Krieg in der Ukraine

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Voigt
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

War Netflix nicht die Sache, dass die sich weigerten Russische Staatssender Inhalte auf ihrer Platform anzubieten, und daher konnten die nichtmehr in Russland bleiben?
In jedem Fall eher private Entscheidung des Unternehmens und keine westliche staatliche Sanktion.

Dass die allgemeine Russenabneigung im Privaten zuweit geht, ist ja ein seperates Thema von staatlichen Sanktionen.
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Da geht für mich nicht draus hervor, dass Journalisten, die über ukrainische Verluste berichten, pauschal ausgewiesen werden. Über die diversen Einzelfälle bin ich aber nicht überrascht, entsprechende Berichte gerade im Zusammenhang mit dem SBU gab es in den letzten Jahren immer wieder mal. Ob es sich aber um ein systemisches Problem handelt, vermag ich nicht zu sagen, wenn ja, findet man aber erstaunlich wenig darüber.
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Axel hat geschrieben: 16. Mai 2022, 11:07
Voigt hat geschrieben: 16. Mai 2022, 10:29 Die Hoffnung dass sich die Zivilbevölkerung auflehnt ist eher Sekundär, und das auch weniger aufgrund der Sanktionen selbst, sondern durch den für Russland schlecht laufenden Krieg.
Die Normalbevölkerung weiß doch nicht mal, dass es überhaupt einen Krieg gibt. Und wie im Interview gesagt: Der Westen tut ja auch viel um die russische Bevölkerung von freien Informationen abzuschneiden. Die Frage ist ja berechtigt: Warum zieht sich Netflix aus Russland zurück, statt dort Filme über den Ukraine-Krieg zu zeigen? Warum werden russische Kreditkarten nicht mehr akzeptiert, womit man bspw. einen VPN-Zugang kaufen könnte? Und so weiter. Auch die Leute die ich in Russland kenne, empfinden solche Sanktionen eher als Schikane. Und das sind ja eher aufgeklärte Leute die englisch sprechen. Da sie jetzt beispielsweise sich viel schwieriger informieren können. Und zur nicht englisch sprechenden Normalbevölkerung kommen solche Informationen doch erst gar nicht durch. Die glauben wirklich der russischen Propaganda.
Man kann Sanktionen doch nicht so ultraspezifisch aufziehen. Wenn Visa und Mastercard nicht mehr mit russischen Banken zusammenarbeiten können oder wollen, betrifft das eben alle Kunden dieser Banken.

Was wäre wohl passiert, wenn Netflix in Russland einen Film über den Ukraine-Krieg gezeigt hätte? Nachdem nichtmal russische Medien drüber berichten durften?

Und mal ehrlich: Kostenlose VPNs sind nicht das gelbe vom Ei, aber für Nachrichten aus dem Ausland (die es auch in russischer Sprache gibt) reicht's locker. Die neueste US-Serie kann man damit vielleicht nicht schauen, aber wenn das der Grund sein sollte, ein Ende der Sanktionen zu fordern, naja...
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Smutje187
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Smutje187 »

Hatten wir das Thema „Die russische Bevölkerung weiß eigentlich gar nicht Bescheid“ hier nicht schon mehrfach? In einer globalisierten Welt halte ich das immer noch für schwer nachvollziehbar, aber „Kann nicht“ kann natürlich auch in der „Will nicht“-Straße wohnen, wer kann das schon objektiv nachvollziehen. In Deutschland entscheiden sich schließlich auch Leute bewusst, keine „Staatsmedien“ mehr zu konsumieren und stattdessen Verschwörungsgesabbel den ganzen Tag…
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Raptor 2101 »

Smutje187 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 15:26 Hatten wir das Thema „Die russische Bevölkerung weiß eigentlich gar nicht Bescheid“ hier nicht schon mehrfach? In einer globalisierten Welt halte ich das immer noch für schwer nachvollziehbar, aber „Kann nicht“ kann natürlich auch in der „Will nicht“-Straße wohnen, wer kann das schon objektiv nachvollziehen. In Deutschland entscheiden sich schließlich auch Leute bewusst, keine „Staatsmedien“ mehr zu konsumieren und stattdessen Verschwörungsgesabbel den ganzen Tag…
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Carlos
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Carlos »

Halte ich auch für nicht haltbar. Selbst mein ukrainischer Kumpel war bis 2014 übrigens Putin Fan und fand es super dass er in Syrien z.B. dem Westen Paroli bot. Insofern finde ich es einen easy way out zu sagen die russische Bevölkerung ist pauschal nicht verantwortlich für Putin. Natürlich gibt es Wahlfälschung, natürlich wächst die Repression, aber genau wie in der Türkei wurde hier entweder durch stillschweigende Akzeptanz/Ignoranz oder sogar aktive Überzeugung und Nationalismus ein Despot gewählt der sich jetzt eben festgebissen hat und jegliche Opposition ausschaltete. Aber wie in der Türkei passierte das nicht in einem nächtlichen Staatsstreich sondern eben langsam und stetig. Insofern hat "die russische Gesellschaft" sehr wohl eine Verantwortung für das Regime. Wofür sie keine Verantwortung hat ist der Krieg an sich. Aber hier gibts eben nicht nur schwarz/weiß, also unschuldige, unmündige russische Bevölkerung vs kriegslüsterne faschistische russische Putin-Anhänger, sondern eben viele Nuancen. Nur eine echte Opposition, die gibt es nunmal wirklich nicht, politisch nicht mehr und gesellschaftlich gab es die eben noch nie wirklich. Konformismus trifft es gut
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Smutje187 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 15:26 Hatten wir das Thema „Die russische Bevölkerung weiß eigentlich gar nicht Bescheid“ hier nicht schon mehrfach?
Hatten wir. Und bisher hat glaube ich niemand schlüssige Beweise/Studien/Statistiken in die eine oder andere Richtung vorgelegt.
Generell ist die technische Möglichkeit an Informationen zu kommen zwar eine Notwendige Vorraussetzung um etwas wissen zu können, aber trotz dieser Möglichkeit ist es ganz normal, dass Menschen viel mehr nicht wissen, als was sie wissen könnten.

Wenn du mich 2021 auf der Straße gefragt hättest, in welchen Ländern die Bundeswehr derzeit aktiv ist hätte ich dir keine Antwort geben können. Ich hätte dir Anfang 2021 wahrscheinlich noch nichtmal genau sagen können, was wir zu dieser Zeit in Afgahnistan gemacht haben. Und wenn ich heute kurz danach google kommen die ersten Treffer auch erstmal aus dem Inland oder sogar staatlichen Quellen. Ohne Anlass würde ich vermutlich erst garnicht nach ausländischen Quellen suchen.

Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Ich wäre noch nicht mal überrascht, wenn sehr viele Deutsche kein genaus Bild haben und ich würde auch überhaupt nicht ausschließen, dass ich selbst ein stark verzerrtes/Lückenhaftes Bild davon habe, was dort vor sich geht, obwohl ich verschiedene Podcasts zu dem Thema höre und regelmäßig Nachrichten lese.
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Heretic
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Heretic »

GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:22 Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Spätestens wenn Ehepartner, Verwandte, Söhne und Töchter in großer Zahl in Leichensäcken von der "militärischen Aktion" in der Ukraine zurückkehren, dürfte ein Großteil der russischen Bevölkerung realisieren, dass da etwas Größeres im Gange ist. Selbst durch Unterhaltungsgedöns wie den diesjährigen ESC (wobei ich bezweifle, dass der im russischen TV übertragen wurde) könnte man auf die Idee kommen, dass nicht allein der böse Westen aktuell ein Problem mit Russland hat. Wenn man es denn sehen will...
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:22
Smutje187 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 15:26 Hatten wir das Thema „Die russische Bevölkerung weiß eigentlich gar nicht Bescheid“ hier nicht schon mehrfach?
Hatten wir. Und bisher hat glaube ich niemand schlüssige Beweise/Studien/Statistiken in die eine oder andere Richtung vorgelegt.
Generell ist die technische Möglichkeit an Informationen zu kommen zwar eine Notwendige Vorraussetzung um etwas wissen zu können, aber trotz dieser Möglichkeit ist es ganz normal, dass Menschen viel mehr nicht wissen, als was sie wissen könnten.

Wenn du mich 2021 auf der Straße gefragt hättest, in welchen Ländern die Bundeswehr derzeit aktiv ist hätte ich dir keine Antwort geben können. Ich hätte dir Anfang 2021 wahrscheinlich noch nichtmal genau sagen können, was wir zu dieser Zeit in Afgahnistan gemacht haben. Und wenn ich heute kurz danach google kommen die ersten Treffer auch erstmal aus dem Inland oder sogar staatlichen Quellen. Ohne Anlass würde ich vermutlich erst garnicht nach ausländischen Quellen suchen.

Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Ich wäre noch nicht mal überrascht, wenn sehr viele Deutsche kein genaus Bild haben und ich würde auch überhaupt nicht ausschließen, dass ich selbst ein stark verzerrtes/Lückenhaftes Bild davon habe, was dort vor sich geht, obwohl ich verschiedene Podcasts zu dem Thema höre und regelmäßig Nachrichten lese.
Wenn dir reihenweise Abos gekündigt und die Kreditkarte gesperrt, wenn du in die meisten typischen Reiseländer nicht mehr direkt hättest fliegen können und der nächste Mäcces dichtgemacht worden wäre, alles wegen dem was die Bundeswehr in Afghanistan macht: Hättest du dann nicht versucht, es rauszufinden?

Mag sein, dass das alles die Bäuerin in der sibirischen Taiga nicht betrifft, dass sie die Politik entweder ignoriert oder unterstützt, bis ihr in der Kirche was gegenteiliges erzählt wird (ich habe im Jahr 2022 durchaus Zweifel, dass die russische Landbevölkerung wirklich so abgeschottet ist, aber for the sake of the argument), aber selbst wenn: Es gibt m. E. zu viele Anekdoten von Verwandten, die mehr der Propaganda als ihrer direkt betroffenen Familie glauben, als das man das völlig abtun sollte. Die russische Meinungsgesellschaft ist schon seit Jahren auf einem nationalistisch-neokolonialistischen Kurs. Muss für die Zustimmung zur Invasion nicht zwingend etwas heißen, aber es liegt nunmal nahe.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Heretic hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:14
GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:22 Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Spätestens wenn Ehepartner, Verwandte, Söhne und Töchter in großer Zahl in Leichensäcken von der "militärischen Aktion" in der Ukraine zurückkehren, dürfte ein Großteil der russischen Bevölkerung realisieren, dass da etwas Größeres im Gange ist. Selbst durch Unterhaltungsgedöns wie den diesjährigen ESC (wobei ich bezweifle, dass der im russischen TV übertragen wurde) könnte man auf die Idee kommen, dass nicht allein der böse Westen aktuell ein Problem mit Russland hat. Wenn man es denn sehen will...
Möglich. Allerdings fährt das Gros der Veteranen- und "Soldatenmütter"-Verbände noch auf dem Propagandazug mit.
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Axel
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Axel »

Carlos hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:18 Konformismus trifft es gut
Und das kann ich sehr gut nachvollziehen. Wenn Du damals in der DDR auch nur den kleinsten Hinweis öffentlich machtest auf irgendeine Weise staatskritisch zu sein, musstest du mit heftigen Repressalien rechnen. Es fing ja schon damit an, dass man nicht studieren durfte oder einen besserbezahlten Beruf nachgehen konnte, wenn man nicht bei der FDJ und Parteimitglied war. Bis dahin, dass einem die eigenen Kinder weggenommen wurde, wenn zu sehr "staatsfern" war usw. Ich bin 84 geboren, ich habe das nicht mehr wirklich miterlebt. Aber egal wem ich hier mit nem Alter von 45+ frage: Sehr viele können aus ihrer Familie über Dinge berichten, die in einer Demokratie undenkbar wären.

Warum sollte das in Russland denn anders sein? Russland hatte nie eine Demokratie. Sich vielleicht in den 90ern oder frühen 2000ern so einen Anstrich nach außen gegeben. Aber faktisch hatten die das nie. Da hat sich seit den Zeiten der Sowjetunion nichts verändert. Und heute ist das in Russland nochmal 2, 3 Stufen heftiger als damals bei uns in der DDR.

Aus westlicher Sicht ist das immer so einfach zu sagen "Macht doch Opposition" u.ä. Das kann man aber nur aus der Perspektive heraus vertreten, wenn man selbst und die nähere Familie (Eltern u.ä.) nie Erfahrungen in einem diktatorischen System gesammelt hat. Die Folge von Opposition heißt in Staaten wie Russland Repressalien.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Voigt »

Meine Mutter war zwar FDJ Mitglied, aber nie in der Partei, sie hat trotzdem Chemie studiert in der DDR.
Mein Vater war war auch in der FDJ, aber zusätzlich auch noch ein der kirchlichen jungen Gemeinde und hat trotzdem hat er Elektrotechnik studiert.

Also gaaanz so restriktiv war es nun auch wieder nicht. Aber klar man musste sich schon anpassen, und öffentlich sollte die Kritik nicht sein.

Ansonsten um den guten Godwin zu bemühen: In Nazideutschland wussten die Leute ja schon, dass mit den Juden "was geschieht", dass die abtransportiert werden und nicht wiederkommen. Dass es Zwangsarbeiter gibt, die relativ häufig ersetzt wurden in Kriegszeiten dann. Dass es durch Repressalien allgemein zu hohen Todeszahlen kommt bei Kommunisten/Sozialisten, aber auch Juden und Slawen. Man hat es halt nicht weiter durchdacht und rechechiert und welcher Skala da systematische Morde passierten, in welchem Stil Sklavenarbeiter eingesetzt wurden.

Entweder man hält es für ein notwendiges Übel, oder man hält sich zumindest bedeckt und hofft dass man sich durchwurschteln kann.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Heretic hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:14
GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:22 Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Spätestens wenn Ehepartner, Verwandte, Söhne und Töchter in großer Zahl in Leichensäcken von der "militärischen Aktion" in der Ukraine zurückkehren, dürfte ein Großteil der russischen Bevölkerung realisieren, dass da etwas Größeres im Gange ist.
Du tust so, als ob gerade Millionen von russischen Soldaten ihr leben lassen würden. Die höchste Zahl, die ich auf die Schnelle gefunden habe sind 20.000
Wieviel % der Familen betrifft das in einem Land mit 140 Mio Bevölkerung (evtl. sind noch nicht mal alle informiert)?
Und außerdem existiert ja zwischen "Was größeres im Gange" und "Unprovozierte Angriffskrieg mit Überlsten Kriegsverbrechen" doch noch mal ein gewaltiger Unterschied. Dass die Leute wissen, dass sich Russland in einem bewaffneten Konflikt mit der Ukraine befindet bestreitet ja keiner. Die frage ist halt, was sie über das Wie und Warum wissen.
Heretic hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:14 Selbst durch Unterhaltungsgedöns wie den diesjährigen ESC (wobei ich bezweifle, dass der im russischen TV übertragen wurde) könnte man auf die Idee kommen, dass nicht allein der böse Westen aktuell ein Problem mit Russland hat. Wenn man es denn sehen will...
Da der ESC von einem Land im Westen ausgerichtet wurde wüsste ich nicht, inwiefern das dem Narrativ vom Bösen Westen/der NATO wiedersprechen sollte.
Zuletzt geändert von GoodLord am 16. Mai 2022, 19:41, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von GoodLord »

Mauswanderer hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:16
GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 16:22
Smutje187 hat geschrieben: 16. Mai 2022, 15:26 Hatten wir das Thema „Die russische Bevölkerung weiß eigentlich gar nicht Bescheid“ hier nicht schon mehrfach?
Hatten wir. Und bisher hat glaube ich niemand schlüssige Beweise/Studien/Statistiken in die eine oder andere Richtung vorgelegt.
Generell ist die technische Möglichkeit an Informationen zu kommen zwar eine Notwendige Vorraussetzung um etwas wissen zu können, aber trotz dieser Möglichkeit ist es ganz normal, dass Menschen viel mehr nicht wissen, als was sie wissen könnten.

Wenn du mich 2021 auf der Straße gefragt hättest, in welchen Ländern die Bundeswehr derzeit aktiv ist hätte ich dir keine Antwort geben können. Ich hätte dir Anfang 2021 wahrscheinlich noch nichtmal genau sagen können, was wir zu dieser Zeit in Afgahnistan gemacht haben. Und wenn ich heute kurz danach google kommen die ersten Treffer auch erstmal aus dem Inland oder sogar staatlichen Quellen. Ohne Anlass würde ich vermutlich erst garnicht nach ausländischen Quellen suchen.

Wenn selbst ich, mit freiem, ungestörtem Zugang zu allen möglichen nationalen und internationalen Quellen, mit relativ guten Englishkenntnissen und relativ viel Freizeit keinen wirklichen Überblick darüber habe, was das Militär meines Landes tut, dann finde ich es überhaupt nicht schwer mir vorzustellen, dass es in Russland sehr viele Menschen gibt (vielleicht sogar die Mehrzahl?) die nicht wissen, was genau in der Ukraine passiert, obwohl sie theoretisch die Möglichkeit hätten auf diesem oder jenem Weg an die Informationen zu kommen.
Ich wäre noch nicht mal überrascht, wenn sehr viele Deutsche kein genaus Bild haben und ich würde auch überhaupt nicht ausschließen, dass ich selbst ein stark verzerrtes/Lückenhaftes Bild davon habe, was dort vor sich geht, obwohl ich verschiedene Podcasts zu dem Thema höre und regelmäßig Nachrichten lese.
Wenn dir reihenweise Abos gekündigt und die Kreditkarte gesperrt, wenn du in die meisten typischen Reiseländer nicht mehr direkt hättest fliegen können und der nächste Mäcces dichtgemacht worden wäre, alles wegen dem was die Bundeswehr in Afghanistan macht: Hättest du dann nicht versucht, es rauszufinden?
a) Ich sag mal so: Wenn mir (z.B.) SZ, FAZ, Spiegel und Zeit übereinstimmend eine plausible, harmlose Erklärung liefern, warum einige (vermeintlich) ohnehin schon feindliche Länder gegen uns Sanktionen verhängen weiß ich tatsächlich nicht, wieviel Aufwand ich investieren würde, um mich in Fremdsprachigen Medien über irgendwelche (scheinbar) absurden Gerüchte zu informieren, was die Bundeswehr in Afgahnistan für Gräultaten verübt hat. Ich gebe z.B. ganz offen zu, dass ich in der ganzen Zeit des Ukrainekriegs noch kein einziges Mal versucht habe mich auf einer russischen Webseite zu informieren was dem Westen vorgeworfen wird.

b) Viel wichtiger: Ich bin nicht in Russland aufgewachsen. Es ist was völig anderes zu fragen "Was würde ich machen, wenn ich zwar jetzt in Russland leben würde, aber die gleiche Erziehung, Sozialisierung, Ausbildung und Erfahrungen gehabt hätte, die mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bind?" vs "Was würde ich machen, wenn ich in Russland aufgewachsen wäre?"
Mauswanderer hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:16 Mag sein, dass das alles die Bäuerin in der sibirischen Taiga nicht betrifft, dass sie die Politik entweder ignoriert oder unterstützt, bis ihr in der Kirche was gegenteiliges erzählt wird (ich habe im Jahr 2022 durchaus Zweifel, dass die russische Landbevölkerung wirklich so abgeschottet ist, aber for the sake of the argument), aber selbst wenn: Es gibt m. E. zu viele Anekdoten von Verwandten, die mehr der Propaganda als ihrer direkt betroffenen Familie glauben, als das man das völlig abtun sollte. Die russische Meinungsgesellschaft ist schon seit Jahren auf einem nationalistisch-neokolonialistischen Kurs. Muss für die Zustimmung zur Invasion nicht zwingend etwas heißen, aber es liegt nunmal nahe.
Ist das jetzt ein Argument für oder gegen die Annahme, die russische Bevölkerung wüsste nicht, was genau in der Ukraine passiert?


Und nur um das nochmal klar zu stellen:
Ich behaupte nicht, der Großteil der russische Bevölkerung wüsste nicht, was (genau) in der Ukraine vor sich geht - dafür hab ich viel zu wenig Kontakt.
Diese Szenario scheint mir aber auch nicht mehr oder weniger plausibel als die Annahme, dass sie es zwar wissen, aber nicht wissen was sie dagegen tun sollen bzw. sich nicht trauen. Und es erscheint mir wesentlich plausibler als die Annahmen , sie wüssten ganz genau, was vor sich geht, dass die Kriegsgründe komplett vorgeschoben sind und würden es trotzdem gut finden (bin mir nicht sicher ob das hier jemand vertreten hat oder wo ich das gelesen hatte).
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 19:41
Mauswanderer hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:16 Wenn dir reihenweise Abos gekündigt und die Kreditkarte gesperrt, wenn du in die meisten typischen Reiseländer nicht mehr direkt hättest fliegen können und der nächste Mäcces dichtgemacht worden wäre, alles wegen dem was die Bundeswehr in Afghanistan macht: Hättest du dann nicht versucht, es rauszufinden?
a) Ich sag mal so: Wenn mir (z.B.) SZ, FAZ, Spiegel und Zeit übereinstimmend eine plausible, harmlose Erklärung liefern, warum einige (vermeintlich) ohnehin schon feindliche Länder gegen uns Sanktionen verhängen weiß ich tatsächlich nicht, wieviel Aufwand ich investieren würde, um mich in Fremdsprachigen Medien über irgendwelche (scheinbar) absurden Gerüchte zu informieren, was die Bundeswehr in Afgahnistan für Gräultaten verübt hat. Ich gebe z.B. ganz offen zu, dass ich in der ganzen Zeit des Ukrainekriegs noch kein einziges Mal versucht habe mich auf einer russischen Webseite zu informieren was dem Westen vorgeworfen wird.

b) Viel wichtiger: Ich bin nicht in Russland aufgewachsen. Es ist was völig anderes zu fragen "Was würde ich machen, wenn ich zwar jetzt in Russland leben würde, aber die gleiche Erziehung, Sozialisierung, Ausbildung und Erfahrungen gehabt hätte, die mich zu dem Menschen gemacht hat, der ich heute bind?" vs "Was würde ich machen, wenn ich in Russland aufgewachsen wäre?"


Und wenn SZ, FAZ, Spiegel und Zeit die Berichterstattung darüber einstellen und nur noch die ARD die Begründung liefert?

Aber du hast schon recht, die Situation hier lässt sich nicht mit der in Russland vergleichen. Darauf wollte ich auch hinaus.

Ich sehe da aber eben keine Veranlassung drin, die Leute aus ihrer persönlichen Verantwortung zu entlassen. Die Russen sind ja keine Arbeitsdrohnen, und die staatliche Meinungskontrolle ist, mindestens mal bis Kriegsausbruch, sowohl hinsichtlich Intensität als auch Geschick weit von z.B. der chinesischen entfernt gewesen. Die durchaus beachtenswerten Proteste gegen den Krieg sind da meines Erachtens nach auch ein guter Beleg für.
Dass sich Leute nicht trauen, ihre Meinung zu äußern, das kann ich schon menschlich nachvollziehen. Dass sich jemand hinstellen und sagen kann, er habe von nichts gewusst und überhaupt, wie hätte er das ahnen sollen? Allerhöchstens in den abgelegensten Dörfern.
Mauswanderer hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:16 Mag sein, dass das alles die Bäuerin in der sibirischen Taiga nicht betrifft, dass sie die Politik entweder ignoriert oder unterstützt, bis ihr in der Kirche was gegenteiliges erzählt wird (ich habe im Jahr 2022 durchaus Zweifel, dass die russische Landbevölkerung wirklich so abgeschottet ist, aber for the sake of the argument), aber selbst wenn: Es gibt m. E. zu viele Anekdoten von Verwandten, die mehr der Propaganda als ihrer direkt betroffenen Familie glauben, als das man das völlig abtun sollte. Die russische Meinungsgesellschaft ist schon seit Jahren auf einem nationalistisch-neokolonialistischen Kurs. Muss für die Zustimmung zur Invasion nicht zwingend etwas heißen, aber es liegt nunmal nahe.
Ist das jetzt ein Argument für oder gegen die Annahme, die russische Bevölkerung wüsste nicht, was genau in der Ukraine passiert?


Und nur um das nochmal klar zu stellen:
Ich behaupte nicht, der Großteil der russische Bevölkerung wüsste nicht, was (genau) in der Ukraine vor sich geht - dafür hab ich viel zu wenig Kontakt.
Diese Szenario scheint mir aber auch nicht mehr oder weniger plausibel als die Annahme, dass sie es zwar wissen, aber nicht wissen was sie dagegen tun sollen bzw. sich nicht trauen. Und es erscheint mir wesentlich plausibler als die Annahmen , sie wüssten ganz genau, was vor sich geht, dass die Kriegsgründe komplett vorgeschoben sind und würden es trotzdem gut finden (bin mir nicht sicher ob das hier jemand vertreten hat oder wo ich das gelesen hatte).
Wie weiter oben ausgeführt: Dagegen für mindestens alle, von denen wir hier außerhalb von Dokumentarfilmen und Reisereportagen überhaupt was mitbekommen würden.

Ich glaube nicht, dass die sich die Bilder von Leichen vergewaltigter Kinder ansehen und sagen: "recht so". Ich nehme aber schon an, die Vorwürfe sind wenigstens vage bekannt, man ahnt auch, dass es stimmt, aber man tut es entweder als notwendiges Übel ab oder findet eine Rechtfertigung dafür.
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Heretic
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Heretic »

GoodLord hat geschrieben: 16. Mai 2022, 19:09 Du tust so, als ob gerade Millionen von russischen Soldaten ihr leben lassen würden. Die höchste Zahl, die ich auf die Schnelle gefunden habe sind 20.000
Wieviel % der Familen betrifft das in einem Land mit 140 Mio Bevölkerung (evtl. sind noch nicht mal alle informiert)?
20000 Tote Soldaten sind auch für Russland keine Bagatelle. Außerdem kriegen das ja nicht nur die betroffenen Familien mit, sondern auch deren gesamtes Umfeld.
Heretic hat geschrieben: 16. Mai 2022, 17:14 Da der ESC von einem Land im Westen ausgerichtet wurde wüsste ich nicht, inwiefern das dem Narrativ vom Bösen Westen/der NATO wiedersprechen sollte.
Der Ausrichter ist nicht wichtig, sondern die Tatsache, dass die Ukraine von den Zuschauern jedes teilnehmenden Landes fast die Höchstpunktzahl (und damit Unterstützung) bekommen hat. Da ging's in diesem Jahr nicht wirklich um die Musik.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von biaaas »

Heretic hat geschrieben: 16. Mai 2022, 20:31
20000 Tote Soldaten sind auch für Russland keine Bagatelle. Außerdem kriegen das ja nicht nur die betroffenen Familien mit, sondern auch deren gesamtes Umfeld.
Zu den 20000 kommen ja auch noch ca. 3-4 mal so viele Verwundete und eine unbekannte Zahl Demoralisierte.
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Rince81 »

Die sollen aber primär von Minderheiten sein und aus den eher abgelegenen Regionen. Da fehlen also nicht in Moskau oder in St. Petersburg auf einmal viele junge Männer, sondern von aus irgendwelchen Dörfern in der Taiga - überspitzt ausgedrückt.
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Axel
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Axel »

Eben. Und da dort außerhalb der großen Städte die Bevölkerungsdichte nicht mal ansatzweise so hoch ist wie in den industrialisierten Ländern, fällt das im Großen nicht so auf. Natürlich "weiß" die Normalbevölkerung, dass es eine "militärische Aktion" in der Ukraine gibt. Aber nichts von den Krieg. Woher auch, wenn man nicht gerade Freunde / Bekannte in der Ukraine hat. Aber auch dann: Abseits der Großstädte ist das so extrem weitläufig, das "spricht" sich da nicht rum. Und das Internet ist mittlerweile hart zensiert. Die stehen da den Chinesen mittlerweile in nichts nach.
Mauswanderer
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Re: Krieg in der Ukraine

Beitrag von Mauswanderer »

Axel hat geschrieben: 17. Mai 2022, 02:15 Und das Internet ist mittlerweile hart zensiert. Die stehen da den Chinesen mittlerweile in nichts nach.
Das hat aber erst deutlich nach Kriegsbeginn angefangen, Fahrt aufzunehmen. Und von der chinesischen Zensur ist es noch weit entfernt. Meines Wissens arbeitet Russland immer noch "nur" mit Blacklisting. Telegram dürfte auch noch problemlos funktionieren, Discord geht auch noch, soweit ich weiß. China spielt da immernoch ein paar Ligen drüber.
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