Runde #238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

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Soulaire
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Runde #238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Soulaire »

Verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ihr einem Politiker wie Horst Seehofer so viel Aufmerksamkeit schenkt.
Natürlich ist das Thema wichtig, aber diese Probleme in Verbindung mit entsprechenden Plattformen sind schon etliche Jahre zuvor in einer Öffentlichkeit bekannt und offensichtlich. Das weiß auch jeder hier.
Dass jetzt jeder Journalist darauf anspringt ist leider Boulevard-Journalismus übelster Sorte. Anstatt das Thema vorher mal anzusprechen oder schon vorhandene Artikel seine Aufmerksamkeit zu schenken, ist das nur noch "Gossip".

Der Halle-Anschlag wird in Zukunft bei den meisten zuallererst mit Videospielen assoziiert werden und das halte ich für fatal. Aber das ist ja was Herr Seehofer wollte und da macht ja auch jeder mit....
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Vinter
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Vinter »

Nur schon mal als Ankündigung: Wir werden diesen Thread intensiver moderatorisch begleiten. Wenn es zu wild hergeht, behalten wir uns vor, neben den üblichen Maßnahmen auch zeitliche oder dauerhafte Threadsperren gegen einzelne zu verhängen. Lasst anderen bitte Raum, bleibt grob beim Thema und versteift euch nicht in Zitatkriegen ;) Wir würden uns freuen, wenn wir trotz des brisanten Themas alle nett und respektvoll zueinander sein könnten.

Danke für eure Aufmerksamkeit.
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schneeland
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von schneeland »

Es handelt sich um ein gesellschaftlich relevantes Thema. Da finde ich es durchaus legitim, dass sich auch The Pod damit beschäftigt. Solange eine saubere inhaltliche Auseinandersetzung stattfindet (wovon ich ausgehe), sehe ich da auch keinen Boulevard-Journalismus. Allenfalls ließe sich anbringen, dass es vielleicht keine neuen Erkenntnisse gibt - dazu muss ich den Podcast aber erstmal anhören (was bei meinem Backlog noch eine Weile dauern kann).
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Soulaire
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Soulaire »

schneeland hat geschrieben: 27. Okt 2019, 00:55 Es handelt sich um ein gesellschaftlich relevantes Thema. Da finde ich es durchaus legitim, dass sich auch The Pod damit beschäftigt. Solange eine saubere inhaltliche Auseinandersetzung stattfindet (wovon ich ausgehe), sehe ich da auch keinen Boulevard-Journalismus. Allenfalls ließe sich anbringen, dass es vielleicht keine neuen Erkenntnisse gibt - dazu muss ich den Podcast aber erstmal anhören (was bei meinem Backlog noch eine Weile dauern kann).
Meiner Meinung nach war es aber schon vorher relevant unabhängig vom Halle-Anschlag. Das mit Boulevard war jetzt nicht auf den Podcast bezogen. Nur finde ich den Seehofer-Aufhänger zu dem Thema unpassend...
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Axel
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Axel »

Schade das ihr Jochens Einwand so ein wenig abgeschmettert habt: Denn ich bin auch der Meinung, dass diese mediale Berichterstattung definitiv Nachahmer erzeugt. Und selbst wenn es „nur“ darum geht einer Peer Group zu gefallen. Ohne Berichterstattung würde es diese Peer Group ja garnicht mitbekommen. Ihr habt es ja selbst gesagt: Den Stream selbst haben nur 5 Leute live gesehen!

Was wäre also passiert, die Polizei hätte den Typen aufgegriffen und die Medien hätten nicht berichtet? Nichts. Würde Breivik in dieser Szene so gefeiert werden, wenn die Medien nicht darüber berichtet hätten? Würden diese Leute Breivik dann überhaupt kennen?

Also ja, ich finde durchaus diese Art und Weise der Berichterstattung extrem schlimm und mitverantwortlich. Nämlich dann, wenn die Opfer kein Gesicht bekommen. Dann wenn interaktive Pläne (!) und dergleichen zur Tat publiziert werden. Dann wenn sowas Wochenlang rauf und runter bespielt wird. Die Medien machen so jemanden zum Märtyrer. Und erzeugen daher Nachahmungstäter.
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Andre Peschke
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Andre Peschke »

Soulaire hat geschrieben: 27. Okt 2019, 00:44 Verstehe ehrlich gesagt nicht, warum ihr einem Politiker wie Horst Seehofer so viel Aufmerksamkeit schenkt.
Natürlich ist das Thema wichtig, aber diese Probleme in Verbindung mit entsprechenden Plattformen sind schon etliche Jahre zuvor in einer Öffentlichkeit bekannt und offensichtlich. Das weiß auch jeder hier.
Naja, wir haben den Horst eingangs erwähnt, weil das für die Herleitung der Diskussion der Einstiegspunkt war. Ich kann voll verstehen, dass man Seehofer die Aufmerksamkeit abgraben möchte. Aber der GAME hat eine Pressemitteilung zu ihm rausgegeben, es gab zig Diskussionen in der Branche, viele Zeitungsartikel... Ich glaube nicht, dass es da unzulässig war, diesen Einstieg zu benutzen.

Ich glaube übrigens auch nicht, dass der Anschlag groß mit Videospielen verbunden sein wird, im historischen Rückblick. Sogar die Schulattentate die ihrerzeit viel stärker mit dem Thema assoziiert wurden, sind von Videospielen meinem Eindruck nach inzwischen entkoppelt und werden nur als Auslöser der "Killerspieldebatten" gesehen. Was aber an meinem Umfeld und Medienmix liegen kann.

Was ich festgestellt habe ist, dass insbesondere das Argument "aber das sieht doch exakt aus wie ein Egoshooter" durchaus für eine Reihe von Menschen eine starke Anziehungskraft hat. Diese auf den ersten Blick scheinbar frappierende Ähnlichkeit verführt zu Kurzschlüssen. Von daher fand ich zB diesen Gedanken durchaus wichtig mal zu diskutieren, genauso wie die anderen Tatumstände, die eine Verbindung zu Spielen und "Gamerszene" so unweigerlich erscheinen lassen, aber IMO bei näherer Betrachtung zumindest keine zwingenden Beweise liefern. Mal abgesehen davon, ob die Zugehörigkeit zu irgendeiner Community, egal welcher, überhaupt besonders relevant ist.

Andre
derkastenbutt
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von derkastenbutt »

Spannende Folge, vor allem, weil ihr den Antisemitismus so ausführlich diskutiert. Ein Aspekt der mir dabei direkt einfiel: Die große Verschwörung finanzstarker Eliten ist ein Topos, den wir in vielen Filmen, Büchern und eben auch Spielen finden. Wenn es ein wenig subversiv und kapitalismuskritisch sein soll, dann wird oft auf diese Struktur zurückgegriffen. Damit will ich nicht sagen, dass solche Erzählungen immer antisemitisch sein müssen. Aber sie sind Ausdruck einer weit verbreiteten Haltung, die anschlussfähig an antisemitische Ideologien ist. Ich fände es spannend mal mehr über diese Art von Zusammenhängen nachzudenken, vor allem vor dem Hintergrund der auch von euch erwähnten Studien, die zeigen wie virulent antisemitische Ressentiments in Deutschland sind. Haben Spiele da eine besondere Stellung gegenüber anderen Medien?
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WhiteNoise
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von WhiteNoise »

Ich schließe mich Soulaire an: Ich halte es für Zeitverschwendung, sich mit so einem Quatsch überhaupt zu beschäftigen. Es gibt keine "Gamerszene", es gibt auch keine "Fußballszene" oder "Brettspielspielerszene". Plattformen wie Steam stärker zu überwachen halte ich für einen Irrweg, da es das Problem nicht löst sondern nur in andere Kanäle verschiebt. Das erinnert mich alles an die unsägliche Killerspieldebatte und ich hatte gehofft, dass diese Zeiten hinter uns liegen.
Peninsula
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Peninsula »

Ich habe in der Diskussion hier im Forum nicht verstanden und verstehe es auch im Podcast nicht, wieso die Intention des Täters für die Einordnung der Ästhetik des Videos so entscheidend sein soll. Auch im Podcast wird angemerkt, dass die meisten Zuschauer eine frappierende Ähnlichkeit zu FPS feststellen.
Mal eine Analogie aus der Filmwelt (und noch mal ganz klar als Disclaimer weder mit dem "tiefsinnigen Drama" noch mit dem "unfreiwillig komischen Trash" ist hier das Halle- oder ein anderes Attentatsvideo gemeint): Wenn ein Regisseur der Meinung ist, er habe das tiefsinnigste Drama aller Zeiten erschaffen und das Publikum sich weitgehend einig darüber ist, dass der Film als Drama völlig misslungen ist, dafür aber als unfreiwillig komischer Trash wunderbar funktioniert - dann hat der Regisseur doch nicht "recht".
Außerdem fordert Jochen einen handfesten Kausalitätsnachweis für die Radikalisierung durchs Internet. Ernstgemeinte Frage: Wie soll so ein Nachweis aussehen?
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Sebastian Solidwork
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Sebastian Solidwork »

Ich habe die Folge mich nicht gehört.

Wird auch erwähnt, das FirstPersonShooter sich ihre Perspektive aus der Realität ausgeliehen haben? Und jeder GoPro so eine Perspektive liefert? Ich könnte mir eine beim Schießsport aufziehen und filmen und ich sähe keinen Zusammenhang zu Spielen.
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Andre Peschke
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Andre Peschke »

Peninsula hat geschrieben: 27. Okt 2019, 09:31 Ich habe in der Diskussion hier im Forum nicht verstanden und verstehe es auch im Podcast nicht, wieso die Intention des Täters für die Einordnung der Ästhetik des Videos so entscheidend sein soll. Auch im Podcast wird angemerkt, dass die meisten Zuschauer eine frappierende Ähnlichkeit zu FPS feststellen.
Nun, weil in der öffentlichen Diskussion die FPS-Ästhetik als Indiz oder gar Beweis dafür angeführt wird, dass der Täter von Videospielen inspiriert deren Ästhetik nachempfinden wollte. Entpsrechend ist es ein Gegenargument zu sagen: Ja, die Ästhetik ist da, aber es gibt (derzeit) keinen Beleg, dass der Täter diese Ästhetik auch gewollt hat - egal ob bewusst oder unbewusst - weil sie schlicht den Umständen und der gewählten Kameratechnik geschuldet ist.

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Osker
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Osker »

Zitiere mich mal selber..

Der Attentäter von Christchurch, auf den sich auch der Schütze von Halle bezieht, hat in seinem Manifest genau beschrieben, warum er sich ganz bewusst mit der Gamer-Szene identifiziert.

Er hofft, das Gamer von Journalisten und Politikern geächtet und an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden, wo sie sich dann als Gegenreaktion tatsächlich radikalisieren.
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Andre Peschke
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Andre Peschke »

Osker hat geschrieben: 27. Okt 2019, 10:05 Der Attentäter von Christchurch, auf den sich auch der Schütze von Halle bezieht, hat in seinem Manifest genau beschrieben, warum er sich ganz bewusst mit der Gamer-Szene identifiziert.

Er hofft, das Gamer von Journalisten und Politikern geächtet und an den gesellschaftlichen Rand gedrängt werden, wo sie sich dann als Gegenreaktion tatsächlich radikalisieren.
Ich glaube, das stimmt so nicht. Ich habe das Christchruch-Manifest gelesen und habe eben auch nochmal kurz das Dokument nach "Gamer" und "radical" durchsucht. Wenn ich nix übersehen habe, taucht das nicht in dem Kontext auf. Der Täter macht sich dort in einer Q&A-Sektion über den Gedanken lustig, dass ihn Spiele radikalisiert haben könnten. Mehr nicht.

Was du beschreibst, bezieht sich auf die Waffengesetze in den USA. Hier sagt er ausdrücklich: Er hofft, dass eine Verschärfung der Waffengesetze unternommen wird und dies zur weiteren Radikalisierung und Spaltung der Bevölkerung beiträgt, bis hin zu einem zweiten Bürgerkrieg.

Andre
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Laflamme
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Laflamme »

Was mir an der ganzen Tragik wieder mal sauer aufstößt ist nicht so sehr der Seehofer (der weiß es wohl wirklich nicht besser), sondern dass meine speziellen Freunde vom rechten Rand Kleingeld zu schinden versuchten. So ein Landtagsabgeordneter aus Sachsen, der die Frage aufwirft ob zwei tote Deutsche oder eine Sachbeschädigung an der Tür einer Synagoge schlimmer ist: https://tinyurl.com/y4w7gc3b (Tagesspiegel)

An einer Nebenfront möchte ich noch einwerfen, dass man meiner Meinung nach sehr wohl Israel bzw. einzelne Entscheidungsträger des Staates kritisieren darf ohne Antisemit zu sein. Ich habe absolut nichts gegen die jüdische Religion oder deren Kultur, gehe auch schon mal ins Jüdische Museum in Wien, wenn sich die Gelegenheit ergibt. (Sehr zu empfehlen übrigens wenn man in der Stadt ist.) Selbstverständlich hat auch der Staat Israel das Recht zu existieren. Nur was die Herrschaften da mit ihrer Siedlungspolitik anrichten geht echt auf keine Kuhhaut.

Hoffe ich bin da nicht zu sehr ins Offtopic geglitten.
Einer der OGs des Hörerbiers (André Peschke in "Zwei Jahre The Pod")
Maestro84
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Maestro84 »

Was nicht unrealistisch ist, wenn wir uns die Siutation in den USA anschauen. Ist aber nicht so, dass unsere Gesellschaft besser zusammenfindet. Die Gefahr von gewaltsamen Auseinandersetzungen steigen im gesamten westlichen Kulturraum. Da bezweifle ich aber, dass ein Anschlag durch eine Person, die vorher zum Frühstück drei Scheiben Brot aß und noch schnell eine Folge Star Trek-DS9 geschaut und eine Stunde Stellaris gespielt hat, da viel verschärfen kann. Gerade Christchurch sehe ich eher als Reaktion auf islamische Anschläge, wodurch natürlich der nächste Gegenschlag eingeleitet wird. Bei Halle war ich hingegen verwundert, da zumindest ich im Jahr 2019 nicht damit gerechnet habe, dass Rechte eine Synagoge angreifen. Ein Anschlag Marke Christchurch erwarte ich eher - also von Rechten auf eine Moschee.

Ich gehe aber davon aus, dass die vom Horscht gesartete Diffamierung schon wieder vorbei ist. Im Jahr 2019 sind die Zeiten vorbei, in denen eine Killerspieldabette noch großartig Nährboden findet.
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Andre Peschke
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Andre Peschke »

Laflamme hat geschrieben: 27. Okt 2019, 10:35 An einer Nebenfront möchte ich noch einwerfen, dass man meiner Meinung nach sehr wohl Israel bzw. einzelne Entscheidungsträger des Staates kritisieren darf ohne Antisemit zu sein. Ich habe absolut nichts gegen die jüdische Religion oder deren Kultur, gehe auch schon mal ins Jüdische Museum in Wien, wenn sich die Gelegenheit ergibt. (Sehr zu empfehlen übrigens wenn man in der Stadt ist.) Selbstverständlich hat auch der Staat Israel das Recht zu existieren. Nur was die Herrschaften da mit ihrer Siedlungspolitik anrichten geht echt auf keine Kuhhaut.

Hoffe ich bin da nicht zu sehr ins Offtopic geglitten.
Doch. Schon. Bitte nachfolgend on topic bleiben.

Andre
rammmses
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von rammmses »

Das ist jetzt die erste Folge, die ich erst einmal abgebrochen habe. Wie würdet ihr es finden, wenn ihr von irgendeinem Irren gefilmt und ermordet werdet und dann im Nachhinein sich Leute das Video anschauen und über die "Ästhetik" des Videos oder die "Banalität des Bösen" sinnieren? Ich finde es völlig indiskutabel, sich das als Privatperson anzuschauen und eine weitere Erniedrigung der Opfer, wenn nun die Darstellung ihres Todes analysiert wird. Und dann noch Sätze im Sinne von "das war schon unangenehm zu schauen", als ginge es um einen Horrorfilm. Ich finde, dass solche Videos weder verbreitet noch angeschaut werden sollten aus Respekt vor den Opfern. Ich unterstelle euch keine böse Absicht, aber vielleicht doch mal einen Schritt zurücktreten: War das nötig?
Joschel
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Registriert: 23. Sep 2016, 09:07

Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Joschel »

Hatte mich auf einen launigen Sonntags-Podcast gefreut. Schwere Kost oder gar Politik kann ich da gar nicht brauchen. Und das Ganze dann auch noch ohne Bier... Heute mal ohne mich.
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Dwarf Vader
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von Dwarf Vader »

Ich muss sagen, dass ich diese Folge (zum ersten Mal) für eine ziemliche Zumutung halte.

Es ist einigermaßen bestürzend, dass man die eigene Verantwortung und die eigene Rolle welche man als Zuschauer eines solchen Videos einnimmt, nicht ausreichend reflektiert wird. Denn genau das ist m.M.n der Punkt: Man ist Zuschauer und damit Partizipient. Und in diesem Falls hilft es nicht mit der journalistischen Verantwortung zu argumentieren, da der Inhalt des Videos keinerlei journalistischen Mehrwert bietet.
Es ist, wie auch festgestellt, schlicht banal und vollkommen "bedeutungslos". "Bedeutungslos" natürlich im Sinne von konsequenzlos; natürlich hat es für die Ermordeten, die Angehörigen, das verursachte Leid eine starke Bedeutung. Doch genau dieser Ebene wird man nicht gerecht, wenn man über die Ästhetik der Bildsprache sinniert, die zum Ausdruck kommt, wenn gerade Menschen sterben, die Angehörige und Freunde hatten.

In einem solchen Video nach Sinn zu suchen ist schlicht schizophren. Einerseits weil die eigentliche Sinnlosigkeit völlig offentsichtlich ist und andererseits weil es eben erst durch die Rezeption eine Relevanz bekommt.
Sich in diesem Kontext dann noch zu moralsauren Aussagen über Imageboards hinreißen zu lassen empfinde ich beinahe als eklig. Scoreboards für Massenmörder sind sich immerhin bewusst, dass ihre Inhalte schlicht auf den Schauwert, auf eine Faszination von Gewalt beziehen. Sie erheben keinen moralischen Anspruch, keine Wertung, sie sind eine menschenverachtende, nihilistische Antithese zu eben genau dieser Art der Auseinandersetzung, wie ihr sie hier geboten habt. Damit sind sie natürlich nicht besser, aber immerhin aufrichtig bezüglich ihren Motiven.

Zu allem Überfluss werden einige Codes auch noch falsch eingeordnet. So ist z.B. "cultural appropriation" keine Reminiszenz an Computerspiel Achievements und ihre sprachliche Gestaltung. "Cultural appropriation" ist eine postmoderne Theorie die jüngst zum politischen Kampsbegriff der identitären Linken wurde. Das kann man als Kulturwissenschaftler wissen. Muss man natürlich nicht, aber die Tatsache, dass man
"mich erninnert das irgendwie an die Sprache von Achievements, könnte so sein, ich erzähl das mal so" für angemessen hält; so als würde man beim lockeren Kaffeplausch sitzen, zeigt m.M.n wie unangemessen diese Folge war.
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IpsilonZ
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Re: Runde 238: Der Anschlag von Halle und die Videospiele (ft. Christian Schiffer)

Beitrag von IpsilonZ »

rammmses hat geschrieben: 27. Okt 2019, 13:02 Das ist jetzt die erste Folge, die ich erst einmal abgebrochen habe. Wie würdet ihr es finden, wenn ihr von irgendeinem Irren gefilmt und ermordet werdet und dann im Nachhinein sich Leute das Video anschauen und über die "Ästhetik" des Videos oder die "Banalität des Bösen" sinnieren? Ich finde es völlig indiskutabel, sich das als Privatperson anzuschauen und eine weitere Erniedrigung der Opfer, wenn nun die Darstellung ihres Todes analysiert wird. Und dann noch Sätze im Sinne von "das war schon unangenehm zu schauen", als ginge es um einen Horrorfilm. Ich finde, dass solche Videos weder verbreitet noch angeschaut werden sollten aus Respekt vor den Opfern. Ich unterstelle euch keine böse Absicht, aber vielleicht doch mal einen Schritt zurücktreten: War das nötig?
Sie haben das ja nicht als Privatperson gemacht, sondern als Journalisten. Und ich finde eine Analyse darüber a) warum Menschen sich bei einer solchen Aktion so inszenieren wie sie es tun und b) warum diese Art der Aktion eine gewisse Wirkung erzielt völlig legitim. Genauso ist eine Diskussion darüber, wie die Realität mit Darstellungen in Videospielen zu vergleichen ist in meinen Augen angebracht, grad wenn das Thema grad wieder so hochgekocht war.
Und zu einer solchen Analyse gehört dann eben auch welche Ästhetik das ganze hatte.
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