Yes, your Grace
Yes, your Grace ist ein im März erschienenes Genremix-2D-Rollenspiel, indem man als König Eryk seinmittelalterliches Königreich vor einfallenden Feinden verteidigt und gleichzeitig eine Mordintrige aufklärt.
Es erinnert dabei an Spiele wie
Thronebreaker: The Witcher Tales, Tyranny, Evil Bank Manager, Papers Please oder auch
We. The Revolution: Es geht um das Treffen von Entscheidungen für das Königreich, für die eigenen Werte und Familie. Dabei hat man nur begrenzte Ressourcen und es passieren immer wieder unerwartete und emotionale Wendungen in den vielen kleinen Geschichten, die das Spiel erzählt.
Um ein kurzes Fazit vorwegzunehmen: Ich mochte es sehr, weil es einerseits gelungen Charkatere aufbaut, eine mitreißende Geschichte erzählt und darüber hinaus noch bezüglich der Spielmechanik Neues probiert, indem es sich Mechaniken aus dem Adventure, Rollenspiel und Strategiespiel nimmt und diese zu einer neuen Erfahrung verknüpft.
Das Spiel ist in 3 Akte aufgeteilt, die jeweils ein bestimmtes Zeitlimit vorgeben ("Wochen bis etwas passiert"), wobei jede Woche eine Runde, wie aus einem Rundenstrategiespiel darstellt. Die meisten Wochen beginnen damit, dass man als König Eryk Menschen in seinem Thronsaal empfängt. Das können eigene Agenten (General, Hexe, Jäger) sein, Familienmitglieder, Händler, Adlige und fremde Herrscher oder Untertanen, die um Gefallen bitten.
Letzteres ist dabei die Hauptaufgabe, häufig muss man entscheiden: "Lügt die Person, helfe ich mit einem Agenten, mit Gold oder Vorräte?"
Gerade in der ersten Hälfte des Spiels passieren dabei allerlei kuriose Sachen: Z.B. Kommt ein Händler und bietet einem einen Hahn an, der angeblich erkennt, ob jemand die Wahrheit sagt, oder man wird von einem anderen Adligen gewarnt, dass ein betrügerischer Händler von einem Geld erbetteln möchte - diesen kann man dann ins Verließ stecken.
Im zweiten Akt muss man gleichzeitg noch einen Mord aufklären. Hierbei steuert man seinen König, wie in einem 2D Point & Click Adventure innerhalb der 5 Burglocations und versucht dabei Hinweise zu finden. Auch muss man seine Agenten damit beauftragen, im Reich nach Hinweisen zu suchen und man kann Adlige einladen, um sie nach Spuren zu befragen.
Außerdem muss man die Adlige überzeugen sich dem eigenen Herr anzuschließen, um gegen ein einfallendes Heer gewappnet zu sein. Wie in vielen anderen Spielen, schließen sich manche gegenseitig aus und man muss zuvor noch deren Bedingungen erfüllen. Dabei hat aber fast jeder Adlige ein Geheimnis, welche alle sehr nett sind, manchmal sogar zu einer Wendung führen, die das eigene Handeln in Frage stellen.
Mein größter Kritikpunkt am Spiel sind die vielen Spielmechaniken, die zwar häufig im kleinen funktionieren, aber im Ganzen belanglos sind.
Weil das Spiel sich selbst im Strategiebereich anordnet werde ich deshalb diesen Teil im Spoiler weiterschreiben und man das nicht wissen will, wenn man Yes, your Grace spielen möchte:
Innerhalb jedes Akts, gibt es Aufgaben und Balken (z.B. die Truppenbalken, oder Upgrades), die man erfüllen muss. Alles darüber bringt nichts.
Die Glücklichkeitsanzeige, die Punkte gewinnt, wenn man Untertanen hilft und Punkte verliert, wenn nicht, muss wohl nur über 1 bleiben, alles andere ist egal (ich hatte am Ende über 110 und es wäre wohl genauso gut gewesen wie 1).
Ist das einem bewusst, ist der Schwierigkeitsgrad nicht vorhanden.
Bei anderen Mechaniken, führt zwar deren erfüllen evtl. zu einem Archivement, aber Auswirkungen sollte es nicht haben (z.B. wenn man alle Hinweise für den Mord im 2. Akt gefunden hat, kann man ihn erst zum Ende des 3. Akts auflösen).
Dennoch liebe ich es, wenn Entwickler Neues wagen bezüglich der Spielmechaniken, auch wenn am Ende nicht alles perfekt verläuft. So mochte ich auch Dawn of Man. Alles besser als das 1000. Standard Echtzeit-Strategiespiel, oder JRPG Rollenspielsystem.
Ein anderer Kritikpunk sinddie Entscheidungskästen am Ende des Spiels, wie in Tyranny. Dort stehen Dinge wie, "weil du das getan hast, wird diese Person ihr Leben lang unglücklich sein!", oder bei mir stand "du bist Pleite, dein Reich wird von den Banken übernommen", was sogar ein Bug war. Sowas macht man nicht, weil Spiele die Intentionen des Spielers falsch deuten. Besonders sauer war ich damals bei Tyranny, wo am Ende stand, dass ein Ort im Chaos untergehen wird - obwohl mein Held über dem Ort residierte und mittels einem Schnipsen für Ruhe gesorgt hätte.
Yes, your Grace weiß ebenfalls nicht, was "mein" König Eryk in Zukunft noch alles tun wird, also sollte es besser still sein, anstatt zu sagen "Du, Du, Du, das war aber ganz schlecht!" (das gleiche im Positiven ist natürlich weniger nervig).
Was macht das Spiel aber so erlebenswert?
Zum einen
die Spielwelt. Diese scheinbare Fantasy Welt entpuppt sich über die viele kleine Geschichten als nahbarer. Am Ende weiß man nicht einmal, ob es nun eine Fantasy oder eine realitätsnahe Welt ist.
So antowortet man als König in einem Gespräch mit seiner kleinsten Tochter, auf die Frage, ob er an Monster glaube, dass er nur am Hofe lebe und deswegen daran glauben müsse, was ihm seine Untertanen erzählen. Er glaube deswegen an Monster, weil er seiner Bevölkerung glaubt. (sinngemäß)
Die Familie. In dieser Welt werden Prinzessinnen als Ware gehandelt: 200 Soldaten für den Krieg, + etwas Gold, dafür wird die 13 jährige Tochter verheiratet.
Vor diesem Konflikt steht man nicht nur einmal im Spiel und es wird glaubhaft gemacht, wie schwer solche Entscheidungen für Väter, aber auch besonders für die Mädchen gewesen sein müssen.
Und man selbst muss entscheiden, ob man seine Töchter verheiraten möchte und somit vielleicht sein Land rettet.
Besonders mochte ich die jüngste Tochter, welche immer wieder neue, immer absurdere Haustiere mitbrachte, weil das letzte gestorben ist - und als Vater muss man ihr erklären, dass diese nicht mehr zurückkehren werden.
Die Spielzeit beträgt etwa 8 Stunden, das Spiel ist vollständig in Englisch.
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