Lieber Zuschauer als Spieler

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Blendwerk

Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Ich möchte mal Off-Topic beginnen. Und zwar bin ich regelmäßiger Zuschauer beim YouTuber "Held der Steine" (ich geh einfach mal davon aus, dass er den meisten bekannt ist). Zwar habe ich mit Lego absolut nichts am Hut, jedoch schaue/höre ich mir seine Verrisse oder Rezensionen diverser Lego-Modelle gerne an.

Natürlich nicht alles, aber zum runterkommen bei einem Kaffee oder als Audio beim Bude wischen ist das schon super.

Einmal habe ich mir (davon angefixt) ein kleines Set gekauft und war schon nach einer halben Stunde völlig genervt von der Steckerei. Denn natürlich habe ich selbst im einfachen Bauabschnitt einen Bock gebaut, so dass ich alles wieder auseinandernehmen musste. Meine Katze schoss dazu die ganzen Teile durch die Gegend, und nach einer Stunde habe ich die (umgerechnet) 49,95€ in die Mülltonne geschmissen. Permanent hatte ich auch den Gedanken: "Was mache ich eigentlich mit dem Ding, wenn es fertig ist? Du kannst Dir ja schlecht ein Lego Raumschiff in die Wohnung stellen". Es war also in Gänze gescheitert, die in den Videos erlebte Baufreude zu teilen.

ABER - meiner Vorliebe für die Videos tat das keinen Abbruch. Ich gucke die noch immer. Und ich gucke sie obschon der negativen praktischen Erfahrung noch immer gern.

Nun zum Punkt. Ähnlich geht es mir mit einigen Spielen. Beginnend z.B mit Minecraft, über die Anno Serie, bis hin zu solchen Spielen wie (das ist für mich die derzeitig aktuelle Referenz) "Zomboid" kann ich mir diese Gameplays stundenlang anschauen. Bin ich aber am Ruder, wenn ich z.B. selbst bei Anno soundso einen Wirtschaftskreislauf generieren soll, wende ich mich angeödet ab. Tags darauf kann ich mir aber wieder ein Video dazu angucken und finde das super.

Auch der Klassiker Minecraft. Vor Monaten ein Video zu viel geschaut und dann die Vollversion gekauft.
Dann die üblichen paar Türmchen gezimmert und recht flott festgestellt, dass das furchtbar langweilig, umständlich und überhaupt meh ist.

Es gibt für mich in der Quintessenz ungemein viele "passive Spiele", wo ich zum Game eigentlich den Spieler gleich mit kaufen müsste, damit ich dem über die Schulter schauen kann.

Mich würde interessieren, welche Spiele könnt IHR nur passiv genießen? Welche Spiele fucken EUCH als Spieler ab, aber als Zuschauer nicht.
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Desotho
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Desotho »

Ich gucke praktisch keine Let's Plays. Wenn überhaupt muss mich sowohl Spiel als auch der Spieler interessieren. In den beiden Fällen an die ich mich erinnern kann, habe ich auch selber vorher das Spiel gespielt.
El Psy Kongroo
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Desotho hat geschrieben: 18. Jan 2023, 21:18 Ich gucke praktisch keine Let's Plays. Wenn überhaupt muss mich sowohl Spiel als auch der Spieler interessieren. In den beiden Fällen an die ich mich erinnern kann, habe ich auch selber vorher das Spiel gespielt.
Ich kenne viele Titel nicht, die ich z.B. hier aufschnappe. Dann schaue ich natürlich in Gameplays rein, um mir ein Bild davon zu machen. Und manche fesseln mich wie der Blick ins Aquarium, der für viele hypnotisch ist.

(ich saß in der Tat schon oft auf einem Stuhl vor einem Aquarium und freute mich, wenn mein platziertes Piratenschiff von den Fischen beachtet wurde)
Zuletzt geändert von Blendwerk am 19. Jan 2023, 01:10, insgesamt 3-mal geändert.
Rince81
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Rince81 »

Ich finde das Konzept eines Let's Plays nach wie vor schräg. Ich gucke nicht anderen beim Spielen zu - wenn es mich interessiert will ich das selbst spielen.
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Voigt
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Voigt »

Ich habe nur sehr wenige Let's Plays geschaut und dann auch immer von Spiele dich danach auch gerne selber spielte (Dark Souls 2, Super Mario 3D World)
Die Kommentare von GameTube zu Super Mario 3D World waren schon witzig, aber hat nicht geholfen noch mehr in die Richtung zu schauen, war dann auch gut.

Insgesamt geben mir Let's Play und Streams wenig. Mal so Clips von lustigen Szenen gerne mal, aber kein so langes Format.
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Ich fand z.B. PUBG als Spieler ungemein frustrierend, nervend und ungerecht. Dieser permanente Zyklus des (gefühlt) halbstündigen Lootens, nur um dann von einem Sniper erschossen zu werden, zermürbte mich vollends.

Aber beim Gyros futtern vorm PC war das ein wunderbares Spiel zum zuschauen.

Für mich eine wunderbare Multiplayer Referenz als Zuschauer.
Voigt
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Voigt »

PUBG funktionierte für mich nur als Spiel mit Freunden im VOIP.
Paar coole Highlights als Videos von einer fremden Truppe sehen kann ja cool sein, aber zuschaun bei der Loot und Fahrzeit dazwischen, nee. Da dann lieber mit Kumpels selber quatschen.
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Voigt hat geschrieben: 18. Jan 2023, 21:39 PUBG funktionierte für mich nur als Spiel mit Freunden im VOIP.
Paar coole Highlights als Videos von einer fremden Truppe sehen kann ja cool sein, aber zuschaun bei der Loot und Fahrzeit dazwischen, nee. Da dann lieber mit Kumpels selber quatschen.
Dann gib dir mal die Loot-Perioden von Zomboid. Da liest die Figur ganze Bücher in wirklich nervenzerfetzenden Zeitspannen. Gefühlt kannst Du da zwischendurch einkaufen gehen.

Aber das ist eines der Spiele, wo es echt spannende Gameplays zu gibt.
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Ironic Maiden
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Ironic Maiden »

Ich verstehe den Reiz von Let's Plays auch nicht. Entweder ich spiele selbst oder ich schaue einen Film oder eine Serie. Ich denke dann immer, dass ein Spiel ja dazu da ist, gespielt zu werden, und ich die volle Bandbreite an Erfahrungen nur dann bekomme, wenn ich es eben selbst gespielt habe. Wenn ich ein Let's Play schaue, habe ich nicht den Eindruck, das Spiel jetzt wirklich kennengelernt zu haben, und damit ist das für mich irgendwie Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit z.B. auch einen Filmklassiker nachholen könnte.

Das geht mir aber auch bei anderen Sachen so. Ich schaue z.B. keine Let's Plays von P&P-Rollenspielen, weil es für mich irgendwie uninteressant ist, ein paar Leuten beim Improtheater um den Küchentisch zuzuschauen. (Ja, da gibt es auch anspruchsvolleres, aber wie gesagt, dann schau ich lieber gleich einen Film oder zumindest einen Videoessay oder sowas.)

Die einzigen Male, wo ich mir sowas anschaue, ist als Hilfe für das eigene Spiel. Ich habe mir z.B. ein paar Phasmophobia-Let's Plays angeschaut, um mir ein paar Tricks abzugucken, oder ein Let's Play zum P&P "Dread", weil ich sehen wollte, wie das genau regeltechnisch funktioniert. (Da werden Jenga-Steine aus dem Turm gezogen anstatt gewürfelt, das wollte ich zumindest mal gesehen haben.) Aber das passiert extrem selten und ich mag es eigentlich auch nicht.

Ich finde es aber cool, wenn das für andere Leute funktioniert. Ich frage mich halt immer nur warum, wo es doch so viele Inhalte gibt, die sich wesentlich dankbarer passiv konsumieren lassen.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Ironic Maiden hat geschrieben: 18. Jan 2023, 22:41 Ich verstehe den Reiz von Let's Plays auch nicht. Entweder ich spiele selbst oder ich schaue einen Film oder eine Serie. Ich denke dann immer, dass ein Spiel ja dazu da ist, gespielt zu werden, und ich die volle Bandbreite an Erfahrungen nur dann bekomme, wenn ich es eben selbst gespielt habe. Wenn ich ein Let's Play schaue, habe ich nicht den Eindruck, das Spiel jetzt wirklich kennengelernt zu haben, und damit ist das für mich irgendwie Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit z.B. auch einen Filmklassiker nachholen könnte.

Das geht mir aber auch bei anderen Sachen so. Ich schaue z.B. keine Let's Plays von P&P-Rollenspielen, weil es für mich irgendwie uninteressant ist, ein paar Leuten beim Improtheater um den Küchentisch zuzuschauen. (Ja, da gibt es auch anspruchsvolleres, aber wie gesagt, dann schau ich lieber gleich einen Film oder zumindest einen Videoessay oder sowas.)

Die einzigen Male, wo ich mir sowas anschaue, ist als Hilfe für das eigene Spiel. Ich habe mir z.B. ein paar Phasmophobia-Let's Plays angeschaut, um mir ein paar Tricks abzugucken, oder ein Let's Play zum P&P "Dread", weil ich sehen wollte, wie das genau regeltechnisch funktioniert. (Da werden Jenga-Steine aus dem Turm gezogen anstatt gewürfelt, das wollte ich zumindest mal gesehen haben.) Aber das passiert extrem selten und ich mag es eigentlich auch nicht.

Ich finde es aber cool, wenn das für andere Leute funktioniert. Ich frage mich halt immer nur warum, wo es doch so viele Inhalte gibt, die sich wesentlich dankbarer passiv konsumieren lassen.
Ja, der Einwand ist absolut ersichtlich. Ich komme auch nicht umher, den zeitlichen Rahmen abzustecken, den ich mir für ein passives Gameplay gebe. Das sind keine 30 Minuten am Stück. Ich schaue mir da jetzt keine äonischen Minecraft Kaskaden an, Gott bewahre. Es sind nur einige wenige Spiele. Und ich komme wiederholt nicht umher, das Aquarium als Metapher zu gebrauchen. Sowas wie Call of Duty oder Battlefield würde mich als inaktiver Betrachter nicht interessieren. Das spiele ich lieber selber.
Aber diese fisseligen Spiele, wo man gefühlt mit der Pinzette arbeiten muss, DIE schaue ich mir lieber an :D
Zuletzt geändert von Blendwerk am 19. Jan 2023, 13:39, insgesamt 1-mal geändert.
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Wudan
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Wudan »

Blendwerk hat geschrieben: 18. Jan 2023, 21:14Permanent hatte ich auch den Gedanken: "Was mache ich eigentlich mit dem Ding, wenn es fertig ist? Du kannst Dir ja schlecht ein Lego Raumschiff in die Wohnung stellen".
Erstens: Why the fuck not? :D Hätt ich absolut kein Problem damit.

Zweitens:

Bild

Horrorspiele wären so ein Beispiel. Ich hasse es auf den Tod mich zu erschrecken. Deswegen mag ich das nicht selber spielen. Zuzuschauen wie andere sich erschrecken ist hingegen wunderbar, da kann ich mich kaputtlachen dabei.

Des weiteren schau ich mir ganz gerne LPs von spielen an die ich schon gespielt habe, um zu schauen wie andere das erleben und was das für Reaktionen in ihnen auslöst. Besonders bei emotionalen spielen. Z.B. für Life is Strange 1 hab ich mir gerne LPs angeschaut um zu sehen wie bestimmte Leute auf bestimmte Szenen reagieren. Ach hab ich es geliebt wenn sie die Tränen nicht halten konnten :eusa-violin:

Ansonsten kommt es sehr auf die Youtuber/Streamer an sich an. Held der Steine schau ich auch recht gern, obwohl ich mit Lego nichts am Hut hab. Aber ich find den Typ cool und hör ihm gerne zu. Da du Anno erwähnst: Den Writing Bull kann ich auch schön nebenbei laufen lassen, weil er so ne angenehme Stimme hat und seine Sessions unterhaltsam sind. Also wenn ich die Person gut/unterhaltsam/lustig finde schau ich mir auch gerne LPs von ihnen an, auch wenn mich das Spiel an sich nicht sonderlich interessiert. Bei Spielen die mich selber sehr interessieren, spiel ich sie lieber erst selber und schaue danach LPs dazu.
Mich würde interessieren, welche Spiele könnt IHR nur passiv genießen? Welche Spiele fucken EUCH als Spieler ab, aber als Zuschauer nicht.
Da wär vielleicht Among Us ein Beispiel. Interessiert mich nicht selber zu spielen, aber in LPs entstehen immer wieder echt lustige Szenen. Soulsborns hingegen fucked mich als Spieler ab, und genauso doll hasse ich es als LP :D
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bluttrinker13
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von bluttrinker13 »

Ich gebe zu, ich gucke mir super gerne WoT gameplay an. Gern live auf Twitch oder auch auf Youtube. Das hängt aber primär auch an dem der spielt, in meinem Falle Mouzakrobat. Ich finde das nicht nur spannend und unterhaltsam (kurze Runden, hohe Varianz), sowie lustig weil Mouz trockenen norddeutschen Humor hat, ich habe dadurch auch sehr viel gelernt, WoT ist stark skillbasiert und indem man guten Spielern zuschaut, wird man selbst besser. Insofern werden da gleich mehrere Bedürfnisse befriedigt.
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

"Held der Steine schau ich auch recht gern, obwohl ich mit Lego nichts am Hut hab."

HaHaHaHaHa - das ist großartig, oder?

Ich kenne dutzende, die sich das andauernd anschauen und auch echauffieren über die Lego Politik, ohne jemals ein Modell gekauft, oder gar gebaut zu haben!
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

bluttrinker13 hat geschrieben: 18. Jan 2023, 22:58 Ich gebe zu, ich gucke mir super gerne WoT gameplay an. Gern live auf Twitch oder auch auf Youtube. Das hängt aber primär auch an dem der spielt, in meinem Falle Mouzakrobat. Ich finde das nicht nur spannend und unterhaltsam (kurze Runden, hohe Varianz), sowie lustig weil Mouz trockenen norddeutschen Humor hat, ich habe dadurch auch sehr viel gelernt, WoT ist stark skillbasiert und indem man guten Spielern zuschaut, wird man selbst besser. Insofern werden da gleich mehrere Bedürfnisse befriedigt.
Den kenne ich noch nicht. Werde morgen mal reinzappen.
Rigolax
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Rigolax »

Geht imho hauptsächlich um eine parasoziale Bindung zu den Spielenden. Dabei kommt es m.E. nicht einmal unbedingt darauf an, dass die Spielenden besonders gut in den Spielen sind, oder kreativ, witzig, intelligent, informativ etc. in ihrem Kommentaren, wobei das Kriterien sein können isnb. beim ersten Kontakt; hauptsächlich bleibt man beim Gucken "kleben", wenn ein Let's Player/Streamer sympathisch gefunden wird und dann wird ggf. mit religiösem Eifer jede neue Folge/jeder Stream geschaut und so genau weiß man oft vermutlich gar nicht, warum man genau diesen Creator verfolgt im Vergleich zu den vielen anderen (wobei man es irgendwie rationalisieren können wird). Wer das ausprobieren will, Twitch bietet sich durch den Livestreaming-Faktor besonders an, einfach mal durchschalten, bis man jemanden irgendwie sympathisch findet in einem Spiel, das man mag, und gucken, ob man kleben bleibt. Ich halte die Wirkung für vergleichbar mit Chips essen, irgendwelche "süchtig" machenden Mechanismen werden im Gehirn aktiviert (bzw. ausgenutzt), emotional-sozialer Bedürfnisse, irgendein Gefühl von Geborgenheit, wenn eine bekannte Person existiert, die parasozial regelmäßig für einen "da" ist, oder so. Geht auch gar nicht um die Spiele an sich oft.

Dann gibt's noch selten Let's Plays, die einfach informativ/gut gemacht sind und sich insbesondere bei Spielen anbieten, die anstrengend zu spielen sind, aber einen gewissen Reiz ausüben. Beispielsweise habe ich gerne das Let's Play von Gameone zu Shenmue und Phantasmagoria damals geguckt, weil ich die beiden nie selbst spielen wollen würde, zu behäbig aus heutiger Sicht, aber sehr interessant finde aus Interesse an Videospielen allgemein.
Zuletzt geändert von Rigolax am 18. Jan 2023, 23:12, insgesamt 1-mal geändert.
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Feamorn
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Feamorn »

Ironic Maiden hat geschrieben: 18. Jan 2023, 22:41 Ich verstehe den Reiz von Let's Plays auch nicht. Entweder ich spiele selbst oder ich schaue einen Film oder eine Serie. Ich denke dann immer, dass ein Spiel ja dazu da ist, gespielt zu werden, und ich die volle Bandbreite an Erfahrungen nur dann bekomme, wenn ich es eben selbst gespielt habe. Wenn ich ein Let's Play schaue, habe ich nicht den Eindruck, das Spiel jetzt wirklich kennengelernt zu haben, und damit ist das für mich irgendwie Zeitverschwendung, wenn ich in der Zeit z.B. auch einen Filmklassiker nachholen könnte.

Das geht mir aber auch bei anderen Sachen so. Ich schaue z.B. keine Let's Plays von P&P-Rollenspielen, weil es für mich irgendwie uninteressant ist, ein paar Leuten beim Improtheater um den Küchentisch zuzuschauen. (Ja, da gibt es auch anspruchsvolleres, aber wie gesagt, dann schau ich lieber gleich einen Film oder zumindest einen Videoessay oder sowas.)

Die einzigen Male, wo ich mir sowas anschaue, ist als Hilfe für das eigene Spiel. Ich habe mir z.B. ein paar Phasmophobia-Let's Plays angeschaut, um mir ein paar Tricks abzugucken, oder ein Let's Play zum P&P "Dread", weil ich sehen wollte, wie das genau regeltechnisch funktioniert. (Da werden Jenga-Steine aus dem Turm gezogen anstatt gewürfelt, das wollte ich zumindest mal gesehen haben.) Aber das passiert extrem selten und ich mag es eigentlich auch nicht.

Ich finde es aber cool, wenn das für andere Leute funktioniert. Ich frage mich halt immer nur warum, wo es doch so viele Inhalte gibt, die sich wesentlich dankbarer passiv konsumieren lassen.
Ich hangle mich mal an deinem Beitrag etwas entlang. Ich hab mir da tatsächlich öfter schon Gedanken drüber gemacht, warum ich gewisse Sachen gucke oder Höre, obwohl man die Zeit objektiv gesehen fast immer sinnvoller (in der Regel mit der direkten Beschäftigung mit dem Objekt) nutzen könnte.
Zu Videogame-Let's Plays muss ich sagen, dass das bei mir über die Jahre immer weniger geworden ist. Vor ein paar Jahren angefangen habe ich da, glaub ich, vor allem, dass ich Spiele geguckt habe, von denen ich *dachte*, dass ich sie nie selber spielen können werde (da war die Zeit, bevor ich eine Playstation hatte), aber unbedingt z.B. Bloodborne sehen wollte. Und dann die Tatsache, dass ich Alien: Isolation sehen wollte, aber mich Games, im Gegensatz zu Horrorfilmen, gerne massiv stressen. Aber als totaler Alien-Fanatiker wollte ich das halt sehen, auch wenn ich selbst nach kürzester Zeit beinahe einen Herzkasper bekommen habe beim Anspielen.
Das hat sich dann damals teils etwas verselbstständigt, da ich mich dann teils doch plötzlich auch für die Leute interessiert habe (z.B. GameTube). Das war aber, denke ich, nicht alleine der Grund, dass ich das zunehmend konsumiert habe, sondern zu der Zeit schon meine, damals noch unbehandelte, Depression und vermutlich auch beginnender Burn-Out oder so ähnlich, jedenfalls irgendwann der Punkt, dass ich zu müde zum selber Spielen war (eine Sache, die ich bis heute noch kenne), dazu kommend dann auch teilweise fehlender Anschluss in der "realen" Welt. Da landet man dann ganz schnell in einer parasozialen Beziehung zu Let's Playern.
Aber zu Games habe ich das wie gesagt, weitestgehend, eingestellt. (Gucke da im Grunde nur noch manchmal Playframe oder ChristopherOdd, weil ich die Personen jeweils recht gerne mag/gerne Höre, aber meist auch nur Sachen, die ich schon kenne und eben vorrangig, wegen den Let's Playern.)
Interessanter ist für mich da mittlerweile der Punkt mit den Pen&Paper Actual Plays, die hab ich nämlich erst im letzten Jahr angefangen zu konsumieren, tatsächlich meist direkt als Podcast. Das kann ich wunderbar nebenbei Hören, die laufen quasi den ganzen Tag. Da war die Motivation während der Pandemie teils eine Kompensation von Ausfällen meiner eigenen P&P-Gruppe, dazu die Neugier auf neue Systeme und tatsächlich finde ich Sachen wie Critical Role oder manche Sachen vom Glass Canon Network auch so gut produziert, dass die bei mir als Hörspiel einfach ziemlich gut funktionieren. Zumal ich da Sachen mitnehme, die ich real gar nicht mehr unterbringen könnte, selbst wenn ich wollte. Ich hab mit einem Kumpel jetzt schon eine sporadische zweite Runde mit neuen Leuten zum "Testen" von verschiedenen RPGs aufgemacht, aber eine regelmäßige epische D&D-Runde? Unmöglich, und von meiner Freundesrunde nicht gewollt. Und für eine lange Cthulhu-Kampagne (die hab ich bei GCN angefangen) finde ich auch nicht einfach so mal eben Leute, mit denen ich so gut kann, wie es das System bräuchte und die dann auch die Zeit investieren können (was ich auch erstmal stemmen müsste).

Ich glaube aber, dass da, egal welches Thema, unheimlich oft die bereits erwähnte parasoziale Beziehung eben doch mindestens eine Teilrolle spielt. Ich merke das daran, dass ich auch immer wieder irgendwelche Musik-/oder Film-Reaktionen gucke. Meist gehäuft, wenn die Depression mal wieder da ist, oder es mir sonst schlecht geht, oder die Kontakte im Freundeskreis mal wieder sporadisch werden, weil bei allen das Leben dazwischen springt. Das ersetzt bei mir teils auch schlicht weggefallene Freundschaften (werden seit Studienende halt konstant weniger), mit denen ich z.B. früher neue Musik entdeckt habe. Es ist sehr viel leichter, sich auf die Art einseitiges Video-Methadon zu holen, als "mal eben" den realen Freundeskreis entsprechend aufzustocken. Durch die äußeren Umstände der letzten drei Jahre noch viel mehr, als vorher schon.
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Feamorn
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Feamorn »

Rigolax hat geschrieben: 18. Jan 2023, 23:09 Geht imho hauptsächlich um eine parasoziale Bindung zu den Spielenden. Dabei kommt es m.E. nicht einmal unbedingt darauf an, dass die Spielenden besonders gut in den Spielen sind, oder kreativ, witzig, intelligent, informativ etc. in ihrem Kommentaren, wobei das Kriterien sein können isnb. beim ersten Kontakt; hauptsächlich bleibt man beim Gucken "kleben", wenn ein Let's Player/Streamer sympathisch gefunden wird und dann wird ggf. mit religiösem Eifer jede neue Folge/jeder Stream geschaut und so genau weiß man oft vermutlich gar nicht, warum man genau diesen Creator verfolgt im Vergleich zu den vielen anderen (wobei man es irgendwie rationalisieren können wird). Wer das ausprobieren will, Twitch bietet sich durch den Livestreaming-Faktor besonders an, einfach mal durchschalten, bis man jemanden irgendwie sympathisch findet in einem Spiel, das man mag, und gucken, ob man kleben bleibt. Ich halte die Wirkung für vergleichbar mit Chips essen, irgendwelche "süchtig" machenden Mechanismen werden im Gehirn aktiviert (bzw. ausgenutzt), emotional-sozialer Bedürfnisse, irgendein Gefühl von Geborgenheit, wenn man eine bekannte Person existiert, die parasozial regelmäßig für einen "da" ist, oder so. Geht auch gar nicht um die Spiele an sich oft.
Ja, gute Punkte. Dem würde ich mich anschließen. Ich bleib bei sowas halt auch nur bei den Leuten, bei denen sich mein Kopf irgendwie sagen kann "also soweit ich die bislang kenne, könnte ich mir vorstellen, mit denen befreundet zu sein".
Bei mir war/ist das halt definitiv Symptombehandlung von Einsamkeit und/oder depressiven Phasen.
Blendwerk

Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von Blendwerk »

Ein kurioses Beispiel aus meinem Erleben:

Ich habe irgendwann (und das gewiss aus Versehen oder weil ich einen getrunken habe) auf Facebook einen Stream gelikt. Und zwar einen Streamer, der in Echtzeit Passagiermaschinen von A nach B fliegt. Reine Cockpitansicht. Das war am Wochenende, nachts zwischen 1-4 Uhr irgendwann.

Da bin ich echt festgehangen. Kein großes Bohee, keine Musik, nur das sanfte Rauschen des Fliegers, die vielen Armaturen und mit mir etwa 20 Zuschauer, die auf die Landung warteten. Da bin ich extra wachgeblieben um die Landung mitzukriegen. Und so leicht angesoffen hatte ich sogar ein Urlaubs-Bauchgefühl als ich dort zuschaute (er ist glaube ich sogar wirklich Palma angeflogen)

Ab und zu schaue ich da noch immer rein, wenn ich nachts vorm Rechner sitze. Und wenn er fliegt, beklage ich mich noch immer gern, dass es in virtuellen Flugzeugen keinen Getränkewagen gibt.

Ich käme allerdings nie auf die Idee, mir diesen Simulator zu kaufen. All die wohligen Gefühle hätte ich DANN nämlich wirklich nicht, weil ich in einem Stressgewitter damit zu tun hätte, die richtigen Kippschalter zu betätigen.
Zuletzt geändert von Blendwerk am 19. Jan 2023, 13:40, insgesamt 1-mal geändert.
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exx
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von exx »

Also früher, sprich als Kind, habe ich sehr gerne und auch sehr viele Lets Plays geschaut. Ich glaub ein Hauptgrund warum ich das heutzutage gar nicht mehr mache ist dass es einfach keine „guten“ mehr gibt.

Ich könnte jetzt ein paar ganz legendäre aufzählen wie GameTube‘s Deadly Premonition, Lego City oder GameOne‘s Gabriel Knight 2, Shenmue oder ProtonJon’s Superman 64 aber das würde endlos werden.
Heutzutage schau ich mir, wenn überhaupt, welche an die einen Mehrwert bieten weil der Spieler bspw. das Spiel in und auswendig kennt und deshalb viele Insights geben kann.

Deshalb zum Schluss meine einzige Empfehlung Deus Ex von Bobbinthreadbare. Er kennt gefühlt jeden Stein und jede Ecke und im letzten Viertel des Videos widmet er sich einem Gesellschaftlichen Thema im Bezug auf Deus Ex. Es ist allerdings so lang und so viel dass ich auch nach Jahren noch nicht durch bin. Aber es ist Super :mrgreen:
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S3mj0n
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Re: Lieber Zuschauer als Spieler

Beitrag von S3mj0n »

Früher habe ich recht gerne Let's Plays geschaut, meistens Gametube und einen Ami, dessen Name mir nicht mehr einfällt. Mittlerweile schaue ich eigentlich nur noch video essays über Spiele und hin und wieder mal ein multiplayer Gameplay von sehr guten Spielern. Hab tatsächlich erst vor wenigen Wochen mal wieder versucht ein Let's Play anzusehen, aber das ist mittlerweile nichts mehr für mich. Es geht mir nicht mal darum, die Spiele selber zu spielen, schaue ja auch gerne streams oder längere videos zu einzelnen Spielen, aber das Konzept "Let's Play" reizt mich nicht mehr.
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