Vor einer Stunde ca.
Persona 5 Royal (endlich!!!) beendet. Spieluhr sagt genau 110 Stunden (normalen (3/5) Schwierigkeitsgrad) beim Nach-dem-Ende-Speicherpunkt. Habe mir jetzt mal ein paar Reviews durchgelesen und es wundert mich das ich wohl mit manche Kritikpunkte völlig alleine dastehe, die ich teilweise extrem fand.
Um es mal vorneweg zu nehmen, den 95 Metascore gehe ich sogar nicht mit (auch wenn ich das Spiel als richtig gutes empfinde), die Aussage "bestes JRPG aller Zeiten" kann ich nicht beurteilen, da fehlen mir die Vergleiche. Für mich persönlich war es das, zumindest in den letzten 5 Jahren, habe jetzt aber auch nicht so viele durchgespielt (FF7R, Ni No Kuni 2 fallen mir da spontan ein).
Sehr positiv ist das Kampfsystem, das mal locker 5 Stufen über ein Pokemon spielt. Auch wenn der Persona-Sammelwahn, der überschwänglich gelobt wurde bei mir nie vorkam (ich glaube ab den 5. Palast habe ich mit denen bis zum Ende durchgespielt
), die Funktionsweise der Mechaniken ist schon super. Ich bin kein Freund von JRPG-Rundenkämpfe, aber das war schon großartig. Technisch, sowohl Grafik, Musik und Ton/Stimmen fand ich super, wenn ich auch die übertriebene Begeisterung für den Soundtrack nicht nachvollziehen kann. Ein paar Lieder sind wirklich toll (das Standard-Kampf-Theme z.B.), aber für meinen Geschmack war da zuviel Gedudel im Dauerloop dabei. Story fand ich durchwegs gut bis sehr gut, auch wenn ich eine straffere Handlung eher vorgezogen hätte. Den neuen Story-Part im Royal-Palast hätte ich allerdings nicht gebraucht (siehe Spoiler). Für meinen Geschmack hätten auch die Paläste etwas kürzer sein können.
Insgesamt hat das Spiel für mich aber 3 massive Probleme, wo ich mich echt wunder das die in keiner Kritik wirklich erwähnt wurden:
1) Das Balancing:
Ich habe mich durchgehend gewundert, warum die anderen Spieler im Schnitt immer 5 Level oder so über meinen waren (Diebesfunktion, Durchschnitt aller Spielerlevels oder so). Ja, hätte ich mal gewusst das man grüne Gegner mit R2 instant killen kann. Und das war der Moment, wo das Spiel von "solider Schwierigkeitsgrad" zu "erbärmlich einfach" gewechselt ist. Wollte mir die Missionen fürs Memento aufheben, bin dann da rein gegangen, mit 200% mehr EXP und 5-fache Items von Jose, 1-2 Stunden da unten alles gemacht bzw. abgefarmt - Resultat: Ich war 20 Level höher, mehrere Millionen Yen reicher. Keine Levelprobleme mehr, keine Geldprobleme mehr. Keine Kämpfe mehr in den Dungeons (ausgenommen die wo man bekämpfen muss und Bosse), weil alles instant tot. Ja, ich habe mir mit 1 Stunde grinden (das noch nicht mal wirkliches grinden war...) das komplette Spiel zerschossen. Vielleicht hätte ich den Schwierigkeitsgrad erhöhen sollen, aber das kann auch nicht die Lösung des Problems sein. Dazu kommt noch das Problem, dass ich das ganze Spiel über hinweg keine Probleme in den Palästen hatte. 20 Tage Zeit? Ja ne, direkt am ersten Tag die Route gesichert (sofern es möglich war). Und noch ganze 19 Tage übrig...
2) Das Social Part "Gameplay":
Wie oben geschrieben, Geldprobleme hatte ich nach der Hälfte das Spiel nicht mehr. Ergo sind alle Berufe schon mal irrelevant (abgesehen von den Mementos-Aufgaben). Nach ca. 4/5 (so im Oktober/November) hatte ich auch alle 5 Stats auf Max. Nahezu alle Verbündete auf Max (am Ende haben mir 2 gefehlt). Resultat: In dem letzten Palast (Royal-Content) wusste ich nicht mehr wohin mit der Zeit. Und das Problem hatte ich auch schon teilweise im November / Dezember. Alle Spiele gespielt, alle Bücher gelesen, etc. Das wo mir noch gefehlt hat war meistens nicht verfügbar. Irgendwie hatte ich da zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich irgendeinen "Druck" hätte. Und das größere Problem: Das was man da macht, ist für mich persönlich auf einer Gameplay-Skala eine glatte 0. Das ist ein Visual Novel mit Entscheidungsdruck (die ich nicht hatte zum Ende hin). Spielerisch ist das absolut gar nichts. Stört das wirklich niemanden? Locker die Hälfte des Spiels besteht aus diesem Element. Auch die paar Minispiele wie z.B. das Darts spielen fand ich fürchterlich. Warum werden die einzelnen Aktionen nicht mit mehr Gameplay verknüpft? Die Yakuza-Reihe machts doch vor, da gibts dutzende Mini-Spiele. Auch die Antwortmöglichkeiten fand ich brutal schwach, weil es immer offensichtlich war, wer was hören möchte. Für mich kommt da noch das Problem hinzu, dass ich nicht die Antworten gebe, die ich persönlich nehmen würde, sondern eben das was am meisten die Werte erhöht. Sowas finde ich in RPGs immer sehr schlecht gelöst. In Kombination mit dem Balancing-Problem fand ich es immer fürchterlich langweilig, 15+ Tage am Stück das Social Life durchzuboxen.
3) Royal - Neuer Content, speziell der neue "Bösewicht". Nach dem Ende vom Hauptspiel fand ich das brutal fehlplatziert. Während beim Original-Ende man wirklich das Gefühl hat, hier gehts um Ganze, fühlt sich der neue Content einfach falsch an.
Dr. Maruki als "Bösewicht" nimm ich mal so gar nicht ab. Ja, seine Ziele unterscheiden sich fundamental von den der vorherigen Palastbesitzern, er hat deutlich nettere Ziele. Aber während beim Hauptspiel man wirklich das Gefühl hat, die Welt geht unter, ist die neue Situation hier einfach nur deplatziert.
Meiner Meinung nach hätte der neue Content viel besser funktioniert wenn man diesen vor dem eigentlichen Endboss / finalen Palast des Hauptspiels platziert hätte.
Wertungsmäßig tendiere ich zu einer mittleren 7 - also
7/10 ("gutes Spiel"), einfach weil ich es 110 Stunden gespielt habe, so schlecht kann es nicht gewesen sein. Und weil Mona großartig ist. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass ich es nie wieder spielen werde. Dafür war mir das Spiel einfach viel zu lang und zu monoton. Außerdem macht für mich zumindest die neuen Storyinhalte in Royal das Spiel definitiv nicht besser, eher schlechter. Auch die Spielzeit hätte man mal locker durch 2 teilen können, 50-60 Stunden wären da wesentlich angebrachter gewesen. Oder man hätte die Tage mit mehr Gameplay verknüpft, so war das teilweise echt ermüdend.
Aber ich glaube auch mit der Meinung stehe ich eher allein da