Wortreich: Zu Tode gefördert

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Leonard Zelig
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Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Leonard Zelig »

Ziemlich erschreckender Podcast. Da kann man nur hoffen, dass die meisten Studios sich nicht auf diese Förderung verlassen haben und andere Investoren gefunden haben. Besonders absurd klingt die Bedingung, dass die Spiele bis November 2020 fertig sein sollen, aber bisher noch kein Handschlag dafür gemacht werden durfte. Das klappt doch selbst bei einer Verlängerung der Frist um ein paar Monate niemals. In einem Podcast mit Jochen klang es letztes Jahr doch noch so als würde das mit der Förderung fast schon zu leicht gehen. Warum dauert das dann jetzt so lange? Müssen die Anträge nicht nur formal, sondern auch inhaltlich geprüft werden?

Der Podcast hat mir wenig Hoffnung gemacht, dass Deutschland in den kommenden zehn Jahren nicht komplett den Anschluss verliert. Ungeachtet der Inkompetenz von Scheuer und seines Ministeriums, sehe ich es eigentlich als Aufgabe der Kanzlerin die Kompetenzen unter den verschiedenen Ministerien zu verteilen. Aber das hätte eigentlich schon 2013 passieren müssen mit Beginn der dritten Legislaturperiode. Da hätte man noch die Weichen stellen können. Jetzt hinkt man Ländern wie Polen, Schweden, Spanien und Frankreich deutlich hinterher.
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Soulaire
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Soulaire »

"erschreckend" ist das passende Wort dafür. da ist die oft kritisierte Förderung via DCP ja ein Traum dagegen.
tobit
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von tobit »

Die Aussage das die Spiele, oder Prototypen, bis November 2020 fertig seien müssen ist schlicht falsch. Was wäre so gewesen, wenn nicht auch über 2019 hinaus weitere Fördersummen vorhanden gewesen wären (Haushaltsgesetzte etc.). Da nun aber jedes Jahr (zumindest in den nächsten) 50. Mio zur Verfügung stehen kann das Projekt auch über Nov. 2020 laufen. Bei einem positiven Bescheid der Skizze (mehr ist das nicht was man eingereicht hat) bekommt man dann die Gelegenheit den wirklichen Antrag einzureichen und kann daraufhin seinen Zeitplan anpassen.
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Leonard Zelig
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Leonard Zelig »

tobit hat geschrieben: 4. Feb 2020, 15:33 Die Aussage das die Spiele, oder Prototypen, bis November 2020 fertig seien müssen ist schlicht falsch. Was wäre so gewesen, wenn nicht auch über 2019 hinaus weitere Fördersummen vorhanden gewesen wären (Haushaltsgesetzte etc.). Da nun aber jedes Jahr (zumindest in den nächsten) 50. Mio zur Verfügung stehen kann das Projekt auch über Nov. 2020 laufen. Bei einem positiven Bescheid der Skizze (mehr ist das nicht was man eingereicht hat) bekommt man dann die Gelegenheit den wirklichen Antrag einzureichen und kann daraufhin seinen Zeitplan anpassen.
Also in der Reportage steht:

"Hinzu kommt, dass die Projekte bis November dieses Jahres abgeschlossen sein müssen. Dazu haben sich die Antragsteller per Unterschrift verpflichtet. Mit jeder Woche, die vergeht, werden also die Projektpläne schwieriger einzuhalten und ein regelkonformes Abschließen des Projektes unwahrscheinlich. Zumindest dann nicht, wenn gleichzeitig auch noch ein wenig Spielspaß dabei herumkommen soll. Immerhin: hier will das Ministerium wohl gnädigerweise mit sich reden lassen."

https://www.gamespodcast.de/2020/02/04/ ... efoerdert/

Ich kenne den Wortlaut der Verträge nicht und bin auch kein Jurist. Trotzdem hoffe ich mal, dass die Studios nichts dergleichen unterschrieben haben. Dass die nun doch fortgesetzte Förderung sich auf bereits abgeschlossene Verträge auswirkt, klingt nach einer leicht naiven Hoffnung.
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HerrReineke
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von HerrReineke »

Diese Aussage findet sich auch in den FAQ des GAME: https://www.game.de/faq-deminimis-foerderung/

Fände auch spannend, wie genau das formuliert ist, da ich in den Unterlagen auch auf die schnelle nichts dazu finde. Denn bei manchen Projekten stelle ich mir diesen Zeitplan sogar dann ehrgeizig vor, wenn die Bewilligung sofort nach Antrag erfolgt wäre.
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Leonard Zelig
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Leonard Zelig »

HerrReineke hat geschrieben: 5. Feb 2020, 10:57 Diese Aussage findet sich auch in den FAQ des GAME: https://www.game.de/faq-deminimis-foerderung/

Fände auch spannend, wie genau das formuliert ist, da ich in den Unterlagen auch auf die schnelle nichts dazu finde. Denn bei manchen Projekten stelle ich mir diesen Zeitplan sogar dann ehrgeizig vor, wenn die Bewilligung sofort nach Antrag erfolgt wäre.
Danke.

Dort steht:

Wann darf ich mit der Umsetzung meines Projekts beginnen?
Nach Bewilligung der Förderung kann mit der Projektumsetzung begonnen werden.

Wie lange dürfen die Projekte dauern?
Die Projekte müssen bis spätestens 30.11.2020 abgeschlossen sein.
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lnhh
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von lnhh »

Wenn ich ehrlich bin, wirkt mir dieser Beitrag zu elitaer. Woher kommt dieser ausgedrueckte Anspruch auf "gratis" Steuergeld?
Wenn eine Firma sich verkalkuliert hat, Pech, da eilt auch nicht der Staat zur Hilfe (bis auf wenige Ausnahmen). Hat man groessers vor, als man sich leisten kann -> Venture Kapital, Kredit etc.

Vermutlich Filterbubble, aber die Gamingbranche hat aus meiner Sicht irgendwie ein Egoproblem. Diese Kolumne bekraefigt meinen Eindruck da.
Es klingt so, als waere es ohne Foerderung absolut unmoeglich hier ein Gamestudio zum Erfolg zu bringen. Wenn dem so ist, hat die Branche doch noch ein voellig anderes Problem?!

Tausende Arbeitslose Entwickler halte ich fuer masslos uebertrieben. Im Endeffekt sind es immer noch IT Fachkraefte, in allen IT Unternehmen in denen ich bis jetzt gearbeite habe, sowie von Kollegen erfahrenes, gibt es viel zu wenig kompetente Bewerber. Das kann und wird nicht das Problem sein.

Ich meine damit explizit nicht diese verquere Situation der zu langsamen Bearbeitung, das ist komplett banane. Erst versprechen, abhaengig machen dann verkacken ist dreist und dumm.
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Osker
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Osker »

lnhh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 17:53 Woher kommt dieser ausgedrueckte Anspruch auf "gratis" Steuergeld?
Der liebe Wolfgang, sowie viele andere in der Entwicklerbranche, sind leicht kommunistisch angehaucht.
Das Geld anderer ausgeben, oder einen Anspruch darauf zu erheben, gehört eben dazu. No offend.

Ich glaube Fördergelder bringen der deutschen Entwicklerszene gar nichts.
Dem Spieler höchstens noch mehr Sea of Solitudes, oder schlimmer, noch mehr von den man renne als Fuchs, Wolf, Hase durch die Gegend Spiele. Vielleicht auch Trüberbrook 2 im dritten Reich.
Mehr kommt da nicht und kann man momentan auch nicht erwarten.

Immerhin gibt es 4-5 etablierte und erfolgreiche Studios, vielleicht muss das erstmal ausreichen.
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Leonard Zelig
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Leonard Zelig »

lnhh hat geschrieben: 5. Feb 2020, 17:53 Wenn ich ehrlich bin, wirkt mir dieser Beitrag zu elitaer. Woher kommt dieser ausgedrueckte Anspruch auf "gratis" Steuergeld?
Wenn eine Firma sich verkalkuliert hat, Pech, da eilt auch nicht der Staat zur Hilfe (bis auf wenige Ausnahmen). Hat man groessers vor, als man sich leisten kann -> Venture Kapital, Kredit etc.
Wie viele dieser 300 Studios kann man denn "Firmen" nennen? Das sind doch zum Großteil Studenten, die gerade mit der Hochschule fertig sind. Reich wird man mit diesen Beiträgen nicht. Das reicht vielleicht für die WG-Miete und ein paar Lizenzen, aber große Sprünge sind damit nicht drin.

Für ehrgeizigere Pläne muss es private Investoren geben. Aber wer gibt einem Studio Geld, das noch nichts vorzuweisen hat? Und mit dieser Förderung könnten sie beweisen, dass sie Projekte erfolgreich abschließen können.

Meiner Meinung nach müsste es viel mehr Games-Studiengänge an staatlichen Hochschulen geben. Gerne auch komplett in englischer Sprache. Das sollte es sowieso bei viel mehr Bachelor-Studiengängen geben. Diese privaten Unis verlangen hohe Studiengebühren und sind für viele einfach nicht bezahlbar. Aber es muss dann nach der Uni auch eine Infrastruktur geben für die Absolventen. Wenn die deutsche Branche stark genug ist, kann man ja die Förderung zurückfahren.
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Soulaire
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Soulaire »

naja. man kann natürlich auch alles Kulturelle absterben lassen. Theater etc wenn man mit dieser neoliberalen Grundhaltung da ran geht.
Aber das ist auch genau das Problem dieser Förderung. man weiß nicht ob das jetzt eine Kultur-oder Wirtschaftsförderung sein soll?!
Deshalb bringen Fördergelder in dieser Form rein gar nichts. Schon gar nicht wenn Multimilliarden-Unternehmen wie Ubisoft oder EA das meiste davon abstauben....
lnhh
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von lnhh »

Leonard Zelig hat geschrieben: 5. Feb 2020, 23:09 Für ehrgeizigere Pläne muss es private Investoren geben. Aber wer gibt einem Studio Geld, das noch nichts vorzuweisen hat? Und mit dieser Förderung könnten sie beweisen, dass sie Projekte erfolgreich abschließen können.
Und wer gibt Startup X das Geld? Ist doch unabhaengig von der Branche ueberall das gleiche Problem.
Und "alle" anderen kriegen es doch auch hin? Dann gehe ich mit meiner anscheinend ach so genialen Business Idee zur Bank - woher gibt es sonst alle die anderen Gewerbe ueberall? Kriegt ja nicht jeder Friseur ne Foerderung vom Staat.

Verstehst du was ich meine? Warum meint gerade die Gamesbranche, dass sie hier ne extra Behandlung braeuchten? Bisschen ueberspitzt natuerlich, gibt ja auch kleinere Foerderungen wie Gruenderhilfe etc - ist aber weit weg von den Summen die hier ausgeschuettet werden sollen.

Wenn Studio X es mit seiner Idee nicht hinkriegt wirtschaftlich zu operieren, ist die Idee vielleicht auch einfach scheisse?
Dann mach ich auch meine Baeckerei mit Friseur in der Ecke auf. Koennte klappen, kann mich ja mal fuer 200k + moegliche weitere Foerderung anmelden.

Oh ist doch ne scheiss Idee? Naja, ups :ugly: Naechste tolle Idee.
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Decius
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Decius »

Kunst muss gefälligst dem Kommerz dienen. Ayan Rand wäre stolz auf dich. Genau das soll eben mit solchen Förderungen abgefedert werden, egal ob die Empfänger "kommunistisch angehaucht" sind oder nicht.
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ingonaut
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von ingonaut »

Ich habe den Podcast noch nicht gehört, daher beziehe ich mich auf die Kommentare in diesem Thread.Kurz: Ich verstehe die Aufregung hier im Forum nicht so ganz. (kurz zu mir: ich habe ein paar Jahre im Kontext staatl. Fördermittel gearbeitet /bzw. arbeite noch)

So wie ich das lese, handelt es sich um eine Übergangsförderung des Bundes, bis die EU-Förderung an den Start geht. Daher die geringe Förderhöhe und der kurze Zeitraum.

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Die De-minimis Beihilfe für Förderbeträge bis zu 200.000 Euro dient als Lückenschluss bis zum Start der EU-notifizierten Computerspieleförderung per Kulturtest.
https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales ... erung.html

Parallel passiert ja folgendes:

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Diese Förderrichtlinie stellt den Schwerpunkt der Computerspieleförderung des Bundes dar. Gegenwärtig erfolgen die inhaltliche Abstimmung und die Einleitung des Notifizierungsprozesses durch die Europäische Kommission. Nach den Vorgaben der Europäischen Kommission muss ein Computerspiel einen Kulturtest bezüglich des Spielinhalts und des kulturellen Hintergrunds als Fördervoraussetzung bestehen.
https://www.bmvi.de/DE/Themen/Digitales ... erung.html

Die Förderhöhe hängt ja wiederum auch mit dem Charakter der Förderung zusammen, eben dem "Deminimis". Wäre die Fördersumme höher, wäre sehr wahrscheinlich die Antragstellung aufwendiger und würde länger dauern - eben weil die EU dann involviert ist.

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EU-Mitgliedsstaaten können Beihilfen an ein Unternehmen von maximal 200.000 EUR innerhalb von drei Steuerjahren vergeben, die aufgrund ihres vergleichsweise geringen Volumens nicht von der EU genehmigt werden müssen. Beihilfen beziehungsweise Subventionen, die über diese Summe hinaus gehen, bedürfen der Genehmigung durch die Europäische Kommission, da sie sich wettbewerbsverzerrend auswirken können.
Deminimis ist nicht Gaming-Spezifisch sondern soll Wettbewerbsverzerrung durch staatl. Förderungen verhindern. Das finde ich hier richtig und auch nachvollziehbar.

Und wenn ich das richtig verstehe, geht es hier auch entweder um kleine Projekte oder sogar Prototypen. Hier gibt es übrigens eine Liste der Projekte inkl. Fördersumme: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artik ... jekte.html
Hier sieht man auch, dass es sich ausschließlich um GmbHs und UGs handelt, "irgendwelche" Hobbyentwickler werden nicht gefördert.

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Nicht antragsberechtigt sind:
Privatpersonen, projektbezogene Gründungen, Unternehmen ohne vollzogene Gründung, gewerbliche Firmen ohne nachweisbaren Umsatz und Gesellschaften bürgerlichen Rechts.
https://www.game.de/faq-deminimis-foerderung/

Und gerade wegen des kurzen Förderzeitraums sind 200k doch gar nicht mal so wenig. Ziel ist es eben nicht das nächste Modern Warfare/Assasin's Creed/Anno zu fördern. Daneben darf man auch andere öffentliche Förderungen nutzen, was übrigens nicht der Standard ist. Die 200k müsssen auch nicht zurückgezahlt werden, sind also "geschenktes Geld". Und außerdem zur Höhe: Es muss ja auch ein Eigenanteil vorgezeigt werden., Nehmen wir also an, das Unternehmen braucht die 200k muss es ja einen entsprechenden Eigenanteil überhaupt leisten können:

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Der Anteil der Förderung an der Gesamtfinanzierung (Förderquote) kann je nach Unternehmensgröße zwischen 50 bis 70 Prozent betragen.
Die Standardförderquote liegt bei 50 Prozent, kleine Unternehmen (und Start-ups) können 20 Prozent, mittlere Unternehmen einen zusätzlichen Bonus von 10 Prozent erhalten.
https://www.game.de/faq-deminimis-foerderung/

Ich finde, das ist in der Zielgruppe eine ziemlich spitz ausgestaltete Förderung. Aber als Übergang halte ich das für absolut okay. Sie bereitet die Unternehmen - imho - darauf vor, zu der EU-Förderung dann erfolgversprechende Anträge zu stellen, weil das Projekt dann bereits einen gewissen Level hat (Prototyp-Status) oder man mit einem kleinen Projekt zeigen kann, dass man generell in der Lage ist, Spiele zu fertigen und so wiederum die Förderwahrscheinlichkeit bei der EU-Förderung steigt.

Code: Alles auswählen

Wenn zunächst die Projektphase „Prototyp“ gefördert wurde, darf später die eigentliche Produktion des Spiels beantragt werden. 
https://www.game.de/faq-deminimis-foerderung/

XXXX

Ich habe gerade ein wenig in den Podcast reingehört. Ein Kommentar dazu:

Projektträger DLR:
Es ist üblich, dass Ministerien nicht selber über Förderzusagen "entscheiden" oder die Verwaltung dieser nicht selber durchführen, sondern einen sog. Projektträger einsetzen, der sich um diese Verwaltung, Einschätzung sowie Fragen & Antworten kümmert. Das kann z.B. der Projektträger Jülich sein oder auch der von Wolfgang genannte DLR. Das ist halt einfach ein Geschäftsfeld dieser Organisationen, hat aber nicht mit inhaltlicher Ausrichtung der Förderung zu tun. Und am Ende empfiehlt der Projektträger dem Ministerium dann die Projekte, die gefördert werden sollen. Dieser Empfehlung folgt das Ministerium dann normalerweise. Das hat überhaupt gar nichts mit Notfall, Schnellschuss o.ä. zu tun.

Was Wolfgangs Argument bzgl. des Nutzens von Games angeht... nun, bei Forschungsförderung weiß man auch nicht, was der Outcome (egal welcher) sein wird. Da ist es also von der Ausrichtung ähnlich. Das halte ich daher für gar kein Kriterium.

Die Abqualifizierung der Verwaltungsangestellten/Sachbearbeiter finde ich mutig, weil Wolfgang die Personen und ihre Qualifikationen nicht kennt, es ist also eine Unterstellung. Die mag vielleicht zutreffen, seine genannten Indizien bzgl. der Nachfragen zu der Notwendigkeit eines Leveldesigners klingen schlüssig, aber ich finde das dennoch - das ist bei Wolfgang leider häufig so - unverschämt, weil eben mutmaßlich. Und in dem Zusammenhang: So wie sich die Förderung für mich von außen darstellt, kann es doch sogar sein, dass für einen Prototyp bestimmte Positionen im Unternehmen eben vllt. gar nicht besetzt sein müssen. Vielleicht war der Antrag auch schlecht geschrieben oder nicht aussagekräftig genug. Daher kamen Nachfragen. Die sind doch übrigens auch besser, als wenn wegen Uneindeutigkeit eine Ablehnung käme - was eine zeitlang durchaus auch Praxis war.

Es kann sein, dass Wolfgang in vielen Punkten recht hat, aber seine Art und Weise, Kritik zu äußern.... schwierig. Fällt mir schwer da zuzuhören. Mir ist das zu wenig sachlich und schiebt eine mögliche Diskussion direkt auf ein Level, wo es den Verteidigern der Förderung - aufgrund der teils persönlichen Angriffe - schwer fallen dürfte sachlich zu bleiben. Das hilft am Ende niemandem. Von daher würde mir zunächst eine sachliche Darstellung (z.B. Gespräch zwischen Entwickler und Fördergeber mit Moderation) und daran angeschlossenem Kommentar besser gefallen. Dann könnte sich jeder Hörer zunächst ein eigenes Bild über die Sachlage machen. So ist das nur mit eigener Recherche möglich. Das kann man zwar verlangen, das Menschen das tun, aber das ist nun auch eher normativ gedacht.

Von daher, schade... ich werde mit Wolfgang inhaltlich nicht mehr warm. Dabei waren seine ersten Auftritte zusammen mit Jochen zum Thema Spieleentwicklung noch wirklich gut.
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DickHorner
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von DickHorner »

Soulaire hat geschrieben: 5. Feb 2020, 23:10 naja. man kann natürlich auch alles Kulturelle absterben lassen. Theater etc wenn man mit dieser neoliberalen Grundhaltung da ran geht.
Kulturbetrieb kannst Du nicht mit gewinnorientierten Firmen über einen Kamm scheren, ja ich weiß, Kunst und so, aber es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe.
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Soulaire
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Soulaire »

DickHorner hat geschrieben: 6. Feb 2020, 14:09
Soulaire hat geschrieben: 5. Feb 2020, 23:10 naja. man kann natürlich auch alles Kulturelle absterben lassen. Theater etc wenn man mit dieser neoliberalen Grundhaltung da ran geht.
Kulturbetrieb kannst Du nicht mit gewinnorientierten Firmen über einen Kamm scheren, ja ich weiß, Kunst und so, aber es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe.
es gibt auch games die auf Markforschung etc nichts geben und einfach ihre persönliche Vision verwirklichen wollen. zeigt aber wie weit der Weg noch sein wird für dieses Medium. man sagt zwar dass Spiele auch Kunst sein können, aber man behandelt sie eben oft als das glatte Gegenteil
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Soulaire
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Soulaire »

DickHorner hat geschrieben: 6. Feb 2020, 14:09
Soulaire hat geschrieben: 5. Feb 2020, 23:10 naja. man kann natürlich auch alles Kulturelle absterben lassen. Theater etc wenn man mit dieser neoliberalen Grundhaltung da ran geht.
Kulturbetrieb kannst Du nicht mit gewinnorientierten Firmen über einen Kamm scheren, ja ich weiß, Kunst und so, aber es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe.
und Kunstgewerbe sind per Definition Obejekte die in Serie produziert werden. Ein Spiel wird aber nur einmal programmiert und designt, genau wie ein Film nur einmal gedreht und geschnitten wird.
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Osker
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Osker »

Soulaire hat geschrieben: 6. Feb 2020, 18:18
DickHorner hat geschrieben: 6. Feb 2020, 14:09
Soulaire hat geschrieben: 5. Feb 2020, 23:10 naja. man kann natürlich auch alles Kulturelle absterben lassen. Theater etc wenn man mit dieser neoliberalen Grundhaltung da ran geht.
Kulturbetrieb kannst Du nicht mit gewinnorientierten Firmen über einen Kamm scheren, ja ich weiß, Kunst und so, aber es gibt einen Unterschied zwischen Kunst und Kunstgewerbe.
es gibt auch games die auf Markforschung etc nichts geben und einfach ihre persönliche Vision verwirklichen wollen. zeigt aber wie weit der Weg noch sein wird für dieses Medium. man sagt zwar dass Spiele auch Kunst sein können, aber man behandelt sie eben oft als das glatte Gegenteil
Eine Firma kann ja gerne ihre Vision umsetzen, halte ich sogar für gut und wichtig. ABER...
Man sollte nicht so arrogant sein fremdes Geld einzustreichen um dann damit völlig am Markt oder am Kunden vorbei zu entwickeln.
Ist eigentlich klar, oder?
Die Firma soll ja zukünftig auf eigenen Beinen stehen, vielleicht sogar Arbeitsplätze schaffen, und nicht permanent alimentiert werden.

Wo ich diese Auflistung gerade gesehen habe, ...
ingonaut hat geschrieben: 6. Feb 2020, 13:07 Hier gibt es übrigens eine Liste der Projekte inkl. Fördersumme: https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artik ... jekte.html
Ganz ehrlich, ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll.
Jump&Runs, Puzzlespiele, Pixeloptik.
Sind die zigsten Kopien von Kopien noch Kunst?
Gibt es einen Markt dafür, mit dem man genügend Einnahmen generiert, um davon zu leben?
Haben die Entwickler überhaupt ein wirtschaftliches Mindset?
Ich meine das wirklich nicht böse, ich verstehe diese "Newcomer" Branche einfach nur nicht. :think:
Und wie kann man einer Firma 200.000 Euro Steuergelder geben damit diese es dann leichter hat ein Jump&Run zu entwickeln? :lol:
Ich peils nicht und will es auch gar nicht verstehen, das ist mir alles zu Weltfremd.
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Gonas »

Osker hat geschrieben: 7. Feb 2020, 12:54 Ganz ehrlich, ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll.
Jump&Runs, Puzzlespiele, Pixeloptik.
Sind die zigsten Kopien von Kopien noch Kunst?
Gibt es einen Markt dafür, mit dem man genügend Einnahmen generiert, um davon zu leben?
Haben die Entwickler überhaupt ein wirtschaftliches Mindset?
Ich meine das wirklich nicht böse, ich verstehe diese "Newcomer" Branche einfach nur nicht. :think:
Und wie kann man einer Firma 200.000 Euro Steuergelder geben damit diese es dann leichter hat ein Jump&Run zu entwickeln? :lol:
Ich peils nicht und will es auch gar nicht verstehen, das ist mir alles zu Weltfremd.
Warum sollte es die "zigste Kopie von Kopie" sein? Das können wir doch anhand solcher Begriffe noch kein Stück bewerten. Ein Jump&Run kann theoretisch ein innovatives Meisterwerk sein.

Was sollten sie denn deiner Meinung nach entwickeln?

Klar, muss es nicht, auch kann es gut sein, dass manche kein wirtschaftliches Mindset haben. Fände ich auch nicht wild. Wenn die Studios ihr Werk dann als Kunstwerk sehen und halt für wenige Liebhaber entwickeln hat die Kulturförderung ja auch geklappt.

Fand von den oben von dir erwähnten Spielen auch mindestens Sea of Solitude kulturell durchaus bereichern. Insgesamt als Spiel nicht genial, aber ok. Ich habe das Gefühl du scheinst ganze Genres mit 'braucht keiner' Stempeln zu versehen.
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ingonaut
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von ingonaut »

Osker hat geschrieben: 7. Feb 2020, 12:54 Ganz ehrlich, ich weiß nicht so recht was ich davon halten soll.
Jump&Runs, Puzzlespiele, Pixeloptik.
Sind die zigsten Kopien von Kopien noch Kunst?
Gibt es einen Markt dafür, mit dem man genügend Einnahmen generiert, um davon zu leben?
Haben die Entwickler überhaupt ein wirtschaftliches Mindset?
Ich meine das wirklich nicht böse, ich verstehe diese "Newcomer" Branche einfach nur nicht. :think:
Und wie kann man einer Firma 200.000 Euro Steuergelder geben damit diese es dann leichter hat ein Jump&Run zu entwickeln? :lol:
Ich peils nicht und will es auch gar nicht verstehen, das ist mir alles zu Weltfremd.
Okay, obwohl du es ja eigentlich nicht verstehen willst ;) - hier mal meine Replik, schon weil ich mich freue, dass du auf meinen Beitrag eingehst. :D

"Etablierte" Gafik, Mechanik
Ja, vermutlich sind es zumindest in ihrer Darstellung und Mechanik etablierte Konzepte. Müssen es daher direkt Kopien sein? Gerade im Indiebereich gibt es doch zahlreiche tolle Spiele in Pixeloptik, die im kern Jump'n'Runs sind. Nur weil dieser Stil kopiert wird, muss das doch nicht schlecht sein. Im Triple-A-Bereich ist es ja auch nicht anders #openworld. Und auch bei Serien und Filmen werden immer wieder die gleichen Konzepte wiederholt. Aber immer wieder gibt es halt diese kleinen veränderungen, die einen Film sehenswert machen. Und ja, Kunst funktioniert so, dass man Dinge auch ändert. Schau dir in der Musik an, wie Musik aus den 60ern gesampelt und in neue Kontexte gesetzt wird. Oder aus Filmschnipslen Memes werden. Und davon ab: Spiele müssen ja nicht immer Kunst sein.

Markt & Wirtschaftlichkeit
Ob es dafür einen Markt gibt? Nun, das werden die Unternehmen ja rausfinden. Das ist das Risiko, was sie eingehen und das wird durch die Förderung leicht gemildert. Und dadurch, dass sie sich an etablierte bestenfalls gefragte Konzepte ranmachen, Grafikvarianten nehmen, die in der Erstellung nicht so teuer sind wie ausgefeilte 3D-Modelle, agieren sie durchaus wirtschaftlich. Denn für diese gibt es ja offensichtlich einen Markt. Gerade als kleines Unternehmen ist das Risiko ziemlich groß, etwas komplett Neues zu machen. Da ist dann nämlich das Produkt eine Hypothese, dass sie auch genutzt werden will.

Newcomer
Es müssen ja keine Newcomer-Unternehmen sein. Das ist nicht gefordert. Die Unternehmen haben vielmehr die Chance, einen Prototypen zu entwickeln. Wenn der gut fiunktioniert, können sie ja dann mehr Geld von der EU beantragen.

Steuergelder, weltfremd
Nun, hier stellst du natürlich generell das System staatl. Förderung in frage. Du schreibst (ich meine das weder aggressiv noch böse), dass dir diese Art Spiele nichts geben. Genauso könntest du sagen, dass du die mit Fördergeldern gebaute Brücke in Pusemuckel ja nicht nutzt, oder dass du die Förderung von Landwirtschaftlichen Erzeugnissen missbilligst... Das liegt doch sehr im Auge des Betrachters. Weil ich in der Branche nicht drin stecke, will ich mir nicht anmaßen zu beurteilen, ob es diese Förderung tatsächlich braucht, mein Bauchgefühl sagt mir aber, dass Förderung generell von Gamingstudios durchaus hilft - z.B. in Bezug auf die Schaffung von Arbeitsplätzen.


****
nochmal zu Wolfgang und der Sinnhaftigkeit von Fördergeldern
ich weiß nicht, ob diese Förderlinie wirklich sinnvoll ist, denn es gibt durchaus Förderlinien in Deutschland, die ziemlicher Quark sind - sowohl in ihrer Ausgestaltung, als auch ihrer Höhe. Das kann jemand aus der Branche - wie Wolfgang - viel besser beurteilen.

Aber die generelle Charakteristik von Fördergeldern allgemein ist auch nicht so zementhaft, wie sie hier auf den Websiten oder im Podcast erscheint. Bspw. moniert Wolfgang, dass einige Entwickler noch keine Zu-/absage haben. Das ist aus meiner Sicht hier tatsächlich schwierig, weil das Enddatum der Förderung November ist. Nur ist es aber nicht unüblich, dass solche Endtermine auch verschoben werden können.

So wie es bei der darauf folgenden EU-Förderung nicht so ist, dass es nur einen Einreichungstag für die Bewerbung zur Förderung geben muss. Vielleicht ist das jederzeit möglich oder quartalsweise. Dann würde diese Förderlinie dem ähneln, was bei Forschungsförderungen teilweise passiert. Wenn man da eine sehr ausführliche Bewerbung einreichen muss, dann bekommt man diese teilweise auch gefördert/finanziert. So könnte das sich zu einer Förderlinie entwickeln, die nur dazu da ist, die europäische Förderung zu gewinnen. Und wenn das eintritt würde es dem Gaming-Wirtschaft-Standort ja wieder zugute kommen.
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Axel
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Re: Wortreich: Zu Tode gefördert

Beitrag von Axel »

Osker hat geschrieben: 7. Feb 2020, 12:54 Gibt es einen Markt dafür, mit dem man genügend Einnahmen generiert, um davon zu leben?
Sagen Dir Spiele wie Shovel Knight, Blossom Tales oder Stardew Valley was? ;) :ugly:
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