Energiekrise

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Rince81
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Re: Energiekrise

Beitrag von Rince81 »

XfrogX hat geschrieben: 9. Nov 2022, 11:46 Für Nötigung bräuchte es aber Gewalt oder Drohung. Beides ist bei festkleben nicht gegeben, sondern im Gegenteil sogar quasi unmöglich.
Wäre also bestimmt irgendwie konstruierbar. Aber eher am Ziel vorbei.
Doch schon, gibt da spannende rechtliche Herleitungen. Gewalt ist hier weit zu verstehen. Letztlich ist daher sogar ein Hindernis, welches nicht umfahren werden kann Gewalt. Das gilt nicht für die Autofahrer in der ersten Reihe, die könnten einfach über die Protestierer rüberrollen aber für die Autofahrer dahinter, die durch andere Autos blockiert werden. Das ist ein Klassiker im Jurastudium...
Wen es interessiert:
https://www.juraforum.de/lexikon/sitzblockade
Daraufhin entwickelte der BGH seine sogenannte „Zweite-Reihe-Rechtsprechung“, nach der die Teilnehmer einer Sitzblockade „Gewalt“ im Sinne des § 240 Absatz 1 StGB anwenden, sobald hinter dem ersten Fahrzeug (auf dessen Fahrer in ständiger Rechtsprechung ja nur psychischer Zwang ausgeübt wird) mindestens ein weiteres Auto an der Weiterfahrt gehindert würde. Nach dieser Sichtweise bilden die Fahrzeuge in der ersten Reihe eine physische Barriere für die Fahrzeuge ab der zweiten Reihe, die aufgrund ihres physischen Zwangs den Gewaltbegriff des § 240 StGB erfülle (vgl. BGH, Urteil vom 20. Juli 1995 – Az.: 1 StR 126/95).
Problematisch ist auch das Festkleben:
Darüber hinaus liegt nach dem Bundesverfassungsgericht auch grundsätzlich eine Nötigung unter Anwendung von „Gewalt“ vor, wenn die Teilnehmer einer Sitzblockade Maßnahmen ergreifen, die über ihre reine Anwesenheit hinausgehen, zum Beispiel durch Anketten, Einhaken oder aktiven Widerstand gegen ein Wegtragen. Dies gilt insbesondere, wenn sie physische Barrieren errichten (vgl. BVerfG, Beschluss vom 24. Oktober 2001 – Az.: 1 BvR 1190/90).
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Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Ich finde es interessant, wie die Atomenergie-Lobby zur aktuellen CoP aufdreht. Zumindest Twitter ist gerade voll mit "Nur Atomkraft kann die Welt retten!" (meistens gelabelt mit "Erneuerbare Energien") und in die Presse schwappt das dann sicher auch bald (wenn nicht schon geschehen).

Ich frage mich, weshalb (unter der Annahme, dass "wir glauben einfach dran" nie der Auslöser für Lobbykampagnen von Multimilliardenindustrien ist).
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

https://www.spiegel.de/panorama/a9-bei- ... 4a3f9a34a3

Wie, noch kein großer Aufschrei von Bundeskanzler und Justizminister?
Noch keine überkochende Volkswut?
Noch keine Haftforderungen seitens der Polizeigewerkschaften?
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Textsortenlinguistik
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Re: Energiekrise

Beitrag von Textsortenlinguistik »

Aus dem Artikel, den Mauswanderer verlinkt hat:
Spiegel hat geschrieben:Unterwegs seien die Feuerwehrleute von den wartenden Autofahrern übel beschimpft worden, berichtet ein Lokalreporter der »Sächsischen Zeitung«. »Wichser«, »Arschloch« und »Verpisst euch« sei ihnen zugerufen worden. Die Polizei Leipzig bestätigte dies auf Anfrage von »t-online«.
Hä? Kann mir das mal einer erklären? Da krieg ich nichtmal eine irrationale Logik in das Verhalten rein. :doh:
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Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

"Fahrt fällt aus. Bitte suchen Sie eine alternative Verbindung."

Tja, und die nächste wäre erst 3,5 Stunden später am Ziel. Was zufällig auch ungefähr die Gesamtfahrtdauer ist, die ich gleich brauchen werde, um die Strecke statt mit der Bahn mit dem Auto zurückzulegen.

Die DB macht es einem echt nicht leicht, die Verkehrswende mitzugehen.
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Feamorn
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Re: Energiekrise

Beitrag von Feamorn »

Mauswanderer hat geschrieben: 18. Nov 2022, 10:42 "Fahrt fällt aus. Bitte suchen Sie eine alternative Verbindung."

Tja, und die nächste wäre erst 3,5 Stunden später am Ziel. Was zufällig auch ungefähr die Gesamtfahrtdauer ist, die ich gleich brauchen werde, um die Strecke statt mit der Bahn mit dem Auto zurückzulegen.

Die DB macht es einem echt nicht leicht, die Verkehrswende mitzugehen.
Ja... Hab da in letzter Zeit auch öfter mit Familie und Freunden drüber gesprochen.
Ich bin Ansich ein riesiger Fan vom Bahnfahren, aber da knirscht es in allen Bereichen so massiv, egal ob 1. Klasse ICE durch die Republik, oder mit der S-Bahn in's Büro.
(Von 10 ICE Fahrten in den letzten Jahren sind nur drei oder vier ohne "größere" Unfälle abgelaufen (worst case halt kompletter Ausfall (2/10), oder auch so Sachen wie in Köln Richtung Berlin los und dann nach 5 min in Leverkusen auf freier Strecke liegen geblieben und dann "irgendwie" nach Berlin; solche "kurzfristigen" Ausfälle vom, eigentlichen, "Premiumprodukt" passieren erschreckend häufig nach meiner Erfahrung). Die S-Bahn-Verbindung hier ist auch ein GAU (bei mir daheim Kopfbahnhof und die letzten drei Halte eingleisig, d.h. wenn die Verspätung zu groß wird, endet die Fahrt einfach mal an der letzten zweigleisigen Station und man darf auf die nächste warten, und das ist mittlerweile oft eher die Regel als die Ausnahme (Köln ist halt völlig kaputt, in Sachen Bahn, kein Platz mehr zum Ausbau und völlig überlastet, dadurch dauernde Verspätungen; hat sich mit der Pandemie und dem Personalmangel auch noch krass verschärft. Wusste das im Grunde, als ich vor vier Jahren hier hin gezogen bin, aber es wird halt immer schlimmer, und der Ausbau ist zwar endlich geplant (nachdem man 20+ Jahre davon gesprochen hat), aber wird eben auch noch min 10 Jahre dauern, sofern das nicht wegen dem Naturschutzgebiet auf einem Teil der Strecke, oder Anwohnern, noch gestrichen wird.)
Das ganze Schienennetz ist dermaßen Marode und Investitionen hängen Jahrzehnte hinterher, man möchte nur noch Heulen...
Vor allem der krasse Kontrast neulich, als ich von Oostende nach Köln wollte... Eigentlich ICE von Brüssel nach Köln gebucht (mittags, da war noch alles i.O.), als ich nachmittags in Oostende am Bahnhof war, stand schon fest, dass der ausfällt. (Hab aus Neugier die Tage drauf immer mal wieder nachgeschaut, die selbe ICE-Verbindung ist an drei Tagen in Folge ausgefallen...) Bin dann bis nahe Aachen im belgischen IC geblieben, der hatte an genau einer(!) Haltestelle drei Minuten Verspätung, alle anderen Halte pünktlich angefahren, einmal quer durchs Land, das hab ich in Deutschland ewig nicht erlebt. Der RE von Köln nach Aachen hat es wieder kaum pünktlich geschafft.
Ein paar Wochen später von Bonn nach Köln in der RB prompt wieder knapp 1h statt 28min gebraucht (irgendwelche Leitanzeigen kaputt oder so).
Mauswanderer
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Re: Energiekrise

Beitrag von Mauswanderer »

Ja, ich habe auch das Gefühl, dass gerade der ICE ein extrem unzuverlässiges Verkehrsmittel geworden ist. Das hab ich von vor 10 Jahren anders in Erinnerung. Eigentlich versuche ich derzeit, möglichst viele Autofahrten durch Bahnfahrten zu ersetzen. Wenn das alles glatt liefe, wären das ca. 50 ICE-Fahrten pro Jahr.
Wenn ich aber schon Stunden vor Fahrtantritt sehe, dass ich stark verspätet ankommen werde, dann nehm ich halt das Auto. So sind es eher 30 bis 40 Fahrten mit DB Fernverkehr, und von denen haben immer noch mehr als die Hälfte kleinere (Sitzplatzreservierung fällt aus wegen Zug-/Wagonwechsel) und größere (Anschluss verpasst wegen Verspätung) Unannehmlichkeiten.

Bahnfahren ist echt entspannt, wenn alles klappt, aber das System in Deutschland ist so fragil, dass es sehr oft sehr schnell bergab geht. Ich will gar nicht wissen, was auf der Alternativverbindung nachher los ist. Wird ja nicht jeder aufs Auto ausweichen oder seine Reise ganz abblasen können. Und das sind eigentlich beides schon Züge mit "hoher Auslastung".
Vaskes
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Re: Energiekrise

Beitrag von Vaskes »

Ist bei uns auch großes Thema. Wir sind grundsätzlich auch gerne Bahnfahrer, aber im Moment ist es wirklich schwierig nicht die Lust zu verlieren.
Wir wohnen im Taunus und können zu Fuß zum Bahnhof und mittlerweile fahren sowohl meine Frau als auch ich mit dem Zug zur Arbeit, meine Frau nach Wiesbaden und ich Richtung Frankfurt. Meine Frau hat seit einiger Zeit ein Jobticket und ich bin schon einiger Zeit Teilnehmer am RMV smart, was das Zugfahren flexibel und kostengünstig macht.
Zu Zeiten der Monatskarten war es für uns uninteressant (meine Monatskarte wäre auf Grund einer Station 50€ im Monat teurer gewesen und ich hätte umsteigen müssen, und meine Frau arbeitet nicht an jedem Tag.
Aber im Moment ist es einfach nur katastrophal. Der erste Blick geht morgens aufs Handy, ob die Züge kommen und wenn ja wann. Aber selbst das bekommt der RMV nicht geschissen. Meine Frau strandet regelmäßig in Niedernhausen, weil der Anschlusszug ausfällt, aber in der App nichts steht. Ich habe auch schon diverse male morgens oder abends auf den nächsten Zug warten dürfen.
Der RMV bringt auch das Kunststück fertig, dass wenn ich von der Arbeit weggehe und nichts in der App steht und wenn ich dann 15 Minuten später am Bahnhof stehe der Zug 15 Minuten Verspätung hat (bei einem Fahrtweg von Frankfurter Hbf nach Höchst von 9 Minuten)
Von nicht funktionierenden Türen, ausgefallenem W-Lan, nicht funktionierenden Steckdosen oder versifften Toiletten oder fehlenden Waggons spreche ich dabei noch gar nicht.
Aber man steht ja morgens gern auf, schließlich ist man ja die starke Schulter des Mittelstands (also der verarmte, ohne Flugzeug) und ist halt dann statt 11 Stunden 12 oder 13 unterwegs. Liegt vielleicht auch an der mangelnden Freizeit, dass ich mich bisher nicht mit Corona anstecken konnte :ugly:
Grüße
Vaskes
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Ironic Maiden
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Re: Energiekrise

Beitrag von Ironic Maiden »

Vaskes hat geschrieben: 18. Nov 2022, 11:57
Aber im Moment ist es einfach nur katastrophal. Der erste Blick geht morgens aufs Handy, ob die Züge kommen und wenn ja wann. Aber selbst das bekommt der RMV nicht geschissen. Meine Frau strandet regelmäßig in Niedernhausen, weil der Anschlusszug ausfällt, aber in der App nichts steht. Ich habe auch schon diverse male morgens oder abends auf den nächsten Zug warten dürfen.
Der RMV bringt auch das Kunststück fertig, dass wenn ich von der Arbeit weggehe und nichts in der App steht und wenn ich dann 15 Minuten später am Bahnhof stehe der Zug 15 Minuten Verspätung hat (bei einem Fahrtweg von Frankfurter Hbf nach Höchst von 9 Minuten)
Ganz genau. Ich fahre öfter mal von Wiesbaden nach Darmstadt und es ist immer ein Glücksspiel. Die Regionalbahn fällt ständig aus. Neulich z.B. mal eben für zwei Wochen am Stück. Dann kann ich von Wiesbaden nach Frankfurt fahren und von da aus dann nach Darmstadt und brauche so für eine Strecke von knapp 50 km 2,5 Stunden. Und nachts zurückzukommen ist quasi unmöglich. Das ist schon unter normalen Umständen schlecht, da brauche ich im Schnitt etwa 2 Stunden und nachts ist es auch schlecht, aber momentan hätte ich oft nichtmal die Möglichkeit, nach Darmstadt zu kommen. Im Ballungsraum zwischen zwei Städten mit jeweils über 200000 Einwohnern. Von den Kosten mal ganz zu schweigen. Ich hab zum Glück ein Hessenticket, aber sonst würde das Ganze auch noch - glaube ich - fast 20 Euro kosten.
Der Bus, mit dem ich sonst in die Innenstadt und zum Bahnhof fahre, fuhr sonst tagsüber alle 10 Minuten. In diesem Jahr gilt der Samstagsfahrplan, da fährt er nur alle 15 Minuten. Und das, obwohl die Busse früher schon völlig überfüllt waren und z.B. Kinderwagen meist gar nicht mehr reinkamen.
Im Grunde könnte der RMV alle Angaben in der App auch einfach durch "Fahr halt Auto, du Versager!" ersetzen.

Ich bin echt froh, dass ich beruflich nicht auf Bus und Bahn angewiesen bin, und mir der RMV nur meine Freizeit vermiest.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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lolaldanee
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Re: Energiekrise

Beitrag von lolaldanee »

Same hier, im Raum München. Ich fahre eigentlich auch viel lieber Zug als Auto, aber 15 Jahre pendeln mit RE und S-bahn haben mich erfolgreich gebrochen. Zudem ich tatsächlich auch das Gefühl habe, dass es immer noch schlimmer wird. Zum Glück brauch ich zur Zeit nur noch die U-bahn + Homeoffice, und ich muss kaum mehr pendeln. Aber trotzdem, selbst dafür brauche ich für einmal quer durch die Stadt 1 Stunde, was mim Auto 20 Minuten dauert!

Dazu hab ich einen "wunderschönen" Artikel gelsen neulich, denen Schweizern gehen die Verspätungen der DB mitlerweile so auf den Sack, dass sie die Züge einfach nicht mehr weiterfahren lassen, damit nicht das eigene System von den deutschen Zügen mit ins Chaos gestürzt wird
https://www.sueddeutsche.de/reise/reise ... -99-329854
Ich finde, das sagt alles was man wissen muss
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Feamorn
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Re: Energiekrise

Beitrag von Feamorn »

Ironic Maiden hat geschrieben: 18. Nov 2022, 12:32 Ganz genau. Ich fahre öfter mal von Wiesbaden nach Darmstadt und es ist immer ein Glücksspiel. Die Regionalbahn fällt ständig aus. Neulich z.B. mal eben für zwei Wochen am Stück.
Den Spaß hatten wir neulich hier auch, da sind in und um Köln ein paar S-Bahnen einfach mal für eine Zeit gestrichen worden, weil wegen Krankenstand. Find ich ehrlich gesagt ungeheuerlich. Noch deutlicher kann man tatsächlich nicht sagen "auf uns ist kein Verlass, kauf dir lieber ein Auto" (für das ja in der Regel auch kein Platz wäre, von den un- (oder zumindest nur schwer) stemmbaren Investitionen für viele Menschen ganz zu schweigen).

(Ich sehe durchaus, dass man einen hohen Krankenstand nicht einfach abschalten kann, aber in meinem Kopf denke ich mir dann ehrlich gesagt, dass man halt auf allen Linien den Takt reduzieren muss, nicht einfach eine ganze Hand voll einfach komplett stilllegen. Ich hatte das Glück, dass ich eh noch im Homeoffice arbeiten kann (und effektiv das gesamte Kölner Büro das auch noch tut), aber wenn ich mir vorstelle, irgendwo zu arbeiten, wo ich anwesend sein muss (von pünktlich ganz zu schweigen, da bin ich zum Glück quasi komplett frei, weshalb ich mit der sehr wackligen S-Bahn hier vor der Pandemie einigermaßen gut klar kam). Ich finde es tatsächlich auch krass, wie wenig das öffentlich ein Thema ist. Ich meine, der volkswirtschaftliche Schaden bei sowas dürfte ja auch nicht ganz trivial sein. (Und seien es "nur" frustrierte (u.a. weil wegen Verspätung abgemahnte Oo) Arbeitnehmer.))

Ich hab vorher übrigens in Bonn gewohnt, Zentrum, da bin ich grundsätzlich mit dem Auto gefahren, da es viel schneller als die Bahn war und eben, selbst mit den regelmäßigen Staus, viel schneller. (Ich hab beim schlimmsten Stau nur einmal(!) in sechseinhalb Jahren mit dem Auto so lang gebraucht, wie die übliche ÖPNV-Verbindung dauerte (ohne Ausfälle und Verspätungen). Das ist für eine Verbindung zwischen zwei Städten der Größenordnung/in so einer Region eigentlich auch ein schlechter Witz. (Problem war, dass ich Köln min. einmal Umsteigen musste, und Umsteigen ist ja in der Regel der größte Knackpunkt am ganzen System, wie von den Vorpostern ja schon beschrieben wurde.)
Voigt
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Re: Energiekrise

Beitrag von Voigt »

Ich vermute RMV ist Rhein-Main-Verbund?
Bei uns in Jena, Dresden, Leipzig lief Nah- und Regionalverkehr eigentlich immer sehr gut, solange man nicht auf die Dörfer musste.
Aber von Jena nach Erfurt oder Leipzig komme ich gut und innerhalb der Städte funkt auch Nahverkehr.
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Nephtis
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Re: Energiekrise

Beitrag von Nephtis »

Es ist echt krass wie wenig hier in dem Land teilweise noch so richtig funktioniert. Briefe kommen in Teilen Deutschlands nur alle 2 Wochen mal an und die Bahn fährt wie sie Bock hat. Von den Problemen in z.B. den Sommerferien am Flughafen ganz zu schweigen. Es hört sich ein wenig populistisch an aber trifft teilweise ja die Wahrheit. :ugly:

Ich bin als IT'ler in der glücklichen Position 4 von 5 Tagen zuhause arbeiten zu können und kann mir das auch soweit (fast - kommt auf die Termine an) einteilen. An Tag 5 fahre ich aber IMMER mit dem Auto ins Büro (~15-20 Min je nach Verkehr und Uhrzeit). Als Alternative gäbe es nur den Bus (inkl. 1 Umsteigen, Gesamtzeit ~1h-1h15min pro Weg) oder das Fahrrad (40min pro Weg laut Google Maps). Für ein Fahrrad bzw. für 2 Fahrräder (Freundin und Ich) fehlt aber aufgrund von fehlender Garage oder Kellerraum einfach aktuell der Platz. Kein Bock die in der Wohnung zu lagern.

Wäre ich jeden Tag auf die Bahn angewiesen und könnte nicht remote arbeiten --> Ich glaube ich wäre schon ausgerastet wie Michael Douglas im Film Falling Down! :mrgreen:

Der Strommarkt scheint zu auch zu "entspannen". Vattenfall kostet nun "nur noch" 49,37 Cent / kWh. Man war mal bei >65 Cent. :mrgreen: :mrgreen:
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Axel
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Re: Energiekrise

Beitrag von Axel »

Nephtis hat geschrieben: 18. Nov 2022, 13:09 Es ist echt krass wie wenig hier in dem Land teilweise noch so richtig funktioniert. Briefe kommen in Teilen Deutschlands nur alle 2 Wochen mal an und die Bahn fährt wie sie Bock hat. Von den Problemen in z.B. den Sommerferien am Flughafen ganz zu schweigen. Es hört sich ein wenig populistisch an aber trifft teilweise ja die Wahrheit. :ugly:
Das ist kein Populismus. Es ist einfach so. Und da könnte man die Liste noch beliebig erweitern. Angefangen bei unterbesetzten und technisch völlig veralteten Feuerwehren, über Ärztemangel auf dem Land und sogar in einigen Großstädten und wir hören bei überforderten Ämtern noch lange nicht auf.

Das Problem ist: Man hat die gesamte Infrastruktur in den letzten rund 20-30 Jahren erfolgreich gegen die Wand gecrasht. Investitionen wurden immer wieder auf die lange Bank geschoben und noch schlimmer: Ab den 2000ern hieß das Mantra: verschlanken, verschlanken, verschlanken. Also was das Personal in der Infrastruktur betrifft. Viel mehr Arbeit sollte von immer weniger Mitarbeitern erledigt werden. Und man hat sich nie um den Nachwuchs gekümmert, etwa in Bezug auf Ärzte und Lehrer. Was wir hier an Lehrermangel mittlerweile haben ist ja auch nicht mehr feierlich.

Man hat es einfach in allen Bereichen komplett an die Wand gedonnert. Und eine Besserung ist auch nicht in Sicht.

Und zur Bahn: Ich darf immer wieder die täglichen "Liebesbriefe" des Leipziger Autoren Christian von Aster auf Facebook lesen. Zumindest ein was unterhaltendes, was diesen Katastrophenverein betrifft. Und seit seinen Liebesbriefen ist "Bebeischlafen Sie sich" tatsächlich in mein Alltagsgebrauch übergegangen. :mrgreen: Aber eigentlich ist es auch traurig und man wird Jahrzehnte brauchen um das alles in Ordnung zu bringen. Allein das überaus marode Schienensystem zu erneuern wird sehr langwierig und richtig teuer werden.
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Re: Energiekrise

Beitrag von bluttrinker13 »

Zugterror betrifft mich heute auch wieder. Bitter, wenn man überzeugter Autoverweigerer ist.

Aber immerhin hab ich heute mal die DB Lounge für mich entdeckt! Echt gutes WiFi und Arbeitsmöglichkeiten plus Käff. 👍
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Nephtis
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Re: Energiekrise

Beitrag von Nephtis »

Axel hat geschrieben: 18. Nov 2022, 13:51 Das Problem ist: Man hat die gesamte Infrastruktur in den letzten rund 20-30 Jahren erfolgreich gegen die Wand gecrasht. Investitionen wurden immer wieder auf die lange Bank geschoben und noch schlimmer: Ab den 2000ern hieß das Mantra: verschlanken, verschlanken, verschlanken. Also was das Personal in der Infrastruktur betrifft. Viel mehr Arbeit sollte von immer weniger Mitarbeitern erledigt werden. Und man hat sich nie um den Nachwuchs gekümmert, etwa in Bezug auf Ärzte und Lehrer. Was wir hier an Lehrermangel mittlerweile haben ist ja auch nicht mehr feierlich.
Ich finde es sehr bezeichnend wie sehr die Politik hier versagt hat. Wahrscheinlich auch leider ein Grund warum z.B. die AfD so einen Zuspruch hat. (Wobei es auch Protestwähler gibt, die man nicht direkt in die rechte Schublade schieben kann). Das kann wirklich zum Problem werden in unserer Demokratie. Man weiß gar nicht mehr welche Partei man noch wählen soll. Versprochen wird im Wahlkampf viel und am Ende passiert dann 4 Jahre immer der gleiche Quatsch.

Ich frage mich: Deutschland hat eine extrem hohe Steuerlast, dadurch einen sehr hohen Haushalt. Wie kann man die ganze Kohle so verschwenden und aus dem Fenster werfen? Wo geht die ganze Kohle hin? Das ist Irrsinn. Normalerweise müsste man weltweit an der Pole Position sein in Sachen Digitalisierung, ÖPNV, modernes Schulsystem, usw.
Verschlanken (Wenn man vom Staat ausgeht) heißt für mich Geld einsparen und dann diese Steuer-Mehreinnahmen auch SINNVOLL zu investieren. Wie geil man mit dem ganzen Geld die erneuerbaren Energien hätte ausbauen können in den letzten 20 Jahren... :ugly: :ugly: :ugly:
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lolaldanee
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Re: Energiekrise

Beitrag von lolaldanee »

Wenn du z.B. nur genug "hybrid"-elektrische SUVs mit 2 Tonnen förderst und für genug Bürokratie bei jeder Kleinigkeit sorgst, ist so ein Haushalt ganz schnell weg :D
Mal abgesehen davon, dass immer weniger Deutsche sich von ihrer Arbeit Wohnung, Krankenkasse usw. leisten können. Ich schätze mal für die immer mehr nötigen Sozialhilfen geht das meiste drauf. Jetzt kommt ja auch nochmal ein fetter Batzen für Corona und die Aufrüstung drauf

Und wenn natürlich immer mehr Vermögen bei den reichsten 1% landet, dieses Vermögen aber prozentual weniger besteuert wird, als wäre es auf alle Deutschen verteilt, dann sinkt natürlich der Haushalt relativ enorm
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

Nephtis hat geschrieben: 21. Nov 2022, 10:35 Ich frage mich: Deutschland hat eine extrem hohe Steuerlast, dadurch einen sehr hohen Haushalt. Wie kann man die ganze Kohle so verschwenden und aus dem Fenster werfen? Wo geht die ganze Kohle hin? Das ist Irrsinn. Normalerweise müsste man weltweit an der Pole Position sein in Sachen Digitalisierung, ÖPNV, modernes Schulsystem, usw.
im Vergleich sind andere Länder auch ähnlich hoch mit der Steuerlast, wobei es auch stark auf die Lebenssituation ankommt (Single, Verheiratet, Kinder usw.) und die Sozialabgaben darf man auch nicht vergessen, aber verschwendet wird gar nicht soviel, das Hauptproblem (meiner Meinung) sind der Reformstau gerade im Sozialwesen, der Rentenzuschuss beträgt 30%+ des Staatshaushalts und das kommt weniger davon, dass das Rentensystem nicht funktioniert wie es soll, sondern auch das viele Parteien sich mit Rentengeschenken die Wahl erkauft haben (ganz platt gesagt, ist natürlich differenzierter), der Förderalismus tut auch noch mal seinen Teil dazu, man könnte ne MEnge Geld einsparen wenn man bei den ganzen Familienförder/hilfssachen mal Klarschiff macht und die Hilfe dort konzentriert verstärkt wo es sinnvoll ist.
das immer (meist) nur kurzfristig bis zur nächsten Wahl gehandelt wird ist auch nicht förderlich
wo das Geld im Detail hingeht ist aber auch komplett öffentlich, musste mal googeln bzw. beim FInanzministerium schauen
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Crenshaw
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Re: Energiekrise

Beitrag von Crenshaw »

lolaldanee hat geschrieben: 21. Nov 2022, 11:02 Und wenn natürlich immer mehr Vermögen bei den reichsten 1% landet, dieses Vermögen aber prozentual weniger besteuert wird, als wäre es auf alle Deutschen verteilt, dann sinkt natürlich der Haushalt relativ enorm
das meiste Vermögen ist Buchgeld und wird nicht besteuert (egal ob wohlhabend/reich/superreich), allenfalls Kapitalerträge werden besteuert, das allerdings wirklich zu niedrig
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Smutje187
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Re: Energiekrise

Beitrag von Smutje187 »

Nephtis hat geschrieben: 21. Nov 2022, 10:35 Ich frage mich: Deutschland hat eine extrem hohe Steuerlast, dadurch einen sehr hohen Haushalt. Wie kann man die ganze Kohle so verschwenden und aus dem Fenster werfen? Wo geht die ganze Kohle hin? […] Wie geil man mit dem ganzen Geld die erneuerbaren Energien hätte ausbauen können in den letzten 20 Jahren... :ugly: :ugly: :ugly:
Ja komisch, könnte das an den 2x16 Jahren CDU unterbrochen von ein bisschen Alibi-Neoliberalismus-SPD liegen, die man seit 1982 regelmäßig alle 4 Jahre wiedergewählt hat? Deutschland hatte mal eine aufstrebende Solarindustrie, aber der Michel spart halt auch gern und kauft dann lieber in China, Hups :)
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