En Detail: Witcher 3

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HerrReineke
Archduke of Banhammer
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von HerrReineke »

Tja, da muss wohl mal jemandem dem Fabian Döhla auf Twitter schreiben, um das zu klären :ugly:

Die Folge selbst fand ich sehr schön. Gerade weil die meisten anderen Referenzen auf diese Quest wirklich eher ein pauschales Lob sind, fand ich die detailiertere Besprechung sehr angenehm und auch für mich selbst an einigen Punkten aufschlussreich :)
Quis leget haec?
Ingmar1981
Beiträge: 122
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Ingmar1981 »

Eine bärenstarke Folge, an der ich große Freude hatte! Da es einige Jahre her ist, dass ich die Quest-Reihe gespielt habe, hätte ich nur noch vage beschreiben können, wie die eine Sub-Quest mit der anderen verknüpft ist oder was mich im Detail allles beeindruckt hat. Nach dieser detaillierten Auseinandersetzung hätte ich große Lust, die Quests um den blutigen Baron demnächst noch mal zu spielen.

Wenn Wolfgang irgendwann (wie in der Folge angedeutet) The Last of Us 2 nachholt, würden mich seine Einschätzungen sehr interessieren. Vielleicht lässt sich das in einer zukünftigen Folge aufgreifen? ;)
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kristheb
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Registriert: 7. Aug 2020, 16:47

Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von kristheb »

Eine Quest die mich zum laut lachen gebracht hat war die in Kingdom Delivernace mit dem Pfarrer. Fing gut an, wurde dann immer abstruser und endet mit einer wirklich denkwuerdigen Predigt.
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lolaldanee
Beiträge: 2093
Registriert: 2. Jun 2016, 14:05

Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von lolaldanee »

Wolfgang, hast du eigentlich Planescape Torment gespielt?

Da du gefragt hast: Eine Sache würde mir einfallen, die auf einem derartigem erzählerishem Niveau agiert, dass ich sie der Geschichte wegen nur in den allerhöchsten Tönen loben kann. Das währen die letzen 2/3 von Mask of the Betrayer, dem 1. Addon zu Neverwinter Nights 2.

Das besondere ist, dass man im Spiel die fundamentalen Regeln der Welt von DnD selbst zum Feind hat. Die Kernfrage des Spiels ist, ob der Glaube an sich einen Wert hat (da in DnD Atheisten grundsätzlich IMMER verdammt sind).
Je weiter das Spiel selbst fortschreitet, desto mehr WILL man sein Ziel erreichen, bis man ganz am Ende sogar glaubt, dass man es wirklich erreichen kann, obwohl man natürlich innerlich weiß, dass es hoffnunglos ist. Aber man kann in dem Moment als SPIELER nicht mehr anders als das jetzt bis zum unausweichlichen Ende durchziehen. Das Spiel ist derart voll von Characteren, die von ihrem eigenen Schicksal und ihren inneren Dämonen vor sich her getrieben werden, das geht auf keine Kuhhaut. Und das überträgt sich derart gut auf den Spieler, sowas hab ich seitdem nicht mehr gesehen.

Es gibt neben dem angesprochenen Torment wohl auch kein anderes Rollenspiel in dem die Begleiter SO extrem gut in die Haupthandlung eingebunden sind. Jeder einzelne Begleiter ist fantastisch, und sein Schicksal auf untrennbare Weise mit dem Hauptcharacter verbunden. Der eigene Character wiederum hat keine andere Wahl als vom Schicksal getrieben in den Fußstapfen eines Mannes zu wandeln, der vor ihm schon diesen schier unmöglichen Weg gegangen ist.
Leider muss man das ganze Spiel spielen um zu verstehen, warum das alles so großartig ist, aber wenn im letzten Kapitel alles kulminiert, dann kommen einem die Geschichten und Einflussmöglichkeiten in anderen Spielen nur noch wie ein trauriger Abklatsch vor.

George Ziets, der primäre Autor des Spiels hat in einem Blog sogar geschrieben, dass er denkt, dass es ein großer Vorteil war, das er als ein einzelner Autor sowohl die Hauptstory als auch alle wichtigen Dialoge geschrieben hat. Sehr lesenswerte Retrospektive eines Autors auf sein Magnus Opus im generellen:
https://gziets.tumblr.com/post/16915797 ... n-the-mask

DIESE Stellen find ich besonders amüsant und bemerkenswert:
Also, because Mask was expected to be a simple hack-and-slasher, the publisher paid little attention to what we were doing. Effectively, we operated under most people’s radar. This was great because we were able to pursue a vision that was shared among the team and didn’t suffer from interference from outside.
Everybody on the team knew the vision, it never changed (apart from minor improvements along the way), and our schedule played out as expected.
We were able to focus on quests and narrative… not new game systems.
Es ist genau DAS, was man dem Spiel so krass anmerkt, die gemeinsame Vision die ALLES im Spiel durchzieht, da ist NICHTS drin, was nicht der Narrative dient. Lustigerweise das genaue Gegenteil vom Hauptspiel. Genau wie bei Planescape, das Spiel wurde so gut geschrieben, weil es keiner bemerkt hatte was für eine tiefgreifende Erzählung da entsteht. Da hatte ausnahmsweise ein Narrative Designer (der auch noch richtig was auf dem Kasten hat!) die Zeit und die Freiheit fast alles zu schreiben was er wollte.

Hier noch ein schönes Zitat aus disem ebenfalls extrem hörenswerten Interview:
https://www.youtube.com/watch?v=Sm32Gpkww8o
Every quest in that game, I was adamant, had to support the main narrative, or support characters who where critical to the main narrative. [...] We cut everything that was not critical to tell that story. We don't have filler quests. Every Sidequest in there is somehow involved in telling that central Story.
Sowas sagen viele Writer, aber in Mask of the Betrayer stimmt es! Für mich ist es eines der großen Meisterwerke der Kunstgeschichte, nichts weniger. Ganz ehrlich, ich würde es am ehesten mit der Illias vergleichen. Ein klassisches Epos, der Kampf der Menschen gegen ihre eigenen inneren Dämonen und externalisierte Götter, für die die Menschen nur ein Spielball sind. Mask ist im besten möglichen Sinne klassisch episch!

Alpha Protocol und Pillars of Eternity haben mich auch weggeblasen, in beiden Fällen war es aber eher erst ganz am Ende.

Witcher 3 hab ich nie gespielt, mich hat die Serie am Anfang des ersten Teils schon 2 mal verloren, einentlich mag ich den Stil, aber irgendwie reizt es mich einfach nicht genug.
dadadave
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Registriert: 14. Apr 2018, 13:50

Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von dadadave »

Das erinnert mich daran, das ich Mask of the Betrayer irgendwann noch nachholen möchte, danke für den Reminder!
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lolaldanee
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von lolaldanee »

dadadave hat geschrieben: 9. Aug 2020, 14:23 Das erinnert mich daran, das ich Mask of the Betrayer irgendwann noch nachholen möchte, danke für den Reminder!
nicht irgendwann, JETZT ist der richtige Zeipunkt :) ich gebe dir ein persönliches Versprechen, dass du es nicht bereuen wirst :lol:
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Alienloeffel
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Alienloeffel »

lolaldanee hat geschrieben: 8. Aug 2020, 23:28
Witcher 3 hab ich nie gespielt, mich hat die Serie am Anfang des ersten Teils schon 2 mal verloren, einentlich mag ich den Stil, aber irgendwie reizt es mich einfach nicht genug.
Das halte ich für einen Fehler, denn insbesondere der erste Teil ist so hemdsärmelig verglichen mit 2 und vor allem 3. Das sind wirklich andere Welten. Gib dem dritten mal ne Chance ;-)
lnhh
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von lnhh »

Eigentlich eine gute Folge, aber jedes Mal wenn Wolfgang spricht, ertoent ein hohes Hintergrundfiepen plus Rauschen. Sehr nervig auf besseren Boxen / Kopfhörern.

Aufm iPhone ists bei mir auch noch deutlich klarer rauszuhoeren, als am Rechner. Interessant. Vllt Micboost aufgedreht?
Fuck Tapatalk
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bluttrinker13
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Registriert: 4. Jun 2016, 22:44

Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von bluttrinker13 »

Chapeau! Ganz tolle Folge.

Mich hat die Quest damals auch geplättet, aber ich habe die Gründe dafür nie in dieser Tiefe reflektiert. Und jetzt liegen sie dann doch explizit vor mir. So muss En Detail sein!

Von daher: gerne mehr in der Art, vor allem mit Wolfgang, wo ein Spielbestandteil, und nicht nur ein Einstieg, minutiös analysiert wird.

Und, ich wünsche mir auch das Wolfgang irgendwann mal TLOU 2 analyisiert bzw. seine Meinung dazu auch im Podcast teilt. Die Querbezüge hier fand ich schon ne spannende Vorlage.
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Flo
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Registriert: 5. Jun 2016, 11:57
Wohnort: Leipzig

Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Flo »

Es gibt ein imho fantastisches kleines Videoessay über abusive relationships als narratives Framework am Beispiel 'The Walking Dead 1 & 2'.

Ich würde es ja am liebsten für hier zusammenfassen, aber das würde mich vermutlich zwei Stunden kosten, die ich mir gerade nicht leisten kann.

title: We Don't Talk About Kenny: Telltale's Walking Dead Season 2
von: Innuendo Studios
länge: 23 min
link: https://youtu.be/vGl12Sv9SNs
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Tengri Lethos
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Tengri Lethos »

Ich möchte mich sehr bei André und Wolfgang für die Folge bedanken, es hat quasi mein Verständnis der Erzählung um eine komplette Ebene bereichert.
Woran ich mich immer bei der Quest gestört habe, war das Gefühl der vergangenen Zeit. Treffe ich den Baron, denke ich, dass dieses Verschwinden seiner Familie eigentlich nicht so lange her sein kann (da sind ja noch Spuren). Also wenige Tage. Gehe ich der Quest dann stetig nach treffe ich nach dem Zeitgefühl, dass mir die Spielwelt vermittelt auch nach wenigen Tagen auf die Tochter, die sich dem Orden der ewigen Flamme angeschlossen hat...diese ganze Entwicklung hätte aber nach meinem Gefühl Monate, mindestens aber Wochen dauern müssen. Das Gefühl habe ich bei Open World Spielen ohnehin öfter, ich warte immer noch auf schlaue Ideen wie man im Spiel vergangene Zeit für Spielende stärker deutlich macht. Ging mir auch schon bei Ghost of Tsushima so...
Gibt es für Spiele eigentlich äquivalente Begriffe zu Erzählzeit und erzählte Zeit?
meieiro
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von meieiro »

Tengri Lethos hat geschrieben: 28. Nov 2020, 15:39 Ich möchte mich sehr bei André und Wolfgang für die Folge bedanken, es hat quasi mein Verständnis der Erzählung um eine komplette Ebene bereichert.
Woran ich mich immer bei der Quest gestört habe, war das Gefühl der vergangenen Zeit. Treffe ich den Baron, denke ich, dass dieses Verschwinden seiner Familie eigentlich nicht so lange her sein kann (da sind ja noch Spuren). Also wenige Tage. Gehe ich der Quest dann stetig nach treffe ich nach dem Zeitgefühl, dass mir die Spielwelt vermittelt auch nach wenigen Tagen auf die Tochter, die sich dem Orden der ewigen Flamme angeschlossen hat...diese ganze Entwicklung hätte aber nach meinem Gefühl Monate, mindestens aber Wochen dauern müssen. Das Gefühl habe ich bei Open World Spielen ohnehin öfter, ich warte immer noch auf schlaue Ideen wie man im Spiel vergangene Zeit für Spielende stärker deutlich macht. Ging mir auch schon bei Ghost of Tsushima so...
Gibt es für Spiele eigentlich äquivalente Begriffe zu Erzählzeit und erzählte Zeit?
Das ist meiner Meinung nach eines der großen Probleme von OpenWorlds. Es ist im Prinzip ja nicht möglich, das Vergehen von Zeit in einer OpenWorld darzu stellen. Zumindest nicht, solange ich an der Vorgabe festhalte, dass der Spieler jede Quest zu jeder Zeit machen können muss.
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Tengri Lethos
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Tengri Lethos »

meieiro hat geschrieben: 30. Nov 2020, 18:00
Das ist meiner Meinung nach eines der großen Probleme von OpenWorlds. Es ist im Prinzip ja nicht möglich, das Vergehen von Zeit in einer OpenWorld darzu stellen. Zumindest nicht, solange ich an der Vorgabe festhalte, dass der Spieler jede Quest zu jeder Zeit machen können muss.
Leider scheint es so bzw. der Aufwand, der da zu treiben wäre und natürlich die Gefahr, Spieler*innen zu verprellen ist enorm. Wobei es soetwas ja früher schon gab (ich meine in Elder Scrolls Spielen musste man ingame manche Sachen abwarten...aber kann sein, dass die Erinnerung mich da trügt.)...
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Wudan
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Re: En Detail: Witcher 3

Beitrag von Wudan »

Ich hab Witcher 3 ja auch erst dieses Jahr endlich nachgeholt. Ich hatte vorher natürlich schon oft von der berühmten Blutiger Baron-Questreihe gehört und war dementsprechend gespannt. Im nachhinein muss ich sagen das ich die Questreihe auch für etwas überhyped halte.

Zweifelsohne ist es eine gute und interessante Questreihe. Aber auch nach diesem Cast dazu muss ich sagen das ich so überwältigt davon jetzt auch nicht bin. Ich verstehe schon was diese Quest zu machen versucht - nur hat das leider bei mir nicht wirklich funktioniert. Die Geschichte versucht das Verhalten des Barons zu relativieren, den Baron "menschlich" zu machen und zu erreichen das man seine Missetaten zumindest nachvollziehen kann und ggf. verzeihen kann. Und da muss ich sagen: Nope Herr Baron. Du bist immernoch ein Arsch und das alles hier ist deine Schuld. Nichts was diese Quest mir erzählt hat hat an diesem Eindruck etwas geändert. Insofern ist mir der Baron fast ein wenig zu gut davon gekommen.

Ja, die Geschichte erzählt ein wenig warum dieser Mann so wurde wie er ist. Und seine Reue um seine Frau und Kinder wirkt auch echt. Dennoch ist der Baron für mich weiiiit entfernt davon irgendwie geläutert oder gar entschuldigt aus dieser Geschichte rauszugehen. Ja, seine Frau hat ihn betrogen. Das ist natürlich nicht so schön. Aber dann hat er halt ihren Liebhaber ermordet, und das auf ziemlich brutale Art und Weise wenn ich das richtig in Erinnerung hab. Und ab diesem Punkt war der Baron halt ein Mörder für mich. Und nichts was danach in der Questreihe passiert ist, hat an diesem Eindruck etwas geändert. Ich hab schon gemerkt wie die Quest versucht in mir ein "och so böse ist er ja gar nicht, eigentlich hat er ja sein Herz am rechten Fleck" - Gefühl hervorzurufen. Hat bei mir aber nicht funktioniert. Und seine ganzen anderen Missetaten inklusive Gewaltregime ändern sich dadurch auch nicht. Vielleicht bin ich zu unforgiving :D
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