COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Klingt unschön, gerade wenn man einen neuen Job antritt.
Mich trifft es bislang in ähnlicher Höhe, aber aus komfortablerer Position (ich habe im letzten Jahr einen Aktienbonus für besondere Leistungen und als Ausgleich für eine aus Budgetgründen ausbleibende Beförderung bekommen - der ist jetzt dann gleich mal 40% weniger wert; aber zumindest mein Gehalt bekomme ich normal weiter, weil Home Office kein Problem ist).
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TheGameOli
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von TheGameOli »

Hmm also wenn man sich das hier alles so durchliest ist es schon erschreckend was einigen so widerfährt;(

Im Moment fühl ich mich ja schon wie so ein Alien der nicht hier her gehört🙈
Bin nach meinem Urlaub gestern wieder zur Arbeit gegangen und stand heute ist es bei uns im Betrieb "relativ" normal.
Relativ heißt, das es einiges an Maßnahmen gibt die aber nicht nur vertretbar sondern schon nachvollziehbar sind.
Auch zu Hause, in der Nachbarschaft und in unserem Supermarkt ist es sehr unaufgeregt und vieles scheint einfach seinen normalen Gang zu gehen.
Natürlich hoffe ich inständig das es bei uns so bleibt, aber mein Verstand sagt mir das es Rasant in die andere Richtung gehen kann. Bis dahin hoffe ich einfach noch weiter zur Arbeit gehen zu dürfen.

Ich hoffe jedenfalls das der Sebastian gesund und munter aus Japan zurückkehrt (wann immer das ist 🤪)
Ich hoffe auch das ALLE Pflegekräfte "durchhalten" und danach von der Regierung fur ihren Wahnsinns Einsatz belohnt werden.
Und das alle anderen irgendwann wieder ein "normales Leben" führen können.

Ich jedenfalls werde mir nicht alle newS und Informationen durchlesen, anhören oder anschauen sondern nur in eine gesunde Dosis.
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Kesselflicken
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Kesselflicken »

Für die Kommunen ist es derzeit schwer am Ball zu bleiben. Kaum hat man einen groben Plan, wie man die aktuellen Maßnahmen umsetzen und kontrollieren könnte, schießen Bund und Länder schon neue hinterher. Obwohl ich bei uns doch gerade sehr positiv überrascht bin, wie gut der Laden in einer Krise zusammenarbeitet. Die Kommunikation zwischen den Ämtern klappt zumindest meinem Gefühl nach wesentlich besser als sonst. Dem ist bestimmt auch zuträglich, dass wir heute alle Verwaltungshäuser dicht gemacht haben und so der Bürgerverkehr sehr runtergefahren ist. Die Leute müssen sich jetzt vorab einen Termin besorgen oder vor der Tür anrufen, ob sie kurz reinkommen können. :) Also kurzfristige Termine sind schon noch möglich.

Es ist nur etwas frustrierend wenn einen die Presse und Bürgerinnen und Bürger ständig fragen, wie es weitergeht und man einfach keine seriöse Einschätzung geben kann. Dafür ist die Situation noch zu dynamisch.
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Chemnitz macht ab Donnerstag alles dicht. Sämtliche Ämter, Rathaus, usw. ebenfalls. Sollte man was mit einem Amt besprechen wollen, soll man ins Internet. Oder anrufen. Was machen Menschen ohne Internet? Gerade in der älteren Generation ja durchaus noch anzutreffen. Oder bei Menschen, die extrem wenig Geld haben. Und anrufen... Sag das mal jemanden, der gehörlos ist.

Es ist mal wieder so garnicht durchdacht. Was, wenn das jetzt nun wirklich länger als ein Monat anhält? Soll solange alles stillstehen? Und ich finde auch das Zeichen in die Bevölkerung katastrophal, wenn nun auch alle kommunale Verwaltungen, vom Sozialamt bis zum Gesundheitsamt, für die Bürger verschlossen sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass das noch mehr zur Panik beiträgt und sich die Leute allein gelassen fühlen. Auch wenn man die Stellen ja sonst kaum bis nicht benutzt. Einfach das Gefühl zu haben, dass sie da sind, ist nicht unerheblich. Und wenn das jetzt mehr als wenige Wochen anhält. Ich weiß ja nicht...
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

Andre Peschke hat geschrieben: 17. Mär 2020, 13:45
Terranigma hat geschrieben: 17. Mär 2020, 13:42 Andernfalls wäre sicherlich auch ratsam ggf. in den folgenden Tagen die "soziale Distanzierung" auch auf Medien und insb. Soziale Medien auszuweiten. Mehrmals täglich den aktuellen Stand der Dinge zu rezipieren tut dem emotionalen Wohlbefinden sicherlich auch nicht gut und hilft nicht dabei einen ruhigen Kopf zu bewahren.
Gut möglich... meine Vermutung wäre aber, dass die Bewältigungsstrategien sehr individuell ausfallen. Den einen wird der Nachrichtenkonsum und fortlaufendes Informiertbleiben ein Gefühl von Kontrolle vermitteln. Den anderen, wird es kirre machen.

Muss ich Ines mal fragen, ob sie da Tipps hat.

Andre
Da will ich mal kurz einhaken. Ich finde es tatsächlich auch sehr kontraproduktiv sich die ganze Zeit damit durch die Medien zu beschäftigen. Ich hör das Argument "Ich weiss lieber über alles genau bescheid, Unwissenheit macht mich nur noch mehr verrückt" öfters. Aber ich finde man sollte sich dann mal selbst ernsthaft hinterfragen wann man zum letzten Mal nach den Konsum von einschlägigen Nachrichten in den Medien oder Besuch von Foren/Social Media beruhigter war als vorher. Das wird wahrscheinlich so gut wie nie der Fall sein.

Ich versteh den Wunsch nach Kontrolle durch Information sehr wohl. Nur wird das so gut wie nie wirklich auch eintreffen. Man sollte abseits davon auch sehr auf die Qualität der Information achten. Was Nachrichtenkanäle wie NTV den ganzen Tag wiederkäuen halte ich für schädlich. Was auf Social Media geteilt wird um so mehr. Man hat von all den Infos im Prinzip keinen geistigen Nutzen. Eine Freundin von mir leidet auch sehr unter Angststörungen, aber anstatt sich zu schützen was tut sie? Sich den ganzen Tag auf Twitter und anderen Medien pausenlos mit diesen Infos zuballern. Da werden ja selbst stabile Leute vollkommen kirre.

Meine Meinung ist: Es langt völlig sich einmal am Tag eine halbe Stunde News reinzuziehen. Alles wirklich relevante wird man in dieser halben Stunde erfahren. Wenn es wirklich einschneidende, wichtige neue Dinge gibt die man wissen muss, dann wird man das in dieser halben Stunde auf die ein oder andere Weise mitkriegen. Alles andere sind nur Zusatzinfos, im besten Fall nice to know, aber im Regelfall Ballast der nur zusätzlich belastet.
zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

Engagiert sich hier eigentlich jemand schon für ältere oder sonst gefährdete Nachbarn, indem er Versorgungsgänge unternimmt o.ä.?
Das Robert Koch Institut empfiehlt ja durchaus noch mehr als Verzicht und Rückzug:
Privater Bereich und Öffentlichkeit

zu Hause bleiben, wann immer möglich; Zimmer regelmäßig lüften
nicht notwendige Reisen absagen oder verschieben
möglichst nur für Versorgungsgänge rausgehen; Abstand von 1 bis 2 m zu anderen Personen halten
private Kontakte auf das Notwendigste reduzieren bzw. Möglichkeiten ohne direkten/persönlichen Kontakt nutzen (Telefon, Internet etc.)
Risikogruppen durch Familien- und Nachbarschaftshilfe versorgen; aktiv Hilfsangebote machen
Umgang mit Erkrankten im Haushalt festlegen (Schlafen und Aufenthalt in getrennten Zimmern; Mahlzeiten getrennt einnehmen; räumliche Trennung von Geschwisterkindern)
gemeinschaftliche Treffen/Aktivitäten absagen (Vereine, Sportgruppen, größere private Feiern)
enge Begrüßungsrituale vermeiden (Küsschen, Händeschütteln)"

Quelle: https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/N ... erung.html
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Wudan hat geschrieben: 17. Mär 2020, 19:47 Da will ich mal kurz einhaken. Ich finde es tatsächlich auch sehr kontraproduktiv sich die ganze Zeit damit durch die Medien zu beschäftigen. Ich hör das Argument "Ich weiss lieber über alles genau bescheid, Unwissenheit macht mich nur noch mehr verrückt" öfters. Aber ich finde man sollte sich dann mal selbst ernsthaft hinterfragen wann man zum letzten Mal nach den Konsum von einschlägigen Nachrichten in den Medien oder Besuch von Foren/Social Media beruhigter war als vorher. Das wird wahrscheinlich so gut wie nie der Fall sein.
Nun, mein Argument war ja nur, dass der Umgang damit individuell ausfallen dürfte. Dass das für jemanden der unter Angststörungen leidet nicht ideal ist - sehr gut vorstellbar.

Persönlich habe ich den Eindruck, mein Interesse an dem Thema trägt dazu bei, dass ich sehr entspannt bin. Aber vielleicht wäre ich das so oder so - das kann ich natürlich schlecht beurteilen. Vielleicht ist es auch meine Medien-Diät: Mein Facebook-Feed ist wohlkuratiert und ich lese sonst keinerlei Social Media. Twitter existiert für mich praktisch nicht. Und ansonsten höre ich den NDR-Podcast, lese die New York Times und schaue hier und da Sendungen der ÖR oder lese mal eine verlinkte Studie.

Das man sich von Social-Media fernhalten sollte, so generell... wäre aus meiner Sicht eine andere Diskussion. Es geht ja um Information. :D

Ich verstehe euren Punkt übrigens vollkommen. Ich habe nur Zweifel, ob man es so absolut formulieren kann.

Andre
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Kesselflicken
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Kesselflicken »

Axel hat geschrieben: 17. Mär 2020, 19:33 Einfach das Gefühl zu haben, dass sie da sind, ist nicht unerheblich. Und wenn das jetzt mehr als wenige Wochen anhält. Ich weiß ja nicht...
Verständlich. Die gleichen Bedenken hatten wir auch bei uns. Letzte Woche haben wir auch noch gesagt: "Wir bleiben offen, sonst verstärken wir nur noch die Unsicherheit." Es wurde uns dann aber vom Land doch sehr deutlich nahe gelegt, dass wir die Gebäude dicht machen sollen. Und wenn man konsequent mögliche Infektionsherde ausschließen will, dann sind die Verwaltungen halt auch fällig. Gerade die Wartebereiche vor dem Einwohnermeldeamt oder der Wohngeldstelle müssen sich in Punkto Ansteckungsgefahr vor keinem Wartezimmer einer Arztpraxis verstecken. Ist dann halt wieder ne Abwägungsfrage und in Anbetracht der anderen Maßnahmen imo angemessen. Wenn sich bei uns dann wirklich 100 Menschen am Tag infizieren haben wir ja auch nichts gewonnen.

Lässt sich mit Chemnitz als kreisfreie Stadt natürlich nur begrenzt vergleichen. Ein Gesundheitsamt haben wir beispielsweise nicht, da das beim Landkreis angesiedelt ist.

Wir können nur versuchen durch deutliche Hinweise an den Eingängen möglichst hohe Transparenz zu schaffen. Aktuell stehen an unseren Türen halt fast alle Telefonnummern dran, was auch für Unmut bei einigen Kolleginnen und Kollegen gesorgt hat.
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HerrReineke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

zackzackab hat geschrieben: 17. Mär 2020, 19:52 Engagiert sich hier eigentlich jemand schon für ältere oder sonst gefährdete Nachbarn, indem er Versorgungsgänge unternimmt o.ä.?
Das Robert Koch Institut empfiehlt ja durchaus noch mehr als Verzicht und Rückzug:
Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus mit ein paar älteren Nachbar_innen und haben deshalb schon die Tage nen Zettel ausgehangen, dass wir für die die Besorgungen übernehmen würden. Haben darauf auch sehr viel positive Rückmeldungen erhalten. Meine Frau hat sich auch noch in verschiedenen Foren und Listen eingetragen, damit sich auch Nachbarn außerhalb unseres Wohnblocks melden können. Bin noch sehr gespannt, wie stark das angenommen werden wird. Manche bedanken sich zwar extrem für die Hilfsbereitschaft, wollen sich aber selbst nicht helfen lassen, "weil sie ja noch gesund sind" - das Konzept dieses Hilfsangebots wurde da noch nicht immer ganz verstanden :roll: Aber mit ein wenig Zureden und Überzeugung kann man da teilweise auch ein wenig mehr Selbstschutzbewusstsein bei den Menschen wecken :lol:
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LegendaryAndre
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von LegendaryAndre »

HerrReineke hat geschrieben: 17. Mär 2020, 20:50 Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus mit ein paar älteren Nachbar_innen und haben deshalb schon die Tage nen Zettel ausgehangen, dass wir für die die Besorgungen übernehmen würden. Haben darauf auch sehr viel positive Rückmeldungen erhalten. Meine Frau hat sich auch noch in verschiedenen Foren und Listen eingetragen, damit sich auch Nachbarn außerhalb unseres Wohnblocks melden können. Bin noch sehr gespannt, wie stark das angenommen werden wird. Manche bedanken sich zwar extrem für die Hilfsbereitschaft, wollen sich aber selbst nicht helfen lassen, "weil sie ja noch gesund sind" - das Konzept dieses Hilfsangebots wurde da noch nicht immer ganz verstanden :roll: Aber mit ein wenig Zureden und Überzeugung kann man da teilweise auch ein wenig mehr Selbstschutzbewusstsein bei den Menschen wecken :lol:
Das hat sich inzwischen bei mir im Haus auch rasch geändert! Die älteren Damen (in etwa zwischen 70 und 85) haben erwachsene Kinder und Enkelkinder die nun Zeit haben sich um Einkäufe zu kümmern und alle anderen die etwas jünger sind, wollen keine Hilfe. Mittlerweile glaube ich dass bei mir alle bereits einen Vorrat angehäuft haben und nur mehr einkaufen gehen wenn es nötig ist. Von den Nachbarn sehe oder höre ich kaum jemanden. Dafür tratschen die Busfahrer bei der Endstation, die nun längere Pausen haben. Ihre Laune ist sogar besser als sonst, wie mir scheint! ;) Vereinzelt spazieren Personen ganz alleine an meinem Haus vorbei, ein Phänomen das ich zuletzt beim Start von Pokemon Go! beobachten konnte. Nur dieses Mal spielen sie nicht, sondern telefonieren häufig mit jemandem.

Ich selbst bewege mich bei Shadow of The Tomb Raider virtuell durch den Dschungel oder durch das unheimliche Gebäude bei Control (PS4) oder durch die Welt von The Witcher 3, This War of Mine und XCOM 2: War of the Chosen. Ich kann mich sehr schwer entscheiden. Ihr seht, man kann auch solche Probleme haben. ;)
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Model
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Model »

Terranigma hat geschrieben: 17. Mär 2020, 13:51 Das wiederholte Umwälzen und im Kreis drehen von Gedanken bzgl. einer Situation welche faktisch der eigenen Kontrolle entzogen ist erinnert mich - hey, Grundkurs "Psychologie" vor Jahren! - strukturell an Depressionen, in der Hinsicht, dass es auf Dauer dem geistigen Wohlbefinden nicht zuträglich ist.
Naja, bleibt mehr Zeit für Recherche. ;)
Das Phänomen nennt sich "Grübeln", bzw. als Fachbegriff "Rumination" (auf engl. heißt es genauso). Vor dem zweiten Weltkrieg haben Ärzte/Psychologen auch die Diagnose/Begriff "Grübelzwang" für das Verhalten verwendet . Wie du schon richtig angedeutet hast, kann vermehrtes Grübeln und vor allem die Unfähigkeit das Grübeln zu stoppen, Depression bedingen, bzw. Teil von "depressivem Verhalten" sein. Unter dem Begriff kannst du bei Interesse weiter recherchieren.

Der folgende Absatz ist aus einem Psychotherapie-Manual (zum Thema Emotionsregulation - da man Grübeln als eine (dysfunktionale) Emotionsregulations-Strategie betrachten kann), er ist Teil eines Arbeits/Informationsblattes, welches als (Haus-) Aufgabe in Psycho-Therapien (meist Verhaltenstherapie) eingesetzt wird:
Folgen von Grübeln

Manche Personen glauben, dass ihnen das Grübeln hilft, ein Problem besser zu verstehen und es dadurch
besser lösen zu können. Oft bleibt es aber bei diesem wiederholten Nachdenken, ohne dass eine konkrete
Handlung zur Verbesserung der Situation folgt.

In den meisten Fällen verhindert das übermäßige Nachdenken über ein Problem sogar eine Verbesserung
der Situation. Stattdessen wächst häufig das Gefühl, dass die Lage ausweglos sei. Dies ist insbesondere
der Fall, wenn die Situation bereits in der Vergangenheit liegt. Das Erlebnis kann durch das Grübeln nicht
rückgängig gemacht oder beeinflusst werden, die negativen Gefühle bleiben aber weiter
präsent und werden immer wieder erzeugt, denn allein das Denken an negative Erlebnisse reicht, um ähnliche Stimmungszustände hervorzurufen.

Inhalte des Grübelns sind vor allem negative Erlebnisse und Gefühle oder Selbstkritik. Bei diesen Gedanken
werden wiederum negative Gefühle erlebt. So konnten verschiedene Studien zeigen, dass bereits
15 Minuten Grübeln die Stimmung verschlechtern und negative Effekte auf körperliche Funktionen haben
können (z. B. erhöhte/r Blutdruck, Herzrate, Muskeltonus). Langfristig führt Grübeln häufig zu depressiver
Stimmung und Hilflosigkeitsgefühlen.

Grübeln ist also keine wirksame Strategie, um mit Problemen oder negativen Gefühlen umzugehen.
Es wird eher verhindert, dass es zu einer Verbesserung der Situation kommen kann, da weniger aktive
Versuche zur Lösung des Problems unternommen werden. Außerdem beeinflusst Grübeln die Stimmung
negativ, führt zu Stresserleben, verschlechtert die körperliche Fitness, kann verschiedene Symptome
auslösen (Kopfschmerzen, Bauchschmerzen) und verringert meist das Selbstwertgefühl. Vermehrtes
Grübeln findet man zudem häufig bei depressiven Personen.
Ich hoffe dieser Einwurf passt halbwegs hier rein, da sich aber doch mehrere Beiträge darauf bezogen, ist es vielleicht für den ein oder anderen hilfreich.

Gruß von einem fast Psychologen (in den letzten Zügen des Masters) :)
zackzackab
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von zackzackab »

HerrReineke hat geschrieben: 17. Mär 2020, 20:50 Wir wohnen in einem Mehrfamilienhaus mit ein paar älteren Nachbar_innen und haben deshalb schon die Tage nen Zettel ausgehangen, dass wir für die die Besorgungen übernehmen würden. Haben darauf auch sehr viel positive Rückmeldungen erhalten. Meine Frau hat sich auch noch in verschiedenen Foren und Listen eingetragen, damit sich auch Nachbarn außerhalb unseres Wohnblocks melden können. Bin noch sehr gespannt, wie stark das angenommen werden wird. Manche bedanken sich zwar extrem für die Hilfsbereitschaft, wollen sich aber selbst nicht helfen lassen, "weil sie ja noch gesund sind" - das Konzept dieses Hilfsangebots wurde da noch nicht immer ganz verstanden :roll: Aber mit ein wenig Zureden und Überzeugung kann man da teilweise auch ein wenig mehr Selbstschutzbewusstsein bei den Menschen wecken :lol:
Cool, ich hab auch vor, bei uns im Haus Hilfe anzubieten.
Ich warte aber wahrscheinlich noch bis Ende nächster Woche ab.
Hatte vergangenen Freitag Kontakt zu Tirol-Rückkehrern.
Am Samstag wurde Tirol dann vom RKI zum Risikogebiet erklärt.
Das hat für meinen Arbeitgeber gereicht, um mich vorsichtshalber für 14 Tage freizustellen.
Fand meine Schwester (Ärztin) spontan überzogen.
Trotzdem übe ich mich bis Ende kommender Woche im "Social Distancing" und ganz besonders im Verhältnis zu Personen,
die besonders gefährdet sind.
Zuletzt geändert von zackzackab am 17. Mär 2020, 21:38, insgesamt 1-mal geändert.
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ProfessorFutura
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von ProfessorFutura »

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Nachdem introvertierte Menschen ihr Leben lang in einer Welt für Extravertierte leben mussten, wird das jetzt mal für ein paar Wochen umgedreht :D
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Ines
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ines »

Da sind mir ja einige zuvor gekommen und ich kann mich den Kollegen eigentlich nur anschließen, was den Umgang mit solchen Themen betrifft. Auch hier bin ich für eine Art der Hygiene. Ich selbst sage, dass ich mich (eigentlich, immerhin verstoße ich gerade gegen diese Regel) nach 20 Uhr nicht mehr mit dem Virus befasse, weil ich ansonsten schlechter schlafe. Gespräche darüber werden dann auch möglichst beendet. Ansonsten sehe ich es auch so, dass eine Begrenzung der Medien auf für sich als glaubwürdig angesehene Quellen, sinnvoll ist. Auch bin ich dafür, aufzuhören, wenn es redundant wird. Ich selbst beschränke mich auch gerne zum Teil auf handlungsleitende Informationen, weil die für mich das Gefühl der Unsicherheit reduzieren. Eine gute Anti-Grübel-Taktik ist es auch, sich bewusst mit dem Thema zu beschäftigen, indem man überlegt, was tatsächlich zu tun ist (und einen Plan macht) und den Rest eher zur Seite legt. Für mich ist es zum Beispiel wichtig, tatsächlich für eine mögliche Quarantäne gut versorgt zu sein, weil das im Krankenhaus wahrscheinlich nur eine Frage der Zeit ist. Und dann bereitet man sich eben vor, soweit es geht.
Wir behandeln unsere psychiatrischen und psychotherapeutischen PatientInnen seit dieser Woche weitgehend telefonisch, was überraschend gut funktioniert.
"Se faire objet, se faire passive, c'est tout autre chose q'être un objet passif" (S. de Beauvoir)
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Model hat geschrieben: 17. Mär 2020, 21:11Das Phänomen nennt sich "Grübeln", bzw. als Fachbegriff "Rumination" (auf engl. heißt es genauso). Vor dem zweiten Weltkrieg haben Ärzte/Psychologen auch die Diagnose/Begriff "Grübelzwang" für das Verhalten verwendet . Wie du schon richtig angedeutet hast, kann vermehrtes Grübeln und vor allem die Unfähigkeit das Grübeln zu stoppen, Depression bedingen, bzw. Teil von "depressivem Verhalten" sein. Unter dem Begriff kannst du bei Interesse weiter recherchieren.

Der folgende Absatz ist aus einem Psychotherapie-Manual (zum Thema Emotionsregulation - da man Grübeln als eine (dysfunktionale) Emotionsregulations-Strategie betrachten kann), er ist Teil eines Arbeits/Informationsblattes, welches als (Haus-) Aufgabe in Psycho-Therapien (meist Verhaltenstherapie) eingesetzt wird:
Danke für die Erklärung!

PS: "Disenchantment" vom Ritualisten als Avatar. Sympathisch.
Sitting quietly and doing nothing,
Spring comes, and the grass
grows by itself.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

ProfessorFutura hat geschrieben: 17. Mär 2020, 21:36 Nachdem introvertierte Menschen ihr Leben lang in einer Welt für Extravertierte leben mussten, wird das jetzt mal für ein paar Wochen umgedreht :D
Ich fühle mich ertappt :lol:. Wobei ich sagen muss, dass das aktuelle Level sogar unter meiner Wohlfühlschwelle liegt - so einmal die Woche ist direkte Interaktion mit anderen Menschen doch ganz nett ;)
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von IpsilonZ »

Social Distancing ist zum Glück für mich nur ein geringes Problem, weil ich auch zu denen gehöre die sich eher zurückziehen. Es ist ein bisschen komisch so gar nicht andere Menschen zu sehen aber ich habe glaube ich weniger Probleme damit als andere.

Dafür ist es gesundheitlich grad schwierig. Ich hab Asthma und in den letzten Tagen ist es besonders unangenehm geworden. Kann psychosomatisch sein oder wirklich irgendwas "ernsteres" (mein letzter Funktionstest von vor zwei Wochen war aber wohl normal). Zum Glück hab ich Montag nen Termin aber das ist etwas was mir Angst macht.
Bin daher relativ froh, dass ich in Tschechien lebe wo sehr früh schon recht harte Maßnahmen eingeführt wurden und die Kurve grad wohl auch abzuflachen scheint. Dementsprechend halte ich die Chance, dass ich mir den Virus in nächster Zeit einfange für relativ gering. Grad weil ich, wie oben geschrieben, recht wenig Probleme mit dem Einbunkern habe. ^^
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HerrReineke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von HerrReineke »

Zu der Frage, wie man sowas (psychologisch) angehen kann, hat der Psychologische Dienst vom österreichischen Bundesheer ein paar Informationen und Empfehlungen veröffentlicht. Dabei werden kurz und prägnant nicht nur für einen selbst, sondern auch für Eltern im Umgang mit Ängsten ihrer Kinder Hinweise gegeben. So aus Laiensicht ein erstaunlich guter und sinnvoller Service, den ich von einer Armee nicht unbedingt erwartet hätte :lol:
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Axel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Axel »

Richtig guter Artikel in der SZ - leider hinter ner Paywall: https://www.sueddeutsche.de/leben/coron ... duced=true

Im groben ist es ein sehr besorgter Zwischenruf von Zeithistoriker Rene Schlott. Der anmahnt, dass die sozialen Folgen ein Tabuthema zu sein scheinen. Im wesentlichen das, was ich hier schon geschrieben habe: Der Mensch ist ein soziales Wesen, das kann man per Anordnung nicht abschalten. Er fragt, ob sich die Regierung nicht nur den Rat bei Virologen, sondern auch bei Soziologen und Psychologen eingeholt hat? Wieviele Todesfälle wird es wohl aufgrund von Suizid geben? Wie langfristig die Folgen durch Depressionen werden?
Und dann holt er auch aus: Plötzlich wird nach „Führungsstärke“ und „harten Maßnahmen“ verlangt, weswegen manche den österreichischen Bundeskanzler Kurz so abfeiern. Zwischen den Zeilen zieht er eine Linie zu vergangenen Diktaturen. Er ermahnt, dass plötzlich in schneller Geschwindigkeit ein Grundrecht nach dem anderen ausgesetzt wird. Sicher: Jetzt nur im Kampf gegen die Pandemie. Aber wer sagt, dass sich das nicht wiederholen wird? Vielleicht dann sogar unter Bezugnahme auf 2020? Und er ist besorgt über den Fatalismus, mit denen sämtlichen Einschränkungen in der Gesellschaft hingenommen werden.

Das sind Fragen, die man wirklich stellen muss. Die man auch nicht mit Verweis auf die Pandemie wegwischen darf. Denn wenn in Zukunft irgendeine Partei oder Führerfigur will, wird ein vermeintlich dringender Grund gefunden warum es wieder nötig sein wird die Grenzen zu schließen und Grundrechte auszusetzen. Ich will mich daran nicht gewöhnen. Und man muss auch sagen dürfen, dass man diese Maßnahmen als nicht gut empfindet. Epidemiologisch gesehen, sicher. Aber wir dürfen auch in den jetzigen Zeiten die anderen Bereiche nicht außer acht lassen!
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bluttrinker13
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von bluttrinker13 »

@Axel: finde ich einen guten und wichtigen Punkt.

Social distancing ist die Methode der Wahl. Allerdings wird imo auch kaum differenziert, oder skaliert. Dazu ist die Politik (noch) nicht in der Lage. Die ist aktuell rein im Reaktionsmodus. Bspw wurde jetzt in B auch der Tierpark zugemacht (Tierhäuser sind seid letztem Freitag zu, wohlgemerkt). Ein Park? Warum?
Deshalb kann man das imo ruhig auch mal kritisch sehen.

Edit: Alles was jetzt abläuft muss später unbedingt mal gründlich bewertet und wissenschaftlich reflektiert werden. Kollektivistische und autoritätsaffine Gesellschaften liefern Blaupausen für erfolgreiche (!) Gegenmaßnahmen, auf der einen Seite. Auf der anderen Seite gesteht mir ein Kumpel bei der Polizei, er durfte noch nie so viel machen wie jetzt gerade, und er findet das alles andere als harmlos. Infektionsschutzgesetz etc. Unheimlich spannend, eigentlich.
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