Krieg in der Ukraine

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Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Ich finde, er verkauft den noch vorhandenen wirtschaftlichen Einfluss des Westens aber unter Wert. Klar, viele Länder versuchen sich da zu emanzipieren, aber sind eben noch nicht so weit. Selbst China wurde ja plötzlich sehr dünnhäutig, als es dann z. B. gegen Huawei ging. Da gibt es IMHO noch viele ungenutzte Hebel. Es ist ja auch nicht so, dass wir da unsere eigenen Werte verkaufen müssten: Putins relevante Unterstützer in der Welt, auch in grundsätzlich demokratischen Staaten, sind fast samt und sonders autokratisch orientierte Persönlichkeiten und Parteien, egal ob in Indien, China, Brasilien und bald vielleicht auch wieder den USA.
Die freiheitlichen Demokratien sind ihrem Wesen nach halt immer ziemlich schlecht darin gewesen, ihre Werte mit Macht zu verteidigen. Das muss aber nicht so sein.
Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

So wirklich autark ist Russlands Rüstungsindustrie auch wieder nicht. Viel Militärtechnik arbeitet ja mit Chips, und ja es gibt auch russische Chips neben Intel und AMD, aber die sind Leistungstechnisch ziemlich schwach, und weiß nicht ob das ausreicht für moderne Zielerfassungssysteme.

Wir werden klar nicht die komplette Waffenindustrie durch unsere Sanktonen/Embargos zum Stillstand bringen, aber doch zumindest lahmen.

Ich glaube derzeitige Strategie ist, die Ukraine soweit aufzurüsten, dass sich die russische Armee immer weiter in kostspieligen Offensiven ausblutet. Bis entweder irgendwann Ukraine zum großflächigen Gegenschlag ansetzen kann, oder intern das russische Militär streikt aufgrund der Verluste.

Was ich mitbekomme wird die Russische Stärke ja nicht höher in der Ukraine, sie schwächt sich in Wellen ab und wird wieder neu reorganisiert mit Verstärkungen, aber das immer nur auf vorherigen Stand. Während Ukraine zwar auch Verluste zu beklagen hat, aber immer mehr modernes Gerät ausm Westen bekommt und eher schlagkräftiger über die Zeit wird.

Aber wir kriegen zwar einigermaßen gute Infos von den Geheimdiensten über die russische Situation, aber wirklich genaues wissen wir nicht über die Ukrainische Situation. Da war doch vor paar Tagen auch ein russischer Raketenschlag gegen ein Ukrainisches Hauptquartier mit wichtigen Führungspersonal dort, weiß nicht ob das genau bestätigt wurde, und wie es da für die Ukraine aussieht mit deren Offiziersstab beispielsweise.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Mauswanderer hat geschrieben: 6. Jul 2022, 22:35 Diese TV-Journalistin, die dieses Schild hochgehalten hat, angeblich deswegen verfolgt wurde und daher prompt einen Job bei der WELT bekam, war wohl eine russische InfoOp. Surprise, surprise...

Edit: Was natürlich nirgendwo bestätigt wird, man denke sich also bitte ein *möglicherweise* dazu. Aber sie ist wieder in Russland und will ein Buch über die Ukraine und eine "Welle des Hasses", die ihr entgegenschlug, schreiben.
Und sie ist verhaftet:

https://www.spiegel.de/ausland/marina-o ... 78ceca1926
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Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

Live aus dem Kreml:

https://youtu.be/EJRL5iXg8Qo
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Rince81 hat geschrieben: 18. Jul 2022, 01:30
Mauswanderer hat geschrieben: 6. Jul 2022, 22:35 Diese TV-Journalistin, die dieses Schild hochgehalten hat, angeblich deswegen verfolgt wurde und daher prompt einen Job bei der WELT bekam, war wohl eine russische InfoOp. Surprise, surprise...

Edit: Was natürlich nirgendwo bestätigt wird, man denke sich also bitte ein *möglicherweise* dazu. Aber sie ist wieder in Russland und will ein Buch über die Ukraine und eine "Welle des Hasses", die ihr entgegenschlug, schreiben.
Und sie ist verhaftet:

https://www.spiegel.de/ausland/marina-o ... 78ceca1926
Sie ist auf freiem Fuß. Steht auch hinter deinem Link.

Ich glaube dazu mittlerweile gar nichts mehr, was nicht unabhängig bestätigt wurde, das ganze wird sich wohl erst rückblickend wirklich bewerten lassen, wenn überhaupt. Derzeit ist so ziemlich alles daran widersprüchlich.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Mauswanderer hat geschrieben: 18. Jul 2022, 10:30 Sie ist auf freiem Fuß. Steht auch hinter deinem Link.
Zu dem Zeitpunkt zu dem ich das gepostet hatte stand das dort nicht. Da hat der Spiegel im nachhinein den Text inhaltlich angepasst. Da stand ursprünglich:
https://web.archive.org/web/20220717230 ... 78ceca1926
Auch das Bürgerrechtsportal »OVD-Info« in Moskau und die Organisation Cinema for Peace in Deutschland berichteten über die Festnahme. Owsjannikowa Anwalt bestätigte die Festnahme seiner Mandantin gegenüber der Nachrichtenagentur Ria-Nowosti. Es gebe keine Informationen über ihren Aufenthaltsort.
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Nephtis
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Nephtis »

Voigt hat geschrieben: 16. Jul 2022, 18:49 Ich glaube derzeitige Strategie ist, die Ukraine soweit aufzurüsten, dass sich die russische Armee immer weiter in kostspieligen Offensiven ausblutet. Bis entweder irgendwann Ukraine zum großflächigen Gegenschlag ansetzen kann, oder intern das russische Militär streikt aufgrund der Verluste.
Da ist für mich immer noch die Frage ob Putin dann nicht irgendwann durchdreht, wenn er z.B. wieder ordentlich Land verlieren sollte in der Ukraine oder die russische Armee soweit zerstört wurde das zumindest Offensiven nicht mehr möglich sind. Man muss ja nicht direkt die größte Atombombe zünden aber zumindest taktische Nuklearwaffen auf begrenztem Raum sind eine Möglichkeit. So nach dem Motto: "Wenn ich schon die Ukraine nicht bekomme dann bekommt sie keiner und ich lege alles komplett in Schutt und Asche." Dass das komplett Militär dort irgendwann streikt kann ich mir nicht vorstellen. Durch die vorherrschende Propaganda wollen da sicher viele bis zum letzten Tropfen Blut kämpfen.

Hätte Russland nicht den Trumpf der Atomwaffen könnte ansonsten irgendwann auch die NATO mit in den Krieg einsteigen (So traurig das auch wäre) und Russland endgültig zurückschlagen, inklusive der Krim.

Das ist einfach nur noch Geisteskrank und ich glaube die Welt geht so langsam aber sicher vor die Hunde. Anstatt das man weltweit zusammen arbeitet und wirklich kurzfristige sinnvolle und realistische Bestrebungen z.B. gegen die Klimakrise erarbeitet bekriegt man sich lieber damit der Machthunger einzelner Disputen befriedigt wird. Geschichte wiederholt sich immer wieder...

Man muss sich als "der Westen" eben leider davon verabschieden zu denken das man jedem Land seine Denkweise inkl. Demokratie auferlegen kann. Ein Großteil der Länder will dies einfach nicht seitens der dort herrschenden Regierung/Diktatoren. (Die Bevölkerung wahrscheinlich wenn sie das kennenlernen würden). Unser Moralkompass funktioniert da leider nicht.
Santiago Garcia
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Santiago Garcia »

Putin gesteht »kolossal viele Schwierigkeiten« ein

Eigentlich wollte er Stärke demonstrieren – aber jüngste Äußerungen Wladimir Putins lassen vermuten, wie tief die Sanktionen Russland treffen. Vor allem der träge Aufbau der Digitalwirtschaft bereitet offenbar Probleme.
https://www.spiegel.de/wirtschaft/russl ... 49218c02a5

Ich musste ja über dieses Zitat schmunzeln: "Die fast vollständige Sperrung des Zugangs zu ausländischen Hightech-Produkten wird absichtlich gegen unser Land eingesetzt". Ja, no shit, Vladimir?
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Peter
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Peter »

Mit sogenannten Ringtausch-Verfahren soll die Ukraine mit Waffen unterstützt werden. Doch bisher wurde kein einziger Tausch vollzogen. Eine Vereinbarung mit Polen könnte sogar endgültig scheitern. Wie kann das sein?
https://www.tagesschau.de/inland/innenp ... h-101.html

Was soll man denn dazu noch sagen...
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Passt leider ins Schema. Man sollte zu Waffenlieferungen einfach nichts mehr für voll nehmen, was nach Kanzleramt riecht.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Da muss man die Bundesregierung aber auch "in Schutz" nehmen. Die entsprechenden Länder hätten gerne ihre russischen Bestände 1:1 ersetzt gegen moderne deutsche Rüstungssysteme. Bei aller berechtigen Kritik an der Zögerlichkeit der Bundesregierung - dass man da nicht über den Tisch gezogen werden möchte ist nachvollziehbar. Kann nicht Teil der deutschen Ukrainehilfe sein, osteuropäischen Ländern den Verteidigungshaushalt zu finanzieren.
Zuletzt geändert von Rince81 am 20. Jul 2022, 13:50, insgesamt 1-mal geändert.
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Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

mhm weiß nich, wenn wir schon nich westliches Gerät selbst liefern wollen, sondern "nur" altes Ex-Soviet Zeug, sehe ich nich groß den Unterschied. Klar profitieren die Osteuropäer davon, aber halt nur weil wir nich direkt liefern wollen.

Außerdem ist das nicht sogar teils Ex-NVA Bestände was wir denen damals verkauft wurde? War ja dann auch nur Verkauf von "Beutewaffen".
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Andre Peschke
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Voigt hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:13 mhm weiß nich, wenn wir schon nich westliches Gerät selbst liefern wollen, sondern "nur" altes Ex-Soviet Zeug, sehe ich nich groß den Unterschied. Klar profitieren die Osteuropäer davon, aber halt nur weil wir nich direkt liefern wollen
Bin da bei Rince. Ich hatte das auch schon früher im Thread geschrieben: Polen zB stand damals gut da, weil die halt schnell T72 in die Ukraine geschoben haben. Das sie dann im Gegenzug quasi alleine beschlossen haben, dass sie dafür von uns modernste Ersatzpanzer zu bekommen hätten, wurde in der allgemeinen Wut über unsere Zögerlichkeit einfach mal ignoriert.

Auf die Lieferung von Equipment zu setzen, dass die ukrainische Armee kennt, war genau richtig. Nachdem davon nix mehr da ist, wäre es vermutlich optimal sich auf das US-Arsenal zu beschränken, weil die USA als einzige in der Hinsicht genug Inventar haben, um alles aus einer Hand zu liefern. Der Rest supportet mit Equipment das keine Schulung braucht, gibt US-Equipment aus eigenem Bestand weiter oder hilft bei Anlieferung / Finanzierung etc.

Meine Prognose ist nach wie vor, dass wir nach dem Krieg erfahren werden, dass das Sammelsurium an Equipment in der Ukraine keinen bedeutenden Beitrag leistet, vielleicht sogar eine Belastung ist. Hier dieser Panzertyp, dort jene Haubitze, da ein paar Dutzend Raketenartillerie etc. Diesen Gemischtwarenladen zu warten und zu bedienen ist schlicht nicht (effizient) möglich. Das die Ukraine natürlich mindestens ein TikTok zu jedem gelieferten Waffensystem postet, um den Support nicht abreißen zu lassen, ist klar. Aber einzelne Berichte gab es schon, dass der Kram wenig effizient zum Einsatz kommt und zusätzlich die ukrainischen Truppen immer wieder zu früh aus zu vielen unterschiedlichen Schulungen abgezogen werden, weil sie an der Front gebraucht werden.

Soll nicht heißen, dass Waffenlieferungen nicht Not tun (tun sie) und nicht bereits einzelne Systeme wertvoll sind (HIMARS?). Aber dieses Kleiderkammer-Modell... ich kann mir nicht vorstellen, dass das sich rückblickend als sinnvoll erweisen wird.

Andre
Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

Ist halt auch das Ding, wenn viele noch T72 Panzer haben, kann jeder so 3 bis 12 liefern. Ist dann insgesamt auch ne gute Menge, alles von einem Typ und zusätzlich direkt schon was altbekanntes.

Wenn wir jetzt selbst direkt 200 moderne Panzer einer Machart senden würden, würden Schulung nützlich sein und Anwendung funktionieren.

Klar wenn wir stattdessen nur 20 Panzer schicken und Briten 20 ihrer Modelle und die Franzonen nochma 20, dann ist eh nich so viel gewonnen, auch wenn das moderne Dinger sind.
Wenn das so klein zerstückelt ist in viele Modelle ist blöd und wenig effektiv.

Laut Wikipedia haben wir zwar nur so 300 Leopard 2s, aber dafür über 2k Leo1. Daher theoretisch von außen betrachtet könnte man ja 200 bis sogar 1000 Leo 1s schicken. Glaube auch wenn die Ukrainer das weniger kennen, bei so einer großer Lieferung lernen die gerne schnell.

Reduziert unsere Wehrfähigkeit klar, aber hey wer soll jetzt in Europa noch angreifen, jetzt wo so die eine große Gefahr in Ukraine beschäftigt ist, und stärker beschäftigt wäre wenn da plötzlich 1000 Leo 1 stehen.
Rince81
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Voigt hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:46 Laut Wikipedia haben wir zwar nur so 300 Leopard 2s, aber dafür über 2k Leo1. Daher theoretisch von außen betrachtet könnte man ja 200 bis sogar 1000 Leo 1s schicken. Glaube auch wenn die Ukrainer das weniger kennen, bei so einer großer Lieferung lernen die gerne schnell.
Wir haben mit Sicherheit keine zweitausend Leopard 1 rumstehen, der ist seit 2003 nicht mehr im Einsatz.
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Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Rince81 hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:07 Da muss man die Bundesregierung aber auch "in Schutz" nehmen. Die entsprechenden Länder hätten gerne ihre russischen Bestände 1:1 ersetzt gegen moderne deutsche Rüstungssysteme. Bei aller berechtigen Kritik an der Zögerlichkeit der Bundesregierung - dass man da nicht über den Tisch gezogen werden möchte ist nachvollziehbar. Kann nicht Teil der deutschen Ukrainehilfe sein, osteuropäischen Ländern den Verteidigungshaushalt zu finanzieren.
Wofür in Schutz nehmen? Dass sich so ziemlich jede Aussage aus Kanzleramt und BMVg dazu im Nachhinein als irreführend bis gelogen darstellt?

Natürlich ist nicht jede Forderung unserer osteuropäischen Verbündeten oder auch der Ukraine selbst angemessen. Aber darüber sollte man sich vielleicht vorher Gedanken machen, bevor man sich als Leberwurst vor das Mikro stellt und selbstgefällig versucht, sich dafür abfeiern zu lassen, indem man es so hinstellt, als sei alles unter Dach und Fach.

Gerade aus den Reihen der SPD, die angesichts ihrer Kollaboration mit Putin nun allen Grund hat, zu zeigen, dass man es mit der Hilfe für die Ukraine wirklich ernst meint, sollte man sich da vielleicht etwas mehr Mühe geben. Aber wenn die Hälfte der gegebenen Begründungen, warum etwas nicht geht, schlicht gelogen sind, dann braucht man sich über mangelndes Vertrauen nicht zu beschweren.
Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:31
Voigt hat geschrieben: 20. Jul 2022, 13:13 mhm weiß nich, wenn wir schon nich westliches Gerät selbst liefern wollen, sondern "nur" altes Ex-Soviet Zeug, sehe ich nich groß den Unterschied. Klar profitieren die Osteuropäer davon, aber halt nur weil wir nich direkt liefern wollen
Bin da bei Rince. Ich hatte das auch schon früher im Thread geschrieben: Polen zB stand damals gut da, weil die halt schnell T72 in die Ukraine geschoben haben. Das sie dann im Gegenzug quasi alleine beschlossen haben, dass sie dafür von uns modernste Ersatzpanzer zu bekommen hätten, wurde in der allgemeinen Wut über unsere Zögerlichkeit einfach mal ignoriert.

Auf die Lieferung von Equipment zu setzen, dass die ukrainische Armee kennt, war genau richtig. Nachdem davon nix mehr da ist, wäre es vermutlich optimal sich auf das US-Arsenal zu beschränken, weil die USA als einzige in der Hinsicht genug Inventar haben, um alles aus einer Hand zu liefern. Der Rest supportet mit Equipment das keine Schulung braucht, gibt US-Equipment aus eigenem Bestand weiter oder hilft bei Anlieferung / Finanzierung etc.

Meine Prognose ist nach wie vor, dass wir nach dem Krieg erfahren werden, dass das Sammelsurium an Equipment in der Ukraine keinen bedeutenden Beitrag leistet, vielleicht sogar eine Belastung ist. Hier dieser Panzertyp, dort jene Haubitze, da ein paar Dutzend Raketenartillerie etc. Diesen Gemischtwarenladen zu warten und zu bedienen ist schlicht nicht (effizient) möglich. Das die Ukraine natürlich mindestens ein TikTok zu jedem gelieferten Waffensystem postet, um den Support nicht abreißen zu lassen, ist klar. Aber einzelne Berichte gab es schon, dass der Kram wenig effizient zum Einsatz kommt und zusätzlich die ukrainischen Truppen immer wieder zu früh aus zu vielen unterschiedlichen Schulungen abgezogen werden, weil sie an der Front gebraucht werden.

Soll nicht heißen, dass Waffenlieferungen nicht Not tun (tun sie) und nicht bereits einzelne Systeme wertvoll sind (HIMARS?). Aber dieses Kleiderkammer-Modell... ich kann mir nicht vorstellen, dass das sich rückblickend als sinnvoll erweisen wird.

Andre
Dauerhaft ist ein uneinheitliches Arsenal natürlich ein Riesenproblem, aber wenn wir ehrlich sind, sind die ganzen T-72-Derivate aus den ehemaligen Ostblockstaaten auch nicht mehr in allen Baugruppen gleich und problemlos austauschbar. Die Motoren vom PT-91 und vom M84 basieren zwar beide auf T-72-Motoren, aber 1:1 einfach Teile tauschen ist da sicher nicht. Und kyrillisch ist beim PT-91 sicher auch nichts beschriftet.

Gerade bei der Ausbildung ist es kurzfristig ziemlich egal, wie viele Exemplare eines bestimmten Systems ich habe, solange die Ausbildung sowieso extern durchgeführt wird. Wenn ich eine MARS2-Batterie habe und mir die Ausbildung von genausovielen (plus etwas Reserve) Bedienmannschaften quasi "mitgeliefert" wird, dann kann ich diese Batterie genauso effektiv einsetzen, als hätte ich plötzlich 100 davon. Interessant wird es erst mittelfristig, wenn die Erfahrung durch die Truppe wandert, aber darum geht es aktuell nicht. Das ist eine Beobachtung, die wir rückblickend doch schon seit Kriegsbeginn sehen. Angefangen hat es mit MANPADs und Panzerabwehrwaffen, da wurde noch bezweifelt, dass sich das auf komplexere Systeme übertragen lässt. Aber jetzt sehen wir es bei HIMARS und PzH2000. Würde mich nicht mehr wundern, wenn wir das bald über noch komplexere Systeme wie Harpoon, Gepard (so er denn wirklich kommt) und andere ebenso sagen können.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Andre Peschke »

Mauswanderer hat geschrieben: 20. Jul 2022, 14:31Angefangen hat es mit MANPADs und Panzerabwehrwaffen, da wurde noch bezweifelt, dass sich das auf komplexere Systeme übertragen lässt. Aber jetzt sehen wir es bei HIMARS und PzH2000. Würde mich nicht mehr wundern, wenn wir das bald über noch komplexere Systeme wie Harpoon, Gepard (so er denn wirklich kommt) und andere ebenso sagen können.
Es gab ja bereits mit den komplexeren MANPADs solche Probleme: https://www.washingtonpost.com/national ... ssistance/

Irgendwo meine ich auch gelesen zu haben, dass die Ukraine inzwischen lieber simplere Waffensysteme haben will und nicht mehr so auf die Javelins abfährt. Aber dazu finde ich nix mehr, also war das vllt eine Ente oder einfach nur eine Folge der Lieferschwierigkeiten bzgl. mehr Javelins.

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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Andre Peschke hat geschrieben: 20. Jul 2022, 14:42
Mauswanderer hat geschrieben: 20. Jul 2022, 14:31Angefangen hat es mit MANPADs und Panzerabwehrwaffen, da wurde noch bezweifelt, dass sich das auf komplexere Systeme übertragen lässt. Aber jetzt sehen wir es bei HIMARS und PzH2000. Würde mich nicht mehr wundern, wenn wir das bald über noch komplexere Systeme wie Harpoon, Gepard (so er denn wirklich kommt) und andere ebenso sagen können.
Es gab ja bereits mit den komplexeren MANPADs solche Probleme: https://www.washingtonpost.com/national ... ssistance/

Irgendwo meine ich auch gelesen zu haben, dass die Ukraine inzwischen lieber simplere Waffensysteme haben will und nicht mehr so auf die Javelins abfährt. Aber dazu finde ich nix mehr, also war das vllt eine Ente oder einfach nur eine Folge der Lieferschwierigkeiten bzgl. mehr Javelins.

Andre
In dem Artikel geht es um die modernen Javelin-Panzerabwehrwaffen, nicht die alten Javelin-MANPADs. Ändert aber natürlich nichts an deinem eigentlichen Punkt, wollte das nur vorweg gesagt haben, um Folgeverwirrungen zu vermeiden.

Zur konkreten Sache: Natürlich hören wir wenig über die Probleme mit westlichen Waffen, das gehört zum Informationskrieg. Wenn die Ukraine die umfassend kommunizieren würde, wären einige zögerliche Lieferanten (allen voran vermutlich wir) wohl schnell wieder bei "thoughts & prayers", weil "bringt ja eh nix". Dadurch haben wir aber auch bei den Problemen, von denen wir hören, nur unklare Sachstände. Der Artikel sagt ja selber, das andere Einheiten keine Probleme mit ihren Javelins haben. Und das, obwohl hier scheinbar nichtmal das Standardpaket an Ausbildungsmitteln mitgeliefert wurde.

Niemand kann ernsthaft erwarten, dass die Ukrainer mit ihnen vorher unbekannten Systemen jetzt ein Maximum an Effektivität erreichen. Und sollte der Krieg irgendwann vorbei sein oder einfrieren, dann sollte der Westen sich m. E. auch einen Teil seiner Waffen zurückholen, verbunden mit einem sinnvollen, planmäßigen militärischen Ertüchtigungsprogramm für die Ukraine, mit wenigen, marktverfügbaren NATO-Mustern in ausreichender Stückzahl. Aber kurzfristig sind 70% Wirkung halt immernoch ganz erheblich viel mehr als 0%, und deshalb hilft dann auch erstmal eine relativ kleine Stückzahl von irgendwas, solange sie groß genug ist, dass ein Verband damit einheitlich operieren kann. Problematisch wird es bei größeren Waffensystemen aus meiner Sicht erst dann, wenn ich innerhalb eines Verbands ein Sammelsurium an z. B. Kampfpanzern habe, weil ich dann mehr technisches Know-how konzentrieren und beim Einsatz immer irgendwelche Kompromisse eingehen muss.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Jetzt wo Lawrow klar gemacht hat, dass es eigentlich nur darum geht, die Ukraine zu besetzen (https://www.theguardian.com/world/live/ ... cb1ab50866), halten sich die Friedenswichtel bestimmt zurück, oder?
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Floki hat geschrieben: 20. Jul 2022, 23:08
Mauswanderer hat geschrieben: 15. Jul 2022, 17:38
Floki hat geschrieben: 15. Jul 2022, 17:08 Ich finde bei der ganzen Meta-Diskussion so absurd, dass Russland sich Sorgen macht, dass mit westlichen Waffensystemen auch russische Städte angegriffen werden könnten und die Ukraine versichert bzw. versichern muss, dass sie sich nur verteidigen und kein russisches Gebiet angreifen wird.

Was ist das eigentlich für erbärmliches Narrativ? Wieso sollte die Ukraine eigentlich nicht russische Städte in Form der Vergeltung angreifen dürfen?
Abgesehen von "weil unmoralisch" ist es schlichtweg auch durch das 1. Zusatzprotokoll der Genfer Konvention verboten. Auch explizit als "Vergeltung".

Was ich aber auch falsch finde ist diese Einschränkung auf ukrainisches Territorium. Meiner Meinung nach sollte man der Ukraine möglichst weitreichende Waffen geben und ihnen dabei keine Einschränkungen abseits des humanitären Völkerrechts auferlegen.
Hm, schwierig. Mag juristisch stimmen, aber dann sind wir bei der normativen Kraft des Faktischen: Der eine spielt nach den Regeln und der anderen scheißt auf alle Regeln und kommt damit durch, weil er nichts zu befürchten hat oder kommt maximal am Ende mit der "Ok, Unentschieden - Freunde?" Nummer.
Ich bin mir bei solchen "nicht auf deren Niveau sinken"-Nummern immer sehr, sehr unsicher. Um das Trio der Zitate vollzumachen: Ich bin fest der Überzeugung, dass an der Aussage "Weil der Klügere nachgibt, regieren die Dummen" viel Wahrheit drinsteckt.
Vergeltung mag geächtet sein, kann mir aber gut vorstellen, dass sie gut für die Volksseele des angegriffenen Landes ist. Mir würde es so gehen, hätte ich Verluste in meiner Familie.
Ich verstehe schon, was du meinst, aber in dem Fall bringt es halt nichts, weder militärisch noch hinsichtlich der "Moral". Und für "nichts" das humanitäre Völkerrecht zu den Akten zu legen wäre fatal. Auch wenn Russland sich da derzeit null dran hält, es ist in unserem Sinne, das damit weiterhin Menschen zur Verantwortung gezogen werden können, auf allen Seiten. Ein gegenseitiger Vernichtungskrieg ist noch schlimmer, als wenn nur eine Seite darauf aus ist.

Davon ab gibt es für die begrenzte weitreichende Munition wertvollere Ziele in Russland als Wohngebäude, Treibstoffdepots, Munitionslager und Flugfelder zum Beispiel. Dabei würde es sicherlich auch Kollateraltote unter der Zivilbevölkerung geben, aber das ist aus meiner Sicht absolut kein Grund, auf derlei Angriffe zu verzichten.
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