Energiekrise

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XfrogX
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Re: Energiekrise

Beitrag von XfrogX »

Hat die eu nicht sowas schon beschlossen? Hatte im Kopf das die deutsche Lösung darauf ja aufbaut. Also das die Länder die „übergewinne“ im Strom Markt abgreifen sollen/müssen. Wie sie dann damit die Preise senken worde glaube ich nicht festgelegt und da kommt nun bei uns wahrscheinlich ja einfach das Gas Modell zum Zug. Also 80% vom alten Verbrauch gibts gedeckelt.

Eine typisch deutsch rech kompliziere Lösung aber eine nach meinem Verständnis wirklich sinnvolle. Weil Anreize zum Sparen bleiben, weil es weiter einen Markt gibt wo Konkurrenz im Prinzip weiter um die Kunden kämpfen kann …

Und beim strommarkt wird es ja immer diese übergewinne geben, so das wenn der Preis wirklich sinkt der Staat am Ende sogar Geld raus holt. Da man ja immer den Preis bezahlt den die teuerste Erzeugung vom Strom kostet, so kann man bei allen anderen Arten einen Teil vom Gewinn abschöpfen.
GoodLord
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Re: Energiekrise

Beitrag von GoodLord »

Das mit der Übergewinnsteuer ist doch auf Dauer total sinnlos. Damit würde man nur Investitionen in erneuerbare Energien verhindern.
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

GoodLord hat geschrieben: 4. Nov 2022, 21:12 Das mit der Übergewinnsteuer ist doch auf Dauer total sinnlos. Damit würde man nur Investitionen in erneuerbare Energien verhindern.
Den Gedanken hatte ich auch schon. Die Anbieter von erneuerbaren Energien haben nach meinem Verständnis auch gar keinen Einfluss auf den Preis sondern profitieren schlicht automatisch davon, dass sie auf Erneuerbare setzen. Das wollen wir aber ja auch weiterhin.
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XfrogX
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Re: Energiekrise

Beitrag von XfrogX »

Warum? Es bleibt ja weiter der Zweig an Energie Gewinnung mit dem man am meisten Geld verdient.

Zum anderen sind sie sogar glaube im aktuellen EU oder deutschen Vorschlag entweder ausgenommen, oder zumindest so das sie mehr vom übergewinn behalten dürfen.

Aber selbst ohne dies, wären sie ja in keinem Fall eine schlechtere Wahl als ein anderes Konzept zur Zeit.

Außerdem ist es ja eher aktuell so das es sich nicht lohnt für die Betreiber der teueren kraftwerke erneuerbare zu bauen, den sobald am Storm Markt ja genug billigerer Strom da ist, wird das teuerste nicht mehr geholt und schon verdient man mit allen Anlagen darunter weniger weil plötzlich das zweit teuerste den Preis für alle anderen vorgibt. Also hat man als betriebene von einer teueren Anlage nicht nur diese Kosten zumindest in dem Moment quasi ohne Einnahmen, nein man hat auch noch mit allen anderen weniger verdient.

Klar ist das durch Konkurrenz nicht ganz zu verhindern und sogar verboten es zu planen. Aber das man Einspeisungen von privat und sowas so umständlich gemacht hat geht sicher auf lobbyarbeit aus genau diesem Gedanken hervor.
GoodLord
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Re: Energiekrise

Beitrag von GoodLord »

XfrogX hat geschrieben: 5. Nov 2022, 02:13 Warum? Es bleibt ja weiter der Zweig an Energie Gewinnung mit dem man am meisten Geld verdient.
Selbst wenn das der Fall ist (ich hab zugegebenermaßen maßen keine Ahnung, wie genau das berechnet wird) senkst du damit aber trotzdem die Marge und die Leute/Konzerne/Investoren stecken ihr Geld lieber in andere Dinge. Strom ist ja beileibe nicht das Einzige in das man sein Geld investieren kann.
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Peter
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Re: Energiekrise

Beitrag von Peter »

Mauswanderer hat geschrieben: 4. Nov 2022, 21:23
GoodLord hat geschrieben: 4. Nov 2022, 21:12 Das mit der Übergewinnsteuer ist doch auf Dauer total sinnlos. Damit würde man nur Investitionen in erneuerbare Energien verhindern.
Den Gedanken hatte ich auch schon. Die Anbieter von erneuerbaren Energien haben nach meinem Verständnis auch gar keinen Einfluss auf den Preis sondern profitieren schlicht automatisch davon, dass sie auf Erneuerbare setzen. Das wollen wir aber ja auch weiterhin.
Erneuerbare sind der günstigste Energieträger und damit wird auch nach Einführung einer Übergewinnsteuer am meisten Geld verdient werden (es geht schließlich keineswegs darum sämtliche Gewinne abzuschöpfen). Dementsprechend wird es sich auch unverändert lohnen, weiter darin zu investieren.

Scheinbar gibt es zum merit-order-Prinzip einfach keine bessere Alternative, weswegen wir für einige Zeit eben auf diesem Wege gegensteuern müssen. Ich habe bisher jedenfalls noch keine gleichwertige oder bessere Alternative gesehen.
senkst du damit aber trotzdem die Marge
Aber die Marge wird bei den Erneuerbaren nach wie vor höher sein, als sie es vor der Gaskrise war.
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XfrogX
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Re: Energiekrise

Beitrag von XfrogX »

GoodLord hat geschrieben: 5. Nov 2022, 08:15
XfrogX hat geschrieben: 5. Nov 2022, 02:13 Warum? Es bleibt ja weiter der Zweig an Energie Gewinnung mit dem man am meisten Geld verdient.
Selbst wenn das der Fall ist (ich hab zugegebenermaßen maßen keine Ahnung, wie genau das berechnet wird) senkst du damit aber trotzdem die Marge und die Leute/Konzerne/Investoren stecken ihr Geld lieber in andere Dinge. Strom ist ja beileibe nicht das Einzige in das man sein Geld investieren kann.
Es gibt aber wenig Sachen die so zuverlässig Geld liefern wie Energie. Du brauchst es nicht groß vermarkten, es wird immer gebraucht …
Wir haben ja kein Problem das es zu wenig Geld gibt das investiert wird. Wenn einer nicht investieren will, wird es ein anderer tun. Es gibt ja nicht zu wenige die erneuerbaren Strom schaffen wollen, sondern der Staat bremst wahrscheinlich auch durch Lobby Arbeit und teilweise Angst vor Wählern den Ausbau.
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Re: Energiekrise

Beitrag von GoodLord »

Peter hat geschrieben: 5. Nov 2022, 08:59
senkst du damit aber trotzdem die Marge
Aber die Marge wird bei den Erneuerbaren nach wie vor höher sein, als sie es vor der Gaskrise war.
Im Idealfall schon, ob das in der Praxis auch so sein wird sei mal dahin gestellt. Ist halt in so unsicheren Zeiten vermutlich generell nicht so einfach den RoI von Großkraftwerken auf der einen oder Windparks/Solarkraftwerken auf der anderen vorherzusehen. Man darf ja auch nicht vergessen: Nur weil ich z.B. ohnehin verfügbaren Solarstrom notfalls auch für 1ct/kWh verkaufen würde als die Zellen vom Netz zu trennen, heißt das ja nicht, dass ich zu diesem Preis jemals meine Investitionen wieder reinbekommen würde.

Aber wie schon gesagt: Bei Investionen konkurieren ja nicht nur Kraftwerk A oder B, sondern evtl. auch ganz andere Möglichkeiten sein Geld anzulegen.

Außerdem darf man beim Merit Order auch nicht vergessen, dass das ja nur für zusammen gehandelte Strommengen gilt. Strom wird ja sowohl in unterschiedlichen geografischen Bereichen, als auch für unterschiedliche Zeithorizonte gehandelt. Darüber hinaus gibts dann z.B. noch Regelleistung oder Strom, der überhaupt nicht gehandelt wird, sondern entweder über langfristige Verträge zu festen Preisen geliefert und abgenommen wird oder eben direkt an die eigenen Endkunden geliefert wird.

Ich glaube ehrlich gesagt, dass man sich den Strommarkt als ganzes da häufig einfacher vorstellt als er ist. Oder bist du "vom Fach"? (ich bins nicht).
GoodLord
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Re: Energiekrise

Beitrag von GoodLord »

XfrogX hat geschrieben: 5. Nov 2022, 10:50
GoodLord hat geschrieben: 5. Nov 2022, 08:15
XfrogX hat geschrieben: 5. Nov 2022, 02:13 Warum? Es bleibt ja weiter der Zweig an Energie Gewinnung mit dem man am meisten Geld verdient.
Selbst wenn das der Fall ist (ich hab zugegebenermaßen maßen keine Ahnung, wie genau das berechnet wird) senkst du damit aber trotzdem die Marge und die Leute/Konzerne/Investoren stecken ihr Geld lieber in andere Dinge. Strom ist ja beileibe nicht das Einzige in das man sein Geld investieren kann.
Es gibt aber wenig Sachen die so zuverlässig Geld liefern wie Energie. Du brauchst es nicht groß vermarkten, es wird immer gebraucht …
Wir haben ja kein Problem das es zu wenig Geld gibt das investiert wird. Wenn einer nicht investieren will, wird es ein anderer tun.
Wenn das so einfach wäre wären wir mit dem Ausbau erneuerbarer Energien schon viel weiter.
XfrogX hat geschrieben: 5. Nov 2022, 10:50 Es gibt ja nicht zu wenige die erneuerbaren Strom schaffen wollen, sondern der Staat bremst wahrscheinlich auch durch Lobby Arbeit und teilweise Angst vor Wählern den Ausbau.
Lobbyarbeit von wem? Nach deiner Darstellung müsste der Ausbau erneuerbarer Energien ja auch für die klassischen Kraftwerksbetreiber lukrativ sein.

Und ich glaube (kann mich irren) wenn ein Bauer seine Wiese/Feld mit Solarzellen vollstellen wollen würde hätte der Staat da auch nichts dagegen.

Dass die Bürger da leider ein nicht unerhebliches Problem darstellen ist richtig, aber wenn ich z.B. genug Geld mit dem Verkauf verdienen kann, dann lohnt sich auch der Aufbau eines Off-shore Parks oder Produktion in Nachbarländern, die vielleicht weniger Probleme mit Windrädern haben. Aber wenn ich die Gewinne zu sehr abschöpfe, dann tut es das halt irgendwann nichtmehr.
Wolfgang
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Re: Energiekrise

Beitrag von Wolfgang »

Mauswanderer hat geschrieben: 4. Nov 2022, 14:11 https://m.faz.net/aktuell/politik/letzt ... 36266.html
Was schon nahezu klar war, wird jetzt auch durch die Berliner Feuerwehr bestätigt.

Ich bin ratlos, wie es weitergehen soll. So viele Spitzenpolitiker einschließlich des Bundeskanzlers haben einfach mal innerhalb von Stunden vorverurteilt, teils mit krasser Hetze. Viele Bürger haben das goutiert.
Bei Scholz hat das ja sogar noch System. Kommen da jetzt Entschuldigungen? Rücktritte? Oder wenigstens Klimaschutzmaßnahmen?

Für mich, der eigentlich auch kein Fan dieser Protestform ist, bleibt die Erkenntnis, dass die meisten Menschen in Deutschland scheinbar nur den richtigen Feind brauchen, um zu zeigen, was für hetzerischer Abschaum sie eigentlich sind.
Gestern in großer Runde, alle sehr gebildet und informiert.
Thema kam auf, und da war da waren sich alle, die was dazu gesagt haben (vielleicht die Hälfte) sehr einig.

Nämlich dass "Diese Umweltspinner die Fahrradfahrerin umgebracht haben.".

Als ich dann die neuesten entlastenden Fakten eingebracht habe, war das Thema sofort beendet. Nur noch ein, zwei Sätze in der Richtung, dass es nicht okay sei, das Leben anderer so mutwillig zu gefährden.

-> Da will man sich nicht vorstellen, wie die Mitte der Gesellschaft dazu denkt!
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Klimaaktivisten werden für 30 Tage weggesperrt, weil sie weitere Aktionen androhen. Kann man drüber streiten, aber nunja.

Autofahrer tötet unter Missachtung sämtlicher Verkehrsregeln ein Kind:
Der Student wurde der fahrlässigen Tötung schuldig gesprochen. Eine Strafe von 200 Euro (40 Tagessätze zu je fünf Euro) erging, zudem ein Fahrverbot von einem Monat. Der Angeklagte habe sich falsch verhalten. Es sei aber auch von einem Fehlverhalten der Mutter auszugehen. Der Staatsanwalt hatte eine Strafe von 350 Euro (70 Tagessätze) gefordert.
https://www.tagesspiegel.de/berlin/proz ... 21719.html

Diese Debatte ist wirklich aus dem Ruder gelaufen, und das liegt in keinster Weise an den Aktivisten.

Edit zur Klarstellung: Mir ist klar, dass das Urteil von 2019 ist und die Klimaaktivisten in Bayern nicht verurteilt wurden, sondern präventiv verhaftet wurden. Darum geht es aber auch nicht, das Urteil ist, losgelöst von tatsächlichen illegalen Rennen, exemplarisch für den sonstigen Umgang mit Fehlverhalten im Straßenverkehr mit tödlichem Ausgang.
Santiago Garcia
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Re: Energiekrise

Beitrag von Santiago Garcia »

In Bayern werden Klimaktivisten für 30 Tage weggesperrt, weil sie Straßen blockieren könnten.

Ich stelle mir grad den Shitstorm vor, man hätte das bei Querdenkern gemacht.
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HerrReineke
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Re: Energiekrise

Beitrag von HerrReineke »

Quarks & Co. haben ein kurzes (ca. 15 Min) Video zu der Frage gemacht, ob diesen Winter in Deutschland ein Blackout droht. Es ist von der Komplexität stark runtergedampft, aber dadurch leicht verständlich, beleuchtet aber zumindest die mir bekannten Aspekte in dem Kontext durchaus. Wer noch gar keine oder wenig Berührung mit dem Thema hatte (z.B. auch im Freundes- / Familienkreis) dürfte hier einen sehr guten ersten Anlaufpunkt finden.
Santiago Garcia hat geschrieben: 6. Nov 2022, 11:20 In Bayern werden Klimaktivisten für 30 Tage weggesperrt, weil sie Straßen blockieren könnten.
Vorab: Ich halte die Möglichkeit des Art. 17 des bayrischen Polizeiaufgabengesetz – PAG Menschen aufgrund diverser Begründungen für maximal zwei Monate in Gewahrsam zu nehmen - z.B. bei sämtlichen Straftaten und sogar "Ordnungswidrigkeit von erheblicher Bedeutung für die Allgemeinheit" - für mindestens ethisch und politisch falsch, möglicherweise sogar verfassungswidrig. Aber die Anwendung des Gesetzes als solches erstaunt mich hier inhaltlich nicht so wirklich.

Hier dürfte es ein Fall von Art. 17 Abs. 1 Nr. 2 PAG gewesen sein. Die Ingewahrsamnahme also "unerlässlich" gewesen sein um zu verhindern, dass diese Personen erneut eine Straftat in diesem Zeitraum begehen. Das Festkleben ist (auch das mag man aus diversen Gründen für verfehlt halten) ziemlich eindeutig eine Nötigung (§ 240 StGB). Zumindest den Berichten nach haben 15 Personen sich auf dem Altstadtring am Stachus entsprechend festgeklebt und wohl strafbar gemacht. Sie sind entfernt worden und ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Dieselben Menschen haben am selben Tag und Ort genau das gleiche nochmal gemacht. Sie sind dann wieder entfernt und festgenommen worden. Und dann haben jedenfalls zwölf von ihnen vor einem Ermittlungsrichter auch noch gesagt, dass sie damit sofort weitermachen werden, sobald sie raus sind. Viel eindeutiger ankündigen und deutlich machen, dass man auch in naher Zukunft Straftaten begehen wird, geht kaum noch. Und anders davon abhalten es zu tun, als in Gewahrsam zu nehmen, dürfte auch nicht realistisch möglich sein.

Interessanterweise ist die Entscheidung bei drei Personen anders ausgefallen: Zwei mussten noch am selben Abend wieder freigelassen werden, für eine Person wurde Gewahrsam längstens bis nächste Woche Mittwoch angeordnet. Gerade bei letzterer würde mich sehr interessieren, warum die Entscheidung anders erging: Ob hier der Ermittlungsrichter eine längere Spanne für unverhältnismäßig gehalten hat oder es doch noch andere Faktoren gegeben hat.

Juristisches Detail am Rande: Der Gewahrsam kann immer nur mit einer Maximaldauer angeordnet werden (Art. 20 Abs. 2 Satz 1 PAG), d.h. wenn z.B. vorher der Grund für den Gewahrsam wegfällt, muss auch der Gewahrsam sofort enden (Art. 20 Abs. 1 Nr. 1 PAG). Anders gesagt: Sobald die Personen (glaubhaft) sagen, dass sie sich nicht mehr festkleben werden, muss der Gewahrsam enden. Aber das dürfte hier mutmaßlich eher akademisch sein :?
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

IIRC ging die Altersspanne ja hoch bis 79. Kann mir vorstellen, dass das bei den Freilassungen eine Rolle gespielt hat.
Santiago Garcia
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Re: Energiekrise

Beitrag von Santiago Garcia »

HerrReineke hat geschrieben: 6. Nov 2022, 11:50 Hier dürfte es ein Fall von Art. 17 Abs. 1 Nr. 2 PAG gewesen sein. Die Ingewahrsamnahme also "unerlässlich" gewesen sein um zu verhindern, dass diese Personen erneut eine Straftat in diesem Zeitraum begehen. Das Festkleben ist (auch das mag man aus diversen Gründen für verfehlt halten) ziemlich eindeutig eine Nötigung (§ 240 StGB). Zumindest den Berichten nach haben 15 Personen sich auf dem Altstadtring am Stachus entsprechend festgeklebt und wohl strafbar gemacht. Sie sind entfernt worden und ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Dieselben Menschen haben am selben Tag und Ort genau das gleiche nochmal gemacht. Sie sind dann wieder entfernt und festgenommen worden. Und dann haben jedenfalls zwölf von ihnen vor einem Ermittlungsrichter auch noch gesagt, dass sie damit sofort weitermachen werden, sobald sie raus sind. Viel eindeutiger ankündigen und deutlich machen, dass man auch in naher Zukunft Straftaten begehen wird, geht kaum noch. Und anders davon abhalten es zu tun, als in Gewahrsam zu nehmen, dürfte auch nicht realistisch möglich sein.
Und wenn sie sich in einem Monat immer noch festkleben wollen?
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HerrReineke
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Re: Energiekrise

Beitrag von HerrReineke »

Santiago Garcia hat geschrieben: 6. Nov 2022, 13:31 Und wenn sie sich in einem Monat immer noch festkleben wollen?
Könnte die Bayrische Polizei zunächst den Antrag bei Gericht stellen, den Gewahrsam um bis zu einem weiteren Monat zu verlängern. Wenn dem gefolgt würde - und dann insgesamt zwei Monate vorbei sind - und die dann immer noch angeben Straftaten begehen zu wollen, müssen sie trotzdem rausgelassen werden. Zwei Monate sind in jedem Fall das Maximum (Art. 20 Abs. 2 Satz 2 PAG). Und wenn sie sich dann tatsächlich (direkt) wieder Festkleben dürfte das vermutlich von vorne beginnen können. Ab einer gewissen Anzahl von "Iterationen" wird der Gewahrsam aber potenziell keine Rolle mehr spielen, weil dann in der Zwischenzeit möglicherweise sogar Freiheitsstrafen bei rausgekommen sind, die vollstreckt werden.

Da muss man sich auch nochmal vor Augen führen, was da vom (in dem Fall: bayrischen) Gesetzgeber für ein Gedanke hintersteht: Der Gewahrsam soll insb. Straftaten verhindern. Hierzu entweder die Chance nehmen, eine solche Tat zu begehen (insb. bei zeitkritischen Aktionen; ich kündige an bei Event X eine Straftat Y zu begehen - und bin während dieses Events in Gewahrsam; danach besteht logischerweise keine Gefahr mehr - als Beispiel fällt mir da die IAA ein), oder auch ein wenig abzuschrecken (Ich kündige ernsthaft an eine beliebige Filiale von Bank X zu überfallen. Das kann ich natürlich auch nach dem Gewahrsam noch versuchen), indem die möglichen Konsequenzen bereits spürbar werden. Also eine ganz andere Zielrichtung, als die Strafe, die nach begangener Tat ausgeurteilt wird.

Wie gesagt: Ich kann dem Gesetz in dieser Form ohnehin schon nichts abgewinnen und die Anwendung auf Klimaproteste gefällt mir auch nicht. Aber ich kann zumindest nachvollziehen, wie Gerichte dazu kommen, entsprechende Maßnahmen zu erlassen, da die Gesetzeslage durchaus sowas hergeben könnte. Würde mich aber trotzdem sehr freuen, wenn da Beschwerden gegen eingereicht werden, sich die Entscheidungen als unverhältnismäßig herausstellen und dann schnellstmöglich aufgehoben werden.
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Re: Energiekrise

Beitrag von XfrogX »

Ist es nicht soweit ich das verstanden habe garnicht wirklich strafbar Straße für einen Protest zu blockieren?
Selbst bei der Sache in Berlin war doch von Anwälten zu hören das es nur schwer möglich wäre dafür jemanden zu belangen. Solange die nicht mit der Absicht jemanden zu schädigen oder für einen eigenen Vorteil das machen ist das doch wohl recht gut abgesichert.

Sonst könnte man ja auch einfach ne Anzeige und u Haft machen, statt das man ohne Anklage oder so einfach mal Leute 30 Tage weg sperrt, wo danach dann ja kein Urteil oder so folgt.
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

XfrogX hat geschrieben: 6. Nov 2022, 19:56 Ist es nicht soweit ich das verstanden habe garnicht wirklich strafbar Straße für einen Protest zu blockieren?
es müsste auf jeden Fall Nötigung sein, dass muss allerdings jemand anzeigen
je nachdem wo man das durchführt kann auch noch gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr ins Spiel kommen
wenn unangemeldet, kann das evtl. noch verfolgt werden, keine Ahnung inwieweit das strafbar ist
inwieweit das festkleben Schäden an der Straße anrichtet, kA, wäre evtl. auch strafbar
wenn sie sich weigern einen Platzverweis zu folgen, was die in der Regel machen (uA weil festgeklebt), kann das evtl. noch verfolgt werden

viel mehr würde ich jetzt nichts sehen

was passiert eigentlich, wenn man die Stelle einfach sichert seitens der Polizei (Pylone oder so) und dann einfach abwartet bis die wieder abziehen? irgendwann bekommen die ja Hunger/Durst usw., denken die Personen überhaupt daran, dass sie sich evtl. selbst wieder "befreien" müssen?
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Hat mir YouTube heute empfohlen, zum Thema Solarstrom lokal produzieren und verbrauchen: https://youtu.be/8KdUlWyu2LU
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Re: Energiekrise

Beitrag von XfrogX »

Crenshaw hat geschrieben: 6. Nov 2022, 20:07
XfrogX hat geschrieben: 6. Nov 2022, 19:56 Ist es nicht soweit ich das verstanden habe garnicht wirklich strafbar Straße für einen Protest zu blockieren?
es müsste auf jeden Fall Nötigung sein, dass muss allerdings jemand anzeigen
je nachdem wo man das durchführt kann auch noch gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr ins Spiel kommen
wenn unangemeldet, kann das evtl. noch verfolgt werden, keine Ahnung inwieweit das strafbar ist
inwieweit das festkleben Schäden an der Straße anrichtet, kA, wäre evtl. auch strafbar
wenn sie sich weigern einen Platzverweis zu folgen, was die in der Regel machen (uA weil festgeklebt), kann das evtl. noch verfolgt werden

viel mehr würde ich jetzt nichts sehen

was passiert eigentlich, wenn man die Stelle einfach sichert seitens der Polizei (Pylone oder so) und dann einfach abwartet bis die wieder abziehen? irgendwann bekommen die ja Hunger/Durst usw., denken die Personen überhaupt daran, dass sie sich evtl. selbst wieder "befreien" müssen?
Für Nötigung bräuchte es aber Gewalt oder Drohung. Beides ist bei festkleben nicht gegeben, sondern im Gegenteil sogar quasi unmöglich.
Wäre also bestimmt irgendwie konstruierbar. Aber eher am Ziel vorbei.

Für den gefährlichen Eingriff müsste man Menschen oder Gegenstände von hohem Wert gefährden. Auch da ist wohl selbst wenn der Fall in Berlin daraus resultieren würde kaum klar das es wirklich deswegen passiert ist. Der Unfall war aus anderen Gründen, es gab andere Wege …

Und eine Straße überlebt den Sekunden Kleber.

Und nun wenn man das alles mal weg nimmt, womit willst du den Platzverweis begründen? Außer mit es passt dir nicht.

Und klar kann man nun alle diese Gesetze ändern. Aber dann dürfte man vorallem die Gerichte überlasten mit den ganzen normalen verkehrteilnehmern den alles hat ja so hohe Gründe damit nicht jeden Tag das 1000 fach passiert und vor Gericht muss.
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