Umfrage: WM 2022 in Katar

Wenn es nicht um Spiele und / oder den Podcast geht, dann stehen die Chancen gut, dass dein Thema hier richtig ist.
WARNUNG: Gerade bei Politik & Co. geht's gerne hoch her. Auch hier gelten die Benimmregeln. Behandelt andere Foren-User immer mit Respekt, selbst wenn ihr deren Meinung nicht respektieren könnt!
Forumsregeln
Datenschutzerklärung: https://www.gamespodcast.de/datenschutzerklaerung/
Impressum: https://www.gamespodcast.de/impressum/

Forenregeln und zukünftige Weltverfassung
ART 1: Behandle andere Nutzer mit Respekt.
ART 2: Do NOT piss off the Podcasters

Lies bitte weitere Hinweise hier: viewtopic.php?f=4&t=2789

Werdet ihr die Spiele der WM 2022 in Katar im TV ansehen?

Ja
18
14%
Nur die Spiele der deutschen NM
6
5%
Nein
54
41%
Nein, aber ich interessiere mich eh nicht für Fußball
43
33%
Vielleicht
10
8%
 
Insgesamt abgegebene Stimmen: 131

Benutzeravatar
tanair
Beiträge: 831
Registriert: 16. Sep 2019, 09:42

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von tanair »

Man kann den Spielern keinen Vorwurf machen, warum sie nach Katar fliegen. Die WM für alle Spieler der Höhepunkt ihrer Karriere. Für z.B. Messi wird es die letzte Chance die WM mit Argentinien zu gewinnen. Für viele Spieler wird es das die letzte WM sein. Für andere ist es das erste und letzte Mal.

Eine WM findet nur alle 4 Jahre statt. Und die Spieler können sich den Austragungsort nicht aussuchen.
Genauso kann man anderen Sportlern nicht den Vorwurf machen an den Olympischen Spielen teilnehmen zu wollen. Das ist nunmal der Traum eines jeden Sportlers. Auch wenn es in Nordkorea stattfinden sollte.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

tanair hat geschrieben: 15. Nov 2022, 10:47 Man kann den Spielern keinen Vorwurf machen, warum sie nach Katar fliegen. Die WM für alle Spieler der Höhepunkt ihrer Karriere. Für z.B. Messi wird es die letzte Chance die WM mit Argentinien zu gewinnen. Für viele Spieler wird es das die letzte WM sein. Für andere ist es das erste und letzte Mal.

Eine WM findet nur alle 4 Jahre statt. Und die Spieler können sich den Austragungsort nicht aussuchen.
Genauso kann man anderen Sportlern nicht den Vorwurf machen an den Olympischen Spielen teilnehmen zu wollen. Das ist nunmal der Traum eines jeden Sportlers. Auch wenn es in Nordkorea stattfinden sollte.
Ich verweise nochmals auf Jochens Satz mit den Prinzipien. Doch, man kann die Prioritätensetzung kritisieren.

Oder stattdessen gefragt: Was wäre für Dich der Punkt, an dem Zustände in einem Land als gravierender zu erachten sind als die persönlichen Ziele von Sportler:innen?
Benutzeravatar
Peter
Beiträge: 1958
Registriert: 22. Okt 2016, 08:47
Wohnort: Ettlingen
Kontaktdaten:

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Peter »

Gaunter_o_Dim hat geschrieben: 15. Nov 2022, 09:40 Also zumindest ein Müller oder ein Neuer gehören zu den Spitzenverdienern. Darüber ist eigentlich nur noch ein Ronaldo oder Messi.
Nö, die sind nichtmal in den Top 10. Ein Müller verdient so ein Fünftel eines Mbappé.
imanzuel
Beiträge: 3597
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von imanzuel »

:D Ich glaube ihr stellt euch das alle so einfach vor. Selbst wenn zum Beispiel ein Bellingham (Messi ist zu alt) sagt, er weigert sich in der Endrunde(!) zu spielen. Dann kriegt er erstmal Probleme mit dem englischen Verband. Wenns blöd läuft wars das mit der Nationalmannschaft. Das kann man sich in Deutschland vielleicht gar nicht mehr vorstellen, aber für seine Nation spielen zu dürfen ist für viele Sportler nun mal das höchste was die erreichen können. Aber das ist eh ein anderes Thema. Dann kommen noch die Strafen dazu, habe ich ja oben drüber geschrieben. Selbst wenn ihm die persönlichen Strafen egal wären, am Ende könnte es auch den Verein treffen. Das Spieler sich einfach so weigern da teilzunehmen, selbst wenn die wollten, das geht nicht so einfach.

Die Vereine haben da auch nichts in der Hand, es herrscht schließlich Abstellungspflicht. Die Verbände hätten natürlich die Macht. Ich denke wenn in Deutschland ein Goretzka sagt er möchte nicht in Katar spielen, dann wird der DFB vermutlich das akzeptieren. Problem ist da dann wieder die Fifa, die ja selbst ziemlich viel Druck auf die Verbände ausübt das es da zu keine Spielerboykotts kommt. Von den ganzen Verbandstrafen bis zur Teilnahmeverbot an weiteren Turnieren hat die Fifa doch schon in Vornerein mitgeteilt was die Folgen sind wenn man da irgendwie gegensteuert.

So, und was sollen die jetzt machen? Soll die DFB-Elf wirklich es drauf ankommen lassen und da nicht teilnehmen? Ich meine hey, natürlich kommt jetzt irgendwer daher und schreibt wieder was von "aber aber Prinzipien! Menschenrechte!". Klar kann der DFB da klare Haltung zeigen. Und morgen darf sich der gesamte Deutsche Fußballverband mit seinen 7 Mio. Mitglieder schauen wie die über die Runde kommen, wenn die nicht mehr Teil der UEFA sind.

Ich denke mal alle Nichtfußball-Fans können da schlau daherreden. Die Sache ist definitiv nicht so einfach wie manche hier glauben.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

imanzuel hat geschrieben: 15. Nov 2022, 11:22
[...]
Dem stelle ich die These gegenüber, dass es eine Frage der Zahl ist. Ein Spieler, fünf Spieler, zehn Spieler werden evtl. sanktioniert. Aber wenn genügend sich querstellen, wird ihnen nichts passieren. Das gleiche gilt für die Vereine und Verbände.

Auch, wenn es natürlich Godwyn's Law erfüllt: Deine Argumentation grade ist exakt dieselbe wie jene, warum man auch nichts gegen das Dritte Reich (oder jeden anderen Unrechtsstaat) machen konnte/kann. Und, um es gleich selbst abzuschwächen: HIER gehts für die Sportler/Vereine/Verbände nichtmal um Gefahr für Leib und Leben. Sondern letztlich "nur" um Geld.

Oder, um es anders zu sagen: Die iranischen Frauen haben derzeit wesentlich mehr Eier als die allermeisten Fußballprofis.
Benutzeravatar
bluttrinker13
Beiträge: 4896
Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von bluttrinker13 »

Es ist, wie so oft, ein systemisches Problem, statt eines welches durch Individuen direkt bedingt oder gar gelöst werden könnte. Hier lauert eine Verschiebung von Verantwortlichkeit die mich an die ganze Sache mit dem Carbon Imprint erinnert. Zumal nun gerade Fußballer keine Epigonen des ethischen Handelns sind oder gar sein können, schaut man sich die Strukturen an, in denen sie zum Profi herangezüchtet werden.
Imanzuel's Erläuterungen finde ich, als jemand der null Ahnung von Fußball hat, sehr erhellend.

Gleichzeitig fände ich es auch gut, wenn mehr Leute (und damit meine ich hier primär ehemalige Spieler, die ihre Schäfchen im Trockenen haben) einfach die Klappe halten würden, in der Öffentlichkeit und den Medien, anstatt jetzt noch groß rumzutönen, und damit meine ich nicht die aktiven Spieler (die sagen bestimmt gern wenig bis gar nichts, obwohl ich da keinen Überblick habe), sondern Leute wie Hitzlsberger oder auch Lahm. Da ist viel billiger "Kind ist eh schon im Brunnen" Protest bei der bei mir null glaubwürdig ankommt. Bei dem was ich von Hitzlsberger gelesen hatte auch geradezu wieder ein um Entschuldigung heischender Tonus. Das geht mir sehr auf den Sack. Entweder in der Lobbyarbeit und den Verbands-Strukturen was machen, oder einfach Kopf einziehen und durch da wo es nun mal eh nicht mehr zurück geht.
Benutzeravatar
Gaunter_o_Dim
Beiträge: 305
Registriert: 27. Jan 2021, 00:22

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Gaunter_o_Dim »

Peter hat geschrieben: 15. Nov 2022, 11:22 Nö, die sind nichtmal in den Top 10. Ein Müller verdient so ein Fünftel eines Mbappé.
Gut, Paris ist gehaltsmäßig in einer anderen Liga unterwegs. Bei allen anderen Top-Vereinen bewegen sich die Spitzenverdiener zwischen 20 und 30 Mio. p. a. und in dem Bereich befinden sich auch ein Neuer, Müller, Sané
imanzuel
Beiträge: 3597
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von imanzuel »

Felidae, natürlich hätten die Verbände geschlossen(!) dagegen was machen können. Jetzt eine Woche vor der WM ist es halt zu spät. Dann stellt sich aber auch die Frage ob die Verbände wirklich geschlossen dagegen vorgehen würden? Die 4 großen werden wohl dagegen sein, aber kleinere Verbände, Ungarn zum Beispiel, oder auch die ganzen südamerikanischen, ich weiß nicht ob die mit der WM so große Probleme haben. Im Zweifel gibts halt einen Geldsack aus Katar. Deswegen ist die Fifa ja auch so ein Sauhaufen und Infantino noch dreckiger als Blatter: Die wissen genau das die kleinen bzw. ganz kleine Verbände aufs Geld angewiesen sind. In der Fifa hat jeder Verband eine Stimme. Jede Stimme zählt gleich. Das heißt Deutschlands Stimme mit seinen 7 Mio. Mitglieder ist genau so viel wert wie die Stimme von Bermuda mit ein paar hundert Mitglieder (darüber gibts auch eine sehr gute Doku). Deswegen lieben die alle die Fifa und Infantino so: Der verspicht denen (wenig für die Fifa, für die viel) Geld, dafür kriegt er die Stimme. Ob die Top Ligen soviel Druck ausüben können, ich weiß nicht. Am Ende geht die Fifa auf die Uefa los (ähnlicher Sauhaufen, wäre kein Verlust^^), die Uefa bestraft dann wieder die Verbände. Und am Ende spüren das dann wieder irgendwelche Dorfmannschaften und Kinder.

Man hat es halt verpasst da massiv viel mehr Druck auszuüben. Und dann stellt sich immer noch die Frage ob die Basis wirklich so stark dagegen ist. PSG ist quasi ein Katar-Verein. Ist mittlerweile eine globaler Brand, quasi ein Modelabel. Die "Fans" von Newcastle feiern das doch mittlerweile ab das Saudi Arabien Eigentümer von dem Verein ist. Vereinsfremde Farben auf dem Trikot? Wurscht, wenn man um die Champions League spielt. Moral ist da im Fußball halt so eine Sache. Zu erwarten das alle am selben Strang ziehen wird nicht passieren. Und da erwarten dass die Spieler als erstes vorne rangehen, ja ne so funktioniert das nicht.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

Ich hab meines Wissens nirgends geschrieben, dass die Spieler, die Vereine, die Verbände das eine Woche vor der WM alles umschmeißen sollen. Aber sie hatten fuckin' 12 Jahre Zeit. Die Kritik an der Vergabe begann in DEM Moment, als Blatter "Katar" vorgelesen hat.

Edit: Und ich glaube auch nicht, dass Du sämtliche Verbände gebraucht hättest, um was zu bewirken. Stell Dir einfach mal vor, Deutschland, England, Spanien und Italien hätten recht früh erklärt, an einer WM in Katar nicht teilzunehmen. DAS hätte definitiv was bewirkt. Und sei es "nur", dass die FIFA wenigstens auf die Arbeitsbedingungen auf ihren Baustellen geachtet hätte. Dann würden wenigstens ein paar tausend Menschen noch leben.
imanzuel
Beiträge: 3597
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von imanzuel »

Dann hätte die Uefa vermutlich gesagt, alles klar, ihr nehmt auch nicht mehr an der Europameisterschaft teil. Oder die Fifa hätten die für die WM 14 und 18 gesperrt. Oder die hätten die Zahlungen an die Ligen ausgesetzt. Oder die Verbände hätten Teilnahmeverbot an den europäischen Mannschaftsturniere. Möglichkeiten gibt es da viele ;)

Hast eigentlich gesehen wie viel "Boykott" es in der Premier League zum Beispiel gab? Ich nicht, es gab nämlich kaum welche. In London gibt es zum Beispiel schon Guides wo man am besten die WM Spiele schauen kann. Die Annahme ist halt völlig falsch dass das auch außerhalb von Deutschland flächendeckend boykottiert wird. Hätte England gesagt die würden die WM boykottieren, mich hätte es nicht gewundert wenn die Menschen dort dagegen protestiert hätten.
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

imanzuel hat geschrieben: 15. Nov 2022, 12:25
[...]
Womit wir halt wieder bei "Prinzipien sind nur dann etwas wert, wenn.." wären.

Ich schrieb es oben schon: Hier geht es letztlich "nur" um Geld. Etwas, an dem weder die Verbände noch die Vereine noch die Spieler Mangel leiden. Paar Jahre müssten sie dann die Gürtel enger schnallen, okay - aber wenn wir nicht mal DAS als "mögliches Opfer, um etwas zu verbessern" in Betracht ziehen, dann können wirs eigentlich auch gleich ganz sein lassen. Menschenrechte, Verhinderung von Angriffskriegen, Klimarettung - das wird dann alles erst recht nix werden. Wenn schon milliardenschweren Verbänden/Vereinen und millionenschweren Sportler nicht zugemutet werden kann, für Menschenrechte und das Überleben jener, die für sie Stadien, Hotels etc bauen, Opfer zu bringen.
Benutzeravatar
tanair
Beiträge: 831
Registriert: 16. Sep 2019, 09:42

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von tanair »

Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 11:57 Ich hab meines Wissens nirgends geschrieben, dass die Spieler, die Vereine, die Verbände das eine Woche vor der WM alles umschmeißen sollen. Aber sie hatten fuckin' 12 Jahre Zeit. Die Kritik an der Vergabe begann in DEM Moment, als Blatter "Katar" vorgelesen hat.

Edit: Und ich glaube auch nicht, dass Du sämtliche Verbände gebraucht hättest, um was zu bewirken. Stell Dir einfach mal vor, Deutschland, England, Spanien und Italien hätten recht früh erklärt, an einer WM in Katar nicht teilzunehmen. DAS hätte definitiv was bewirkt. Und sei es "nur", dass die FIFA wenigstens auf die Arbeitsbedingungen auf ihren Baustellen geachtet hätte. Dann würden wenigstens ein paar tausend Menschen noch leben.
Ich glaube ihr seht das zu sehr aus der deutschen Nachrichtenblase. Ich hatte erst kürzlich einen Podcast über den französischen Fußball gehört und da finden Proteste oder Boykottaufrufe quasi nicht statt. In Deutschland wird viel darüber berichtet, aber ich glaube die meisten Länder freuen sich auf Investments aus Katar. Man weiß über die Probleme bescheid und wahrscheinlich auch nicht glücklich über die Entscheidung, aber ein Boykott kommt nicht in Frage.
Rigolax
Beiträge: 2188
Registriert: 20. Feb 2018, 15:53

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Rigolax »

Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 12:33 Ich schrieb es oben schon: Hier geht es letztlich "nur" um Geld. Etwas, an dem weder die Verbände noch die Vereine noch die Spieler Mangel leiden.
Gut, da könnte man argumentieren, dass zwar der Großteil an Leute geht, die keinen Mangel leiden, ein geringer Teil aber nach "unten" durchläuft, im Sinne von "trickle down economics". Das halte ich für einen sehr fragwürdigen wirtschaftlichen approach allgemein, aber komplett absurd ist es auch nicht unbedingt (in so einem Fall). Wenn jetzt also ein Spieler mit Topgehalt verzichtet, dann leiden indirekt dafür auch "arme Schlucker".
Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 12:33Wenn schon milliardenschweren Verbänden/Vereinen und millionenschweren Sportler nicht zugemutet werden kann, für Menschenrechte und das Überleben jener, die für sie Stadien, Hotels etc bauen, Opfer zu bringen.
Da stimme ich zu und ich sehe bei so Superreichen auch kein besonderes Problem, mit individueller Verantwortung statt systemischen Zwängen zu argumentieren. Sicherlich geht es nicht nur ums Geld, sondern auch das Erlebnis solch einer WM, aber (sehr viel) Geld sollte eigentlich eine gewisse Unabhängigkeit und Souveränität erlauben, sogenanntes "fuck you"-money, und ich halte sehr hohen Reichtum tatsächlich sogar für ein moralisches Defizit, solange es absolute Armut in der Welt gibt. Leider ist die kapitalistische Sozialisierung wohl irgendwie so, dass man i.d.R. annehmen soll, dass Leute, die so reich werden, es "verdient" hätten, sonst ist man ein übler Missgünstling; dabei ist es oft nur Zufall/Glück, etwa in dem Sinne, dass Frauen-Fußball-Profis sicherlich ähnlich hart trainieren und Stress/Druck haben, aber weil das nicht so Zuschauer/Werbepartner zieht, viel weniger gutes Auskommen haben, was intuitiv nicht so ganz fair wirkt. Oder auch die angesprochenen Olympioniken allgemein, also die stehen teils afaik echt nicht toll da, da würde ich es noch weniger verübeln. Prinzipien sind in gewisserweise auch schon teuer. (Ich spar mir jetzt mal teilweise noch'n Rant über so Typen wie der von FTX, diese hacker kids, die sich für Utilitaristen, "Robin Hoods", effektive Altruisten, sonstige Weltverbesserer halten und dann so'n nebulösen fraud abziehen (hatte der fiktive Werbe-Larry-David doch Recht, der Reale aber natürlich nicht, der hat die Kohle für die Werbung gerne genommen, I guess) und die in 40m-USD-Immobilien leben, aber dann auf "ich penn auf Beanbags im Office und fahr nen Kleinwagen"-Image setzen; wie auch immer das bei denen läuft, wie sie diese kognitive Dissonanzen überwinden oder das doch nur verkappt (sich entwickelte) kriminelle Energie ist, ich hab keine Ahnung).
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

tanair hat geschrieben: 15. Nov 2022, 13:00
Ich glaube ihr seht das zu sehr aus der deutschen Nachrichtenblase. Ich hatte erst kürzlich einen Podcast über den französischen Fußball gehört und da finden Proteste oder Boykottaufrufe quasi nicht statt. In Deutschland wird viel darüber berichtet, aber ich glaube die meisten Länder freuen sich auf Investments aus Katar. Man weiß über die Probleme bescheid und wahrscheinlich auch nicht glücklich über die Entscheidung, aber ein Boykott kommt nicht in Frage.
Ich rede davon, was in den letzten 12 Jahren hätte passieren können. Wenn EIN Verband 2010 gesagt hätte, "Da machen wir nicht mit", hätte dieser Verband Gelegenheit gehabt, im Lauf der Jahre andere Verbände dazu zu bringen, mitzumachen. Ich hab natürlich die vier (wahrscheinlich) wichtigsten europäischen Verbände genannt - aber auch andere Konstellationen sind da denkbar. Die skandinavischen hätte man vermutlich bekommen können, evtl. auch Niederlande und Belgien. Vielleicht auch den einen oder anderen nicht-europäischen. Und dann hätte es ja durchaus einen Dominoeffekt geben können, wenn nur eine Gruppe Verbände damit mal angefangen hätte. Aufgabe der Verbände wäre es dann natürlich auch gewesen, den eigenen Fans diese Entscheidung zu erklären.

Klar geht das alles nicht eine Woche vor der WM. Aber wie geschrieben, es waren 12 Jahre Zeit. Dass das jetzt so extrem hochkocht, liegt ja letztlich daran, dass in den letzten 12 Jahren halt praktisch nix passiert ist.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

Rigolax hat geschrieben: 15. Nov 2022, 13:02
Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 12:33 Ich schrieb es oben schon: Hier geht es letztlich "nur" um Geld. Etwas, an dem weder die Verbände noch die Vereine noch die Spieler Mangel leiden.
Gut, da könnte man argumentieren, dass zwar der Großteil an Leute geht, die keinen Mangel leiden, ein geringer Teil aber nach "unten" durchläuft, im Sinne von "trickle down economics". Das halte ich für einen sehr fragwürdigen wirtschaftlichen approach allgemein, aber komplett absurd ist es auch nicht unbedingt (in so einem Fall). Wenn jetzt also ein Spieler mit Topgehalt verzichtet, dann leiden indirekt dafür auch "arme Schlucker".
Der erste Gedanke: Die "armen Schlucker" (wobei ich mir echt schwer damit tue, anzunehmen, dass es beispielsweise im deutschen Profifußball "arme Schlucker" geben dürfte - gemessen am Rest der Nation) sind für die FIFA aber auch völlig uninteressant. Die STARS sind das Entscheidende - durch DIE wird die WM attraktiv.

Aber mal weitergesponnen, dass tatsächlich der Fall eingetreten wäre, dass FIFA und UEFA sämtliche Verbände, die (im wahrsten Wortsinn) nicht mitspielen jahrelang sanktionieren sollten: Dann wäre es eben an den Verbänden und Vereinen, ihre "armen Schlucker" zu subventionieren. Was die wiederum problemlos könnten, soviel Geld, wie sie haben.

Das sind doch alles nur vorgeschobene Gründe. Wenn der Wille dagewesen wäre, diese WM zu boykottieren, wäre es auch gegangen. Natürlich vermutlich nicht ohne Opfer (wobei ich immer noch davon ausgehe, dass es eine Zahl gegeben hätte, vor der dann die FIFA kapituliert hätte). Aber gegangen wäre es. Aber niemand hatte halt diesen Willen. Dann muss man jetzt eben auch mit der entsprechenden Kritik leben.
imanzuel
Beiträge: 3597
Registriert: 8. Feb 2017, 22:58

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von imanzuel »

Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 12:33 Ich schrieb es oben schon: Hier geht es letztlich "nur" um Geld. Etwas, an dem weder die Verbände noch die Vereine noch die Spieler Mangel leiden.
Dann hast du darüber ehrlich gesagt keine Ahnung. Ob die Spieler finanziell darunter leiden ist doch egal, die sollten eh genug haben. Aber die Verbände? Ich bin jetzt nicht der Meinung die müssen alle mögliche machen um das maximale an Geld zu bekommen, im Gegenteil eher. Aber wer bezahlt denn den ganzen Amateurbereich? Woher bekommt denn der DFB das ganze Geld? Das meiste über TV-Verträge und Sponsoring. Ob sich mit der Nationalmannschaft so gut werben lässt wenn die bei keine Turniere dabei sind? Wohl eher nicht. Bei fehlende Spiele gegen große Mannschaften gibts auch keinen tollen TV-Vertrag mehr. Länderspiele werden von der Uefa vermarktet, sprich das Geld kommt von denen. Keine Teilnahme = keine Vermarktung = kein Gewinn. Und da hängt ja alles von allem ab. Keine Länderspiele bzw. keine interessante Gegner, keine Ticketeinnahmen. Keine Spiele, keine Trikotsverkäufe. Und so weiter. Je nachdem wie hart die Fifa durchgreift, ob die die Verbände wirklich sperren würden, dürften da Einnahmen locker auf 10% sinken. Die haben zu viel Geld? 25.000 Mannschaften müssen irgendwie organisiert werden. Das Geld kommt von oben. Hier in Bayern, der BFV hat schon alleine über 4000 Vereine und über eine Million Mitglieder. Der Haushalt beträgt hier aktuell 28 Mio Euro. Das Geld wird nicht ausgebuddelt, das kommt zum großen Teil von oben ("Insgesamt investieren der DFB und seine Landesverbände rund 120 Millionen Euro pro Jahr in den Amateurfußball)".

Zu sagen, "ach die da oben haben genug, who cares wenn die halt ein bisschen weniger haben" - bisschen zu kurz gedacht, wenn die da unten auch drunter leiden, oder?
Notiz für mich
2022: 1. Elden Ring 10/10 2. HFW 7/10 3. DL2 6/10
Benutzeravatar
tanair
Beiträge: 831
Registriert: 16. Sep 2019, 09:42

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von tanair »

Felidae hat geschrieben: 15. Nov 2022, 13:09
tanair hat geschrieben: 15. Nov 2022, 13:00
Ich glaube ihr seht das zu sehr aus der deutschen Nachrichtenblase. Ich hatte erst kürzlich einen Podcast über den französischen Fußball gehört und da finden Proteste oder Boykottaufrufe quasi nicht statt. In Deutschland wird viel darüber berichtet, aber ich glaube die meisten Länder freuen sich auf Investments aus Katar. Man weiß über die Probleme bescheid und wahrscheinlich auch nicht glücklich über die Entscheidung, aber ein Boykott kommt nicht in Frage.
Ich rede davon, was in den letzten 12 Jahren hätte passieren können. Wenn EIN Verband 2010 gesagt hätte, "Da machen wir nicht mit", hätte dieser Verband Gelegenheit gehabt, im Lauf der Jahre andere Verbände dazu zu bringen, mitzumachen. Ich hab natürlich die vier (wahrscheinlich) wichtigsten europäischen Verbände genannt - aber auch andere Konstellationen sind da denkbar. Die skandinavischen hätte man vermutlich bekommen können, evtl. auch Niederlande und Belgien. Vielleicht auch den einen oder anderen nicht-europäischen. Und dann hätte es ja durchaus einen Dominoeffekt geben können, wenn nur eine Gruppe Verbände damit mal angefangen hätte. Aufgabe der Verbände wäre es dann natürlich auch gewesen, den eigenen Fans diese Entscheidung zu erklären.

Klar geht das alles nicht eine Woche vor der WM. Aber wie geschrieben, es waren 12 Jahre Zeit. Dass das jetzt so extrem hochkocht, liegt ja letztlich daran, dass in den letzten 12 Jahren halt praktisch nix passiert ist.
Tatsächlich waren ja die Verbände zuerst dagegen. Eine Winter-WM bedeutet, dass man den ganzen strikt getakteten Spielplan über den Haufen wirft. Es stand ja auch im Raum Katar die WM wegzunehmen. Also hat Katar die ECA (European Club Association) eingeladen ihre Mitgliederversammlung in Katar zu veranstalten. Dem Vorsitzenden Karl-Heinz Rummenigge wurden zwei Rolex Uhren im Wert von ca. 92.000 Euro geschenkt.
Der katarische Sender BeIn Sports hat ungewöhnlich hohe Beträge für die Übertragungsrechte der Bundesliga, La Liga, etc. gezahlt.
Und plötzlich war eine Winter-WM kein Problem mehr.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

Nochmal zur Sicherheit: Wir sprechen bei Katar nicht von einem Gastgeberland, das prinzipiell für eine WM geeignet wäre, aber halt das eine oder andere innerpolitische Problem hat. Sondern wir reden von DEM Land, das offiziell 2010 als das ungeeignetste unter allen Kandidaten galt. Und für das kein einziger vernünftiger Grund spricht - sondern ausschließlich eine erdrückende Anzahl verschiedenster Gründe dagegen.
Mauswanderer
Beiträge: 2680
Registriert: 10. Jan 2022, 18:36

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Mauswanderer »

Ich würde es zwar feiern, wenn sich aktive Spieler oder ganze Verbände mit einem Boykott dagegen wehren, erwarte es aber nicht.

WAS ich aber erwarte, ist 1. der Boykott und Kritik von Ehemaligen und 2. der Verzicht auf Rechtfertigung und Relativierung seitens der Aktiven. Wer durch irgendwelche vertraglichen oder de-facto Verpflichtungen zur Teilnahme gezwungen ist (da fehlen mir die Einblicke, das wirklich zu bewerten) und keine Kritik zu seinem eigenen Schaden üben will, der soll halt spielen und sich zu spielerischen Aspekten äußern und ansonsten seine Klappe halten, statt das ganze schönzureden.
Benutzeravatar
Felidae
Beiträge: 2987
Registriert: 22. Mai 2016, 17:49
Wohnort: NRW

Re: Umfrage: WM 2022 in Katar

Beitrag von Felidae »

imanzuel hat geschrieben: 15. Nov 2022, 13:25
[...]
Wir müssen hoffentlich nicht darüber diskutieren, dass im deutschen Fußball generell genügend Geld vorhanden ist? WENN sich der deutsche Fußball zum Boykott entschieden hätte UND dieser worst case eingetreten wäre (wie an anderer Stelle geschrieben - ich glaube da nicht zwangsläufig dran, wenn genügend andere mitgemacht hätten), hätte der deutsche Fußball halt solidarisch zusammenrücken müssen. Aber das Geld ist doch da, meine Güte.
Antworten