Für Gamestar ist das kein Clickbait, da das angesprochene Thema ja tatsächlich in der News steckt, nur eben völlig verschwurbelt formuliert wird. Mein Highlight war da zuletzt "Cyberpunk 2077 muss vor Release noch eine Hürde nehmen, doch das wird schwer". Hat null Aussage, würde niemand so formulieren, aber das ist laut Gamestar ein wahnsinnig erfolgreicher Titel.Vinter hat geschrieben: ↑20. Apr 2020, 16:20 [...]
Keine Ahnung also, ob die Redaktion aktuell nur "Pech" bei der Auswahl ihrer Headlines hat, oder ob ich da aktuell empfindlicher drauf reagiere oder ob da tatsächlich neue Vorgaben existieren. Ich habe mich in den vergangenen Tagen mehrmals beim Augenrollen erwischt, deshalb dieser Beitrag.
Ich habe da zuletzt viel im Gamestar-Forum zu gelesen und auch geschrieben, du bist nämlich nicht der einzige, der aktuell massiv mit den Augen rollt in der Community. Es wird gar nicht verborgen, dass da bewusst experimentiert wird. Laut Dimi ist bspw. die grandiose News "Red Dead 2-Spieler tötet aus Versehen Schlüsselfigur, erzeugt Zeitparadoxon" die bisher am acht-meisten geklickte News 2020, Tendenz steigend. Und die Verweildauer ist ebenfalls mehr als doppelt so hoch als bei anderen News.
Die Begründung der Gamestar-Redakteure und auch der Chefredaktion ist, dass Gamestar sich ständig neu erfinden müssen und da gehörten auch solche News dazu.
Mit dem Alter der Redakteure hat das grundsätzlich auch nichts zu tun. Das ist von oben so gewollt und wird absichtlich so gemacht. Es gibt ja auch eine ganze neue News-Kategorie, in der man aus beliebten Subreddits einfach Beiträge Anderer nacherzählt. Da gibt es fast täglich Meldungen zu GTA, RDR oder dem aktuell beliebtesten Battle Royal.
https://www.gamestar.de/xenforo/threads ... t-19279262Heiko Klinge hat geschrieben:Fakt ist, dass wir im März mit 12,4 Millionen Sitzungen einen neuen Reichweitenrekord zu verzeichnen hatten (seit Analytics-Aufzeichnungsbeginn in 2015). Es ist also schon recht erfolgreich, was wir tun. Nein, ich bin nicht mit jeder Überschrift happy. Genauso wenig mit jedem Artikel oder mit jeder Wertung. Aber das ist kein neues Phänomen, sondern ein Dauerzustand seit dem 28.11.2000 (mein erster Arbeitstag bei GameStar) und völlig normal, wenn man sich zu 100% mit seinem Job identifiziert und sich gemeinsam mit dem Team ständig weiterentwickeln will und muss.
Meine Gedanken zu der Antwort waren folgende:
Darauf habe ich leider keine Antwort mehr erhalten.Nichts für ungut Heiko, danke für dein Statement, aber das geht ziemlich am eigentlich Anliegen vorbei. Wir oder wenigstens ich zweifle hier nicht euren wirtschaftlichen Erfolg an, den ich aufgrund ungleicher Datenbasis auch gar nicht beurteilen kann. Insofern sorry für den flapsigen Satz mit den Freelancern, das kann ich in der Tat nicht beurteilen, auf welcher Grundlage eure Freelancer arbeiten.
Ich zweifle als Leser aber dennoch die journalistische Qualität bestimmter Newstiteln und -Kategorien an und inwiefern sie tatsächlich mit eurem Kodex vereinbar sind, vor allem wenn man ihn als ideele Grundlage eures Arbeitens begreift, nicht als unbequemes Dokument, an dem man in der Realität versucht möglichst verdeckt daran vorbei zu arbeiten. Mir ist klar, dass du das anders sehen wirst und musst, aber das ist meine Außenperspektive darauf.
Ihr habt auch weiterhin gewisse Widersprüche nicht aufgelöst, zB wie es sein kann, dass du als Chefredakteur für Gamepro dort keinen Kodex etabliert hast und die News da qualitativ auch nochmal weit düsterer aussehen. Ich halte es für unmöglich, das einfach klinisch in zwei Produkte zu trennen, immerhin sind ein gutes Stück weit die gleichen Personen daran beteiligt.
Das Argumentieren mit euren Zahlen ist unter deiner Ägide wirklich extrem geworden. Dabei ist Beliebtheit erstmal überhaupt kein Argument für Qualität, sonst existierten Seiten wie Der Westen gar nicht erst.
Solange die Zahlen stimmen, wird es gemacht, das erinnert fatalerweise auch noch stark an die Praktiken der Industrie, über die ihr berichtet, mit Auswüchsen wie Lootboxen und Co. (wo gerade du und Michael Graf ja auch gerne mit der wirtschaftlichen Notwendigkeit argumentieren). Die Ehrlichkeit ehrt euch ein Stück weit und der Erfolg sei euch gegönnt, aber was meine Ansprüche an ein verbrauchergerichtetes Magazin angeht, könnte mir das egaler nicht sein. Und auch als Kunde ist es mir erstmal egal.
Natürlich müsst ihr sicherstellen, dass die Wirtschaftlichkeit gewahrt bleibt, aber wie ihr das genau erreicht kann mir als Kunde letztlich egal sein und will ich in der Form auch gar nicht so genau wissen. Deshalb finde ich diese datengetriebene Argumentation in der Diskussion geradezu deplaziert. Es muss doch hoffentlich noch andere Gründe geben, wieso ihr eure Inhalte so schreibt, nicht nur den Analytics-Altar?
Wobei das auch nicht schlüssig ist, denn Heiko Klinge sagte mir wenige Tage zuvor, dass jede News gegengelesen wird und die Externen genauso wie Interne geschult werden (siehe Link oben). Umso seltsamer dass Michael Graf hier den Autor dann in aller Öffentlichkeit bloßstellt.Rigolax hat geschrieben: ↑20. Apr 2020, 17:41Ganz vor kurzem wurde auf gamestar.de übrigens eine Meldung über mutmaßliche Verbotsbemühungen von China in Bezug auf Online-Gaming mit Ausländern zum Faktencheck umgebaut, nachdem zuvor eine recht fragliche Meldung taiwanischer Seiten als Fakt übernommen worden war. Ich hatte meine Zweifel unter der News kommentiert und dann im GS-Forum nochmal drauf hingewiesen, was wohl den Umbau zum Faktencheck motiverte. Na ja jedenfalls, tut mir jetzt etwas für den Autoren da leid, ich hoffe der hat nicht zu viel Ärger gekriegt. Herr Graf zeigte sich ja nicht so amüsiert in der Antwort auf meinem Kommentar... https://www.gamestar.de/artikel/china-v ... 56703.html
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Auffällig ist auch, dass immer mehr Mitarbeiter in Native-Advertisement-Formaten sitzen. Beispielsweise eine Natascha Becker, die in einem angeblichen Tuning-Tipps-Video erstmal Werbung für Opera GX macht, der auch Sponsor des Videos ist. Der Tipp, Opera GX zu verwenden, ist zwar als Werbeblock gekennzeichnet (natürlich mit geringst möglichem Kontrast zum gräulich-hellen Hintergrund), die Präsentation durch die Moderatorin wirkt aber klar wie ein redaktioneller Inhalt, nicht wie ein Werbeblock. Sogar das Wording stellt es explizit dar, als wäre es der erste redaktionelle Tipp, der jetzt kommt. Klar, Native Advertisement halt. Dann braucht man aber auch nicht mehr empört auf Influencer zu zeigen, wenn man sich deren Methoden bedient.
Video zur Doom-Histore mit Michael Obermeier:
https://www.gamestar.de/videos/doom-his ... 00348.html
Fritz wieder mit Doom-Werbung:
https://www.youtube.com/watch?v=eENIG52WqBs
Da braucht man sich dann auch nicht wundern dass ein Fritz, laut Heiko Klinge "spontan", eine Werbesendung für Überraschungseier einlegt - bei so viel Native Advertisement verschwimmt einfach alles:
https://youtu.be/8OoMfyKboMQ?t=4607
Aussage der Community-Managerin Mary Marx dazu:
"Bei GameStar werden Werbung und redaktionelle Inhalte strikt getrennt. Deshalb ist das Video auch eindeutig gekennzeichnet. Michi arbeitet als Video Host und Producer, nicht als Redakteur oder Spieletester. Entsprechend nimmt seine Arbeit auch keinen Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung von GameStar.de."
Und bald werden angesichts der Witcher-Themenwochen wieder Mitarbeiter von CDPR mit Gamestar-Redakteuren kumpelhaft Smalltalk und Spieletalk halten, da graut es einem angesichts der ganzen sonstigen Situation schon ein wenig davor, auch wenn die beiden menschlich immer sehr sympathisch sind.
Es ist wirklich absurd, dass Gamestar noch am ehesten als Flagschiff des deutschen (Mainstream)Spielejournalismus gelten muss/soll. Das passt alles nicht zusammen, der Fisch stinkt vom (Webedia-)Kopf her...