Dwarf Vader hat geschrieben: ↑27. Okt 2019, 14:00
In einem solchen Video nach Sinn zu suchen ist schlicht schizophren. Einerseits weil die eigentliche Sinnlosigkeit völlig offentsichtlich ist und andererseits weil es eben erst durch die Rezeption eine Relevanz bekommt.
Möglich. Wobei das Video ja einen der intimsten Einblicke in die Taten eines solchen Menschen ermöglicht, den es je gab.
Ich kann voll verstehen, was du sagst. Ich hatte wie gesagt auch das Gefühl, dass das ganze ein Eindringen in eine Art Intimsphäre der Opfer war und habe ja daher die Szenen übersprungen, in denen tatsächlich Menschen getötet wurden. Ich denke, jeder von uns hat ziemlich lange mit den Fragen "Will ich das sehen?" und "Sollte ich das sehen?" zugebracht. Wir haben daher ja auch einige Zeit damit zugebracht mal drüber zu sprechen, wie unangenehm dieser Prozess gewesen ist. Ich dachte eigentlich, dass dabei durchgekommen sein müsste, dass wir da viel mit gehadert haben und es auch einiger Arbeit durfte das zu verarbeiten.
Wenn wir aber eben darüber diskutieren, inwiefern hier eine Gaming-Ästehtik angewandt wird, ob ein Täter irgendwie erkennbar von Spielen zu dieser Tat bzw. zumindest zur Inszenierung der Tat inspiriert wurde, ob seine Sprache von Gaming-Communities geprägt sei und sich diese Thesen ja eben daraus speisen, dass andere Journalisten etc das Video gesehen haben, kommt man IMO nicht drum herum, es sich anzusehen.
Man kann natürlich die ganze Diskussion per se ablehnen.
Dwarf Vader hat geschrieben: ↑27. Okt 2019, 14:00Zu allem Überfluss werden einige Codes auch noch falsch eingeordnet. So ist z.B. "cultural appropriation" keine Reminiszenz an Computerspiel Achievements und ihre sprachliche Gestaltung.
Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Es ging darum, dass die Achievements zynische Wortspiele darstellen. Und diese Art von "Gag" findet sich auch in gängigen Achievements. Das war die einzige Verbindung, die IIRC aufgemacht wurde. Den Begriff kennt Christian selbstverständlich und weiß ihn auch einzuordnen.
rammmses hat geschrieben: ↑27. Okt 2019, 13:02
Und dann noch Sätze im Sinne von "das war schon unangenehm zu schauen", als ginge es um einen Horrorfilm.
Wie immer ist es schwierig, eine 2 Std Episode im Detail im kopf zu haben. Aber wenn ich mich nicht täusche, dann habe ich das gesagt und zwar in Bezug auf das bloße Betrachten der Autofahrt zum Tatort. Sprich: Selbst Szenen, die ohne Vorwissen oder Kontext völlig banal und langweilig waren, haben bei mir schon ein flaues Gefühl im Magen verursacht.
Ich muss generell ehrlich zugeben, dass ich mich sprachlich oft von manchen Dingen distanzieren musste. Ich hatte eigentlich einen ziemlichen Kloß im Hals bei den simplen Beschreibungen. Ich hätte eigentlich auch noch ein-zwei Sätze zu den Opfern sagen wollen, die sich mir eingeprägt haben. Von der ermordeten Jana L. habe ich ein Bild gesehen, dass wohl von ihrem Facebook-Account stammte und sie über das ganze Gesicht strahlend mit einem Fan-Plakat auf irgendeinem Konzert zeigt (zusammen mit einer jungen Frau, die vermutlich ein Promi ist, den ich nicht kenne). Das hab ich aber schlicht nicht mehr rausgebracht, weil das emotional in dem Moment zu hart gewesen wäre. Zusammen mit dem Interview mit der Mutter des ermordeten Kevin ist mir das Bild auf dem sie so glücklich aussieht enorm haften geblieben.
Andre