COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

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DickHorner
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von DickHorner »

Terranigma hat geschrieben: 30. Okt 2020, 15:00 Fragt man sich natürlich, wofür man die Sitzordnung jede Stunde protokolliert und archiviert
Gibt doch ne feste Sitzordnung (oder nicht?), setz die doch einfach durch und spar Dir die Arbeit...
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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

DickHorner hat geschrieben: 30. Okt 2020, 21:28Gibt doch ne feste Sitzordnung (oder nicht?), setz die doch einfach durch und spar Dir die Arbeit...
Wird ja mittlerweile auch getan, bis vor den Herbstferien musste für jede Stunde derselbe Papierwisch eingereicht werden. Weil wegen darum. Sprach sich nunmehr auch rum, dass das ziemlich ... doof war. :D
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Voigt
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Voigt »

Feste vorgeschriebene Sitzordnung gab es bei uns seit der 5ten Klasse nichmehr, da hat man sich selber pro Raum Lieblingsplatz gesucht. Aber in Corona Zeiten kann man das denke schon einschränken und feste Sitzordnung bezüglich Nachbarn haben, egal welcher Raum.
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mart.n
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von mart.n »

Die Sache mit den Schulen ist halt etwas gelagert und ich bin froh, dass die Politik es diesmal verstanden hat. Als Eltern zweier kleinerer Kinder (5 und 8), wo beide Eltern arbeiten, gibt es keine Alternative zu offenen Schulen und Kitas. Es gibt ja keinen 4 wöchigen Sonderurlaub, nur weil man sein Kind betreuen muss. Oma/Opa fällt auch aus. Was soll man denn da machen? Kündigen?

Für Büroarbeiter gibt es ja oft die Möglichkeit des HO. Aber selbst das funktioniert nicht, wenn man mal voraussetzt, dass man wirklich im HO arbeitet. Denn gerade Grundschulkinder kriegen schon einen enormen Batzen Aufgaben mit nach Hause, die sie aber nicht selbstständig abarbeiten. Das kann man nicht von einer 8jäbrigen erwarten. Wenn man selber aber Vollzeit arbeitet, dann kann man nicht noch mehrere Stunden am Tag das Kind homeschoolen.

Es funktioniert einfach nicht. Grundschulen und Kitas müssen offen bleiben. Über weiterführende Schulen könnte man reden, da ist denke ich das selbstständige Arbeiten besser möglich.
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Leonard Zelig
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Leonard Zelig »

Frankreich lässt ja auch die Schulen offen, obwohl die aktuell ca. doppelt so viele Neuinfektionen wie Deutschland haben. Ich wäre dafür gewesen die Berufsschulen und weiterführende Schulen zu schließen. Man hätte ja feste Zweiergruppen bilden können, damit die Jugendlichen ohne schnelles Internet dann einfach einen Mitschüler besuchen, der für Online-Unterricht technisch gerüstet ist. Schade, dass man die Lehrer nicht im Sommer fortgebildet hat zum Thema.
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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

mart.n hat geschrieben: 1. Nov 2020, 07:36 Die Sache mit den Schulen ist halt etwas gelagert und ich bin froh, dass die Politik es diesmal verstanden hat. Als Eltern zweier kleinerer Kinder (5 und 8), wo beide Eltern arbeiten, gibt es keine Alternative zu offenen Schulen und Kitas. Es gibt ja keinen 4 wöchigen Sonderurlaub, nur weil man sein Kind betreuen muss. Oma/Opa fällt auch aus. Was soll man denn da machen? Kündigen?
Die Medien berichten heute, dass in Deutschland gerade 165 Schulen wegen Infektionen komplett geschlossen sind - die meisten in Bayern. Wie viele Klassenzüge und Schüler sich gerade in Quarantäne befinden dürfte vermutlich gerade niemand genau wissen. Das hat daher imho weniger etwas mit verstehen zu tun, man kann die Schulen aktuell noch offenhalten bzw. hofft es auch weiterhin zu können. Ob man das in drei Wochen auch noch kann werden wir sehen. Das man das in den Schulen aber mit sturen Business as usual versucht lässt mich daran zweifeln. Hier müsste man längst reagieren, Klassenteilungen, ältere Jahrgänge zumindest teilweise ins Homeschooling schicken, etc., etc.

Der aktuelle "Lockdown-light" trifft nämlich mit dem Zweck die allgemeine Kontaktzahlen der Bevölkerung runterzudrücken primär die Freizeitbranche - selbst wenn die selbst, wie Kinos und Theater, teils alles andere als Infektionsherde oder -treiber sind. Wenn das nicht klappt weil man sich nun z.B. verstärkt privat trifft wird im Dezember zu schauen sein was dann notwendig ist. Bis dahin zitiere ich mich mal selbst:
Rince81 hat geschrieben: 15. Okt 2020, 19:19 Die ganzen Ge- und Verbote aus der Politik sind ja nur nötig, weil Otto Bundesbürger anscheinend nicht in der Lage ist, sich auch nur ein Jota einzuschränken wenn ihm nicht explizit die entsprechenden Aktivitäten verboten werden...
Leider scheint sich das zu bewahrheiten.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Rince81 hat geschrieben: 1. Nov 2020, 11:00
Rince81 hat geschrieben: 15. Okt 2020, 19:19 Die ganzen Ge- und Verbote aus der Politik sind ja nur nötig, weil Otto Bundesbürger anscheinend nicht in der Lage ist, sich auch nur ein Jota einzuschränken wenn ihm nicht explizit die entsprechenden Aktivitäten verboten werden...
Leider scheint sich das zu bewahrheiten.
Es ist bei allem Frust auch zu fragen, ob das auch ein Problem der Vorgehensweise ist. Wenn man den Leuten zuletzt immer wieder untererklärte Maßnahmen vorsetzt, denken sie vermutlich weniger mit und fangen eher an, das Gesetz auf den Buchstaben genau anzuwenden - und zu exploiten. Siehe: "Neue Maßnahmen gelten ab Montag, also jetzt nochmal schnell richtig auf den Putz hauen".

Ich sag nicht, dass man es nicht besser wissen könnte und sollte, aber das kennt man ja sogar als Vorgesetzter von Teams: Wenn man einfach nur Vorgaben macht, ohne zu vermitteln und ohne auf den Einzelnen einzugehen, dann macht das Team irgendwann eben nur genau Dienst nach Vorschrift.

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Rince81
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Andre Peschke hat geschrieben: 1. Nov 2020, 12:31 Es ist bei allem Frust auch zu fragen, ob das auch ein Problem der Vorgehensweise ist. Wenn man den Leuten zuletzt immer wieder untererklärte Maßnahmen vorsetzt, denken sie vermutlich weniger mit und fangen eher an, das Gesetz auf den Buchstaben genau anzuwenden - und zu exploiten. Siehe: "Neue Maßnahmen gelten ab Montag, also jetzt nochmal schnell richtig auf den Putz hauen".
Nur wie will man auf 80 Millionen Bundesbürger einzeln zugehen und ihnen diese Massnahmen verkaufen - außer mit den hinlänglich bekannten Tatsachen? Weltweite Pandemie, Virus gerade für Ältere und Risikogruppen gefährlich und bei exponentiellem Anstieg droht eine Überlastung des Gesundheitssystems. Das wird nun seit spätestens März gebetsmühlenmäßig wiederholt und gilt nach wie vor. Hauptproblem scheint mir zu sein, dass man selbst in der Politik den Warnungen eines Drosten oder Lauterbach in den letzten Monaten nicht mehr so recht geglaubt hat, frei nach dem Motto was wissen ein Virologe und ein Epidemiologie schon, läuft doch alles wunderbar...
Dann sind unsere Medien auch alles andere als hilfreich, mir will nicht in den Kopf warum man meint einem Sucharit Bhakdi regelmäßig eine Plattform bieten zu müssen und das als zumindest gleichwertig zu dem zu behandeln was echte Experten zu sagen haben...
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Ironic Maiden
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Ironic Maiden »

Leonard Zelig hat geschrieben: 1. Nov 2020, 09:24 Frankreich lässt ja auch die Schulen offen, obwohl die aktuell ca. doppelt so viele Neuinfektionen wie Deutschland haben. Ich wäre dafür gewesen die Berufsschulen und weiterführende Schulen zu schließen. Man hätte ja feste Zweiergruppen bilden können, damit die Jugendlichen ohne schnelles Internet dann einfach einen Mitschüler besuchen, der für Online-Unterricht technisch gerüstet ist. Schade, dass man die Lehrer nicht im Sommer fortgebildet hat zum Thema.
Als Lehrerin nehme ich meine Kolleg*innen ja meistens in Schutz, aber dieses Argument mit den fehlenden Fortbildungen zum Online-Unterricht ist meiner Meinung nach oft vorgeschoben und ein Synonym für "da habe ich keine Lust drauf". Es ist nicht besonders schwer, Unterricht in Form einer Videokonferenz oder ähnlichen zu machen. Natürlich nicht von Anfang an brilliant und man reizt nicht unbedingt alle Möglichkeiten aus, manches klappt wahrscheinlich auch nicht wie geplant uw. Aber zumindest eine grundlegende Lernbetreuung und-begleitung der Schüler*innen kann man auch mit Minimalerfahrung leisten, und selbst das bekommen viele Kolleg*innen nicht hin. Ich bin auch kein technikaffiner Mensch, meine Erfahrung mit Videokonferenzen bestand vor meiner ersten Online-Stunde aus ein paar Pen&Paper-Sitzungen über Skype und einer kurzen, vielleicht 10minütigen Einführung in das Programm, die ein anderer Lehrer online angeboten hat. Und trotzdem funktioniert es irgendwie. Klar wäre es besser, wenn dann auch noch entsprechende Fortbildungen dazu kommen, aber ich sehe bei vielen Kolleg*innen die Haltung, dass sie garnichts machen, bevor es nicht eine mehrstündige Veranstaltung dazu gab. Und das bei Leuten, die jeden Tag von ihren Schüler*innen verlangen, sich neuen Stoff anzueignen.
Andre Peschke hat geschrieben: 1. Nov 2020, 12:31
Es ist bei allem Frust auch zu fragen, ob das auch ein Problem der Vorgehensweise ist. Wenn man den Leuten zuletzt immer wieder untererklärte Maßnahmen vorsetzt, denken sie vermutlich weniger mit und fangen eher an, das Gesetz auf den Buchstaben genau anzuwenden - und zu exploiten. Siehe: "Neue Maßnahmen gelten ab Montag, also jetzt nochmal schnell richtig auf den Putz hauen".

Ich sag nicht, dass man es nicht besser wissen könnte und sollte, aber das kennt man ja sogar als Vorgesetzter von Teams: Wenn man einfach nur Vorgaben macht, ohne zu vermitteln und ohne auf den Einzelnen einzugehen, dann macht das Team irgendwann eben nur genau Dienst nach Vorschrift.

Andre
Ich denke, dass ein Problem dabei auch ist, dass momentan ein grundlegender Mechanismus unseres Gesellschaftssystems ausgesetzt ist. Im Grunde gilt ja der Deal: Mach einen Job, den du vielleicht nicht toll findest und der dich nicht erfüllt, aber im Gegenzug für den Verkauf deiner Arbeitskraft und Lebenszeit kannst du dir dann in deiner Freizeit schöne Sachen als Ausgleich kaufen, z.B. einen schönen Urlaub, ein Essen im Restaurant, eine Nacht in einem Club usw. Durch die Beschränkungen fallen nun viele dieser Sachen weg, und die Belastungen bei der Arbeit steigen. Ich finde es nicht verwunderlich, dass viele Leute diesen Zustand nur schwer ertragen. Selbst wenn man bewusst weiß, welchen Sinn die Maßnahmen haben, ist es trotzdem unangenehm.
In Wirklichkeit bin ich Janna und podcaste hier ab und zu. Und in echt bin ich auch nicht so grün und flauschig wie auf dem Profilbild. Man kann mich auch auf Bluesky finden.
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Rince81 »

Dober hat geschrieben: 1. Nov 2020, 14:34
Rince81 hat geschrieben: 1. Nov 2020, 11:00 Die Medien berichten heute, dass in Deutschland gerade 165 Schulen wegen Infektionen komplett geschlossen sind - die meisten in Bayern.
Das ist zumindest für Bayern keine große Verwunderung. Die haben nämlich gerade Herbstferien. :ugly:
:lol: Das dürfte dann aber die vergangene Schulwoche betroffen haben, da waren noch keine...
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Ironic Maiden hat geschrieben: 1. Nov 2020, 13:51Ich denke, dass ein Problem dabei auch ist, dass momentan ein grundlegender Mechanismus unseres Gesellschaftssystems ausgesetzt ist. Im Grunde gilt ja der Deal: Mach einen Job, den du vielleicht nicht toll findest und der dich nicht erfüllt, aber im Gegenzug für den Verkauf deiner Arbeitskraft und Lebenszeit kannst du dir dann in deiner Freizeit schöne Sachen als Ausgleich kaufen, z.B. einen schönen Urlaub, ein Essen im Restaurant, eine Nacht in einem Club usw. Durch die Beschränkungen fallen nun viele dieser Sachen weg, und die Belastungen bei der Arbeit steigen. Ich finde es nicht verwunderlich, dass viele Leute diesen Zustand nur schwer ertragen. Selbst wenn man bewusst weiß, welchen Sinn die Maßnahmen haben, ist es trotzdem unangenehm.
Interessanter, kluger Gedanke. Ich weiß nicht, wie weit verbreitet das noch ist - ich hab das ein Leben lang abgelehnt, 1/3 meiner fitten Jahre mit einem Job zu vergeuden, der mich nicht erfüllt. Aber das ist natürlich auch Privileg, das geschafft zu haben.

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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Wenn man außer einer "Pflichtarbeit" derzeit nichts hat als Ausgleich, ich verstehe schon, dass es hart ist. Mich hat die Tage auch eine ehemalige Teilnehmerin aus einem meiner Kurse angeschrieben, die nun in eine völlig fremde Stadt für ihr Studium gezogen ist. Sie sitzt nun seit allerlei Zeit alleine in einer ihr unbekannten Stadt, alle Veranstaltungen finden ausschließlich online statt und sie hat bisher noch keine andere Studenten kennengelernt oder die Gelegenheit dazu gehabt. Sie ist wohl schon sehr einsam. Bei den Referendaren an meiner Schule ist's derzeit ähnlich: die für die Ausbildung hierher gezogen und außer ihrer Arbeit haben sie unter der Woche derzeit nichts, und verbringen den Rest des Tages alleine in ihrer kleinen Wohnung.

Ich mag mir gut vorstellen, dass das sehr an die Nerven geht. Würde ich den Großteil des Tages alleine ohne rechten menschlichen Kontakt verbringen müssen ... das ist schon nicht leicht. Ich bin an sich recht genügsam, merke aber auch, dass die Situation belastend ist und der Ausgleich fehlt. Dazu nun noch die nicht nur kalte, sondern vor allem auch dunkle Jahreszeit. Das kann und wird unter Garantie viele depressiv machen. Ändert nichts daran, dass ich die Maßnahmen für vernünftig und angemessen halte, aber dass es je nach Lebenslage sehr belastend ist, das muss man schon anerkennen.
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schneeland
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von schneeland »

Ich sag' mal: auch in einem Job, den man generell mag, ist dieses Jahr schon eher anstrengend (ich hänge halt jetzt teilweise 6-7 Stunden pro Tag am Telefon für Besprechungen, die ich früher zumindest teilweise auch vor Ort gemacht hätte - und ohne mitgerechnet zu haben, würde ich behaupten, dass dieses Jahr im Schnitt mehr Stunden als 2019 gearbeitet habe). Ändert aber nichts daran, dass es halt grundsätzlich Sinn ergibt, vorsichtig zu sein und Kontakte zu minimieren.

Was vielleicht dazu kommt:
1) Vermutlich schlägt die Krise bei vielen jetzt nochmal richtig wirtschaftlich durch (wer Reserven hatte, wird sie wohl im Frühjahr aufgebraucht haben).
2) Manche Maßnahmen sind in sich schon etwas widersprüchlich.
3) Irgendwie vermisse ich eine bessere politische Vorbereitung auf diese m.E. vollkommen absehbare Situation

Aber am Ende zeigen andere Länder: schlimmer geht immer. Insofern bin ich trotz allem ganz froh, in Deutschland zu leben, und nicht in Frankreich, Spanien oder gar den USA.
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Dennis Diel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Dennis Diel »

Sehr kluger Gedanke. Es ist ja grundsätzlich ein enormer Unterschied, ob man einen Job ausübt, der einen ausfüllt oder ob man einem Beruf nachgeht, der einen erfüllt. Letzterer dürfte in unserer Gesellschaft seltener der Fall sein. Aber beide Gruppen leiden natürlich unter den Einschränkungen. Die eine Gruppe, weil der Stress des Jobs noch da ist, der Ausgleich aber nicht und Gruppe zwei, weil der Lebensinhalt fehlt, der mit eigenem Schweiß und unter Tränen aufgebaut wurde. Es ist einfach bitter und mir macht, unter uns, die Richtung, in die sich die Gesellschaft entwickeln könnte, Angst. Große, große Angst.

Ich will ein Happy End.
Dennis Diel
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Dennis Diel »

Wie geht ihr mit der psychischen Belastung der Situation um? Ich bin ehrlich: mir fällt das sehr schwer, optimistisch zu sein. Ich habe auch wieder vermehrt Ängste, vor allem um die Gesundheit meiner Liebsten, aber auch vor (früher sehr abstrakten und heute sehr realen) Horrorszenarien wie das Alleinsein im Krankenhaus, krank und ohne jemandes Hand, die die eigene hält. Oder davor, dass meine Frau ins Krankenhaus muss und ich das hilflos mit ansehen muss, aber nicht eingreifen kann.

Ich muss dazu schreiben, dass mein Vater im November 2019 bis kurz vor Weihnachten im Krankenhaus lag. Mit Wasser in den Lungen, mit Schlaganfall und Herzproblemen. Ein mit ihm ungelöster Konflikt meiner Kindheit / Jugend hat zu jener Zeit bei mir extreme Ängste getriggert. Um ihn, aber auch um mich. Man könnte es fast als hypochondrische Episode bezeichnen, die mich da zum Jahresende ereilte und von der ich Anfang 2020 dachte, sie überwunden zu haben. Well... and then came covid 😷

Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Dennis Diel hat geschrieben: 1. Nov 2020, 17:54 Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
Ich finde es beruhigend, wenn man sich mal die konkreten Zahlen für die eigene Region anschaut und sich vergegenwärtigt, wie die Chancen wirklich aussehen. Beispiel München:

"In München wurden für Samstag, 31. Oktober, 108 neue Corona-Fälle gemeldet. Insgesamt sind in der Landeshauptstadt bislang 17.165 Infektionen bestätigt. In dieser Zahl enthalten sind 13.335 Personen" (lt. muenchen.de)

Bedeutet, es gibt nur 3830 aktive Fälle (die bekannt sind). Bei deutlich über 1 Mio Einwohnern... die Chance einem Infizierten zu begegnen, ist immer noch sehr, sehr niedrig. Dann muss die Begegnung auch noch unter den entsprechenden Umständen stattfinden (sowas wie Nahverkehr, was man zusätzlich ja vermeiden kann) und lange genug dauern. Generell ist eigene Umsicht dann ja auch beruhigend im Sinne eines "wo soll das mir überhaupt passiert sein?".

Und DANN kannst du ja noch dazurechnen, dass ein schwerer Verlauf grundsätzlich erstmal selten ist.

Ich finde, wenn man sich da vergegenwärtigt, wie die Wahrscheinlichkeiten derzeit noch aussehen, selbst mit Dunkelziffer eingerechnet, dann entspannt das die Wahrnehmung der Gefährdung.

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Terranigma
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Terranigma »

Dennis Diel hat geschrieben: 1. Nov 2020, 17:54Wie geht ihr mit negativen Gedanken und Ängsten um?
Statistik. Um meine eigene Gesundheit habe ich keinerlei Angst.

Die Wahrscheinlich im Alltag - z.B. beim Einkauf, auf der Straße - überhaupt einem Infizierten zu begegnen, ist weiterhin vergleichsweise gering. Dann ist in diesen Szenarien auch die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung gering. Und dann ist ebenso ein schwerer Kranksheitsverlauf - sofern man keine Vorerkrankungen, o.Ä. hat - vergleichsweise gering. Meine eigene Gesundheit sorgt mich daher wenig. Anders ist's bei den Angehörigen, etwa meinen Eltern. Die habe ich persönlich allerdings auch seit langer Zeit nicht mehr gesehen und werde Weihnachten voraussichtlich auch nicht mit ihnen verbringen.


Die äußeren Umstände allerdings zusammen mit der dunkleren Jahreszeit, die schlagen mir da eher auf die Stimmung. Was mir derzeit dagegen hilft: ein Beruf, der mir Freude bereitet. Entspannen in der Badewanne. Tee. Federweißer. Meine Katzen. Kontakt zu Freunden via Teamspeak, Discord und Co. Unsere Pen&Paper-Runde findet nun eben online statt, nicht mehr face-to-face. Ist nicht dasselbe, aber auch menschliches Miteinander. Ansonsten die Gewissheit, dass auch diese Pandemie - wie jede zuvor - früher oder später vorbei sein wird. Es ist wie's ist. Sorgen mache ich mir eher um die Folgewirkungen der Pandemie, u.a. im Bereich der Gesellschaft. Ähnlich wie in der Frage bzgl. des Umgangs mit der Flüchtlingskrise 2015 polarisiert sich die Gesellschaft derzeit erneut und es tun sich unversöhnliche Gräben auf. Die Stimmung kommt mir recht angespannt vor, wobei ich diesmal froh bin, dass bisher keine extremistische Partei daraus Profit schlagen kann. Ich hoffe, das bleibt so.
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Wudan
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Wudan »

Ich muss zugeben, meine negativen Gedanken und Ängste drehen sich weniger um das Virus selbst. Da halte ich es ähnlich wie Andre. Ich verdeutliche mir die Zahlen und deren Verhältnis zueinander, und denk mir selbst wenn ich mir das einfange.. ach ich hab schon schlimmeres überlebt. Um meine Mutter würde ich mir eher Sorgen machen, aber die ist zum Glück sehr vorsichtig.

Nein, meine Ängste drehen sich eher um die Leute als um das Virus. Die Stimmung da draussen wird langsam echt gruselig. So viele Leute scheinen sich zu radikalisieren, es gibt immer mehr Komplettverweigerer, Mobs von Maskengegnern die Leute mit Maske laut anpöbeln, Polizei wird nicht mehr respektiert, es wird mit Flaschen und Steinen geworfen etc.

Kostprobe? https://twitter.com/Astraketee/status/1 ... 8900442114

Die Fronten verhärten sich zusehends. Leute beleidigen und beschimpfen andere Leute. Manche werden aggressiv, andere werden zu Denunzianten. Menschen die jahrelang gute Nachbarn waren stehen sich plötzlich feindlich gegenüber weil sie die Pandemie oder die Maßnahmen der Regierung betreffend geteilter Meinung sind. Und die sozialen Medien treiben diese Spaltung noch weiter voran.

Das sind die Sachen die mich eher Ängstigen, und auf die ich weitgehend mit Rückzug reagiere.
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Andre Peschke
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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Andre Peschke »

Wudan hat geschrieben: 1. Nov 2020, 19:03 Die Fronten verhärten sich zusehends. Leute beleidigen und beschimpfen andere Leute. Manche werden aggressiv, andere werden zu Denunzianten. Menschen die jahrelang gute Nachbarn waren stehen sich plötzlich feindlich gegenüber weil sie die Pandemie oder die Maßnahmen der Regierung betreffend geteilter Meinung sind. Und die sozialen Medien treiben diese Spaltung noch weiter voran.

Das sind die Sachen die mich eher Ängstigen, und auf die ich weitgehend mit Rückzug reagiere.
Auch da sind aber die Statistiken eigentlich ganz beruhigend. Das Bundesinstitut für Risikoabwägung macht ja regelmäßig seinen Corona-Monitor und da sind die Zustimmungswerte zu sowas wie Maskenpflicht zwar am sinken, aber immer noch bei 92%. Eine tiefe Spaltung wird da IMO nicht so sehr sichtbar. Aber die steigende Unsicherheit schon (was natürlich den Diskurs aufheizt und somit zwar immer noch nur kleine Minderheiten mit den zentralen Bausteinen der Maßnahmen ein Problem haben, aber der Tonfall wird schärfer): https://www.bfr.bund.de/cm/343/201027-b ... onitor.pdf

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Re: COVID-19 - Anatomie einer Pandemie

Beitrag von Dennis Diel »

Im Zuge dessen (und weil es mir am Herzen liegt) ein von Herzen kommendes „Danke!“ an André, Jochen, Sebastian - dafür, dass ihr für mich in diesen schweren Zeiten eine willkommene Abwechslung seid. Ich bin eigentlich kein ängstlicher Mensch, aber die Pandemie macht mir zu schaffen. Die tägliche Dosis eurer ansteckenden guten Laune, eurer ehrlichen Art und dass man euch anhört, wie es euch geht, ist meine Ruheoase geworden. Macht bloß weiter und bleibt so.
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