Peninsula hat geschrieben: ↑23. Jul 2020, 14:57
Axel hat geschrieben: ↑23. Jul 2020, 13:54
Ein Folge wurde im Feature besonders herausgehoben: die tiefe Spaltung im Erleben der Pandemie, die sich dann auch in einer Spaltung der Gesellschaft manifestiert. Nehmen wir den Lockdown:
- Gruppe 1: Menschen leiden extrem, weil sie Freunde nicht mehr sehen können, die Selbsthilfegruppe nicht mehr da ist oder weil man mit Home Schooling und den Kindern hoffnungslos überfordert ist.
- Gruppe 2: Menschen empfinden den Lockdown als wohltuende Entschleunigung: Kein Stress mehr, kein langes pendeln sondern gemütliche Home Office und endlich mal wieder Zeit für Hobbies.
Diese zwei Gruppen stehen sich nun gegenüber und können schlicht nicht nachvollziehen, wie Menschen aus der jeweils anderen Gruppe empfinden.
Diese gesellschaftliche Spaltung - auch wenn so eine binäre Gegenüberstellung natürlich zu kurz greift und viele Perspektiven weglässt - ist glaube ich wirklich etwas, das man beobachten und genauer erforschen sollte.
Bezieht ihr euch bei einer "Spaltung der Gesellschaft" auf eure eigenen Erfahrungen, oder gibt es dazu Untersuchungen?
Wenn ich mir die Historie der Sonntagsfrage bei infratest dimap anschaue, sehe ich seit März zwei bemerkenswerte Entwicklungen:
- Massive Umfragegewinne der CDU
- Mittlere Umfrageverluste von Grünen und Afd
Quelle:
https://www.infratest-dimap.de/umfragen ... tagsfrage/
Umfragegewinne einer Partei, die sich gerne als "Mitte" framed, würde ich jetzt nicht als Spaltung interpretieren, im Gegenteil.
Andre Peschke hat geschrieben: ↑23. Jul 2020, 12:40
JanTenner hat geschrieben: ↑23. Jul 2020, 10:21
Erst das Uneinsichtig sein und keine Maske tragen wollen erzeugt doch den Konflikt und die negativen Gefühle.
Einsicht ist halt keine Entscheidung. Wäre es den Menschen möglich, die Maske als notwendig und angemessen zu begreifen, würden bestimmt die beschriebenen Stressfaktoren und auch der Vermeidungsverhalten mit seinen negativen Konsequenzen aufhören oder deutlich abgemildert. Aber man kann sich sein Weltbild halt nicht maßschneidern. Nicht 100% adäquates Beispiel zur Veranschaulichung: Ich würde ein angenehmeres Leben führen, wenn ich mich einfach entscheiden könnte, an ein Leben nach dem Tode im Paradies zu glauben, in dem ich alle verlorenen lieben Menschen wiedersehen werde. Aber meine Überzeugung ist, dass das eine Kinderfantasie ist. Dieser Blick auf die Welt ist mir mental versperrt. Ich kann diese Entscheidung nicht treffen bzw. es würde vermutlich erfodern, dass ich vorher erstmal ganz grundlegende Konzepte von mir selbst und der Welt umbaue.
Jetzt sollte der Schritt zur Einsicht re: Maskenpflicht sicherlich ein kleinerer sein, weil die Argumentationslage eindeutiger ist. Aber wir sehen ja weltweit, wie die Interpretationen von Daten auseinandergehen kann. Was für den einen glasklar belegt erscheint, erscheint dem anderen wie Augenwischerei.
Andre
Ich möchte widersprechen: Warum solltest du dich nicht theoretisch irgendwann "entscheiden" können, an das Paradies zu glauben? Selbstverständlich ist das keine simple "A oder B-Entscheidung" - heute glaube ich an das Paradies, morgen nicht mehr - von daher wäre vielleicht ein anderes Wort vonnöten. Es ist vielmehr ein Prozess, der aber sowieso jeden Tag stattfindet. Wir verhandeln unsere Überzeugungen und Wertvorstellungen ständig mit uns selbst und mit der Umwelt. Jetzt mag es bei jedem Menschen ein paar unerschüttbare Grundpfeiler im persönlichen Wertekonsens geben, und der Glauben oder eben Nicht-Glauben gehört vermutlich für viele (auch für mich) zu diesen Grundwerten. Aber religiöser Eifer für oder gegen das Tragen einer Maske? Come on.
Wir sind in dieser "Entscheidung" natürlich auch nicht komplett frei, sondern vorgeprägt von persönlichen Erfahrungen, Lehren usw. Aber wir sind auch rational denkende Wesen, die diese Erfahrungen reflektieren können und den "Entscheidungs"-Prozess bewusst beeinflussen können. Vor allem wenn es gute Argumente für die eine oder andere "Entscheidung" gibt.
Als Beispiel (Achtung, Anekdote): Ich war in meiner Jugend entschiedener Gegner von Steam und digitalen Käufen allgemein und habe alle meine Spiele physisch im Laden erworben. Das war definitiv stark von meinem Vater geprägt, der aufgrund seiner beruflichen Perspektive sehr auf solche Themen achtet, bei Steam z.B. auf die Sammlung der Nutzungsdaten, dass wir nur das Besitzrecht erwerben, aber kein Eigentum dieser Kopie des Spiels, usw.
Aber irgendwann kam dann der Punkt, an dem die ganzen Vorteile des digitalen Erwerbs von Spielens diese Skepsis bei mir überwogen haben. Der lässt sich sogar konkret festmachen: Es war der Zeitpunkt, als ich (meines Zeichens riesiger BioShock-Fan) im Jahr 2013 BioShock Infinite im Laden kaufte, und bei der Installation feststellte, dass ich zum Spielen Steam benötigen würde. Für nichts anderes hätte ich das zu diesem Zeitpunkt gemacht, aber für BioShock eben schon. Und es hat sich gelohnt: Zum Einen fand ich BioShock Infinite fantastisch, zum Anderen hatte sich mir nun eine neue Welt eröffnet: Eine riesige Sammlung an Spielen, Sales, Achievements, einfaches Online-Spielen mit Freunden ... heute möchte ich digitale Spielestores nicht mehr missen.
Wenn ich mich für Steam und GOG und gegen physische Spieleverpackungen entscheiden kann, können sich andere Leute auch für das Tragen von Gesichtsmasken entscheiden.
Es gibt schließlich genügend wissenschaftlich belegte Gründe dafür.