Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

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Malvitus
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Malvitus »

Zunächst einmal kann ich der Idee des BGE einiges abgewinnen, gerade im Hinblick auf zukünftige Entwicklungen auf dem Arbeitsmarkt. Durch Industrie 4.0 und andere technische Errungenschaften werden einfach viele Jobs die vorher durch die Industrialisierung entstanden sind wieder wegfallen, da sie von Computern erledigt werden können. Statt 15 Männern am Band brauche ich nur noch einen der die 15 Roboter überwacht. Ich stimme sonst auch in vielen Dingen mit dir über ein.

Was die Umsetzung angeht bin ich jedoch äußerst pessimistisch. Die Grundstimmung in Deutschland ist immernoch eine äußerst leistungsorientierte. Nur wer leistet bekommt was. Das gilt so ziemlich überall. Wir kriegen ja nichtmal ein einheitliches Gesamtschulenkonzept hin. Wir trennen die Kinder nach 4 Jahren Grundschule nach Leistung auf. Die Guten aufs Gymnasium, die schlechten auf Real oder Hauptschule ( Ich lasse die Gesamtschule hier mal aus, weil die Gesamtschule in meinen Augen nur Sinn macht wenn es die anderen Schulformen nicht mehr gibt).

Wie starrsinnig die Leute teilweise sind, sieht man ja auch wenn es darum geht, ob Studenten ein Einkommen vom Staat bekommen. Es herrscht hier ja immernoch das Vorurteil, die Studenten würden nur Party machen und faul rumliegen. Und dann sollen die noch Geld bekommen? Lächerlich. Dabei ist das überhaupt nicht der Fall. Das Ding heißt Vollzeitstudium weil es so angelegt ist dass man einen Vollzeitjob pro Woche macht. Auszubildene bekommen dafür in der Regel ein Gehalt, Studenten zahlen noch oben drauf für Semester- und Studiengebühren. Soweit so unfair. Jetzt muss der arme Kerl aber noch von irgendwas leben, d.h er muss nebenher noch arbeiten gehen, darf das nur 10 Stunden pro Woche (sonst droht offiziell der Ausschluss) und wehe die Noten sind am Ende nicht gut! Und bevor einer mit BaFög kommt, bevor man das bekommt muss man nicht nur seine kompletten Finanzen offenlegen, sondern auchs ein gesamten Privatvermögen erstmal aufzehren.

Zusammenfassend bekommen hier also Leute, die eigentlich das gleiche machen wie Azubis nur eben auf akademischen Niveau, ein Einkommen verwehrt weil die breite Bevölkerung denkt, dass sie nichts leisten. Ein Azubi steht in der Werkstatt und arbeitet. Ein Student sitzt daheim und wälzt Bücher.

In Schweden ist das anders. Dort bekommen die Studenten ein monatliches Einkommen von 300€, ohne wenn und aber (also ein bedingungsloses Grundeinkommen um wieder den Bogen zu schlagen). Das würde hierzulande schon vielen Studenten helfen über die Runden zu kommen. Aber selbst da sind wir hier in Deutschland ja nicht mal in der Nähe einer Diskussion.
Der Kern
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Der Kern »

Um auch einmal kurz einzusteigen:

1.Bei euch beiden wirkt es so als wäre in Deutschland alles düster und es gäbe nirgendwo eine Diskussion über ein bedingungsloses Grundeinkommen. Da das bedingungslose Grundeinkommen zumindest Thema im Politikunterricht der niedersächsischen Gymnasien ist, kann ich dem widersprechen und als SPD-Politiker kenne ich die Diskussion auch zur Genüge.
Zudem ist wird beim Thema mit den Tafeln oftmals die hohe Anzahl dieser fälschlicherweise als "Armutszeugnis" angesehen. Das ist auch falsch, denn es zeigt lediglich das Deutschland zumindest in gewissen Bereichen ein sehr solidarisches Land ist, denn alle anderen Länder in Europa könnte mindestens genau so viele Tafeln brauch -sie wenden aber einfach nicht die Mittel dafür auf.

2.Das bedingungslose Grundeinkommen ist eine tolle Sache -keine Frage- und den Menschen wird dadurch ermöglicht sich ihren Träumen hinzugeben und nicht der Knechtschaft mancher Arbeitgeber zu unterwerfen. Und ich möchte auch nicht von der Faulheit der Menschen ausgehen, allerdings wird sich die Produktivität mit Sicherheit verringern- allein schon dadurch, dass niemand (oder so gut wie niemand) mehr einfache Fabrikjobs machen möchte -verständlich. Und diese lassen sich nicht ausgleichen, wenn niemand mehr einen gewissen Druck verspürt zu arbeiten. Es würde also zu extremen Outsourcing und durchaus einer Abwanderung vieler Firmen kommen. Gerade in der Autoindustrie sehe ich ein starkes Verlustpotenzial speziell für Deutschland. Dadurch würde es immer schwieriger überhaupt das bedingungslose Grundeinkommen zu halten. In unserer heutigen wirtschaftlichen Lage, welche immer noch vom sekundären Wirtschaftssektor geprägt ist, halte ich daher das bedingungslose Grundeinkommen für nicht-überlebensfähig und den Mindestlohn für die wesentlich bessere Alternative.
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Nachtfischer
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Nachtfischer »

Die Richtung, in die das Ganze geht, finde ich grundsätzlich begrüßenswert. Ich denke nur nicht, dass es im vorherrschenden "Alle-gegen-alle"-System (Kapitalismus) weit führen kann. Ähnlich wie die Versuche ein paar "kommunistische" Staaten in einer kapitalistisch dominieren Welt aufzubauen in der Vergangenheit zum Scheitern verurteilt waren und dabei nur katastrophale Hybrid-Systeme herauskommen konnten. Ich denke, man müsste und sollte viel tiefer graben und an der Wurzel ansetzen, um wirklich was in der Richtung zu bewegen.
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Harlekin1781
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Harlekin1781 »

@ Der Kern dem Muss ich Vehement Widersprechen als Jahrelanger Betriebsleiter eines Mittelständischen Betriebs sind mir über die Jahre immer wieder Menschen Begegnet die die Fließbandarbeit für sich Favorisierten . Die Gründe :

1:Es gibt keine Unvorhersehbaren Überraschungen
2: Es ist alles sehr berechnbar
3: Sicherheit am Arbeitsplatz
4: Sie können in ihrem Berich Glänzen bzw. ihn Selbst Optimieren !

Ich Selber habe eine Komplett andere Mentalität und brauche immer wieder Neue und noch nicht dagewesene Herausforderungen um nicht Ab zu Stumpfen !

Aber ich finde es wirklich Schade das Menschen mit einer anderen Geisteshaltung so Geringschätzt werden .

Der Unterschied zwischen Menschen mit Starker Theoretischer Fokussierung im vergleich zu Menschen mit einem Starken Praktischen Verständnis ist noch um Welten Größer :(

Sicherlich Sollte sich Jede Studienzeit auch bezahlt machen aber eine Duale Ausbildung im Handwerk die zum Vollwertigen Gesellen eine Gewisse Berufserfahrung Voraussetzt (~5Jahre) müsste sich ebenfalls Bezahlt machen !

Leider werden in unserer Gesellschaft gerade Berufe im Handwerk sehr gering geschätzt . :oops:

Durch meine Arbeit in Büros möchte ich allerdings anmerken das es wirklich keine Kunst ist Daten in eine Software einzutragen und das Ergebnis auszudrucken/Kopieren/ Weiter zu leiten .

Keine Frage 8-10 Std. Arbeit sind 8-10 std. Arbeit aber mMn. sollte man davon Abstand nehmen die Verwaltung deutlich schwerer zu Gewichten !

Ab der Verantwortung für viele Mitarbeiter sollte sich zwar die Verantwortung im Gehalt wiederspiegeln aber und dies ist ein sehr "Großes Aber" man sollte für Grobe Fehler Haftbar gemacht werden können .

Es kann und darf nicht seien das Manager Tausende Arbeitsplätze in den Sand Setzen oder für Aktien Dividende Opfern auf Kosten der Steuerzahler !!! Mit dem Fazit noch grandiose Ausgangsprämien ein zu stecken von Locker 1-3 Mio Teuro

Das Politiker heute im Bundestag und Morgen im Vorstand von zb. VW / BMW/ IKK/BKK/ usw. Landen sollte ebenfalls unterbunden werden :cry:


naja nu hab ich mich genug Ausgekotzt :evil: Ich wünsch euch allen das Beste


mfg.Harle
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LEX_HUNTER
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von LEX_HUNTER »

1.) Wenn ein Mensch 40 Stunden pro Woche seines Lebens investiert, sollte er sich ein anständiges MIttelschichtleben ermöglichen können, egal welche Arbeit er/sie verfolgt.
2.) Kein Mensch kann soviel mehr leisten, dass es gerechtfertigt ist Millionen zu verdienen. Hier müssen Einschnitte gemacht werden, Reiche können sich dann immer noch ein "besseres" Leben bescherren, aber halt nicht mehr im selben Ausmaß.

Das sind 2 Gedanken, die sich hier bei mir aufdrängen.
IT'S NAHT A TOOMAH!
Der Kern
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Der Kern »

@ Harlekin1781 Klar ist das so. Ich möchte auch nicht sagen, dass niemand Fließbandarbeit machen will (zudem möchte und habe ich keine Menschen geringschätzt, weil sie eine solche Tätigkeit ausüben).
Aber ich denke, dass es genügend Menschen gibt, die diese Berufe einzig aufgrund des Geldverdienens ausüben und bei Erhalt eines bedingungslosen Grundeinkommens sich einem Hobby hingeben, dem sie jetzt ihre ganze
Aufmerksamkeit widmen können.
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tobias
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von tobias »

Nachtfischer hat geschrieben:im vorherrschenden "Alle-gegen-alle"-System (Kapitalismus)
Das kommt immer darauf an welche Definition von Kapitalismus man hat.

Der Soziologe Max Weber verstand unter Kapitalismus eben keine irrationale Erwerbsgier (die gab es nämlich schon in der gesamten Geschichte), sondern die "Streben nach Gewinn, im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb". In diesem Sinne wird im Kapitalismus die Gier für die Rationalität und die Kontinuität eingeschränkt. Das schließt auch den Zwang aus. Da so eine Ordnung sozialen Frieden und Kooperation erfordert kann es auch kein rücksichtsloser Kampf zwischen Individuen sein.

Tatsächlich würde ich Weber hier zustimmen, was natürlich zu dem Ergebnis führt, dass so mancher 'Wirtschaftsliberaler' an sich gar kein Kapitalist ist.
Nachtfischer hat geschrieben:Ähnlich wie die Versuche ein paar "kommunistische" Staaten in einer kapitalistisch dominieren Welt aufzubauen in der Vergangenheit zum Scheitern verurteilt waren und dabei nur katastrophale Hybrid-Systeme herauskommen konnten.
Der Realsozialismus ist an der Ineffizienz seiner Herrschaft und seiner Wirtschaftssysteme zugrunde gegangen. Das hatte weder mit zu wenig Kommunismus noch mit der Existenz kapitalistischer Staaten zu tun. Das war eher die Propaganda mit der man die eigene Unzulänglichkeit aufrechterhalten wollte.
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Nachtfischer
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Nachtfischer »

tobias hat geschrieben:Der Soziologe Max Weber verstand unter Kapitalismus eben keine irrationale Erwerbsgier (die gab es nämlich schon in der gesamten Geschichte), sondern die "Streben nach Gewinn, im kontinuierlichen, rationalen kapitalistischen Betrieb". In diesem Sinne wird im Kapitalismus die Gier für die Rationalität und die Kontinuität eingeschränkt.
Natürlich wollen die Strippenzieher das System erhalten und treiben daher auch all seine Protagonisten, inklusive sich selbst, zu systeminhärent rationalem Verhalten. Wenn dies allerdings ein System ist, das nicht auf die Bedürfnisbefriedigung der in ihm lebenden Menschen ausgerichtet ist, sondern auf Gewinnmaximierung; wenn in diesem System ein Produktivitätsgewinn nur dem Kapital, nie den Arbeitenden zu Gute kommt; wenn Freizeit gefährlich bis tödlich ist, statt das wichtigste Maß der gesellschaftlichen Zufriedenheit zu sein; wenn der Vorteil des einen immer bloß durch den Nachteil eines anderen entstehen kann; dann halte ich es doch für fraglich, ob es wirklich so gut ist, diesem System nach rational und im Sinne der Kontinuität zu handeln.
Der Realsozialismus ist an der Ineffizienz seiner Herrschaft und seiner Wirtschaftssysteme zugrunde gegangen. Das hatte weder mit zu wenig Kommunismus noch mit der Existenz kapitalistischer Staaten zu tun. Das war eher die Propaganda mit der man die eigene Unzulänglichkeit aufrechterhalten wollte.
Diese Ineffizienz war natürlich wiederum der Tatsache geschuldet, das man ja trotzdem noch im globalen kapitalistischen Wettbewerb mitmachen musste. Das kann dann natürlich nicht funktionieren und dementsprechend waren die System von vornherein auf Widersprüchen und Absurditäten aufgebaut. Eine Abkapselung, eine Mikro- statt Weltrevolution, ist in dieser Richtung schlicht nicht möglich.
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tobias
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von tobias »

Nachtfischer hat geschrieben:Diese Ineffizienz war natürlich wiederum der Tatsache geschuldet, das man ja trotzdem noch im globalen kapitalistischen Wettbewerb mitmachen musste. Das kann dann natürlich nicht funktionieren und dementsprechend waren die System von vornherein auf Widersprüchen und Absurditäten aufgebaut. Eine Abkapselung, eine Mikro- statt Weltrevolution, ist in dieser Richtung schlicht nicht möglich.
Im vergleich zu den kapitalistischen, demokratischen Staaten ist die Ineffizienz besonders aufgefallen, aber sie war auch so da. Mir fällt kein realsozialistischer Staat ein der nicht Repressionen gegen seine eigene Bevölkerung einsetzen musste (was nichts anders ist als das Ergebnis einer ineffizienten Herrschaft ist) und nicht massiv an seiner ökonomischen Ineffizienz litt.

Klar kann man sich in in die Ideologie dahinter so vernarren, dass dann immer irgendwie schon der Gegner die Schuld tragen wird. So wischt man sicher auch einfach vom Tisch das sozialistische Experimente Millionen von Menschen das Leben kosteten und sich per Unterdrückung an der Macht gehalten hatten.

Warum sollte so ein System denn effizienter sein, wenn es global ist? Und wie hätte es überhaupt global werden können, wenn es offenbar kein attraktives Modell lieferte?
Nachtfischer hat geschrieben:Natürlich wollen die Strippenzieher das System erhalten und treiben daher auch all seine Protagonisten, inklusive sich selbst, zu systeminhärent rationalem Verhalten. Wenn dies allerdings ein System ist, das nicht auf die Bedürfnisbefriedigung der in ihm lebenden Menschen ausgerichtet ist, sondern auf Gewinnmaximierung; wenn in diesem System ein Produktivitätsgewinn nur dem Kapital, nie den Arbeitenden zu Gute kommt; wenn Freizeit gefährlich bis tödlich ist, statt das wichtigste Maß der gesellschaftlichen Zufriedenheit zu sein; wenn der Vorteil des einen immer bloß durch den Nachteil eines anderen entstehen kann; dann halte ich es doch für fraglich, ob es wirklich so gut ist, diesem System nach rational und im Sinne der Kontinuität zu handeln.
Entgegen der marxistischen Propaganda gibt es auch so etwas wie objektive Rationalität im wirtschaftlichen Bereich. Absurd genug kann man das bei Marx selbst nachlesen, welcher den grenzenlosen Wachstum sichern wollte. Einer der Gründe warum er meinte die Herrschaft der Bourgeoisie müsse abgelöst werden war, dass er dachte diese könne keinen Fortschritt mehr generieren. Freilich war das zeitgenössisch ein absurdes Fehlurteil.

Eine kapitalistische Wirtschaft (wohlgemerkt im Sinne Webers) kann nach ihrer Eigenlogik nicht auf der endlosen Bereicherung Weniger von allen Anderen hinauslaufen. Das wäre zwar für diese Wenigen rational, aber nicht für die Anderen. Aber darüber hinaus generieren kapitalistische Wirtschaften ihren Gewinn kontinuierlich eben genau daraus, dass konsumiert wird. Hat die Masse nichts, kann sie auch nicht mehr konsumieren.
LEX_HUNTER hat geschrieben:2.) Kein Mensch kann soviel mehr leisten, dass es gerechtfertigt ist Millionen zu verdienen. Hier müssen Einschnitte gemacht werden, Reiche können sich dann immer noch ein "besseres" Leben bescherren, aber halt nicht mehr im selben Ausmaß.
Das stimmt natürlich bezüglich der eigentlichen Arbeitsleistung die erbracht wird schon. Nur ist es so, dass bestimmte Personen sich in Positionen bringen, wo sie praktisch als Multiplikator wirken können. Klar ist die sportliche Leistung einiger Spieler nicht Millionen wert aufgrund der eigentlichen Leistung, wohl aber weil sie genug Zuschauer für eine Mannschaft oder eine Sportart generieren.
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Nachtfischer
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Nachtfischer »

tobias hat geschrieben:Warum sollte so ein System denn effizienter sein, wenn es global ist? Und wie hätte es überhaupt global werden können, wenn es offenbar kein attraktives Modell lieferte?
Es wäre ja genau nicht "so ein System", sondern ein völlig anderes, das tatsächlich die Kritikpunkte an der kapitalistischen Wirtschaftsweise angeht und sie nicht noch verstärkt. "Vom Tisch gewischt" wird hier somit auch gar nichts.
Absurd genug kann man das bei Marx selbst nachlesen, welcher den grenzenlosen Wachstum sichern wollte.
Okay, dann liest du Marx wirklich komplett anders als ich. Und wohl so wie es viele seiner Kritiker tun. Ich denke aber, das Thema ist dann mindestens ein eigener Thread, angesichts derart gegensätzlicher Ausgangspunkte aber wahrscheinlich aber eher eine mehrmonatige Konversationsreihe, für die kein Vollzeitarbeitnehmer die Zeit hat. ;)
Das wäre zwar für diese Wenigen rational, aber nicht für die Anderen.
Und genau in der Situation befinden wir uns meines Erachtens. Das Problem ist, dass es für "die Anderen" extrem schwer ist, dies auch umfassend zu verstehen - und auch ganz bewusst schwer gemacht wird durch Medien, "Demokratie", Moral, Religion und die ganzen "Späße", die die eigene Rationalität kaum einmal über ein Grundrauschen hinaus Fahrt aufnehmen lassen.
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tobias
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von tobias »

Nachtfischer hat geschrieben:Okay, dann liest du Marx wirklich komplett anders als ich. Und wohl so wie es viele seiner Kritiker tun.
Das ich ihn anders lese als du mag gut sein, aber das Marx von grenzenlosem materiellen Wachstum ausging, dies als treibende Kraft der Geschichte sah und dieses sichern wollte ist schlicht ein Fakt den nun auch wirklich jeder Kenner von Marx' Werken anerkennt. Marx steht hier völlig in Tradition der klassischen politischen Ökonomie. Im Kapital (Bd. 3) etwa beschreibt Marx ausführlich was seiner Meinung nach das zentrale Problem des Kapitalismus ist: fallende Profitrate und damit mangelnder Wachstum.
Nachtfischer hat geschrieben:Es wäre ja genau nicht "so ein System", sondern ein völlig anderes, das tatsächlich die Kritikpunkte an der kapitalistischen Wirtschaftsweise angeht und sie nicht noch verstärkt. "Vom Tisch gewischt" wird hier somit auch gar nichts.
Wieso sollte es denn ein anderes sein? Weil etwas schon in einem begrenzten Umfeld nicht funktioniert soll auf einmal auf globaler Ebene funktionieren? Weil etwas sich gegen ein anderes System nicht beweisen kann soll man es einfach auf globaler Ebene als alleiniges System einführen?

Und freilich sind ignorieren die Argumente 'der Kapitalismus war Schuld' und 'wenn unser System erst einmal universell ist wird alles gut' jede Kritik. Genau mit dem Zeug wurde in realsozialistischen Staaten jede Kritik niedergewalzt, wenn man nicht direkt zu Gewalt gegriffen hat.
Nachtfischer hat geschrieben:Und genau in der Situation befinden wir uns meines Erachtens. Das Problem ist, dass es für "die Anderen" extrem schwer ist, dies auch umfassend zu verstehen - und auch ganz bewusst schwer gemacht wird durch Medien, "Demokratie", Moral, Religion und die ganzen "Späße", die die eigene Rationalität kaum einmal über ein Grundrauschen hinaus Fahrt aufnehmen lassen.
Seit dem Ausgang der 1970er Jahre erleben wir tatsächlich wieder erneut eine vermehrten Abbau von sozialer Solidarität bei gleichzeitiger Zunahme von sozialer Ungleichheit und von Deregulierungen in Bereichen wo Regulationen in vielerlei Hinsicht notwendig wären.

Auf der anderen Seite kenne ich wiederum kein System, welches je so vielen Menschen einen so hohe Lebensdauer, einen so hohen Lebensstandard und so viel Bildung, Wohlstand und Mitbestimmungsrecht gegeben hat. Zudem wurden in anderen Bereichen durchaus enorme Fortschritte gemacht. Man denke etwa an Rechte für Frauen oder sexuelle Minderheiten.

Wenn also das der Systemkomplex aus Kapitalismus und Demokratie ein Problem hat, dann liegt es darin seine eigenen Ideale und Ratio nicht genug umzusetzen und sich stattdessen von kurzfristigen, irrationalen Motiven abbringen lassen. Diese Kritik an Demokratie und Plutokratie hatte bereits Aristoteles geübt.
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tobias
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von tobias »

Axel hat geschrieben:Viele Forscher gehen davon aus, dass sich die Gesellschaft immer mehr und mehr dahinentwickeln wird, dass Dienstleistungen und soziale Berufe im Mittelpunkt stehen werden. Aber auch diese Berufe sind natürlich endlich. Je nach Bevölkerungsgröße braucht es nunmal nur eine gewisse Endliche Zahl an Lehrern, Pflegekräften, usw.
Der tertiäre Sektor ist in der westlichen Welt bereits von der Zahl der Arbeitsstellen her der größte.

An sich gäbe es im Bereich der Dienstleistung sogar einen fast unendlichen Bedarf. Dieser setzt aber voraus, dass die Konsumenten sich dies auch leisten können bzw. es ihnen finanziert wird.

Nehmen wir etwa einmal Lehrer. 2012 kamen in Deutschland selbst in der Grundschule auf einen Lehrer 16 Schüler. Selbst mit vierfach so vielen Lehrern wäre das noch immer eine Lerngruppe!
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Harlekin1781
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Harlekin1781 »

Der Kern hat geschrieben:@ Harlekin1781 Klar ist das so. Ich möchte auch nicht sagen, dass niemand Fließbandarbeit machen will (zudem möchte und habe ich keine Menschen geringschätzt, weil sie eine solche Tätigkeit ausüben).
Aber ich denke, dass es genügend Menschen gibt, die diese Berufe einzig aufgrund des Geldverdienens ausüben und bei Erhalt eines bedingungslosen Grundeinkommens sich einem Hobby hingeben, dem sie jetzt ihre ganze
Aufmerksamkeit widmen können.
Entschuldigung @ Der Kern ich wollte dich mit meinem Post nicht Persönlich angehen oder dir Geringschätzung Unterstellen ! Wen es so Rüber gekommen ist tut es mir leid .

Es ging mir vielmehr um ein seit Jahren vorherrschendes Denkschema in Deutschland welches ich für Grundlegend Falsch Halte .


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Stammbräu
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Stammbräu »

Ja, natürlich braucht es aus meiner Sicht ein bedingungsloses Grundeinkommen, solange das Überleben an ein monetäres "Einkommen" gekoppelt ist. Aber für bedingungslos alle!
Es gibt ja ein bedinungsloses Grundeinkommen. Nennt sich Zinsen. Ist halt nicht für jeden.
Wer hat, dem wird gegeben.

Ich hab von meinem Urgroßvater 500mio Euro (das ist !nichts! in manchen Familien) geerbt. Ich hab ein Leben lang mehr bedingungsloses Grundeinkommen, also ich jemals ausgeben könnte.
Dann kommt noch die Kohle von meinem Opa und irgendwann die von meinem Vater hinzu. Deren Geld ist auch schon vor 100 Jahren "von alleine" mehr geworden *ggg*
tobias hat geschrieben: Wenn also das der Systemkomplex aus Kapitalismus und Demokratie ein Problem hat, dann liegt es darin seine eigenen Ideale und Ratio nicht genug umzusetzen und sich stattdessen von kurzfristigen, irrationalen Motiven abbringen lassen.
Vielen Dank für diesen treffenden Satz. Gefällt mir sehr gut!

Kapitalproblem:
Zins(eszins)- und schuldbasiertes Geldsystem. Ich halte sowohl das Eine, wie auch das Andere, für vollkommen beknackt. Gelinde gesagt...

Demokratieproblem:
Großreiche wie die "Vereinigten Staaten" oder die EU, können gar nicht demokratisch sein, weil das der Definition ansich schon widerspricht.
Demokratie -> demos -> Dorf -> !kleinste Verwaltungseinheit
Nix groß - sondern klein. Föderalistische Kleineinheiten können demokratisch sein.
Selbst wenn man annimmt dass Demokratie "Staatsvolk" bedeuten würde (was mE nicht so ist), sind so Dinge wie die USA oder die EU, nicht mehr demokratisch, weil doch längst staatsübergreifend in X Bereichen.

Könnte ein Bezirk einen (Welt)Krieg anzetteln?
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Mr. Trombone
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Mr. Trombone »

Stammbräu hat geschrieben: Ich hab von meinem Urgroßvater 500mio Euro (das ist !nichts! in manchen Familien) geerbt. Ich hab ein Leben lang mehr bedingungsloses Grundeinkommen, also ich jemals ausgeben könnte.
Dann kommt noch die Kohle von meinem Opa und irgendwann die von meinem Vater hinzu. Deren Geld ist auch schon vor 100 Jahren "von alleine" mehr geworden *ggg*
Wenn das jetzt der Wahrheit entsprechen sollte, bist du ein interessanter Ansprechpartner für eine Frage, die auch beim bedingungslosen Grundeinkommen immer gestellt wird, nämlich nach deinem Antrieb. Was stellst du mit deinem Leben an, wenn ich fragen darf? Gehst du einer geregelten Arbeit nach? Wenn ja, hat dich die finanzielle Unabhängigkeit in Auswahl von Ausbildung und Tätigkeit wesentlich beeinflusst? Warum hast du dich für den Weg entschieden, den du gegangen bist? Wenn nein, hast du sonst etwas, das zu bestimmten, routinierten Tagesabläufen führt?
Das würde mich alles wirklich sehr interessieren, daher freue ich mich über eine Antwort :)
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Stammbräu »

Mr. Trombone hat geschrieben: Wenn das jetzt der Wahrheit entsprechen sollte
Tut und soll es nicht ;)
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Mr. Trombone
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Mr. Trombone »

Das freut mich :) Ich war mir nämlich - wie so häufig im Internet - nicht sicher, wie ernst deine Aussage gemeint war.
Magst du noch ein bisschen auf meine Fragen eingehen? Ich bin wirklich neugierig gespannt auf deine Antwort.
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Stammbräu »

Mr. Trombone hat geschrieben:Das freut mich :) Ich war mir nämlich - wie so häufig im Internet - nicht sicher, wie ernst deine Aussage gemeint war.
Magst du noch ein bisschen auf meine Fragen eingehen? Ich bin wirklich neugierig gespannt auf deine Antwort.
Ich war echt überrascht wegen deiner Frage und bin es jetzt irgendwie wieder.
Auch verwirrt.
Interessiert dich jetzt eine Antwort von mir persönlich oder von meinem reichen Avatar? :D
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Mr. Trombone
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Mr. Trombone »

Ok, jetzt hast du mich auch soweit, dass ich verwirrt bin. Von was für einem Avatar redest du? :D
Ich wollte eigentlich nur folgendes von dir/deinem Avatar (?) wissen: Die Grundthese, die immer wieder in der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen auftaucht, lautet: "Wer dem finanziellen Überlebensdruck nicht ausgesetzt ist, strengt sich im Leben nicht an." Als jemand, der diesem Druck nicht ausgesetzt war: Hast du dich davon in deinen Lebensentscheidungen wesentlich beeinflussen lassen?
Vielleicht macht es das etwas klarer. Auch wenn ich immer noch nicht verstanden habe, was du mit deinem reichen Avatar meinst *kopfkratz*
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Re: Brauchen wir ein Bedingungsloses Grundeinkommen?

Beitrag von Stammbräu »

Mr. Trombone hat geschrieben:Die Grundthese, die immer wieder in der Diskussion um ein bedingungsloses Grundeinkommen auftaucht, lautet: "Wer dem finanziellen Überlebensdruck nicht ausgesetzt ist, strengt sich im Leben nicht an." Als jemand, der diesem Druck nicht ausgesetzt war: Hast du dich davon in deinen Lebensentscheidungen wesentlich beeinflussen lassen?
2 Verwirrte auf dem Weg... Ich versuchs...

Ich (also wirklich ICH) hatte eine saftige Zeit lang sowas wie ein bedingungsloses Grundeinkommen. Besser gesagt, ein bedinungsloses Grundauskommen. Vollkommen entkoppelt von Geld.
Es beeinflusst dich natürlich maßgeblich in deinen Entscheidungen, da dir ja neue Möglichkeiten geöffnet werden. Aus der These kann man eine Frage machen und die kann sich jeder selbst stellen: "Wenn ich ab morgen ALLES mit meiner Zeit anstellen könnte, was mir so in den Sinn kommt. Würde ich nur faulenzen?"
Meiner Meinung nach muss man auch mal erst eine Runde faulenzen (dürfen), um (wieder) zu wissen, was man eigentlich machen möchte.
Streicht Miete/Schutzgeld, Strom, Heizung, Telefon, Lebensmittel- und Kleidungseinkäufe aus dem Kopf. Und, was ist dann? Deswegen würden sich Anstrengungen nicht mehr lohnen? Mehrleistung würde im Nichts verpuffen?
Seit einigen Jahren versuche ich auch wieder, mir ein gewisses Grundauskommen zu sichern. Eine Form von Unabhängigkeit. Mein Faulenz-Pegel hat sich dadurch nicht erhöht, sondern klar verringert. Ich bin ja ständig mit meinen Vorhaben und Plänen beschäftigt :)

Haben nicht alle ihre Visionen, Pläne, Vorhaben, Träume? Ich rede nicht von Hokus-Pokus, sondern von realen Zielvorstellungen, die man sich im Leben machen kann. Strengt man sich dafür nicht automatisch am meisten an?

Die These: "Wer keine Angst hat, bewegt sich nicht.", halte ich also für ausgemachten Unsinn. Natürlich wird das auf den etablierten Kanälen verkündet, da es ja den Status Quo präsentiert. Außerdem sollte man auch sehen, dass die meisten Menschen fast nichts anderes kennen wie Druck und Zwang. Viele Menschen haben ihr eigenes Potenzial bisher, nur als Resultat von Zwängen wahrgenommen. Fast ihr ganzes Leben lang. Ist also auch ein gesellschaftlicher Selbstläufer. "Ich kenne das nur so, also kann es auch nicht anders gehen."
ÜberlebensDRUCK ist doch eine Form von Angst. Angst halte ich für lähmend.
...und essen Seele auf.
"Brauche ich Existenzangst, um was Ordentliches auf die Reihe zu bekommen?" - Ich nicht! Nein, danke!

Sind reiche Leute eigentlich alle die Ausnahme, bei dieser These? Oder wie wird Anstrengung bei denen gewertet?
Haben Metallica aufgehört zu spielen, nachdem sie keine Angst mehr haben mussten, um ihr Überleben?
Sagt DiCaprio: "Danke, hab endlich keine Angst mehr. Ich leg mich auf die faule Haut."
Der These nach, wären reiche Leute faul?
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