US-Politik

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Rince81
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Rigolax hat geschrieben: 5. Feb 2022, 19:30 Die NYT hat den Sachverhalt so "präsentiert", wie's deren geneigte (Wunsch-)Leserschaft gerne hört.
Ich verstehe nach wie vor nicht, wie Du auf diesen Trichter kommst. Die NYT hat genau das wiedergegeben, was in dem Papier des RNC drin steht.
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Rince81
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Jonah Goldberg, konservativer Kommentator in der LA Times hat einen wunderbaren Kommentar verfasst:
https://www.latimes.com/opinion/story/2 ... liz-cheney
My first question: What about the feces?
I don’t mean figuratively, as in “Wow, the Republican National Committee really stepped in [fill in the blank]” or other colorful idioms.
I mean it literally, what about the poop?
[...]
But where the RNC leaders really stepped in it — again, figuratively — is that they wrote the censure resolution so stupidly, people stopped talking about Cheney and Kinzinger and started talking about how the Republican National Committee officially described the Jan. 6 riot as “legitimate political discourse.”
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Rigolax
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Re: US-Politik

Beitrag von Rigolax »

But where the RNC leaders really stepped in it — again, figuratively — is that they wrote the censure resolution so stupidly, people stopped talking about Cheney and Kinzinger and started talking about how the Republican National Committee officially described the Jan. 6 riot as “legitimate political discourse.”
Das ist immer noch falsch aus meiner Sicht, das hat der RNC so (d.h. wortwörtlich) eben nicht gemacht, und ich habe meines Erachtens auch hinreichend versucht, das hier im Thread zu erklären.

EDIT: Wobei ich glaube, der Autor bei der LA Times erkennt das, daher schreibt er "they wrote the censure resolution so stupidly". Ich hab eben auch mal mein Zitat erweitert. EDIT2: das "officially" in "officially described" ist auch in Kursiv eigentlich.
Pyri
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Re: US-Politik

Beitrag von Pyri »

Felidae hat geschrieben: 5. Feb 2022, 18:29 Du wirfst der NYT ernsthaft vor, ein Papier, das die republikanische Partei offiziell veröffentlicht, als genau das auch zu behandeln?
Empirisch mag der NYT dabei ja kein Vorwurf gemacht werden können, aber eben im Sinne einer Vertiefung eines Diskurses auch davon ausgegangen werden, das heißt erwartet werden, dass dieser Journalismus im Sinne etwa einer Kommunikation des beschriebenen Fehlschlusses über die bloße Berichterstattung hinausgehend die Hintergründe jenes (scheinbar absurden) Verhaltens des RNC beleuchtet: nur bin ich mir selbst als Apologet seit kurzem, spätestens seit gestern als bekannt wurde dass Thiel den Meta-Verwaltungsrat verlässt, nicht einmal mehr so sicher, ob diese Partei ein solches Zugeständnis überhaupt noch verdient hätte. Und ich bin ganz sicher niemand der vorschnell negativ von einer "Gefahr" spricht, oder vor einem "Spiel mit dem Feuer" warnt.
Ja der Diskurs ist soweit verflacht, dass von beiden Seiten immer das schlechteste angenommen wird und eine Abwägung findet längst nicht mehr statt - nur ist sie (die Abwägung) in dieser Situation auch nicht immer mehr angebracht fürchte ich: genau das drückt der Kommentar in der LA Times vermutlich ebenfalls aus.

Also ich bin Österreicher und bei der Meldung gestern ging es hier vor allem darum, dass sich der neue "Chef" unseres Ex-Kanzlers Kurz von Facebook für Trump zurückgezogen hat, wobei dieser Peter Thiel hierzulande erfahrungsgemäß bereits seit der ersten Hälfte der Zehnerjahre in Kapitalismus-affinen Kreisen wie eine Lichtgestalt verehrt wird (aus Gründen die ich keinesfalls nachvollziehen kann) und ich nicht einmal weiß weshalb sich so jemand (immer noch) überhaupt für Trump einsetzt: jegliche Konservative die nicht irgendwann seit Gründung der Tea Party auf den Populismus-Zug aufgesprungen sind, wie etwa mein Landsmann Arnold Schwarzenegger, haben dieser Partei längst den Rücken gekehrt oder sind zwischenzeitlich verstorben (wie Colin Powell oder John McCain). In diesem Bereich kann sich die Partei offensichtlich nicht einmal mehr auf religiöse Hardliner wie Pence verlassen.

Bleiben die Sprechakte übrig, um die es halt geht: wenn die NYT "offiziell" schreibt, meint sie zweifellos das RNC als Organ, also die "Zuschreibung" welche das Komitee damit getroffen hat (nach dem Wording in der deutschen Sprache). Und um diese Zuschreibung geht es, nichts anderes: legitim kann nur eine Demonstration vor dem Gebäude gewesen sein, aber keinesfalls die Erstürmung desselben. Ich kann noch behaupten (vertreten), dass mit gewählten Personen wie RepräsentantInnen gesprochen werden können sollte und das Gebäude unter Umständen nicht verschlossen bleiben - aber keine Besetzung von deren Büros mehr. Für alle die dort hingegangen sind (vor das Gebäude, nicht in die Büros) gilt zwar die Unschuldsvermutung, aber die Situation war zweifellos so unübersichtlich und die für die gesamte Nation absolut beschämenden Bilder welche hernach (und teilweise gleichzeitig) um die Welt gegangen sind so eindeutig und wesentlich nicht einmal danach weiter manipulierbar (!), dass die Reaktion der Partei, welche ich erwartet hätte (siehe unten), für mich alternativlos gewesen wäre. Hinzu kommt, dass die Affinität zu Schusswaffen in der Trump-Klientel bei aller Liebe weitaus weniger ein Vorurteil als vielmehr eine traurige Tatsache darstellt und eine solche Situation dadurch noch zusätzlich verschärft wird, wo ich den "liberalen" Medien beim besten Willen jegliche Verkürzung in der Darstellung einer solchen Situation nachsehen kann. Sogar einem Brian Stelter, der für mich der schlimmste von allen ist: natürlich wurde das Datum umgehend instrumentalisiert und auf abscheuliche Weise für politische Zwecke missbraucht, das war jedoch absehbar.
Nun existieren zumindest seit dem letzten Jahr für diese Menschen in jeder Form Dienste, die sie theoretisch nutzen könnten um sich weiterhin Gehör zu verschaffen, Geld zu sammeln und unter ihresgleichen immer noch - relativ gesichert - Zeit verbringen: nur habe ich etwa auf Rumble noch kein einziges Video gefunden nach dem ich gesucht hätte und wirkt Telegram derart verschlossen auf mich, dass ich eher Sesam öffnen könnte als dort eine Gruppe aufzumachen. Für mich sind all diese Dienste einfach dilettantisch und undurchdringlich.
Wenn ein Dienst wie noch einmal Rumble, dank Investoren wie Thiel, 25 Millionen jährlich glaubhaft zur Verfügung stellen kann, fehlt ihnen aus meiner Sicht deshalb in erster Linie das technische Know-how, die Leute welche das betreiben könnten samt passender Infrastruktur damit diese Software auch für Leute wie mich geeignet und brauchbar wird. Und keine (finanziellen) Mittel... Natürlich ohne damit je die - historische - Reichweite von "legacy media", wie es neuerdings gemäßigt so bezeichnend heißt, zu erreichen, oder die etablierten Neuen Medien auf denen diese Sprechakte stets gefährdet sind, dahingehend dass sie von der jeweiligen Plattform verbannt werden (nachdem sie erst dementsprechend eingeordnet wurden, wie zuletzt etwa der verdienstvolle und - im Rahmen seiner zweifelhaften Eigenschaft als progressiver Populist - stets um Ausgleich bemühte Komiker Russell Brand).
Also ich hätte mir von der Partei (im Gegenteil!) eine Verurteilung ohne Wenn und Aber des 6. Jänner 2021 erwartet. Mich hat diese Erklärung deshalb höchst irritiert, obwohl ich persönlich aus meinen Sympathien zu keinem Zeitpunkt je eine Mördergrube gemacht habe.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rigolax »

Diese heute erschienene CNN-"Analyse" ist meines Erachtens ein Anwärter für das absurdeste, das dort jemals seit Trump publiziert wurde: Joe Rogan's use of the n-word is another January 6 moment [EDIT: Die Überschrift wurde geändert, nun: "Why shrugging off Joe Rogan's use of the n-word is so dangerous". Letzter Satz ist aber immer noch: "This is another January 6 moment.". https://web.archive.org/web/20220213112 ... index.html]
But what Rogan and those that defend him have done since video clips of him using the n-word surfaced on social media is arguably just as dangerous as what a mob did when they stormed the US Capitol on January 6 last year.

Rogan breached a civic norm that has held America together since World War II. It's an unspoken agreement that we would never return to the kind of country we used to be.
Das geht munter so weiter. Da heißt es: "For decades, life would never go on as normal for a White person caught using the n-word." Da frag ich mich unter anderem, von wann ist denn etwa dieser Auftritt von George Carlin? https://www.youtube.com/watch?v=4FUpttuzlxA Und welchen "price" hat Carlin dafür damals bezahlt?

Zur Erinnerung: Rogan hat das N-Wort doch immer im Zitat-Kontext genutzt, unter anderem etwa um die Verwendung in Tarantino-Filmen zu referenzieren? Was ist denn hier los, wird ernsthaft verbale "Gewalt" mit dem Versuch die amerikanische Demokratie gewaltsam zu unterminieren faktisch gleichgesetzt? Was sind denn das für Vorstellungen von Sprache und tatsächlich anomischem Verhalten und was das eine bedingt oder nicht?

Ich kann als "Gegenrede" Sam Harris' 20-minütigen Podcast empfehlen: Joe Rogan and the Ethics of Apology, die meiner Ansicht nach sehr angemessene Wörter für diese verbalistische Hysterie findet.

Wer dann noch etwas über zwei Stunden Zeit hat, kann sich anhören: The Future of American Democracy, wo Harris mit vier Autoren von The Atlantic spricht. Dort geht es dezidiert um die Gefahren, die von den Republikanern bzw. Trumpisten (mittlerweile leider eine Synonymierung, die weitestgehend korrekt die Realität abbildet) ausgehen. Mein Einwand ein paar Posts zuvor in Bezug auf den Times-Artikel über die "offizielle" Äußerung des RNC über den 6. Januar waren jedenfalls auch keineswegs als Verharmlosung gedacht (um das nochmal klar zu sagen). Ich muss pyri soweit auch zustimmen: ich bin mir "nicht einmal mehr so sicher, ob diese Partei ein solches Zugeständnis überhaupt noch verdient hätte". Das muss man wohl bedenken bei solcher Apologetik. Ich denke dennoch zwar, dass eine gewisse Umsicht bei den "papers of records" sinnig wäre, alleine aus politisch-strategischen Gründen (!), aber insofern stimmt es, die Republikaner verdienen es gewissermaßen nicht besser.

Am Rande, mir ist auch nicht klar, was die "korrekten" Wörter hierfür sind: Was die Biden-Administration betreibt, ein extrem armes Land nunmehr regiert von Extremisten, eine Hungerkrise leidend, Milliarden-Dollar zu beschlagnahmen (vulgo: stehlen) und diese dann "umzuverteilen": 3,5 Milliarden, die Hälfte, als "Entschädigungen" in die USA gehend für 9/11. Faktische Kollektivstrafe für ein Land, in dem die absolute Mehrheit der Bevölkerung zu jung ist, um 9/11 überhaupt politisch bewusst miterlebt zu haben (das Durchschnittsalter liegt bei circa 18 Jahren). https://www.tagesschau.de/ausland/ameri ... n-103.html
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

https://thehill.com/homenews/senate/594 ... e-midterms
Centrist Sen. Joe Manchin (D-W.Va.) on Monday said he would not support confirming another nominee selected by President Biden for the Supreme Court immediately before the 2024 presidential election, clarifying remarks he'd made earlier about the midterm elections.

Manchin said he would prefer to wait until the country knows who will occupy
the White House in 2025.

Manchin walked back the comment he made earlier afternoon indicating that he would not support confirming a second Biden nominee to the Supreme Court if another vacancy occurs shortly before the Nov. 8 midterm election.
Das ist einfach nur unglaublich. Der Typ ist wirklich bester Mann der Republikaner...
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Vinter
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Re: US-Politik

Beitrag von Vinter »

Völlig schamlos.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Wie Mike Pence womöglich die US Demokratie rettete...
https://www.newsweek.com/pence-refusing ... in-1700341
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Re: US-Politik

Beitrag von Mauswanderer »

Roe vs. Wade angeblich vor dem Ende:
https://www.politico.com/news/2022/05/0 ... n-00029473

Wenn der Supreme Court das Urteil kippt, werden wir wohl noch dieses Jahr Abtreibungsverbote für erhebliche Teile der US-Bevölkerung sehen, teils sicherlich selbst bei Gefahr für das Leben der Frau. Wenn man Frauenrechte als Teil der demokratischen Errungenschaften sieht, dann ist das auch eine Form von "democratic backsliding".

So sehr es mir in den USA auch immer gefallen hat, in Momenten wie diesen bin ich echt froh darüber, das wir in Deutschland in vielen Sachen wenigstens in die richtige Richtung stolpern.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Roe vs. Wade war DAS Ziel der Rechten und eine der größten Errungenschaften der Bürgerrechtsbewegung. Die Demokraten haben die ganze Zeit nicht ernst genommen wie sehr die Republikaner darauf fokussiert waren. Mal sehen auf welche Bürgerrechte sich die Republikaner anschließend fokussieren.

Daran sieht man wieder mal, dass die geschichtliche Entwicklung nicht voranschreitet sondern wie ein Pendel funktioniert.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rigolax »

Einerseits ja, Roe vs. Wade bzw. Abtreibung ist ein kultureller Zankapfel mit auch symbolhaftem Charakter, bei dem es für Rechte, Konservative, Evangelikale in den US auch um mehr als die bloße Sache geht und ich finde ein Recht auf Abtreibung erstrebenswert und lebe lieber in einer Gesellschaft, die Abtreibung erlaubt und faktisch ermöglicht (ich lass mal offen, wie die Fristen genau aussehen; die Lösung in DE ist imho jedenfalls gut).

Aber theoretisch: Ich kann mir eine Gesellschaft vorstellen, die weitaus gleichberechtigter ist, die im feministischen Sinne weitaus besser aufgestellt ist und in der trotzdem Abtreibung weitestgehend verboten ist bzw. die weitestgehend "pro-life" ist. Ich sehe darin keinen Widerspruch. Es hängt von Normvorstellungen und "Güterabwägungen" ab, die nicht zwingend mit sonstigen Frauenrechten verknüpft sein müssten und die nicht endügltig zu klären sind: ab wann gibt es (k)ein Recht auf Leben, die Menschwerdung verläuft eben graduell.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Feministisch besser aufgestellt? Mit der Regelung wie in Irland oder Polen, die das Leben von Frauen in Gefahr bringen, um einen nicht lebensfähigen bzw. bereits toten Fötus zu schützen?
https://en.m.wikipedia.org/wiki/Death_o ... panavar%20(n%C3%A9e%20Savita%20Andanappa,was%20denied%20on%20legal%20grounds.
https://taz.de/Abtreibungen-in-Polen/!5827459/

Mit der Begründung aus dem aktuellen Leak lassen sich diverse weitere US Bürgerrechte beschneiden bzw abschaffen. Da das Verfassungsgericht hier des "right to privacy" in Abrede stellt, könnte die Verhütung das nächstes Ziel werden (Griswold v. Connecticut und Eisenstadt v. Baird). Mit der aktuellen Begründung des Verfassungsgerichts stehen auch diese Urteile vor dem Fall.
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Griswold_v._Connecticut

Willkommen in der feministischen Welt der Handmaid...
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Re: US-Politik

Beitrag von Mauswanderer »

Rigolax hat geschrieben: 4. Mai 2022, 00:27 Aber theoretisch: Ich kann mir eine Gesellschaft vorstellen, die weitaus gleichberechtigter ist, die im feministischen Sinne weitaus besser aufgestellt ist und in der trotzdem Abtreibung weitestgehend verboten ist bzw. die weitestgehend "pro-life" ist. Ich sehe darin keinen Widerspruch. Es hängt von Normvorstellungen und "Güterabwägungen" ab, die nicht zwingend mit sonstigen Frauenrechten verknüpft sein müssten und die nicht endügltig zu klären sind: ab wann gibt es (k)ein Recht auf Leben, die Menschwerdung verläuft eben graduell.
Ich sehe nicht, wie man ein kategorisches Verbot von Abtreibungen als "nicht mit anderen Frauenrechten verknüpft" ausgestalten könnte. Die Forderung danach ist in meinen Augen fundamental antifeministisch und ja nicht ohne Grund oft mit anderen zutiefst patriarchalischen Vorstellungen verknüpft.
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Re: US-Politik

Beitrag von Rigolax »

Rince81 hat geschrieben: 4. Mai 2022, 00:48 Feministisch besser aufgestellt? Mit der Regelung wie in Irland oder Polen, die das Leben von Frauen in Gefahr bringen, um einen nicht lebensfähigen bzw. bereits toten Fötus zu schützen?
Vermutlich habe ich es nicht gut formuliert: Ich meinte eine utopische Gesellschaft, die nahezu absolut gleichberechtigt ist, die aus gängig feministischer Sicht fast perfekt wäre -- und trotzdem Abtreibung weitestgehend verbietet und das nicht als Manko ansieht. Ich sehe da keinen Widerspruch. (Ich bin aber pro Recht auf Abtreibung, siehe meinen Post davor).
Rince81 hat geschrieben: 4. Mai 2022, 00:48 Mit der Begründung aus dem aktuellen Leak lassen sich diverse weitere US Bürgerrechte beschneiden bzw abschaffen.
Ich kenne die Details des Drafts nicht und wollte mich nur auf Abtreibung beziehen. Müsste ich mal genauer nachlesen.
Mauswanderer hat geschrieben: 4. Mai 2022, 01:12 Ich sehe nicht, wie man ein kategorisches Verbot von Abtreibungen als "nicht mit anderen Frauenrechten verknüpft" ausgestalten könnte. Die Forderung danach ist in meinen Augen fundamental antifeministisch und ja nicht ohne Grund oft mit anderen zutiefst patriarchalischen Vorstellungen verknüpft.
Siehe oben. Ich würde dem jedoch zustimmen bei Schwangerschaften durch Vergewaltigungen, sehr jungen Schwangeren oder etwa zu erwartendem (schwerem) gesundheitlichen Schäden bei Austragung. Daher meinte ich "weitestgehend verboten", das hätte ich direkt klarer machen können. In anderen Fällen sehe ich jedenfalls nicht zwingend eine Verknüpfung mit Frauenrechten; es ist, wie ich meine, eine "Güterabwägung" zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren und (potentiellem) Leben. Mir ist bewusst, dass Verhütung auch schiefgehen kann, aber man kann auch ein Maß an Eigenverantwortung einfordern in manchen Fällen -- ich möchte damit nicht sagen, dass es gehäuft vorkommt, dass Menschen grob fahrlässig schwanger werden und dann abtreiben, aber es ist in Einzelfällen denkbar.

Das stört mich ein wenig an der Debatte, ich finde die wird teils dem Thema nicht angemessen komplex genug. Aber wie gesagt, ich verstehe auch wohl, warum man kategorisch pro Recht auf Abtreibung ist und es geht in den USA in diesem Kontext auch um Frauenrechte allgemein und Gesellschaftsvorstellungen allgemein.
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Re: US-Politik

Beitrag von Mauswanderer »

Rigolax hat geschrieben: 4. Mai 2022, 01:57
Mauswanderer hat geschrieben: 4. Mai 2022, 01:12 Ich sehe nicht, wie man ein kategorisches Verbot von Abtreibungen als "nicht mit anderen Frauenrechten verknüpft" ausgestalten könnte. Die Forderung danach ist in meinen Augen fundamental antifeministisch und ja nicht ohne Grund oft mit anderen zutiefst patriarchalischen Vorstellungen verknüpft.
Siehe oben. Ich würde dem jedoch zustimmen bei Schwangerschaften durch Vergewaltigungen, sehr jungen Schwangeren oder etwa zu erwartendem (schwerem) gesundheitlichen Schäden bei Austragung. Daher meinte ich "weitestgehend verboten", das hätte ich direkt klarer machen können. In anderen Fällen sehe ich jedenfalls nicht zwingend eine Verknüpfung mit Frauenrechten; es ist, wie ich meine, eine "Güterabwägung" zwischen dem Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren und (potentiellem) Leben. Mir ist bewusst, dass Verhütung auch schiefgehen kann, aber man kann auch ein Maß an Eigenverantwortung einfordern in manchen Fällen -- ich möchte damit nicht sagen, dass es gehäuft vorkommt, dass Menschen grob fahrlässig schwanger werden und dann abtreiben, aber es ist in Einzelfällen denkbar.

Das stört mich ein wenig an der Debatte, ich finde die wird teils dem Thema nicht angemessen komplex genug. Aber wie gesagt, ich verstehe auch wohl, warum man kategorisch pro Recht auf Abtreibung ist und es geht in den USA in diesem Kontext auch um Frauenrechte allgemein und Gesellschaftsvorstellungen allgemein.
Ah, jetzt verstehe ich, was du meinst. Ja, man könnte sich natürlich eine Gesellschaft vorstellen, in der Frauen von beinahe jedem als gleichberechtigt respektiert werden (was in Deutschland m. E. z. B. bei vielen (den meisten?) Männern noch nicht der Fall ist), fair bezahlt werden, geschlechtsspezifische Besonderheiten trotzdem berücksichtigt werden (Mutterschutz z.B.), nicht andauernder Belästigung ausgesetzt sind etc., und dann könnte man isoliert die Frage nach Abtreibungsrecht betrachten.
Zumindest im derzeitigen gesellschaftlichen Kontext sehe ich aber diese Losgelöstheit nicht, weder in den USA noch in Europa.

Edit: Und wenn ich so drüber nachdenke, bin ich mir auch nicht sicher, ob es überhaupt wünschenswert wäre, das isoliert zu betrachten.
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Re: US-Politik

Beitrag von kami »

Das Perverse und Heuchlerische an der Debatte ist ja, dass all die konservativen, in anderen Worten reaktionären Lebensschützer ihr Interesse am Schutz menschlichen Lebens sofort in dem Moment verlieren, in dem es das Licht der Welt erblickt. Da ist man dann pro Todesstrafe, pro Krieg, gegen umfängliche Gesundheitsversorgung, gegen soziale Sicherheit usw. Und natürlich ist man auch gegen sinnvolle Aufklärung im Vorfeld, die ungewollten Schwangerschaften nachweislich viel besser vorbeugt als jeder Abstinenzschwur. Ziel der "Pro Life"-Heuchler ist ganz klar die Kontrolle über Leben und Gesundheit von Frauen.
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Re: US-Politik

Beitrag von Mauswanderer »

Der Umgang mit afghanischen Mitarbeitern westlicher Militärs war ja auch in Deutschland ein emotional diskutiertes Thema. Lawfare hat jetzt eine Mini-Podcastserie zur US-Perspektive angefangen. Habe die erste Folge gehört und finde es bisher gut gemacht: https://www.lawfareblog.com/introducing ... goat-rodeo
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Re: US-Politik

Beitrag von Rince81 »

Wieder ein Amoklauf in den USA. Diesmal wieder in einer Grundschule, 14 Kinder und ein Lehrer Tod. Offenes Entsetzen in den USA und gleichzeitig ist klar, dass diese Gesellschaft nicht in der Lage ist, daraus irgendwelche Konsequenzen zu ziehen. Das das Recht auf Waffen wichtiger ist, als das Leben der eigenen Kinder und das Kinder auch nur geschützt werden müssen solange sie noch nicht geboren sind.
Zuletzt geändert von Rince81 am 25. Mai 2022, 07:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: US-Politik

Beitrag von Mauswanderer »

Mittlerweile 19 Todesopfer (oder 18 Opfer und der Täter? Tot ist er jedenfalls). :cry:

Aber die Republikaner und ihre Sympathisanten werden ihre Verantwortung dafür wieder weit von sich weisen. Einige GOP-Politiker haben ja schon die Demokraten für das "reflexhafte" Fordern strengerer Waffengesetze kritisiert und gesagt, der Amoklauf habe nichts mit Waffengesetzen zu tun. So kaputt, diese Partei.
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Re: US-Politik

Beitrag von Smutje187 »

„Mehr Waffen für Schulen“ als reflexhafte Antwort, keine weiteren Fragen euer Ehren.
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