Guthwulf hat geschrieben: ↑23. Aug 2020, 14:58
exx hat geschrieben: ↑21. Aug 2020, 18:57
Weil das jetzt bereits einige Male genannt wurde hab ich mir jetzt auch mal
Bosch zugeführt und was soll ich sagen, ich bin gehookt (...) Sie ist einfach sehr gut geschrieben, hat wenige Fehler/Frustmomente und ist einfach genau das richtige (...) Beim Schauen hab ich aber auch wieder richtig Lust auf The Wire bekommen, was ich vor Ewigkeiten mal angefangen habe, und nicht nur wegen Lance Reddick
Harry Tuttle hat geschrieben: ↑22. Aug 2020, 11:20Ja, Bosch ist so etwas wie die Jazz Variante von The Wire
. Ich kann auch nicht sagen was ich daran so herausragend finde. Nichts ist wirklich neu. Typische Copserie. Charaktere die man schon zig mal gesehen hat. Und doch schafft es Bosch eine der besten Serien zu sein, die ich die letzten Jahre gesehen habe. Ich glaube es ist die nüchterne und ehrliche Art wie die Dialoge geschrieben sind. Immer wenn man denkt, jetzt kommt so eine typische Alles-wird-gut-herzschmerz-Phrase, gibt es statt dessen eine nüchternes Nichts-wird-besser-alles-wird-schlimmer Faust ins Gesicht. Also jetzt etwas übertrieben
. Aber ich glaube das ist die Stärke von Bosch. Da wo man als Author schnell in die Gefühlsdusel Falle tappt, macht man bei Bosch konsequent einen weiten Bogen um diese Pitfalls.
Bosch ist eine gut gemachte Krimiserie mit einem sehr charismatischen Hauptdarsteller, durchdachten staffelübergreifenden Fällen, gut geschriebenen Dialogen und atmosphärischer Inszenierung. Ich guck die auch sehr gerne. Hab bisher aber auch nur die ersten 3 Staffeln gesehen. Müsste ich mal weitergucken. Danke für die Erinnerung.
Ich weiß aber nicht, warum "alles wird gut" automatisch schlechtes und "alles wird schlimmer" gutes Storytelling sein soll. Sind wir so zynisch und pessimistisch geworden, das wir alle positiven Momente und Emotionen als "Gefühlsdusel Falle" abwürgen und nur zufrieden sind, wenn es von einem Jammertal ins nächste geht? Wenn jemand mal glücklich ist, kann das nicht realistisch sein und muss "Gefühlsdusel" sein? Irgendwie macht mich das ein bissel traurig.
Und den Vergleich mir The Wire verstehe ich auch nicht (abseits der Tatsache, das in beiden Serien Lance Reddick mitspielt, der in allen Rollen großartig ist). Bosch ist eine gut gemachte aber gewöhnliche Krimiserie. The Wire ist ein komplexes gesellschaftskritisches Meisterwerk, dass eine ganze Stadt (Baltimore) und deren Versinken in organisierter Kriminilatität von verschiedenen Perspektiven analysiert und portraitiert. Der Fokus des betrachteten Millieus (neben der Polizei und den kleinen wie großen Gangster z.B. Hafenarbeiter, Schulen, Medien, Politiker, Schulsystem) wechselt dabei von Season zu Season und am Ende bekommen alle ihr Fett weg. The Wire spielt in ner ganz anderen Liga als Bosch.
Ich schaue auch Bosch schon seit der ersten Staffel. Sie ist verdammt gut und das erste an das ich denke, wenn das Wort "Bosch" kommt, ist das fantastische Main Theme (
https://www.youtube.com/watch?v=vMWc4Ol7yCM).
Die Serie tritt in die Reihe der vielen Film Noirs (und Serien), bzw. Hardboiled Detectives, die in L.A. stattfinden, wie z.B. L.A. Confidential, L.A. Crash oder jetzt prominent mit der Serie: Perry Mason.
Trotzdem würde ich auch The Wire in die Reihe einordnen. Baltimore als Ort wirkt alltäglicher und ist etwas kleiner, was die Lokalpolitik glaubwürdiger macht, aber vieles ist ähnlich zu L.A.: hohe Kriminalitätsrate, Konflikte zwischen Ethnien/Hautfarben, Hafenstadt, viele Möglichkeiten für Korruption.
Im Kontext seiner Zeit war The Wire eine wohl unerreichte Serie, ich bezweifle aber, dass die Serie ähnlich hoch bewertet würde, wenn sie heute herauskäme, weil sie manchmal zu langsam erzählt wird (besonders in der Staffel mit dem Hafen) und etwas altbacken ist. Die Branche hat ein höheres Maß an Qualität entwickelt. Dennoch ist The Wire ein Meisterwerk!
Der Ansatz von The Wire ist ein anderer im Vergleich zu Bosch: Sie möchte ein Abbild der Gesellschaft bzgl. Kriminalität, Polizei und Lokalpolitik darstellen. Es ist mehr ein Gesellschaftsdrama als eine Kriminalserie.
Bosch dagegen fokusiert sich auf seine meist mehrere Kriminalfälle gleichzeitg und versteht es meisterhaft diese ineinander zu verweben. Die Darstellung der gesellschaftlichen Situationen (z.B. faule/korrupte Polizei, ehrgeizige Politiker, Armut, etc.) sind Mittel, um die Fälle in einen glaubhaften (Noir-)Kontext zu setzen. Die Kamera, der Schnitt, die Musik - das was Bosch will schafft sie auf höchstem Niveau - aber sie ist nicht im Ansatz so ambitioniert wie The Wire.
Besonders die neuste Staffel Bosch mochte ich wider sehr.
Zu The Blacklist: Ich stehe mit der Serie auf Kriegsfuß. Einerseits finde ich die Figur des Raymond Reddington fantastisch (hatte ihn auch als Charakter für meine XCOM 2 Crew erstellt
). Auch viele der Kriminellen sind gut ausgearbeit. Auf der anderen Seite macht die Serie leider viel zu oft einen Sch*** daraus! Würde sich die Serie entscheiden was sie will - eine Crime-of-the-day oder eine stringend durcherzähltes Kriminaldrame - dann wäre sie in jedem Fall viel besser.
So bekommt man 2x eine halbe Serie in 42 Minuten serviert ... und beides ist telenovelahaft ausgearbeitet. Was für eine Verschwendung!