Runde #044: Der Krebstod eines Kindes als Spiel (That Dragon, Cancer)

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Denny Röder
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Runde #044: Der Krebstod eines Kindes als Spiel (That Dragon, Cancer)

Beitrag von Denny Röder »

Ist es Schicksal?
Ist es eine Fügung?

Ich weiß es nicht!!

Aber eines vorweg.
Egal welches Thema, sich ein Spiel zum Ziel gesetzt hat. Ist es immer noch jedem Journalisten sein gutes Recht, seine Meinung gegenüber jenes Spiel/ Thema kund zu tun.
Egal wie bedrückend und unmoralisch dieses Spiel und dessen Thema auch sei!

Aber zum Anfang.

Ich bin gerade etwas baff...

Ich habe heute meine Registrierung als Knochenmarks Spender abgeschlossen und meine Spender Karte erhalten.

Und jetzt schaue ich hier rein und ihr redet genau über dieses Thema ( fast ), nix desto trotz, bin ich gerade echt überrascht, dass ihr auch solche Themen anspricht.

Meinen Respekt an euch beide, dass ihr solch heikle Themen in Angriff nehmt!
Da wird wohl ein Paket Bier, meinerseits fällig.

Schöner Podcast!!!

Aber was haltet ihr von dem Thema, liebe Forum Community?
"Der ehrliche Pusher wird von Bullen umzingelt, doch beim klugen Panscher stets die Kasse klingelt!"
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Nachtfischer
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Nachtfischer »

Sehr schön differenzierte Betrachtung! Vor allem die grundsätzliche Unterscheidung von Werk und Spiel fand ich sehr angebracht und treffend. Etwas, das landläufig als "Spiel" gilt, kann künstlerisch wertvoll oder sonst irgendwie bedeutsam sein, aber eben nicht als Spiel. Davon hatten wir es ja kürzlich schon hier im Forum. Tatsächlich läuft das dann irgendwann auf die, auch in der Episode angesprochene, von vornherein fragwürdige Einordnung vieler Dinge in die Kategorie "Spiel" hinaus.
Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Der Unterschied zwischen That Dragon, Cancer und dem Tagebuch der Anne Frank ist ein ganz fundamentaler: Anne Frank hat ihr Tagebuch nicht verkauft. Wie ich schon im Podcast sagte: Wäre That Dragon, Cancer kostenlos, hätte ich es nicht besprechen wollen, weil es wenig zu besprechen gäbe. Aber es ist ein kommerzielles Produkt. Und als solches muss es sich mit den gleichen Kriterien kritisieren lassen wie andere kommerzielle Produkte.

Die Religionskritik ist übrigens eine notwendige Folge der Kommerzialität. Was jemand in seinem Privatleben glaubt, geht mich nichts an. Die Komplexität, mit der jemand Religion und Glauben in einem (komerziellen) Werk behandelt, hingegen schon. Und da ist dieses konkrete Werk leider auf dem Niveau einer religiös geprägten Soap Opera.
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Joss
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Joss »

Was wäre das Bild des religiös empfindenden Menschen, wenn das Kind an der Himmelspforte gesagt bekommen hätte, nein, du darfst hier nicht rein, denn du bist nicht getauft? Und in den Himmel dürfen leider nur Mitglieder...

Religion ist Teil des Sozialen, Religion ist in den Menschen und in der Gesellschaft. Und darum kann und muss man sie jederzeit kritisieren. Und bei Kulturprodukten selbstverständlich mit Rücksicht auf das Produkt. Das ist noch einmal unabhängig davon zu betrachten, ob damit Geld verdient wird oder nicht und wer es bekommt und wieviel davon. Wir brauchen doch nicht so zu tun, als wäre eine Filmkritik an Steven Spielbergs Schindlers Liste nicht möglich, weil es um den Massenmord der Deutschen am jüdischen Volk geht. Schon der Blick in die Geschichte der Filmkritik beweist doch das Gegenteil.

Ich würde umgekehrt ansetzen und die Motive hinterfragen, etwas so persönliches auf den Markt zu bringen. Für mich wäre Pietät, nur mal als mein persönlicher Bezug, das Gegenteil. Trauer ist eine Schutzzone, sogar tabuisiert. Darum beschmieren Nazis Gräber. Darum dürfen Begräbnisse und Leidensprozesse nicht so einfach gefilmt werden. Und für die meisten Menschen findet auch die Bewältigung der Trauer in diesen Schutzzonen (Familie und Freunde, "Kirche", Therapie) statt.
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Joss
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Joss »

Axel hat geschrieben:
Ich würde umgekehrt ansetzen und die Motive hinterfragen, etwas so persönliches auf den Markt zu bringen. Für mich wäre Pietät, nur mal als mein persönlicher Bezug, das Gegenteil.
Ui, dann gäbe es ja so gut wie gar keine Musik. :(
Dann verstehst du aber "hinterfragen" als "untersagen". Ich unterscheide hier zwischen einem Paar, das mit seiner Geschichte öffentlich auftritt, ab hier ist es völlig legitim zu hinterfragen, und dem Paar in der Nachbarwohnung, demgegenüber ich mich in ihre privaten Entscheidungen gewiss nicht einmischen würde. Ich würde nicht klopfen und mich nach den Motiven erkundigen. Wer sich aber öffentlich macht, der wird es eben auch. Daher sind die religiösen Motive hier keine Privatsache mehr, sondern Gegenstand von Analyse und Kritik.

Genau das verleitet dann leider Menschen dazu, von dieser spezifischen Öffentlichkeit auf die Menschen als Privatmenschen zu schließen. Und z.B. Fensterscheiben einzuschmeissen oder fremde Menschen auf der Straße anzusprechen. Darum sind solche Differenzierungen gerade hier sehr wichtig.
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Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Axel hat geschrieben:In Anbetracht dessen, dass Spieleentwicklung nun auch nicht unbedingt günstig ist, finde ich es nicht schlimm das auch zu verkaufen
Ich finde das auch nicht "schlimm", höchstens verwunderlich. Man kann sich in diesem Fall bloß nicht auf die Position zurückziehen, dass sich eine inhaltliche Kritik a priori verbiete. Sonst dürfte man auch "Mein Kampf" nicht kritisieren, schließlich ist das ebenfalls ein intim biographisch geprägtes Werk. Die Argumentation verliert ihre Validität in dem Augenblick, in dem der Erschaffer sein intimes Werk in der Öffentlichkeit instrumentalisiert: um Geld zu verdienen, um zu bekehren, um ideologisch zu überzeugen, und so weiter. Wenn sich Kritik an Singern/Songwritern tatsächlich nicht traut, intime Texte zu kritisieren (ich höre zwar relativ viele Songwriter, lese aber keine Rezensionen), dann erscheint mir das übrigens ausgesprochen feige.
Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Axel hat geschrieben:Wie eben schon angesprochen: Ich sehe hier wirklich kein Versuch ideologisch zu überzeugen.
Oh. Nein, ich auch nicht - das waren bloß Beispiele für die Instrumentalisierung. Bei That Dragon, Cancer greift das schnöde Geldverdienen - und zumindest zum Teil sicherlich auch der den meisten Religionen innewohnende Bekehrungsanspruch. Wohlgemerkt: Auch das finde ich nicht "schlimm", aber wenn man mit dem Tod des eigenen Kindes (auch) Geld verdienen will, dann muss man eben akzeptieren, dass die dazu eingesetzten Mittel - sowohl handwerklich als auch stilistisch und inhaltlich - genau so behandelt werden wie in anderen Produktionen, die unter der gleichen Prämisse veröffentlicht werden. Dann zieht das "hier will doch bloß jemand seine intime Trauer verarbeiten"-Argument nicht, denn das ist ja schon mit dem Erschaffen des Werkes geschehen. Mit der Veröffentlichung will man Geld verdienen.

Ich finde das Spiel übrigens nicht schlecht. Ich finde es aber auch nicht besonders gut. Ja, es hat mich berührt, aber das liegt hauptsächlich am Motiv und weniger an der konkreten Umsetzung. That Dragon, Cancer hat einige starke Momente, aber von dem allenthalben postulierten Meisterwerk ist es in meinen Augen in sämtlichen Belangen erheblich entfernt. Begrüßenswert ist zweifelsohne der Umstand, dass solche Spiele überhaupt gemacht werden.

Im Übrigen möchte ich einigermaßen stolz anmerken, wie großartig ich es finde, dass der Podcast offensichtlich dabei hilft, solche Diskussionen zu führen. Denn genau die braucht das Medium so viel mehr als Produktests.
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Joss
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Joss »

Axel hat geschrieben:@Joss: Dann unterschätzt Du, lieber Joss, leider die Wichtigkeit solche persönliche Geschichten auch öffentlich zu machen, allein damit nur ein Diskurs und - noch viel wichtiger! - Verständnis der Menschen gegenüber Trauernden erzeugt werden kann. Denn heute sind Trauer und Tod leider immer noch absolute Tabuthemen. Die Folgen davon sind sehr unterschiedlich, häufig durchaus wirklich traurig. Etwa wenn beispielsweise ein Ehemann seine Frau verliert und sein Arbeitgeber die Trauer nicht anerkennen mag. Dann passiert das sehr oft, dass dieser Mann arbeitslos wird. Also in kurzer Zeit verliert er quasi alles, was sein Leben ausmacht. Dann wird er depressiv, fängt an sich gehen zu lassen, usw. Viele Depressionen kommen auch dadurch, dass Menschen nicht die Zeit gegeben wird zu trauern und diese Trauer zu bewältigen.
Und daher ist es wichtig mit solchen persönlichen Geschichten an die Öffentlichkeit zu gehen, da nur so vielleicht auch Sensibilität in der Gesellschaft entstehen kann, als wenn man das Thema öffentlich totschweigt.
Das finde ich jetzt etwas wirr, was du schreibst. Zum einen hat wohl jeder von uns auch Erfahrungen mit dem Verlust geliebter Menschen im Privaten. Manche von uns auch noch im beruflichen und/oder ehrenamtlichen Bereich. Da ich vermutlich auch noch etwas älter als du bin, kannst du mir das also durchaus zutrauen, solche konkreten Erfahrungen und die daraus folgenden Einsichten. Zum anderen differenzierst du hier nicht zwischen Art und Weise (ja, es ist zumeist gut in Trauerphasen zu sprechen, aber nicht unbedingt immer und überall und egal wie), und bemerkst auch nicht, dass ich mir gar kein persönliches Urteil über diese Menschen und ihren Fall erlaube. Vielleicht war es für sie das Beste, was ihnen passieren konnte. Vielleicht auch nicht. Auf diese Ebene der Wertung würde ich mich gar nicht erst einlassen.

Für mich beginnt das Thema in dem Moment, wo jemand 1. in die Öffentlichkeit tritt, 2. sein Produkt präsentiert und 3. zu verkaufen sucht. Ab 1. kann man sich mit dem Thema auf der Ebene des Gegenstands (hier ein Kulturprodukt, Spiel) kritisch auseinandersetzen. Du bist jedoch bereits in einem Rechtfertigungsszenario engagiert. Wer nach Verständnis und Anerkennung sucht, sollte beides möglichst nahe bei sich und derart auch kontrollierbar, beeinflussbar halten. Dass Trauer und Tod Tabuthemen wären, kann ich nicht erkennen. Es sind unangenehme Themen, sie sind aber nicht tabuisiert. Zu deinem Beispiel mit dem Arbeitsplatz noch ein konkretes Gegenbeispiel: Eine Kollegin pflegte ihre sterbende Mutter und hatte währenddessen wegen Vierfachbelastung hohe Krankenzeiten. Sowohl unser Arbeitgeber wie auch unser Vorgesetzter hat das beides trotz befristetem Arbeitsverhältnis nicht zum Anlass genommen, sie fallen zu lassen.
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Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Axel hat geschrieben:Viele Musiker sind auch sehr emotional, gerade bei intimen Texten. Für mich wäre es kein Problem, wenn man diese in einem Vier-Augen-Gespräch kritisiert, sehr wohl aber öffentlich. Allein weil das Überwinden diese Texte öffentlich zu machen durchaus Kraft erfordert. Das erkennen auch viele ernstzunehmende Musikkritiker an
Es ist eine Sache, das anzuerkennen und dem Werk mit dem gegebenen Respekt zu begegnen. Es ist eine andere Sache, sich als Kritiker selbst zu zensieren. Das eigene Schaffen öffentlich zu machen, erfordert immer Mut - ob man nun ein unbekannter Songwriter ist oder Quentin Tarrantino. Folgte man deiner Prämisse dürfte man den Inhalt von Filmen oder Romanen grundsätzlich auch nicht kritisieren. Mir scheint also, hier kommt ein Phänomen zum Tragen, das man auch in der Spielekritik gut kennt: Die persönliche Nähe zum Künstler verhindert eine aufrichtige Kritik. Das ist menschlich verständlich, hilft aber weder den Künstlern noch den Kritikern.
Nur weil ich einen Text als Kritiker nicht gut finde, heißt das nicht, dass das der Leser genauso empfindet. Das ist eben etwas sehr subjektives und auch deswegen klammert man die Texte selbst häufig in der Kritik aus. Man konzentriert sich da eher auf Punkte, die sich eher objektivieren lassen wie Produktionsqualität, Instrumentenspiel und Gesang


Ah. Noch eine Analogie zur Spielekritik: die Angst vor dem subjektiven Urteil. Auch damit hilft man sich als Kritiker letztlich nicht weiter. Brauchbare Kunstkritik ist immer subjektiv, weil sich der Gegenstand der Objektivierbarkeit entzieht. "The Lonesome Death of Hattie Carroll" oder "Times They Are a Changin" sind nicht deshalb großartige Songs, weil Dylan ein begnadeter Sänger oder Instrumentalist wäre - und herausragend produziert sind sie auch nicht. Sie sind zu einem fundamentalen Teil wegen der Texte großartig. Wenn man also bei der Songwriter-Kritik die Texte ausblendet, obwohl man sich dem wichtigsten Songwriter der Moderne überhaupt nur über seine Texte nähern kann, erscheint mir das ... sehr fragwürdig, um es vorsichtig zu formulieren. Oder um ein modernes Beispiel zu bemühen: Was soll ich mit einer Kritik von Bright Eyes (also Connor Oberst), die nicht über seine Texte spricht? Das wäre wie der Test einer Kupplung; der mithin entscheidende Rest vom Auto fehlt.
Es möchte, auch nachdem was ich im Blog der Eltern gelesen habe, garkein Meisterwerk sein und erhebt auch garnicht den Anspruch drauf, oder habe ich da was übersehen?
Nein, keine Sorge. Und natürlich ist das kein Makel des Spiels. Die Aussage bezog sich rein auf den Umstand, dass hier ein in nahezu jeder Hinsicht bestenfalls mittelmäßiges Spiel zum Meisterwerk geschrieben wird, alleine weil es eines der ersten Spiele ist, die sich mit diesem speziellen Motiv befassen. Historisch ist That Dragon, Cancer bestimmt ein relevantes Spiel. Qualitativ in meinen Augen nicht.
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Denny Röder
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Denny Röder »

Jochen hat geschrieben: Wohlgemerkt: Auch das finde ich nicht "schlimm", aber wenn man mit dem Tod des eigenen Kindes (auch) Geld verdienen will, dann muss man eben akzeptieren, dass die dazu eingesetzten Mittel - sowohl handwerklich als auch stilistisch und inhaltlich - genau so behandelt werden wie in anderen Produktionen, die unter der gleichen Prämisse veröffentlicht werden.

Möglicherweise habe ich dass im Podcast überhört.
Aber wird das eingenommene Geld eventuell gespendet?
Und wenn dem so sei, würde es was an deiner Meinung hinsichtlich deiner Kritik ändern?
Oder bleibt es dabei?
Weil dann wird es mMn schwierig!
Zuletzt geändert von Denny Röder am 7. Feb 2016, 16:21, insgesamt 1-mal geändert.
"Der ehrliche Pusher wird von Bullen umzingelt, doch beim klugen Panscher stets die Kasse klingelt!"
Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Sgt.Pepper hat geschrieben:Möglicherweise habe ich dass im Podcast überhört.
Aber wird das eingenommene Geld eventuell gespendet?
Offenbar nicht. Wir haben im Podcast kurz darüber gesprochen und ich habe anschließend auch keine entsprechenden Hinweis gefunden. Ich weiß lediglich, dass Razer (ja OUYA übernommen haben), die Einnahmen aus dem Verkauf über ihre Android TV-Plattform spenden, aber im Verhältnis zu den Gesamtverkäufen via Steam und Co. dürfte der Prozentsatz verschwindend gering sein.

Und ja, selbstverständlich würde das etwas an meiner Meinung ändern. Das Spiel wäre dadurch nicht besser, aber ich wäre weitaus eher geneigt, ihm eine gewisse Sonderrolle zuzugestehen.
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von admin »

Axel hat geschrieben:Umso mehr konnte ich nicht verstehen, dass man beispielsweise in der Szene mit dem schreienden Kind noch "ein Schritt weiter gehen" sollte, wenn das nicht passiert ist? Ich finde es ein wenig strange es als gegeben anzusehen, dass man als Eltern sein Kind "am liebsten an die Wand klatschen würde" wie ihr es ausgedrückt hat.
Das war ja nur eine flappsige Umschreibung eines Vaters dafür, dass man als Elternteil manchmal einfach am Ende seiner Kräfte ist und dem nicht immer nur mit Ruhe und Mitgefühl begegnen kann.
Axel hat geschrieben: Auch diese ganze Kritik an der Religion hättet ihr euch ehrlich gesagt schenken können. Es hätte einfach gereicht das mit einem Satz abzuhandeln"Ich bin selber Atheist, mich konnte die ganze christliche Symbolik nicht erreichen" und fertig. Ich finde da solche Sprüche wie "Das sind ja nur Märchen" unangebracht im Angesicht eines biografischen Werkes.

Und letztlich könnt ihr auch nicht wissen, ob der Tod wirklich das Ende ist, oder?

Übrigens ist der Ausspruch "Er/Sie ist an einem besseren Ort" nicht falsch, da dieser ja besonders dann gut zutrifft, wenn der Verstorbene eine lange Krankheitsgeschichte hatte.
Ich dachte, ich hätte im Podcast sogar sehr deutlich gesagt, dass ich - wenn ich die Wahl hätte - den Glauben jederzeit vorziehen würde, da Atheismus alles andere als tröstlich ist. Als gläubig erzogenes Kind habe ich nicht das Gefühl, dass mich der Atheismus glücklicher gemacht hat. Nur, wenn man erstmal zu der Überzeugung gelangt ist, dass es keinen Gott gibt, führt halt kein Weg zurück. Da passt sogar das biblische Bild: Wenn man vom Baum der Erkenntnis genascht hat, ist die Tür zum Paradies erstmal zu.

Ich fand es auch sinnvoll und notwendig das im Podcast zu thematisieren, da die Rezeption des Spiels IMO dadurch sicherlich beeinflusst wird und das Spiel bei einem Gläubigen sicher einen anderen Eindruck hinterlässt. Das ich Glauben persönlich ablehne bedeutet ja nun auch nicht, dass ich anderen Menschen ihre Spiritualität nicht gönne, ganz im Gegenteil. Aber für mich sind nunmal die zugrundeliegenden Legenden eben etwas ähnliches wie Märchen - sinnstiftende Erzählungen innerhalb eines Werte- und Moralsystems. Das muss ich nun auch sagen dürfen. Respekt vor Religion bedeutet ja nicht, dass ich Gläubigen vorlügen muss, dass ich an die Existenz eines/ihres Gottes glaube.

Vielleicht habe ich mich im Podcast da weniger gelungen ausgedrückt, als ich dachte. Von daher sorry, wenn das intolerant erschien. Das war schlicht ein IMO für den Kontext der Besprechung nötiger Einblick in mein spirituelles Innenleben.

Andre
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Denny Röder
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Denny Röder »

Jochen hat geschrieben:
Und ja, selbstverständlich würde das etwas an meiner Meinung ändern. Das Spiel wäre dadurch nicht besser, aber ich wäre weitaus eher geneigt, ihm eine gewisse Sonderrolle zuzugestehen.
Und da sage doch nochmal einer, der Jochen hätte kein Herz.
Aber ich gebe dir recht!
Zu einem besseren Spiel würde es nicht werden.
Aber eine andere herangehensweise an das Spiel, wäre dann durchaus angebracht.
Es ist und bleibt aber auch ein sehr schwieriges Thema.
Gerade für einen Spiele- Journalisten, stelle ich es mir unheimlich schwer vor, für solch ein Spiel und dessen Thema moralisch, sowie würdevoll eine Kritik zu schreiben.
"Der ehrliche Pusher wird von Bullen umzingelt, doch beim klugen Panscher stets die Kasse klingelt!"
Jochen

Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Jochen »

Axel hat geschrieben:Mir persönlich erscheint sowas dann fairer, als einfach darüber in der Rezension zu sinnieren, was ich denn darunter verstehe und wie ich es empfinde
Warum sollte dein Textverständnis und -empfinden denn "unfair" sein? Mal abgesehen davon, dass du gerade der kompletten Literatur- und Filmkritik nebst den dazugehörigen Wissenschaften die Daseinsberechtigung absprichst (was ich übrigens für ein ganz klein wenig gewagter halte als eine subjektive Songwriterrezension, aber das bloß am Rande): Der Künstler veröffentlicht sein Werk doch gerade deshalb, damit jemand etwas versteht, empfindet, nachvollzieht, fühlt - und ihm dafür Geld gibt. Das ist überhaupt der Zweck der Veröffentlichung - sonst kann er den Song/Roman/Film/usw. ja für sich behalten. Dein Empfinden als Rezipient steht im Mittelpunkt der Erfahrung; es in der Kritik zu inkludieren ist nicht unfair, sondern fundamental notwendig. Schon alleine deshalb, weil es vollkommen unmöglich ist, es zu ignorieren, ohne dass es die vermeintlich objektivierbaren Kriterien soweit einfärbt, dass sie ebenso subjektiv sind wie das subjektive Urteil, das man damit ursprünglich vermeiden wollte. Am Ende schreibst du immer eine subjektive Kritik. Die Frage ist bloß, ob es eine brauchbare und ehrliche sein soll oder nicht.
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Joss
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Joss »

Axel hat geschrieben:
Da ich vermutlich auch noch etwas älter als du bin
Das hat meiner Ansicht nach nichts mit dem Alter zu tun.
Das hat schon rein statistisch etwas mit dem Alter zu tun. Wie meine inzwischen verstorbene Tante auf einem Friedhofsgang mal lakonisch formulierte: "Die Einschläge werden dichter".
Dass Trauer und Tod Tabuthemen wären, kann ich nicht erkennen. Es sind unangenehme Themen, sie sind aber nicht tabuisiert.
Axel hat geschrieben:Magst Du dazu Beispiele nennen? Weil, diese Erfahrung habe ich echt nicht gemacht. Viele meinen, dass es mit einem "Wird schon wieder" oder "Hatte bestimmt alles seinen Grund" alles wieder okay wäre. Letztens habe ich dazu einen wunderbaren Text gelesen, der meine Ansicht und meine Erfahrungen perfekt wiedergibt, weswegen ich ihn hier gene mal verlinke: http://www.huffingtonpost.de/tim-lawren ... mg00000002
Das halte ich für umfeldabhängig. Ich spreche schon qua philosophischem und soziologischem Hintergrund regelmäßig über solche Themen. Unter Freunden, Bekannten, aber durchaus auch im Treppenhausgespräch. In den Medien wiederum ist es aber auch ein großes Thema: Suizid, Depression, Sterbehilfe, Hospiz-Bewegung. Durkheims Studie über den Selbstmord stammt aus dem Jahr 1897. Freud hat schließlich alles drumherum endgültig enttabuisiert. Fachkollegen wiederum haben vor 2-3 Jahr z.B. auch ein (mir etwas zu seichtes) Buch über Friedhofskultur und -soziologie veröffentlicht. In der Migrationsdebatte geht und ging es auch um das Thema Tod und Verlust, wenn man den Menschen zuhört und ihren Geschichten mit Interesse begegnet.

Es gibt natürlich Menschen, wie mein Vater z.B., der solche Themen immer verdrängt hat und erst angesichts seiner persönlichen Einschläge leibhaft irgendwann nicht mehr daran vorbeikam. Der operierte dann im Zweifelsfall früher auch mit Phrasen. Ich selbst habe mich da auch nie eingemischt. Aber es hat unsere Beziehung auch stets oberflächlich gehalten, dass ihn alles tiefer-seelische wenig interessierte. Ich denke, das hängt am Ende sehr stark an den Menschen, einem selbst und an denen, mit denen man sich umgibt. Bei mir waren das dann eben immer solche, die sich neben Belmondo-Filmen auch für die tieferen Fragen des Lebens interessierten. Ich selbst spreche darüber nicht anders wie über andere Themen. Und mache dabei eben die genannten Erfahrungen. Je offener man selbst ist, desto offener auch das Gegenüber. Insofern dem Gegenüber da nicht irgendein Schrecken innewohnt, der Offenheit überhaupt verhindert.

Zu deinem Text noch: Sinnsuche und -deutung ist stets etwas sehr persönliches. Ich versuche da genau drauf zu achten, ob jemand gerade für andere und alle oder für sich als Einzelperson argumentiert. Wenn jemand in seinem erlittenen Elend Sinn sucht, ist darin zunächst kein Problem, solange er sich nicht dadurch in seinem Elend auf Dauer erinrichtet. Und selbst das muss man, wenn keine Dritten betroffen sind, akzeptieren. Ich halte es für vermessen, wenn man vorschnell in das Leben Anderer interveniert. Wer seinem Elend mit Religion begegnen möchte, wählt seinen Weg ebenso wie derjenige, der eine Karriere darauf gründet oder es einfach noch einmal versucht oder die Hände in den Schoß legt. Wer könnte über das Einzelschicksal richten? Probleme fangen immer erst dann an, wenn jemand versucht anderen Vorschriften zu machen, Empfehlungen zu geben. Da sollte man sich an einen Minimalkonsens (Grundgesetz, Menschenrecht oder auch schlicht: Freundlichkeit und Benehmen) halten. Man braucht stets etwas Ähnlichkeit und Gemeinsamkeit, um überhaupt Verständnis füreinander zu entwickeln.
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Rossy
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Rossy »

Axel hat geschrieben: Dazu muss ich auch sagen, dass ich das bei stinknormalen fiktionalen Songtexten - beispielsweise bei Metalbands oder so - auch anders handhabe. Da schreibe ich auch, wenn ich Texte plump, einfallslos oder klischeehaft finde. Also da habe ich auch kein Problem draufzuhauen, wenn es nötig ist. Genauso wie ich das auch bei rein fiktionalen Geschichten in Spielen mache. Ich habe da nur Probleme, wenn es um autobiographische Themen geht - oder wo man merkt, dass der Text von einem guten Freund oder jemanden aus der Familie oder so handelt. Kann man vielleicht als feige empfinden, zugegeben. Deswegen hätte ich ja auch Probleme die Geschichte von That Dragon, Cancer irgendwie zu bewerten, weil sie ja zum großen Teil autobiographisch ist und sich das von fiktionalen Stoffen unterscheidet.
Gerade das ist meiner Meinung nach der komplett verkehrte Ansatz. Bei vielen Bands sind die Texte nur dazu da um dem Sänger etwas zu geben mit dem er seiner Stimme Musik schaffen kann. Der Inhalt der Texte ist hier so irrelevant die Geschichte in so manchen Spielen. Als Beispiel seien hier mal Platformer wie die Mario-Reihe genannt. Bei Singer-Songwriter-Musik oder auch Spielen wie That Dragon, Cancer ist das völlig anders: Hier ist der Text/die Geschichte im Mittelpunkt, sollte daher auch in der Kritik im Mittelpunkt stehen. Natürlich sollte eine solche Auseinandersetzung weit entfernt von einem "draufhauen" sein. Hier ist natürlich respektvolles Taktgefühl gefragt, wenn sich Texte/Geschichte wie hier um autobiographische emotionale Erlebnisse drehen.
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Malvitus
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Malvitus »

Axel hat geschrieben: Ich empfande für mich nur die Heftigkeit der Kritik etwas unangebracht. Aber das ist vielleicht auch nur mein ganz eigenes Empfinden gewesen.
Bevor Ich anfange muss ich mich auch als Atheist outen. Ich bin zwar in einer christlich geprägten Umgebung aufgewachsen, wurde aber nie getauft und habe von meinen Eltern aus nie eine Religion beigebracht bekommen. Deswegen durfte ich beispielsweise in der Grundschule zwischen den Religionsunterrichten hin und her wechseln und hab schnell gemerkt, dass der einzige unterschied zwischen beiden in der Nettigkeit der Lehrerin bestand (zumindest für mich). Insofern habe ich nie einen Glauben verloren weil ich nie einen hatte. Deswegen möchte ich kurz meine Sicht der Dinge schildern.

Was ich bisweilen problematisch finde ist, dass sich Religion bzw. Menschen die von sich selbst sagen sie gehören einer gewissen Glaubensrichtung an, hinter dem Schild Religionsfreiheit verstecken, sobald die Kritik zu heftig wird. "Du darfst mich kritisieren, weil ich daran glaube und ich darf glauben was ich will ". Richtig ist, jeder darf glauben was er möchte für sich. Ich darf diese Person nicht verfolgen, beleidigen oder sonst wie ausschließen nur weil sie an irgendetwas glaubt und ich das weiß. Es gibt aber keine Religionsunkritisierbarkeit. Ich darf jederzeit die Ideen und Motive einer Religion hinterfragen und kritisieren (und das bei gegebenen Anlass auch heftig), denn ansonsten könnte ich alles hinter diesem Schild verstecken. Der IS wäre ohne diese Erlaubnis ebenso unkritisierbar wie die katholische Kirche. Das Blöde an der Sache ist nur, dass man Religion nicht einfach vom Mensch trennen kann, weil das per definition ein persönliches Ding ist. Kritik an Religion trifft also auch oft automatisch den Gläubigen. Ich persönlich denke jedoch, dass dieser das aushalten muss, gerade wenn man den Diskurs mit andersgläubigen oder nicht gläubigen sucht.
Axel hat geschrieben: Ich habe da nur Probleme, wenn es um autobiographische Themen geht - oder wo man merkt, dass der Text von einem guten Freund oder jemanden aus der Familie oder so handelt. Kann man vielleicht als feige empfinden, zugegeben. Deswegen hätte ich ja auch Probleme die Geschichte von That Dragon, Cancer irgendwie zu bewerten, weil sie ja zum großen Teil autobiographisch ist und sich das von fiktionalen Stoffen unterscheidet.
Hier kommt leider ein Phänomen zum tragen das auch ich leider noch nicht abgelegt habe. Kritik am Werk ist nicht gleich bedeutend mit Kritik an der Person, auch wenn dieses Werk persönlichen Charakter trägt. Sprich: Ich kann deinen Song grottenschlecht, deinen Text pathetisch und klischeebeladen finden und dein Werk total niedermachen, und habe bei einer guten Kritik gleichzeitig keine einzige Schramme an deiner Persönlichkeit gelassen. Es ist wichtig, dass man das als Künstler oder auch Maschinenbauer lernt. Kritik sollte dazu da sein Fehler aufzuzeigen nicht um den Finger in die Wunde zu legen sondern um diese Fehler zu verbessern. Sprich wenn man sagt That Dragon, Cancer erzählt die Geschichte an den und den Stellen mit zu viel Symbolik oder zu kitschig oder sonstwas, kann ich das kritisieren und gleichzeitig die Entwickler sympathisch finden, ohne sie anzugreifen. Das Problem ist jedoch, dass jeder der Beteiligten lernen muss, mit sowas umzugehen und das fällt bisweilen sehr schwer.

Und auch meine 2 Cents zu dem Thema. Ich habe das Spiel nicht gespielt, soviel vor weg und habe das auch nicht unbedingt vor, weil mir das Spiel zu viel Geld kostet. Im Großen und Ganzen gehe ich mit André und Jochen d'accord außer in dem Punkt dass man das Spiel durchaus hätte besprechen können, wenn es kostenlos wäre. Da es das aber nunmal nicht ist erübrigt sich dieser Punkt auch eigentlich. Ich kann leider nicht einschätzen, inwiefern die christlichen Motive gut in die Erzählstuktur eingewoben sind, ich finde jedoch gerade weil das ganze auf einer wahren Geschichte beruht und die Autoren damit auch wohl ihren Glauben ausdrücken möchten, hinterlässt es einen faden Beigeschmack. Ich denke bei einer rein fiktiven Story käme man damit besser klar, da ich es dort mehr als vertrautes Stilmittel verstehen würde für das Enden des Leidens des Kindes.
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derFuchsi
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von derFuchsi »

admin hat geschrieben:
Vielleicht habe ich mich im Podcast da weniger gelungen ausgedrückt, als ich dachte. Von daher sorry, wenn das intolerant erschien. Das war schlicht ein IMO für den Kontext der Besprechung nötiger Einblick in mein spirituelles Innenleben.

Andre
I WANT TO BELIEVE (but i can't)
Das war was ich verstanden habe. Daran empfand ich nichts intolerant.
Danke für das mutige sehr persönliche Statement Andre.
Die Metapher mit dem Baum der Erkenntnis finde ich sehr gelungen.

Man kann die Flucht in den Glauben als (*vermeintlicher) Atheist von außen betrachtet unlogisch oder gar albern finden finden aber wenn man selber in einer ausweglosen Situation ist sieht das glaube ich ganz anders aus.
In einem defekten Flugzeug gibt es keine Atheisten.

(* Ich glaube nicht an Atheisten ;), an irgendeinen "Humbug" glaubt jeder und wenn es nur irgendeine Form von Esoterik ist)

Aber zurück zum Spiel. Was ich mich die ganze Zeit frage seit ich die ersten Berichte gelesen habe: Warum soll man das Werk überhaupt spielen wollen ? So richtig komme ich nicht dahinter.

Weil man als Unbeteiligter gerne am Schmerz fremder Personen teilhaben möchte ? (Als ob man nicht genug Probleme im eigenen Umfeld hätte.)
Weil man selbst jemanden im näheren Umkreis hat der an Krebs starb oder erkrankt ist ? (Will man dann wirklich noch in der Wunde stochern ?)
Reiner Voyeurismus ?

Ich konnte auch The Beginners Guide nicht die Faszination abgewinnen die alle darin sahen auch wenn die Machart sehr interessant war. Ich fühle mich einfach nicht persönlich angesprochen.
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Joss
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von Joss »

Hier bin ich über einen Hintergrundartikel gestolpert, der einen Schlenker ins Genre und zur Frage nimmt, was das Subgenre mit Kunstgestaltung zu tun haben könnte. Sehr schön dann das hier:
"We have proved that we can tell these stories through game design,” Mr. Caballero said. “But we haven’t proved that you can be profitable.”
Was auch daran liegen könnte, dass der (Groschen- und Kunst-)Roman und sein Videopendant hierfür vielleicht schlicht das geeignetere Medium ist. Der Gedanke liegt dabei umso näher, desto weniger das Spiel sich von den anderen Gestaltungen emanzipiert.
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RipvanHahl
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Re: Runde 44 ( ich verneige mich )

Beitrag von RipvanHahl »

Ich musste für meine Ausgabe des Anne Frank Tagebuches Geld bezahlen :/
Aber ansonsten höchst interessanter Podcast. Ich selber habe das Spiel eher biographisch verstanden, weswegen ich Kritiken da eher für überflüssig halte.

Mich hat es beim Podcast verwundert, auf welchen Beerdigungen ihr gewesen seid?

Bei uns im (zugegeben stark protestantisch geprägten) niedersächsischem Dorf gibt es nach der eigentlichen Beerdigungszeremonie, wo abschied genommen wird, noch ein Kaffeetrinken (Leichenschmaus wenn man so will).
Bei diesem ist die Trauer dann einer eher andächtigen Stimmung gewichen, wo man sich Geschichten über den verstorbenen erzählt und auch schon zum Teil gelacht wird.
Der glaube an das Leben nach dem Tod ist meiner Meinung gerade bei solchen Veranstaltungen fast schon greifbar.

Zumal die wirkliche Trauer sich meist darauf bezieht, dass sich die entsprechende Person halt nicht mehr im "direkten Zugriff" befindet.

Zumindest ist das bei uns die geläufige Auffassung, wie sie auch gelebt wird.
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