Jochen hat geschrieben:Genau deshalb mögen wir das Bier-am-Stammtisch-Format ja so gerne (okay, das Bier spielt auch eine kleine Rolle): Wir können uns so unterhalten, wie wir das auch ohne Mikrofon täten. Keiner von uns bekleidet eine journalistische Funktion oder verfolgt einen journalistischen Anspruch. Zwei Menschen trinken Bier und sprechen über Spiele. Nicht mehr, nicht weniger - und ganz bestimmt nicht wichtiger.
Genau darum fände ich es sogar schade, wenn nicht hin und wieder mal auch etwas Arroganz in manchen Äußerungen durchblitzen würde. Denn gerade wenn Ihr beiden unterschiedlicher Meinung seid, erkennt man, dass Äußerungen zwar harsch und arrogant rüberkommen können, dies Urteil auf die agierenden Personen aber gerade nicht übertragbar ist.
Denn mal ehrlich: wenn man sich mit einem guten Freund oder einer Freundin bei dem ein oder anderen guten Bier über etwas leidenschaftlich unterhält, dann wird man polemisch, überspitzt, greift tief in die Schimpfwortkiste und zieht derbe vom Leder. Den Beteiligten ist klar, dass man seine subjektive Meinung zum Besten gibt. Man kann verschiedene, auch gewagte Argumentationen offen durchspielen, ohne Angst haben zu müssen, dass einem sofort mangelnde political correctness vorgeworfen wird. Das macht diese privaten Gespräche authentisch und wertvoll. Das ist in meinen Augen typisch für einen Stammtisch. Man redet frei von der Leber weg, ohne jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
Insofern liefert der Podcast in meinen Augen sogar ein gutes Beispiel dafür, wie gelungene Kommunikation aussehen kann. Denn gerade wenn die beiden unterschiedliche Meinungen vertreten, zeigen sie, was viele Leute heute anscheinend leider nicht mehr kennen: Diskussionskultur. Es wird gezeigt, dass man sich wunderbar streiten und dennoch mögen kann. Auch wenn der andere natürlich IMMER falsch liegt.
Das ist meiner Meinung nach das genaue Gegenteil von Arroganz. Denn wenn ich wirklich arrogant bin, interessiert mich der Standpunkt des anderen nicht.
Am Ende einer Diskussion muss kein Konsens stehen, sondern jeder hat das Recht auf seinen eigenen Standpunkt. Von dem lässt man nicht ab, nur damit endlich ein Konsens erzielt wird, von dem lässt man nur ab, wenn man überzeugt wurde. Und wenn man davon überzeugt ist, dass etwas Scheiße, doof, schlecht, grausam, whatever ist, dann ist das so. Dann mag die Äußerung für manche arrogant klingen, da sie von ihr nicht überzeugt sind oder sie nicht nachvollziehen können. Eine Person ist aber nicht ihre Äußerung. Und wie bereits erwähnt: Polemik, Überspitzungen, selbst Fehlgriffe im Tonfall und eine Prise Arroganz sind nun einmal die "Stilmittel" eines Stammtisches.
Glatt geschliffene Formate gibt es genug. Hier bekommt man Ecken und Kanten. Manchmal reibt man sich am Inhalt. Aber genau das macht den Podcast für mich zu einem meiner Lieblingspodcasts. <3