Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

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Heretic
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Heretic »

Ich würde nicht behaupten, dass die Inhalte der Abodienste nur aus Mainstream-Material bestehen. Bei Amazon Prime z. B. kann man durchaus auf die ein oder andere Kuriosität stoßen, wenn man etwas tiefer gräbt. Genauso im öffentlich-rechtlichen TV, das Nischentitel desöfteren im Nachtprogramm versteckt. Ich gehe mal davon aus, dass auch die Spiele-Abodienste nicht gänzlich auf Titel abseits des Mainstreams verzichten werden. Ansonsten seh' ich es wie Terranigma: Es wird immer andere Möglichkeiten neben den Abodiensten geben.
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Axel
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Axel »

Terranigma hat geschrieben: 5. Okt 2020, 11:04
Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 10:37Und da waren VHS und später DVD sehr wichtige korrektive. [...] Das ist heute schlicht nicht mehr in der Art möglich. Zudem konnten Dir halt einmal erworbene Filme und Serien eben nicht mehr weggenommen werden!
DVDs kann ich doch heute noch ebenso kaufen.
Genauso wie man noch CDs kaufen kann. Aber die Märkte sind regelrecht eingebrochen, weil die Leute in ihren Abos hängen - denken sie hätten Vielfalt und nicht mehr nach links und rechts über den Tellerrand schauen. Sie sind gemütlich geworden, wollen nichts mehr aktiv entdecken, sondern sich nur noch berieseln lassen. Und: Wieso noch für etwas einzelnes Geld ausgeben, wo man doch monatlich für eine Bibliothek bezahlt? Das ist ja das große Problem in der Musikbranche, dass das Wertempfinden dramatisch gesunken ist!

Und das wird so auch bei den Games passieren. Natürlich wird es weiter die Plattformen für Indies geben. Aber mehr als eine Hardcore-Nische werden sie nicht bedienen können, da es sich 95% der Menschen in ihren Abos gemütlich gemacht haben. Abomodelle sind für mich persönlich goldene Käfige: Die Menschen verlernen einen mündigen und eigenen Geschmack zu bekommen und vor allem auch zu pflegen.
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Andre Peschke
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Andre Peschke »

Heretic hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:01 Bei Amazon Prime z. B. kann man durchaus auf die ein oder andere Kuriosität stoßen, wenn man etwas tiefer gräbt.
Das ist mega-freundlich ausgedrückt. :D In den Untiefen von Amazon Prime verbirgt sich der scheußlichste Schund, bis hin zu "Loose Change" und "Zeitgeist" mit ihren (teils antisemitischen) Verschwörungstheorien. Immerhin haben sie es zwischenzeitlich geschafft, den Kram in Deutschland nicht mehr auszuliefern. Aber entfernen? Iwo!
Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:19 Sie sind gemütlich geworden, wollen nichts mehr aktiv entdecken, sondern sich nur noch berieseln lassen.
Glaube wir wirklich, dass sich Leute früher total gefreut haben Dinge zu entdecken und jetzt plötzlich damit aufgehört haben und sich nur noch berieseln lassen? Ich habe tatsächlich im digitalen Zeitalter erst angefangen, Dinge zu entdecken. In CD-Zeiten mit der Disc an die Probehör-Station zu wackeln, wenn es denn überhaupt eine gab, kam mir praktisch nie in den Sinn. Das Geld für ganze Alben habe ich nur ausgegeben, wenn es gerade NICHT neu war. Heute, mit Vorschlags-Systemen, kostenlosem Reinhören etc habe ich mehr neue Musik gehört, als in allen nicht-digitalen Jahren zuvor.

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Axel
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Axel »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:35Glaube wir wirklich, dass sich Leute früher total gefreut haben Dinge zu entdecken und jetzt plötzlich damit aufgehört haben und sich nur noch berieseln lassen? Ich habe tatsächlich im digitalen Zeitalter erst angefangen, Dinge zu entdecken. In CD-Zeiten mit der Disc an die Probehör-Station zu wackeln, wenn es denn überhaupt eine gab, kam mir praktisch nie in den Sinn. Das Geld für ganze Alben habe ich nur ausgegeben, wenn es gerade NICHT neu war. Heute, mit Vorschlags-Systemen, kostenlosem Reinhören etc habe ich mehr neue Musik gehört, als in allen nicht-digitalen Jahren zuvor.
Aber würdest Du Dich heute auf Bandcamp anmelden und aktiv ein Album kaufen? Das ist es, was für viele Menschen mittlerweile eine extreme Hürde darstellt. So absurd das klingen mag. Ich kenne das von vielen Musikern und Bands, die bewusst nicht auf Spotify sind. Die bekommen ständig die Anfragen „Warum seid ihr nicht auf Spotify?“ Etwa wenn Leute deren Musik durch Freunde oder auf YouTube oder sowas entdecken. Mit dem Konzept sich bewusst ein Album für 6-8€ (so der Standardpreis auf Bandcamp für digitale Alben) zu kaufen, damit kommen viele Leute einfach nicht mehr klar. Also die sagen dann „Ich bezahle doch schon für Spotify.“

Also für viele Menschen findest Du schlicht nicht statt, wenn Du nicht auf Spotify bist. Und das ist extrem tragisch zu sehen, wie mündige Menschen ihre Freiheit aufgeben, weil es nicht so bequem ist. Und das sehe ich dann auch in 3-4 Jahren im Spielebreich. Das geht sehr, sehr schnell so ein Wandel in der Mentalität.
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Terranigma
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Terranigma »

Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:19Genauso wie man noch CDs kaufen kann. Aber die Märkte sind regelrecht eingebrochen, weil die Leute in ihren Abos hängen - denken sie hätten Vielfalt und nicht mehr nach links und rechts über den Tellerrand schauen.
Sehe ich so überhaupt nicht so. Auch hier: seitdem Musik digital angeboten wird, hat sich mein Musikgeschmack extrem ausgefächert, weil ich nun viel leichter überhaupt Musik entdecken kann. Es war ja auch zu meiner Jugend schon nicht so, dass ich ziellos in ein Geschäft laufe und dann auf gut Glück, o.Ä. eine CD kaufe. Wenn ich etwas gekauft habe, dann das, was ich bereits kannte oder einschätzen konnte. Mittlerweile kann ich völlig unproblematisch in allerlei Musik reinhören. Die Bequemlichkeit liegt für mich vor allem daran, dass ich keinerlei Verwendung mehr für CDs habe. Wenn ich mir ein Album auf CD kaufe so ist's Erste was ich tue, die CD zu rippen, die MP3-Dateien aus Smartphone zu ziehen und die CD dann ins Regal zu legen und nie mehr anzufassen.

Dass die Musikbranche das nicht mag, kann ich mir gut vorstellen. Aber wir sprachen ja aus der Sicht des Konsumenten. Aus dieser Sicht muss ich sagen: tolle Zeit, am Leben zu sein. So viel neue Bands, Genres, Videospiele, Filme, usw. aus allen Teilen der Welt, die ich in den letzten Monaten und Jahren für mich neu entdeckt habe, das war in meiner analogen Kindheit und Jugend so nicht gegeben.
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Oliver Naujoks
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Oliver Naujoks »

Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:19 Genauso wie man noch CDs kaufen kann. Aber die Märkte sind regelrecht eingebrochen, weil die Leute in ihren Abos hängen - denken sie hätten Vielfalt und nicht mehr nach links und rechts über den Tellerrand schauen.
Das ist korrekt. Und das sorgt natürlich auch dafür, dass die Vielfalt massiv abnimmt. Insbesondere Katalogtitel und ältere Filme, da sind langsam sogar die gebrauchten DVDs weg vom Markt, geschweige denn, dass die nochmal neu aufgelegt werden.

Jochen sprach im Podcast von einem "goldenen Zeitalter" für den Film- und Medienkonsum. Ich weiß, wie er das gemeint hat, es ist bequem und man findet immer was zu gucken, aber die Vielfalt nimmt doch drastisch ab. Was Amazon und Netflix nicht haben, tja. Als jemand, der sich für Filmgeschichte interessiert und begeistert, habe ich kürzlich richtig abgekotzt bei einer Horrorzahl, die zwar erwartbar war, sich aber trotzdem wie das blanke Grauen liest: 90% des Netflix-Angebotes hat ein Produktionsjahr nach 2010...
Nix mit goldenen Zeiten. Die goldenen Zeiten, zumindest was die Vielfalt des Angebotes angeht, waren zur Hochzeit der DVD. Soviel Zugriff gibt es nicht mehr und gab es auch vorher nie.

Mit Spielen kann man das übrigens alles nur bedingt vergleichen, weil es bei Musik und Filmen/Serien das Thema "Hardware altert" so gut wie nicht gibt.
Spielt: Cyberpunk 2077 (jaja, immer noch, sorry), MLB the Show 24, WWE2k24, Sherlock Holmes: The Awakened
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Axel
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Axel »

Terranigma hat geschrieben: 5. Okt 2020, 13:01 So viel neue Bands, Genres, Videospiele, Filme, usw. aus allen Teilen der Welt, die ich in den letzten Monaten und Jahren für mich neu entdeckt habe, das war in meiner analogen Kindheit und Jugend so nicht gegeben.
Das stimmt natürlich! Dennoch: Wir sind nicht der Massenmarkt! Der Massenmarkt hängt in den Abosystemen und die kommen nicht mehr heraus. Ob ein Spiel a la Stardew Valley in Zukunft noch erfolgreich sein kann, wenn es nicht in ein Abosystem stattfindet? Wage ich zu bezweifeln.

Häng Dich jetzt mal nicht an die Dareichungsform auf. Das ist egal ob analog oder digital. Was man aber in der Musikbranche sieht ist folgendes: 95% der Leute sind nicht mehr bereit ein Album zu einem Preis von wenigen Euro zu kaufen. Sie wollen alles auf Spotify. Wenn es das nicht gibt, findest Du für die schlicht nicht statt. DAS ist das ganz große Problem. Dabei haben wir mit Bandcamp die geilste Platform überhaupt mit so vielen unterschiedlichsten Genres und mit zehntausenden talentierten Bands und Musikern aus aller Welt die nur drauf warten, dass man sie hört. Die Dir aber der Spotify Algorithmus, selbst wenn eine Band dort ist, nie anzeigen würde. Abosysteme und vor allem Algorithmen sind der Tod der kreativen Kunst!

Die wenigen Musikliebhaber wie ich, wir können den Leuten kein Leben von ihrer Musik sichern, weil wir, die noch Musik auf Bandcamp kaufen, viel zu wenige sind.
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Terranigma
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Terranigma »

Oliver Naujoks hat geschrieben: 5. Okt 2020, 13:12Nix mit goldenen Zeiten. Die goldenen Zeiten, zumindest was die Vielfalt des Angebotes angeht, waren zur Hochzeit der DVD. Soviel Zugriff gibt es nicht mehr und gab es auch vorher nie.
Gibt es dieses Angebot denn jetzt nicht mehr? Ich finde diesen Vergleich sachlich nicht recht passend. In der Summe mögt ihr ggf. Recht haben, dass die Vielfalt gemessen an der absoluten Anzahl an Produkten damals höher war als heute. Ich nehme die These einfach mal als wahr an. Aber konsumiert habe ich ja schon damals nur einen Bruchteil davon. Welchen Nutzen hat's für mich als Konsument, wenn es 50.000 Titel gibt, wovon ich pro Woche vielleicht einen sehe oder ob es 500.000 Titel gibt, wovon ich auch nur so einen pro Woche sehe. Was mein tatsächliches Konsumverhalten angeht würde ich sagen, bin ich heutzutage deutlich breiter aufgestellt. Mag sein, dass das Angebot dünner wurde, aber während ich beim Abo jetzt problemlos in allerlei Filme, Genres, usw. reinschauen kann, habe ich damals ja nicht auf gut Glück mal so eben 20€ für eine DVD ausgegeben. Da überlegte ich zwei- und dreimal.
Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 13:20Das stimmt natürlich! Dennoch: Wir sind nicht der Massenmarkt! Der Massenmarkt hängt in den Abosystemen und die kommen nicht mehr heraus. Ob ein Spiel a la Stardew Valley in Zukunft noch erfolgreich sein kann, wenn es nicht in ein Abosystem stattfindet? Wage ich zu bezweifeln.
Es gibt doch weiterhin Steam und den Konsens soweit, dass das Abo-Modell auch Marktpläte wie Steam nicht ablöst. Insofern, ja: ich gehe davon aus, dass solche Hits wie Stardew Valley möglich sein werden, eben weil's ein gutes Spiel ist und eine Nische am PC nie bedient.


Der Vergleich zur Musik hinkt für mich aus einigen Gründen. Musik wird passiv konsumiert, d.h. dank Youtube und Co ist's prinzipiell möglich in allerlei Musik nicht nur reinzuhören, sondern teils komplett zu hören. Die Uploads sind größtenteils nicht gänzlich legal, aber ein derart leichter Zugriff ist mittlerweile Gewohnheit. Ich höre von einer Band, ich suche sie bei Youtube und höre rein. Und prinzipiell könnte ich an der Stelle auch aufhören, und die Musik auf diesem Wege schlichtweg weiter hören. Für den Konsum besteht die Notwendigkeit nicht, dafür nun Geld auszugeben und eine CD zu kaufen. Ich denke das trägt stark zur gefühlten Entwertung von Musik bei, dass sie derart omnipräsent und mit einem Klick vollumfänglich abrufbar ist. Ich kann Videospiele am PC nicht durchzappen wie Filme oder Musik. Dafür ist die Hürde in dieses Medium einfach zu groß.

Ich überlege mir schon ganz gut, was ich spielen will, weil's halt vor allem auch viel Zeit kostet. Ein Lied habe ich in 3 Minuten gehört, einen Film in 100 Minuten gesehen. An so'n Videospiele hänge ich Stunden, und vor allem darüber plane ich meinen Konsum.
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Stew_TM
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Stew_TM »

Numfuddle hat geschrieben: 5. Okt 2020, 11:22 Steam ist kein Gatekeeper. Bezahl die Listing-Gebühr und die Transaktionsgebühr pro Verkauf und auch du darfst dein Spiel dort verkaufen. Bei Gamepass - wie bei Netflix, Spotify, Apple Music, Prime Video und so weiter - entscheidet Microsoft wer bei Gamepass mitspielen darf und auch wie die Abogelder verteilt werden.

Passt du nicht (mehr) zum Portfolio das Microsoft anbieten will oder zu den strategischen Zielen die aktuell mit der Platform verfolgt werden dann fliegst du wieder raus oder wirst überhaupt nicht erst aufgenommen.
Es stimmt, dass Steam heute eine offene Plattform ist.
Das war aber nicht immer so. Zu Anfangszeiten waren sie sehr wohl eine moderierte Plattform. Ich erinnere mich, dass Daedalic damals arge Probleme hatte, auf Steam gelistet zu werden. Carsten Fichtelmann hat IIRC in einem Interview damals die konkrete Aussage getätigt, dass Valve der Meinung wäre, ihre Spiele würden nicht in ihr Portfolio bzw. zu ihrer Zielgruppe passen. Ich weiß aber leider nicht mehr, wo. Aber diese Thematik wurde grundsätzlich auch schon in einer der Steam-Folgen von Auf ein Bier behandelt. Das nur der Vollständigkeit halber.

Ich sehe die Entwicklung ähnlich wie @Terranigma nicht so kritisch - wenn ich im GamePass keine für mich relevanten Spiele finde, dann abonniere ich ihn halt nicht und kaufe mir die Titel, die mein Interesse wecken, bei GOG. Die Entwicklung wäre für mich dann negativ, wenn ich meine Most-Wanteds, die ich auch wirklich besitzen möchte, nicht mehr bei GOG erwerben könnte. Da sehe ich aber keine Gefahr, denn das (meine persönliche Nachfrage sehr gut treffende) Angebot ist dort bereits jetzt relativ überschaubar. Wer schon heute nicht mehr auf GOG veröffentlicht, würde ohne GamePass auch nicht damit anfangen. Wer dagegen auf GOG ist, tut dies entweder aus Überzeugung, oder weil dieser Marktanteil für ihn/sie aufgrund seiner/ihrer Größe zu relevant ist, um es nicht zu tun. Und selbst wenn irgendwann alle interessanten Indie-Titel exklusiv im GamePass sind - na, dann abonnier ich ihn halt, denn das Angebot ist für mich dann ja höchst attraktiv. :D
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Numfuddle »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:35 Glaube wir wirklich, dass sich Leute früher total gefreut haben Dinge zu entdecken und jetzt plötzlich damit aufgehört haben und sich nur noch berieseln lassen? Ich habe tatsächlich im digitalen Zeitalter erst angefangen, Dinge zu entdecken. In CD-Zeiten mit der Disc an die Probehör-Station zu wackeln, wenn es denn überhaupt eine gab, kam mir praktisch nie in den Sinn. Das Geld für ganze Alben habe ich nur ausgegeben, wenn es gerade NICHT neu war. Heute, mit Vorschlags-Systemen, kostenlosem Reinhören etc habe ich mehr neue Musik gehört, als in allen nicht-digitalen Jahren zuvor.

Andre
Ihr begeht gerade alle den Fehler von euch auf das Ganze schließen zu wollen.

Das Nutzerverhalten auf den etablierten Plattformen spricht eine eindeutige Sprache und die Payouts von z.B. Spotify spiegeln das auch wieder.

Bandcamp fängt bei weitem nicht das auf was durch das Musikstreaming an Einnahmen weggebrochen ist. Frag mal bei Künstlern nach die nicht in den Billboard Top 100 sind was Musicstreaming für die bedeutet. Ich kann garnicht genug betonen was für ein ausgesprochenes Desaster der Wegfall der Physical Media Sales und die Konzentration auf wenige Streaming Portale für die Musikbranche

Es ist ja schön, dass ich mich hier mit ausgesprochenen Connoisseurs von Film, Fernsehen, Musik und Computerspielen unterhalte aber wir sind nicht der Maßstab und im Big Picture hat bislang die Konzentration im Medienstreaming hauptsächlich nur den großen Stars und deren Management geholfen
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Andre Peschke
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Andre Peschke »

Numfuddle hat geschrieben: 5. Okt 2020, 14:48Bandcamp fängt bei weitem nicht das auf was durch das Musikstreaming an Einnahmen weggebrochen ist. Frag mal bei Künstlern nach die nicht in den Billboard Top 100 sind was Musicstreaming für die bedeutet.
Das eine Abo-Zukunft für Indies ziemlich hart werden kann, auch wenn sie gerade über die hohen Pauschalen jubeln, hatte ich in einer vergangenen Folge bereits gesagt. Das liegt aber IMO an dem Geschäftsmodell an sich (also zB wenn beim Musikstreaming quasi wie bei Youtube nur gigantische Reichweite echtes Geld bringt).

Das es aber einen negativen Einfluss darauf hat, wie viel man bereit ist nach neuen, interessanten Werken zu suchen - da sehe ich eben noch nicht den beschriebenen Effekt (aus den beschriebenen Gründen).

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Axel
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Axel »

Floki hat geschrieben: 5. Okt 2020, 14:59 Ich weiß gar nicht, ob die momentane Entwicklung für die unbekannten Künstler so schlecht ist.
Lass Dir von jemanden sagen, der in den letzten 8 Jahren mit knapp 800 Bands und Musikern zusammengearbeitet hat und hunderte Gespräche mit verschiedensten Musikern aus aller Welt führte: Es ist schlecht.

Ja, früher warst Du mehr oder weniger nur auf Deine Region begrenzt. Aber: Früher gab es in vielen Ländern eine größere Club- und Livekultur. Auch hier in Deutschland. Man hat auch mal 10DM ohne zu Jammern bezahlt um an einen Abend 2-3 regionale unbekannte Bands zu sehen und hat dann auch CDs gekauft. Allein diese Mentalität hat sich in den letzten rund 10 Jahren radikal verändert. Heute jammern Menschen schon, wenn man 5€ für einen Konzertabend mit zwei Bands haben möchte. Auch die Gagen waren da noch weit höher als heute, weil mehr Leute weggegangen sind. Das heißt: Für eine regionale unbekannte Band konnte so ein Konzertabend vor 150-200 Leuten durchaus ein wenig Geld einbringen und durch die CD-Verkäufe haben sich die Produktionskosten schnell gerechnet.

Auch waren die Menschen damals treuer, wenn man einmal ne Band entdeckt hatte, die einem gefiel. Wenn die wieder in der Stadt waren, ging man wieder hin, erzählte Freunden davon und so konnte man sich über die Zeit eine kleine Fangemeinde aufbauen. Informiert hatte man gerade in Subkulturen über Rundbriefe u.ä. und hat man dann eine gewisse Größe erreicht, wurde man für Indie-Labels interessant, die einen dann die ersten Artikel in Zeitschriften organisierten usw.

Also ich kenne mehrere Musiker sehr gut auf persönlicher Ebene, die schon in den 90ern aktiv waren (kleines Beispiel und noch ein Beispiel). Immer Subkultur, nie Mainstream. Und die konnten damals mit Veröffentlichungen auf kleinen Indie-Labels und Konzerten von ihrer Musik leben. Sie wurden nicht reich, aber es reichte für ein normales Einkommen! Und das hat sich heute radikal geändert. Heute verdienst Du in der Subkultur nichts mehr, sondern machst das nur noch dann wenn Du nebenbei einen guten Brotjob hast der dir noch die Zeit für die Musik lässt!

Heute kannst Du nur noch dann von Musik gerade so leben, wenn Du wie die Leipziger Band Disillusion
1. Auf Patreon Geld verdienst
2. Bei einem größeren Label wie Peophecy unter Vertrag stehst, die dir sehr regelmäßige Live-Auftritte organisieren und Du Mitglied bei der GEMA bist: Denn wenn Du regelmäßig live spielst, sind die GEMA Gelder nicht unerheblich.

Oder um noch ein Beispiel zu nennen: Minuit Machine. Europas bekannteste Band des Wave-Revivals des letzten Jahrzehnts. Werden auf etlichen Festivals in Europa gebucht (wenn nicht gerade Pandemie ist), haben vor der Pandemie viele Konzerte gespielt und selbst deren physischen Tonträger (immer limitiert!) laufen gut. Aus Gesprächen mit Helene weiß ich: Die steckt mit ihren Musikprojekten und ihrem Label extrem viel Zeit in ihre Arbeit. Und ich sage Dir mal nicht, was am Ende finanziell bei ihr ankommt. Es reicht zum Leben für sie und ihre Mitmusikerin. Aber in den 90ern hätte sie sich bei ihrer musikalische Größe mindestens noch ein gutes Finanzpolster und eine gute Altersvorsorge aufbauen können. Plus: Sie hätte nicht 60+ Stunden / Woche investieren müssen, da sie hätte nicht alles allein machen müssen.

Denn der große Unterschied ist: Heute kommst Du finanziell nur noch übern Schnitt, wenn Du als Musiker nicht nur Musiker bist. Du bist Dein eigener Manager, Dein eigener Booker, Dein eigener Mediendesigner, Dein eigener Produzent und so weiter. Um aber so dermaßen All In zu gehen, musst Du eine bestimmte Größe erreicht haben wo man nicht mehr von kleiner Indie-Band sprechen kann.

Alles was unter dieser Größe ist, ist immer und ausschließlich Hobby! Das war früher tatsächlich anders. Weil man allein mit CDs Geld verdienen konnte und man bei kleinen Clubkonzerten am Ende nicht mit +/- Null rauskam, sondern die Veranstalter in der Lage waren ordentliche Gagen zu bezahlen, selbst wenn „nur“ 200 Leute kamen.

Ja, Dir steht heute durch das Internet quasi „die ganze Welt“ offen. Aber Reichweite ernährt Dich am Monatsende nicht!
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Heretic
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Heretic »

Andre Peschke hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:35 Das ist mega-freundlich ausgedrückt. :D In den Untiefen von Amazon Prime verbirgt sich der scheußlichste Schund, bis hin zu "Loose Change" und "Zeitgeist" mit ihren (teils antisemitischen) Verschwörungstheorien. Immerhin haben sie es zwischenzeitlich geschafft, den Kram in Deutschland nicht mehr auszuliefern. Aber entfernen? Iwo!
Da hab' ich zum Glück wohl immer dran vorbeigegraben. Ich lande meist bei solchem Krempel. :D
Andre Peschke hat geschrieben: 5. Okt 2020, 12:35 Ich habe tatsächlich im digitalen Zeitalter erst angefangen, Dinge zu entdecken. In CD-Zeiten mit der Disc an die Probehör-Station zu wackeln, wenn es denn überhaupt eine gab, kam mir praktisch nie in den Sinn. Das Geld für ganze Alben habe ich nur ausgegeben, wenn es gerade NICHT neu war. Heute, mit Vorschlags-Systemen, kostenlosem Reinhören etc habe ich mehr neue Musik gehört, als in allen nicht-digitalen Jahren zuvor.
Bei mir ist's eher umgekehrt. Der tägliche Besuch im Plattenladen nach der Schule mit ausgiebigen Reinhör-Aktionen war Pflicht. Gelegentlich ging's auch mit dem Zug nach Fulda in den Media Markt oder für obskurere Sachen gar nach Frankfurt zu WOM oder in den legendären Musikladen (R.I.P.). Da hat man noch aufgrund der Cover entschieden, was interessant sein könnte. :D Und wenn man schon Geld für die Zugfahrt hingelegt hatte, kam man natürlich nie mit leeren Händen nach Hause. Heutzutage stöbere ich mangels passender Örtlichkeiten kaum noch vor Ort, sondern hauptsächlich im Netz. Das hat sich massiv auf mein Kaufverhalten ausgewirkt, da ich quasi jederzeit für umme auf den meisten Kram zugreifen kann. Digitalkäufe kommen für mich bei Musik nicht in Frage, ich bestehe auf einer runden Scheibe mit Loch in der Mitte und einem Booklet mit Cover und Songtexten. Dementsprechend kaufe ich wesentlich weniger Musik als früher. Bei Spielen sieht's seltsamerweise anders aus, da hab' ich mich "dank" Steam und Co. schon lange mit Digitalkäufen arrangiert.
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Axel
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von Axel »

Floki hat geschrieben: 5. Okt 2020, 16:16 Aber was ist die Alternative?
1. Politisch durchzusetzen, dass Spotify und vor allem Google ordentlich Geld an die Verwertungsgesellschaften zurückgeben. Und nicht nur das Geld, sondern vor allem auch die Statistiken im Zusammenhang mit einem Song, das würde seitens der Verwertungsgesellschaften dann nämlich als Auszahlungsschlüssel verwendet werden. Dagegen sperrt sich Google extrem. Darum geht es auch in der EU-Urheberrechtsnovelle die nun von den Ländern umgesetzt werden muss. Weil: Reichweite sichert kein Einkommen! Besonders bei Google bzw. YouTube nicht. Da bekommen die Komponisten von Songs die mehrere hunderte Millionen Mal gespielt werden buchstäblich nur Krümel.

2. Das Bewusstsein zu stärken, dass Musik etwas wert ist. Dass die Menschen nachdenken und Alben wieder kaufen. Auch und besonders digital. Wenn Du heute ein Album auf Bandcamp kaufst, gehen 82% des Geldes an die Anbieter. 15% bleiben bei Bandcamp (was fair ist) und 3% gehen an PayPal bzw. Kreditkartenanbieter. Also das heißt, wenn Du ein digitales Album für 8€ kaufst, kommt bei der Band oder dem Indie-Label rund 7€ an. Bei physischen Medien nimmt Bandcamp sogar nur 10% Revenue Share. Also man muss das Bewusstsein dafür stärken, dass man den Musikern am besten supportet, wenn man ihre Alben auch kauft. Denn durch Spotify verdient niemand. Beziehungsweise verdienen dort nur die Leute, die richtig viele Streams im Bereich von Millionen haben. Also die oberen 10% vielleicht.


Um jetzt wieder auf Games zu kommen. Meine These ist ja am Ende: Wenn sich Abodienste flächendeckend durchsetzen, kaufen die Menschen keine einzelne Spiele mehr, so wie die Menschen eben keine Alben mehr kaufen. Dann gibt es vielleicht noch so kleine Hobbyspiele mit Pixelgrafiken wie die Spiele von Locomalito. Sowas wird es freilich immer geben. Aber wenn viele Gamer nicht mehr bereit sind einzelne Spiele zu kaufen, dann werden größere Indies und auch der A und AA Bereich es richtig schwer haben. Ob dann so ambitionierte Spiele wie Through The Darkest Of Times oder Eastshade möglich sein werden? IMO nein, auf gar keinen Fall. Und dann wird das Spieleangebot natürlich sehr viel ärmer werden. Nicht heute und morgen. Aber in 5 Jahren. Das hat dann auch nicht mal damit was zu tun ob die Menschen noch neugierig auf neuere Erfahrungen sind. Sondern schlicht, dass dann kaum jemand bereit ist durch die Konditionierung auf Abodienste für einzelne Titel etwas zu zahlen.
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von Voigt »

Mhm ich glaube ich bleibe dabei einfach meine Musik kostenlos übers Radio zu hören.
Habe glaube bloß mal 1MusikCD gekauft vor vielen Jahren in meinem Leben, und das dann eh bei dem bösen Amazon.
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von Inkognito »

Eine Konzentration durch Senkung der Eintrittsbarrieren führt immer zu einer Marktkonzentration der Produzenten und für die Konsumenten zu einer gefühlt ansteigenden aber tatsächlich abnehmenden Auswahl.

Seit es Netflix gibt haben die Anzahl der physischen Heimkino-Releases um 85% abgenommen!
Sogar Netflix selbst hat immer weniger im Angebot:
50% weniger Filme als vor 10 Jahren. (https://www.businessinsider.com/netflix ... ?r=DE&IR=T)
Anders ausgedrückt: Alle 4 Monate werden mehr neue Filme veröffentlicht als insgesamt durch Netflix angeboten werden. Und jetzt kann man die im Gegensatz zu vor ein paar Jahren nicht mal mehr anderswo erwerben.

Bei Spotify gehen 70% aller Einnahmen an die 3 Major Labels.
Davon wiederum gehen 15% an die Künstler.
Kann man sich denken, warum da nur eine Handvoll Bands/Interpreten mehr als einen Brotkrumen verdienen.

Auch wenn man sich mal den Gamepass ansieht:
Von den 212 Titeln sind vielleicht 50 nicht von größeren Publishern. Hört sich erstmal gut an. Aber diese 50 sind in den letzten 4 Jahren veröffentlicht worden, also 48 Monate. Also schafft es ein Indie Team pro Monat in den Gamepass.
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Re: Microsoft kauft Bethesda (+ Runde #287)

Beitrag von Axel »

Heretic hat geschrieben: 5. Okt 2020, 16:34 Digitalkäufe kommen für mich bei Musik nicht in Frage, ich bestehe auf einer runden Scheibe mit Loch in der Mitte und einem Booklet mit Cover und Songtexten. Dementsprechend kaufe ich wesentlich weniger Musik als früher.
Wusstest Du, das Bandcamp eine Suchfunktion hat, die Dir NUR Alben anzeigt, wo es auch physische Releases gibt? :mrgreen:

Also Du gehst in die Tag-Suche, hier für Death Metal:
https://bandcamp.com/tag/death-metal?tab=all_releases

Oben hast Du einen Reiter der „any format“ zeigt. Klickst Du drauf erscheinen „Vinyl“, „Compact Disc“ und sogar „Cassette“! Ja, auch Kassetten werden auf Bandcamp noch verkauft. Klick nun auf „CD“. Und nun klickst Du auf „Best Selling“ und wechselst zu „New Arrivals“ und schon kommst Du auf diese schöne Seite hier:
https://bandcamp.com/tag/death-metal?ta ... =date&f=cd

Das geht quasi mit jedem Genre:
Power Metal: https://bandcamp.com/tag/power-metal?ta ... =date&f=cd
Folk Metal: https://bandcamp.com/tag/folk-metal?tab ... =date&f=cd
Occult Rock: https://bandcamp.com/tag/occult-rock?ta ... =date&f=cd

Und was Du noch so alles interessant findest an Genres. :mrgreen: Da die CDs natürlich von den Labels oder Bands persönlich verschickt werden, kommen dann noch Porto-Kosten dazu, die besonders aus den USA recht hoch sind. Innerhalb Europa sind es meist so 7€. Aber da können ja die Bands nichts für.

Jetzt gibt es auch für Dich keine Ausrede mehr! :mrgreen:
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Oliver Naujoks
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von Oliver Naujoks »

Numfuddle hat geschrieben: 5. Okt 2020, 14:48 Bandcamp fängt bei weitem nicht das auf was durch das Musikstreaming an Einnahmen weggebrochen ist. Frag mal bei Künstlern nach die nicht in den Billboard Top 100 sind was Musicstreaming für die bedeutet. Ich kann garnicht genug betonen was für ein ausgesprochenes Desaster der Wegfall der Physical Media Sales und die Konzentration auf wenige Streaming Portale für die Musikbranche
Ich möchte hier mich dagegen aussprechen, die Streaming-Dienste zu "verteufeln". Als diese aufkamen, war das Kind schon in den Brunnen gefallen! Das Problem ist nicht fünf, sondern 20 Jahre alt. Das WWW war da, die Musikindustrie hat darauf so flexibel und zukunftsgewandt reagiert wie das Quelle-Versandhaus und eine ganze Generation damit weltweit heran gezogen und erzogen, die Musik nur noch als kostenlosen Download kennt. Das meine ich nicht als Vorwurf, das ist einfach eine kulturelle Paradigmen-Verschiebung. Darauf haben Spotify & co. reagiert und es ist doch schon ein Fortschritt, dass jetzt überhaupt Geld bei den Künstlern ankommt und nicht alles nur noch illegal runtergeladen wird. Will sagen: Die Misere vieler, vieler Musiker sind nicht die Streaming-Dienste, sondern dass da eine ganze Industrie das Internet verschlafen hat. Wenn man jetzt Streaming-Dienste deutlich verteuern oder verbieten würde, nur mal so gesponnen jetzt, fangen die Leute nicht plötzlich an, Alben zu kaufen. Den Geist bekommst Du nicht in die Flasche zurück. Glaube ich zumindest nicht.

Axel hat geschrieben: 5. Okt 2020, 16:45 1. Politisch durchzusetzen, dass Spotify und vor allem Google ordentlich Geld an die Verwertungsgesellschaften zurückgeben. Und nicht nur das Geld, sondern vor allem auch die Statistiken im Zusammenhang mit einem Song, das würde seitens der Verwertungsgesellschaften dann nämlich als Auszahlungsschlüssel verwendet werden. Dagegen sperrt sich Google extrem. Darum geht es auch in der EU-Urheberrechtsnovelle die nun von den Ländern umgesetzt werden muss. Weil: Reichweite sichert kein Einkommen! Besonders bei Google bzw. YouTube nicht. Da bekommen die Komponisten von Songs die mehrere hunderte Millionen Mal gespielt werden buchstäblich nur Krümel.

2. Das Bewusstsein zu stärken, dass Musik etwas wert ist. Dass die Menschen nachdenken und Alben wieder kaufen.
1. Ich glaube ja, dass nicht Spotify zu wenig Geld an Verwertungsgesellschaften und Label zahlen (gut, das vielleicht auch), sondern vor allem, dass Label und Verwertungsgesellschaften zu wenig davon an die Künstler weiterleiten. Und sehr, sehr hässlichen Fragen ausweichen wie dieser hier: Wenn der physische Handel und Marketing nicht mehr so die Rolle spielt, wofür wollen die dann noch so viel Geld haben?!
In diesem Zusammenhang wäre aber auch die Frage wichtig: Wenn deutlich mehr bei den Künstlern ankommen soll, wieviel wäre der Spotify-Durchschnittskunde denn im Monat bereit, dafür zu bezahlen? Ich empfinde mein Spotify-Abo als guten Deal. Ab welcher Abo-"Anpassung" wäre da denn meine Grenze persönlich finanziell im Monat? Ist ja nicht so, dass man nur ein Abo hat. Spannende Frage.
2. Du blendest da völlig die Generationen aus, wenn Du sagt "wieder kaufen". Es gibt kein "wieder kaufen". Du siehst gerade an den deutschen Alben-Charts: Alben in Segmenten, die die Alterskohorte 'Stinkmumie' ansprechen (Old School Metal und Rock, Schlager) wird immer noch gerne und viel gekauft. Musik, die jüngere Leute anspricht (das bin ich auch nicht mehr so ganz, seufz) - vergiss es. Die wollen keine physischen Alben. Ein Status Quo, Blind Guardian oder Amigos-Fan will immer noch seine CD im Regal; oder sogar Vinyl. Ein Apache 207-Fan nicht. Das änderst Du nicht mehr, aus denen machst Du keine Alben-Käufer. Glaube ich zumindest nicht.

Sorry für etwas viel OT.
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Liest: "The Crooked Hinge", John Dickson Carr // "Fourth Wing", Rebecca Yarros
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von Axel »

Oliver Naujoks hat geschrieben: 5. Okt 2020, 17:37 Wenn der physische Handel und Marketing nicht mehr so die Rolle spielt, wofür wollen die dann noch so viel Geld haben?!
Natürlich spielt Marketing ne Rolle. Mehr denn je! :mrgreen:
Und was denkst Du denn was für Berufsgruppen alles an einer Albumproduktion beteiligt sind? Da hätten wir ja nicht nur die Musiker. Da hast Du auch den Tontechniker für das Mastering. Dann hast Du denjenigen, der das Studio verwaltet. Dann hast Du häufig noch einen Produzenten, der die Aufnahmen leitet. Dann hast Du den Mediendesigner, der Cover und all das gestaltet. Dann hast Du den Fotografen der das Foto-Shooting macht und damit man auf den Fotos nicht scheiße aussieht, gibt es noch eine Maskenbildnerin.

Um mal einen durchschnittlichen Wert zu nennen: 15.000€. So viel kostet eine Albumproduktion im Durchschnitt mit Bandaufnahme im Studio, Mastering, Foto-Shooting und allem drum und dran. Manchmal mehr, manchmal weniger. Darin sind aber noch nicht die Kosten für eine CD oder Vinylproduktion enthalten. Auch noch nicht die Produktion von Merchandise wie T-Shirts. Die sind gerade für Touren immer noch wichtig, die Leute wollen was mitnehmen. Rechnest Du das alles noch dazu, sind wir schnell im Bereich zwischen 30.000-40.000€.

Kommen wir zum Marketing. Social Media ist beispielsweise enorm Zeitaufwendig. Da kannst Du ganze Manntage allein für die Pflege von Instagram, Facebook & Co draufgehen lassen. Das denkt man häufig garnicht, wie aufwendig das ist. Aber auch Videos sind nach wie vor wichtig, Stichwort YouTube. Ein Video soll was hermachen. Also brauchst Du eine gute Produktion mit Regie, Kammermänner, Cutter, Lichttechniker, Make Up Artists usw. die natürlich auch bezahlt werden wollen. Vielleicht muss man noch ne Location mieten oder was auch immer.

Gehen wir dann mal in die Labelarbeit: Hier haben wir heute Booking, PR, Medienarbeit und so weiter. In einem größeren Label hast Du mindestens rund 15 Vollzeitangestellte. Die wollen natürlich bezahlt werden. Auch das Durchführen eine Tour kostet richtig Geld! Fängt bei der Miete für Locations an, geht über die Bezahlung von Roadies sowie Licht- und Tontechnikern für jeden Auftritt und hört bei Hotelkosten, Verpflegung und Sprit noch lange nicht auf! Labels nehmen Dir als Musiker nach wie vor super viel Arbeit ab!

Das alles bekommt man allein mit Eintrittsgeldern nicht rein. Besonders nicht, wenn Du nicht im Mainstream bist. Hier leistet die GEMA tatsächlich eine enorm wichtige Arbeit! Ich weiß das von Singer/Songwritern die sehr viele kleine Konzerte spielen. So 100 und mehr im Jahr (von kleinen Wohnzimmerkonzerten über Clubs und Bars bis hin zu Hochzeiten). Da sichern die Einnahmen der GEMA durch die Konzerte das finanzielle Überleben und somit der Tätigkeit als Musiker. Es ist ein fieses Vorurteil, dass die GEMA finanziell nur die Großen unterstützt. Dafür habe ich in den letzten Jahren schlicht zu viele kleinere Musiker, Filmkomponisten u.ä. kennengelernt, die alle das Gegenteil glaubhaft machen können.

Was aber niemand aus gutem Grund machen wird: Offenlegung von Betriebsgeheimnissen. Es geht schlicht niemanden etwas an wie genau die Rechnung einer Tour oder einer Albumproduktion aussieht (außer natürlich man beantragt Musikförderung). Oder wie hoch die Ausschüttungen seitens der GEMA sind. Von einem Journalisten oder Autoren willst Du ja auch nicht seine Einkünfte von der VG Wort wissen oder wieviel er vom Verlag bekommt.
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Re: Runde #287: Microsoft kauft Bethesda

Beitrag von ZixZax »

Wieso wird der Gamepass Preis eigentlich immer mit einem 70/80€ Vollpreis verglichen?
Ich hab wahrscheinlich seit Witcher 3 nicht mehr für ein Spiel den Vollpreis gezahlt (und damals auch nur wegen der CE). Selbst ein Last of Us 2 oder Ghost of Tsushima gab es ein paar Wochen nach Release schon für um die 50€.
Ich finde den Vergleich relativ lächerlich. Ich denke viele werden wahrscheinlich sogar bei noch geringeren Preisen erst zugreifen.
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