US-Politik

[meieiro]

Hoffentlich hält Ruth Bader Ginsburg noch ein paar Monate durch, sonst werden die Republikaner und Trump einen weiteren Supreme Court Posten besetzen.

Nein, das werden die nicht tun. Es ist schließlich ein Wahljahr und wenn die US-Republikaner eines haben dann sind das Prinzipien und einen festen moralischen Kompass.
Als Scalia im Februar 2016 gestorben ist, haben die Republikaner mit voller Inbrust die sehr berechtigte Forderung aufgestellt, dass in einem Präsidentschaftswahljahr so ein Posten nicht vergeben werden sollte, sondern das Volk an der Wahlurne entscheiden soll, wer zukünftig auf der Richterbank sitzt, daher hat Mitch McConnell völlig zurecht jede Abstimmung über Obamas Kandidaten komplett verweigert und am Ende hat nach Trumps Wahl Gorsuch den Job bekommen. Jetzt sind es gerade einmal drei Monate bis zur Wahl, da würden die Republikaner doch nicht auf einmal auf eine 180 Grad Wendung hinlegen, dann würde ja jeder glauben, dass sie machtgierige Heuchler sind, und bei Ihnen ihre Agenda vor der US-Verfassung steht.
Allein Mitch McConnell, der war damals wie heute Mehrheitsführer im US-Senat. Der würde sich ja nie wieder in den Spiegel schauen können wenn alle Welt glauben würde, dass er ein mieser verlogener Heuchler ist, der auf die US-Verfassung scheißt. Nein, das kann ich mir wirklich nicht vorstellen...

SpoilerShow

https://www.youtube.com/watch?v=YqRJXVXcVeE

Fox News on Deploying Federal Agents 2020 vs. 2014
Ist zwar ein anderes Thema und es geht um die Reaktion von FoxNews, aber ich denke wir können ähnliches erwarten

Knallhart gesprochen - "Wir sind nicht Die" müsste in der aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation eigentlich reichen.

Da zeigt sich halt auch wieder das dämliche amerikanische Wahlsystem. Da muss man halt auch oft das geringere Übel wählen. Ich erinnere da an South Park, wo sie entscheiden mussten, ob sie als Maskotchen eine Turd Sandwich oder eine Giant Douche haben wollen.
Wenn du für eine dritte Partei stimmen willst, kannst du auch gleich zu Hause bleiben.

[Rince81]

Er stellt die Legitimität von Wahlen infrage.

Das macht Trump seit 2016. Schon vor seiner Wahl und seitdem mit der regelmäßigen Behauptung von Millionenfachem Wahlbetrug da er bis heute nicht verwunden hat, dass Clinton wesentlich mehr Stimmen bekommen hat als er.

[Rince81]

Da zeigt sich halt auch wieder das dämliche amerikanische Wahlsystem. Da muss man halt auch oft das geringere Übel wählen. Ich erinnere da an South Park, wo sie entscheiden mussten, ob sie als Maskotchen eine Turd Sandwich oder eine Giant Douche haben wollen.
Wenn du für eine dritte Partei stimmen willst, kannst du auch gleich zu Hause bleiben.

Bin ich im Grund bei Dir - aber nicht bei dieser Wahl. Das geringere Übel impliziert nämlich trotzdem eine irgendwo quantifizierbare Gleichwertigkeit bzw. Vergleichbarkeit. Die gibt es hier meiner Meinung nach nicht. Die amerikanischen Checks and Balances haben nunmehr seit dreieinhalb Jahren Trumps autoritärem Stil mehr schlecht als recht standgehalten - aber meist gehalten - ich würde mir aber keinerlei Illusionen machen wie eine USA nach vier weiteren Jahren Trump aussehen würde - das Land würde vermutlich keiner mehr wiedererkennen.

[Rince81]

https://www.youtube.com/watch?v=4TogbPPyQQM

[Vinter]

Hier ist ein ziemlich düsterer Artikel über die USA unter Covid-19: https://medium.com/indica/the-plague-st ... b20678a80e

Vielleicht besteht noch Hoffnung. Nicht für die USA unter Trump, nicht für die hundertausenden Toten. Aber für die USA in ein paar Jahren. Dass die ganze Legendenbildung der GOP und ihrer Anhänger mit "Trickle Down" und Waffengesetzen und Small Government alles gewaltiger Bullshit ist, der offensichtlich nicht funktioniert, darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Aktuell diskutiert man die erhebliche Reduzierung der außerordentlichen Arbeitslosenversicherung (eingeführt wegen Corona) und gleichzeitig mal wieder Steuererleichterungen für Betriebe, weil - man kennt die Story - die dann mehr einstellen würden. Als ob die nicht gerade erst eine gewaltige Steuererleichterung bekommen hätten.

Aber die Republikaner beklagen, dass in den USA nicht genügend Leute arbeit annehmen würden, weil es denen auf Staatskosten zu gut ginge. Als ob die Ursache darin nicht etwa in der völlig versemmelten Coronapolitik läge und auch die mangelnde soziale Sicherheit nie dafür geeignet war, die Pandemie einzudämmen. Wenn die Leute befürchten müssen zu verhungern und ihre Wohnung zu verlieren, dann gehen sie schließlich arbeiten - egal, ob sie dabei ihr Leben oder das ihrer Angehörigen riskieren.

Die Hoffnung ist:
Vielleicht hat es die Rechte jetzt endgültig versemmelt. Vielleicht haben sie den Karren nun endgültig so dermaßen in den Dreck gefahren, dass selbst die Demokraten unter Joe Biden, die eigentlich nur eine weitere konservative Partei ist, um den Karren wieder rauszuholen, zu genau den massiven Reformen gezwungen werden, denen auch sie sich bislang verweigern. Allgemeine Krankenversicherung. Ein vernünftiges Sozialsystem. Und vielleicht führt dass dazu, dass all die moderaten Amerikaner merken, dass "Socialism" (und man denke sich das bitte in dicken Anführungszeichen) gar nicht so schlecht ist. So ein Popularitätsschub bei den Demokraten, in Verbindung mit der Mehrheit in House und Senate, könnte dann weitere Reformen nach sich ziehen. Die Waffengesetze etwa. Eine Stärkung von Frauenrechten. Das Zurückdrängen all dieses evangelikalen Wahnsinns, der die USA in einen christlichen Gottesstaat verwandelt haben will.

[Trugschluss]

Allgemeine Krankenversicherung. Ein vernünftiges Sozialsystem. Und vielleicht führt dass dazu, dass all die moderaten Amerikaner merken, dass "Socialism" (und man denke sich das bitte in dicken Anführungszeichen) gar nicht so schlecht ist. So ein Popularitätsschub bei den Demokraten, in Verbindung mit der Mehrheit in House und Senate, könnte dann weitere Reformen nach sich ziehen. Die Waffengesetze etwa. Eine Stärkung von Frauenrechten. Das Zurückdrängen all dieses evangelikalen Wahnsinns, der die USA in einen christlichen Gottesstaat verwandelt haben will.

Dieser Missionierungseifer gegenüber anderer Gesellschaften stößt mir doch übel auf. Für diese sozialen, europazentrischen Wunschträume lassen sich eben in den USA keine stabilen Mehrheiten finden. Kann man auch mal akzeptieren. Jede organisierte Gesellschaft darf eigene Lösungen finden und Wege gehen.

[Vinter]

Jau, sieht man ja, wie gut das funktioniert.

[Rince81]

Hier ist ein ziemlich düsterer Artikel über die USA unter Covid-19: https://medium.com/indica/the-plague-st ... b20678a80e

Der Autor hat vor einigen Wochen einen Beitrag auf Medium geschrieben mit der Überschrift:

How Germany Is A COVID Failure

und behauptet da:

Germany has more COVID-19 deaths than Iran but is still held up as an example of great coronavirus management. It’s really not. It’s just structural racism. The western world desperately needs a great white hope, and Germany is it. [...]The western world still cannot understand that it has collapsed. Not in part, not just Trump, the whole rotten edifice has fallen down. Instead, they just grade themselves on a whites-only curve. Italy, France, and the UK have completely failed and America is telling people to drink bleach, so Germany is head of the class.

Ich würde also seine Bezeichnung der USA als Plaque State und das derart düstere Gesamtbild an sich nicht unbedingt glauben.

[Voigt]

Aus Interesse mal gegoogelt, weiß zwar nich wie es vor einigen Wochen war, aber derzeit hat Iran klar mehr Todesfälle als Deutschland, mit vergleichbarer Einwohnerzahl (DE 80M, Iran 85M)

[Rince81]

Aus Interesse mal gegoogelt, weiß zwar nich wie es vor einigen Wochen war, aber derzeit hat Iran klar mehr Todesfälle als Deutschland, mit vergleichbarer Einwohnerzahl (DE 80M, Iran 85M)

Da ich den offiziellen Iranischen Statistiken per se nicht glauben würde gehe ich davon aus, dass die echten Zahlen aus Iran noch deutlich höher sein werden...

[ZiggyStardust]

Knallhart gesprochen - "Wir sind nicht Die" müsste in der aktuellen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation eigentlich reichen.

Eigentlich schon, aber war das 2016 anders? Die Amis kennen Trump seit den 80er-Jahren, der hat sich nicht großartig geändert seitdem. Er dümpelt immer noch bei 40% Approval rum und der Großteil der Amerikaner wird auch diesmal der Wahl fernbleiben.

[Rince81]

Eigentlich schon, aber war das 2016 anders? Die Amis kennen Trump seit den 80er-Jahren, der hat sich nicht großartig geändert seitdem. Er dümpelt immer noch bei 40% Approval rum und der Großteil der Amerikaner wird auch diesmal der Wahl fernbleiben.

Ja, das war es. Da konnte man noch Illusionen haben, dass das Amt zügeln würde, er auf Berater hört, dass politische Profis nach wie vor ihren Job machen, etc., etc. Ich glaube, dass Trump jede negativen Erwartungen an ihn weit übertroffen hat - oder hat jemand vor vier Jahren erwartet wo die USA heute stehen?

https://www.businessinsider.com/kushner ... ?r=DE&IR=T
https://www.vanityfair.com/news/2020/07 ... o-thin-air

Members of Jared Kushner's coronavirus task force considered a national-scale testing plan early in the US's coronavirus outbreak.
However, according to a new Vanity Fair report, the plan never came to be, partly because the task force thought it would be better politically to hold off.
The logic, a source told Vanity Fair, was that the virus would hit Democratic-voting areas hardest and that the damage could be blamed on governors instead.

[ZiggyStardust]

Ich glaube, dass Trump jede negativen Erwartungen an ihn weit übertroffen hat - oder hat jemand vor vier Jahren erwartet wo die USA heute stehen?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was die Amerikaner erwartet haben, aber in Deutschland waren die Erwartungen deutlich düsterer. Dass er die Atombombe zünden würde, dass er einen Krieg gegen den Iran anzetteln würde und dass er die US-Wirtschaft an die Wand fahren würde mit seinen Wirtschaftskriegen.

Ist alles nicht eingetroffen, die meisten negativen Sachen haben vor allem die Amerikaner selber betroffen (Aushöhlung von Obamacare, massive Steuersenkungen für Reiche bzw. Unternehmen, Installation fragwürdiger Minister und Richter).

[Rince81]

Ich glaube, dass Trump jede negativen Erwartungen an ihn weit übertroffen hat - oder hat jemand vor vier Jahren erwartet wo die USA heute stehen?

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, was die Amerikaner erwartet haben, aber in Deutschland waren die Erwartungen deutlich düsterer. Dass er die Atombombe zünden würde, dass er einen Krieg gegen den Iran anzetteln würde und dass er die US-Wirtschaft an die Wand fahren würde mit seinen Wirtschaftskriegen.

Ich denke, die deutschen Erwartungen bzw. die deutsche Sicht auf die USA im generellen oft ziemlich schräg ist, die würde ich daher nicht als Maßstab setzen. Dazu interessierte hier primär die Außenpolitik, die den US-Bürgern eher egal ist, da gab es zig innenpolitische und soziale Baustellen die wesentlich wichtiger waren und sind, die aber aus europäischer Sicht mangels Auswirkungen auf Europa keine Rolle spielen. In Deutschland neigt man, je nach Admininstration, häufig hin- und herzuschwenken zwischen teils recht plumpen Antiamerikanismus und dem erhoffen eines neuen Heilands inklusive folgender Enttäuschung.

[Vinter]

Tjoar, das passiert, wenn Menschenverachtung Kernideologie ist.

Und man kann das ja lesen wie man will: "Demokratische Wähler" sind entweder politische Gegner oder auch schlicht: Nicht-Weisse. Win-Win-Situation. Leider ist auch anti-intellektualismus Teil der Ideologie, deshalb hat man nie jemanden gefragt, ob das ne gute Idee wäre. Und nun sind 160.000 Menschen tut, aber selbst mir fällt es schwer, das geistig zu fassen. Ist eben nur eine Statistik, Flugzeuge in Türme sind anschaulicher...

[schneeland]

https://www.businessinsider.com/kushner ... ?r=DE&IR=T
https://www.vanityfair.com/news/2020/07 ... o-thin-air

Members of Jared Kushner's coronavirus task force considered a national-scale testing plan early in the US's coronavirus outbreak.
However, according to a new Vanity Fair report, the plan never came to be, partly because the task force thought it would be better politically to hold off.
The logic, a source told Vanity Fair, was that the virus would hit Democratic-voting areas hardest and that the damage could be blamed on governors instead.

Also das ist echt mal ein solides Maß an Zynismus...

[Leonard Zelig]

Die Toten sind ja auch überproportional Schwarze, die eher selten die Republikaner wählen. Das Ende der mit 600 Dollar pro Woche überraschend großzügigen Arbeitslosenhilfe dürfte auch Schwarze am Härtesten treffen, wobei einige Bundesstaaten diese noch aufgestockt haben. In Massachusetts gab es z.B. zusätzlich bis zu 800 Dollar pro Woche, keine Ahnung ob diese Zahlungen ebenfalls eingestellt werden. Ohne diese Unterstützung droht vielen Mietern und Leuten, die ihr Haus noch nicht abgezahlt haben, die Zwangsräumung. Angesichts von weiterhin ~70.000 Neuinfizierten pro Tag ist man auch noch weit davon entfernt zur Normalität zurückzukehren. Die Jobs werden also so schnell nicht zurück kommen. Und viele werden die Infektion zwar überleben, aber danach nicht mehr belastbar sein und ein Leben lang unter den Spätfolgen leiden.

[Rince81]

also das ist echt mal ein solides Maß an Zynismus...

Sowas sollte ein politischer Skandal allererster Klasse sein, schließlich sind mittlerweile 150.000 US-Bürger tot, wovon ein großer Teil vermeidbar gewesen wäre, für diese Administration ist es ein Freitag...

Mal völlig abgesehen davon, dass man den Tod von (Hundert)tausenden Amerikanern billigend in Kauf genommen hat, solange es vermutlich Demokraten waren und das per se völlig irre ist, ist es auch einfach nur unglaublich dumm. Das Virus schert sich nicht um Parteizugehörigkeit.

[schneeland]

Da wird auf jeden Fall eine Menge verbrannter Erde zurückbleiben.

[Voigt]

Apropo verbrannte Erde, ich habe die leichte Sorge dass die Trump-Republikaner sich einen Mythos von Phönix-USA einreden oder so ein quark.

USA muss niederbrennen, um die ganzen Sozialisten, Arme und Demokraten loszuwerden. Wenn dabei auch paar Republikaner sterben ist es ok, solange es begrenzt ist. Am Ende wird die Nation gereinigt wieder auferstehen. Oder so ein Quark.
Das würde ich zumindest dem engen Kreis um Trump zutrauen, dass solche Gedanken im Hinterkopf sind, wenn die Entscheidungen treffen nix gegen Covid zu machen, wenn es Democratic-voting areas primär trifft.