Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

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Urlaub_in_Italien
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Mir fällt grad ein alter World of Warcraft Shitstorm ein.

https://www.spiegel.de/netzwelt/web/gam ... 99677.html

2006 hat Blizzard eine schwule Ork-Gilde sanktioniert, weil sie sich selber als eine solche im Chat beworben hat. Welch wunderbar paradoxe Situation das doch war.
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Schlagerfreund
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Schlagerfreund »

Du bist entweder:

1. Troll.
2. Dumm.
3. Beides.

Nehme dafür die hier übliche Schreibpause gerne für diese Aussage in kauf.
Urlaub_in_Italien
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Schlagerfreund hat geschrieben: 8. Okt 2019, 23:48 Du bist entweder:

1. Troll.
2. Dumm.
3. Beides.

Nehme dafür die hier übliche Schreibpause gerne für diese Aussage in kauf.
Wenn du das doch nur wenigstens ein wenig mit Kontext füllen würdest, dann könnte ich versuchen dein Problem mit meinen Gedanken zu verstehen.
Phazonis
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Phazonis »

Jetzt kocht es hier auch hoch. Nach einem kurzen Besuch auf Social Media finde ich es nur so unglaublich verblüffend wie überrascht viele da sind. Du hättest mir die Meldung geben können was passiert ist und ich hätte Blizzards Verhalten mit bisher 100% Genauigkeit vorhersagen können. So böse es klingt, aber willkommen im Kapitalismus: das oberste Ideal ist und bleibt Profit/ Gewinnmaximierung. Alle anderen haben sich dem unterzuordnen und das ist doch allen eigentlich klar.

Ich will euch jetzt bloß nicht das Recht nehmen das Blöd zu finden, aber es war doch ernsthaft vorhersehbar was passieren wird.
Urlaub_in_Italien
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Also ich habe mich heute mit Schienen-Ersatz-Verkehr rumgeärgert, weil die Extinction Rebellion in Berlin den Verkehr gestört hat.

Deren Ziele in Ehren, aber ich habe dafür grad keine Nerven. Bin ich deshalb gleich ein Monster? Nein, die Realität ist halt einfach nicht schwarz-weiß.

Mir erscheint es hier mal wieder so, dass eine Mischung aus Idealismus, Eurozentrismus und Dunning-Kruger-Effekt dazu führt, dass man die Hongkong-Krise allzu schwarz-weiß sieht.

Es handelt sich um eine ehemalige Kolonie, China ist so fucking groß und anders und wir alle haben keinen Dunst wie die dort ticken und was deren Gedanken sind zu Themen wie Vaterland, historische Kränkungen durch Opiumkriege, Sonderverwaltungszone, Steuerparadies, usw... Hongkong sind nicht automatisch die Guten, auch nicht wir Europäer und China sind nicht automatisch die Bösen.

Um ehrlich zu sein - obwohl ich Blizzard nicht mag: Aber das sie ihre Tunier frei von politischen Protesten halten, finde ich durchaus gut. Eine differenzierte Auseinandersetzung mit einem solch komplexen Thema findet auf einem Tunier sowieso nicht statt. Selbst in der Tagesschau vermisse ich eine differnzierte Auseinandersetzung - dort sind die Demonstranten immer die Opfer von autokratischer Polizeigewalt, aber das Festlandchina jahrzehntelang gelitten hat unter den Nachwehen britischer Kolonialpolitik, das wird totgeschwiegen.

So, das war jetzt zumindest mal ne steile Gegenposition.
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Schlagerfreund
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Schlagerfreund »

Ist es überraschend das China ein verbrecherisch Regime ist? Nein
Ist es überraschend das große Firmen, besonders wenn Geld aus China involviert ist Profit über den Menschen stellen? Nein

Das ändert nix an der Tatsache das viele Leute (mich eingeschlossen) von dem Verhalten von Blizzard negativ überrascht sind. Das ist erstmal auch positiv zu bewerten. Wäre es anders, dann würde ich ernsthaft überlegen ob ich nicht aus dem Fenster springe, oder mir eine Hütte im Wald baue.

Es gibt keine "differenzierte" Berichterstattung zu Regime's die Demonstranten nieder knüppeln. Außer man hat genug "Eier" um vielleicht auch zuzugeben, dass man es letztendlich doch irgendwie geil findet und mit Demokratie und Menschenrechten doch nicht so viel anfangen kann, wenn man nicht gerade selber mal eingeschränkt wird. Das ist dann für viele dann aber wohl zu schmerzhaft und entlarvend.

Dann bitte vielleicht doch den Ratschlag mit der Hütte im Wald ernst nehmen und möglichst wenig Kontakt mit dem Rest der Welt haben. Auf so Menschen kann man gut verzichten.
Urlaub_in_Italien
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Urlaub_in_Italien »

Schlagerfreund hat geschrieben: 9. Okt 2019, 00:30 Dann bitte vielleicht doch den Ratschlag mit der Hütte im Wald ernst nehmen und möglichst wenig Kontakt mit dem Rest der Welt haben. Auf so Menschen kann man gut verzichten.
In Ordnung. Auf dieses Forum kann ich tatsächlich verzichten. Das ist ja schlimm, wie man hier persönlich angegiftet wird. urgh
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Andre Peschke
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Andre Peschke »

Schlagerfreund hat geschrieben: 8. Okt 2019, 23:48 Nehme dafür die hier übliche Schreibpause gerne für diese Aussage in kauf.
Bei sowas ist es mehr, als eine Pause. Gesperrt.

Andre
Stuttgarter
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Stuttgarter »

Man kann es zumindest befremdlich finden, dass ein US-Unternehmen in dem Fall plötzlich nix mehr von der "freedom of speech" wissen will. Mit der wird sonst immerhin jede noch so menschenverachtende Aussage in den USA gerechtfertigt. Klar, letztlich gilt auch hier Brechts "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Nur muss man dafür nicht unbedingt Verständnis haben - da man durchaus den Standpunkt vertreten kann, dass es bei Blizz nicht um das Fressen zur Überlebenssicherung geht, sondern allenfalls um die Versorgung mit Belugakaviar und Champagner.
Phazonis
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Phazonis »

Stuttgarter hat geschrieben: 9. Okt 2019, 10:16 Man kann es zumindest befremdlich finden, dass ein US-Unternehmen in dem Fall plötzlich nix mehr von der "freedom of speech" wissen will. Mit der wird sonst immerhin jede noch so menschenverachtende Aussage in den USA gerechtfertigt. Klar, letztlich gilt auch hier Brechts "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Nur muss man dafür nicht unbedingt Verständnis haben - da man durchaus den Standpunkt vertreten kann, dass es bei Blizz nicht um das Fressen zur Überlebenssicherung geht, sondern allenfalls um die Versorgung mit Belugakaviar und Champagner.
Nun weil im Kapitalismus kein Platz für Werte ist, außer dem obersten und wichtigsten Gewinn. "Freedom of Speech" wird solange verteidigt wie es nützlich ist, außer man wird dazu gezwungen. Deshalb ja kann man blöd finden, aber das ist irgendwie das berühmte von der Katze das Bellen erwarten.
Stuttgarter
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Stuttgarter »

Phazonis hat geschrieben: 9. Okt 2019, 11:48
Nun weil im Kapitalismus kein Platz für Werte ist, außer dem obersten und wichtigsten Gewinn. "Freedom of Speech" wird solange verteidigt wie es nützlich ist, außer man wird dazu gezwungen. Deshalb ja kann man blöd finden, aber das ist irgendwie das berühmte von der Katze das Bellen erwarten.
Aber insofern ist es ja durchaus begrüßenswert, wenn Kunden über "Sprachkurse" in Form von Boykott nachdenken. :)
Aber ich weiß, grade bei Spielern und der weit verbreiteten "Lass mich bloß mit Politik in meinen Spielen in Ruhe!"-Attitüde ist das Wunschdenken. Man kriegt ja schon mit der "normalen" Bevölkerung nicht mal nen temporären Nestlé-Boykott auf die Reihe, wenn der Konzern das überlebenswichtigste Gut der Erde überhaupt privatisieren will. :ugly:
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screamingblood
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von screamingblood »

Urlaub_in_Italien hat geschrieben: 9. Okt 2019, 00:38
Schlagerfreund hat geschrieben: 9. Okt 2019, 00:30 Dann bitte vielleicht doch den Ratschlag mit der Hütte im Wald ernst nehmen und möglichst wenig Kontakt mit dem Rest der Welt haben. Auf so Menschen kann man gut verzichten.
In Ordnung. Auf dieses Forum kann ich tatsächlich verzichten. Das ist ja schlimm, wie man hier persönlich angegiftet wird. urgh
... bitte nicht von so was vertreiben lassen, der User wurde bereits gegangen. Wenn jemand wieder derart persönlich werden sollte: Da gibt es ein großes Ausrufezeichen neben den Posts, damit kannst du persönliche Beleidigungen melden. Die Gemeinde hier nimmt die zukünftige Weltverfassung und aktuellen Forenregeln normalerweise sehr viel ernster, keine Ahnung, was mit Schlagerfreund los war. :ugly:

Davon abgesehen würde ich inhaltlich aber schon widersprechen: Man muss natürlich nicht in Jubel verfallen, wenn es einen mal selbst bei politischen Aktionen wie den XR-Blockaden trifft. Aber es wäre zumindest hilfreich, darüber nachzudenken, ob man das Anliegen versteht und ebenfalls sieht, dass mildere Mittel offenbar nicht zum Ziel geführt haben, und dann zumindest ein intellektuelles Verständnis aufbringt, auch wenn es in der aktuellen Situation den eigenen Alltag behindert.

Ebenso finde ich übrigens, dass man auch als Unternehmen so etwas wie einen moralischen Kompass haben und zeigen darf. Und wenn man User für eine regimekritische Aussage sperrt, sagt das durchaus etwas über diesen aus, und wohin er zeigt, und auch das darf und sollte kritisiert werden.

Dass du das nun anders siehst, macht dich aber übrigens auf keinen Fall zum Regime-Beklatscher, sondern zu jemandem mit einer anderen Meinung als meiner, und ich zumindest kann damit leben und gerne sachlich drüber diskutieren, versprochen. ;)
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VikingBK1981
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von VikingBK1981 »

Da bin dann wohl etwas anders, ich verstehe den Shitstorm nämlich nicht. Es dürfte allen vorher klar gewesen sein, wie Blizzard reagiert. Teile Blizzrads gehören chinesischen Investoren. Auch muss Blizzards damit rechnen, dass ein solcher Kommentar ihnen als Unterstützung Hongkongs ausgelegt wird.

Und darüber hinaus setzen sie hier lediglich auf vorher bekannte Bestimmungen ihrerseits.
oilrumsick
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von oilrumsick »

Phazonis hat geschrieben: 9. Okt 2019, 11:48
Stuttgarter hat geschrieben: 9. Okt 2019, 10:16 Man kann es zumindest befremdlich finden, dass ein US-Unternehmen in dem Fall plötzlich nix mehr von der "freedom of speech" wissen will. Mit der wird sonst immerhin jede noch so menschenverachtende Aussage in den USA gerechtfertigt. Klar, letztlich gilt auch hier Brechts "Erst kommt das Fressen, dann die Moral". Nur muss man dafür nicht unbedingt Verständnis haben - da man durchaus den Standpunkt vertreten kann, dass es bei Blizz nicht um das Fressen zur Überlebenssicherung geht, sondern allenfalls um die Versorgung mit Belugakaviar und Champagner.
Nun weil im Kapitalismus kein Platz für Werte ist, außer dem obersten und wichtigsten Gewinn. "Freedom of Speech" wird solange verteidigt wie es nützlich ist, außer man wird dazu gezwungen. Deshalb ja kann man blöd finden, aber das ist irgendwie das berühmte von der Katze das Bellen erwarten.
Es gibt ja durchaus Firmen, die sich, trotz ihrer Teilnahme am kapitalistischen System, Regeln setzen im Bezug auf "mit wem handele ich" und "wen akzeptier ich als Kunden". Meine Firma arbeitet z.B. nicht mit dem Milität und Rüstungsfirmen zusammen, obwohl ihnen dadurch gehörig Umsatz entgeht.

Das System mag ein solches Verhalten (von Blizzard) begünstigen, ab er es zwingt die Teilnehmer nicht dazu. Es sind schon immer noch bewusste Entscheidungen von einzelnen Menschen, die da dahinterstecken - das sollte man bei aller Systemkritik nicht unter den Tisch fallen lassen. Und selbst wenn man die Aktion in diesem speziellen Falls als zwingende Folge aus den geschlossenen verträgen ansieht, so sind immer noch diese Verträge bewusst formulierte Dokumente, die auch anders lauten könnten, wenn Blizzard (oder jede andere Firma) das gewollt hätte.

Das kapitalistische System ist durchaus kritikwürdig, aber dessen Fehler entschuldigen in meinen Augen nicht automatisch das (Fehl-)Verhalten der einzelnen Teilnehmer.

Grüße,
Rico
Phazonis
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Phazonis »

oilrumsick hat geschrieben: 9. Okt 2019, 14:00 Es gibt ja durchaus Firmen, die sich, trotz ihrer Teilnahme am kapitalistischen System, Regeln setzen im Bezug auf "mit wem handele ich" und "wen akzeptier ich als Kunden". Meine Firma arbeitet z.B. nicht mit dem Milität und Rüstungsfirmen zusammen, obwohl ihnen dadurch gehörig Umsatz entgeht.

Das System mag ein solches Verhalten (von Blizzard) begünstigen, ab er es zwingt die Teilnehmer nicht dazu. Es sind schon immer noch bewusste Entscheidungen von einzelnen Menschen, die da dahinterstecken - das sollte man bei aller Systemkritik nicht unter den Tisch fallen lassen. Und selbst wenn man die Aktion in diesem speziellen Falls als zwingende Folge aus den geschlossenen verträgen ansieht, so sind immer noch diese Verträge bewusst formulierte Dokumente, die auch anders lauten könnten, wenn Blizzard (oder jede andere Firma) das gewollt hätte.

Das kapitalistische System ist durchaus kritikwürdig, aber dessen Fehler entschuldigen in meinen Augen nicht automatisch das (Fehl-)Verhalten der einzelnen Teilnehmer.

Grüße,
Rico
Ja das ist alles durchaus richtig, nur wie gesagt ich verstehe die Überraschung nicht und dieses enrome Entsetzen. Das System ist nun mal so aufgebaut, dass dieses Verhalten zu erwarten ist. Die Überraschung ist sind dann eigentlich die Firmen wie deine, die sich dem systemischen Zwang widersetzen. Und wenn einen das ankotzt, dann tust du nichts anderes als Systemkritik, was auch nichts verwerfliches ist, wäre sogar auf derselben Seite, nur ich höre da weder Vorschläge nach Gesetzgebung oder irgendwas in der Richtung Änderung, so dass ich dann vielleicht als Zyniker auf die ganz unangenehme Frage stoße: Ist es euch wirklich wichtig?
Dann sehe ich weder vor dem Vorfall, noch jetzt irgendwelche konsequenten Schritte und tut mir Leid ein Boykott von Blizzard ist a.) zu kurz gedacht und b.) ändert das System 0. Also was macht ihr mit eurer Wut Produktives? Und ich befürchte, dass ich da die Antwort für 90+% kenne gar nichts, wenn nicht sogar für 100%, weil die Leute die es wirklich stört meist schon vorher wirklich was getan haben um das zu ändern.
Kurz ich habe diesen Prozess, gerade in der Gamingwelt, mittlerweile schon zu oft gesehen um da noch in irgendeiner Weise aufgeregt oder hoffnungsvoll zu werden. Lass dem 2 Wochen zeit und Ruhe ist eingekehrt und nichts hat sich geändert.
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DexterKane
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von DexterKane »

Kennst Du die South Park Folge "Canada on Strike" aus Staffel 12?

https://en.wikipedia.org/wiki/Canada_on_Strike

Da gibt es eine Szene in der Ike mit einem Schild "Hupe, wenn Du Kanada unterstützt!" an der Straße steht.
Man sieht ein vorbeifahrendes Pärchen hupen und danach sieht man die beiden im Auto sitzen und sagen: "Ach wie wunderbar, Schatz! Jetzt haben wir Gewerkschaften unterstützt!"

Ich mag ja ein alter zynischer Sack sein, aber daran muss ich jedesmal bei so was denken...
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von bluttrinker13 »

DexterKane hat geschrieben: 9. Okt 2019, 14:44 Ich mag ja ein alter zynischer Sack sein, aber daran muss ich jedesmal bei so was denken...
Falls du damit meinst, wie viele "Wir sind in Gedanken bei dir Hongkong"-Äußerungen im Netz, vor allem aus Richtung der westlichen Welt, nicht mehr als bequeme Lippenbekenntnisse sind, bin ich da vollkommen bei dir. In Hongkong liegen politische Realitäten vor, die sich nicht über Nacht gebildet haben, die unter Zustimmung und Absprache mehrerer Regierungen erfolgt sind, und die sich nicht wegdiskutieren lassen, sondern mit denen man arbeiten muss. Ein SPIEGEL Auslandsredakteur hatte dazu mal einen hellsichtigen Kommentar vor ein paar Wochen geschrieben, Marke "Realitäten anerkennen, Luftschlösser vermeiden".

Edit: Hier der Link zum Artikel https://www.spiegel.de/politik/deutschl ... 86529.html

Das ein US-Unternehmen sich zum indirekten Handlanger einer kritikwürdigen Regierungspolitik macht, ist zugegeben eine andere Sache. Aber auch nicht erstaunlich, wie hier schon oft beschrieben. Man denke allein an die Reaktionen von Visa, Amazon und Co auf die Wikileaks Affäre / Assange und gewisse Forderungen der US Regierung. Insofern, wirklich nicht überraschend. Und tangiert mich auch nicht, denn Blizzard bekommt eh schon aus noch ganz anderen Gründen lange kein Geld mehr von mir (dies ist, zugegeben, aber ein weiterer guter ;))
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Herobin
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Herobin »

Ich muss an der Stelle jetzt wirklich mal eine Lanze für Blizzard brechen, da gefühlt viel zu viele hier im Forum viel zu kurz denken.

Erst einmal die unpopuläre Triggeraussage: Ich hätte als CEO von Blizzard vmtl. genauso gehandelt.
Ich nehme hierbei jetzt den CEO als den Stellvertreter für diejenigen, die bei Blizzard die Entscheidung getroffen habe. Ich habe keinen Einblick darin, auf wessen Anweisung alles geschah.

Ich finde es schade, dass in vielen Diskussionskulturen oft ein Schwarz-Weiß-Denken herrscht. "Bist du nicht für mich, bist du gegen mich!". Aber so funktioniert das nicht und so hat es noch nie funktioniert. Es wäre der allgemeinen Stimmung zuträglich, wenn mal versucht würde, beide Seiten zu verstehen. Denn verstehen heißt nicht gleich, dass man etwas gutheißt.
Ich finde die Verhältnisse in China schrecklich und mir wird übel, wenn ich von so Sachen wie Gesichtserkennungsmasten und einem Scoresystem für Menschen höre. Und mir tun die Menschen leid, die wahrscheinlich durch die staatlich gelenkte Berichterstattung (auch im Hinblick auf Hong Kong) nicht einmal merken, wie sie von der Regierung behandelt werden. Warum also sollte ich wie oben angegeben handeln wollen?

Lasst uns mal einen Schritt zurücktreten und das eigentliche Thema, nämlich die Aussage von blitzchung und Blizzards Reaktion darauf, von Anfang an aufrollen.
Blitzchung hat an einem von Blizzard gehosteten Hearthstone-Turnier teilgenommen und ein Interview in einem von Blizzard gehosteten Livestream gegeben. Er hat sich entsprechend den von Blizzard gestellten Bedingungen zu unterwerfen. Und dazu zählte nun einmal auch, keine Aussage zu treffen, die "Teile der Gesellschaft beleidigen" oder "Blizzards Image beschädigen".
Jetzt kann man sich natürlich trefflich darüber streiten, dass das sehr vage formuliert ist. Aber aus dem Verhalten Chinas in der Vergangenheit und auch aus der Aussage blitzchungs kann man schließen, dass er sich sehr wohl dessen bewusst gewesen war, dass das, was er im Interview gesagt hat, darunter fallen würde. Er hat damit also eindeutig gegen geltende Verträge verstoßen (das meine ich nicht wertend, sondern nur rechtlich, aber dazu komme ich gleich noch).
Er hat diese Meinung eben NICHT auf seinem privaten (oder zumindest nicht mit Blizzard im Zusammenhang stehenden) Twitter-Account vertreten. Damit ist die Situation eine andere als z.B. bei Daryl Morey und der NBA.

Als CEO ist man an der Stelle jetzt in einer Zwickmühle, denn diesen Interview zwingt dich dazu, Stellung zu beziehen, auch wenn du das mit Hinblick auf deine Produkte vielleicht gar nicht tun möchtest. Auch ein Schweigen würde durch die chinesische Regierung als Stellungnahme gewertet. Nun ist Blizzard keine neue lokale Firma, die sich ihre Kunden aussuchen kann, sondern ein multinationales Unternehmen, das bereits seit Jahren Geschäftsbeziehungen nach China pflegt, dort einen Großteil ihrer zahlenden Kunden und bestimmt auch eine beträchtliche Menge an Mitarbeitern hat.
Auch verfügt Blizzard nicht über Produkte, die die chinesische Regierung als lebensnotwendig betrachten würde. Wenn Blizzard eine Firma non grata werden würde, wären sie in China vermutlich ganz schnell weg vom Fenster.
Als CEO trägst du allerdings Verantwortung. Verantwortung für deine Mitarbeiter. Verantwortung für die Aktionäre (das kann man gutheißen oder nicht, aber es ist deine verdammte Aufgabe als CEO). Wenn Blizzard in China gebannt würde, würden die Aktionäre Geld und viele Mitarbeiter ihre Jobs verlieren. Blizzards Wachstum wäre gefährdet und die Firma würde sich von diesem Schlag vermutlich auch in absehbarer Zukunft nicht erholen.
Welchen Vorteil hätte Blizzard davon, wenn sie das Interview stehen lassen würden?
Wenig mehr als das Gefühl moralischer Überlegenheit. Davon können sich die entlassenen Mitarbeiter aber auch kein Essen (und die Aktionäre keinen Rolls Royce) kaufen. In wenigen Wochen redet niemand mehr darüber und zurück bleibt ein Scherbenhaufen und eine Aktionärsversammlung, die deine Entlassung fordert. Es ist immer einfach, sich moralisch überlegen zu geben, wenn für einen selbst nichts (oder nur ein Teil der Freizeit) davon abhängt.
Firmen sind nun einmal keine Wohlfahrtsvereine und in erster Linie sich selbst verpflichtet. Natürlich gibt es auch da Grenzen, die nicht überschritten werden sollen, allerdings reden wir hier nicht über Waffenlieferungen, Privatisierung des Trinkwassers oder dergleichen, sondern über Videospiele...

That being said: Ich habe Respekt vor blitzchung. Er war sich sehr wohl dessen bewusst, was passieren würde und hat trotzdem öffentlichkeitswirksam politisch Stellung bezogen.
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Soulaire
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Soulaire »

Herobin hat geschrieben: 9. Okt 2019, 17:37...
und wo ziehst du da eine Grenze?
wenn es anstatt Hong Kong jetzt um Juden im zweiten Weltkrieg gegangen wäre, wäre es dann immer noch okay wenn Unternehmen nur nach ihrem Geld-Kompass handeln? Oder was ist wenn deine Familie und du persönlich betroffen bist?

Meiner Meinung nach liegt der Fehler schon darin, dass man Unternehmen da überhaupt die Wahlmöglichkeit gibt sich den Vorstellungen dieser autoritären Regierungen zu unterwerfen....
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Herobin
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Re: Der aktuelle Shitstorm: Folge Blizzard

Beitrag von Herobin »

Soulaire hat geschrieben: 9. Okt 2019, 17:53
Herobin hat geschrieben: 9. Okt 2019, 17:37...
und wo ziehst du da eine Grenze?
wenn es anstatt Hong Kong jetzt um Juden im zweiten Weltkrieg gegangen wäre, wäre es dann immer noch okay wenn Unternehmen nur nach ihrem Geld-Kompass handeln? Oder was ist wenn deine Familie und du persönlich betroffen bist?

Meiner Meinung nach liegt der Fehler schon darin, dass man Unternehmen da überhaupt die Wahlmöglichkeit gibt sich den Vorstellungen dieser autoritären Regierungen zu unterwerfen....
Herobin hat geschrieben: 9. Okt 2019, 17:37 ...
Firmen sind nun einmal keine Wohlfahrtsvereine und in erster Linie sich selbst verpflichtet. Natürlich gibt es auch da Grenzen, die nicht überschritten werden sollen, allerdings reden wir hier nicht über Waffenlieferungen, Privatisierung des Trinkwassers oder dergleichen, sondern über Videospiele...
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