Energiekrise

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Wolfgang
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Re: Energiekrise

Beitrag von Wolfgang »

Im Zuge der Gleichbehandlung müssen die Gasumlage nun alle betroffenen Unternehmen erhalten.
Ein weiteres Issue, das man sich aufgeladen hat, weil man nicht voll selbst als Staat bei Uniper eingestiegen ist.

Da muss man sich jetzt auch Enteignung zugunsten von hochprofitablen Unternehmen vorwerfen lassen.
Dabei würde es so tolle andere Konzepte geben. Aber da damit nicht die Reichen überproportional profitieren, dürfte das für die FDP ein No Go sein.

https://m.tagesspiegel.de/politik/entei ... %2Ft.co%2F

Weiß jemand, wie die Umlage genauer funktioniert? Es scheint ja eine Vorauszahlung zu sein. Wenn RWE darauf verzichtet, verzichten sie damit nur auf die Vorauszahlung und sie wird später eingezogen oder wird RWE diese 2 Cent dann nie sehen?

Insgesamt wieder mal superironisch dieser Bailout:
Hat man früher höhere Kosten für Gas aus Norwegen und jetzt Mehrkosten: Pech gehabt.
Hat man jahrelang riesige Gewinne gemacht mittels Gas aus Russland und Putin aufgerüstet bis an die Zähne und hat jetzt Mehrkosten: Hier ist Geld um 90% der Mehrkosten zu decken.
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

hm, habe jetzt bloß den Artikel oben gelesen und dann das was früher schon geschrieben wurde, aber können die Unternehmen nicht selbst entscheiden ob sie die Umlage erhalten oder nicht?
ich hatte es so verstanden, es darf jeder es muss aber nicht jeder

RWE kann also weiter darauf verzichten, schlimmstenfalls können sie ja die Preise senken um den Betrag.
Interessant wäre, ob ich als Aktionär von RWE verlangen kann, das sie die Umlage verlangen, AGs sind ja zur Profitmaximierung fast verpflichtet
Rince81
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Re: Energiekrise

Beitrag von Rince81 »

https://www.spiegel.de/wirtschaft/sozia ... 3c726aad0a

Ein schöner Artikel über deutsche Finanzminister und Krisen. Die Zusammenfassung:
Es gehört wahlweise eine Menge Mut oder eine Menge dogmatischer Verbohrtheit dazu, jetzt damit zu prahlen, keine neuen Schulden zu machen – wenn der Preis dafür ein unmittelbar erhöhtes Risiko für noch höhere Inflation und eine tiefere wirtschaftliche Krise ist. Zumal Letztere dann ohnehin zu höheren Schulden führen würde. Fragen Sie Hans Eichel!
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Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Aber zumindest Inflation macht unsere Schulden effektiv noch weniger.
Eigentlich sollte die schwarze Null ja über ein Konjunkturzyklus gelten, aber gleichzeitig wir das ja auch quasi nie eingehalten.

Ich bin ja auch gegen einen schuldenfinanzierte Wirtschaftsanfeuerung, wozu das führt sieht man ja bei Reagan. Kurze Glanzzeiten, bloß später viel viel mehr Probleme durch die Zinslast.
Da kommt bloß der Linke bei mir durch der mehr Umverteilung wünscht. Ich könnte locker beispielsweise mehr Steuern zahlen. Sozialabgaben bleiben ja fest, aber ich könnte gut mit 50% mehr Lohnsteuer leben, falls dadurch anderen Menschen wirklich geholfen wird. Sooviel macht das bei mir nicht aus. Bei noch höher Verdienenden könnte man mit höhern Spitzensteuersatz ja schon gerechterweise mehr nehmen.
Leben ja in einer Gesellschaft mit "jeder nach seinen Fähigkeiten".
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Voigt hat geschrieben: 26. Aug 2022, 17:05 Aber zumindest Inflation macht unsere Schulden effektiv noch weniger.
Eigentlich sollte die schwarze Null ja über ein Konjunkturzyklus gelten, aber gleichzeitig wir das ja auch quasi nie eingehalten.

Ich bin ja auch gegen einen schuldenfinanzierte Wirtschaftsanfeuerung, wozu das führt sieht man ja bei Reagan. Kurze Glanzzeiten, bloß später viel viel mehr Probleme durch die Zinslast.
Da kommt bloß der Linke bei mir durch der mehr Umverteilung wünscht. Ich könnte locker beispielsweise mehr Steuern zahlen. Sozialabgaben bleiben ja fest, aber ich könnte gut mit 50% mehr Lohnsteuer leben, falls dadurch anderen Menschen wirklich geholfen wird. Sooviel macht das bei mir nicht aus. Bei noch höher Verdienenden könnte man mit höhern Spitzensteuersatz ja schon gerechterweise mehr nehmen.
Leben ja in einer Gesellschaft mit "jeder nach seinen Fähigkeiten".
Also 50% mehr Lohnsteuer wäre schon heftig. Da würde ich eine fünfstellige Summe jährlich drauflegen müssen, und ich bin nun weder Großverdiener, noch Immobilienbesitzer, noch "Erbe". Zum Leben würde es natürlich trotzdem locker reichen, aber ich schmeiße übriges Geld am Monatsende nicht in die Mülltonne. Insofern litte mindestens die Altersvorsorge darunter.
Gegen eine moderatere Erhöhung hätte ich aber auch nichts.
Am Spitzensteuersatz sollte man aber auf jeden Fall mal drehen, ich finde es schon kurios, dass ich mit meinem Einkommen schon "Spitze" sein soll. Es gibt ja auch noch die "Reichensteuer", aber die greift IMHO zu spät angesichts der eher moderaten Steigerung des Satzes im Vergleich zum Spitzensteuersatz. Und dass Millionengehälter auch nur mit 45% besteuert werden will mir sowieso nicht in den Kopf.
Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Ja ist halt persönlich, zahle irgendwas über 600€ Lohnsteuer, daher 300€ mehr pro Monat wäre jetzt nicht schön, aber durchaus verkraftbar ohne das Altersvorsorge leiden würde in meiner persönlichen Situation.
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

hm, mM nach ist weniger die Einnahmenseite das Problem (auch wenn es da einige Baustellen und uNgerechtigkeiten gibt) als viel mehr die Ausgabenseite. Ca. 30% des Haushaltes geht für die Rente drauf, da muss dringends reformiert werden, da könnte soviel Geld freigemacht werden für andere Sachen, und wenn man es richtig macht, kriegt man das auch über die Bühne ohne das sich alle betrogen fühlen
GoodLord
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Re: Energiekrise

Beitrag von GoodLord »

Mauswanderer hat geschrieben: 27. Aug 2022, 13:06 Am Spitzensteuersatz sollte man aber auf jeden Fall mal drehen, ich finde es schon kurios, dass ich mit meinem Einkommen schon "Spitze" sein soll.
Viele Leute unterschätzen wie "schnell" sie schon zu den Top 10% Verdienern in Deutschland gehören. Sprich, du bist vielleicht weit von den Spitzeneinkommen in Deutschland entfernt, aber du gehörst wahrscheinlich zu den Top 10 oder sogar 5% Verdienern in Deutschland und somit "zur Spitze".
Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Habe gerade mal gegooglt zu welchen Quintil man gehört sobald man Spitzensteuersatz zahlt, das habe ich leider noch nicht rausgefunden, bloß das insgesamt ca. 4 Millionen Deutsche Spitzensteuersatz zahlen, aus dieser Quelle: https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4762637
Da auch ganz interessant, dass der Artikel im Januar 2020 geschrieben war und über Fiskalpolitik geredet wurde mit all den Überschussen die der Staat macht, und dann schlug Corona ein. ^^

Wenn man selber rechnet gibt es ca. 45 Millionen Arbeitnehmer in Deutschland, daher sind die 4 Millionen schon nah dran an den Top10% dann.
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Leonard Zelig
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Re: Energiekrise

Beitrag von Leonard Zelig »

Wenn man sich die jüngsten Äußerungen aus Teilen der #Bundesregierung zur Finanzpolitik 2023 anhört, so könnte man den Eindruck bekommen, dass dort eine wichtige Erkenntnis noch nicht angekommen ist: Deutschland steht gerade vor einem gigantischen makroökonomischen Schock.
...
Das erschreckende Ergebnis: Im Vergleich zum Vor-Corona-Niveau erlebt die deutsche Wirtschaft 2023 einen Schock in Größenordnung von mehr als 200 Mrd. € oder >5 % des BIP.
Dies ist die Summe, die kurzfristig Unternehmen, die Privathaushalte und/oder der Staat tragen müssen.5/
...
Diese Belastungen werden viele Haushalte nur dadurch auffangen können, dass sie ihren Konsum an anderer Stelle zurückfahren – Deutschland droht also sehr bald eine konsumgetriebene Rezession.
https://twitter.com/SDullien/status/1563145392895586307

Zum Glück haben unsere Politiker das ganze schon auf dem Schirm und fordern einen Gipfel bei Scholz:
https://twitter.com/Hoellenaufsicht/sta ... 3488294913

Das Problem an dem Schock ist, dass er kein singuläres Ereignis wie 9/11 wird, sondern ein schleichender Prozess. Man merkt es an längeren Schlangen bei der Tafel, höheren Preisen im Supermarkt und mehr Obdachlosen, aber vieles davon kann man gut ignorieren oder verdrängen, wenn man nicht selber betroffen ist. Die geplanten Entlastungen wie die Senkung der Mehrwertsteuer auf Gas sind nicht wirklich gezielt, da muss noch nachgebessert werden.
"The whole problem with the world is that fools and fanatics are always so certain of themselves, but wiser people so full of doubts."

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Rince81
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Re: Energiekrise

Beitrag von Rince81 »

Leonard Zelig hat geschrieben: 27. Aug 2022, 18:03 Zum Glück haben unsere Politiker das ganze schon auf dem Schirm und fordern einen Gipfel bei Scholz:
https://twitter.com/Hoellenaufsicht/sta ... 3488294913

Das Problem an dem Schock ist, dass er kein singuläres Ereignis wie 9/11 wird, sondern ein schleichender Prozess. Man merkt es an längeren Schlangen bei der Tafel, höheren Preisen im Supermarkt und mehr Obdachlosen, aber vieles davon kann man gut ignorieren oder verdrängen, wenn man nicht selber betroffen ist.
Wir bewegen und auf einen Energiepreisshock vor, der im Herbst und Winter mit voller Wucht die Wirtschaft und Haushalte bis tief in die Mittelschicht massiv überfordern wird und gefühltes Hauptthema ist unglaublich dumme und blöde Pseudodebatte um Winnetou...
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ZiggyStardust
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Re: Energiekrise

Beitrag von ZiggyStardust »

Vielleicht ist es das vorerst letzte Mal, dass sich die Deutschen wie irre mit sich selbst beschäftigen können. Derzeit machen sich so ziemlich alle Menschen lächerlich, die sich in dieses Thema hineinsteigern. Die Boomer mit ihrer Winnetou-Nostalgie. Die linken Identitären. Die Boulevard-Medien. Ich kann es, ehrlich gesagt, kaum glauben, dass es exakt ein halbes Jahr nach Beginn des Krieges so ein nichtiges Sommerloch-Thema gibt. Eine Phantomdebatte löst die andere ab.

Es fällt uns aktuell auf die Füße, das wir keine nennenswerte deutsche Gasförderung mehr haben. Die machte um die Jahrtausendwende noch 21 Prozent des deutschen Bedarfs aus. Mittlerweile ist nur noch ein Bruchteil davon übrig geblieben. Auch die Laufzeitverlängerung der drei noch aktiven AKWs wird nur ein Tropfen auf den heißen Stein sein. Wir werden auch immer weniger Atomstrom aus Frankreich importieren in der Zukunft. Die Dürren der letzten Jahre waren keine statistischen Ausreißer, sondern sind die neue Normalität. Gutes Statement eines Bauern im Presseclub:
https://twitter.com/widescape/status/15 ... 1246112768

Ich hab auch keine Ahnung, wie ich mit 1400€ netto nächstes Jahr alle Verbindlichkeiten bezahlen soll. Möglicherweise muss ich meine Wohnung aufgeben und wieder ins Elternhaus ziehen. Keine schöne Vorstellung mit 28 Jahren.
Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Das ist halt die Globalisierung und weltweite Arbeitsteilung. Wir haben in Deutschland noch einiges an Erdöl, Erdgas, Kohle und andere Mineralien.

Wir haben halt gestoppt die selbst zu fördern, weil es mit globalen Lieferketten günstiger ist die woanders abbauen zu lassen und den dortigen Abbau + Transport zu zahlen. Das hat Produkte und Energie etwas günstiger gemacht, tendenziell auch zu mehr Frieden geführt (im 2.WK war ja Deutschlands Ziel die Autarkie, daher alles selber fördern und verarbeiten) da Krieg halt nicht wirklich tragbar ist was zumindest in Westeuropa funktioniert hat.

Ist halt das Problem sobald es Probleme mit Lieferketten gibt, wie etwa Corona in China oder Embargos aufgrund von Krieg durch Russland. Da haben wir keinen großen Einfluss das zu lösen, zumindest weniger als wäre es im eigenen Land und Lieferketten brechen damit zusammen ohne das wir groß was dagegen tuen können. Daher war ja der Gedanke wieder weiter weg von Globalisierung zu gehen und zumindest wieder mehr in der Nachbarschaft (EU) eigenes Zeug aufzubauen damit man robuster aufgestellt ist. Genau wie vor Finanzkrise mehr Reichtum durch unregulierte Banken vesrprochen wird, aber man doch einsieht, dass Robustheit auch wichtig ist.
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

GoodLord hat geschrieben: 27. Aug 2022, 14:25
Mauswanderer hat geschrieben: 27. Aug 2022, 13:06 Am Spitzensteuersatz sollte man aber auf jeden Fall mal drehen, ich finde es schon kurios, dass ich mit meinem Einkommen schon "Spitze" sein soll.
Viele Leute unterschätzen wie "schnell" sie schon zu den Top 10% Verdienern in Deutschland gehören. Sprich, du bist vielleicht weit von den Spitzeneinkommen in Deutschland entfernt, aber du gehörst wahrscheinlich zu den Top 10 oder sogar 5% Verdienern in Deutschland und somit "zur Spitze".
Gerade so zu den oberen 10%, aber weit entfernt von den oberen 5%. Und deswegen ist es Quatsch, da von "Spitzensteuersatz" zu sprechen. Wenn man vorne im Hauptfeld mitläuft (das hört bei 90% nämlich noch nicht auf), aber ein signifikanter Anteil kilometerweit voraus läuft, ist der Begriff schlicht irreführend. Ich zahle gerne etwas mehr Einkommenssteuer, aber die Belastbarkeit (ausgehend von einem wenigstens ungefähren Erhalt des Lebensstandards) meines Haushalts ist auch schneller erreicht, als das bei einem "Spitzeneinkommen" der Fall sein sollte.
Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Ich bin noch etwas verwundert in welche Richtung du argumentierst.

FDP Linie für Steuersenkung, dass der "Spitzensteuersatz" dich weniger betrifft, die Linken Linie dass bloß weitere höhere Prozente eingeführt werden, dass "die über dir" mehr zahlen als du, oder Kombination bon beidem, Bekämpfung der kalten Progression bei gleichzeitig höheren Spitzensteuersatz?
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Voigt hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:10 Ich bin noch etwas verwundert in welche Richtung du argumentierst.

FDP Linie für Steuersenkung, dass der "Spitzensteuersatz" dich weniger betrifft, die Linken Linie dass bloß weitere höhere Prozente eingeführt werden, dass "die über dir" mehr zahlen als du, oder Kombination bon beidem, Bekämpfung der kalten Progression bei gleichzeitig höheren Spitzensteuersatz?
Mauswanderer hat geschrieben: 27. Aug 2022, 13:06
Voigt hat geschrieben: 26. Aug 2022, 17:05 Aber zumindest Inflation macht unsere Schulden effektiv noch weniger.
Eigentlich sollte die schwarze Null ja über ein Konjunkturzyklus gelten, aber gleichzeitig wir das ja auch quasi nie eingehalten.

Ich bin ja auch gegen einen schuldenfinanzierte Wirtschaftsanfeuerung, wozu das führt sieht man ja bei Reagan. Kurze Glanzzeiten, bloß später viel viel mehr Probleme durch die Zinslast.
Da kommt bloß der Linke bei mir durch der mehr Umverteilung wünscht. Ich könnte locker beispielsweise mehr Steuern zahlen. Sozialabgaben bleiben ja fest, aber ich könnte gut mit 50% mehr Lohnsteuer leben, falls dadurch anderen Menschen wirklich geholfen wird. Sooviel macht das bei mir nicht aus. Bei noch höher Verdienenden könnte man mit höhern Spitzensteuersatz ja schon gerechterweise mehr nehmen.
Leben ja in einer Gesellschaft mit "jeder nach seinen Fähigkeiten".
Also 50% mehr Lohnsteuer wäre schon heftig. Da würde ich eine fünfstellige Summe jährlich drauflegen müssen, und ich bin nun weder Großverdiener, noch Immobilienbesitzer, noch "Erbe". Zum Leben würde es natürlich trotzdem locker reichen, aber ich schmeiße übriges Geld am Monatsende nicht in die Mülltonne. Insofern litte mindestens die Altersvorsorge darunter.
Gegen eine moderatere Erhöhung hätte ich aber auch nichts.
Am Spitzensteuersatz sollte man aber auf jeden Fall mal drehen, ich finde es schon kurios, dass ich mit meinem Einkommen schon "Spitze" sein soll. Es gibt ja auch noch die "Reichensteuer", aber die greift IMHO zu spät angesichts der eher moderaten Steigerung des Satzes im Vergleich zum Spitzensteuersatz.
Und dass Millionengehälter auch nur mit 45% besteuert werden will mir sowieso nicht in den Kopf.
Ich schrieb zweimal, dass ich gerne moderat mehr beitragen würde, meine Mitbetroffenheit wäre also nicht das Problem.
Dieses "Reiche oder Linke"-Denken erscheint mir nicht für kluge Steuerpolitik geeignet. Es fehlen IMHO aber auf jeden Fall weitere Steuersätze über dem derzeitigen Spitzensatz, die deutlich früher greifen als die "Reichensteuer". Deren Satz wiederum erscheint mir erheblich zu niedrig.

Ich bin da kein Experte, aber vermutlich könnte man im Bereich 40000€ bis 70000€ moderat erhöhen, mitunter bis zu den 45% "Reichensteuer", aber danach darf es gerne noch deutlich weiter gehen. Es macht nach meiner Wahrnehmung keinen Sinn, 70000€ so zu besteuern wie 250000€, oder 300000€ so wie 2500000€. Wo dann am Ende die Obergrenze liegt, bei der man sagen könnte, soviel müsse auf jeden Fall netto vom zuverdienten Euro übrig bleiben? Kann ich nicht sagen, dafür habe ich mich mit der Lebensrealität der Einkommensspitze nicht hinreichend beschäftigt.

Das kann man gerne mit anderen Instrumenten und Maßnahmen kombinieren. Kopplung der Steuersätze an Inflationskennzahlen oder an die Einkommensverteilung, Senkung der Einkommenssteuersätze für geringere Einkommen, Erhöhung des Steuerfreibetrags etc. Aber auch da fehlt mir die Expertise. Gerade letzteres sehe ich immer ein wenig kritisch, nämlich aus gesellschaftlichen Aspekten. IMHO ist ein sehr geringer Beitrag unter dem Gesichtspunkt deutlich besser als gar keiner.
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

Mauswanderer hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:28 Ich bin da kein Experte, aber vermutlich könnte man im Bereich 40000€ bis 70000€ moderat erhöhen
ähm, das ist der Bereich, wo die Kalte Progression am heftigsten reinhaut, da machen sich Steuererhöhungen nicht so optimal
Mauswanderer hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:28 Das kann man gerne mit anderen Instrumenten und Maßnahmen kombinieren. Kopplung der Steuersätze an Inflationskennzahlen oder an die Einkommensverteilung, Senkung der Einkommenssteuersätze für geringere Einkommen, Erhöhung des Steuerfreibetrags etc. Aber auch da fehlt mir die Expertise. Gerade letzteres sehe ich immer ein wenig kritisch, nämlich aus gesellschaftlichen Aspekten. IMHO ist ein sehr geringer Beitrag unter dem Gesichtspunkt deutlich besser als gar keiner.
im Prinzip müsste man als erstes jede Steuer/Absetzungsmöglichkeit, aber auch jede Ausgabe prüfen und schauen, wo sind Probleme, was erfüllt seinen Zweck usw. und auf jeden Fall auch die Sozialsystem mit einbeziehen, und dann könnte man sich an eine Reform wagen, mit der man was erreichen kann, aber immer nur an einer Stellschraube was verstellen bringt nicht, weil jeder weniger eingenommene Euro auch gegenfinanziert werden muss und dazu wird es eher nciht kommen, weil jede Reform schon zerredet und gegenlobbiiert wird bevor sie wirken kann bzw. überhaupt beschlossen wird
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Crenshaw hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:55
Mauswanderer hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:28 Ich bin da kein Experte, aber vermutlich könnte man im Bereich 40000€ bis 70000€ moderat erhöhen
ähm, das ist der Bereich, wo die Kalte Progression am heftigsten reinhaut, da machen sich Steuererhöhungen nicht so optimal
Eine moderate Erhöhung wäre für diese Gruppe (gerade ihren oberen Teil) wohl durchaus tragbar. Aber natürlich nicht als Einzelmaßnahme, sondern als Teil einer umfassenden Reform, insbesondere wenn sie für die Zukunft Maßnahmen gegen die kalte Progression enthält. Aber wie du schon schriebst, wird so eine Reform eher nicht kommen, nicht zuletzt wegen heftigem Lagerdenken über das gesamte politische Spektrum hinweg.
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Re: Energiekrise

Beitrag von Tengri Lethos »

Da die Energiekrise auch eine Preiskrise ist, ist das Thema auch im Bekanntenkreis sehr gegenwärtig. Tatsächlich konnte ich an mir selber beobachten, dass der alte Satz "Ohne Druck keine Änderung" (leider) zutrifft. Ich beschäftige mich jetzt seit ein paar Wochen mit dem Thema PV Anlage und hui...ich bin sowas von "Late to the party", dass es preislich gut reinknallt.
Außerdem konnte ich sehr schön den Dunning Kruger Effekt bei mir beobachten: Nach Tag 1 dachte ich "Naja, geht ja eigentlich", nach Woche 3 denke ich "Meine Fresse, es ist schon sehr komplex".
Falls es hier auch welche im Forum gibt, die sich momentan Angebote einholen etc. Stehe gerne zum Austausch zur Verfügung und kann für mich nur feststellen: Danke youtube, da gibt es durchaus vernünftige und informative Kanäle, aber man muss selber Zeit investieren.
Rince81
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Re: Energiekrise

Beitrag von Rince81 »

Mauswanderer hat geschrieben: 28. Aug 2022, 14:13
Crenshaw hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:55
Mauswanderer hat geschrieben: 28. Aug 2022, 13:28 Ich bin da kein Experte, aber vermutlich könnte man im Bereich 40000€ bis 70000€ moderat erhöhen
ähm, das ist der Bereich, wo die Kalte Progression am heftigsten reinhaut, da machen sich Steuererhöhungen nicht so optimal
Eine moderate Erhöhung wäre für diese Gruppe (gerade ihren oberen Teil) wohl durchaus tragbar. Aber natürlich nicht als Einzelmaßnahme, sondern als Teil einer umfassenden Reform, insbesondere wenn sie für die Zukunft Maßnahmen gegen die kalte Progression enthält. Aber wie du schon schriebst, wird so eine Reform eher nicht kommen, nicht zuletzt wegen heftigem Lagerdenken über das gesamte politische Spektrum hinweg.
Kann es sein, dass ihr da auf das Narrativ von Lindner reinfallt, welches auch die Presse geschluckt hat?

Die Kalte Progression war schon immer FDP Thema und deren Ausgleich richtig, weil sie eine im Grunde unabsichtliche Steuererhöhung ist. Natürlich profitieren davon Haushalte, die mehr Steuern zahlen mehr als Haushalte, die weniger oder keine Steuern zahlen. Nur ist das damit keine Entlastung, sondern der Staat der verzichtet auf eine Mehrbelastung durch Nichtstun. Die kalte Progression auszugleichen ist richtig, dass dann Leute die höhere Steuerlast tragen mehr von haben liegt in der Natur der Sache. Wenn dann aber laut Finanzministerium kein Geld für echte Entlastungspakete da ist, sollte man vielleicht drauf verzichten...

Vor allem ist das in der Summe für diejenigen, die wirklich Hilfe brauchen (werden) ein Witz.
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