollten.

Man kann zB auch fragen, ob sie es Scholz damit nicht schwerer machen früher auf härtere Sanktionen umzuschwenken, wenn sie dazu beitragen, dass seine Umfragewerte in den Keller gehen.

Solche Fragen kommen ja nicht aus einer Anti-Ukraine-Haltung, sondern weil man sich wünscht, dass sie ihre Chancen optimieren.

Andre
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