Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

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ZiggyStardust
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Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von ZiggyStardust »

“I work an average 70 hours a week,” said one employee. “There’s probably at least 50 or even 100 other people at Epic working those hours. I know people who pull 100-hour weeks. The company gives us unlimited time off, but it’s almost impossible to take the time. If I take time off, the workload falls on other people, and no one wants to be that guy."

“The executives keep reacting and changing things,” said the source. “Everything has to be done immediately. We’re not allowed to spend time on anything. If something breaks — a weapon, say — then we can’t just turn it off and fix it with the next patch. It has to be fixed immediately, and all the while, we’re still working on next week’s patch. It’s brutal."

“If I got to the end of an eight-hour workday and I turned to my supervisor to ask if I needed to stay on, they’d often look at me as if I was actively stupid."

“I hardly sleep. I’m grumpy at home. I have no energy to go out. Getting a weekend away from work is a major achievement. If I take a Saturday off, I feel guilty. I’m not being forced to work this way, but if I don’t, then the job won’t get done.”

“The younger people are especially vulnerable,” said one source. “I try to tell them to go home, but they say, ‘I want to get on and be promoted. I need to be here to do that.’ The competition is very high, they are ambitious, and they think it’s fine to work a 100-hour week.

“It’s killing people. Something has to change. I can’t see how we can go on like this for another year. At first, it was fine, because Fortnite was a big success and that felt good. We were solving problems that were new for Epic: how to run a big, global game as an online service. But now the workload is just endless.”
https://www.polygon.com/2019/4/23/18507 ... epic-games

Macht mich froh noch nicht eine Minute oder einen Euro in Fortnite gesteckt zu haben, auch wenn Epic leider nicht die Ausnahme darstellt. Vielleicht solten sie die ganzen Einnahmen nicht in irgendwelche Deals für den Epic Store investieren, sondern neue Mitarbeiter einstellen und das Team vergrößern.

Free2Play-Spiele beuten nicht nur die Spieler aus, sondern auch die Entwickler. Weil sie niemals fertig sind, wird der Crunch erst aufhören wenn es keinen neuen Content mehr gibt.
oscarmayer
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von oscarmayer »

Ich arbeite selbst in der IT-Branche und kenne nur das exakte Gegenteil.
Entwickler sind ein rares Gut und müssen entsprechend behandelt werden, sonst gehen sie und mit ihnen teilweise immenses Wissen.
3 Tage Home Office? Jep.
Spontanurlaube? Na sicher.
Arbeit ablehnen weil Infos fehlen? Auf jeden Fall.

Warum ist das in der Spielebranche genau umgekehrt und warum ist das der Standard geworden? Warum machen die Menschen das denn mit, haben sie keine Alternativen (das bezweifle ich schwer)?
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schneeland
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von schneeland »

oscarmayer hat geschrieben: 24. Apr 2019, 13:47 Ich arbeite selbst in der IT-Branche und kenne nur das exakte Gegenteil.
Entwickler sind ein rares Gut und müssen entsprechend behandelt werden, sonst gehen sie und mit ihnen teilweise immenses Wissen.
3 Tage Home Office? Jep.
Spontanurlaube? Na sicher.
Arbeit ablehnen weil Infos fehlen? Auf jeden Fall.
Das dürfte vom Unternehmen (und dem konkreten Chef) abhängen. 3 Tage HO sind bei uns bspw. die absolute Ausnahme, Spontanurlaube dann kein Problem, wenn sie kurz sind und nicht gerade kurz vor ein Release fallen, und Arbeit abgelehnt wird selten, aber die nötigen Infos werden dann in der Regel auch nachgeliefert. Überstunden kommen auch vor, sind aber auch abteilungs- und personenabhängig unterschiedlich verteilt.

Ansonsten: die Kombination von Arbeitsbedingungen und mäßiger Bezahlung sind der Grund, warum ich nie ernsthaft versucht habe, in der Spielebranche zu arbeiten (auch wenn ich das grundsätzlich sehr spannend gefunden hätte).
"Hello, my friend! Pay a while, and listen!" (BlizzCon 2018)
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Soulaire
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Soulaire »

"Preis des Erfolgs"? Eher der Preis der Gier. Epic scheffelt Milliarden, die könnten ohne Probleme für bessere Arbeitsbedingungen sorgen....
ZiggyStardust
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von ZiggyStardust »

oscarmayer hat geschrieben: 24. Apr 2019, 13:47 Ich arbeite selbst in der IT-Branche und kenne nur das exakte Gegenteil.
Entwickler sind ein rares Gut und müssen entsprechend behandelt werden, sonst gehen sie und mit ihnen teilweise immenses Wissen.
3 Tage Home Office? Jep.
Spontanurlaube? Na sicher.
Arbeit ablehnen weil Infos fehlen? Auf jeden Fall.

Warum ist das in der Spielebranche genau umgekehrt und warum ist das der Standard geworden? Warum machen die Menschen das denn mit, haben sie keine Alternativen (das bezweifle ich schwer)?
Viele junge Menschen in den USA verlassen die Universität mit mehreren zehntausend Dollarn Schulden, garniert mit kräftigen Zinsen. Das könnte ein Grund dafür sein, dass man nicht so schnell den Job kündigt. Oder ist es falscher Ehrgeiz und der unbedingte Wille Karriere zu machen.
Soulaire hat geschrieben: 24. Apr 2019, 15:23 "Preis des Erfolgs"? Eher der Preis der Gier. Epic scheffelt Milliarden, die könnten ohne Probleme für bessere Arbeitsbedingungen sorgen....
Weil Fortnite viel erfolgreicher wurde als von Epic gedacht, wird deutlich mehr Output von den Entwicklern verlangt. Angekündigt wurde es ja bereits im Sommer 2012, aber Epic hat da offenbar nicht viele Ressourcen draufgeworfen.
Zuletzt geändert von ZiggyStardust am 24. Apr 2019, 16:11, insgesamt 1-mal geändert.
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EchnaTron
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von EchnaTron »

ZiggyStardust hat geschrieben: 24. Apr 2019, 16:05 Oder ist es falscher Ehrgeiz und der unbedingte Wille Karriere zu machen.
Genau das wird im Artikel ja auch zitiert, dass gerade die Jungen eben durch Mehrarbeit und volles Reinwerfen zeigen wollen, dass sie da sind und Beförderungen verdienen. Das ist am Ende die Katze, die sich selbst in den Schwanz beißt bzw. ein System, das sich selbst befeuert.
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Schlagerfreund
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Schlagerfreund »

Nein! Doch! Ohh!

Ist jetzt wirklich keine Überraschung das eines der erfolgreichsten Spiele (finanziell) eventuell eher auf Kosten der Mitarbeiter gebaut worden ist und gebaut wird. Wer hätte das nur ahnen können?
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mart.n
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von mart.n »

In der Spielebranche zu arbeiten ist halt einfach keine gute Idee. Wie viele Branchen, wo die Leute gerne arbeiten (Musik, Film, Medien etc) sind die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen ein Witz. Ich arbeite in ner Bank. Da hat keiner Bock drauf. Wir finden kaum Leute, die bei uns anfangen wollen. Ergo wird alles getan, um ja niemanden unnötig zu vergraulen. Homeoffice, 31 Tage Urlaub, vollständig mobiles Arbeiten, kein Chef (Scrum), volle Verantwortung fürs Produkt, ordentliche Bezahlung.

Dafür ist das Produkt halt langweiliger, uninteressanter Finanzquatsch.

Das ist der Deal... Bei Spielen halt komplett andersrum.
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Soulaire
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Soulaire »

mart.n hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:32 In der Spielebranche zu arbeiten ist halt einfach keine gute Idee. Wie viele Branchen, wo die Leute gerne arbeiten (Musik, Film, Medien etc) sind die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen ein Witz. Ich arbeite in ner Bank. Da hat keiner Bock drauf. Wir finden kaum Leute, die bei uns anfangen wollen. Ergo wird alles getan, um ja niemanden unnötig zu vergraulen. Homeoffice, 31 Tage Urlaub, vollständig mobiles Arbeiten, kein Chef (Scrum), volle Verantwortung fürs Produkt, ordentliche Bezahlung.

Dafür ist das Produkt halt langweiliger, uninteressanter Finanzquatsch.

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ich finde es immer gefährlich wenn man sowas als "Natur-Gesetz" abtut. Eine Verbesserung ist möglich, man muss es nur wollen.
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schneeland
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von schneeland »

Soulaire hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:56 ich finde es immer gefährlich wenn man sowas als "Natur-Gesetz" abtut. Eine Verbesserung ist möglich, man muss es nur wollen.
Individuelles Wünschen oder im Zweifelsfall auch gewerkschaftliche Organisation kann zwar ein Stück weit helfen, aber im Zweifelsfall ist gegen Marktmechanismen (Qualifizierte Interessenten >> Arbeitsplätze => niedriges Lohnniveau + höhere Toleranz für unangenehme Arbeitsbedingungen) relativ wenig zu machen. Gilt ja in ähnlicher Weise auch für andere Bereiche (zusätzlich zu den von mart.n genannten wäre bspw. der Wissenschaftsbetrieb zu nennen).
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sleepnt
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von sleepnt »

In England gibt es eine Initiative eine (globale?) Gaming-Gewerkschaft aufzubauen... Aber in vielen Ländern ist das gar nicht so üblich, sich zu organisieren.

Und zu Arbeits-Bedingungen und Arbeiter-Zulauf: Ich bin Erzieher. Das System verlässt sich trotz Mangels erheblich auf persönliches Engagement. Das ist in vielen Sozialen Bereichen so. Denn soziale Bestätigung durch den Job ist was tolles, dass sich viele davon versprechen. So stell ich lir das mit Ausleben von Kreativität in der Gaming-Branche vor. Und wenn alle ähnlich bedürftig arbeiten (vorbildliche Kindergärten sind selten; Videospielentwickler), dann macht ein Wechsel nichts - so könnte man es sich selbst einreden und eingeredet bekommen. Also volles Engagement in die eigene Firma, in das nächste Produkt, damit es irgendwann besser wird. Und ganz oben (klingt verschwörerisch) ruht sich jemand auf diesem System aus.

Bei kleineren Entwicklern kann so etwas durch (ungesundem) Teamgeist ein gutes Stück getragen werden, weil hier jeder für jeden einsteht (romantisierte Vorstellung). Bei einem großen Entwickler bist du ggf. nur eine Nummer im System - wie bei Epic.
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mart.n
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von mart.n »

Soulaire hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:56
mart.n hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:32 In der Spielebranche zu arbeiten ist halt einfach keine gute Idee. Wie viele Branchen, wo die Leute gerne arbeiten (Musik, Film, Medien etc) sind die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen ein Witz. Ich arbeite in ner Bank. Da hat keiner Bock drauf. Wir finden kaum Leute, die bei uns anfangen wollen. Ergo wird alles getan, um ja niemanden unnötig zu vergraulen. Homeoffice, 31 Tage Urlaub, vollständig mobiles Arbeiten, kein Chef (Scrum), volle Verantwortung fürs Produkt, ordentliche Bezahlung.

Dafür ist das Produkt halt langweiliger, uninteressanter Finanzquatsch.

Das ist der Deal... Bei Spielen halt komplett andersrum.
ich finde es immer gefährlich wenn man sowas als "Natur-Gesetz" abtut. Eine Verbesserung ist möglich, man muss es nur wollen.
Bin ich mir nicht so sicher. Solange es um eine Branche geht, wo immer mehr Arbeitssuchende als Arbeitsplätze da sind, können sich die Unternehmen das halt erlauben. Ich seh das bei meiner Frau, die ist in der Windenergie- Branche. Da arbeiten die Leute teilweise fürn Appel und n Ei, weil sie da aus Idealismus arbeiten. Die würden auch nicht zu Vattenfall gehen, wenn die ihnen 20h/Woche und 10k Brutto im Monat anbieten. Selbiges gilt für die Spiele Branche. Ich hab mal neben einem großen deutschen Spielemag gearbeitet. Da sind die Leute alle anstandslos 800km mit umgezogen, als das Büro geändert wurde. Und viel Geld gab es da mit Sicherheit auch nicht.

Aber halt Spiele. Und solange das so geht, wird es. In der gesamten Branche nicht besser. Mittlerweile sind alle Freunde, die ich in der Spielebranche hatte (bei Blizz, EA, InnoGames und Co) in anderen Branchen. Mit 40+ tut sich das keiner mehr an, Idealismus hin oder her.
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Soulaire
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Soulaire »

mart.n hat geschrieben: 24. Apr 2019, 22:15
Soulaire hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:56
mart.n hat geschrieben: 24. Apr 2019, 18:32 In der Spielebranche zu arbeiten ist halt einfach keine gute Idee. Wie viele Branchen, wo die Leute gerne arbeiten (Musik, Film, Medien etc) sind die Bezahlung und die Arbeitsbedingungen ein Witz. Ich arbeite in ner Bank. Da hat keiner Bock drauf. Wir finden kaum Leute, die bei uns anfangen wollen. Ergo wird alles getan, um ja niemanden unnötig zu vergraulen. Homeoffice, 31 Tage Urlaub, vollständig mobiles Arbeiten, kein Chef (Scrum), volle Verantwortung fürs Produkt, ordentliche Bezahlung.

Dafür ist das Produkt halt langweiliger, uninteressanter Finanzquatsch.

Das ist der Deal... Bei Spielen halt komplett andersrum.
ich finde es immer gefährlich wenn man sowas als "Natur-Gesetz" abtut. Eine Verbesserung ist möglich, man muss es nur wollen.
Bin ich mir nicht so sicher. Solange es um eine Branche geht, wo immer mehr Arbeitssuchende als Arbeitsplätze da sind, können sich die Unternehmen das halt erlauben. Ich seh das bei meiner Frau, die ist in der Windenergie- Branche. Da arbeiten die Leute teilweise fürn Appel und n Ei, weil sie da aus Idealismus arbeiten. Die würden auch nicht zu Vattenfall gehen, wenn die ihnen 20h/Woche und 10k Brutto im Monat anbieten. Selbiges gilt für die Spiele Branche. Ich hab mal neben einem großen deutschen Spielemag gearbeitet. Da sind die Leute alle anstandslos 800km mit umgezogen, als das Büro geändert wurde. Und viel Geld gab es da mit Sicherheit auch nicht.

Aber halt Spiele. Und solange das so geht, wird es. In der gesamten Branche nicht besser. Mittlerweile sind alle Freunde, die ich in der Spielebranche hatte (bei Blizz, EA, InnoGames und Co) in anderen Branchen. Mit 40+ tut sich das keiner mehr an, Idealismus hin oder her.
das ist eine neoliberale Einstellung die ich zutiefst ablehne. Schlechte Bezahlung ok, dann bezahl halt nur Mindestlohn. Aber auf Kosten der Gesundheit des Menschen empfinde ich das als regelrecht abartig. Da muss die Politik eingreifen und diese Unternehmen, die diese Praktiken ausüben (härter) bestrafen.
Rince81
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Rince81 »

Ich kenne mich mit Entwicklung nicht aus. Würde es überhaupt anders gehen? Lässt sich ein Titel wie Fortnite so "live" weiterentwickeln ohne die Programmierer zu verbrennen? Kann man da mit mehr Manpower quasi beliebig skalieren oder wäre das am Ende ein Fall von "viele Köche verderben den Brei" weil mehr Entwickler auf ein Projekt zu werfen nicht hilft?

Angesichts des Gewinns, der mit dem Titel aktuell erzielt wird, wird Epic da nicht auf einmal den Entwicklungsdruck rausnehmen - die Spieler wollen ja schließlich ihren Content. Lässt sich sowas auf dem Level aber überhaupt nachhaltig durchhalten?
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schneeland
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von schneeland »

Rince81 hat geschrieben: 24. Apr 2019, 23:03 Ich kenne mich mit Entwicklung nicht aus. Würde es überhaupt anders gehen? Lässt sich ein Titel wie Fortnite so "live" weiterentwickeln ohne die Programmierer zu verbrennen? Kann man da mit mehr Manpower quasi beliebig skalieren oder wäre das am Ende ein Fall von "viele Köche verderben den Brei" weil mehr Entwickler auf ein Projekt zu werfen nicht hilft?
Akut: nein. Kurzfristig (viele) neue Leute zu einem Projekt hinzuzufügen ist eher der sichere Weg in den Abgrund. Ansonsten hängt das zum größeren Teil davon ab, wie die konkrete Softwarearchitektur aussieht: wurde bei der Entwicklung hinreichend viel auf Modularisierung geachtet (also die Entwicklung verschiedener Aspekte in kleinen, prinzipiell unabhängigen Einheiten, die nur über klar definierte Schnittstellen miteinander kommunizieren) kann man bis zu einem gewissen Grad ganz gut skalieren. Das Problem ist natürlich, dass man ab einer gewissen Größe der Abstimmungsaufwand in einem Maße steigt, der Effizienzgewinne durch zusätzliche Leute weitgehend wieder zunichte macht - wo dieser Punkt liegt, hängt naheliegenderweise relativ stark davon ab, was genau zu tun ist. Wenn, ich sage mal, einfach 300 neue Kostüme modelliert werden müssen, besteht da nicht so viel Abstimmungsbedarf; wirft man Grundannahmen um (vielleicht ein anderer Netzwerkcode, ein anderes Modell zur Speicherung des Weltzustandes, etc.), dann betrifft das möglicherweise sehr viele Bereiche.

Grundsätzlich würde ich aber sagen: moderates Personalwachstum sollte bei den finanziellen Möglichkeiten von Epic drin sein und wenn das nicht passiert, ist das eher ein Zeichen schlechten Managements.
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Tom
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Tom »

ZiggyStardust hat geschrieben: 24. Apr 2019, 11:15 Vielleicht solten sie die ganzen Einnahmen nicht in irgendwelche Deals für den Epic Store investieren, sondern neue Mitarbeiter einstellen und das Team vergrößern.
>>
Polygon hat geschrieben:As work piled up, Epic tried to hire its way out of the problem. At first, the Fortnite Battle Royale team was around 50 people, but that more than tripled as the game became more successful.

“We’ve continually hired, slightly more than doubling Epic’s full-time employee base since Fortnite launched in 2017,” Epic’s spokesperson said. “Throughout, we’ve always been eager to hire great people. The limiting factor on hiring is not financial but the speed at which we can find and onboard highly qualified employees.

“We’ve also worked to contract with great independent studios to contribute to Fortnite and relieve internal workload. Finally, we’ve refined our release planning of Fortnite features to incorporate the work of multiple teams working in parallel to reduce the burden on each individual team.”
--
oscarmayer hat geschrieben: 24. Apr 2019, 13:47 Warum machen die Menschen das denn mit, haben sie keine Alternativen (das bezweifle ich schwer)?
(bzgl. Epic) >>
Polygon hat geschrieben:“Most employees don’t mind crunching if you are giving them three times their salary in bonuses. A lot of people leave. They come in, think to themselves ‘I am gonna stick it out for four bonus checks, and then I am out’.”
Für mich liest sich das eher wie: Epic wurde vom Erfolg von Fortnite überrascht und kommt mit Neueinstellungen nicht nach. Deshalb bezahlt man dem vorhandenen Personal hohe Boni, damit sie Überstunden leisten und den Laden am Laufen halten.

Von mir gibt es dafür grundsätzlich keine Kritik.
philipp_neu
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von philipp_neu »

Ich arbeite in nem größeren IT-Integrator und Dienstleistungsunternehmen, welches seine Angestelltenzahlen in den letzten 2 Jahren verdoppelt hat. Die Probleme die der Pressesprecher anspricht kann ich schon nachvollziehen. Es ist schwer geeignetes Personal zu finden und dieses dann auch noch zu onboarden, das ist an gewaltiger Prozess und führt quasi zwangsläufig zu Wachstumsschmerzen. Da zahlt man gerne den ein oder anderen Bonus, schickt die Mitarbeiter auf Teamevents ins Ausland All-Inclusive etc., damit diese die Laune nicht verlieren. Ist zwar nicht so hart wie von den internen Quellen bei Epic berichtet, aber wir befinden uns da in einer ähnlichen Position.

Des Weiteren würde ich sagen, es gibt immer mehrere Seiten einer Medaille, wer kennt schon die ganze Wahrheit? Polygon sicherlich nicht.
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Puschkin
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von Puschkin »

Gewerkschaftliche Organisation ist zwar kein Allheilmittel, aber der 8 Stunden Tag z.B. wurde erkämpft. Und in den USA sind die Lohnniveaus in den Jobs in denen die gewerkschaftliche organisierung weggefallen ist gesunken sind.
Vielleicht
Do not play devil’s advocate unless you have passed the bar
and are currently representing Satan in a court of law.
oscarmayer
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Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von oscarmayer »

schneeland hat geschrieben: 24. Apr 2019, 14:55 Ansonsten: die Kombination von Arbeitsbedingungen und mäßiger Bezahlung sind der Grund, warum ich nie ernsthaft versucht habe, in der Spielebranche zu arbeiten (auch wenn ich das grundsätzlich sehr spannend gefunden hätte).
Geht mir auch so. Ich habe bislang nur von schlechten Umständen in dieser Branche gehört, natürlich schreibt auch Niemand Artikel darüber "bei xy games ist es ganz ok zu arbeiten" oder "xy games beutet nur wenige Abteilungen aus und auch nur manchmal" :D

Vielleicht hängt das auch mit der Größe eines Studios zusammen. Wenn man seine Abteilung gut kennt und ihnen direkt sagen muss:
"Leute, ihr müsst diese Woche jeden Tag mindestens bis 20:00 Uhr Gas geben!" und anschließend die Reaktionen zu spüren bekommt.
Das fällt einem bei einer anonymen Masse von Entwicklern, die vielleicht auch noch wo ganz anders sitzt, wohl viel leichter, das über die Sekretärin oder telefonisch durchzusetzen.
Trotzdem bleibt es in meiner Wahrnehmung ein Phänomen der Spielebranche. Ich habe noch nie gelesen:
"Drei Wochen Crunch Time bei Audi weil neuer Audi A6 noch bugs hat" :D
Oder dringen solche Informationen in der Regel einfach nicht nach Außen und die Spielebranche ist eine Ausnahme?

Das o.g. Argument mit den Schulden durch das Studium in den USA ist natürlich ein guter Punkt, zumindest bei jüngeren Kandidaten.

Natürlich liegt die Wahrheit meist irgendwo in der Mitte. Aber Niemand hat 70 Stunden Wochen verdient! Selbst wenn das ein Mitarbeiter einfordern würde, warum auch immer, sollte das abgelehnt werden.
philipp_neu
Beiträge: 132
Registriert: 24. Mai 2018, 15:24

Re: Arbeitsbedingungen bei Epic Games: Der Preis des Erfolgs

Beitrag von philipp_neu »

Hier noch eine Zusammenfassung von Peter Steinlechner zu dem Thema:

https://www.golem.de/news/epic-games-er ... 40841.html
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