Axel hat geschrieben:
... Als die damals meinen besten Freund krankenhausreif prügelten: Fallen gelassen wegen fehlender Beweise. Als meine damalige Freundin sogar an Folgen eines Naziübergriffs starb: Vor Gericht "konnte man keine rassistischen Absichten erkennen" und das Schwein bekam lediglich ein Jahr. Mittlerweile muss ich mir hier jeden Tag auf der Straße übelsten Rassismus anhören von "normalen" Leuten. Sei es im Supermarkt, sei es in den öffentlichen Verkehrsmitteln.
Was ich hier heraushöre ist mal wieder dass jeder in seinem eigenen kleinen Kosmos aufwächst und sozialisiert wird und somit durch seine eigenen Erfahrungen geprägt wird. So wenig ich das "Alles dumme Nazis" Gebashe leiden kann verstehe ich jetzt zumindest warum jemand so voller Hass stecken kann.
Aber wie schon erwähnt gibt es auch die Beispiele der anderen Seite. Ich erspare mir jetzt Zeitungsartikel rauszusuchen von Opfern von Gewalt von Ausländern oder Deutschen mit Migrationshintergrund wie man so schön sagt. Oder von ganzen Stadtvierteln die mittlerweile in der Hand libanesischer oder anderer ausländischer Clans sind die anscheinend bereits ihre eigenen Gesetze haben.
Am Ende fangen wir wieder an Opferzahlen zu vergleichen und wer wohl mehr Schuld hat.
Auch wenn das nicht so krass ist wie Axels Erfahrungen aber dreimal dürft ihr raten in welche Richtung jemand denkt der sich als Jugendlicher/ junger Erwachsener mitten in Deutschland von Türkischen Nazis mit Türkei Fahne auf der Jacke als scheiß Deutscher beschimpfen lassen muss. Und sich regelmäßig anhören musste wie scheiße alles hier in Deutschland ist dessen Sozial- und Bildungssysteme gerade benutzt während man so schön meckert. Als vor ein paar Jahren immer wieder mal diverse Artikel
in dieser Art publiziert wurden war mir das dort beschriebene jedenfalls beileibe nicht neu.
Oder die klassischen Geschichten früher in der schule "Willst du was von mir? Isch hole meine Brüder dann kriegst du aufs Maul". Das einzige Gegenmittel außer klein beizugeben war bei uns wenn es wirklich zum Äußersten kam Connections zum örtlichen Motorradclub (als es den noch gab, mittlerweile gibt es die ja nicht mehr dank den Hells Angels). Woanders ist das sicher eine Verbindung zur rechten Szene (Von einer solchen organisierten Szene ist/war mir nichts bekannt bei uns in der Gegend). Denn wer bekommt im Ernstfall schon 20 Brüder zusammen...
Wenn man so sozialisiert wird denkt man jedenfalls anders als jemand der unter rechter Gewalt leidet.
Mittlerweile sehe ich das Alles etwas differenzierter. Die Altersweisheit setzt mit den ersten grauen Haaren wohl langsam ein

. Arschlöcher gibt es hier wie da. die Normalen fallen halt nicht auf. Es fallen ja immer nur die unangenehmen Zeitgenossen auf.
Aber Im Grunde gibt es für beide Probleme aber eine Lösung: Aufklärung, Bildung, Dialog. Nicht Verachtung, Hass und Gewalt. Das ändert nichts und macht alles nur schlimmer. Genausowenig wie alle Ausländer und Flüchtlinge nur faul und dumm sind und uns nur auf der Tasche liegen und nicht arbeiten wollen sind alles nur dumme Nazis mit Rechtschreibproblemen die sich Sorgen um die Zukunft Deutschlands machen in der Flüchtlingsdebatte. Aber es gibt sie hier wie dort und daran kann man sich wunderbar reiben in den Diskussionen.
Einfach mal miteinander reden statt sich zu beschimpfen. Da kommen u.U.
erstaunliche Dinge dabei heraus.
Aber immerhin wird hier noch diskutiert. Ernsthafte Ausfälle oder Beschimpfungen gibt es hier noch nicht. Hier wird mit harten Bandagen diskutiert aber ich glaube moderieren muss man noch nicht wenn man das mit z.B. Facebookdiskussionen vergleicht.
Zum Schluss noch ein Verweis auf einen passenden Artikel
Nazis wie Untermenschen behandeln? Eher so mittelklug.
„Viele Menschen schreiben im Netz gegen die platten Parolen von Flüchtlingsgegnern an. Das ist gut. Leider schießen sie dabei immer häufiger übers Ziel hinaus. Voller Leidenschaft wirft man selbst mit kaum geistreicheren Parolen um sich, pöbelt rum, beleidigt Mitmenschen. Das kann verheerende Folgen haben. Denn wenn wir alle zu Flüchtlingsdebatten-Mario-Barths werden (“Nazis! Kennze, kennze! Glatzen und Rechtschreibfehler! Brahaha!”), dann hatten wir vielleicht kurz Spaß, aber langfristig erheblich mehr Schaden angerichtet, als geholfen.“
„Nachdem sie irgendwelchen Flüchtlingsgegnern reingedrückt haben, was für schlechte, ungebildete Menschen diese doch sind, fühlen sie sich wie Sieger. Langfristig treiben sie aber einen Keil in unsere Gesellschaft und mehr wütende Menschen vor die Flüchtlingsheime.“
Naitomea hat geschrieben:
Meinst du, die hören plötzlich auf, Nazis zu sein, weil du nett zu denen bist?
Meinst du, die hören plötzlich auf Nazis zu sein, weil du sie beschimpfst?
Vermutlich funktioniert das genausowenig wie du ein Rechter wirst wenn man dich als Zecke beschimpft.
Das ist vermutlich ähnlich wie bei der Kindererziehung, es ist wohl oft weniger der Dialog und die Diskussionen sondern das was man vorlebt woran sich die Kleinen orientieren.
Gerade gestern im Fernsehen aufgeschnappt wo sich in einer Stadt im Osten mit einer aktiven rechten fremdenfeindlichen Szene ein paar wagemutige Menschen zusammenschließen und was mit Flüchtlingen machen (War irgendwas handwerkliches).
Das könnte was bewirken. Beschimpfungen und Verbote bewirken nichts (gutes).
Und noch was interessantes dazu:
Wie ich auszog, die AfD zu verstehen