Runde #277: Ghost of Tsushima – Warum gefällst du uns so?

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Dee'N'bee
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Runde #277: Ghost of Tsushima – Warum gefällst du uns so?

Beitrag von Dee'N'bee »

Das letzte große Ps4 Exklusive steht an. Werdet ihr euch hier bei The Pod damit befassen?
Scheint ja momentan bei den Kritiker*innen(jetzt fang ich damit auch schon an) positiven Anklang zu finden.

Falls ihr euch dieser Sache annimmt, mit welchem Format wird dann zu rechnen sein?
Ein "Auf ein Bier-Podcast" wäre wohl angebracht, würde mich aber auch mit einer Wertschätzung von Dom zufrieden geben :D

Den als alter Archäologe muss Dom bei einer Besprechung von Ghost of Tsushima einfach dabei sein :pray:
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schneeland
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von schneeland »

Ja, würde mich auch freuen, wenn das besprochen wurde.
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SebastianStange
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von SebastianStange »

Wir planen definitiv, es uns am Freitag zu kaufen und anzuschauen. Bin schon gespannt!
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Dee'N'bee
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Dee'N'bee »

SebastianStange hat geschrieben: 15. Jul 2020, 22:39 Wir planen definitiv, es uns am Freitag zu kaufen und anzuschauen. Bin schon gespannt!
Ah...sehr schön. Bis ihr dann soweit seit, dürfte ich auch damit fertig sein. Je nach Spielweise kann man aber 30 bis 40 Stunden einplanen. Teilt es euch gut ein, am besten macht ihr euch nicht so einen Druck und lasst euch Zeit

Wenn es auch mal zwei Wochen dauert ist auch nicht schlimm :D
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schneeland
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von schneeland »

SebastianStange hat geschrieben: 15. Jul 2020, 22:39 Wir planen definitiv, es uns am Freitag zu kaufen und anzuschauen. Bin schon gespannt!
Sehr gut! Dann schon mal vielen Dank! Und bitte zumindest mal 5 Minuten den Schwarzweißfilter ausprobieren und schauen, ob der nur ein Gimmick ist, oder ob man damit auch spielen kann (ein Samuraifilm in schwarz-weiß zum Selberspielen wäre schon sehr cool :)).
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Terranigma
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Terranigma »

Hätte ich eine PS4 würd's mich glatt interessieren. Stattdessen stöber ich derzeit so'n wenig durch deutsche und japanische Reviews. Bemerkenswert wie ähnlich teils die Kritikpunkte und das Lob verteilt ist. Gamestar kritisiert das an sich recht altbekannte Schema F des OpenWorld-Designs und IGN-Japan schreibt, dass es sich wie eine Mischung aus Uncharted, Assassin's Creed, Zelda: Breath of the Wild und'n wenig Rockstar anfühlt. Dann wiederum geht's aber teils auseinander. Die Kollegen bei 4Players nehmen direkt eine historische Einordnung vor und urteilen, dass die Entwickler "vieles andere gut recherchiert [haben]." Als Belege dafür führen sie an, dass ein paar japanische Begriffe auftauchen und Elemente Kami, Sun Tzu, Kappa, Buddhismus, o.Ä. im Spiel erwähnt werden. Nun ist dies aber genau das Standardreportoire an im Westen etablierten Tropes, die man eben verwendet, wenn man "historisches Japan-Feeling" inszenieren möchte.

Im Gamepro- sowie 4Players-Test geht die Japanophilie weiter, und es werden recht wilkürlich Begriffe eingeworfen. So würde der Protagonist mit sich hadern, da er dem Bushidô zuwider handeln würde. Nun ist's so: im 13. Jhd. gab's so etwas wie Bushidô nicht. Es gab weder den Begriff noch das Konzept, sondern dies wurde erst ab dem 17. Jhd. während der Edo-Zeit entwickelt. Wieso? Naja, weil Japan zu der Zeit relativ befriedet war und Samurai den Tag über wenig zu tun hatten, und so immer öfter (aus Langeweile) zum Stift anstatt zum Schwert griffen, und sich und ihren Stand idealisierten. Ähnlich wie's auch mit den Rittern im europäischen Mittelalter geschah. Die deutschen Artikel nehmen diese Fiktionen aber teils für bare Münze und als Ausweis für die historische Authentizität des Titels. Ich gehe mal davon aus, dass der Begriff "Bushidô" im Spiel selbst fällt - unpassenderweise. Bei 4Players heißt's auch weiter etwa:
Natürlich wird Gut und Böse von Anfang an klar verteilt, aber die Mongolen setzten auf Terror als Kriegstaktik, marschierten in Formationen wie der Phalanx, während die Japaner in Schlachten des 13. Jahrhunderts noch den ehrenhaften Zweikampf suchten - zumindest unter Samurai.
Der markierte Absatz ist Phantasie. Natürlich haben die Japaner auch im 13. Jahrhundert nicht stets den ehrenhaften Zweikampf gesucht. Das tun sie in Filmen, Romanen oder Videospielen, aber die Realität sah doch wohl weitaus schnöder und weitaus chaotischer aus - eben weil Schlachten mit Hunderten oder Tausenden kein 1v1-Duell-Modus sind. Die Artikel enthalten eine recht ordentliche Dosis an Orientalismus.



Diese andere Wahrnehmung zeigt sich dann auch etwa im Artikel von IGN-Japan und der dortigen Besprechung. Die ersten zwei Absätze handeln erst einmal davon, dass es ein Spiel mit japanischen Szenario ist, das von nicht-Japanern entwickelt wurde - und gehen auf den Japan-Hype im Ausland ein und sprechen davon, dass japanische Popkultur via Anime, Manga, Romanen, usw. auch in den Westen schwappte. Als sichtbares Vorbild für "Ghost of Tsushima" nennen sie nicht die Historie, sondern Kurosawa Akira. Anstatt von historischer Authentizität benutzen sie folgenden Begriff zur Einordnung: 歴史系フィクション "Geschichtsfiktion." Während in Deutschland zwar niemand von "historischer Korrektheit" spricht, wird dem Titel doch aber eine große historische Authentizität zugesprochen. In Japan ist die Wahrnehmung eine andere: "Ghost of Tsushima" ist Fiktion inklusive 美化された "idealisierter" Samuraidarstellung und stellt eine spielerische 侍ファンタジー "Samuraiphantasie" dar. Das ist im Artikel aber nicht abwertend gemeint. Die Wertung ist schließlich auch sehr gut mit 9/10.

Interessant, wie ähnlich die Wertung bzgl. der spielerischen Qualität ist, wie unterschiedlich aber die Wahrnehmung des Szenarios ausfällt.

PS: Die gelben Laubblätter im Spiel sind so schön! :)
PPS: Ich will's auf'n PC! :(
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oscarmayer
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von oscarmayer »

ein PC Release halte ich durchaus für möglich, außer das Spiel erscheint auch noch auf der PS5.
Ansonsten sieht man ja an anderen Beispielen, dass die Exklusivdeals mit Sony auslaufen (David Cage Spiele, Horizon).
Obwohl die ganzen Infamous Titel von Sucker Punch auch nie für PC kamen, oder?
Den letzten Teil und das Standalone Addon von Infamous fand ich richtig schlecht. Stumpfe Charaktere, stumpfe Aufgaben, coole Optik :D
Infamous 2 ist in meiner Erinnerung allerdings ziemlich cool gewesen :)
Rince81
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Rince81 »

oscarmayer hat geschrieben: 16. Jul 2020, 08:58 ein PC Release halte ich durchaus für möglich, außer das Spiel erscheint auch noch auf der PS5.
Ansonsten sieht man ja an anderen Beispielen, dass die Exklusivdeals mit Sony auslaufen (David Cage Spiele, Horizon).
Sucker Punch gehört Sony - da läuft also kein Deal aus. Horizon ist vermutlich eine einmalige Sache und eine Karotte für die PC Spieler sich doch gefälligst eine Playstation zu kaufen wenn man den Nachfolger spielen will.
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skade
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von skade »

Rince81 hat geschrieben: 16. Jul 2020, 09:30

Sucker Punch gehört Sony - da läuft also kein Deal aus. Horizon ist vermutlich eine einmalige Sache und eine Karotte für die PC Spieler sich doch gefälligst eine Playstation zu kaufen wenn man den Nachfolger spielen will.
Bei Horizon und Death Stranding würde mich nicht wundern, wenn man die Decima-Engine in Richtung Cross-Platform positionieren möchte und das mal antestet. Die Releases können halt als ungefährlicher Testballon dienen, der auch noch vom Kunden bezahlt wird. Das heisst natürlich nicht, dass das dann auch durchgezogen wird, aber so hält man sich den Weg offen und sammelt Erfahrung. Konzerne halten sich gerne auf so eine Art flexibel, dass sie Wege schonmal andenken und auch mal teilweise ausführen, damit man Infos und Vorarbeiten für eine Entscheidung hat.

Es würde mich nicht wundern, wenn Decima Sonys Frostbite wird. Vielleicht nicht so krass dominiant. Und alles natürlich Spekulation, aber auch nicht ausgeschlossen.
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Alienloeffel
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Alienloeffel »

Terranigma hat geschrieben: 15. Jul 2020, 23:36 ...
Vielen Dank für die Einblicke in die japanischen Tests. Sowas kriegt man ja sonst nicht mit, sehr spannend!

Schon das historische Setting kriegt mich da eigentlich. Ich werde versuchen zu widerstehen um erst andere Sachen fertig zu spielen. Wir werden sehen :D
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DexterKane
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von DexterKane »

@Sebastian

Eine Bitte, könnt ihr, wenn ihr es besprecht, detailliert auf's Kampfsystem eingehen?

Leider hat noch kein Artikel, den ich bis jetzt gelesen habe, vernünftig erklärt, wie das funktioniert, nur dass es eher simpel ist.

Reden wir also eher von den alten AC oder eher so was wie Witcher?
Schonmal besten Dank vorab.
Als Kurosawa Fan hätte ich da schon Bock drauf, aber nicht, wenn es 40 Stunden "Press X for Awesome" ist.
Relax, it's North-Korea. The nation state equivalent of the short-bus. - Sterling Archer
skade
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von skade »

Terranigma hat geschrieben: 15. Jul 2020, 23:36Während in Deutschland zwar niemand von "historischer Korrektheit" spricht, wird dem Titel doch aber eine große historische Authentizität zugesprochen.
Danke erstmal für die Zusammenfassung!

Das finde ich einen guten Punkt und super interessant. Ich bin da natürlich nur interessierter Laie, beschäftige mich aber durch meinen Sport gern damit. Es wird ja immer vergessen, dass Samurai ja immer auch im Fernkampf (Bogen) und Lanzen versiert waren und damit auch viel stattgefunden hat. Eigentlich ist das beeindruckende ja, dass Samurai in viele Waffengattungen versiert waren.

Gerade das mit der Authentizität ist ja eh immer so ein Ding, insbesondere bei Waffen. Vieles davon ist ja heute einfach stark verklärt oder schwer platzierbar. Ich hab bisher nur einen ganz kurzen Ausschnitt sehen können, aber ich hatte den Eindruck, der Langbogen wird sichtbar über den Kopf und vor dem Körper gehoben und dann nach unten gezogen.(Minute 10:30: https://youtu.be/fxHTk_aQo7o?t=631) Das ist eine Art, die man im Kampf nicht eingesetzt hat, sondern nur zum präsentieren. Das hat einfach einen praktischen Grund: wer über den Kopf hebt, ist weit sichtbar und öffnet links die Brustrüstung. Im Kampf hat man von unten gezogen, was viel mehr Kraft braucht.

Worlds tinyiest fiddle, allerdings, wie man so schön sagt: das fällt noch nicht mal Bogennerds so richtig auf. Allerdings find ichs ein interessantes Beispiel, genauso wie den Schwertkampf: das wird ja alles heute noch praktiziert. Schwert als Iaido und Kendo, Bogen halt als Kyudo. Damit können sich die Leute ein sehr aktuelles Bild dieser Tradition, die ja annähernd ungebrochen seit der Handlung von Ghost of Tsushima und heute praktiziert wird, auch wenn nur noch als Sport. Diese fortlaufende Tradition ist hier ja nicht so geläufig. Sport geht hier auf Turnvater Jahn zurück und nicht auf einen Lehrer aus dem 15. Jahrhundert. Und das ist ja eine im besten Sinne lebendige Tradition: die Schiessform ändert sich auch heute noch, neue Zeremonien werden erfunden und man verwendet heute z.B. auch moderne Glasfaserbögen. Ich hab mal den sehr pragmatischen Satz gehört: "natürlich ist das traditionell, hätte man im 15 Jahrhundert Glasfaser gehabt, hätte man das verwendet!". Wenn man sich zum Beispiel die deutsche Interpretation von "traditionell", gerade im Bezug auf Mittelalter-Schwertkampf oder Bogenschiessen anschaut: die ist doch sehr anders und geht stark in Richtung re-enactment.

Jetzt ist natürlich die Frage: man möchte ein Spiel machen, das eine historische Anmutung hat. Nimmt man sich jetzt die Freiheit, das einfach so darzustellen, wie das heute aussieht? Das hat viele praktische Vorteile, allein schonmal beim motion capturing angefangen, weil mehr Leute da sind, die das schon können ;). Aber natürlich auch, wenn Spieler jetzt sagen "das ist cool, das schau ich mir mal auf YouTube an". Sie sehen dann ein modernes Video und haben sofort die Verbindung zu dem im Spiel herstellen. Das gibt ihnen wahrscheinlich mehr das Gefühl der Korrektheit als eben die "echte" historische Korrektheit. Es ist auf der anderen Seite ist das glaube ich doch recht respektvoll und mit Liebe gemacht. Ich finde den gewählten Weg an der Stelle genau den Richtigen und der kleine Lesenerd auf meiner Schulter muss halt die Schnauze halten. Es ist respektvoll gemacht. Zumindest da, für mehr muss ich mal spielen.
Zuletzt geändert von skade am 16. Jul 2020, 11:36, insgesamt 2-mal geändert.
oscarmayer
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von oscarmayer »

Rince81 hat geschrieben: 16. Jul 2020, 09:30 Sucker Punch gehört Sony - da läuft also kein Deal aus. Horizon ist vermutlich eine einmalige Sache und eine Karotte für die PC Spieler sich doch gefälligst eine Playstation zu kaufen wenn man den Nachfolger spielen will.
Ach sieh an, das wusste ich nicht. Dann stehen die Chancen natürlich ziemlich schlecht.
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Kesselflicken
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Kesselflicken »

Möchte mich auch dem Wunsch anschließen! Gerne auch mit einem längeren Teil zur Optik von unserem Grafiksucker André. Mein Unverständnis für diesen geschlossenen Jubel in dem Bereich habe ich ja schon ausgedrückt. Wenn das The Pod auch so sieht, schiebe ich es endgültig auf mich. :)
Terranigma hat geschrieben: 15. Jul 2020, 23:36 Stattdessen stöber ich derzeit so'n wenig durch deutsche und japanische Reviews.
Vielen Dank dafür! War sehr spannend diese unterschiedlichen Wahrnehmungen mal gezeigt zu bekommen. :clap:
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SebastianStange
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von SebastianStange »

Zum Thema "Historisch korrekt" ist der Kotaku-Artikel über die Kritiken aus Japan recht aufschlussreich und interessant. Witzige Eindrücke da, etwa dass die japannische Synchro für das Szenario zu schnell gesprochen sei. Zu wenige Pausen. Haha...
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SebastianStange
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von SebastianStange »

Floki hat geschrieben: 16. Jul 2020, 13:59 Noch eine Frage wegen des Freitag Releases: GS, 4Players, etc.., haben es ja schon einigen Zeit früher bekommen. Ihr seid doch sicher auch berechtigt eine Prerelease Version zu erhalten, oder? Geht mir nicht um die Ungeduld, sondern eure Einsortierung. :-)
Wir kaufen unsere Spiele in der Regel erst zum Release und können daher ganz unabhängig drüber sprechen - ohne irgendwelche Vertraulichkeitsvereinbarungen oder andere Formen der Publisher-Abhängigkeit. In ganz seltenen Fällen nehmen wir aber Keys an - und zwar, wenn wir dadurch einen deutlichen Zeitvorteil bekommen, etwa um zum Release eines Spiels schon einen vollständigen Podcast anbieten zu können. Das tun wir aber nur sehr, sehr selten und auch nur dann, wenn da nicht noch irgendwas dran hängt - etwa das Verbot, über bestimmte Teile der Story zu sprechen und all sowas.

Inzwischen wissen das die Spiele-Publisher auch und wir werden auch nur noch selten drauf angesprochen, ob wir vorab Review-Keys haben wollen. Hin und wieder landen auch Steam-Keys ungefragt in unserem Postfach und bleiben dann halt da liegen.

Ich würde nicht ausschließen, dass wir niemals wieder nen Podcast pünktlich zum Release eines Spiels haben werden. Aber es dürfte wirklich selten passieren und wenn, dann kommunizieren wir das auch.

Im Fall von Ghost of Tsushima haben wir meines Wissens nach weder eine Version angeboten bekommen. noch haben wir danach gefragt.

Cheers,
Sebastian
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Wudan
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Wudan »

SebastianStange hat geschrieben: 16. Jul 2020, 14:12Hin und wieder landen auch Steam-Keys ungefragt in unserem Postfach und bleiben dann halt da liegen.
:shock:
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Terranigma
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Terranigma »

SebastianStange hat geschrieben: 16. Jul 2020, 13:49 Zum Thema "Historisch korrekt" ist der Kotaku-Artikel über die Kritiken aus Japan recht aufschlussreich und interessant. Witzige Eindrücke da, etwa dass die japannische Synchro für das Szenario zu schnell gesprochen sei. Zu wenige Pausen. Haha...
Ah, das ist nett und erklärt auch'ne Passage im IGN-Artikel, die ich gestern nicht recht verstand. Dort wurde früh in der Einleitung explizit geschrieben, dass die Autoren beim Spielen von "Ghost of Tsushima" kein 違和感 "Unwohlbehagen" verspürten. Offenbar sahen sie es nötig, dies bei einem westlichen Spiel mit Japano-Szenario quasi als Entwarnung zu schreiben weil's keine Selbstverständlichkeit ist. :ugly:

Das Review auf Automaton geht kaum auf das eigentliche Spiel ein, sondern setzt sich damit auseinander, dass obwohl ein westliches Spiel, die japanische Sprache authentisch und gut dargestellt wird und man die Kritik diesbezüglich nicht teilt. Die Hälfte des Artikels beschäftigt sich mit der Frage, wie man "New Game" und "Load Game" anständig ins Japanische übersetzt, ... und ... ja. So spannend wie's klingt, ist's auch. Halt eher nicht so. :D



Spannend finde ich aber, dass auch die bei Kotaku zitierten japanischen Artikel hier doch eine sehr klare Differenzierung vornehmen und den Titel grundweg anders einsortieren, als dies in deutschen Artikeln der Fall ist. 4Players hat passend zur Veröffentlichung des Spiels so etwa ein Geschichtsvideo bzgl. Mongoleninvasion und Samurai veröffentlicht, und ordnet den Titel damit als Werk ein, das Geschichte abbildet. Gamestar wiederum hat "Ghost of Tsushima" als Anlass für einen kulturellen Rundumschlag genommen, bei dem Nino über Ghost of Tsushima & Japans Einfluss auf westliche Spiele spricht. Auch hier wird "Ghost of Tsushima" als historische Darstellung begriffen. Von "historischer Korrektheit", o.Ä. wird nicht gesprochen, aber dem Titel wird ein hohes Maß an "Authentizität" zugesprochen.

So gesag: Westliche Journalisten haben den Titel in der Hand und überlegen, ob sie es nun in die "Fiktion"- oder "Geschichte"-Schublade stecken sollen. Derweil stellen sie japanische Journalisten diese Frage gar nicht erst, sondern ordnen es sofort als "Fiktion" ein. Auch der Artikel von Dengeki Online bezeichnet es nicht als historischen Titel, o.Ä. sondern spricht von einem 時代劇や映画をモチーフに制作したオープンワールドのゲーム "ein auf unter Anderem Theater- und Filminszenierungen basierenden OpenWorld-Spiel." Auch im Kotaku-Artikel heißt es im Lob von Dengeki, dass nicht etwa Geschichte, sondern "historical dramas" von den Entwicklern gut studiert wurden. Auch der Engagdet-Artikel bezeichnet es als 時代劇 "Historiendrama", wobei der Begriff ein literarisches Genre bezeichnet. Auch die Famitsu argumentiert so:

"もちろん本物の鎌倉時代は見たことがないので、それが“リアル”なのかは分からないし[...]だが、フィクションである時代劇を見ているという感覚としては、ほぼ違和感はない。"
"Weil ich natürlich nie die Kamakura-Zeit wirklich je mit eigenen Augen gesehen habe, weiß ich nicht, inwiefern das Gezeigte "real" ist. Aber wenn ich es als fiktionalisiertes Historiendrama wahrnehme, so kam fast nie das Gefühl auf, das etwas nicht ganz stimmig ist."


Referenz- und Qualitätsmaßstab in den japanischen Reviews ist nie die Frage bzgl. der historischen Akkuratesse, historischen Korrektheit, o.Ä. sondern es wird sofort als fiktionales Werk eines literarischen Genres - eben der Historiendrama, wie's in Literatur, Film, Theater, u.Ä. existiert - eingeordnet. Die Qualität von "Ghost of Tsushima" liegt laut den Reviews also nicht darin, dass es eine authentische, korrekte, o.Ä. Darstellung von japanischer Geschichte ist, sondern dass es ein stimmiger Vertreter eines literarischen Genres ist und die Tropes, Stereotype und Stilmittel dieses Genre recht gut erfüllt. In diesem Zusammenhang kommt dann auch die Kritik von Famitsu, dass die Figuren zu schnell sprechen würden: Famitsu sagt also nicht, dass die Menschen in der Kamakura-Zeit langsamer sprachen als heute und in Dialogen immerzu dramatische Pausen einbauten, sondern dass dies ein typisches Stilmittel des 時代劇 "Historiendramas" ist, welches im Spiel fehlt. Es bricht hier eine Genrekonvention, die für'n japanischen Rezipienten halt dazu gehört. Derweil redet man im deutschen Journalismus weitaus häufiger über den historischen Gehalt dieses Titels.

Zwei sehr unterschiedliche Perspektiven und Zugänge, die wohl beide ihre Berechtigung haben.



...
So, jetzt bin ich aber auch ruhig und deraile nicht weiter.
Ist halt nur so'n spannendes Thema.
:D
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Rince81 »

Terranigma hat geschrieben: 16. Jul 2020, 15:24 In diesem Zusammenhang kommt dann auch die Kritik von Famitsu, dass die Figuren zu schnell sprechen würden: Famitsu sagt also nicht, dass die Menschen in der Kamakura-Zeit langsamer sprachen als heute und in Dialogen immerzu dramatische Pausen einbauten, sondern dass dies ein typisches Stilmittel des 時代劇 "Historiendramas" ist, welches im Spiel fehlt. Es bricht hier eine Genrekonvention, die für'n japanischen Rezipienten halt dazu gehört.
Digital Foundry sagt, dass Mimik und Lippenbewegungen auf die englische Sprachfassung angepasst sind und es beim spielen auf japanisch leicht stört, da es nicht passt. Ich habe keine Ahnung, wie eine japanische Syncronisation über englische Lippenbewegungen funktioniert - dann die aber fürs zu schnell sprechen verantwortlich sein?
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Terranigma
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Re: Ghost of Tsushima

Beitrag von Terranigma »

Rince81 hat geschrieben: 16. Jul 2020, 15:31Digital Foundry sagt, dass Mimik und Lippenbewegungen auf die englische Sprachfassung angepasst sind und es beim spielen auf japanisch leicht stört, da es nicht passt. Ich habe keine Ahnung, wie eine japanische Syncronisation über englische Lippenbewegungen funktioniert - dann die aber fürs zu schnell sprechen verantwortlich sein?
Ufz, kann gut sein. Wobei's hier ja wie gesagt um ein Stilmittel geht. Nimmt man etwa diese Szene hier aus "Seven Samurai", so ist der Sprecherwechsel, also der Wechsel von Sprecher zu Zuhörer und umgekehrt, von teils längeren Pausen unterbrochen. Diese bilden keine authentische Kommunikation ab. Man starrt sich auch in Japan nicht teils für zwei Sekunden an, ehe man etwas erwidert. Das Anschweigen und Anstarren gehört aber zu diesem Genre, und dies hätte man wohl auch in der englischen Sprachfassung umsetzen können. Japanisch ist Allgemein schneller gesprochen als Englisch, d.h. wenn die Mimik und Lippenbewegungen auf die englische Sprachfassung abgestimmt sind - und somit langsamer - so müsste es umgekehrt eigentlich leichter sein, das Tempo zu reduzieren. Umgekehrt kann Japanisch aber - insb. in der archaischen Höflichkeitssprache - deutlich länger sein, was die Anzahl der Silben angeht. Und dann könnt's wiederum eng werden.

Denke aber nicht, dass das Problem hier liegt. Vermute einfach mal, dass hier ein in Japan recht bekanntes Stilmittel nicht bedient wurde und es sich daher etwas off anfühlt. So als würde jemand in der deutschen Übersetzung des Herrn der Ringe auf die Idee kommen das englische "Master" durch "Chef" zu übersetzen, ... was nüchtern betrachtet ja nicht falsch ist, aber irgendwie nicht die genretypische Erwartungshaltung der Leser bedient und schlichtweg scheiße klingt. :D
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