DexterKane hat geschrieben: ↑10. Dez 2019, 13:56die letzten zwei Abende
Yakuza Kiwami gespielt (Steam sagt 6 Stunden) und was soll ich sagen: Ich kapier’s nicht!
Geschmäcker sind unterschiedlich, aber vielleicht kann ich versuchen zu erläutern, was mir so sehr an Yakuza gefällt?
DexterKane hat geschrieben: ↑10. Dez 2019, 13:56Das Spiel besteht aus 3 Bestandteilen: Cutscene, (hakelig) durch die Stadt laufen und Prügeleien. (Ungefähr im Verhältnis 30:20:50)
Hauptmission: Cutscene; Prügelei. Neue Heil-Items kaufen: 100m gelaufen; Random Encounter Prügelei; „Side Story“: 2 min Dialog; Prügelei.
Dazu, yay, Mini Spiele und belangloser Sammel Kram!
Autsch... Du spielst es scheinbar völlig anders, als ich. Yakuza ist für mich wie ein virtueller Japanurlaub, in dem ich mich völlig verlieren kann.
Einfach durch die Straßen von Kamurocho spazieren und gucken, was man so entdecken kann, beschäftigt mich bereits völlig problemlos für zahlreiche Stunden. "Minispiele" sind für mich hier keine Minispiele, sondern Teil des "Lebens" in der Stadt, die ich je nach Lust und Laune verfolge. "Minispiele" ignoriert außerdem, dass diverse der "Mini"spiele ausgewachsene eigene Games sein könnten. Viel Spaß z.B. bei Majonng. In Yakuza 0 hab ich bestimmt 20 Stunden alleine in meine Karriere als Pocket Racer gesteckt und genausoviel in mein Immobilienimperium sowie Management von Hostess Clubs. Auch die Sidestories sind für mich ein wichtiger Aspekt des "Lebens" in Kamurocho. Die Charaktere sowie Ministories finde ich alle zumindest interessant und kreativ. Wie eine große Schachtel Pralinen. Man kann sich gar nicht entscheiden, was man zuerst machen möchte. Wer die Nebenaktivitäten ignoriert, ignoriert ca. 80% des Spiels und einen wesentlichen Grund, der die Reihe so besonders macht.
Die Hauptstories schwanken ein wenig zwischen den Teilen und sind oft voll japanischer Gangster Klischess und Soap Opera Elemente, aber die emotionale Bindung zum Stadtviertel und zu den Hauptcharakteren ist es, die mich durch die Serie zieht. Da die Serie Jahrzehnte überspannt, sieht man auch schön, wie sich das Viertel, die Charaktere und Beziehungsgeflechte über die Jahre hinweg verändern. Haruka (die Ziehtochter von Kazuma) begleitet man bspw. vom Kleinkind in Yakuza Kiwami bis zur jungen Frau von Yakuza 6.
Nach Kamurocho zurück zu kehren, ist für mich wie "nach Hause" zu kommen. Man fühlt sich sofort wohl und möchte wissen, wie es den alten "Freunden" in der Zwischenzeit so ergangen ist und was es neues in der Stadt gibt.
DexterKane hat geschrieben: ↑10. Dez 2019, 13:56Aber ja, ich hatte gehofft ich bekomme eine Art Sleeping Dogs mit kleinerem Budget.
Sleeping Dogs ist GTA mit Asia Anstrich. Yakuza hat damit für mich nur wenig gemeinsam und nutzt seine Offene Welt zudem völlig anders. Yakuza ist für mich eher der spirituelle Nachfolger von Shenmue. Ich mag GTA und Sleeping Dogs sehr, aber die bedienen für mich andere Spielerfahrungen als Yakuza. Sebastian hatte es in seiner Yakuza Folge ganz gut formuliert.
Siehe aber folgende Ausführungen dazu:
Writing in Games: Why Yakuza 0 is a Masterclass in Managing Tone:
https://www.youtube.com/watch?v=8hcAfHlIlY8
Why You Should Play Yakuza (Super Eyepatch Wolf):
https://www.youtube.com/watch?v=m37bFtoKqlk
Why You Should Play Yakuza (Gammalad):
https://www.youtube.com/watch?v=DJVJX6G9cCA
6 Reasons Yakuza Is The Best Game You've Never Played:
https://www.youtube.com/watch?v=jVVXAjshjSY
Jim Sterling: Impressions and Review:
https://www.youtube.com/watch?v=fCaySI6wRm4
Jim Sterling: Yakuza's Open World Is Biggest And Bestest:
https://www.youtube.com/watch?v=DsEDhuDssZw
Wenn du genauer wissen willst, ob Yakuza 0 der bessere Einstiegspunkt wäre (was ich empfehlen würde):
Yakuza 0 Vs Yakuza Kiwami: The Best Starting Point:
https://www.youtube.com/watch?v=mrCOLEJfNEQ
DexterKane hat geschrieben: ↑11. Dez 2019, 11:22Wären die Kämpfe nicht so krampfig (also entweder belanglos oder unendlich langwierig) ginge das Ding deutlich nach oben. Gut, auf die Zufallskämpfe könnte ich komplett verzichten, aber das ist bei jedem anderen Spiel auch so.
Vorsicht mit Aussagen bei einem Monster wie Yakuza nach nur 6 Spielstunden. Die Progression läuft über das gesamte Spiel. Zugegeben, Kiwami bzw. Yakuza 1 hab ich noch nicht gespielt, aber seit Yakuza 3 bis einschließlich Yakuza 0 (und mit der Ausnahme von Dead Souls) fand ich die Kämpfe eigentlich immer großartig und das gilt für mich sowohl für die ersten Spielstunden als auch nach 100 Spielstunden. Hab da immer ein seeehr breites Grinsen auf dem Gesicht und liebe es, die unzähligen Möglichkeiten auszuprobieren, mit der Umgebung zu interagieren und brachiale Finisher auszuüben. Klar könnten sie komplexer sein, aber so ist der Flow einfach besser und es gibt trotzdem noch genug Tiefe und Progression. Besser jedenfalls, als bei Sleeping Dogs oder Shenmue. Zufallskämpfe solltest du übrigens ausschalten können oder zumindest minimieren (jeweils mit nem entsprechenden Item). Hab ich nie genutzt, weil ich zu viel Spaß mit den Kämpfen hatte.
Nachdem Sie es aufgegeben haben, Inhalte für die westlichen Versionen rauszuschneiden oder zu zensieren, sind meine größten verbleibenden Kritikpunkte die ständigen Ladezeiten bzw. -pausen (die grad in früheren Teilen mit der Zeit arg die Nerven strapazieren) und die Präsentation der meisten Dialoge als Textboxen zum öden Durchklicken. Hier wirkt Yakuza ziemlich antiquiert. Wenn ein Divinity Original Sin 2 Sprachausgabe für jeden noch so kleinen Wortfitzel hinbekommt, dann sollte es ein Yakuza erst recht schaffen. Mir würde auch durchgehende japanische Sprachausgabe mit englischen Untertiteln genügen. Aber es stört mich nicht genug, um die Faszination an Yakuza kaputt zu machen.
Wenn du mit den Nebenaktivitäten nix anfangen kannst und das Kampfsystem doof findest, dann ist Yakuza aber in der Tat nix für dich.